Ohne Familie und dafür mit Freundin in Riga unterwegs

Reise nach Riga, Lettland
Hobbywool, ein sehr schönes Geschäft für Mitbringsel aus Riga

Falls in meinem Blog der Eindruck entsteht, dass ich ständig mit der Familie und dem Wohnmobil unterwegs bin, so ist das nur bedingt richtig. Denn Anfang Mai habe ich einen wunderbaren Kurztrip nach Riga mit einer Freundin unternommen. Mit meiner Freundin, die ich nun seit 20 Jahren an meiner Seite habe, tat ich schon so manche kleine Reise (Budapest, London, Brüssel, Genf), beziehungsweise habe ich sie dort besucht, wo sie gerade steckte. Ähnliche Interessen und Vorlieben verbinden uns und das macht uns unter anderen zu einem tollen Reisepaar.

Die lettische Hauptstadt eignet sich bestens für ein Wochenendbesuch, wenn man per Flugzeug anreist. Die Altstadt ist sehr gut an zwei Tagen zu erlaufen oder mit einem Leihrad zu erkunden. Natürlich eignet sich eine Reise nach Riga auch für einen längeren Zeitraum. Schließlich bietet Riga viele interessante Kunst- und Geschichtsmuseen. Außerdem kann man zum Beispiel ab Riga mit dem Schiff oder dem Auto bis zur Ostseeküste Lettlands hinauf fahren, die sehr schön sein soll.
Es ist auffallend, wie zuvorkommend und hilfsbereit die Rigaer gegenüber Touristen auftreten. Darüber hinaus sind die Preise noch absolut moderat und außerdem kann man in dem EU-Mitgliedsland bequem mit dem Euro bezahlen. Das Essen in den zahlreichen hübschen Restaurants und Cafés ist herzhaft und schmackhaft.

Leider kam ich nicht eher dazu zu berichten, also wundert Euch bitte nicht über die noch kargen Bäume auf meinen Fotos. Anfang Mai hatten wir übrigens strahlenden Sonnenschein, wenn es auch im Schatten recht frisch war. Riga hat mir auf jeden Fall sehr gut gefallen und mir Lust auf mehr Lettland gemacht. Ich werde deshalb mit dem Wohnmobil zurückkehren und mir mehr ansehen!

Riga auf einem alten Stadtplan in der Lettischen Nationalbibliothek
Riga auf einem alten Stadtplan in der Lettischen Nationalbibliothek

Contents

Auf dem Weg nach Riga

Mein Rollkoffer voll mit Handgepäck rattert über den Bürgersteig. Kinder und Mann sitzen noch Zuhause am Frühstückstisch während ich mich auf den Weg zum Flughafen Schönefeld mache. Während der S-Bahnfahrt checke ich gefühlte einhundert Mal, ob mein Smartphone noch an und mein dort gespeichertes Flugticket noch da ist.

In der Schlange der Sicherheitskontrolle entdecke ich meine Reisefreundin. Wir grinsen uns an und freuen uns! Fast drei Tage Riga liegen vor uns. Nur für uns beide. Ohne Ehemänner und ohne Kinder. Wie spannend!

Schwarzhäupterhaus in Riga
Das Schwarzhäupterhaus in Riga

Willkommen in der Hanseperle Riga

Nach einer harten Landung wurschteln wir uns schnell bis zur Bushaltestelle durch. Mehrere Buslinien fahren hier ins Stadtzentrum. Die Kleinbusse fahren ohne Zwischenstopps in circa 20 Minuten in die Altstadt und kosten zwei Euro. Die normalen Busse kosten die Hälfte und brauchen etwas länger dorthin.

An der Station „11.novembra krastmala“ steigen wir aus dem Bus. Hinter uns leuchtet der Fluss Düna (Daugava) im selbstbewusst kräftigen Dunkelblau. Der 1.020 Meter lange Strom hat zuvor Polen einen Besuch abgestattet und beendet seine Reise in der Ostsee. Über uns wölbt sich der Rigahimmel im zarten Hellblau, hach meine liebe Freundin ist das Leben schön!
Vor uns liegt der Rathausplatz mit wunderschönen alten Gebäuden. Am auffälligsten ist das Schwarzhäupterhaus, ein ehemalige Gildehaus, das allerdings nicht schwarz, sondern in rot-orangen Backsteinen leuchtet. Der gotische Bau mit seinen schmiedeeisernen Schmuck am mächtigen Giebel sieht toll aus. Vor allem wenn man bedenkt, dass es von den Deutschen in Schutt und Asche geschossen und deshalb vor 65 Jahren gesprengt und erst Mitte der 90er Jahre rekonstruiert wurde. Auf dem Platz tummeln sich entsprechend zahlreiche Touristen und Stadtführer.

Aber nun genug davon, wir möchten unsere lauten Rollkoffer los werden und versuchen uns auf dem Stadtplan auf dem kleinen Bildschirm unseres Smartphones zu orientieren. Wir treffen dabei auf einige verdächtig nach Junggesellenabschied aussehende Grüppchen. Es sind auch Segway-Gruppen mit Guide und Headsets unterwegs. Riga ist anscheinend kein Geheimtipp mehr.

In einem Geschäft holen wir unseren Haus- und Wohnungsschlüssel ab und ziehen unsere Koffer in das kleine zweistöckige alten Haus. Als wir den Wohnungsschlüssel ins Schloss unserer Ferienwohnung stecken und die Tür öffnen, erleben wir eine Überraschung. Direkt hinter der Tür befindet sich eine weitere Tür, die aufgeschlossen werden will. Auch eine Art, für Sicherheit und Lärmschutz zu sorgen. Hinter der zweiten Holztür verbirgt sich dann endlich unsere Wohnung mit Diele, Bad sowie einem Wohnzimmer mit offener Küche und Schlafcoach sowie einem seperaten Schlafzimmer. Es sieht alles super gemütlich und sauber aus. Eine Wand ist komplett im Fachwerkstil gehalten. Nachdem wir uns darauf geeinigt haben, dass wir uns beide mit dem Schlafzimmer abwechseln, spazieren wir los. Wir stellen begeistert fest, dass wir mitten im Zentrum der Altstadt wohnen. Für mich als Bewohnerin eines Hauses am Berliner Stadtrand (ist aber noch Berlin!) ist das natürlich eine Sensation. Im Erdgeschoss unseres Hauses befindet sich allerdings eine Kneipe, die Öffnungszeiten bis 6 Uhr morgens verspricht. Das finde ich weniger sensationell.

romantisches Café Parunasim
romantisches Café Parunasim

Mittagessen im romantischsten Café der Stadt

Jetzt brauchen wir etwas zu essen und zu trinken und machen uns auf die Suche nach dem romantischsten Café, das die Stadt zu bieten haben soll und das uns meine Cousine  empfohlen hat. Nach einigem hin und her finden wir den versteckten Eingang zum Café „Parunāsim“ über die Straße Jekaba iela. Und wirklich, es ist sehr hübsch und ruhig hier. Am Nebentisch speisen eine junge Frau und ein ebenso junger Mann. Ansonsten haben wir den kleinen Hof mit dem Tisch in der Sonne für uns allein und bestellen aufs Geratewohl etwas zu essen. Einige Touristen schauen ab und an in den Hof und fotografieren sich vor der hübschen Leuchtschrift, setzen sich aber an keinen der kleinen Tische. Dabei schmeckt das Essen hier gut und im Café warten wunderbare Torten und Kuchen darauf verzehrt zu werden. Wir sind froh über die intime Stimmung des Cafés, wundern uns aber über das Verhalten der Touristen, die offenbar nur ein tolles das Fotomotiv aus sind. Sie wissen nicht, was sie hier verpassen…

Freiheitsdenkmal und Park in Riga
Freiheitsdenkmal und Park in Riga

Freiheitsdenkmal und Jugendstilviertel

Danach schlendern wir weiter durch Rigas Gassen und Einkaufsstraßen und treffen kurz hinter der Brücke „Brivibas Bulvaris“ die berühmte große schlanke Milda mit ihren stolz in die Luft gereckten drei Sternen. Das von Blumen gesäumte Denkmal ist Symbol der nationalen Einheit von Lettland. Eine in eine dunkeltrot-weisse lettische Landesflagge gewandete Frau steht mit ausgebreiteten Armen vor ihr und kniet dann ehrfürchtig vor ihr nieder. Wir sind nicht ganz sicher, ob mit ihr noch alles stimmt.

Ein Lifekonzert einer jungen Band kurz vor der bekannten Laima Uhr zieht uns sowie Dutzende andere Passanten in den Bann. Es fehlt nicht viel und wir würden hier mitten auf der Brücke tanzen, so gut und so laut sind sie. Überhaupt wird in Riga überall musiziert. Auch Kinder stehen in Einkaufsstraßen und fideln. Ob das ein Zeichen von Armut ist, frage ich mich?

Von der Musik inspiriert, kaufen wir uns in der fast direkt neben der Brücke gelegenen Nationaloper von Lettland zwei Karten für eine Opernpremiere für den folgenden Abend und machen uns ganz beseelt von unserem Kulturplan dann in nordwestliche Richtung auf, um das Jugendstilviertel zu erkunden. Der Weg führt uns ein gutes Stück am Stadtpark und am Pilsetas Kanal entlang. In einem der Parks blickt ein riesiger Schimpanse in einem Raumfahreranzug auf uns hinab.

Zuerst schaffen wir es am berühmten Rigaer Jugendstilzentrum vorbei zu laufen und dabei ein Art ausgestorbene Westernstadt in Form von verlotterten Holzhäusern zu entdecken. Es wirkt wie eine Filmkulisse, ist abe keine. Es sind kaum Menschen auf den Straßen unterwegs. Manchmal hat es auch sein gutes, wenn man nicht direkt ans Ziel gelangt und somit auf vollkommen unerwartetes trifft. Um die Ecke stehen die prunkvollen Häuser im Jugendstil. Einen größeren Gegensatz kann es kaum geben. Pünktlich zur Schließzeit um 18 Uhr stehen wir vor dem Jugendstilmuseum. Zum Glück gibt es aber in der Umgebung genug wahnsinnig schöne Häuser im Jugendstil zu sehen, so dass wie auch so absolut begeistert sind. An den Hausfassaden in der Audēju, Smilšu und Elizabetes Straße wimmelt es nur so von Frauenfiguren, Blumen- und Pflanzenzeichnungen, Linienwindungen und Masken.

Jugendstilviertel in Riga
Jugendstilviertel in Riga

Gegenüber vom Museum hat das Geschäft „Art Nouveau Riga“ noch bis 19 Uhr geöffnet, das ausschließlich Souvenirs im Jugendstil verkauft. Von der dekorativen Fliese bis hin zum Kollier sieht alles nach Art Deco und Jugendstil aus. Das Museum muss eben dann warten, bis wir ein anderes mal vorbei kommen.

Das schnucklige Café Mon Amour hat einen kleinen Tisch und Stühle draußen vor das Fenstr gestellt. Das ist unser Platz, befinden wir und genießen dort einen frischen Orangesaft und Café in der Sonne. In einem großen Mall-Supermarkt um die Ecke unseres Apartments decken wir uns mit Wasser (georgisches, bitte nicht nachkaufen, es schmeckt nicht), dem berühmten lettischen Schwarzbrot (saldskāba maize, sehr lecker), Eiern, Tomaten, Obst und einer Art geschmackneutralen Hüttenkäse ein. So haben wir für den Notfall etwas in der Ferienwohnung.

Restaurant 3 in Rigas Altstadt
Restaurant 3 in Rigas Altstadt

Kulinarisches Highlight

Abends besuchen wir das „Restorāns 3“ in der Altstadt, weil es praktischerweise ganz in der Nähe unseres Apartments liegt. Damit landen wir, ohne dass wir es vorher so genau wussten, einen kulinarischen Volltreffer! Wir entscheiden uns für zwei verschiedene mehrgängige Menüs, die aus saisonalen und regionalen Produkten bestehen. Bevor es richtig los geht, bereiten uns einige Gaumenfreuden auf unser bevorstehendes Festmahl vor. Jeder folgende Gang, der aus frischen Pilzen und Beeren, Wild oder Fisch besteht, wird von der Bedienung auf Englisch genau beschrieben und auf einem anderen Teller oder Schale aufwändig drapiert. Eine Speise kommt sogar dampfend daher. Wir sind hin und weg und genießen über fünf Stunden die außergewöhnlichen Köstlichkeiten. Erst später lesen wir, dass das Restaurant bereits zahlreiche Preise gewonnen hat. Ganz glücklich, ob dieses einmaligen kulinarischen Erlebnisses, laufen wir die wenigen Meter heimwärts.

Joggen durch Rigas Altstadt

Die Nacht für meine Freundin, die im Wohnzimmer schlief, war laut. Die Musik in der Kneipe war unüberhörbar. Uns ist trotzdem nach Bewegung und wir joggen durch Rigas Alstadt, die sich gut zum Laufen eignet. Es gibt zum einen nicht viel störenden Autoverkehr und zum anderen ist es am Kanalufer und in den kleinen Parks, wie zum Beispiel dem Kronvalda Park, einfach herrlich für Jogger. Es gibt in den Parks neben schönem Baumbestand, Blumenrabatten und Cafés auch Brunnen sowie ein chinesischen Pavillon zu entdecken. Am Flussufer der Daugava brausen dann schon wieder mehr Autos an uns vorbei, so dass es dort nicht mehr so idyllisch ist.

Zentralmarkt, Speicher in Riga
Zentralmarkt und Speicher

Zentralmarkt, Speicherstadt „Spikeri“, Lettische Akademie der Wissenschaften

Nach dem Frühstück in unserem Apartment (wir haben kein Café auf die schnelle gefunden, das bereits vor 11 Uhr geöffnet und unseren Geschmack trifft) leihen wir uns ein Fahrrad, weil wir damit einfach und schnell in der Stadt vorankommen. Zuerst geht es in die Moskauer Vorstadt zum Zentralmarkt, der in der Nähe des Hauptbahnhofs und des Flusses Daugava liegt. In den ehemaligen Zeppelinhangars gibt es vom Gebäck (sehr günstig und lecker) über Hanfbutter, Kräuter, Blumen, Obst, Honig, Fleisch und Käse alles, was man sich so vorstellen kann (so auch eine Apotheke in der wir ein Blasenpflaster erstehen).

Panoramablick von der Lettischen Akademie der Wissenschaften
Panoramablick von der Lettischen Akademie der Wissenschaften

Von den Markthallen ist es nur noch ein Katzensprung zu den schönen Speichern (Spikeri), vor denen heute ein Trödelmarkt stattfindet. Hier herrscht eine gemütlich-fröhliche Athmosphäre.
Wir radeln weiter zur Lettischen Akademie der Wissenschaften. Dabei kommen wir an einfachen Holzhäusern (so wie bereits am Tag zuvor hinter dem Jugendstilviertel) vorbei, an denen die Farbe bereits stark abgeblättert ist. Sie sind noch bewohnt und scheinen aber aus der Zeit gefallen. Wie lange werden sie sich hier noch halten können?

In dem Zuckerbäckerstil-Hochhaus begrüßen uns zwei fernsehguckende Pförtner. Sie könnten vom Eindruck her beinahe auch Bestandteil des 21 Stockwerke hohen Geschenks von Joseph Stalins an Riga gewesen sein. Mit dem Fahrstuhl geht es bis ganz nach oben. Der Panoramablick über Riga ist toll. Wir können uns kaum satt sehen an all den Häuserdächern, Kirchtürmen, dem Fluss und dem Grün um Riga herum. Auch das Bürohochaus mit dem hübsch klingendem Namen „Sonnenstein“ sowie den 368,5 Meter hohen Fernsehturm können wir sehen. Irgendwo hinter dem Grün in Richtung Norden muss die Ostsee sein, vermute ich.

Eine Oase der Ruhe: Das Apsara Tea House
Eine Oase der Ruhe: Das Apsara Tea House

Entspannen im Apsara Tea House

Während sich meine Freundin im Apartment etwas erholt, mache ich Mittagspause in einem super süßen Café namens „Apsara Tea House“ im Park. Ich setze mich vor den gläsernen Pavillon draußen auf eine Bank, die mit dicken Kissen ausgestattet ist und genieße die Sonne und den Ausblick auf den Stadtkanal und den Park. Es stehen wahnsinnig viele Teesorten und auch einige süße und herzhafte Snacks zur Auswahl. Die Preise sind niedrig und die Atmosphäre total entspannt. Ich entscheide mich für einen Detox Mate Tee, der ganz südamerikanisch in einer hölzernen Kalbebasse mit Metallrand und -halm serviert wird. Dazu bekomme ich eine Thermoskanne mit heißem Wasser. Die schaffe ich doch nie im Leben alleine! Viel los ist im Café nicht, so dass ich hier für eine ganze Weile meine Seele baumeln lassen und mich wieder wie eine junge Studentin mit viel Zeit fühlen kann.

Stadtspaziergang durch Rigas Altstadt
Stadtspaziergang durch Rigas Altstadt

Schloss Riga, Kirchen und Bummeln

Derart ausgeruht mache ich mich auf den Weg zum Flussufer. Dort möchte ich das Schloss „Rigas pils“ besuchen, das mir ganz malerisch mit einer wehenden rot weißen Fahne auf dem Wehrturm zu winkt. Aber Pustekuchen! 2013 brannten der Dachstuhl und die Prunksäle des Schlosses lichterloh. Seitdem wartet das Kleinod auf seine Restaurierung. Immer noch verriegelt und verrammelt, gelingt es mir nur einen Blick von außen auf Rigas Pils zu werfen.

Weil ich eh schon in der Nähe bin schiebe ich ein das Rad noch wenig durch die steingepflasterten Gassen und verstehe immer mehr, warum Rigas Altstadt seit 1997 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört.
Entspannt erkunde ich die schnuckelige Maria Magdalena Kirche, den pompösen Dom St. Marien sowie einige Geschäfte wie das Hobbywool mit schönen teilweise handgefertigten Mitbringseln und die Giebelhäuschen der Altstadt bis ich mich mit vielen Souvenirs im Rucksack auf zu einem architektonischen Highlight der Stadt mache.

Lettische Nationalbibliothek
Lettische Nationalbibliothek

Nationalbibliothek von Lettland

Das mit dem Highlight ist übrigens wörtlich zu verstehen. Nachdem ich eine lange Daugava Brücke mit dem Rad überquert habe, stehe ich nun an der gegenüber der Altstadt liegenden Uferseite vor der Pyramide des Lichts. 2014 wurde die Lettische Nationalbibliothek in der damaligen Kulturhauptstadt Europas eingeweiht. Alle Rigaer waren aufgerufen Bücher aus ihrem Privatbesitz für das neue architektonische Wahrzeichen zu spenden. Die Bücher wurden mit einer Menschenkette von Hand zu Hand weitergereicht bis sie im Tempel des Wissens in ein über sieben Stockwerke hohes Regal Platz fanden. Als ich das Foyer betrete, bekomme ich beim Betrachten des riesigen Bücherregals fast Nackenschmerzen. Insgesamt warten 4,1 Millionen Bücher in etwa 50 Sprachen hier darauf gelesen zu werden.

Ausstellungen und riesiges Bücherregal in der Lettischen Nationalbibliothek
Ausstellungen und riesiges Bücherregal in der Lettischen Nationalbibliothek

Für Besucher wie mich gibt es kostenfreie Besucherausweise. Wie in der Berliner Stabi muss ich auch hier meine sieben Sachen in einer durchsichtigen Plastiktüte verstauen und den Rest im Schließfach lassen. An der Information bekomme ich einen sehr schönen Schuber in dem aufwändig gestaltete Karten mit Informationen über jedes Stockwerk und die dortigen Ausstellungen stecken. Die junge Frau am Serviceschalter spricht super Englisch und erklärt mir die Besonderheiten der Ausstellungen. Als erstes besuche ich den geheimnisvoll dunklen Ausstellungsraum über die Entstehung von lettischen Schriftzeichen und die Herstellung von Büchern. Das hört sich jetzt eher unsexy an, ist es aber nicht. Statt langweiligen Exponaten erwartet mich eine der interaktivsten Ausstellungen, die ich je erlebt habe. Neben verschiedenen Tast- und Riechstationen flattern Bücher wie von Geisterhand umher.
In diesem 17 sekündigen Video habe ich mal die Ausstellung für Euch festgehalten:

In einem Separée blättere ich durch ein überdimensionales Buch, das auf jeder Seite mit einem Bild ein anderes Stück weltberühmte Weltliteratur darstellt. Gleichzeitig erscheinen auf einer Leinwand die dazu passenden Animationen und Klänge.

Ich könnte mich noch länger hier aufhalten, möchte aber gleichzeitig auch noch die weiteren Ausstellungen entdecken. Ich arbeite mich vom Erdgeschoss bis in den siebten Stock hinauf, bis ich in alle Ausstellungsräume einen Blick geworfen habe. Besonders gefallen mir die vielen bequemen Sofas von denen aus ich super entspannt über die Daugava nach Alt-Riga blicken kann, während neben mir Studenten das kostenfreie WLAN dazu nutzen um sich Big Bang Theory Folgen anzusehen (manche lernen auch).

Jugendstilmuseum in Riga
Jugendstilmuseum in Riga

Jugendstilmuseum

Danach radele ich einmal quer durch Riga zum Date mit meiner Freundin. Sie erwartet mich schon vor dem Jugendstilmuseum, um eine Zeitreise zurück in die Vergangenheit anzutreten. Allein schon das Treppenhaus ist einen Besuch wert! Im Untergeschoss des Museums probieren wir einige blumige Hüte auf, die bei mir zumindest ziemlich albern aussehen. Die Menschen aus der damaligen Zeit sehen auf jeden Fall viel besser darin aus als ich, wie die Hologramme verdeutlichen. Im Erdgeschoss des Hauses ist eine komplette Wohnung im Jugendstil eingerichtet. Vom WC, über die Küche, Speise- und Wohnzimmer ist alles originalgetreu hergerichtet.

Lettische Nationaloper in Riga
Lettische Nationaloper in Riga

Lettische Nationaloper

Spitzen, Rüschen, Glitzer, Perlen, Absatzschuhe, Jackets, polierte Herrenschuhe. Die Besucher von Rigas Opernhaus haben sich heute Abend in Schale geworfen. Ihr feierliches Outfit passt bestens zum neoklassizistischen Bau von 1863 in dem wir uns gerade erwartungsvoll eingefunden haben. In meinen goldenen Turnschuhen schleiche ich bewundernd um sie herum. Unsere Plätze in einer der vorderen Reihen des prunkvollen Saales sind top. Alle Plätze sind belegt. Auch Kinder sind unter den Zuschauern. Eine moderne Oper erwartet uns. „Lemūrētie“ beziehungsweise „eingemauert“ heißt das Stück, das in den folgenden zwei Stunden so manchen im Publikum zu Tränen rühren wird. Liebe, Erfolg, Schwangerschaft und Tod, es geht um die ganz großen Themen im Leben, die von den Opernsängern mit einer großen Leichtigkeit vorgetragen werden. Die modernen Bühnenbilder, die schickem Kostüme, der Wechsel von instrumentaler Musik mit dem Scratchen eines Live-DJs und ein passender szenischer Einsatz von iPad Lichtern sprechen eine deutliche Sprache: die Oper in Riga ist jung und zeitgemäß ohne aufgesetzt zu wirken.

Skyline Bar

Blau, rot, grün und lila beleuchtete Brücken über dem Kanal begrüßen uns als wir das Opernhaus verlassen. Wir möchten noch etwas in der 700.000 Einwohnerstadt erleben und gondeln mit dem Rad durch die Nacht. Wir sind die einzigen Radfahrer, die noch unterwegs sind. Unser Ziel ist nicht zu verfehlen. 26 Stockwerke fahren wir in einem gläsernen Fahrstuhl (Menschen mit Höhenangst sollten sich das gut überlegen) hinauf. Von der Skyline Bar des Radisson Blu Hotels Latvija haben wir einen fantastischen Blick auf Riga sowie auf die Tanzfläche, die von einem DJ bespielt wird. Wir bekommen den letzten freien Tisch, Glück gehabt. Die Bartender haben entsprechend mächtig zu tun. Die Cocktailkarte liest sich aber auch verdammt gut! Das Warten auf unsere fruchtigen Cocktails und unseren Käseteller lohnt sich und gibt uns Energie noch die Tanzfläche zu polieren und unser gelungenes Wochenende in Riga ausklingen zu lassen.

Matroschkas warten darauf mitgenommen zu werden
Matroschkas warten darauf mitgenommen zu werden

Infos und Adressen

Sehenswürdigkeiten

Schwarzhäupterhaus
Rātslaukums 7, Central District, Riga, LV-1050, Lettland
http://www.melngalvjunams.lv/

 

Jugendstil Museum
Alberta iela 12, Centra rajons, Rīga, LV-1010, Lettland
http://www.jugendstils.riga.lv/eng/muzejs

 

Lettische Akademie der Wissenschaften
Akademijas laukums 1, Rīga, LV-1050, Lettland

 

Lettische Nationalbibliothek
Mūkusalas iela 3, Zemgales priekšpilsēta, Rīga, LV-1423, Lettland
https://www.lnb.lv/en

 

Lettische Nationaloper
Aspazijas bulvāris 3, Centra rajons, Rīga, LV-1050, Lettland
https://www.opera.lv/en/

Skyline Bar im Hotel Radisson Blu Latvija
Elizabetes iela 55, Centra rajons, Rīga, LV-1010, Lettland
https://www.radissonblu.com/en/latvijahotel-riga

Restaurants und Cafés

Restorāns „Parunāsim“
Mazā Pils iela 4, Centra rajons, Rīga, LV-1050, Lettland
http://parunasimkafe.lv/

Café Mon Amour
14, Jāņa iela, Centra rajons, Rīga, LV-1050, Lettland

 

Restorāns 3
Kaleju street 3, Riga LV-1050
Telephone for orders: +371 26660060
E-Mail: restaurant3@restaurant3.lv
http://www.restaurant3.lv/

Apsara Tea House
Tērbatas iela 2G, Centra rajons, Rīga, LV-1050, Lettland
http://www.apsara.lv

Shoppen

Art Nouveau Riga
Strēlnieku iela 9, Centra rajons, Rīga, LV-1010, Lettland

Zentralmarkt Riga
Nēģu iela 7, Latgales priekšpilsēta, Rīga, LV-1050, Lettland


http://www.hobbywool.com/

Verkehrsmittel

Öffentlicher Nahverkehr in Riga
https://www.rigassatiksme.lv/en/

Es gibt mehrere Vermietungen von Fahrrädern. Wir haben hier gemietet hier: Bicyclerental
http://www.bicyclerental.lv/de/

Reiseführer für Riga

Für Riga gibt es natürlich zahlreiche Reiseführer, wir waren mit dem von DuMont hier unterwegs:

StadtWaldKind

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