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Wo lohnt sich Camping in Europa am meisten?

Wo ist Camping in Europa am günstigsten?
Jetzt im Herbst/ Winter sind wir schon wieder dabei unseren nächsten Urlaub zu planen. Wir haben   einige Länder in den letzten Jahren bereist und denken nun über unser Reiseziel in 2018 nach. Neben den Kriterien wie Erreichbarkeit, Freizeitwert, Exotik und Klima spielt natürlich auch das Urlaubsbudget eine Rolle. Es war uns zu Beginn nicht so bewusst, aber wir haben rückblickend festgestellt, dass Camping in Europa je nach Land entweder sehr günstig oder sogar etwas kostspieliger sein kann.

Investitionskosten für Wohnmobile und Wohnwagen

Als wir uns vor fast genau drei Jahren ein Wohnmobil kauften, bestand unsere Intention zum einen darin, mit diesem Gefährt unser Freiheitsgefühl intensiver ausleben zu können und zu anderen darin, Reisekosten zu sparen. Vier Hin- und Rückflüge gehen schließlich mehr ins Geld als Flüge für zwei Personen. In unserem Umfeld legen sich immer mehr Familien mit Kindern aus ähnlichen Gründen einen Wohnwagen oder ein Wohnmobil zu. Manche mieten sich zuerst eines um das Reisegefühl zu testen. Die meisten sind danach so begeistert, dass sie sich danach ein eigenes zulegen. Der Trend in unserem privaten Umfeld spiegelt sich auch in Statistiken wieder. So wurden dieses Jahr  knapp 60.000 Reisemobile gekauft und zugelassen, was einen Anstieg von ca. 14% zu 2017 entspricht. Dies kann vielleicht auch mit den zur Zeit günstigen Kredit- und Finanzierungsmöglichkeiten zusammen hängen. Allerdings sollte man diese Entscheidung wohlbedacht treffen, denn ein Kredit ist, wie jeder weiss, immer mit einer ernst zu nehmenden und langfristigen Verbindlichkeit verbunden. Durchschnittlich werden circa 18.900 Euro für die Anschaffung eines Wohnwagens und 66.900 Euro für den Kauf eines Wohnmobils (Neuzulassungen) ausgegeben. Die Marktführer sind Knaus Tabbert, Hobby und Fendt. Auf den bekannten E-Commerce-Plattformen findet man natürlich viele gebrauchte Wohnmobile, Wohnwagen und Busse. Bei der Auswahl eines geeigneten Gefährts ist jedoch einiges an Fachwissen und technischen Verständnis nötig, damit das neue Reisemobil nicht zahlreiche Werkstattbesuche nach sich zieht und somit zum Geldgrab. Neben der Berücksichtigung von Laufleistung, Alter und dem allgemeinen Zustand muss man sich vorher auch mit möglichen Schwachstellen der einzelnen Modelle befassen.

Etwas weiteres dürfen wir trotz all der Begeisterung nicht vergessen: Als wir unser Wohnmobil vor der Tür stehen hatten, waren damit nicht alle Investitionen getätigt. Wir mussten uns allerhand Ausrüstungsgegenstände wie Campingtisch und -stühle, Campinggeschirr, einen Gasgrill, Werkzeuge und vieles mehr anschaffen. Eine Ausrüstung im mittleren Qualitätssegment kostet um die 800 Euro.
Außerdem fallen auch Instandhaltungskosten für Reparaturarbeiten an. Wenn man selbst gerne schraubt und bastelt und nicht für jede Kleinigkeit eine Werkstatt benötigt, lässt sich dadurch etwas einsparen.

Anschaffungskosten für Wohnmobile und Wohnwagen

Preisliche Unterschiede beim Camping in Europa

Mit unserem Wohnmobil haben wir bisher Nord- wie Südfrankreich, Nordspanien, Holland, Italien, Dänemark, Schweden, Griechenland und Deutschland bereist. Diese Reisedestinationen haben wir uns nicht aus finanziellen Gründen, sondern vor allem wegen der jeweiligen Erlebnisqualität bezüglich Natur und Sightseeing ausgewählt. Trotzdem sind uns während der Reisen erhebliche Preisunterschiede aufgefallen. Am deutlichsten fiel uns das in Frankreich auf. Allein schon zwischen  Süd- und Nordfrankreich gibt es bereits hohe preisliche Differenzen, was die Stellplatzkosten auf einem Campingplatz betrifft (Südfrankreich ist natürlich teurer). So haben wir zur Hochsaison in Nordfrankreich pro Nacht nur 20 bis 25 Euro für einen Stepplatz für 4 Personen mit Wohnmobil sowie Strom und Benutzung der Sanitäranlagen bezahlt. An der Ardèche (Südfrankreich) konnten wir froh sein, wenn uns der Stellplatz im Sommer „nur“ 50 Euro kostete. Und das war noch der preiswerteste auf dem Vier Sterne Campingplatz. Aber dafür gab es auch einen schönen Pool, ein tolles Restaurant, Aquafitness- sowie Yogakurse und sehr moderne, saubere Sanitäranlagen. Alles hat eben seinen Preis.
Neben regionalen Preisunterschieden, kommt es auch auf den individuellen Komfort eines Stellplatzes an. In Frankreich bestand beispielsweise ein großer Unterschied, ob wir direkt amFlussufer, am Strand oder irgendwo mittendrin stehen wollten und welche Größe unser Stellplatz hatte. Aber das kennt man ja auch von Hotels und Ferienhäusern.

Das Camping in Schweden und Dänemark war zu Ostern überraschend günstig. Dafür kamen aber hohe Kosten für Brückenüberquerungen hinzu. In Frankreich und in Italien sowie auch in Griechenland fallen Mautgebühren an, wenn man unbedingt Autobahn anstatt Landstraße fahren möchte. Allerdings lässt es sich mit einem Wohnwagen oder Wohnmobil sowieso schlecht rasen, daher kann man auch gleich die kostenfreie Landstraße befahren, die meist parallel zur Autobahn verläuft. Weitere Zusatzkosten beim Camping bestehen in Kurtaxe, Umweltabgaben oder Müll-bzw. Abwassergebühren, Nutzung der Warmwasserduschen, Waschmaschinen und Stromkosten.

Reisekosten sparen durch Campingurlaub

Wo in Europa lohnt sich Camping preislich am meisten?

Wenn man nicht gerade arg sparen muss, sollten finanzielle beweggründe nicht an erster Stelle stehen, wenn man sich ein Urlausbziel aussucht. Aber ein Blick auf die folgende Statistik ist dennoch ganz aufschlussreich. Am meisten soll sich finanziell das Campen im Vergleich zum Hotel in Großbritannien lohnen. Am günstigsten scheint das Campen in Polen und in Bulgarien zu sein. Neben niedrigen Stellplatzkosten liegen dort die Mautgebühren und Benzinkosten unterhalb des europäischen Durchschnitts. Italien – eines der beliebtesten Reiseziele – und die Schweiz weisen hingegen die teuersten Übernachtungspreise auf.

Weiterführende Informationen und Quellen

http://www.promobil.de/kaufberatung/damit-der-preis-des-wohnmobils-stimmt/

https://www.campanda.de/magazin/campingwelt-in-zahlen/

http://www.t-online.de/leben/reisen/aktiv-und-skiurlaub/id_52103216/was-kostet-camping-wirklich-.html

https://www.urlaubsguru.de/reisemagazin/mautgebuehren-autobahngebuehren-in-europa/

http://www.campsite.at/statistik/2017/%C3%96sterreich/finale%20Daten/Uebernachtungspreise%20in%20Europa.jpg

http://www.rp-online.de/leben/reisen/news/hotelpreise-in-europa-so-viel-zahlen-sie-bid-1.2179268

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/152011/umfrage/ausgaben-von-touristik-und-dauer-campern/

https://de.statista.com/infografik/10226/deutsche-art-zu-campen/
https://www.merkur.de/reise/hier-verbringen-deutsche-ihren-sommerurlaub-2017-zr-8399064.html

Resilienz für Mädchen am Beispiel der Warner Bros. DC Super Hero Girls

Anzeige Warner Bros. DC Super Hero Girls 01

Würde man unser Wochenende in eine Comictextsprache umwandeln, sähe es so aus: „Bang! Zap! Boom! Zooom! Pow! Crash! Boom!“ Unsere Töchter flitzen durchs Haus. In jeder Etage lassen sie eine neue Spielwelt entstehen. Aus Wäscheständern werden Höhlen gebaut und das Kinderzimmer wurde kurzerhand umgeräumt. Ab uns an fliegen ein paar Spielzeuge durchs Treppenhaus. Die Verkleidungskiste dient ihrer Verwandlung in die unterschiedlichsten Charaktere.

Wir nutzen den Samstag und Sonntag ausnahmsweise einmal dafür, einfach Zuhause zu bleiben. Unter der Woche sind wir alle vier schon genug unterwegs. Während unsere Kids voller Energie herumtoben, basteln mein Mann und ich ganz spießig im Haus und Garten herum. Doch irgendwann brauchen auch unsere Energiebomben von Töchtern eine Ruhepause. Die Luft ist raus. Sie fangen an sich nur noch zu streiten. Es ist der perfekte Moment gekommen, um uns alle auf dem Sofa zu versammeln und zum ersten Mal auf  YouTube die Webisodes von „DC Super Hero Girls“ zu schauen. Nach der Webisode probieren sie gleich ihre neuen Batgirl- und Wonder Woman-Kostüme an, die wir von der Warner Bros. Entertainment GmbH und Rubies freundlicherweise kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen haben und hangeln sich am Treppengeländer entlang.

Warner Bros. DC Super Hero Girls 02

Am Wochenende dürfen unsere Mädels sich immer einen Film oder eine Serie aussuchen. Ihr Geschmack ist erfreulicherweise ähnlich, so dass sie sich nur selten streiten, was sie gucken möchten. Wenn unsere Kinder einen neuen Film oder eine neue Serie sehen möchten, setzen sich mein Mann oder ich uns immer dazu. Wir wollen schließlich wissen, was sie gucken und versuchen auch manchmal ihre Auswahl zu lenken. Doch meistens ist das nicht nötig, weil sie sich glücklicherweise besonders für solche Filme interessieren, in denen es um starke Mädchen geht. Wir finden es gut, wenn sie sich weibliche Idole suchen, die ihnen etwas Positives vorleben. Die Zeiten, in denen in Kinderfilmen Mädchen stets als hilfsbedürftige, schwache oder als aufopferungsvolle Wesen dargestellt werden und somit Geschlechterrollen entsprechend prägen, sind glücklicherweise vorbei. Spätestens seitdem das rothaarige Mädchen aus Schweden die Mattscheibe eroberte, ist klar, dass Mädchen, die stark, schlau, frech und selbstbewusst auftreten, Idolcharakter haben.

Deshalb passt uns die Zeichentrickserie der DC Superheldinnen aus dem Hause Warner Bros. Entertainment GmbH gut ins Konzept: Jedes der DC Super Hero Girls: Wonder Woman, Batgirl, Poison Ivy, Harley Quinn, Bumble Bee, Katana und Supergirl hat ein ganz besonderes Talent, dass es ganz selbstbewusst auslebt.  Trotzdem sind sie nicht perfekt und gerade das macht sie sympathisch. Sie gehen Bösewichten oder Herausforderungen nicht aus dem Weg, sondern packen alles aktiv an und suchen immer nach einer eigenen Lösung. Also Super-Girl-Resilienz at it’s best!

Wonder Woman, Batgirl, Poison Ivy, Harley Quinn, Bumble Bee (meine persönliche Favoritin), Katana und Supergirl lernen gemeinsam an der Super Hero High, wie sie ihre Girl Power zielgerichtet einsetzen können. In ihren Prüfungen und in der Freizeit passiert ihnen auch so manches Missgeschick. Die Kombination aus scheitern, wieder aufstehen, über die eigenen Fehler zu lachen und es noch einmal zu versuchen, empfinde ich als Mutter als mediale Steilvorlage. Wenn selbst Wonder Woman etwas nicht auf Anhieb gelingt, dann darf unseren Töchtern natürlich auch etwas misslingen.

Da jede Figur einen starken Charakter hat, zoffen sie sich auch und konkurrieren miteinander, ähnlich wie unsere ältere Tochter mit ihren besten Freundinnen in der Schule. Dass die jungen Superheldinnen im Team am besten und sie gemeinsam am stärksten sind, spielt mir auch in die pädagogischen Karten. Unsere Tochter hat sich natürlich eine der Superheldinnen ausgeguckt, die ihr am besten gefällt. Da unsere Tochter fasziniert von technischen Gadgets und von Kampfkunst ist, findet sie das clevere Batgirl super. Hier kannst Du Dir einen Einblick in die Serie verschaffen: https://www.youtube.com/embed/jHLcxssNwDY

Verlosung

Na, neugierig geworden? Dann mach einfach bei meinem Gewinnspiel mit! Ich verlose unter allen Teilnehmern ein Fan-Paket (die DVD DC Super Hero Girls: Intergalaktische Spiele, das Buch Batgirl auf der Super Hero High von cbj und das Hörbuch Supergirl auf der Super Hero High von cbj audio) der DC Super Hero Girls.

Und hier ist die Gewinnspielfrage: Wie reagiert Wonder Woman als Harley Quinn ein vermeintlich peinliches Video der Amazonenprinzessin und der anderen Superheldinnen für alle Welt sichtbar online stellt? Schreib einfach Deine Antwort in einem Kommentar unterhalb dieses Blogbeitrags!  Am 20.10.17 gebe ich auf meiner Facebookseite den Gewinner bekannt und versende den Gewinn auf dem Postweg.

Hinweis zur Verlosung: Der Erwerb von Produkten und Dienstleistungen beeinträchtigen den Ausgang des Gewinnspiels nicht. Die Preise dürfen nicht getauscht oder übertragen werden. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Warner Bros. DC Super Hero Girls 03

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Paar(kunst)zeit für Eltern – ein Besuch der documenta 14

documenat 14, perspective, Piotr Kowalski

Der Start war sehr holprig um nicht zu sagen, von Zeitklippen und Stimmungsschlaglöchern gesät. Ich bin schon so weit alles abzusagen und daheim zu bleiben. Die Wutrede ist hier von unserem Wochenende als Paar. Mein Mann und ich haben bereits Monate zuvor ein ganzes Wochenende OHNE die Kinder geplant. Nun ist es endlich so weit. Kassel lautet unser Ziel. Häh? Warum denn Kassel, höre ich schon alle denken. Ist Kassel nicht die hässlichste Stadt Deutschlands? Nein, dass soll Wuppertal sein (wo ich noch nie war).
Die Hessenmetropole Kassel ruft alle fünf Jahre zur documenta und wir sehen uns deren 14. Ausgabe an, so einfach ist das. Sie läuft nur noch wenige Tage, es ist also höchste Eisenbahn für Artjunkies und solche, die sich von Kunst einfach überrumpeln lassen möchten, wie wir.

Vor 10 Jahren waren wir zuletzt gemeinsam auf der stets 100 Tage andauernden Kunstschau. Dieses Jahr lautet das Motto „Von Athen lernen“. Konsequenterweise befand sich von April bis Mitte Juli in der griechischen Hauptstadt ein documenta Standort. Leider passte der Besuch von Athen nicht in unseren Sommerreiseplan, obwohl wir kurze Zeit später die griechische Halbinsel Peloponnes bereisten.

Wir schaffen ganz sicher nicht 35 Orte, die der offizielle documenta-Stadtplan auflistet. Wir sind aber trotzdem gespannt, was die 160 Künstler uns dieses Mal vor die Nasen beziehungsweise Augen setzen. Vor 10 Jahren war die documenta bereits ein beeindruckendes Erlebnis für uns.

Weit im Vorfeld haben wir für uns ein schönes (aber leider 150% teurer als zu nicht documenta-Zeiten) Zimmer in einem modernen Hotel in der Nähe des Fernbahnhofs Wilhelmshöhe gebucht. Das documenta Ticket zu jeweils 22 Euro haben wir ausgedruckt und im Rucksack verstaut. Unser Wohnmobil lassen wir sich noch von seinem Sommertrip erholen. Die Taschen warten bereits im Autokofferraum darauf mit uns dem Alltag zu entfliehen.

documenta 14, Kassel

Aller Anfang ist schwer

Es fängt alles damit an, dass ich zu spät aus dem Büro weg komme. Wie eine Dominosteinkette zieht sich das dann weiter durch. Ich hole die Kinder in der Waldkita beziehungsweise bei Freunden später als geplant ab und kann sie deshalb auch bei meinen Eltern erst 1 bis 2 Stunden später als vorgesehen absetzen. Mein Vater ist nicht begeistert, weil er sich auf eine frühere Uhrzeit eingerichtet hat. Als wenn das nicht reichen würde, gibt es noch ein logistisches Missverständnis mit meinem Mann, so dass sich die Weiterfahrt wieder verzögert. Nun ist mein Gatte auch noch leicht angekratzt. Na super. Kurzum ich bin groggy, genervt, fühle mich als schlechte Managerin und bin nicht mehr in Stimmung mir noch mehrere Stunden Autofahrt nach Kassel, Kunst hin oder her, zu geben. Dass mir einige Bekannte dann auch noch mitteilen, dass die Autobahn A2 wegen zahlreicher Baustellen und Staus aktuell eine Tortur sein soll, verbessert meine Stimmung natürlich auch nicht.

Aber letztendlich ziehen wir durch, was wir uns vornehmen. Obendrein war der gemeinsame Sommerurlaub mit den Kindern auf den Peloponnes zwar wirklich sehr schön, aber viel Zeit für uns beide allein hatten mein Mann und ich dabei nicht abzwacken können. Deshalb ist solch ein Paar-Wochenende mal ganz dringend nötig für unseren Eheseelenfrieden. Ich sperre die Helikoptermutter erfolgreich in die mentale Abstellkammer und löschen die Festplatte der letzten drei Stunden und schalte auf Neustart.

auf dem weg in die documentastadt Kassel

On the way to Kassel

Kaum haben wir das ICC hinter uns gelassen, verbessert sich meine Stimmung schon. Die Autobahn A2 zeigt sich von ihrer guten Seite und beschert uns obendrein noch einen ansehnlichen Sonnenuntergang. Wir haben endlich Zeit, in Ruhe und ohne Unterbrechung miteinander zu reden und freuen uns auf die gemeinsame Zeit. Abends bleibt uns noch Zeit, um im Hotel zu essen, uns zu entspannen und uns auf die weitere gemeinsame Zeit zu freuen.

Penta Hotel in Kassel

Morning has broken ohne Kinder

Herrlich! Die freundliche hessische Morgensonne scheint durch die hellen Vorhänge auf unser großes bequemes Hotelbett. Mein innerer Wecker weckt mich um 7 Uhr. Ich drehe mich noch einmal um und schlafe noch weitere 90 Minuten. Die Sonne scheint um 8.30 Uhr immer noch.
Ich kann mich nicht erinnern, wann wir das letzte Mal „so lange“ geschlafen haben.

Im proppevollen Frühstücksraum herrscht ein fremdsprachliches Gewusel und der Wettkampf um die hart gekochten Eier und das Birchermüsli ist schon im vollen Gange. Die documenta scheint wirklich Leute jeden Alters aus unterschiedlichen Ländern und Kontinenten anzusprechen. Nur die Leute mit an den Rucksack geschnallten Klapphockern irritieren mich.Oh weia, sind die Besucherschlangen wirklich so lang?

documenta Start

Nachdem guten Frühstück fahren wir in die Kasseler Innenstadt und reihen uns mit unseren Tickets in die Schlange vor dem Fridericianum ein. Wir müssen etwa 30 bis 40 Minuten warten erklären uns die Schlangen-Betreuer, die uns bitten unseren Rucksack an der Garderobe im Container abzugeben. Na gut. Die Moma Schlange vor der neuen Nationalgalerie in Berlin war länger.

documenta 14, Das Parthenon der Bücher, Marta Minujín

Das Parthenon der Bücher

Während einer von uns wartet, begeht der andere derweil das „Parthenon der Bücher“. Die argentinische Künstlerin Marta Minujin hat einen 31 x 70 Meter großen Kunsttempel aus Zehntausenden von irgendwo auf der Welt einmal verbotenen Büchern auf dem Friedrichplatz errichtet. Damit möchte die Künsterlin auf genau dem Platz, auf dem die Nazis einst Bücher verbrannten, ein Zeichen gegen Zensur und die Verfolgung von Schriftstellern in aller Welt setzen. Außerdem ist der Tempel genauso groß wie das antike Parthenon in Athen, wo die documenta ebenfalls bis vor einiger Zeit mit großem Erfolg stattfand. Während wir uns fragen, wo und warum welches Buch verboten wurde, wird an dem Parthenon derweil noch herum gewerkelt. Anscheinend sind bis dato nicht ausreichend Bücher zusammen gekommen.

Wir beneiden die Eltern nicht, die mit kleinen Kindern umher schlawenzeln, um die Wartezeit zu verkürzen. Statt den Nachwuchs davon abhalten zu müssen, die vakuumverpackten Bücher aus den hohen Säulen zu popeln oder gar auf den Tempel hinauf zu klettern, lassen wir die einmalige Atmosphäre dieses monumentalen Werks auf uns wirken.

documenta 14, Fridericianum

Fridericianum

„Being safe is scary“. Die neue Inschrift am Portikus des ersten öffentlichen Museumsgebäudes auf dem europäischen Kontinent treibt mich beim Warten um. Ist und war denn jemals etwas sicher im Leben, frage ich mich? Wenn überhaupt, dann die Liebe, aber ansonsten? Das temporäre Statement ist ein documenta-Beitrag der 1970 in Ankara geborenen Künstlerin Banu Cennetoglu, die sich auch auf das Parthenon der Bücher bezieht. Außerdem spielt es auf eine türkische Journalistin an, die im Untergrundkampf ihr Leben ließ, verrät uns das schlaue World Wide Web.

Im Fridericianum erwarten uns Kunstwerke aus der Sammlung des Museums für zeitgenössische Kunst aus Athen, das aus Geldmangel nie eröffnet wurde. Generell fühlen wir uns hier mit vielem Gezeigten allein gelassen. Hintergrundinformationen über die Künstler oder Interpretationshilfen zu den Werken gibt es allerdings aus Absicht nicht. Auch die Website der documenta ist uns keine große Hilfe. „Die große Lektion hier ist, dass es keine Lektion gibt“, machte der künstlerische Leiter Szymczyk bei der Pressekonferenz klar. Alright, ist auch eine Art sich Arbeit vom Hals zu halten. Dann basteln wir unsere Interpretationen eben selbst. Aber an einigen Werken gehen wir vielleicht rascher vorbei, als wenn wir darüber etwas gewusst hätten. Ab und zu lausche ich einer Guidin, um doch noch Licht in mein Kunstdunkel zu bringen oder google selbst nach Erklärungen.

Ein dunkles tosendes Meer, in dem ich nicht gerne baden würde, hängt an der Wand. Aber aufhängen würde ich mir das große Gemälde ganz gerne. Ein mit „Acropolis Redux (The Director’s Cut)“ betiteltes Werk, das aus Nato Stacheldraht besteht und von dem südafrikanischen Künstler Kendell Geers in verschiedenen Varianten fein säuberlich in hohen Regalen gereiht steht, bedrückt mich.

Ein stets ab 10 Uhr rauchender Zwehrenturm des Fridericianum, der Touristen dazu verleitet die Feuerwehr zu rufen, findet unsere Begeisterung. Natürlich ist die Irritation von dem aus Bukarest stammenden Künstler Daniel Knorr beabsichtigt, verrät uns die Onlineversion einer Tageszeitung. Die Kunstinstallation „Expiration Movement“ wird nämlich von fünf Rauchmaschinen betrieben und soll unter anderem die an die Pabstwahl erinnern.

Zersplitterte einst mit Länderfahnen bedruckte Glasplatten liegen bunt zerstreut in dem Turm. Das Video „I, Soldier“ von Köken Ergun zeigt eine gruselige türkische Militärparade. Das pathetische Gedicht eines Kommandeurs in Abfolge mit dem versteinerten Gesicht eines jungen Soldaten verursacht bei mir eine ungute Gänsehaut. Und dazwischen immer wieder die aufmunternd bunten auf dem Boden verstreut liegenden koreanischen Kleiderbündel. Sie verleiten uns darauf Platz zu nehmen, wären da nicht die Klebebänder auf dem Boden, die uns diskret davon abhalten.

Ausruhen können wir im „Parlament der Körper“. Geometrische Formen im Military Look darauf warten von uns besetzt zu werden. Aus den Formen kann man bestimmt interessante Sachen bauen. Aber dafür müsste ich die müden Besucher von ihren Sitzgelegenheiten schubsen.

documenta 14, Hiwa K.

documenta Halle

Wenige Meter weiter wartet eine weitere Überraschung auf uns. Vor der documenta Halle hat der irakische Künstler Hiwa K. 20 Kanalisationsröhren neben- und übereinander gestapelt und jede davon wie ein Zimmer eingerichtet. Unten ist eine mit Seifen und Bürsten ausgestattete Baderöhre. In einer anderen kann geschlafen werden. Im der nächsten ist eine Küche. Es sieht alles ganz gemütlich und optimal eingerichtet aus. Obwohl das Werk darauf anspielen soll, das Flüchtlinge zeitweise sich in Kanalisationsröhren verstecken müssen, erinnern sie mich eher an die beengte Wohnsituation in Japan von der ich kürzlich im Magazin las.

documenta 14, Orangeriere, Zwehrenturn "Expiration Movement"

Menschentrauben sammeln sich vor einem Instrument in der lang gestreckten documenta Halle, das Guillermo Galindo aus gestrandeten Schiffwrackteilen zusammen gebaut hat. Hinter mehreren meterlangen von der Decke baumelnden roten verlorenen Stoffseilen hängt als horizontaler Gegensatz eine Stickerei auf Leinen an der Wand. Hier erzählt die Künsterlin Britta Marakatt-Labba, wie das Lapplandvolk der Sámi das christliche Konzept der Seelenwanderung in naturreligiöse Vorstellungen übertragen und wie sehr die Generation ihrer Großeltern aus spirituellen Gründen unter der Schädelentnahme von Leichen litt, welcher in den Dreißigerjahren zu Forschungszwecken praktiziert wurde (verrät mir natürlich das Internet und keine Beschilderung vor Ort, denn die darf es ja nicht geben, wäre ja eine Lektion).

Sintfluterlebnis vor der Orangerie

Nach dem Besuch der Documenta Halle laufen wir den grünen Hang zum Stadtspark Karlsaue hinab und dann direkt zur Orangerie. Im Westpavillon erwartet uns die Videoarbeit von Romuald Karmakar. „Byzantion“ zeigt griechisch und slawisch singende Mönche. Der spirituelle Gesang in dem dunklen Raum beruhigt ungemein. Passend dazu erscheinen an der Außenfassade der Orangerie Kommentartexte, die sich kritisch mit der europäischen Geschichte befassen.

Kaum haben wir auf der Terrasse der Orangerie einen Tisch ergattert, fängt es zuerst vorsichtig und dann immer heftiger an zu regnen. Wir retten uns unter das Segeltuch und setzen uns zu ein paar Damen und einem Herrn dazu. Andere Passanten und documenta-Gäste flüchten sich auf der Karlswiese unter die „Mill of Blood“, eine voll funktionstüchtige Rekonstruktion einer Münzprägemaschine von Antonio Vega Macotela.

Während wir mit den Herrschaften am Tisch ins Gespräch kommen, bilden sich an den Rändern des Sonnensegels bedrohliche Seen. Die Kellner laufen flink von einer Seite zur anderen, um das Wasser von oben abfließen zu lassen bevor der Stoff reißt. Literweise klatscht das Regenwasser auf die Pflastersteine hinab während die Gäste versuchen keine Dusche abzubekommen. An die Bestellung von Speis und Trank ist jetzt nicht mehr zu denken. Die 35.000 teuren Sonnensegel des Cafés müssen gerettet werden. Die Gäste kreischen auf, sobald eine Wasserflut von oben droht. Letztendlich werden die armen Kellner alle pitschnass.

documenta 14, Ottoneum, "Green Place" und "One day of Magnolia", Nomin Bold

Ottoneum

Als die dunkelgrauen Wolken langsam weiter ziehen gehen wir ins Ottoneum. In dem Naturkundemuseum gibt es ein zwei große Mandala ähnelnden Gemälde, die mir sehr gut gefallen. „Green Place“ und „One day of Magnolia“, allein schon die Bildtitel klingen verheißungsvoll. Die 1982 geborene mongolische Künstlerin Nomin Bold verknüpft geschickt hier die mongolische Thangka-Malerei mit dem städtischen Leben der mongolischen Hauptstadt Ulangbator, so die Erlärung einer Website.

documenta 14, Grimmwelt Kassel

Traurig im und auf dem schönem Grimmwelt

Die Sonne strahlt wieder. Und wir blicken von der Muschelkalk Dachterrasse der schönen auf den Weinberg gelegenen Grimmwelt hinab auf Kassel. Nur wenige Meter von hier wuchsen meine Mutter und mein Onkel auf. Nun wohnt eine junge Familie in dem Haus, das mein Großvater bauen ließ. Ich habe mich getraut an der Tür zu klingeln und bin ins Haus hinein gelassen worden. Es hat sich außen wie innen kaum verändert seitdem ich vor fast 30 Jahren das letzte Mal dort war. Die neuen Eigentümer haben von den älteren Nachbarn bereits von meinen vor langer Zeit verstorbenen Großeltern gehört. Das ist ein sehr seltsames Gefühl. Obwohl mein Großvater keine unbekannte Person in der Stadt war, gibt es bestimmt nur sehr wenige Menschen, die sich noch an ihn erinnern, weil sie schlicht und einfach unter der Erde liegen.

Na toll, nun habe ich einen Kloß im Hals, den selbst mein Mann, die wärmende Sonne und das alkoholfreie Weizen aus dem blumigen Biergarten nicht lösen können. Niemand aus diesem einst hier lebenden Teil meiner Familie ist noch am Leben. Die Ausstellung über die Kinderbuchautorin Tom Seidmann-Freud, geborene Marta Gertrud Freud, die sich einen Männernamen zulegte und Männerkleidung trug, weil sie sich damit mehr Erfolg versprach (vielleicht sollte ich das mal ausprobieren und somit 20% mehr und damit so viel wie ein Mann verdienen?) und Nichte von Sigmund Freud, die im Grimmzentrum gerade gezeigt wird, stimmt mich noch trauriger. Sie und ihr Mann nahmen sich während der Wirtschaftskrise 1929 aus Verzweiflung das Leben nahmen und ließen ihre kleine Tochter zurück. Nun überkommt mich die Sehnsucht nach unseren Töchtern.

documenta 14, Kulturbahnhof, Man walking to the Sky

Das beste zum Schluss: ein ehemaliger unterirdischer Bahnhof

Wir machen die Biege zum nahe gelegenen Hessischen Landesmuseum, dessen Wappensaal von einem Wasserfall in Form einer langen, breiten, blauen Polyethylen-Plane (das Werk heißt Kiko Moana) des neuseeländischen Küntlerinnengruppe Mata Aho Collective geschmückt wird. Wir schlendern bald wieder hinaus.

Draußen vor dem Museum hat nicht etwa Christo die Torwache mit Jutesäcken aus Ghana verhüllt. Nein, es war der Künstler Ibrahim Mahama, der das Bauwerk unter einem riesigen dreckigen Flickenteppich versteckt. Why? Das Werk soll auf die Bedeutung des globalen Handels über individuelle Erzählungen von Besitz und Enteignung bis hin zu Stories über Migration anspielen.

Unsere letzte documenta-Station ist ein ehemaliger unterirdischer Bahnhof, der nun als Kulturbahnhof fungiert. Direkt auf dem Vorplatz des Kasseler Hauptbahnhofs betreten wir einen rostroten Container. Während die Skulptur des US-amerikanischen Künstlers Jonathan Borofsky „Man walk into the sky“ gen Himmel strebt, steigen wir in die entgegen gesetzte Richtung eine steile Treppe hinab. Knirsch, knirsch. Wir laufen über den Schotter zwischen den Gleisen. Die bedrückende 20 minütige digitale Videoinstallation „Gulf War TV War“ von Michel Auder ertragen wir nur, weil wir anschließend Licht am Ende des Tunnels sehen. Der Bahnhof ist nämlich offen. Auf den Gleisen balanzierend gehen wir hinaus ins Grüne.

documenta 14, Hessisches Landesmuseum, Kiko Moana, Mata Aho Collective,Torwache, Ibrahim Mahama

Obwohl die Neue neue Galerie ein Höhepunkt der documenta sein soll, haben wir nach dem unterirdischen Bahnhof unseren persönlichen Höhepunkt bereits überschritten. Pappsatt von all den Kunsteindrücken lassen wir unseren Abend im Fitnessraum, in der Sauna und beim anschließenden Abendessen im Hotel ausklingen.

Am Morgen pusten wir unseren Kopf mit einer Portion Sauerstoff im idyllischen Bergpark Wilhelmshöhe rund um das Schloss und den Herkules wieder frei, bevor wir entspannt und erneut ohne Stau heim zu unseren Kindern fahren. Obwohl die documenta es uns nicht einfach gemacht hat, die ausgestellten Werke in ihrem Kontext zu verstehen, fühlen wir uns ein gutes Stück reicher (an einigen Antworten sowie vielen neuen Fragen) und erfrischt. Und mein Kloß im Hals? Der hatte sich am Vorabend bereits aufgelöst.

Roadtrip Peloponnes – Sommerurlaub mit dem Wohnmobil auf der griechischen Halbinsel – der Südwesten

Strandvergnügen mit Kultur und Geschichte zu verbinden, wird einem in Griechenland sehr einfach gemacht. Zwei wunderbare Wochen Peloponnes mit dem Wohnmobil liegen hinter uns. Weitere neun Tage haben wir für eine stressfreie An- und Abfahrt genommen. Wir haben uns auf der Reise bewusst etwas mehr Zeit als bei den früheren Sommertrips genommen und sind an einigen Orten, die uns gut gefielen, länger geblieben. Daher haben wir „nur“ den westlichen Teil und nicht die ganze Halbinsel Peloponnes bereisen können. Der Vorteil unserer etwas sparsameren Fahrstrategie: wir haben uns mehr erholt und konnten die Zeit besser genießen.

Bevor ich Euch unsere genaue Route sowie die von uns besuchten Orte beschreibe, findet Ihr zu Beginn einen informativen Überblick über die Peloponnes. Wer das nicht braucht, überspringt das einfach durch entsprechendes Anklicken im Inhaltsverzeichnis dieses Beitrags.

Wohnmobil Anfahrtswege nach Griechenland
Mit dem Wohnmobil und Fahrrädern auf die Fähre mit Campig on Bord

Peloponnes Anfahrtswege

Es gibt den Land- und den Seeweg, um zu den Peloponnes zu gelangen. Der Landweg ohne Fähre dauert mit Abstand am längsten. Per Flugzeug bis Athen und dann weiter mit dem Mietwagen ist der schnellste Weg. Wir haben uns für die goldene Mitte entschieden und sind von Berlin einmal quer durch Deutschland, Österreich und Norditalien (Ancona) gefahren. Das sind circa 1.370 Kilometer. Ab Ancona (Italien) haben wie die Fähre bis Pátras im Nordwesten der Peloponnes genommen.

Fährfahrt

Ab Venedig und Ancona in Italien gibt es mehrere Fährverbindungen nach Patras. Die Reedereien wie Anek Lines und Minoan Lines verkehren regelmäßig auf der Adria. Die Überfährt dauert circa 20 bis 21 Stunden.

Die Plätze auf den Fähren sind begehrt und daher empfiehlt sich eine frühzeitige Buchung über die Website oder ein Reisebüro. Die eigenständige Onlinebuchung ist möglich. Allerdings ist die Buchung von Camping on Board, wie wir es gemacht haben, komplizierter. Zudem bietet nicht jede Reederei Camping in Board an. Deshalb haben wir über ein Reisebüro gebucht, das von der Website der Reederei empfohlen wird.

Wir haben die Überfahrt mit der Fähre genossen, weil es natürlich viel schneller als über Land geht, die Kinder und wir uns frei bewegen können und es einen Hauch von Abenteuer hat. Das Campen an Bord ist preiswerter als eine Kabine und außerdem hat man seine eigenen Sachen dabei.

Campen auf den Peleponnes
Es gibt viele schöne Campingpläzue auf den Peloponnes

Campen auf den Peloponnes

Die Peloponnes sind mit Campingplätzen besonders an den Küstenregionen gut ausgestattet. Wir fanden die von uns aufgesuchten Plätze schön und haben uns dort wohl gefühlt.

Vom Wildcampen haben wir abgesehen, weil wir gerne täglich eine frische Dusche und Strom für die Ventilatoren haben möchten. Offiziell ist das Wildcampen in Griechenland verboten. Aber soll dennoch einige Plätze auf der Halbinsel geben auf denen das möglich ist.

Die Campingplätze, die wir besucht haben, auch solche mit Pool, sind nicht teuer. Durchschnittlich haben wir in etwa 33 Euro pro Nacht für zwei Erwachsene, 2 Kinder, Wohnmobil und Elektrizität bezahlt. Weil sich die preise alle sehr ähneln und sie zudem abhängig von der Anzahl der Personen und der Art des Campings (Auto, Zelt oder Wohnwagen bzw. Wohnmobil) abhänhen, habe ich im Folgenden die einzelnen Preise der Campingplätze nicht einzelnd hervorgehoben. In Frankreich haben wir generell mindestens ein Drittel mehr für einen Stellplatz bezahlt.

An de Küstenabschnitten, die sich für Wassersport besonders eignen, sind die Campingplätze voller. Für Camper ohne eigenen Kühlschrank gibt es oftmals die Möglichkeit, Lebensmittel in großen Kühltruhen zu lagern. Minimärkte sowie eine Bar oder ein einfaches Restaurant sind Standard. Generell sind die Campingplätze und deren Sanitärgebäude sauber. Nicht immer gibt es einen Spielplatz für Kinder. Manche bieten einen Pool sowie die Möglichkeit Surfbretter und -segel direkt am Strand zu lagern.

Essen auf den Peleponnes
Das schöne an den Wohnmobilreisen: ob Selberkochen oder Essengehen, beides ist möglich

Essen

Die Restaurants auf den westlichen Peloponnes sind insgesamt preiswert, jedoch wie fast überall auch von unterschiedlicher Qualität. Wir haben nie mehr als 45 Euro mit Speisen und Getränken für vier Personen bezahlt. Die Restaurants beziehungsweise Imbisse direkt auf dem Campingplatz haben wir als gut und preiswert wahrgenommen.

Die Preise in den Supermärkten sind normal. Nur Milchprodukte wie Butter, Käse, Joghurt und Milch sind viel teurer. Frischer Fisch und Fleisch sind meist nur tiefgekühlt erhältlich. Generell sind die Supermärkte kleiner. Es gibt auch nicht so viele wie beispielsweise in Frankreich. Märkte am Wochenende sind sicherlich eine frische und preiswerte Alternative zu den Lebensmittelläden. Allerdings haben wir keinen solchen besucht, weil uns im Urlaub die Wochentage abhanden gekommen sind.

An den größeren Landstraßen kann man sehr preiswert Obst (unser größtes Schnäppchen war eine köstliche 7,5 Kilogramm schwere Wassermelone für 3 Euro), Kräuter und Gemüse sowie Olivenöl, Essig sowie machmal auch Wein und Honig kaufen.

Klima auf den Peleponnes
Hot, hotter, Peloponnes im Hochsommer

Klima & Temperaturen

Im Sommer ist es naturgemäß sehr heiß in Griechenland. Wir hatten im Juli/ August tagsüber durchschnittlich 35 Grad. Es gab kaum eine Wolke am Himmel. Nachts kühlt es auf minimal 24 Grad ab. Dabei hatten wir noch Glück. Ein paar Wochen vor unserer Abfahrt gab es in Griechenland eine Hitzewelle mit über 45 Grad Celsius.

Wer mit dem Wohnmobil reist, sollte nachts Ventilatoren benutzen, um besser schlafen zu können, wenn man wie wir keine Klimaanlage hat. Klimaanlagen finde ich (vom Stromverbrauch mal abgesehen) übrigens eher nachteilig, weil man sich dadurch schneller verkühlen kann. Es braucht also keine warmen Federbetten, sondern nur Laken um sich nachts zuzudecken. Auch die benötigte Kleidung reduziert sich durch die hohen Temperaturen auf ein Minimum. Trotz dünner Laken und Ventilatoren hatten meiner Tochter und ich jeweils einen Tag während unserer Reise Kreislaufprobleme.

Da es im Sommer extrem trocken ist, ist das Feuer machen oder Grillen mit Holzkohle in der Natur selbstredend streng verboten. Nach der großen Hitzewelle ist im Sommer 2007 das antike Olympia beinahe abgebrannt. Während unserer Reise konnten wir zahlreiche abgebrannte Olivenhaine sehen. Auf den Autobahnen warnten uns elektronische Anzeigentafeln ebenfalls vor hoher Waldbrandgefahr.

Wer die Hitze vermeiden möchte, sollte besser im Frühling die Osterferien oder nach dem Sommer in den Herbstferien nach Griechenland beziehungsweise auf die Peloponnes reisen.

Mit dem Wohnmobil auf die Peleponnes, Landschaft Peleponnes
Berge & Mehr, Landschaft auf den Peloponnes

Landschaft

Die Peloponnes sind eine Halbinsel südwestlich von Athen, die in etwa so gross ist wie das Bundesland Hessen. Von Nord nach Süd sind es 245 und von West nach Ost 255 Kilometer. Die Halbinsel ähnelt einer ausgestreckten Hand mit einem Daumen und drei Fingern. Umspült wird die Hand von Ionischen Meer und von der Ägäis. Über dem nordwestlich gelegenen Pátras gibt es mit der Rion-Antirion-Brücke eine Verbindung zum Festland und im Nordosten führt die Straße E94 über die berühmte Straße von Korinth, eine künstliche acht Kilometer lange Meerenge, rüber nach Athen.

Die Halbinsel besteht aus den Regionen Koronthía im Norden, Argolís (der Daumen), Arkadien (zentral gelegen), Lakonien/ Maní (Süden), Messenien (westliche Finger), Élis (ganz im Westen) und Archaía (Norden). Westlich von den Peloponnes liegen die Ionischen Inseln mit Zákynthos, Kefaloniá und Itháka (Insel des Odysseus). Östlich liegen die Saronischen Inseln.

Wir haben nur die westlichen und mittleren Regionen der Peloponnes bereist. Daher kann ich nur davon sprechen, wie es dort aussieht. Generell ist die Halbinsel dank einiger Stauseen und Flüsse auch im Sommer noch recht fruchtbar und grün. Uns sind auf der Fahrt nur ein paar wenige dschungelartige Wälder aus Zypressen, Zedern und Kiefern begegnet. Es gibt dafür aber zahlreiche Oliven- und Eukalyptushaine. Außerdem gedeihen auf den Peloponnes Zitronen, Orangen, Wassermelonen und Kürbisse. Wir haben auch viele Bienenstöcke gesehen.

Für Bergfans halten die Peloponnes auch etwas bereit: es gibt mehrere über 2.000 Meter hohe Bergmassive wie das Kyllíni-Massiv und das Taýgetos-Gebirge.

Die wirtschaftliche Lage Griechenlands hat sich auf den Peloponnes ausgewirkt. Es gibt leider viele Bauruinen und auch viele leerstehende Ladengeschäfte.

Strände auf den Peleponnes
Die Strände auf den Peloponnes sind vielseitig

Strände

Für Urlaub am Strand eignen sich die Peloponnes auf jeden Fall. Es gibt sowohl Sand- als auch Kiesstrände, so dass für Kinder und für Schnnorchler immer etwas dabei ist. Im Westen bei Kyllíni soll die Dünenlandschaft zu den schönsten Stränden Griechenlands gehören. Die breiten Sandstrände auf der Insel Elafónisos bei Neápolis sollen paradiesisch sein. Im Osten bei Leonídion gibt es Steilküsten.

reiche Kulturgeschichte auf den Peleponnes, Olympia Ausgrabungsstätte
viel herum gekommen: der Rundbau Philippeion reiste von Olympia nach Berlin und wieder zurück

Kultur

Griechenland ist für seine reiche Kulturgeschichte weithin bekannt. Auf den Peloponnes sind die Hochburgen antiker Kultur in konzentrierter Form anzutreffen. Auf der südgriechischen Halbinsel befinden sich spektakuläre Ausgrabungsstätten, byzantinische Kirchen und mittelalterliche Wohnburgen, deren Besichtigung wir uns an der ein oder anderen Stelle trotz der Hitze nicht haben nehmen lassen. Wir haben mit Olympía die Geburtsstätte der olympischen Idee, die antike Metropole Messene sowie die Festung von Methoni angesehen. Das ist nur ein kleiner Teil dessen, was die Peloponnes zu bieten haben. Deshalb werden wir nächstes Jahr wieder dorthin reisen, um uns zum Beispiel die Burg von Agamemnon und Klytämnestra zu besuchen.

Verkehrswege und Straßen auf den Peleponnes
On the Road auf den Peloponnes, ob mit Fahrrad, Auto, Motorrad, oder Wohnmobil: alles geht

Straßen

Es gibt ein gut ausgebautes Straßennetz sowie wenig befahrene Mautautobahnen. Es herrscht generell wenig Verkehr außer in den größeren Städten wie Pátras. Dadurch sind Radtouren auf der Halbinsel auch kein Problem.

Unsere Route im Überblick

Mit dem Wohnmobil von Berlin nach Patras
Nach einem Startproblem kann es endlich losgehen

Berlin – Zirndorf, Bayern

Abfahrt: 11.15 Uhr
Ankunft: 19 Uhr
Gefahrene Kilometer: 499

Die Familie und das gesamt Gepäck sind an Bord. Der Schlüssel steckt im Zündschloss. Das Wohnmobil hat Husten. Es röchelt heiser und springt nicht an! Es ist in Berlin zu regnerisch gewesen und Feuchtigkeit kann unser sensibles Gefährt nicht ausstehen. Das kennen wir ja bereits von unserer Reise durch Südschweden. Motorabdeckung aufgemacht, pfftt, pfft, pfft, ein paar saftige WD40 Spraywolken auf die Zylinderkopfabdeckung und noch einmal starten. Das Röcheln ist weg und mit einem kräftigen Grollen springt unser MB100 an. Puh, unser Sommerurlaub ist gerettet! Es kann losgehen.

Doch das Glück währt nicht besonders lange. In Brandenburg holt uns die Verkehrswacht von der Autobahn. Wir überlegen zuerst, ob er wirklich uns oder eher den Lkw hinter uns meint. Der freundliche Polizist hat es aber doch auf uns abgesehen. Ein Halterungsseil an unseren Fahrrädern hat sich gelöst und er zeigt uns sehr freundlich, wie wir den super Knoten so hinbekommen, dass er auch ja nicht mehr aufgehen kann. Leider macht er sich dabei seine schicke Apple Watch kaputt, weil er mit der Uhr an unserer Fahrradhalterung hängen bleibt.

Der Verkehr gen Süddeutschland ist normal. Kein einziger Stau hält uns auf. Das ist schön, denn unsere durchschnittliche Reisegeschwindigkeit liegt bei 98 Kilometer pro Stunde. Wie bei bisher jeder unserer Wohnmobilreisen ist der erste Fahrtag der schwierigste für unsere Kinder (3 und 7 Jahre). Sie zetern und zanken auf der Rückbank, bis wir ihnen die neue Wendy DVD anmachen. Als der Film irgendwann zu Ende ist, müssen ein paar Süßigkeiten als Motivation für sie herhalten. Wenn wir nicht aus Erfahrung wüssten, dass die schlechte Reiselaune am zweiten Fahrtag bei ihnen verflogen ist, würden wir sicherlich nicht so gelassen bleiben.

Unser erstes Etappenziel ist Zirndorf in Franken. Manche Leser kennen das Städtchen vielleicht, weil sie dort selbst bereits mit ihren Kindern dort waren oder sich an meinen Blogbeitrag von 2015 erinnern. Auf dem Rückweg aus Südfrankreich haben wir dort unseren letzten Stopp vor Berlin gemacht. Zirndorf ist nicht irgendein Ort. Nein, vielmehr ist es der Standort eines riesigen Piratenschiffs, einer Westernstadt mit Goldschürfstation, eines Maya Tempels und vielem mehr, was dem Playmo-Gott-sei-Dank, die Kinderherzen höher schlagen lässt.

Nach circa 500 Kilometern verfransen wir uns an einer Abfahrt kurz vor Zirndorf und müssen aufgrund einer Baustelle dazu noch einen riesigen Bogen fahren, so dass wir es leider nicht mehr rechtzeitig vor 18 Uhr in den Playmobil Funpark schaffen. Dafür freuen sich unsere Mädels auf den nächsten Tag, weil wir den Besuch dann nachholen werden. Auf dem nächst gelegenen Campingplatz „Zur Mühle“ haben wir telefonisch einen Stellplatz reserviert und stehen genau am selben Platz wie vor zwei Jahren. Weil es auch abends noch angenehm warm ist, spielen die Kinder mit den Jungs aus dem Wohnmobil nebenan Strandtennis auf dem Rasen. Nachts gibt es einen kleinen Sommerregen.

Campingplatz “ Zur Mühle“
Seewaldstr. 75
90513 Zirndorf
www.camping-zur-muehle.de

Mit dem Wohnmobil zum Playmobil Funpark in Zirndorf
Ein Paradies für Kinder: der Playmobil Funpark

Zirndorf – Gasteig, Südtirol/ Italien

Anfahrt: 13 Uhr
Ankunft: 19 Uhr
Gefahrene Kilometer: 304

Nach einem 20 minütige Spaziergang vom fränkischen Campingplatz Zur Mühle durchschreiten wir feierlich das Burgtor vom Playmoland. Um die Ecke vom Funpark gibt es übrigens einen dazugehörigen Stellplatz für 5 Euro pro Nacht (ohne Sanitäreinrichtung). Angesichts der vielen dort stehenden Wohnmobile gräbt der sicherlich einige Gäste ab, die ansonsten auf dem Campingplatz gestanden hätten. Wir haben die Dusche am Abend zuvor und die frischen Brezeln am morgen genossen und bereuen nichts.

Die Kinder tollen super vergnügt durch das Reich der Spielzeugpiraten, -dinosaurier und -bauernhöfe. Unsere Große erinnert sich noch gut an den Wasserfall am Mayatempel hinter den wir uns stellen.

Während mein Mann das Wohnmobil vom Campingplatz holt, erstehen die Kinder und ich ein paar Mitbringsel für unsere Freunde, die wir in unserem Urlaub in Italien besuchen werden und ein paar Kleinigkeiten für unsere Kinder. Die Weiterfahrt Richtung Italien verläuft viel harmonischer als der Vortag. Die Kinder basteln und spielen ganz vertieft in ihrer Playmowelt. Leider muss ich oft nach hinten kommen, weil irgendein Teilchen wieder mal unter den Tisch gefallen ist.

Playmobil FunPark
Brandstätterstraße 2-10
90513 Zirndorf

http://www.playmobil-funpark.de

Über den Brenner nach Italien und dann weiter nach Griechenland
Mit dem Wohnmobil über Österreich und Italien mit der Fähre rüber nach Griechenland

Über den Brenner nach bella Italia

Kurz vor Österreich holen wir uns für 9 Euro eine Vignette für die Mautobahn und tanken. Die Dieselpreise kurz vor der Grenze sind ziemlich hoch, fällt uns auf. Die Landschaft wird dafür immer schöner: hohe Berge, Burgen und hübsche Dörfer säumen die Straßen.

Wir durchfahren Österreich im Sauseschritt, denn wir wollen es noch bis nach Italien schaffen. Während wir in Tirol entlang des Flusses Inn gen Innsbruck fahren, rufe ich vergeblich einige Campingplatz in Südtirol (Italien) an. Viele sind anscheinend schon ausgebucht. Letztendlich habe ich doch noch Glück und reserviere einen Platz in dem 430 Seelenort Gasteig.

In den Ostalpen wird es aufregend, weil wir den Brennersee und den Brenner (Maut kostet 9,- Euro) passieren. Es ist 17 Jahre her, dass ich diese 1.370 Meter hoch gelegene Alpentransitroute zuletzt entlang gefahren bin. Nach dem Brennerpass überschreiten wir die Landesgrenze von Österreich und Italien. Ab hier beginnt Südtirol.

Um 19 Uhr rollen wir auf dem Campingplatz Gilfenklamm in Gasteig ein. Er liegt an einer Straße und hat hauptsächlich kleine Holzhütten und Stellplätze für Dauercamper, die sich in einem Waldstück befinden. Dahinter plätschert der Rio Mareta. Die Kinder lernen auf dem kleinen Spielplatz gleich einem netten Jungen kennen während ich das Abendessen im Wohnmobil zubereite. Mein Mann bringt aus dem Restaurant, das abends auch als Campingplatz Rezeption dient, einige Flyer über die insgesamt fünf spektakulären Reinhold Messnermuseen und das Ötzimuseum mit. Sehr verlockend. Vielleicht schaffen wir es auf dem Rückweg nach Berlin eines davon zu besuchen.

Abends ergraut der Himmel über dem Dörfchen Gasteig. Eine Schauerwand schiebt sich durchs Jaufental. Es ist gemütlich im Wohnmobil. Das Kartenspiel wird rausgeholt und schwarzer Peter gezockt bis die Pfoten rußig sind. Nachts fährt erfreulicherweise kaum ein Auto die Straße entlang, so dass wir alle gut schlafen.

Camping Gilfenklamm
Jaufenstraße, 2B
39040 Gasteig, Bozen, Italien
www.camping-gilfenklamm.com

Mit dem Wohnmobil durch Südtirol
Mit dem Wohnmobil durch Südtirol

Gasteig, Südtirol/ Italien – Verona, Italien

Abfahrt: 10 Uhr
Ankunft: 16 Uhr
Gefahrene Kilometer: 253

Straßen, die von Schildern gesäumt werden, auf denen das Anlegen von Schneeketten empfohlen wird oder Straßen, die auf „Joch“ enden, sollten wir zukünftig meiden. Beim Losfahren in Gasteig wollen wir die kostenpflichtigen Mautstraßen umgehen und quälen uns eine steile Bergstraße hinauf. Der Fahrradfahrer neben uns ist genauso schnell beziehungsweise langsam wie wir. Das Navi zeigt uns schwungvolle Serpentinen an. Gerne ein ändern mal mit einem anderen Gefährt. Wir kehren um zur Mautstraße. Schade. Aber der Ausblick auf das Tal mit den Wildblumenwiesen und die Burgen auf den Bergkuppen gleicht es wieder aus. Nördlich von Brixen fahren wir auf der Via Brennero am Lago Fortezza und der spektakulären Festung Franzenfeste vorbei. Dort befindet sich heute ein Standort der Südtiroler Landesmuseen. Noch etwas, was wir uns auf den Rückweg gerne genauer ansehen möchten.

In Bozen finden wir trotz längerer Suche rund um den Bahnhof leider keinen Parkplatz für unser Wohnmobil und fahren unverrichteter Dinge weiter.

Es ist an diesem Sonntag wenig los auf der Straße in Südtirol. Bald reiht sich eine Apfelbaumplantage an die nächste. Später dominiert der Weinanbau. Eine erklimmt die Berghänge. Die Häuser sowie die Industrie links und rechts der Straße zeigen den Wohlstand der Region. Jugenderinnerungen an Herbsturlaube mit meinen Eltern und meinem Bruder kommen in mir hoch als wir die Ortschaften von Norditalien durchfahren. Es ist herrlich wieder hier zu sein, beziehungsweise hier entlang zu fahren. Die Landschaft nimmt mich in seinen Bann. So anders als Berlin…

Wir sind hin und her gerissen, ob wir diese Nacht am süßlichen Zipfel des Gardasees (wäre sicherlich erholsam) oder lieber in Verona (schöne Stadt) verbringen sollen. Nach einiger Rumtelefonierei stellen wir fest, dass es schwer wird so spontan noch einen freien Stellplatz zu ergattern.

Mit dem Wohnmobil nach Verona, Italien
Mit dem Wohnmobil nach Verona, Italien (ganz links unten: der Stellplatz „Area Sosta Camper“)

Verona

Gegen 16 Uhr erreichen wir die Stadt der vielen Epochen, wie Verona auch genannt wird. Es ist heiss und schwül. Ich schlüpfe im Wohnmobil noch schnell in das knallrote luftige kurze Sommerkleid und ziehe den Kindern ebenfalls etwas Frisches an.

Der von unsrer App empfohlene kostenfreie Park- und Stellplatz kurz vor dem Stadtzentrum entpuppt sich als dreckiger Platz auf dem Wohnmobile abgeschleppt werden. Aber dann entdecken wir eine Area Camper gleich eine Kreuzung weiter. Dieser Stellplatz liegt zwischen Stadtvillen und einem abgezäunten schmalen schnell fließendem Kanal oder Seitenarm des Flusses Etsch (ergo keine Mücken). Perfetto, für 10 Euro können wir hier 24 Stunden stehen. Wir laufen am Tor Porta Palio vorbei und die Straße Stradone Porta Palio hinauf zum Castelveccio. Über eine Hängebrücke gelangen wir in den Innenhof der Kastellburg. Die Herren von Verona, die Scaliger (Scale was so viel wie Leiter bzw. Stufen bedeutet), ließen sie und auch die Brücke über die Etsch im 14. Jahrhundert errichten. Wer etwas über die Werke der Veroneser Malerei von der Gotik bis ins 17. Jahrhundert, mit einem besonderen Schwerpunkt auf der Kunst der Renaissance sowie über venezianische Malerei erfahren möchte, der kann hier im Museum ein Ticket dafür lösen und auch über den Burgfried spazieren. Wir sind dafür zu faul und ergötzen uns nur am kühlen Trinkwasser des Brunnens. Es ist irgendwie beruhigend zu erfahren, dass es nicht nur in Berlin möglich zu sein scheint eine Goldmünze im Wert von mehreren Millionen Euro zu stehlen. Vor noch nicht einmal zwei Jahren wurden im Museum der Burg insgesamt 17 Gemälde gestohlen. Und die Kunsträuber kannten sich offenbar mit der Örtlichkeit bestens aus.

Mit dem Wohnmobil nach Verona
Guckloch oder Schießscharte? Unsere Jüngste auf Erkundungstour im Castelvecchio in Verona

Der Hunger treibt uns in die Pizzeria, wo es ein Dutzend verschiedene leckere Pizzen mit italienischem Räucherkäse, Birne und Walnüssen gibt. Hmmmm.. .

Das schwarze Hemd meines Mannes ist dermaßen durchgeschwitzt, dass es weiße Ränder bekommen hat. So können wir nicht durch diese elegante Stadt schlendern. Als Tourist geben wir schließlich ein bestimmtes Bild im Ausland ab. Also besorgen wir auf dem Weg zur Arena di Verona ein neues Poloshirt in einem kühl temperierten Geschäft.

Mit dem Wohnmobil nach Verona, Arena di Verona
Das Tosca-Bühnenbild des Arena Opera Festival 2017 vor der Arena di Verona ist zum Greifen nah

Die Arena hat leider heute schon zu. Wir schieben uns mit den Touristenmassen durch die Einkaufsstraße, deren Geschäfte auch an diesem Sonntag alle geöffnet haben. Es gibt hier alles. Vom Billigschrott bis zum 1.000 Euro teuren Pullover, den vermutlich die Oma Gucci höchst persönlich über einen Winter lang am Kaminofen handgestrickt hat. Während wir aufgrund der Hitze fast am Kollabieren sind, ist offenbar in den Geschäften Veronas bereits der Winter ausgebrochen. Die Schaufensterpuppen sind mit dicken Schals und Mützen sowie Capes aus Kunstpelz behangen. Zum Glück stehen sie in klimatisierten Räumen, ansonsten würden sie bestimmt schmelzen.

Die Kinder verlangen nach Eis. Wer könnte ihnen den Wunsch bei diesen Temperaturen abschlagen? Auch wenn die Kugel mit satten 2,60 € so ziemlich alles toppt, was wir bisher irgendwo für eine Eiskugel bezahlen mussten. Mit Zitrone-, Schokolade- und Honigmeloneneis bestückt, spazieren wir kleckernd zur Piazza delle Erbe. Meinen Man und mich dürstet es nach einem Aperetivo und den bekommen wir in der Brasserie Filippini.

Mit Blick auf die Fresken der historische Häuserfassaden aus verschiedenen Jahrhunderten, einen Brunnen sowie dem Markttreiben schlürfen wir Aperol Spritz beziehungsweise die Kinder Fanta und verputzen die fleischigen grünen Oliven und salzigen Chips, die uns der freundliche Kellner gebracht hat. Unsere Große wundert sich über die vielen asiatischen Touristengruppen, die mit Tablets ihre Umgebung abfotografieren. Unsere Kleine kreischt vor Vergnügen, wenn sie wieder mal eine Eisenbahn sieht, die mit Touristen bepackt den Platz überquert. Wir finden das ganze weniger vergnüglich. Es kommt uns eher wie Disney World vor. Im Winter könnte es eventuell beschaulicher hier sein.

Gleich nebenan warten der Turm Torre dei Lamberti und ein paar Schritte weiter das Haus von Julia (Casa di Giulietta) mit dem wohl berühmtesten Balkon der Literaturgeschichte (der allerdings in den 1930er Jahren aus einem Sarkophag nachgebaut wurde). Beide Attraktionen verschonen wir heute von unserer werten Anwesenheit. Bestimmt haben Shakespeare & Co bereits mehr als genug Besucher.

Wir besehen uns den Löwen (Statue Leone Marciano) hoch über unseren Köpfen und kehren über die Straße Corso Porta Borsari zurück. Glücklicherweise finden wir hier noch einen geöffneten Supermarkt, der für uns ein paar Zutaten für ein kleines Abendbrot und fürs nächste Frühstück bereithält. Am weißen Triumpfbogen Arco dei Gavi machen wir Halt, um das herrliche italienische Abendlicht, das auf dem Fluss Etsch flimmert zu bewundern.

Zurück auf dem Stellplatz begrüßen wir unsere neuen Nachbarn aus der Schweiz, die sich gerade bereit machen um in der Altstadt essen zu gehen. Andere Familien haben sich einen Klapptisch und -stühle vor ihr Wohnmobil gestellt und essen und palavern dort. Wir spendieren uns eine schöne kalte Dusche im Wohnmobil und machen uns einen gemütlichen kleinen Abend mit den Kindern.

leider kein Alptraum, Einbruchsversuch

Nacht wache ich auf, weil es so schwül ist. Es ist windig draußen und die obere Türhälfte des Wohnmobils haben wir offen gelassen damit etwas frische Luft hinein strömt. Plötzlich erhellt das Licht einer Taschenlampe mein Betttuch. Nur wenige Zentimeter von mir entfernt, steht ein Mann mit kurzen Haaren und begutachtet unser Smartphone, das direkt am Fenster am Ladekabel hängt. Uns trennt nur das Moskitonetz am Fenster. „HEY!!!“, instinktiv schreie ich ihn an und richte mich auf. Es ist mir so was von schuppe, dass ich oben herum nichts trage. Ein paar undeutliche Worte murmelnd, zieht er schnell ab. Mein Mann steht schon an der Tür, um ihn nachzugehen, als ich ihn zurück halte. Ich möchte kein Risiko eingehen. Auch wenn er Kampfsport betreibt und auch einiges dabei hat, womit man einen Dieb ganz schnell ins Land seiner rafsüchtigen Träume oder noch weiter schicken kann. Wir machen sofort alle Türen und Fenster fest zu. Mit Herzklopfen schauen wir nach draußen. Kurze Zeit später geht ein Gewitter los. Blitzlichter erhellen den Himmel. Aber der Typ ist weg. Wir nehmen dieses Erlebnis als wichtige Lektion für unseren weiteren Urlaub und werden auf Stellplätzen in größeren Städten vorsichter sein.

Area Sosta Camper

Castelvecchio
Corso Castelvecchio, 2
37121 Verona VR, Italien
http://museodicastelvecchio.comune.verona.it

Mit dem Wohnmobil an die italienische Adriaküste
Nordamerika in Italien

Verona – Rimini

Abfahrt: 10 Uhr
Ankunft: 16 Uhr
Gefahrene Kilometer: 263

Wir verlassen die Stadt und machen uns auf in Richtung Rimini. Dort in der Nähe, in einem Dorf, das sehr nach einem Mafiafilm klingt, erwartet uns eine befreundete Familie. Mein Mann hat F. vor ein paar Jahren bei der Arbeit kennen und schätzen gelernt. „This is the beginning of a beautiful friendship“, haben sie sich versprochen. Seitdem besuchen wir uns gegenseitig sehr gerne.

Also geht es über die Autostrada gen Emilia Romana und Adriaküste. Nach einer gefühlten Ewigkeit rollen wir die Anhöhe hinauf, auf dem das Häusschen unserer Freunde steht. Das Land drum herum hat die Familie an Bauern verpachtet. Mal wird dort Koriander angebaut, der dann skurilerweise in den Iran verschifft wird. Aktuell haben dort Sonnenblumen ihren Dienst getan. Mit gesenkten Köpfen stehen sie in der Sonne. Olivenbäume und Weinreben gehören auch dazu. Sie sehen im Gegensatz zu den welken Sonnenblumen topfit aus.

Die Kinder werden sofort warm miteinander und springen durchs Wohnzimmer und verköstigen uns mit Leckereien aus der Kinderküche. Später cruisen sie auf einem Spielzeugtrecker und Laufrädern durch den Garten. Der Chef des Hauses, der zweijährige Knabe, duscht uns nach dem Wässern des Kräuterbeetes mit dem Gartenschlauch ab. Von den kleinen unauffälligen Tigermücken völlig zerstochen, flüchten wir uns ins Haus. Der Pizzabote hat uns mit einem Stapel frischer Pizzen versorgt. Ein Neapolitaner hat in der Gegend eine Pizzeria aufgemacht. Diese Pizzeria ist jetzt der letzte Schrei hier, weil die Pizza bekanntermaßen in Neapel mit der Pizza Magherita das Licht der italienischen Speisekarte entdeckte und von dort aus seinen Siegeszug um die Welt antrat. Zum Nachtisch verputzen wir süße Pizza, die von köstlichem Vanillepudding, Birne und Schokolade bedeckt ist. Auf so etwas muss man erstmal kommen. Zuhause werde ich das auf jeden Fall nachbacken und Euch vom Ergebnis berichten. Am Ende des Abends sind unsere Bäuche zum Platzen voll und wir kugeln ins Bett. Heute Nacht schlafen wir noch einmal in einem richtigen Bett… alle vier zusammen auf 160 Zentimeter.

Mit dem Wohnmobil zum Hafen von Ancona
Mit dem Wohnmobil zum Hafen von Ancona

Rimini – Ancona

Nachdem wir die Reste der süßen Pizza und ein paar Becher Café intus haben, packen wir unsere sieben Sachen und fahren unseren Freunden hinterher zum Beach von Forlì. Eine dicke Ufo-Wolke schwebt über uns als wir parken. Bevor es an Bord der Fähre gen Griechenland geht, besuchen wir ganz unstilecht das amerikanische Diner „America Graffiti du Alma“. Das Interieur passt ganz hervorragend zum namensgebenenden Film des US- Produzenten, Drehbuchautors und Regisseurs George Lucas. Rock-’n’-Roll ist auch hier ein Thema. Irgendwie passt das Burgerlokal sogar zu diesem Badeort mit den blau eingefärbten Glasbalkonen. Die Bambini finden das Lokal super. Schließlich bekommen sie Buntstifte geschenkt mit denen sie das Papierset bemalen dürfen. Obendrein gibt es noch Getons mit denen sie sich Gummispielzeug in Plastikkapseln aus einem Automaten ziehen können.

Mit dem Wohnmobil von Ancona nach Patras, Camping on Bord
Unsere Fähre im Hafen von Ancona

Überfährt mit der Fähre von Ancona nach Pátras in Griechenland

Abfahrt: 14.50 Uhr MEZ
Ankunft: 18 Uhr OESZ am nächsten Tag

Nun wird es ernst. Die Fähre ruft und unser eigentliches Abenteuer beginnt jetzt. Wir reihen uns in die Warteschlange von Anek Lines ein. Der Hafen von Ancona soll zu den größten Fährhäfen des Mittelmeers gehören. Täglich verkehren Fähren nach Igoumenitsa, Korfu und Pátras in Griechenland, nach Split, Zadar und Vis in Kroatien und nach Albanien, sowie nach Çeşme in der Türkei. Mir kommt der Hafen allerdings gar nicht so groß vor.

Mit dem Wohnmobil von Ancona nach Patras, Camping on Bord
Camping on Bord erlaubt

Vor, hinter und neben uns warten Italiener, Griechen und Franzosen. Es sind kaum Wohnmobile mit deutschem Kennzeichen darunter. Sobald die Fähre angelegt hat, geht alles recht zügig. Um 14.50 Uhr fahren wir auf die Rampe hinauf. Griechische Männer in Westen und Overalls winken uns in die richtige Schlange und sobald wir in den Bauch der Fähre eingetaucht sind, rufen und winken sie uns in die richtige Position. Es ist eine wahre logistische Herausforderung: Die Fähre fährt auf ihrer Route mehrere Häfen an und jeder Lkw, Pkw und jedes Wohnmobil muss so stehen, dass es kein Chaos beim Verlassen der Fähre gibt. Die Jungs geben Kommandos in allen möglichen europäischen Sprachen und bleiben dabei ganz cool. Nachdem wir ein Stückchen zurücksetzen mussten, parken wir unser Wohnmobil in der zweiten Reihe.

Mit dem Wohnmobil von Ancona nach Patras, Camping on Bord
unterwegs auf dem adriatischen Meer

Die großen offenen Fenster sind nur circa drei Meter entfernt. Von hier aus können wir die italienische Küste perfekt im Blick behalten. Bevor die Fähre ablegt, gehen wir nach oben an Deck. Auf sämtlichen Etagen haben es sich die Passagiere auf Tüchern, Isomatten oder Luftmatratzen bequem gemacht. Ältere Herrschaften schlafen bereits, jüngere Mädels lackieren sich die Fingernägel. Es sind überhaupt viele junge Grüppchen an Bord. Vielleicht wollen sie zum Feiern nach Thessaloniki? Auf jeden Fall gibt es sehr viele Passagiere, die entweder keine Kabine mehr ergattern konnten oder bewusst darauf verzichten. Angeblich ist die Fähre mit mehr 1.800 Passagieren überbucht, so raunt uns ein deutscher Mitreisender zu, als ich meiner Tochter die Camps in den vielen Ecken der Fähre erkläre. Verständlich ist es, dass einige ein Provisorium gegenüber einer Kabine vorziehen. Die 2er und 4er Kabinen sind besonders für junge Leute kein Schnäppchen. Wir fahren mit unserem Wohnmobil durch das „Camping on bord“ auch günstiger, da wir darin nächtigen dürfen und keine Kabine brauchen.

Der Pool auf dem Zwischendeck ist leider nicht mit Wasser gefüllt und es gibt zudem kaum Sitzgelegenheiten. Es ganz schön windig und die rauchigen Absage der Fähre ziehen genau in Richtung Heck. Yammas, einige findige Gäste haben sich unter den Treppen oder in einem sonstigen Winkel des Stahlkollosses ein schattiges Plätzchen ergattert und stoßen mit Wein an. Ach, ja. Das waren noch andere Zeiten als wir vor gut einem Jahrzehnt ohne Kinder und ohne viel Gepäck auf der ein oder anderen Fähre gen Hiraklion oder Athen im Schneidersitz an Deck saßen und dem Dieselgestank tapfer mit Ouzo entgegen traten.

Mit dem Wohnmobil von Ancona nach Patras, Camping on Bord
Eine Fähre hat ihren ganz eigenen Charme

Papperlapapp Ouzo, wir ziehen weiter zum Bug. Hier ist die Luft besser, aber die Sonne brennt ungehindert auf unsere noch helle Haut. Wir inspizieren also besser mal das Interieur der 16 Jahre alten Fähre. Neben einer Kantine, gibt es ein Restaurant mit Bedienung und eines zum Selbstbedienen, ein Café, einen Bordshop, eine Spielhölle und eines kleines Bällebad für Kinder. Aber das Beste ist: es gibt eine Disco! So richtig mit Discokugel, verglasten DJ Bereich, viel Stahl und allem Pipapo was man sich beim Bau der Fähre in den 90er Jahren so überlegt hatte. Aber in 2017 herrscht hier absolute Stille. Wenn auch gekühlte. Hier legt never ever ein DJ auf. Schade.

Die Fähre sieht insgesamt mehr nach einem Kreuzfahrtschiff aus. Die Fähre, die ich noch von unserer Überfahrt von Kreta nach Athen von vor circa neun Jahren in Erinnerung habe, war sehr viel spartanischer. Wir verbrachten die Nacht damals an Deck und wachten am morgen Öl verschmiert auf. Verlegen erinnere ich mich noch gut an den überraschten Blick des Concierge in einem Luxus Art Hotel in Athen, als wir mit unseren öligen Rucksäcken und staubigen Trekkingsandalen dort aufschlugen und nach unserem bereits gebuchten Zimmer mit Blick auf die Akropolis fragten. Ich erinnere mich genauso gut an das grün schwarze Marmorbad und das himmlisch bequeme Bockspringbett des Zimmers sowie an die herrliche Dachterrasse mit Cocktailbar.

Mit der Fähre von Anek Lines nach Pátras
Mit der Fähre von Anek Lines nach Pátras

Zurück in die Gegenwart mit der lieblichen Bagage: Der Ausblick aus dem Café der Fähre ist einfach zu schön, als das wir uns hier nicht etwas zu trinken gönnen würden. Wir bekommen die letzte noch freie Polstersitzecke und blicken geradewegs auf die Adria. Leider sind unsere Kinder etwas unausgeglichen, so dass wir nach circa 15 Minuten genervt abziehen. Andere kinderlose Gäste neben uns haben die Szene weniger lange ertragen und sind bereits aufgestanden, um sich mit Nervennahrung in Form von Ouzo einzudecken.

Wir kehren zurück zu unserem Heim auf vier Rädern und nehmen eine erfrischende Dusche in einer der Sanitärräume, die sich ganz in der Nähe unseres Wohnmobils befinden. Die Räume sehen schon etwas nach Gebrauch aus. Aber es ist alles noch okay. Es riecht frisch und wie haben hier mehr Platz als in so mancher Duschkabinen eines Campingplatzes. Mit derartig abgekühlten Gemütern entern wir die Bordkantine, wo es Spaghetti mit Tomatensauce für die Kinder und Salat für meinen Mann und mich gibt.

Mit dem Wohnmobil von Ancona nach Patras, Camping on Bord
Abendstimmung über der Adria

Der Sonnenuntergang über der Adria ist wunderschön. Obwohl es ziemlich windig ist, schaukelt die Fähre kaum und hat mächtig Speed drauf. Im Wohnmobil richten wir uns unsere eigene Spielhölle mit Mau mau und schwarzen Peter ein. Ab und zu heult eine Autoalarmanlage, die vermutlich durch die ein oder andere Bewegung des Schiffs ausgelöst wird.

Während wir schlafen durchqueren wir in süßliche Richtung das adriatische Meer. Westlich geht es am italienischen Stiefel und östlich an Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Albanien und am Ende zwischen den Inseln Kefaloni und Ithaki vorbei. Bereits ab den Morgenstunden ist die Fähre fast menschenleer. Die jungen Leute sind bereits an den vorigen Häfen an Land gegangen. Der Tag fängt an sich zu ziehen. Wir untersuchen noch einmal gründlich jeden Winkel der Fähre. Eine große leere Fähre hat etwas trauriges an sich. Die Gänge sind von gebrauchten Bettlaken bedeckt. Die Türen zu den Kabinen stehen offen, so dass wir hinein spähen können. Die Aussen-Doppelkabinen mit einem Fenster und Bad sehen geräumig aus. Die Doppelstock-4er Kabinen haben kein Fenster und sind natürlich weniger komfortabel.

Am Nachmittag entdecken wir endlich die 2,5 Kilometer lange Straßenbrücke Rion-Antirion Bridge, die den Eingang zum Golf von Korinth bildet. Somit ist Pátras auch nicht mehr weit. Jassu! Mit circa 1,5 Stunden Verspätung laufen wir um 18 Uhr (OESZ, + 1 Stunde zur MEZ) endlich im Hafen von Pátras ein. Über circa 1.000 Kilometer hat uns der Kapitän sicher über die Adria geschippert. Über Land wäre es die doppelte Strecke gewesen! In diesem Video könnt Ihr sehen, wie wir in Pátras an Land fahren:

Pátras, Peloponnes

Unsere Wohnmobilreifen berühren zum ersten Mal griechischen Boden! Unfassbar, ohne Katastrophen (abgesehen vom abgewendeten Einbruch) sind wir auf der Insel des Pelops angekommen. Noch nie war unser MB100 so weit weg von Zuhause. Nun beginnt der griechische Abschnitt unseres Urlaubs.

Élis

Melonen und Kürbisse! Ich hüpfe aus dem Wohnmobil und kaufe am Strassenrand eine 7,5 Kilogramm schwere Monsterwassermelone für drei Euro. Kurze Zeit später sticht mich ein griechisches Bienchen ins Augenlid. Den Rest der 50 Kilometer langen Strecke auf dem Weg zu unserer ersten Station im Nordwesten der Halbinsel Peloponnes verbringe ich abwechselnd mit einer eiskalten Bierdose und einer aufgeschnittenen Zwiebel auf dem Auge.

Mit dem Wohnmobil zum Camping Alphios in Olympia, Peleponnes
Mit dem Wohnmobil zum Camping Alphios in Olympia, Peloponnes

Alphios Camp bei Archaia Olympia

Auf einem Hügel oberhalb der Stadt Archaia Olympia thront der familiengeführte Campingplatz Alphios. Von unserem schattigen Stellplatz aus haben wir einen weiten Blick über das Tal und auf das Museum des antiken Olympia. Doch heute werden wir noch nicht den Ort besuchen, an dem der griechischer Mythologie nach die Götter ihre sportlichen Wettkämpfe ausgetragen haben sollen. Nach der schweisstreibenden Fahrt springen wir lieber unter die Dusche und dann in den 15 Meter langen Pool. Ein leichter Wind bringt uns frische Luft und die Palmenwedel zum Rauschen.

Rund um das terrassenartige und schön bepflanzte Gelände oberhalb des Pools haben einige Franzosen, Italiener und Österreicher ihre Zelte aufgeschlagen. Insgesamt ist angenehm wenig Betrieb und wir sind die einzigen deutschen Nasen hier, die sich unter einen der Sonnenschirme vor der sengenden Sonne flüchten.

Unterhalb des Pools ist die Rezeption, ein Minimarkt und ein Restaurant, die von der Besitzerin allein gemanaged werden. Lediglich eine Köchin ist zu sehen. Die beiden vierjährigen Zwillinge und die sieben Jahre alte Tochter der Besitzerin ziehen am Abend mit ihrer Babysitterin über den Campingplatz, der einige Abenteuer bereit hält. Da ist zum Beispiel ein alter grüner Citroen DS neben den Sanitärgebäuden. Ein Kultwagen, dessen Reifen schon lange keine Luft mehr intus haben und der nun langsam verfällt. Im öffentlichen Küchengebäude erzählen neben tiefen Spülbecken ein alter Kühlschrank sowie ausrangierte professionelle Grossküchengeräte von einer früheren Ära des Campingplatzes, als vermutlich noch sehr viel mehr Gäste hierher kamen. Neben dem Campingplatz brummt dafür nun die Klimaanlage des fünf Sterne Hotels Europa. Hierher werden die Touristen mit Bussen rangekarrt.

Mit dem Wohnmobil zum antiken Olympia
Hier treffen sich die VIPs der Antike noch heute gerne, Museum von Olympia

Ausflug zum Geburtsort der Olympischen Spiele

Das antike Olympia muss ich mir wohl mit einem Matschauge ansehen. All das Kühlen hat es nicht vermocht zu verhindern, dass mein Augenlid anschwillt und sich tomatenrot verfärbt. Wir laufen den Hügel hinab in die Stadt Archaia Olympia. Auf dem 20 minütigen Fussmarsch kosten wir die leckeren Brombeeren, die am Wegrand wachsen und entdecken zur Freude der Kinder einige Babykatzen und Hühner, die neben einem alten VW Käfer herumtollen. In der kleinen Stadt reihen sich Souvenirshops an Cafés und Restaurants. Fast niemand ist in den Geschäften. Seltsam, dabei sollen an die 800.000 Touristen pro Jahr die Überreste der heiligen Sportstätte besuchen. Vielleicht ist Juli nicht die Hauptreisezeit?

Das Museum Olympia

Für 12 Euro pro Erwachsenen (Kinder sind kostenfrei) bekommen wir Zugang zum Museum und zur Ausgrabungsstätte. Im Museum sind die Schätze und die weltberühmten Skulpturen des Zeus-Tempels zu sehen, die 1.500 Jahre lang in Vergessenheit unter einer meterdicken Schicht aus Schlamm und Staub schlummerten und bei den Ausgrabungen ab dem 18. Jahrhundert aus ihrem Schlaf geweckt wurden. Hier geben sich die VIPs der Antike ein Stelldichein: Hermes, Dionysos, Apollon, Nike, die Zeuss-Gruppe mit Ganymed sowie Pepols und Oinamaos.

Mit dem Wohnmobil zur Ausgrabbungsstätte des antiken Olympia
Der sportliche Geist des antiken Olympias überkommt mich

Das Ausgrabungsgelände von Olympia

Vom Museum aus spazieren wir durch einen schönen Garten zum Ausgrabungsgelände. Die Tempel, Siegerstatuen, Trainingslager, Schatzhäuser und vieles mehr, die über 1.000 Jahre lang Schauplatz von friedvollen sportlichen Wettkämpfen zu Ehren des Göttervaters Zeuss waren, sind für uns heute leider nur noch mit viel Fantasie als solche erkennbar. Die antike Stätte ist gleicht heute vielmehr einem Schauplatz der Zerstörung. Nachdem Kaiser Theodosios die olympischen Spiele im 4. Jahrhundert nach Christus als heidnische Spiele verbot, war das Schicksal des Ortes besiegelt. Eine der sieben Weltwunder der Antike, die riesige aus Gold und Elfenbein bestehende Zeusstatue, wurde nach Konstaninopel entführt. Der Zeustempel wurde niedergebrannt. Zwei Erdbeben und die dadurch losgelöste Schwemmerde der nahegelegenen Flüsse bedeckten die Ruinen langsam. Die Schwemmerde waren allerdings Fluch und Segen zugleich. Sie waren dadurch verborgen und vor weiterer menschlicher Verwüstung geschützt. Wer einige der bei französischen Ausgrabungen entdeckten Schätze begutachten möchte, kann die heimlich nach Paris verschafften Funde im Pariser Louvre besuchen. Der heute wieder an seinem Entstehungsort befindliche Rundbau Philippeion stand übrigens schon einmal in einem Berliner Museum. Wir durchwandern mit den Kindern die Ausgrabungsstätte entlang der Abtrennungsseile. In manche Bereiche dürfen wir aber auch hinein. Einige Übermütige klettern auf Säulensockel und werden von den Schiedsrichtern, äh ich meine vom Aufsichtspersonal, mit sportlichen Trillerpfeifen zur Ordnung gerufen.

Mit dem Wohnmobil zur Ausgrabbungsstätte des antiken Olympia
Zählt Kindertragen auch als olympische Disziplin?

Das Stadion

Wir schreiten durch den Olympischen Torbogen hindurch zum Stadion. Wer hier nach Sitzplätzen Ausschau hält, wird enttäuscht. Hier gab es nämlich nur Sitzplätze für wenige Kampfrichter und die Priesterin der Demeter Chamyne. So bewunderswert die damalige Kultur auch noch immer ist, sie war leider nicht besonders emanzipiert. Bis auf die Priesterin waren die 30.000 bis 40.000, Zuschauer nämlich ausschließlich männlich. Ätsch, dafür veranstalten meine Tochter und ich nun 1.600 Jahre später ein Wettrennen über die 192 Meter lange Laufbahn des Stadions, dass erst ab 1958 von Mitarbeitern des Deutschen Archäologischen Instituts aus seiner Versenkung geholt wurde, seht selbst:

Unser Kleine ist weniger lauffreudig und sehr müde. Sie reitet auf Papas Schultern. Die Sonne tut ihr übriges. Wir retten uns unter einen Schatten spendenden Baum bis wir wieder genug Kraft für den Aufstieg auf unseren Hügelcampingplatz gesammelt haben.

Archäologisches Museum Olympia + Ausgrabungsstätte
Archea Olimpia 270 65, Griechenland
http://odysseus.culture.gr

Campingplatz Alphios bei Olympia

Neue olympische Disziplin: Einhornreiten

„You destroyed my life“, knallt die Inhaberin des Alphios Campingplatzes im scherzhaft-vorwurfsvollen Ton meinem Mann an den Kopf, als wir nach der Besichtigung der Ausgrabungsstätte mit dem riesigen Luftmatratzenungetüm in Form eines Einhorns im Pool herum schippern. Dank unseres Beispiels wollen ihre drei Kinder nun auch ein solches Tierchen haben. Am besten jeder ein eigenes. Ihr Mann ist bereits dabei im Internet nach einem günstigen Modell zu suchen.

Den nächsten Tag verbringen wir auf dem luftigen Campingplatz und genießen den großen angenehm kühlen Pool. Es ist kaum noch jemand ausser der Inhaberfamilie und uns da. Der Himmel leuchtet in einem reinen Hellblau und erstreckt sich wie eine leuchtende Kuppel über das fruchtbare Tal unterhalb des oasenhaften Campingplatzes. Es ist ein Tag des Aufatmens und Genießens. Bis zu dem Augenblick als unsere jüngere Tochter verärgert, weil der Tiptoi Stift ihrer Schwester unverschämterweise ankündigt, sich aufgrund mangelnder Batterieenergie demnächst automatisch auszuschalten, den teuren Stift kurzerhand in den Swimmingpool katapultiert. Vor Schreck schwappt das Bienengift über meinem Auge und verengt mein Auge. Heldenhaft rettet der Vater des Wutzwerges das elektronische Gerät aus zwei Metern Tiefe. Erstaunlicherweise funktioniert der Stift, nachdem wir ihn getrocknet haben, immer noch. Wunderwerk der Technik! Für den Lerneffekt wäre es allerdings besser gewesen, wenn der Stift k.o. gewesen wäre. Doch dann wäre die rechtmäßige Inhaberin, die nichts für den Aussetzer ihrer Schwester kann, auch bestraft worden.

Mit dem Wohnmobil nach Olympia
die schwierige wirtschaftliche Lage Griechenlands wirkt sich auch auf die Halbinsel Peloponnes aus

Wirtschaftsdorfklatsch in Olympia

Am Nachmittag machen meine Tochter und ich einen Spaziergang in die Stadt Olympia hinunter, um Badelatschen und etwas fürs Abendessen zu besorgen. Es herrscht Totentanz auf den Straßen und in den Geschäften. Im Ort betreibt eine Amerikanerin einen gut sortierten Laden mit tiefgekühlten Fisch, Geflügel und Fleisch. Wir kommen ins Gespräch, weil ich neugierig bin, was die Menschen davon abhält, hier in der Stadt zu verweilen. Einerseits empfinde ich es als angenehm, dass hier in Olympia keine durch kommerzialisierte Disney World Athmosphäre wie in Verona ausgebrochen ist, sondern alles einfach und authentisch geblieben ist. Andererseits ist es angesichts der bedeutsamen und weltberühmten Ausgrabungsstätte doch verwunderlich, dass wir kaum einen Menschen begegnen und dass auch der Campingplatz nur leidlich gebucht ist, teile ich der Ladenbesitzerin verwundert mit. Ich finde es bedauerlich für die Anwohner, dass sie nicht mehr von den meist wohlhabenderen Touristen profitieren. Gebrauchen können sie das Geld allemal, vermute ich.

Hafen von Finikounda

Die Ladenbesitzerin ist bereits seit Jahrzehnten hier mit einem Griechen verheiratet mit dem sie in der Nähe der Ausgrabungsstätte früher einmal ein Schmuckgeschäft betrieb, verrät sie mir. Sie berichte, dass vor einigen Jahren im Ort sehr viel los gewesen sei. Elegant gekleidete Franzosen wären über die Straßen flaniert. Sie kauften teuren Schmuck und die Restaurants hätten bis tief in die Nacht hinein geöffnet gehabt, so erzählt mir die Wahl-Griechin weiter. Doch dann seien Hotels, Restaurants und Ladengeschäfte ausserhalb der Stadt eröffnet worden, erinnert sie sich. Sie ist der Auffassung, dass die Touristen nun dorthin hingebracht werden würden, sobald sie mit der Besichtigung durch seien. Nun gut, dass könnte einen Grund darstellen, grüble ich im Stillen. Aber es erscheint mir nur als ein Teil der Wahrheit. Es gibt ja neben den Bus- und Kreuzfahrtschifftouristen auch noch Individualtouristen wie uns! Und diese treffe ich auch nicht in der Stadt. Hotels, Bankautomaten, Restaurants, Cafés sowie einen Supermarkt gibt es für sie hier. Vielleicht stimmt die Qualität oder die Kommunikation des Angebots ja nicht mehr?

Nun kommt die Kulturmanagerin in mir durch: Die Website des Alphios Campingplatzes funktionierte nicht, als wir unsere Reise planten, erzähle ich ihr. Wir haben uns daher über eine Camping App des ADAC über den Platz informiert. Die Ausgrabungsstätte in Olympia könnte meines Erachtens durch bessere und mehr Bebilderungen vor Ort und einen Film im Museum plastischer gestaltet werden. Wahrscheinlich reicht dafür das Geld hinten und vorne nicht. Bei einer Anpassung der Eintrittspreise wäre das allerdings schon refinanzierbar. Die Touristen sind bereit mehr Geld auszugeben, wenn ihnen auch ein Mehrwert geboten wird, denke ich. Auf unseren vorigen Reisen haben wir weitaus höhere Eintrittspreise bezahlt um uns die ein oder andere Sehenswürdigkeit anzuschauen. Die Amerikanerin fasst es knapp und bündig für sich zusammen: „I like greece but I dont’t like the economy“. Da hat sie wohl nicht unrecht. Mir tun all die jungen Menschen in Griechenland leid, die in ihrer wunderschönen Heimat mit einer kulturell so reichen Geschichte keine beruflichen Zukunftsaussichten haben. Ich frage mich nur, welche Mitverantwortung die EU bei dem ganzen Dilemma trägt?

Mit dem Wohnmobil zum antiken Messene
Mit dem Wohnmobil zum antiken Messene

Messenien

Nachdem wir unsere 7.000 Sachen sowie das wichtigste, nämlich unsere Kinder, festgezurrt haben, verlassen wir den luftigen Hügel und die Elis-Region im Nordwesten der Peloponnes und fahren ins südliche Messenien.

Ausgrabungsstätte von Messene

Am Fuße des 800 Meter hohen Ithóme-Berg glüht die Erde und die Luft flirrt vor Hitze um 16 Uhr. Tapfer oder vollkommen irre, je nach Sichtweise, schultern wir unseren gelben Sonnenschirm und machen uns auf den Weg zur messenischen Ebene. Hier erwartet uns eine der beeindruckendsten Ausgrabungsstätten der Peloponnes, lockt uns der Michael Müller Reiseführer. Und er behält recht. Die 12 Euro Eintritt pro Erwachsenen (Kinder sind frei) sind gut angelegt. Das sehr gut erhaltenes 98 Meter großes Theater würde auch heute noch gut für eine künstlerische Darbietung taugen. Die Akustik vom Orchestra aus ist immer noch perfekt austariert.

Mit einem quengelnden dreijährigen Kind an der Hand und einer lässigen Siebenjährigen im Schlepptau schleichen wir uns durch die Gluthitze am quadratischen Hof des Asklepieion hinab zum südlich gelegenen Stadion. Unser Blick gleitet über die imposante Säulenumfassung, die Zuschauerblöcke mit ihren marmornen Sitzreihen, das hufeisenförmige Feld bis hin zum Heroon Mausoleum und zum messenischen Golf. Das Ensemble ist noch gut erhalten und dadurch können wir uns gut vorstellen, wie hier vor langer Zeit trainiert und sportliche Wettkämpfe ausgetragen wurden. Danach erfrischen wir uns an einer Trinkwasserquelle des Areals. Auch unsere Jüngste wird vom kalten Nass wieder zu neuem Leben erweckt. Einen Rundgang entlang der antiken Stadtmauer und den -toren sparen wir uns dennoch für einen anderen Urlaub zu einer kühleren Jahreszeit auf.

Ancient Messene

Mit dem Wohnmobil zum Campingplatz Ammos bei Finikunda, Peleponnes
Mit dem Wohnmobil zum Campingplatz Ammos bei Finikunda, Peloponnes

Campingplatz Ammos bei Finikoúnda

Gefahrene Kilometer: 205

Nachdem wir vor acht Tagen in Berlin losgefahren sind, können wir das Meer nicht mehr nur aus der Ferne betrachten, sondern am frühen Abend auch endlich hinein springen. Mein Auge hat seine normale Größe endlich wieder ereicht, so dass ich die Bucht in seiner gesamten Pracht überblicken kann.

Wir haben auf einem der vielen Campingplätze (zum Glück stehen mehrere zur Auswahl, denn manche sind bereits komplett belegt) entlang des langen breiten Sandstrandes unser Esszimmer wieder vor dem Wohnmobil aufgebaut. Anhand der zahlreichen Surf- und Stand up Bretter müssen wir uns in einem wahren Wassersporteldorado befinden. Leider entdecke ich nirgends die Möglichkeit, mir ein Stand up Paddle auszuleihen. Schade, dass so etwas hier nicht angeboten wird.

Der unparzellierte Campingplatz ist bei unserer Ankunft bereits gut von Gästen aus Deutschland, Österreich und Griechenland besucht. Der Boden ist eine staubig trockene Angelegenheit. Dafür gibt es aber ein paar Bäume, die zum Aufhängen unserer Hängematte taugen. Weiter vorne Richtung Strand ist viel Platz frei, aber es gibt leider keinen Schatten.

Über einen Palmen gesäumten Weg gelangen wir fußläufig zum traumhaften Sandstrand. Hunde sind hier verboten. Ein Beachvolleyballfeld wartet darauf bespielt zu werden. Strohsonnenschirme direkt am Meer spenden Schatten, sind aber bereits teils mit angeketteten Strandstühlen besetzt. Gut, dass wir einen eigenen Sonnenschirm sowie ein großes Tap zum Spannen dabei haben.

Mit dem Wohnmobil zum Campingplatz Ammos bei Finikunda, Peleponnes
Am Abend ist es kühl genug fürs Beachvolleyball Spiel

Hinter dem Strand wuchert eine Bambuswand an der linkerhand zahlreiche Dauercamper mit angeschraubten Nummernschildern und einer Armada an Surfbrettern stehen. Rechterhand befinden sich leichte Sanddünen in denen unter anderem ein tarngrüner Expeditions-VW-Bus mit Windgenerator und hoher Bodenfreiheit parkt.

Neben zwei Sanitärgebäuden stehen am Strand zwei Duschen bereit. Außerdem gibt es vorne an der Rezeption große Kühltruhen für Camper die keinen eigenen Kühlschrank haben. Waschmaschinen, ein Minimarkt und eine Café-Bar warten auf Kundschaft.

Wir legen nach der späten Ankunft erstmal einen kompletten Strandtag inklusive Einhornreiten auf dem Meer ein. Gegenüber der Bucht sehen wir die heute unbewohnte, ehemalige Strafgefangeneninsel Schíza. Sie gehört heute zum militärischen Gebiet der Nato und der griechischen Luftwaffe. Vom tiefliegenden Kampfjets ist jetzt keine Spur zu sehen. Früher wurde die Insel wohl ab und zu von den Jets zu Übungszwecken unter Beschuss genommen. Das stelle ich mir, angesichts der in der Nähe kreuzenden Boote, gelinde gesagt ganz schön gewagt vor. Kurz vor der Insel liegt beispielsweise gerade eine 60 Meter lange und mehrere Etagen hohe dunkelblaue Luxusyacht vor Anker, von der aus Kurztrips mit Jetski unternommen werden. Wenn der steinreiche griechische Unternehmer Aristoteles Onassis noch leben würde, wäre ich mir sicher, dass er mit Jacky hier gerade Urlaub macht. Ich kann es mir nicht verkneifen und muss das Geldgrab genauer unter die Lupe nehmen. Unser Fernglas zeigt mir zwei seitliche Terrassen, die direkt über der Wasseroberfläche ausgefahren und mit Sonnenschirmen bestückt werden.

So viel zur Schau gestellter Reichtum in einem finanziell stark gebeutelten Land sorgt natürlich für Aufsehen am Strand. Einige Stand up Paddler trauen sich aufs weite Meer hinaus, um sich die Pompösität genauer anzusehen. Doch die Yacht dreht irgendwann genervt ein Stück weiter aufs Meer ab, um die Gaffer loszuwerden.

Der Wind wird im Laufe des Tages immer stärker, so dass wir Mühe haben, unser Tap festzuhalten. Der Strand ist heiss wie eine Herdplatte. Ohne Badelatschen ist es unmöglich zum Wasser zu gelangen. Die Hitze und der Wind treiben uns zurück zum Campingplatz und zur Eistruhe.

Camping Ammos
Pylos-Nestor 240 06
Griechenland
https://campingfuehrer.adac.de/campingfuehrer/griechenland-peloponnes-camping-ammos-gp451.php

Mit dem Wohnmobil nach Finikunda, Peleponnes
der kleine Hafen von Finikunda, Peloponnes

Finikunda

Am frühen Abend fahren wir mit unseren Fahrrädern ins nur einen Kilometer entfernte Finikunda. Der Ort ist nicht besonders hübsch, aber hier gibt es nicht nur einen Supermarkt sowie einen Geldautomaten, sondern auch eine Strandpromenade und einen kleinen bescheidenen Hafen mit zahlreichen hübschen Restaurants und Bars. Im Meer wird noch gebadet. Allerdings ist der Strand sehr schmal. Parallel zur Strandpromenade bietet der Ort eine Gasse mit kleinen Souvenir- und Schmuckgeschäften.

Wir suchen und das scheinbar urigste Restaurant am Hafen und sind fast die einzigen Gäste, weil es noch sehr früh zum Abendessen ist. Natürlich gesellen sich gleich die Hafenkatzen in die Nähe unseres Tisches. Das Essen ist leider nicht sonderlich lecker. Dafür ist der Blick von unserem Tisch direkt am idyllischen Hafen, in dessen glasklaren Wasser kleine Fischerboote schaukeln, sehr schön.

Restaurant Dionysos
Mit dem Fahrrad nach Methoni
Straße nach Methoni

Radtour nach Methoni

An einem anderen späten Nachmittag packt uns auf dem Campingplatz wieder das Fahrradfieber und wir räumen Wasser, das Erste Hilfeset, Geld und die (Handy)Kameras in den Rucksack. Unsere dreijährige Tochter thront im Kinderfahrradsitz, während die Große mit uns die circa 10 Kilometer lange Strecke bis nach Methoni selbst auf ihrem eigenen Rad zurück legen muss. Obwohl es später Nachmittag ist, brennt die Sonne auf den Planeten. Puh, hoffentlich schaffen wir das, denke ich.

Die Straße führt zwar wunderschön an der Küste, an Buchten und einer fruchtbaren Umgebung entlang, aber sonderlich fahrradfreundlich ist sie nicht. Die Autos brausen an uns mehr oder weniger schnell vorbei. Wir sind, wen wundert’s, die einzigen Verrückten, die diese Tour auf einem Zweirad unternehmen.

Wir entdecken direkt an der Straße einen großen Supermarkt im dem wir auf dem Rückweg einkaufen möchten. Ein Stück weiter steht ein armes angebundenes großes Pferd auf einem winzigen Stück Schatten. Danach lockt ein Feigenbaum von dem wir einige Früchte kosten. Richtig reif, sind sie aber leider noch nicht.

Der erste Hügel erscheint vor uns so steil, dass ich zuerst meinen Augen kaum traue und schon kehrt machen möchte. Je näher wir kommen, desto geringer ist glücklicherweise die Steigung. Unsere Tochter verwünscht uns Eltern trotzdem gehörte Hunderte Male. Doch sie ist eine Kämpferin und mit zahlreichen Pausen, viel viel väterlicher Motivation und einer Menge Wasser schaffen wir es doch nach Methoni. Doch ich habe ein sehr schlechtes Gewissen unserer radfahrenden Tochter gegenüber. Sie hat einen roten Kopf und klagt wegen des vielen Wasser, das sie getrunken hat, über Bauchschmerzen. Doch eine Kuscheleinlage und einigen Minuten später, ist sie wieder fit und springt durch die Gegend.

Die Stadt Methoni

Dass es in Methoni ein über Jahrhundert immer wieder aufflammendes Hauen und Stechen gab, spüren wir heute nicht mehr. Die Stadt am südwestlichen Zipfel der Peloponnes wechselte aufgrund seiner militärisch wichtigen Lage im Laufe der Geschichte nämlich mehrmals die Fahnen. Die Venezianer vertrieben die lästigen Piraten und bauten die noch heute berühmte und zu besichtigende riesige Festungsanlage am Meer. 1500 übernahmen die Osmanen hier das Ruder und 1828 fiel Methoni an die Franzosen.

Heute schlagen sich hier keine Truppen mehr die Birnen ein. Das ruhige Städtchen Methoni gefällt uns auf Anhieb sehr gut. Am schmalen Sandstrand wird gebadet. Das Wasser scheint hier eher flach zu sein. Gegenüber schlafen die Inseln Sapiéntsa, Agua Mariáni und Venétiko ihren griechischen Dornrösschenschlaf. Es gibt einen kleinen Campingplatz, Hotels sowie einige Restaurants und Cafés.

Festung Methoni
Festung Methoni

Die Festung Methoni

Die venezianische Festung erreichen wir über eine Brücke. Nach dem ersten Tor zahlen wir pro Erwachsenen 2 Euro Eintritt und erfassen mit jedem zurück gelegten Meter den Umfang der riesigen Festung. Es gibt eine antike Granitsäule, türkische Bäder, eine Zisterne (auf der nur ein morsches Holzgitter liegt und auf das man besser nicht treten sollte, wenn man nicht in die Tiefe stürzen mag) und ein Pulvermagazin. Seitliche Mauern und messerscharfe Klippen schützen die Wehranlage. Am südlichen Ende erwartet uns der schöne Boúrtzi-Turm auf der Felseninsel. Unter einem Torbogen hindurch und dann über eine kleine Brücke führt uns der Weg zu dem von den Türken im 16. Jahrhundert erbauten malerisch schönen Turm. Wir gehen in den Turm, der einst als Leuchtturm und als Gefängnis genutzt wurde. Drinnen weist leider nichts mehr auf seine früheren Funktionen hin.

Damit wir nicht in der totalen Finsternis heimfahren müssen, kehren wir viel zu früh um. Doch wir bevor die 10 Kilometer zurückfahren, stärken wir uns in einem Café mit Sandwiches, Eis sowie zahlreichen Getränken. Der Rückweg fällt uns allen leichter, da die Sonne tiefer steht und es nicht mehr so heiss ist. Während einer Pause betrachten wir den Sonnenuntergang bevor es weiter zum Supermarkt und dann zum Campingplatz geht. Das arme Pferd steht immer noch neben der Straße und ist fast am durchdrehen als wir neben ihm halten.

Leider lesen wir erst nach diesem Ausflug, dass man von Methoni aus per Fischerboot zum Schnorcheln nach Sapiéntsa hätte fahren können. Vor der Inselküste liegt in acht Metern Tiefe antikes Frachtgut. Ein guter Grund für uns noch einmal auf die Peloponnes zu fahren.

Mit dem Wohnmobil unterwegs auf den Peleponnes
Wieder on the Road auf den Peloponnes

Lakonien

Wir wechseln den Finger des Peloponnes und fahren vom messenischen weiter östlich zum lakonischen Golf. Abwechselnd nehmen wir Maut- und Landstraßen. Die Stadt Sparta, die durch den Mythos der tugendhaften, mutigen und harten Spartaner bekannt wurde, bietet heute leider nur eine spartanische Ansicht, wie wir beim Durchfahren bemerken.

Unser Ziel ist der mittlere Finger des Peloponnes, Máni. In der Nähe des hübschen alten Hafenorts Gýthio/ Gýthion, finden wir einen netten Campingplatz direkt am Meer.

Mit dem Wohnmobil nach Gythion, Campingplatz Gythion Bay, Peleponnes
Campingplatz Gythion Bay, Peloponnes

Camping Gythion Bay

Der Platz ist schon gut belegt, aber wir bekommen noch etwas auf dem mittleren unparzellierten Rasenstreifen. Es gibt nicht viel Schatten, aber wir finden wenigstens einen hohen Walnussbaum, der uns für ein paar Stunden am Tag ein wenig vor der sengenden Sonne schützt. Die seitlichen Stellplätze sind hingegen durch geschickte Bepflanzung mit Orangen- und Granatapfelbäumen sowie Wein und durch Sonnenschutznetze angenehm schattig. Deshalb sind sie auch bereits alle vergeben. Deutsche, italienische, französische, niederländische, polnische, russische und allen voran griechische Auto- und Wohnmobilkennzeichen wechseln sich ab. Neben uns macht eine Familie aus Athen Urlaub. Durch ihre 19 Monate alte süße Tochter kommen wir miteinander ins Gespräch. Unsere Kleinen verständigen sich durch das gegenseitige Reichen vom Spielsachen und Süßigkeiten. Später malen sie gemeinsam bei uns am Tisch. Die Mutter erzählt mir einiges über die hohen laufenden Kosten, die sie für die Ausbildung und Betreuung ihrer beiden Kinder aufbringt und wie froh sie sich schätzt, dass sie und ihr Mann beide eine Arbeit haben. Wir treffen in unseren Urlaub nicht unbedingt den durchschnittlichen griechischen Bürger. Dieser hat wahrscheinlich keinen Wohnwagen und kann sich einen Urlaub gar nicht leisten.

Unsere aufgeheizten Körper verlangen nach Abkühlung. Also suchen wir gleich das Wasser auf. Vorne am Meer stoßen wir auf einen großen schönen Swimmingpool (für Erwachsene zum Stehen) mit einem extra Kleinkindbecken. Sonnenschirme mit Liegen sowie zwei große offene und dennoch schattige Lounges mit Matten und Kissen stehen bereit. Als surplus befinden sich an den Schirmen und in den Lounges Klingelknöpfe, um bei den Kellnern eine Bestellung aufzugeben. Na, wenn das kein Luxus ist! Zwischen Bananenbäumen bieten Duschen Abkühlung. Im Minimarkt gibt es neben Früchten und Gemüse sogar einzelne Baby Schwimmwindeln.

Neben dem Restaurant ist zur Freude unserer Jüngsten ein kleiner einfacher Kinderspielplatz. Der wird natürlich nach dem leckeren Essen gerne in Anspruch genommen. Auch ich setze mich mal neben meine große Tochter in eine der Schaukeln und segle mit ihr synchron in den Sternenhimmel. Schaukeln ist so etwas, was ich immer noch genießen kann.

Der Sandstrand ist sauber, allerdings ohne Schatten. Morgens zeigt sich das Meer glasklar und ruhig. Das morgendliche Schwimmen im lakonischen Golf wird zu meinem Morgenritual. Danach fühle ich mich erfrischt genug für eine Runde Squats am Strand. Nachmittags wird es auch hier wieder windiger, so dass das Meer am Abend zwar ruhiger, aber ganz trüb vor Sand ist. Das hält mich nicht davon ab, noch einmal hinein zu gehen und die Kinder durch das salzige Wasser zu jagen.

Mit dem Wohnmobil nach Gythion, Campingplatz Gythion Bay, Peleponnes
Abendstimmung am Pool, Campingplatz Gythion Bay, Peloponnes

Ab 21 Uhr wird für die Kinder im Spieleraum ein Kinoprogramm (etwas hochtrabend, es ist nur ein größerer Flatscreen) mit Pixar und Disney Highlights geboten damit die Erwachsenen draußen mal in Ruhe essen oder einen Cocktail trinken können. Das nutzen wir den ein oder anderen Abend auch gerne mal und erleben am türkis schimmernden Pool eine Art von zweiten Honeymoon. An einem Freitagabend besuchen wir auf dem Campingplatz ein kleines Live Konzert und tanzen mit unseren Töchtern bis spät in die Nacht um die Palmen. Es hat schon etwas von Cluburlaub, aber etwas Abwechslung im Programm ist ja auch mal schön.

Eine weniger angenehme Abwechslung erfahre ich an einem anderen Abend. Unsere siebenjährige Tochter hat die Dartscheibe auf dem Campingplatz entdeckt und deshalb leihe ich mir die Pfeile aus. Irgendwie bekommt die Dreijährige einen solchen in ihre kleinen Hände und wirft ihn unkoordiniert in die Luft. Ich stehe ein paar Meter seitlich neben ihr und bekomme den Pfeil punktgenau an die Stirn. Es zeckt ganz schön, aber ich kann von Glück reden, dass ich ihn nicht ins Auge bekommen habe oder dass ein Kind den Pfeil abgekommen hat. Auf dem Weg zurück zum Wohnmobil entschuldigt sich mein Schutzengel mit einer so wunderschönen Sternschnuppe bei mir, wie ich sie meinen Lebtag noch nicht gesehen habe.

Mit dem Fahrrad zur Hafenstadt Gythion und zur Halbinsel Marathonissi
Mit dem Fahrrad zur Hafenstadt Gythion und zur Halbinsel Marathonissi

Radtour nach Gythion und zur Halbinsel Marathonissi

Mit dem Fahrrad wagen wir die zweite körperliche Expedition in diesem Urlaub. Wir möchten auch erkunden, wo die nächste Einkaufsmöglichkeit ist. Die ersten 15 Minuten geht es die flache Küstenstraße entlang und der erste Supermarkt ist schnell gefunden. Nach einem kurzen Check geht es weiter. Vielleicht schaffen wir es ja nach Gythion? Nach kurzer Zeit sehen wir, dass sich die Hauptstraße einen Berg hoch schlängelt. Da wir nicht wissen, wie hoch der Berg ist, entschließen wir uns Richtung Meer abzubiegen. Das kleine Sträßchen führt uns durch das Örtchen Mavrovouni. Wir halten uns an der Küste und radeln doch noch den Berg hinauf. Nun sehen wir die schöne Hafenstadt Gythion und die Halbinsel Marathonissi mit dem Leuchtturm. Der Ehrgeiz hat uns vollends gepackt und zum Umkehren ist es jetzt auch zu spät. Wir fahren die recht steile Küstenstraße ein paar Hundert Meter hinab zur Halbinsel. Hier sollen die schöne und treulose Helena und Paris ihre erste Liebesnacht auf ihrer Flucht von Sparta nach Troja verbracht haben… oh la la. Wir gondeln über den schmalen Damm zum antiken Liebesnest.

Zuerst fällt uns ein geschlossenes aber noch neu und schön aussehendes Restaurant auf. Schade, die Lage wäre jetzt ideal für ein kühles Getränk. Gegenüber baden und schnorcheln ein paar Familien. Aufgegebene Fischerboote rotten an Land vor sich hin. Es stinkt nach Müll. Ob das zu Helenas und Paris Zeiten auch schon so war? Wahrscheinlich nicht. Ansonsten wäre der Einstieg eher unromantisch ausgefallen.

Wir radeln auf der Insel weiter zum Tzannetakis Tower, der leider geschlossen ist. Darin müsste sich ein Ethnologisches Museum befinden, wenn wir das richtig verstehen. Laut unserem Reisebegleiter Google ist der Turm nur am Wochenende von 8 bis 16 Uhr geöffnet. Wir finden kein Schild mit Öffnungszeiten, dafür aber einen Grashüpfer, der sich mit einer schönen roten Blüte vergnügt. Sie diese beiden vielleicht die Reinkarnation von Helena und Paris?

Der bewohnte Leuchtturm ist für Besucher nicht zugänglich. Wir radeln die Küstenpromenade bis zum Hafen, wo es für die Kinder allerlei Baustellenschiffe und für uns frisch gefangene Tintenfische zu bestaunen gibt. Zahlreiche Lokale mit draußen stehenden Tischen und Stühlen reihen sich am Hafen auf. Wir versorgen uns mit frischem Bargeld und decken uns auf dem Rückweg mit Leckereien ein.

Biohof und Schiffswrack

Im Landesinneren, in der Nähe von Gythíon, soll es den Biohof Karababas mit 1.300 Olivenbäumen geben. Allerdings ist dieser nach Hexenküche anmutende Hof nicht mit dem Wohnmobil erreichbar, weil die Straße es nicht zulässt. Eine weitere Radtour möchten wir unserer siebenjährigen Fahrerin nicht zumuten.

Ein legendäres verrostetes Schiffswrack am nahe gelegenen Glyfáda-Strand lassen wir ebenfalls aus. Ein entspannter Tag am Strand und am Pool ist uns bei der Hitze wichtiger. Außerdem haben wir dann noch weitere Gründe, um die Halbinsel Peloponnes noch einmal zu bereisen…

Biohof Karababas
www.biohof-karababas.com

Mit dem Wohnmobil nach Kyllíni, Campingplatz Fournia Beach
Mit dem Wohnmobil nach Kyllíni, Campingplatz Fournia Beach

Élis

Unsere letzte Etappe vor unserer Rückreise haben wir uns strategisch in die Nähe von Pátras gelegt. Es ist ein mehrstündiger Ritt einmal von der Region Lakonien zurück in die Élis-Region. Aber somit haben wir dann an dem Tag an dem wir die Fähre nehmen müssen, keinen Stress.

Sonnenuntergang bei Kyllini
spektakulärer Sonnenuntergang bei Kyllini

Campingplatz Fournia Beach

Der Campingplatz Fournia Beach bei Kyllíni hat eine spektakuläre Lage hoch über den Meer. Er ist gut besucht, aber nicht restlos ausgebucht. Wir bekommen einen der allesamt parzellierten und schattigen Plätze für unser Gefährt. Es gibt auch eine Reihe von modernen Ferienwohnungen und -häusern auf dem Gelände. Außerdem sorgen ein Lokal mit Blick aufs Meer, zwei Bars und ein Minimarkt für das leibliche Wohl. Mit dem Spielplatz sind auch die Bedürfnisse der kleineren Kinder abgedeckt.

Auf Wunsch der Kinder springen wir zuerst in den Pool. Die Kleine klettert ins Kleinkindbecken. Beide sind ziemlich warm, aber wir sind für jede Erfrischung dankbar. Danach essen wir ganz pragmatisch im preiswerten Lokal des Campingplatzes, weil uns nach der Fahrerei weder nach Kochen noch nach einer weiteren Fahrt zum Restaurant ist. Das Essen ist okay, der Ausblick besser. So schlendern wir zum terrassierten Hang hinunter und genießen einen wundervoll-kitschigen Sonnenuntergang zwischen den uns gegenüberliegenden Inseln Zakinthos und Kefalonia. Im Meer schwimmen immer noch junge Leute im Grüppchen, obwohl es recht wellig ist. Überhaupt scheint der Campingplatz bei Jugendreisegruppen beliebt zu sein. Nachts hören wir von ihnen allerdings keinen Mucks. Dafür ist es immer noch so warm und schwül, so dass es im Wohnmobil kaum abkühlt. Unserer Großen geht es deshalb morgens so schlecht, dass sie sich übergeben muss.

Den letzten Tag auf den Peloponnes verbringen wir am Meer. Das Wasser ist so flach, dass auch unsere Jüngste voll auf ihre Kosten kommt. Ein bisschen kommen wir auch zum Schnorcheln. Wir sagen den Seeigeln und ein paar Fischen guten Tag:

Mittags gehen wir wieder nach oben zum Wohnmobil, weil unsere Tochter sich nach ihrem Kreislaufproblem nicht so viel in der Hitze aufhalten soll. Viel trinken und ausruhen ist angesagt. Nachmittags ist sie prompt wieder fit und wir erlauben ihr noch einmal in den Pool zu springen.

Fournia Beach Camping & Village

Mit dem Wohnmobil nach Kástro, Kyllini auf den Peleponnes

Kástro

Abends zieht es uns zur Frankenfestung Chlemutsi im Ort Kastro. Diese ist leider genau an einem Tag in der Woche geschlossen und diesen Tag haben wir perfekt erwischt. Das steht allerdings nicht auf einer Infotafel an der Burg. Das verrät uns nur Google. Unser Reiseführer ist nicht mehr up to Date und das Internet auf dem Campingplatz war quasi nicht existent. Schade, denn die große Burg hat einiges zu bieten, wie der Infopavillon verrät. Mit einem äußeren hohen Mauerring schützt sie ihre innere sechseckige Anlage und ihre riesigen Gewölbe. Von oben soll man einen tollen Blick zu den Ionischen Inseln und über die Halbinsel Peloponnes haben.

Da wir so früh im Ort sind, ergattern wir einen der letzten freien Tische in der Taverna Castello. Hier lassen wir es uns und schönem Ambiente sehr gut schmecken!

Chlemoutsi
Kastro 270 50, Ilia, Griechenland

Taverna Castello

Heilquellen von Loutra-Kyllini
Heilquellen von Loutra-Kyllini

FKK in den Heilquellen von Loutrá Kyllíni

Asthma? Bronchitis? Irgendeine Hautkrankheit oder Rheuma? Die Heilquellen von Loutrá Kyllíni sollen gegen diese Krankheiten helfen. In der Nähe der Badeanlage öffnen wir das Türchen zur Anlage des ehemaligen römischen Badehauses. Ein kleines Amphitheater rottet hinter Absperrgittern vor sich hin. Die letzten Spaziergänger verlassen gerade das Gelände. Eine einsame schwarze Herrenbadehose und ein Tuch hängen über dem Zaun, der die traurigen Reste des römischen Badehauses vor neugierigen Kletterern schützt. Ein Zikadenorchester ertönt aus den riesigen Bäumen ringsumher.

Der Geruch nach faulen Eiern hält sich noch in Grenzen, obwohl hier das heilende Wasser aus mehreren Röhren in Auffangbecken laufen und ein milchig leuchtendes Türkis annehmen. „Mama, was machst Du?“, fragt mich meine Tochter mit erstaunten Augen, als ich mich spontan nackt ausziehe und mich in eines dieser Becken stelle und mich dem heilenden Wasserstrahl hingebe. Unsere Dreijährige bekommt bei dem Anblick auch Laune es mir nachzutun. Gemeinsam lassen wir uns von dem leicht schwefligen Wasser nass spritzen. Im Sonnentergang fahren wir, den Bibi & Tina Song „Der beste Sommer“ laut schmetternd zurück zu unserem Campingplatznest. Die letzte Nacht auf der Insel des Pelops bricht viel zu schnell herein. Morgen Vormittag müssen wir schon zur Hafen von Pátras aufbrechen.

Mit dem Wohnmobil von Pátras zurück nach Ancona
Mit dem Wohnmobil von Pátras zurück nach Ancona

Fährfahrt von Pátras nach Ancona

Ausgeruht uns gesund startet unser großer Liebling in den Tag. Ihre jüngere Schwester ist auch fit. Also steht unserer Abfahrt nichts mehr in Weg. Am Hafen von Pátras wird unser Wohnmobil auf blinde Passagiere genau kontrolliert. Wir müssen sogar unser Bettzeug aus dem Alkoven hinunter nehmen. Danach geht es direkt zum Terminal und wir beobachten eine feuerwehrrote 200 Meter lange Fähre von Superfast Ferries und im Anschluss unsere Fähre beim Einlaufen in den Hafen. Es liegt eine ganz eigene Ästhetik in diesen großen Tankern, den Tauen und Pollern, finde ich. Vor uns steht ein Mercedes Bus 711 mit einem BMW 650er Motorrad hinten dran und einem Stahlboot oben auf dem Dach, seitlich sind die Surfbretter angeschnallt. Die Leute haben manchmal die abenteuerlustigsten Dinge dabei, stellen wir staunend fest. Und wir dachten schon, dass wir viel Zeug dabei hätten!

Nachdem unsere Fähre vollgetankt ist, nehmen wir um 15.30 Uhr Abschied von den wunderbaren Peloponnes und stechen mit der Hellenic Spirit in See. Dieses Mal stehen wir direkt an der Außenwand der Fähre, so dass wir vom Wohnmobil seitlich aufs Meer blicken und uns selbst fast wie eine kleine Fähre fühlen dürfen. In Pátras gehen nur wenige Passagiere an Bord, so dass unser Deck bis zum nächsten Hafen nur zu einem Fünftel gefüllt ist. Wir lernen ein deutsches Pärchen mit Baby kennen, dass gerade fünf Wochen auf den Peloponnes und in Delphi unterwegs war. Wir haben den Eindruck, dass einige ihre Elternzeit gerne für solch eine Reise nutzen.

Mit dem Wohnmobil von Pátras zurück nach Ancona
Abschied am Deck der Hellenic Spirit von den Peloponnes

Diese Leere auf dem Schiff nutzen wir für eine Dusche und Spaziergänge an Deck, wo es trotz des Windes unheimlich heiss ist. Schlafende Drachen in Form von kargen Inseln liegen im Meer. Zahlreiche Segelboote umschwirren sie wie Fliegen.

Manchen Passagieren macht die Hitze offenbar wenig aus. Sie setzen sich mit einem Buch knallhart in die Sonne. Um 19 Uhr öffnen das Bordrestaurant und das Selbstbedienungslokal, wo wir endlich unseren Hunger stillen können. Unseren mitteleuropäischen Rhythmus, was die Speiseaufnahme betrifft, haben wir immer noch nicht abgelegt.

Mit dem Wohnmobil von Pátras zurück nach Ancona
Sonnenuntergang zwischen Korfu und

Danach beobachten wir bugseitig den leuchtenden Sonnenuntergang und heckseitig das Einlaufen im Hafen der Insel Korfu. Im Hafen warten ein Dutzend Wohnmobile, zahlreiche Pkw und Lkw auf die Hellenic Spirit. Es wird voller auf der Fähre. Trotzdem bekommen wir noch einen Platz ganz vorne im Bug des Cafés. Der Ausblick auf die in der Dunkelheit rot und grün blinkenden Lichter, die den Kapitän aus der schmalen Bucht lotsen sollen, ist bei einem Mythos Bier schon sehr hübsch anzusehen.

Erst spät machen wir im Wohnmobil das Licht aus. Den oberen Teil der Tür lassen wir angekettet offen, so dass immer eine frische Meeresbrise hinein wehen kann. Alle Fenster stehen auf Kipp und unsere drei Ventilatoren surren im Turbogang, weil es immer noch so warm ist.

Mit dem Wohnmobil nach Coriano, Italien
Mittagessen in der Pizzeraia Sp.accop in Coriano

Mittagessen in der Pizzeria Sp.accio in Italien, Coriano

Nach der Ankunft in Ancona sind wir zum Mittagessen mit unseren italienischen Freunden in der Pizzeria Sp.accio verabredet. Im kühl temperierten weiss gestrichenen Untergeschoss genießen wir frisch zubereitete Speisen mit Zutaten aus der Region. Danach toben sich die Kinder zwischen den Tischen aus bis sich unsere Kleine die Nase blutig schlägt und wir sie mit dem Spielplatz draußen trösten. Wäre es nicht so heiss gewesen, hätten wir auch unter den Sonnenschirmen essen und den Blick bis zum Meer genießen können.

Im zur Pizzeria gehörenden Geschäft nehme ich als Souvenir für uns Zuhause leckeren Hartkäse und Kekse mit. Auch die Produkte im Geschäft stammen alle aus der Comunità San Patrignano in der Gemeinde Coriano. Die Menschen, die in der Pizzeria arbeiten und die diese Produkte herstellen, nehmen an einem Drogen-Rehabilitationsprogramm teil. Die junge Verkäuferin, die mich beim Kauf berät, erzählt mir, dass sie demnächst zusammen mit 18 anderen Frauen nach vier Jahren das Projekt verlässt. Die Frauen seien ihr durch die gemeinsame Vergangenheit näher als Schwestern geworden, erzählt sie weiter. Ich finde Rehabilitationsprojekte generell sehr sinnvoll, stehe dem Programm aber skeptisch gegenüber, weil die Menschen unentgeltlich für dieses Unternehmen arbeiten, das neben Restaurants, Shops und eine Webagentur betreibt, wie mir unser italienischer Freund berichtet. Das hat schon einen ausbeuterischen Charakter.

Pizzeria Sp.accio
Via S. Patrignano, 66, 47853 Coriano RN, Italien
http://spaccio.sanpatrignano.org/it/pizzeria

Mit dem Wohnmobil nach Venedig, Camping Fusina
Sonnenaufgang über Venedig, abendliches Lichtermeer über der Lagunenstadt, Tanker vor dem Campingplatz Fusina

Campingplatz Fusina

In der Lagune von Venedig, an der Mündung des Brenta-Kanals, liegt unser neues Nest für diese Nacht. Wir stehen parallel zum Wasser auf dem Campingplatz Fusina mit Blick auf das durchlauchte Venedig, la Serenissima. Riesige Kreuzfahrtschiffe leuchten wie Weihnachtsbäume vor der Lagunenstadt. Die Kolosse überragen die dahinterliegenden Türme bei weitem.

Obwohl die Umgebung recht industriell ist, liegt der Campingplatz Fusina ruhig. Zudem ist der Platz recht groß, die Rezeption sehr freundlich. Einzig die dort nächtigenden Jugendlichen haben unsere Nachruhe etwas gestört. Es gibt einen Biergarten, ein Restaurant, sogar ein Fitnesscenter (nichts davon haben wir getestet) und einen kleinen und etwas überteuerten Minimarkt. Es macht daher Sinn, sich vor dem Einchecken mit dem Nötigsten einzudecken. In Venedig sind Lebensmittelhändler rar. Der Campingplatz bezeichnet sich selbst als Designcampingplatz und hebt besonders die sanitären Außenanlagen hervor. Das ist sicherlich Geschmackssache. Wir haben 41,50 Euro pro Nacht für uns bezahlt und im Internet vorher gebucht. In Anbetracht der Lage ist der Preis in Ordnung.

Camping Fusina
Via Moranzani, 93 30176 Fusina – Venezia

http://www.campingfusina.it/de/camping.aspx

Mit dem Wohnmobil nach Venedig, mit den Kindern unterwegs in der Lagunenstadt
Mit dem Wohnmobil nach Venedig, mit den Kindern unterwegs in der Lagunenstadt

Venedig

Das tolle an dem Campingplatzes ist, dass es nur zwei Minuten per pedes bis zur Fähranlegestelle ist. Innerhalb von 20 bis 25 Minuten fahren wir an einigen unbewohnten ehemaligen Klosterinseln vorbei und legen an der Station Zettare neben der Kirche Chiesa du Santa Maria del Rosario an. Bevor das Gequengel überhaupt losgehen kann, kaufen wir in der erstbesten Eisladen den Kindern gleich eine Kugel Eis, das sie zufrieden vor sich hin schlecken, während wir gemeinsam gen Zentrum laufen.

Palazzo Grassi

Wir spazieren über die Ponte dell’Academia über den Grand Canal hinüber zum Palazzo Grassi. In dem Palast zeigt der französische Unternehmer und Kunstsammler François Pinault aktuell die Arbeit seines bekannten Künstlerfreundes Damien Hirst. Unsere Jüngste findet den dicken Penis des 18 Meter hohen kopflosen „Damon with Bowl“ der wohl derzeit größten Eulenspiegelei Ausstellung „Treasures from the WRECK of the Unbelievable.“ im Artium des Palasts beeindruckend. Beeindruckend ist auch der Eintrittspreis von 18 Euro pro Erwachsenen für eine Ausstellung deren Ausstellungsstücke in dreifacher Ausfertigung für potentielle Käufer vorhanden sein sollen.

San Marco

Danach schlendern wir weiter durch die schmalen Gassen des San Marco zum Markusplatz. Je näher wir dem berühmten Platz kommen, desto voller wird es auf den Gehwegen und desto kürzer werden die Abstände zwischen den Geschäften, die allerlei Muranoglas und venezianische Masken feil bieten.

In den Kanälen kreuzen die Gondolieri mit ihrer Touristenfracht. Die Umläufe der am Markusplatz liegenden Gebäude mit ihren Cafés und Edelboutiquen sind mit hellen Vorgängen verhangen um die Hitze fern zu halten. Die bodenlangen Vorhänge ziehen meinen Blick nach oben. Die maroden Deckengewölbe sind mit Netzen bespannt damit der Putz nicht auf unsere Köpfe hagelt. Das Café Florian, in dem ich vor circa 20 Jahren die wahrscheinlich teuerste Cola getrunken habe, zeigt sich erstaunlich leer.

Unsere Kinder sind nicht gut drauf. Unsere Ältere hat eine Eifersuchtsattacke und ihre kleine Schwester will sich nur noch auf den Schultern thronend durch die Stadt bewegen. Meinem Mann und mir ist tierisch heiss. Unsere Urlaubsstimmung war schon mal besser. Erschöpft lassen wir uns auf die Stufen der Basilica de San Marco nieder und beobachten die Besucherschlange mit Selfies schießenden Duck Faces. Dazwischen wuselt ein kleines Männlein mit goldenem Gürtel und roten Kopfhörern und sucht in den Mülleimern nach verwertbaren Hinterlassenschaften. Ein auf die überall ihren Müll herumliegen lassenden Touristen schimpfender Italiener kickt eine Plastikflasche haarscharf an uns vorbei. Ich kann seinen Frust nachvollziehen. Ein paar kaum merkliche Regentropfen fallen aber ein (Stimmung) reinigendes Gewitter bleibt noch aus. Die Lage bleibt angespannt.

Biennale Arte 2017 im Arsenale von Venedig
Biennale Arte 2017 im Arsenale von Venedig

Biennale Arte 2017

An der Uferpromenade hebt der Kauf einer blau-weiss gestreiften Kapitänsmütze die Laune unserer großen Tochter und hier treffen wir auch unsere italienischen Freunde wieder, die mit dem Zug angereist sind. Gemeinsam laufen wir am Ufer entlang zum Stadtteil Castello. Die Touristenmassen schieben uns vorwärts. Auf einer Brücke streiten sich ein paar Männer lautstark. Das Wetter scheint sich in einer so vollen Stadt direkt auf die Gemütslage der Menschen auszuwirken. Je näher wir unserem Ziel, dem Arsenal, kommen, desto weniger werden die Menschen und desto entspannter wird es auch.

In einer ehemaligen Werft und Waffenlager, dem Arsenal, besuchen wir die älteste Biennale der Welt, die Biennale di Venezia. Hier sind glücklicherweise keine Touristenscharen mehr. Wir laufen durch die Themenausstellung. Die Pavillons widmen sich unterschiedlich Sujets wie z.B. Erde, Traditionen, Schamanen, Farben, Zeit und der Unendlichkeit. Die Kinder sind von den riesigen Kunstobjekten genauso fasziniert wie wir. Manche Videokunst, wie zum Beispiel eine Geige, die auf einem Karussell angebracht ist und im vorbei drehen den Bogen streift und dadurch einen Klang erzeugt, spricht auch ihrem Alltag an. Aber auch die bunten an einer Schnur befestigten Luftballons, die sich direkt auf der Wasseroberfläche bewegen, finden sie toll. Manche Kunstwerke dürfen wir auch begehen. Im Pavillon der Schamanen lassen uns in einer raumgreifenden Skulptur des brasilianischen Künstlers Ernesto Neto in Form eines Zelts aus einem grob hoch gespannten Netz nieder. Auf dem Boden ist Baumrinde gestreut und Kissen liegen herum. Ein paar Mädchen mit gutem Rhythmusgefühl nutzen die bereit stehenden Trommeln. Beeindruckend sind auch die riesigen Fleisch fressenden Blumen sowie die bunten Wollknäuel im Pavillon der Farben, die scheinbar die Hallenwand hinauf klettern. Es gibt noch vieles mehr, was ich hier erwähnen möchte, aber das würde den Rahmen sprengen.

Draußen am Hafenbecken liegen große verschieden farbige Steinkugeln, die an Planeten erinnern. Am liebsten würden unsere Kids sie besteigen. Gegenüber steht ein altes U-Boot auf dem Trockenen, das sicherlich Teil eines dort ansässigen Museums ist.

Mit dem Wohnmobil nach Venedig
der Himmel über der Lagunenstadt wird immer bedrohlicher

Ein Tornado fegt über Venedig

Den mit dem goldenen Löwen ausgezeichneten deutschen Länderpavillon schaffen wir nicht, weil über Norditalien ein Tornado hinweg fegt und nun ein Dutzend Blitze über unseren Köpfen hinweg einen grellen Tanz vollführen. Der Donner antwortet dicht darauf. Wir flüchten uns in den schönen chinesischen Pavillon und ruhen uns auf den Treppenstufen aus bis das Gewitter vorüber ist.

Im warmen Sommerregen laufen wir zur nächsten Bootsanlegestelle. Ich habe leider zu wenig Wasser getrunken und bekomme Kopfschmerzen. Diese werden auf dem schaukelnden Boot des aufgewühlten Gewässers immer schmerzhafter. Der Schaffner fängt an der nächsten Station an, einen farbigen Fahrgast, der sich wie wir zuvor falsch angestellt hat, rassistisch zu beschimpfen. Gegen ihn sind die Berliner Busfahrer Unschuldslämmer.

Im Wohnmobil angekommen, pfeife ich mir zwei Kopfschmerztabletten ein und lege mich mit einem nasskalten Lappen auf der Stirn hin. Unsere Kleine ist hingegen fit. Der Powernap auf der Fähre hat ihr gereicht um mit ihrem Laufrad munter an der Uferpromenade entlang zu rollen. Bald geht es auch mir wieder besser und wir öffnen noch einmal den Spielzeugschrank für ein paar Runden „Reise-Obstkorb“. Um 21.30 Uhr eingeschlafen, wache ich vom Gegröle angetrunkener Jugendlicher auf, die gegenüber unseres Wohnmobils an der Promenade feiern.

La Biennale di Venezia – Arsenale
Campiello Tana, 2169/F, 30122 Venezia VE, Italien
http://www.labiennale.org/en/art/2017

Mit dem Wohnmobil auf dem Rückweg nach Berlin
Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!

Back in Germany, Stellplatz in Zirndorf

Um 8.30 Uhr verlassen wir den Campingplatz Fusina und düsen gen Heimat. Die Museen von Reinhold Messner heben wir uns für einen späteren Südtiroltrip auf. In Österreich schleppen wir uns von Stau zu Stau und fluchen, weil wir für die zweispurige Mautautobahn auch noch Geld berappen müssen. Unser Ziel, um 18 Uhr noch kurz kostenfrei im den Playmobil Funpark zu gehen, können wir an die Navihalterung hängen.

Um 20.30 Uhr erreichen wir endlich Zirndorf und lassen es uns nach diesem Marathon zur Belohnung im gemütlichen Gasthof Bub gut gehen. Auf dem Stellplatz beim Funpark finden wir noch einen Stellplatz für unsere letzte Nacht bevor wir weiter nach Berlin fahren.

Gasthof Bub
Fürther Str. 5, 90513 Zirndorf

Mit dem Wohnmobil von Italien nach Griechenland
Abenteuer Fährfahrt auf dem adriatischen Meer

Literatur und Reiseführer

Peloponnes: Reiseführer mit vielen praktischen Tipps. Taschenbuch – 2. Juni 2015

Mit dem Wohnmobil auf die Peloponnes (Womo-Reihe) Taschenbuch – 19. Januar 2014

Zum Vorlesen oder zum selber Lesen für Kinder

Die schönsten griechischen Sagen Gebundene Ausgabe – 1. August 2005

Die spannendsten griechischen Sagen (Grosse Vorlesebücher) Gebundene Ausgabe – 1. Februar 2007

DIY: Tischdecke mit Wassermelonenprint

Ob beim Picknick im Park oder auf dem Tisch im Garten - eine Wassermelonentischdecke sieht überall schön aus
Egal beim Picknick im Park oder auf dem Tisch im Garten – eine Wassermelonentischdecke sieht überall fröhlich aus

Sommerzeit ist Melonenzeit und dieses Jahr gibt es bei uns nicht nur Wassermelone auf den Teller sondern auch darunter. Ich mag Melonenmuster super gerne und habe auch einen hübschen Rock mit Melonen drauf sowie Ohrringe und einen Kettenanhänger mit einer vergoldeten Wassermelone.

Also wird es höchste Zeit, dass ich mit meinen Kindern eine Wassermelonen-Tischdecke fabriziere. Wer Lust darauf hat es auszuprobieren, dem sei gesagt, dass der Aufwand gering ist. Wer eine alte vielleicht fleckige Tischdecke sein eigen sein eigen nennt, kann diese dafür getrost nehmen bevor sie ansonsten in den Müll wandert.

Materialien für eine Tischdecke mit Wassermelonenprint
Materialien für eine Tischdecke mit Wassermelonenprint

DIY Anleitung für eine Wassermelonenprint Tischdecke

Materialien

Die Materalien habe ich im Interbet bestellt beziehungsweise im Bastelgeschäft gekauft. Hinweise, was ich genau verwendet habe, befinden sich am Ende meines Beitrags.

  • eine halbe rohe Kartoffel (Kartoffel kann ruhig groß sein, so dass man einen schönen halbes Oval hat)
  • rote Stoffmalfarbe
  • grüne und schwarze oder dunkelbraune Stoffmalfarbe bzw -stifte
  • Pinsel
  • eine alte weisse Tischdecke
  • Bügeleisen
  • dünnes Tuch

Tipp: alte Klamotten beim Bemalen zu tragen lohnt sich damit man sich nicht hinterher ärgert, weil man sich eingesaut hat.

DIY Tischdecke mit Wassermelonenprint
DIY Tischdecke mit Wassermelonenprint

1. Bemalen

Die rohe aufgeschnittene Kartoffelhälfte kräftig mit roter Stoffmalfarbe versehen und auf die Tischdecke pressen und in verschiedenen Winkeln so fortfahren bis man mit den Abständen zufrieden ist. Dann mit dem grünen Stoffmalstift die Schale drum herum malen. Wenn die rote Farbe getrocknet ist, mit dem schwarzen oder dunkelbraunen Stift die Kerne in die Wassermelone hinein punkten. Wer mehr bunte Stoffmalfarbe oder -stifte hat und das ganze wie wir noch weiter treiben möchte, kann zusätzlich auch anderes Obst wie Zitronen oder Weintrauben oder zum Beispiel eine Raupe Nimmersatt malen.

2. Trocknen und Fixieren

Nun die bemalte Tischdecke zum druchtrocknen aufhängen. Danach wird das Kunstwerk fixiert in dem die bemalte Seite mit einem alten dünnen Stück Stoff abgedeckt und dann gebügelt wird. Anschließend an damit in die Waschine.

3. Auf den Rasen oder auf den Gartentisch

Und nun die neue Tichdecke auf den Rasen für ein Picknick im Park oder auf dem Gartentisch im eigenen Garten ausbreiten und darauf am besten frisch aufgeschnittene Wassermelone oder einen Wassermelonen-Minz-Saft genießen 😉

Kauftipps

 

 

DIY Tischdecke mit Wassermelonenprint
Guten Appetit

Biergärten in Berlin: Maisels Biergarten und der Räuberspielplatz in Kladow

Kladower Hafenpromenade und Yachthafen
Kladower Hafenpromenade und Yachthafen an der Imchenallee

Imchen. Allein schon der Name dieser unter Naturschutz liegenden Insel ist in meinen Augen ein Berliner Original. Ick liebe so wat! Unbewohnt und von Röhricht und Teichrosenfelden umspült liegt die Kladower Insel vis à vis vor uns in der Havel. Doch halt, unbewohnt? Nicht ganz. Unbewohnt ist Imchen nur aus Menschensicht. Graureiher und Kormorane, der seltene Schwarzmilan und der majestätische Seeadler ziehen hier ihre Jungen groß. Wer die Ohren spitzt, kann die Vögel plaudern hören. Insekten und Pilze soll es auf dieser dicht bewachsenen Insel natürlich auch geben, aber die hören wir weniger gut.

Mein Mann, meine Kinder und meine Eltern sitzen in Maisel’s Biergarten und lauschen den Erzählungen meines Onkels. Er berichtet von seinen Erlebnissen auf See. Es geht allerdings nicht mehr um einen kleinen Segelturn auf der Havel, den wir früher auch mal mit ihm gemeinsam auf seinem sportlichen Segelboot unternehmen konnten.
Als Kameramann eines Kreuzfahrtschiffes hat er gerade eine halbe Weltumrundung hinter sich. Er berichtet von einem Safariausflug und dem Imponiergehabe eines jungen Elefanten. Es scheint einige Parallelen zu menschlichen Teenagern zu geben, denke ich mir. Während er von der großen weiten Welt erzählt, beobachte ich das Treiben an der Kladower Uferpromenade. Warum eigentlich in die Ferne schweifen, wenn das Schöne liegt so nah? Es reicht doch auch Kladow, der südlichste Ortsteil des Berliner Bezirks Spandau, wa?

Maisels Biergarten in Berlin-Kladow
Maisels Biergarten in Berlin-Kladow

Mit der MW Wannsee von Wannsee bis Alt-Kladow

Dutzende Damen und Herren sowie Familien mit Kinder (mit und ohne Fahrrad) warten gegenüber des Biergartens auf die MS Wannsee, auf der sie der idyllischen Imchen Insel etwas näher kommen mcöhten. Die BVG Passagierfähre F10 verbindet ganzjährig den Wannsee mit Alt-Kladow und braucht für die gesamte Strecke 60 Minuten. Mehr als ein normales BVG-Ticket ist nicht nötig. Wie großartig ist das denn, bitte?

Kladower Hafenpromenade und Yachthafen
Liegewiese an der Imchenalllee

Kladower Promenadenhafen

Ein Stück weiter schaukeln Segelschiffe und Motorboote in trauter Einigkeit an den Bootsstegen. Auf den Parkbänken entspannen ältere Spaziergänger. Fahrradfahrer machen hier Zwischenstation auf ihrer Route (vermutlich die Wannsee-Route RR1?) und stärken sich mit einem Radler und einer Laugenbrezel. Hier in Kladower Promenadenhafe ticken die Uhren ein ganzes Stück langsamer als in der hektischen Stadtmitte. Hipster haben den Weg hierher (noch) nicht gefunden zu haben.

Räuberspielplatz in Berlin-Kladow
Räuberspielplatz in Berlin-Kladow

Räuberspielplatz im Zauberwald

Nach dem Eis und einem kurzen Versteckspiel im Biergarten haben meine Töchter aber mich gefunden und wollen mit der Oma und mir den Spielplatz entern. Wir schlendern also in Richtung der Straße Alt-Kladow und Sibeliusweg. Als wir an der Liegewiese vorbei kommen, auf der gerade Ball gespielt wird, entdecken wir auf der gegenüber liegenden Havelseite das Strandbad Wannsee und die Wannseeterrassen. Bei dem Anblick kommen Kindheitserinnerungen in mir hoch.

Wir laufen den Grünzug ein Stück weg von der Havel auf eine sanft ansteigende Anhöhe. Hier wartet ein Räuberspielplatz mit einem gestrandeten Piratenspielschiff und fantasiereichen Holzskulpturen auf meine beiden Kapitäninnen. Sie klettern natürlich gleich drauf los. dann geht es die Anhöhe weiter hoch. Hier gibt es eine Seilbahn, Trampolinmatten, einen hohen Turm mit Röhrenrutsche, eine Hängematte, Wippen, eine Sechseckschaukel. Hier bleibt kein Spielplatzwunsch der Kinder unerfüllt.

Maisel’s Biergarten
Imchenallee 44, 14089 Berlin
http://maisels-biergarten.de/Site/Maisels-Biergarten.html

Räuberspielplatz im Zauberwald
Runebergweg
14089 Berlin