Wohnmobiltour durch Nordfrankreich Teil 13: Zum Mittelpunkt der Erde in Amiens und dann abtauchen in Dunkerque

Besuch des Jules Verne Museum, Amiens, Frankreich
Besuch des Jules Verne Museum, Amiens, Frankreich

Nach dem Frühstück der am Vortag bestellten Baguettes und Rosinenbrötchen, folgt ein schnelles und eingeübtes Einpacken unseres mobilen Hab und Guts auf den Campingplatz Parc des Cygnes in Amiens. Was uns zur Eile am frühen morgen antreibt? Wir möchten heute den Besuch des „Maison à la Tour“, wie das Jules Verne Museum wegen seines markanten Turms auch genannt wird, nachholen.

Unterseeboot-Modell im Jules Verne Museum, Amiens, Frankreich
Unterseeboot-Modell im Jules Verne Museum, Amiens, Frankreich

Contents

Eine Reise in die Vergangenheit und Zukunft zugleich, das Jules Verne Museum in Amiens

Wie die drei von der Tankstelle begrüßen uns die Monsieurs schüchtern aber freundlich, als wir an den Infotresen herantreten, um Eintrittskarten für das Jules Verne Museum zu kaufen. Die drei sehen aus wie Forscher, die sich versehentlich an den falschen Tisch gesetzt haben. Das macht gleich einen authentischen und sympathischen Eindruck auf uns. Nach unserem Besuch des Maison Erik Satie in Honfleur, von dem ich bereits berichtete, sind wir nicht sicher, was uns heute nun erwartet. Wir wissen nur, dass Jules Verne von 1881 bis 1900 in diesem Haus gelebt und hier viele seiner weltberühmten Reiseerzählungen verfasst hat. Statt einem Audioguide bekommen wir einen deutschsprachigen selbst gebastelten Hefter gereicht, dass uns die einzelnen Räumlichkeiten des Hauses erklärt. Die Aufbereitung des Hefters ist rührend und zugleich informativ. Es sind nur wenige andere Besucher zugegen, so dass wir das aus dem 19. Jahrhundert stammende luxuriöse Herrenhaus nahezu für uns alleine genießen.

Modell von Kapitän Nemos Unterseeboot, die Nautilus im Jules Verne Museum
Modell von Kapitän Nemos Unterseeboot, die Nautilus im Jules Verne Museum

Bereits im Wintergarten des Hauses entdecken wir ein zwei Meter langes Modell des Unterseeboots Nautilus, welches vielen aus dem Roman „Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer“ bekannt sein dürfte. Durch seitliche Fenster können wir in das liebevoll möblierte Innere von Kapitän Nemos Zuhause schauen.

Buchtitel von Jules Verne
Buchtitel von Jules Verne

Wir betreten mehrere Salons, die teilweise mit dem original erhaltenen Mobiliar und Geschirr von Jules Verne so ausgestattet sind, dass sie wie so intim wirken, als wenn sie eben erst von ihren Bewohnern verlassen worden wären. Das hat allerdings den Nachteil, dass wir die ganze Zeit auf der Hut sein müssen, damit unsere Kinder nichts umreißen.

 

Das erste Stockwerk ist der Arbeit des fleissigen Schreibers Jules Verne gewidmet. Hier befinden sich der Nachbau des Vernschen Verlegerbüros Hetzel mitsamt den aufwendigst gestalteten Buchtiteln sowie Plakaten und sein winziges Arbeitszimmer in dem er täglich von 5 Uhr morgens an für einige Stunden an seinen Büchern schrieb. Respekt.

auf dem Dachboden gibt es für unsere Kinder einiges zu entdecken
auf dem Dachboden gibt es für unsere Kinder einiges zu entdecken

Besonders spannend für unsere Sechsjährige sind der holzgetäfelte Bootsraum im zweiten Stockwerk (Verne ist viel auf den Meeren gereist und hat auf seinem mobilen Schreibtisch gearbeitet) sowie der abgedunkelte Dachboden mit den von der Decke hängenden fantastischen Modellen von U-Booten und Luftschiffen. Wir sind sehr froh, diese vernsche Zeitreise unternommen zu haben.

 

mit dem wohnmobil durch Nordfrankreich Strand von Dunkerque
mit dem Wohnmobil durch Nordfrankreich, Strand bei Dunkerque, im Sommer 2016

Camping mit Einhörnern in Dunkerque

Unsere reale Reise geht nun auch weiter. Kühlschrank und Tank aufgefüllt, Türen dicht gemacht und weiter rollen wir gen südliche Nordsee. Die nächste Etappe heißt Dunkerque. Manch einem kommen beim Lesen des Stadtnamens vielleicht unheilvolle Erinnerungen aus dem Geschichtsunterricht hoch. Ja, in Dunkerque (deutsch Dünkirchen) tobte 1940 eine furchtbare kriegerische Auseinandersetzung bei der die Stadt nahezu zerstört wurde. Die französischen und britischen Truppen wurden von der Wehrmacht so arg eingekesselt, dass sie nach Großbritannien evakuiert werden mussten.

Die Hafenstadt Dunkerque liegt ganz im Nordosten Frankreichs, nur zehn Kilometer von der belgischen Grenze entfernt und befindet sich unweit von Bray-Dunes-Plages, wo wir den ausführlich beschriebenen unglücksseligen Unfall mit dem Wohnmobil zu Beginn des Urlaubs hatten. Wir sind auf unserer Rücktour gen Berlin demnach ein gutes Stück weiter in Richtung Heimat gekommen als wir Dunkerque am Nachmittag erreichen.

Strand bei Dunkerque
Strand bei Dunkerque

Unser Stellplatz auf dem Campingplatz Municipal de la Licorne

Wir suchen zuerst den städtischen Campingplatz von Dunkerque auf. Er ist nicht besonders schön. Aber für ihn sprechen zwei unumstößliche Argumente: die Lage, der Preis und wenn wir unsere Tochter fragen, auch der Name!  „Licorne“ heißt übersetzt Einhorn. Und dieses edle Fabelwesen steht aktuell bei ihr hoch im Kurs.
Der Campingplatz schmiegt sich an die Dünen „Parc du Vent“, die wiederum am Strand „Malo-les-Bains“ liegen. Zwischen Dünen und Strand spazieren Familien auf einer Promenade auf und ab. Für preiswerte 21 Euro die Nacht bekommen wir einen Eck-Stellplatz nicht weit vom Strandzugangstor, das man nur mit einem Zahlencode von Innen wie Außen öffnen kann. Das ist einer der günstigsten Campingplätze unserer Reise. In Frankreich haben wir manchmal das dreifache dieses Preises bezahlen dürfen um mit unserem mobilen Heim für eine Nacht stehen zu können. Für exklusivere Lagen wird sogar auch mal gerne ein Hundert Euroschein pro Nacht berechnet.

Und was sehen unsere geweiteten Augen auf dem Campingplatz? Das erste Mal seit langem deutsche Autokennzeichen. Sogar ein Berliner Campingbus ist dabei. Wir fühlen uns allerdings nicht eingekesselt. Es gibt auch viele belgische Dauercamper um uns herum und natürlich jede Menge französische Familien.

Bray-Dunes: der nördlichste französisch-belgische Strand
Bray-Dunes: der nördlichste französisch-belgische Strand

Es ist immer noch sehr warm, so dass die Kinder mit uns Abkühlung im Meer suchen, sobald alle Wohnmobil technischen Details der Ankunft gelöst sind. Wir laufen scheinbar ewig ins Meer hinein, ohne dass es merklich tiefer wird. Das findet unsere Kleine aber gut. Alles planscht und freut sich. Surfer, Segler und Stand Up Padler sind in der Ferne auszumachen. Der Strand ist ansonsten angenehm besucht, was mich aufgrund seiner Qualitäten überrascht. Der Sand ist außerdem so sauber und fein, wie ich es selten erlebt habe. Allerdings gibt es im Gegensatz zum Utah Beach hier kaum Muscheln zu finden. Aber gut, die haben wir dort bereits zur genüge gesammelt. Erst als die Flut die Wellen immer stärker gen Land drückt, haben die Kinder genug vom Meer und wir kehren zum Campingplatz zurück.

 

Maison à la Tour in Amiens
Maison à la Tour in Amiens

Adressen und weitere Informationen

 

Maison des Jules Verne
2, Rue Charles Dubios
80000 Amiens

maisondejuleverne.amiens.fr

Camping Municipal de la Licorne
1005 Boulevard de la Europa
59240 Dunkerque

www.campingdelalicorne.com

contact@campingdelalicorne.com

Reise- und Etappenführer für Wohnmobilreisen

„Mit dem Wohnmobil nach Nordfrankreich“ (Womo-Reihe), Taschenbuch, 3. Feburuar 2014

„Tourenführer Frankreichs Norden mit dem Wohnmobil“, Broschiert, 23. Februar 2012

Etappenführer France Passion

ADAC Campingführer Südeuropa

ADAC Stellplatzführer Deutschland/Europa

StadtWaldKind

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