Wohnmobil-Tour durchs Havelland

Mit dem Wohnmobil im Havelland unterwegs

Dieses Wochenende haben wir unsere letzte Tour mit unserem Wohnmobil unternommen und sind westlich von Berlin im Brandenburger Havelland unterwegs gewesen. Ziel war Wiesenaue, wo wir in dem Stellplatzführer Landvergnügen einen schönen Hof für unser Gefährt fanden. Der Start unserer Reise verlief ehrlicherweise etwas holprig. Unsere Batterie war leer. Kein wirkliches Wunder, denn das Wohnmobil haben wir ja letztes Jahr gebraucht gekauft (Baujahr 1991) und die Batterie hatten wir bislang nicht ausgewechselt. Glücklicherweise startete unser MB 100 nach ca. 10 Minuten des Ladens.

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Landgut Stober im Havelland Lokomotive

Landgut Stober

Nur 20 Kilometer von Berlin entfernt und direkt am Groß Behnitzer See gelegen, befindet sich das Landgut des Vaters der deutschen Mobilität. Borsig ist bei uns im Berliner Bezirk Reinickendorf durch die Borsig Werke vielen ein Begriff. Dort wurden einst Dampfmaschinen gebaut.

Landgut Stober im HavellandAm Eingang seines einstigen Landguts in Groß Behnitz begrüßte uns passenderweise gleich eine Lokomotive (siehe obiges Foto, obwohl diese ausnahmsweise von Krupp und nicht von Borsig ist). Um dem 6.000 qm großen mit Feldsteinen gepflasterten Hof gruppieren sich verschiedene sanierte Gebäudeteile aus leuchtend rotem Backstein wie das Verwalterhaus, der Rinderstall, der Kornspeicher und das Geflügelhaus und der Kälberstall. Heute sind dort dank der Förderung der Europäischen Union, des Landes Brandenburg und einer Bank z.B. ein Standesamt, Tagungsräume, das Restaurant Seeterrassen und ein Bio-Hotel untergebracht. In einem Hofladen werden schöne Dekoartikel und Marmelade angeboten.
Je nach Jahreszeit finden auf dem Hof verschiedene Veranstaltungen wie Weihnachtsmärkte (am 5./6.12.15) statt. Das muss sehr schön sein und vielleicht schaffen wir es dann wieder dort zu sein.

Und wieder begegnete uns ein bekannter Name. Am Rande des Hofes stehen zwei asiatische Platanen, die Alexander von Humboldt August Borsig von einer seiner Forschungsreise zum Dank mitgebracht hat.

Schloss Ribbeck im Havelland

Schloss Ribbeck

Auf dem weiteren Hinweg zu unserem Stellplatz in Wiesenaue machten wir in Ribbeck halt, um uns auf Fontanes Spuren zu begeben. Mit dem dortigen märkischen Schloss erwartete uns ein wahres Kleinod. Der kaum 400 Einwohner zählende Ortsteil Ribbeck ist dem ein oder anderen sicherlich noch aus der Schulzeit durch das Gedicht „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ und die Novelle „Unterm Birnbaum“ des einstigen Apothekers und Schriftstellers Theodor Fontane bekannt.

Schloss Ribbeck Ansicht vom Schlossgarten Der einstige Schlossherr Ribbeck soll seinerzeit wirklich gerne die Birnen aus seinem Garten an die Dorfkinder verschenkt haben. Leider wurde der originale Birnbaum bei einem Sturm am 20.2.1911 zerstört. Sein Stumpf befindet sich nun in der Dorfkirche (siehe Foto unten).

Das neubarocke Schloss hat leider eine traurige Vergangenheit. Denn Hans von Ribbeck, einstiger Besitzer und offen bekennender Nazigegner, wurde im Februar 1945 im KZ Sachsenhausen ermordet. Seine Ehefrau verlor damit jedwede Verfügung über die Güter in Ribbeck. Trotz von Ribbecks antifaschistischer Haltung restituierte die DDR das Schloss nicht seinen Nachkommen. Von 1956 bis zum Jahre 2004 wurde es als Altenheim genutzt. Das Land hat sich zwischenzeitlich mit der Familie von Ribbeck durch einen Vergleich vor Gericht einigen können.

Kirche in RibbeckDer zweigeschossige Putzbau ist nun im Besitz des Landkreises Havelland, das jenen von 2005 an für 5,6 Mio. Euro sanieren ließ, bevor er 2009 feierlich wiedereröffnet wurde. Heute ist das barrierefreie Schloss ein Kultur- und Tourismuszentrum und bietet das ganze Jahr über Veranstaltungen wie Konzerte und Theaterstücke.

Im Schloss haben wir uns im ersten Obergeschoss die kleine Ausstellung über die Sanierung des Herrenhauses sowie über archäologische Fundstücke in der Umgebung (wie z.B. einen Mammutzahn, siehe Foto am Ende des Beitrags) und über Fontane selbst angesehen. Von dem Schriftsteller wird allerdings für meinen Geschmack zu wenig gezeigt. Damit stehe ich wohl nicht alleine. Im Gästebuch hat ein enttäuschter Schüler ebenfalls diesen Mangel vermerkt. Im Obergeschoss befindet sich eine Außenstelle des Standesamtes Nauen mit Trauzimmer.

Im Untergeschoss sind ein hübsch aussehendes – aber nicht von uns getestetes – Schlossrestaurant und ein Museumsshop. Der kleine Schlossgarten wird von 16 jungen Birnenbäumen gesäumt. Jedes Bundesland hat eine alte Sorte gepflanzt. Aus unserer Heimat Berlin stammt Bosc’s Flaschenbirne. Ein paar nackte Damen aalen sich auf dem Rasen, so schön finden sie es hier. Die Ladies sind allerdings nicht lebendig, es handelt sich lediglich um Skulpturen.

Ribbecks SchlosskatzeNeben dem Garten befindet sich der Familienfriedhof, wo traurigerweise die drei kleinen Kinder Werner, Margarete und Ernestine von Ribbeck begraben liegen, die im Jahr 1893 an Diphtherie verstarben. Die heutigen Nachkommen leben zwei Häuser vom Schloss entfernt.

Unsere kleine Tochter war am meisten von der verschmusten Schlosskatze fasziniert. Wir konnten sie kaum von dem kleinen Feldkater lösen (genauso anhänglich war auch die Zecke im Katzenfell…). Neben dem Schloss gibt es ein Hofcafé und ein Café / Restaurant „Die Schule“. In dem Haus befand sich wirklich mal eine Schule. Die Einrichtung ist noch im Gebrauch. Wenn man also ein Stück Kuchen verspeist, drückt man dabei eine alte Schulbank. Außerdem kann man dort auch ein paar Mitbringsel und Literatur erstehen.

Unser Stellplatz auf dem Karinenhof in Wiesenaue

Aufgrund der nun früh untergehenden Sonne machten wir uns anschließend auf den Weg zu unserem Stellplatz in Wiesenaue. Die Gastgeberin war gerade dabei Apfelsaft zu pressen und lud uns gleich zu einem köstlichen rötlich schimmernden Glas ein.
Wir bekamen einen Traumplatz für unser Wohnmobil: neben einer Weide mit weitem Blick über die Felder und die auf dem Arche-Hof  grasenden Soay Schafe. Zur großen Freude unserer beiden Töchter befand sich ein großes Trampolin und ein Tipi neben unserem mobilen Heim. Und zu unserer Freude bekamen wir sofort einen Stromanschluss und verabredeten mit dem Gastgeber, dass wir am nächsten morgen ein Frühstück von ihnen bekommen. Das Wasser fürs abendliche Kochen der Nudeln durften wir uns aus einem Wasserhahn eines Gartenhauses zapfen.
Wohnmobil Stellplatz in Wiesenaue, HavellandNachts war es richtig gemütlich im Wohnmobil. Draußen stürmte es, die Weidenzweige streiften unser Wohnmobil und der junge Hirsch vom Nachbargrundstück röhrte wild herum. Lange Zeit haben wir Eltern nicht mehr so früh und so gut geschlafen, wie in dieser Nacht.

Am Sonntagmorgen spazierten wir rüber zum Haupthaus und genossen im Gäste-Speisezimmer das Frühstück mit hausgemachten Apfelsaft und Marmelade. Erfreulicherweise konnten wir ein paar Marmeladengläser und eine Flasche Apfelsaft als Mitbringsel gleich vor Ort bei unseren Gastgebern kaufen. Für das Frühstück und den Strom bezahlten wir 18 Euro.

Klessen

Spielzeugmuseum HavellandAuf dem Rückweg fuhren wir in Klessen vorbei, weil es dort in einer ehemaligen kleinen Schule das Spielzeugmuseum Havelland und gegenüber das 1723 erbaute und vor einigen Jahren sanierte Schloss Klessen gibt. Leider hat das Spielzeugmuseum seit dem 31.10.15 geschlossen und macht erst wieder im Frühjahr 2016 auf. Auch der Zugang zum märkischen Gutsgarten und zum Schloss selbst war uns leider verwehrt. Trotzdem genossen wir den kleinen Spaziergang bei strahlend blauen Himmel. Denn wenn man einmal um das Schloss an der Straße herum läuft, kann wenigstens eine Blick in das Innere des alten Wasserturms und eines sehr alten unter Naturschutz stehenden Baums werfen.

Nun werden wir unser Wohnmobil winterfest machen und freuen uns auf den Frühling und unsere weiteren Wohnmobilreisen zu viert!

Adressen und Informationen

Ribbeck

Schloss Ribbeck

Schloss Ribbeck
Theodor-Fontane-Straße 10
14641 Nauen OT Ribbeck
Tel.: 033237/8590-0 Empfang
Tel.: 033237/8590-15 Restaurant
E-Mail: info@schlossribbeck.de

www.schlossribbeck.de

Schloss Ribbeck Musuem

ÖFFNUNGSZEITEN
Schloss Ribbeck ist von 10- 18 Uhr für Besucher geöffnet.
Restaurant: 11- 18 Uhr (Küchenschluss: 17:30 Uhr)
Museum und Shop: 10-17 Uhr (letzter Einlass im Museum: 16:30 Uhr)
Ausnahmen: Heiligabend und bei geschlossenen Gesellschaften.

Weitere Sehenswürdigkeiten in Ribbeck

•    Brennerei im Gutshof
•    Alte Schule (mit historischem Klassenraum und Café), früher HO Konsum
•    Alte Brennerei, ehemalige Getreidemühle
•    Ehemaliges Schweizer-Haus (Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut)
•    Altes Waschhaus (beherbergt einen Hofladen)
•    Pfarrgarten (Zugang zwischen Pfarrhaus und Pfarrscheune)
•    Ehemalige Gaststätte Zum Birnbaum (Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut, bis in die 1950er Jahre mit Tankstelle)
•    Café Theodor, früher: Kinderheim, Kindergarten zur DDR-Zeit.

Groß Behnitz

Landgut Stober

Landgut Stober
Behnitzer Dorfstraße 29-31
14641 Nauen OT Groß Beheizt

www.landgut-stober.de

Unser Stellplatz auf dem Karinenhof in Wiesenaue

Karinenhof
Unter den Linden 25 (ehem. Dorfstr.)
14662 Wiesenaue / OT Brädikow

http://www.karinenhof.de

www.amt-friesack.de

Klessen

Spielzeugmuseum im Havelland e.V.

Spielzeugmuseum im Havelland e.V.
Schulweg 1
14728 Kleßen
Tel.: 033235/29311
Fax: 033235/29312
info@spielzeugmuseum-havelland.de
www.spielzeugmuseum-havelland.de

ÖFFNUNGSZEITEN
Mittwoch bis Sonntag und an Feiertagen: 11 bis 17 Uhr
Winterschließzeit ab 1.11.2015

Schloss Klessen

Schloss Klessen
Lindenplatz 1
14728 Klessen

Tel.: 033235/290044
Fax :033235/290045

www.schloss-klessen.de

Landvergnügen

Der Stellplatzführer Landvergnügen wird von einem Berliner Familienvater veröffentlicht und ist ein Jahr gültig und nicht übertragbar. Die Stellplätzer sind kostenfrei. Für Strom und Lebensmittel muss man natürlich bezahlen. Einfach 24 Stunden vorher anrufen oder eine E-Mail schreiben und nachfragen, ob man für eine Nacht dort stehen darf.

Wir finden die Idee super, weil man dadurch mehr Einblicke in die Menschen, Tiere und Regionen bekommt und dadurch unvergessliche Urlaubserlebnisse sammelt.

StadtWaldKind

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