Tag Archives: Camping

Camping-Kurzurlaub an der Ostsee, Wohlenberger Wiek

riesige aufblasbare Einhorn Luftmatratze
riesige aufblasbare Einhorn Luftmatratze

Ich sehe die Schlagzeile in Lokalpresse bereits vor mir: „Einhorn auf der Ostsee gesichtet“. Zum dritten Geburtstag unserer Tochter habe ich mir ein Kindheitstraum erfüllt und ein aufblasbares Badetier in Form eines riesigen Einhorns bestellt. Offiziell ist das weiße schwimmende Gummitier mit dem Regenbogenmähne und dem -schweif natürlich ihr Geburtstagsgeschenk. Leider haben wir unsere super Handpumpe Zuhause vergessen. Aber mit dem guten alten Blasebalg und eigener Atemluft verwandelt sich die flache weiße Gummimatte auch ratzfatz in ein wunderschönes Pferd mit goldenem Horn.

Es ist mit 275 x 140 x 120 cm und einer Tragfähigkeit von bis zu 200 Kilogramm groß und kräftig genug, dass sowohl meine beiden Töchter als auch ich locker darauf Platz nehmen können und mit dem phthalatfreien Gefährt am Naturstrand der Wohlenberger Wiek entlang schippern. Der Wind ist ablandig und daher werden wir ständig weiter hinaus hinaus in die Bucht getrieben. Durch die Ebbe ist es jedoch so flach, dass unsere fast sieben jährige Tochter auch nach circa 100 Meter Entfernung zum Strand noch im Wasser stehen kann. Sie nimmt am liebsten die Aufgabe als Rosseführerin ein. Dadurch kann ich mich fast liegend herrlich sonnen während meine dreijährige Tochter zwischen meinen Beinen sitzt und sich an den beiden Haltegriffen am Hals des Einhorns festhält und ihre Schwester anfeuert. Mit diesem auffälligen Badespielzeug fallen wir natürlich schon von weitem auf. Es wollen auch mal andere Passagiere aufsteigen und dann räume ich meinen Platz für sie.

Während unsere große Tochter mit ihrer neuen Freundin, die hier ihre Oma in ihrer Dauercamperlaube besucht, für meinen Geschmack viel zu weit draußen im Wasser spielt, vergleicht sich unsere Dreijährige ihre  Bikinifigur mit der einer anderen Dame, die neben uns am Strand liegt: „Papa, warum hat die Frau so einen dicken Bauch? Ich hab auch einen dicken Bauch“.

Unser Stellplatz auf dem Calingplatz Liebeslaube an der Ostsee, Wohlenberger Wiek
Unser Stellplatz auf dem Campingplatz Liebeslaube

Der Campingplatz „Liebeslaube“

Über das verlängerte sonnigwarme Himmelfahrtswochenende haben wir uns vor ein paar Wochen auf dem Campingplatz „Liebeslaube“ einen Stellplatz reserviert. Nein, das ist wirklich kein Swinger Club, sondern ein ganz ruhiger Platz für bis zu 90 Touristen-Caravan und -Wohnmobile auf der grünen Wiese sowie für 350 Dauercamper, die direkt am Strand stehen dürfen. An Feiertagen sind die Stellplätze schnell ausgebucht. Eine Reservierung ist deshalb wirklich zu empfehlen.

Die Lage

Die Liebeslaube befindet sich in der Wohlenberger Wiek, dem Südwestteil der Wismarbucht an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns. Die nächst gelegene größere Stadt ist die Hansestadt Wismar. Das ist für Radtouren uns sonstige Ausflüge sehr praktisch. Von Nordwest-Berlin sind es circa 182 Kilometer bis zur Wohlenberger Wiek.

Ostsee Bucht der Wohlenberger Wiek
Bucht der Wohlenberger Wiek

Der Strand

Für die Wahl des Campingplatzes war für uns ausschlaggebend, dass der Strand nur 150 Meter entfernt und damit kinderfußläufig ist. Wir haben wenig Lust das ganze Strandgedöns hunderte Meter zu schleppen.

Die sichelförmige Bucht zeigte sich während unseres Aufenthalts windgeschützt. Durch die Heckenrosen und Bäume am Rand zum Campingplatz gibt es auch etwas Schatten, wobei ein Schirm oder eine Strandmuschel dennoch empfehlenswert sind. Sobald nachmittags die Sonne frontal auf uns niederzubrennen drohte, waren wir für unsere gute Strandausstattung dankbar.

Dadurch das sich der Strand Naturstrand nennt, werden die am Strand trocknenden Algen nicht weg geräumt. Demzufolge entsteht an mancher Strandstelle, sagen wir mal, ein spezieller Geruch. Aber nun gut. Es ist halt Natur. Es gibt genug Plätze an denen es nicht nach alten Sushi duftet. Nichtsdestotrotz staksen wir im Storchengang über glipschige Steine, Algen in verschiedenen Verwesungsstadien und Schlick bis wir von unserer Strandbase klares Wasser erreichen. Danach überkommt mich beinahe ein Florida-Feeling (die Palmen und Flamingos muss man sich dazu denken, aber ich war noch nie in Florida ). Der Uferbereich ist, wie bereits erwähnt, bei Ebbe äusserst flach und dadurch für kleinere Kinder ideal zum Planschen. Für Surfanfänger oder Stand up Paddler ebenfalls. Für geübte Schwimmer dafür weniger.

Weiter östlich lockt ein Abschnitt mit Steilküste zu dem ich morgens laufe. Schwalben haben sich Dutzende von Nester darin gebaut und fleissige Künstler haben Steinmännchen Kunstwerke am Strand hinterlassen. Östlich gibt es ausserdem einen weiteren Campingplatz.

Campingplatz Liebeslaube
Campingplatz Liebeslaube

Die Ausstattung

Die liebevolle Bepflanzung fällt mir als erstes auf, als wir unseren Stellplatz beziehen. Es ist alles sehr gut gepflegt und sauber.

Das großzügig geschnittene Sanitärgebäude ist ganz neu und hat zwei Familienbäder (muss man vorher buchen) ein barrierefreies Bad, eine Hundedusche und ein super schönes Kinderbad mit eine Dusche in Form eines Leuchtturms. Männer- und Frauenbäder gibt es natürlich auch.

Wer keine Lust hat selbst zu kochen, kann in der Gaststätte „Ristorante Rimini“ mit Blick auf die Ostsee essen gehen oder sich ein Eis (1 Euro pro Kugel) für den Strand holen. Im kleinen Supermarkt mit Café gibt es mehr als das Nötigste sowie morgens ab 8 Uhr frische Brötchen und Tageszeitungen.

Neben einer Surfschule gibt es einen Fahrradverleih und Radwanderkarten, Tischtennisplatten auf der Zeltwiese, Beach-Volleyball am Strand, einen Kinderspielplatz direkt am Supermarkt beziehungsweise Sanitärgebäude. Für Hunde gibt es einen eigenen Strandbereich und sogar einen Spielplatz. Durch diese Hundeextras gibt es auf diesem Campingplatz etwas mehr Vierbeiner als normalerweise.

In der Hauptsaison wird eine Puppenbühne bespielt und ein Kinderprogramm geboten. Gegen eine Nutzungsgebühr von pauschal 5 Euro pro Tag beziehungsweise 10 Euro pro Woche steht WLAN zur Verfügung. Aber wir machen uns ohne den ganzen Chichi hier eine schöne Zeit.

Wer kein Zelt oder Wohnwagen hat, kann sich auf dem Campingplatz eine von insgesamt 17 Ferienwohnungen, ein Campingfass aus Holz (Tönnis) oder eine Strandlaube mieten. Ein Stellplatz für ein Wohnmobil kostet in der Hochsaison je Nacht 28 Euro inklusive zwei Erwachsene. Kinder sowie die Chipkarten zum Duschen (Kinder duschen kostenfrei) sowie Wäschewaschen und -trocknen kosten wie überall extra.

Weizen- und Ratsfelder entlang des Ostseeküstenradwegs auf dem Weg nach Wismar
Weizen- und Ratsfelder entlang des Ostseeküstenradwegs auf dem Weg nach Wismar

Radtour nach Wismar

Bereits nach wenigen Hundert Metern, im Ort Beckerwitz, gibt es den ersten kleinen Radunfall in der Familie. Er ist zum Glück harmlos und die Pflaster dürfen im Rucksack bleiben. Durch den unfreiwilligen Stopp, kommen wir in den Genuss, die schöne reetgedeckte Jugendherberge und das dazugehörige Dorf aus Baumhäusern zu begutachten. Die Baumhäuser bestehen aus übereinander liegenden Holzwaben und sehen sehr modern aus.

Der Rest der Radtour auf dem Ostseeküstenradweg nach Wismar verläuft zwar mit etwas Gemecker seitens unserer fast sieben jährigen Tochter, aber bei einer circa zwölf Kilometer langen Strecke ist das mehr als verständlich. Ab und an geht es auch bergauf, so dass entsprechend gestrampelt werden muss. Leider handelt es sich bei dem Radweg nicht um einen reinen Weg für Fahrräder, sondern es fahren dort auch Autos. Für unsere am liebsten in der Straßenmitte fahrende Tochter ist das ein gutes Training.

Der schöne Ausblick über die Weizen- und Rapsfelder entschädigt zumindest uns Eltern für die ständigen Rufe „rechts fahren, es kommt ein Auto!“ und Herzrasen bei jedem nahenden Automobil. Die fast Dreijährige singt sich derweil eins auf dem Fahrradsitz.

Fährhaus in der Hansestadt Wismar
Fährhaus in der Hansestadt Wismar

Wunderschöne Altstadt in der Hansestadt Wismar

In Wismar bekommen unsere Mädels erstmal eine prall gefüllte Tüte Naschereien aus dem so genannten Bärenland-Geschäft. Dermaßen belohnt können wir einen Spaziergang durch die Altstadt mit der allgegenwärtigen Backsteingotik unternehmen. Am genau 100 x 100 Meter messenden Marktplatz sind alle Cafés gut besucht. Zahlreiche Touristen entspannen unter den Sonnenschirmen.
Ein gendermäßig betrachtet absolut moderner kleiner Brunnen mit einer Meerjungmannn und einer -frau (leider kein Trinkwasser) am Wasserkunstwerk von 1602 ziert diesen großen Platz. Früher diente das Wahrzeichen der Stadt der Trinkwasserversorgung und erzählt noch heute in deutscher und lateinischer Schrift davon.

Wir bummeln durch kleine hübsche Gassen zum Wahrzeichen der Stadt. Dieses besteht aus einem 80 Meter hohen Turm der Marienkirche. Davor kann man eine moderne Skulptur in Form von einem Tauziehwettbewerb betrachten. Hier zieht eine Gruppe an einem Tauende während auf der gegenüberliegenden Seite nur eine Person zieht. Wer wird wohl am Ende gewinnen? Kann man es alleine gegen mehrere schaffen? Hier lässt es sich mit Kindern wunderbar philosophieren.
Andeutungen in Form von Sitzbank hohen Außenmauern zeigen wie groß die Kirche vor ihrer Sprengung 1960 einmal gewesen sein muss. Solch eine tolle Idee hatten dieselben oder andere Leute zehn Jahre früher bereits in Berlin mit dem Schloss auch in die Tat umgesetzt. Aber bald bekommen wir Berliner ja ein neues Schloss in Mitte.

Direkt an der Marienkirche steht das ehemalige Verwaltungshaus der Kirche, das Archidiakonat. Durch den mit Windlöchern verzierten Staffelgiebel des Backsteingotikhauses scheint die Sonne von Süd nach Nord hindurch.

Insgesamt gibt es in in der circa 42.000 Einwohner zählenden Hansestadt so viele herrschaftliche sanierte Bürgerhäuser, die Zeugnis der einst so mächtigen Hansebundes mit Hamburg, Lübeck, Rostock und Stralsund ablegen, dass die Altstadt verdientermaßen seit 2002 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Besonders hübsch finde ich das alte rote Fährhaus, weil es so schön schief über einem Hafenkanal schwankt.

Alte Hafen in Wismar
Alte Hafen in Wismar

Der alte Hafen

Bei den sommerlichen Temperaturen zieht es uns zum Alten Hafen von Wismar. Hier starten übrigens mehrmals täglich Hafen- und Seerundfahrten in die Wismarbucht Richtung Poel. Wir verputzen an einem der Kutter ein Fischbrötchen bevor wir am historischen Wassertor vorbei weiter zum Hafen laufen.

Wir bleiben an Land und gönnen den Kindern ein paar Runden auf dem Hafenrummel während wir einen riesigen Katamaran aus blankem Stahl beim Anlegen beobachten. Das bunte Halligalli-Geblinke des Rummels bildet einen ordentlichen Kontrast zu den alten Speichergebäuden aus Backstein, die gerade nach und nach saniert und ausgebaut werden.

Den sicherlich sehr schönen 17 Hektar großen Tierpark südwestlich von der Wismarer Altstadt heben wir uns für ein anderen Besuch auf. Die Stadt gefällt und so gut, dass wir auf jeden Fall wieder kommen. Vielleicht ziehen wir dann in eines der luftigen Bienenwabenbaumhäuser…

Frische Milch von der Milchtankstelle
Frische Milch von der Milchtankstelle

Einmal Milch volltanken, bitte!

Statt an einer Tankstelle für Pkw kommen wir auf der Rückfahrt bei der täglich geöffneten Milchtankstelle Zierow vorbei. An einem Automaten zapfen wir eine Flasche mit frischer Rohmilch direkt vom Melkstand für einen Euro plus 50 Cent Flaschenpfand. Hoffentlich wird die nicht sauer bis wir sie in den Kühlschrank unseres Wohnmobils legen können!

mit den Kindern im Archäologisches Freiluftmuseum Groß Raden
Archäologisches Freiluftmuseum Groß Raden

Slawischer Burgwall

Damit die Rückfahrt nach Berlin etwas unterhaltsamer verläuft, halten wir in Groß Raden um das Archäologische Freilichtmuseum zu besuchen. Gegenüber vom Oldtimer Museum ist der offizielle kostenpflichtige Parkplatz (2 Euro) des Orts. Wir spazieren beziehungsweise laufradeln die 1,3 Kilometer durch das niedliche Dorf, an einer Pferdekoppel vorbei, zwischen Ausstellungshaus, Spielplatz und Badesee hindurch und ein Stück durch einen Wald mit riesenhaften Buchen bis zum Freilichtmuseum. Für 7 Euro bekommen wir eine Familieneintrittskarte.

Ähnlich wie in Raddatz (im Spreewald) haben hier die Slawen vor etwas mehr als 1.000 Jahren eine Burgwall gebaut. Hier allerdings auf einer Insel am Rande eines Sees. Unsere Tochter ist leider nicht zu bewegen an einer der urigen Werkstätten einen Holzkrug zu bauen. Wer Lust darauf hat, kann sich auch mit Pfeil und Bogen sowie Kräutern mit solch gesund klingenden Namen wie Pestwurz ausstatten.

Slawisches Dorf auf dem Geländes des Archäologischen Freiluftmuseums in Groß Raden
Slawisches Dorf auf dem Geländes des Archäologischen Freiluftmuseums in Groß Raden

Wir haben es eher auf den harmloseren Honigstand in einem der Lehmhäuser abgesehen und decken uns mit allerlei Honiggedöns ein. Süße Honigbonbons hier, eine handgemachte Honigseife und -handcreme da.
Einige eingerichtete Lehmhütten sind außerdem zu besichtigen. Dabei muss unsere dreijährige Tochter gut auf ihr Holzlaufrad aufpassen. Ein einjähriger halbnackter Stepke verfolgt sie flinken Fußes. Beeindruckend wie gut er schon laufen kann, findet seine stolze Mutter: „Er ist erst ein Jahr und 27 Tage alt und ist ja so interessiert an allem!“. Noch beeindruckender ist es für mich zu sehen, wie schnell unser Kind vor ihm davon radelt.

Wir überqueren den Holzsteg hinüber zum Burgwall. Von hier aus mussten die Slawen einen guten Überblick gehabt und heran nahende Feinde rasch entdeckt haben. Wir werden genau hier auf dem Burgwall auch gewarnt. Eine Sirene ertönt und warnt uns vor einem Wärmegewitter. Oder ist das vielleicht nur ein Testalarm, wie er auf dem Lande durchgeführt wird? Schwül genug für ein Gewitter ist es allemal. Deshalb machen wir uns nun auf den Weg zurück zum Wohnmobil. Natürlich nicht ohne vorher noch ein Wassereis zu holen, das bis zum Parkplatz aufgegessen ist.

mit dem Wohnmobil von der Ostsee auf dem Weg nach Berlin
mit dem Wohnmobil von der Ostsee auf dem Weg nach Berlin

Im Zickzack durch Brandenburg zurück nach Berlin

Auf dem Rückweg nach Berlin geraten wir auf Autobahn in einen Stau. Es ist so heiss, dass sich ein Teil der Seitenverkleidung löst. Unsere Liste an Reparaturarbeiten (Küchenwasserhahn, Küchenlampe, Ventilator, Dachsolarzelle) erweitert sich damit um einen weiteren Punkt. Juhu!

Mein Mann baut das lose Teil am nächsten Parkplatz ab und wir wechseln auf die Landstrasse. In Wittstock geraten wir wegen einer Ampel in den nächsten sechs Kilometer langen Stau. Wenigstens weht hier noch ein Wind frische Luft aus dem Wald herein anstatt die Abgase des vorderen Autos.

Wir gondeln nun von Dörfchen zu Dörfchen. Im Dorf Nackeln sagen sich wohl nicht Fuchs und Hase, sondern die Dackel gute Nacht. So langsam setzt uns die Hitze zu, ich merke das. Eine Klimaanlage haben wir nicht im Wohnmobil.

Es geht unter Baumalleen an Weizenfeldern vorbei. Störche auf den Wiesen.
Viele schöne alte halb verfallende Häuser regen unsere Fantasie an. Was könnte man aus diesem Gutshaus oder jener alten Mühle tolles machen! Von uns aus könnten wir immer Landstraße fahren. Wir sind on the Road und die Welt ist groß. Wir haben einen Plan und fahren los. Es ist alles nur eine Frage der zur Verfügung stehenden Zeit und der Nerven der Kinder, versteht sich.

Adressen und Informationen

Ostsee-Campingplatz „Liebeslaube“
An der Wohlenberger Wiek 1
23968 Hohenkirchen
www.campingplatz-liebeslaube.de

Ostseeküstenradweg: www.adfc-tourenportal.de/viewtrackobject.php?trackObjectID=9230

www.wismar.de/Tourismus-Welterbe/Wismar-erleben


Hansestadt Wismar

http://www.wismar.de/Tourismus-Welterbe

Zierower Milchtankstelle
Betriebsgemeinschaft Zierow
Am Grundbarg 1
23968 Zierow
Deutschland
http://www.milchtankstellen.com


Archäologisches Freilichtmuseum Groß Raden

Kastanienallee 49
19406 Groß Raden
http://www.freilichtmuseum-gross-raden.de

Einhorn Luftmatratze – Riesiges Aufblasbares Einhorn Pool Unicorn Float – Einhorn Schwimmtier Mit Schnellen Ventilen Schweben (275 ×140 ×120 cm, Einhorn): http://amzn.to/2riIkD5

Roadtrip: Mit dem Wohnmobil durch Südschweden

Mittelmeerfeeling am Strand von Südschweden, bei Åhus
Mittelmeerfeeling am Strand von Südschweden, bei Åhus

Es hat etwas länger gedauert, aber nun ist er endlich fertig. Unser Bericht über unseren 1.900 Kilometer langen Roadtrip durch Südschweden mit dem Wohnmobil, Kind und Kegel, den wir in den letzten Osterferien unternommen haben. Doch genau genommen ist Südschweden zu kurz gegriffen. Wir sind auch in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen sowie in Roskilde gewesen. Wir hatten im April ein sehr durchmischtes Wetter in Skandinavien, so dass vom Sonnenschein-T-Shirt-Wetter bis hin zum Schneeregen alles dabei war. Es war in Schweden auch noch nicht alles geöffnet, was den geneigten Touristen interessiert. Dennoch würden wir diese Reise durch Schonen, Småland und Dänemark immer wieder so unternehmen. Auch die Überfahrt mit der Scandlines Hybridfähre von Rostock nach Gedser war ein entspanntes Reiseerlebnis. Wir haben so viele Eindrücke insbesondere von der Landschaft gesammelt, so dass wir sie immer noch in unseren Köpfen und Herzen tragen.

Unsere Etappen- und Ausflugsziele in Südschweden und Dänemark

Aber zunächst immer der Reihe nach. Bevor Ihr Euch den ausführlichen chronologischen Reisebericht durchlest oder Euch nur die Kapitel rauspickt, die für Euch interessant sind, kommt hier ein Überblick der Etappen- und Ausflugsziele unserer elftägigen Reise:

– Start: Berlin
– Rostock, Fährhafen in Deutschland
– Gedser, Fährhafen in Dänemark
– über die Öresundbrücke nach Schweden
– Malmö (Schonen/ Skåne), Schweden
– Lund (Schonen/ Skåne), Schweden
– Åhus (Schonen/ Skåne), Schweden
– Öland (Insel), Schweden
– Kalmar (Småland), Schweden
– Fagersand (Småland), Schweden
– Västervik (Småland), Schweden
– Vimmerby (Småland), Schweden
– Vättersee (Småland), Schweden
– Habo (Småland), Schweden
– Tingsryd (Småland), Schweden
– Kopenhagen, Dänemark
– Rostock, Fährhafen in Deutschland
– Rückfahrtsziel: Berlin

 

Fahrt mit der Scandlines Hybridfähre von Rostock nach Gedser
Fahrt mit der Scandlines Hybridfähre von Rostock nach Gedser

Tag 1: Von Berlin über Dänemark nach Schweden (423 gefahrene Kilometer)

Standort morgens: Berlin
Kilometerstand morgens: 86.155
Standort abends: bei Malmö, Schweden
Kilometerstand abends: 86.578

Alle angeschnallt? We are ready to take off! Die Kinder, mein Mann und ich sitzen im Wohnmobil. Es ist Osterferienbeginn und wir fahren auf unsere erste Wohnmobilreise in diesem Jahr. Alle Fächer sind gefüllt mit Kleidung, Lebensmitteln, Getränken, Reiseführern, Malutensilien, Spielsachen und vielen anderen mehr oder weniger nützlichen Krimskrams. Juhu, unser Roadtrip nach Südschweden kann nun, nach allen Vorbereitungen und Recherchen, endlich beginnen. Alles ist bestens, wir starten sogar nur mit 15 Minuten Verspätung vor unserer Haustür. Doch noch in unserer Stadtstraße bekommen wir beim Blick in den Reisepass eines unserer Kinder bekommen wir einen Schreck. Der Reisepass ist seit zwei Monaten abgelaufen. Oh weia, hoffentlich lassen uns die Schweden rein. Noch während der Fahrt vereinbare ich mit meinem Smartphone einen Termin beim Einwohnermeldeamt damit wir für die nächste Reise besser vorbereitet sind.

Eine Tüte Süssigkeiten als Reiseproviant auf der Hybridfähre muss einfach sein
Eine Tüte Süssigkeiten als Reiseproviant auf der Hybridfähre muss einfach sein

Die Fährfahrt mit der Scandlines-Hybridfähre von Rostock nach Gedser

Unser erstes Etappenziel für heute ist der Fährhafen in Rostock. Ohne jeglichen Stau, aber mit einem abgefallenen und notdürftig mit einem Tapeband an der Decke festgeklebten Rückspiegel, kommen wir vormittags um 11.30 Uhr in Rockstock an. Um 13 Uhr legt die Fähre erst ab. Der Check-in ist bis zu 15 Minuten vor Abfahrt für gebuchte Fahrzeuge möglich. Es bleibt uns also genug Zeit, um den Rückspiegel wieder richtig zu befestigen. Unsere Fährtickets haben wir bereits circa  drei Wochen vorher online gebucht. Die Buchungsbestätigung zeigen wir beim Check-In im Hafen vor. Um 12:30 Uhr rollen wir auf unsere zugewiesene Spur für Wohnmobile. Die Autoschlange ist weitaus länger als die für Wohnmobile. Glück gehabt. Wir steigen mit Kind und Kegel aus, um uns am Hafen etwas umzusehen und einen Blick auf die anlegende Hybridfähre zu werfen. Nun geht alles ganz schnell. Wir steigen wieder ein und die Scandlines Fähre nimmt unser Wohnmobil in ihrem 460 Pkw fassenden Bauch auf. Wir packen die nötigsten Dinge und gehen sofort an Deck, um dort die Abfahrt aus dem Hafen von Rostock zu erleben. Es ist ganz schön windig hier oben. Es ist eine Hybridfähre, also eine Fähre, die traditionellen Dieselantrieb mit Batteriebetrieb verbindet. Das ist umweltfreundlicher und sauberer.

Nachdem wir den Menschen am Strand von Rostock zum Abschied gewunken haben, gehen wir unter Deck und suchen uns einen freien Tisch mit Blick auf die Ostsee. Die Fähre schnurrt ganz leise über die Ostsee, so dass wir kaum spüren, dass sie sich vorwärts bewegt. Nur ganz selten schwankt das Schiff ein ganz klein wenig. Unsere Kinder dürfen sich eine Süßigkeitentüte mit riesigen bunten Bonbons füllen und amüsieren sich in der Kinderspiel- und tobeecke. Dort läuft zudem die Dschungelbuch-Serie, was unsere Kinder natürlich freut. Bei Bedarf steht sogar eine kostenfrei nutzbare Mikrowelle bereit, um Babybrei aufzuwärmen. Auch im Spielbereich ist alles sehr sauber, friedlich und entspannt. Es gibt WCs mit Wickeltischen, was für unsere Kleine natürlich absolut wichtig ist. Die Süßigkeiten sind kaum aufgefuttert, ertönt bereits der Gong und wir kehren zu unserem Wohnmobil zurück. Die Fährfahrt von 1 Stunde und 45 Minuten ist auch schon vorbei. Ich finde es schade, dass wir schon da sind. Denn ich mag diese Art zu reisen sehr gerne. Beim der Fortbewegung aufs Meer blicken zu können, entspannt und entschleunigt mich so ungemein.

Mit dem Wohnmobil zum Öresund
Mit dem Wohnmobil zum Öresundkanal

Über die Öresundbrücke von Dänemark nach Schweden

Velkommen til Dammark! Kurze Zeit später rollen wir im Hafen von Gedser von Deck und berühren mit den Wohnmobilreifen das erste Mal dänischen Boden. Unsere Pässe werden nicht stichprobenhaft kontrolliert, was uns erleichtert. Am späten Nachmittag fahren wir am Flughafen von Kopenhagen vorbei, durchfahren einen drei Kilometer langen Unterwassertunnel und überqueren anschließend die Öresundbrücke nach Schweden. Es ist schon ein erhebendes Gefühl diese wirklich spektakuläre Brücke zu überqueren. Sie erinnert mich an unsere Nordfrankreichtour im Sommer 2016 als wir die Brücke von Le Havre überquerten. Die im Jahr 2000 eröffnete 7,8 Kilometer lange Öresundbrücke ist nämlich die längste Auto- und Eisenbahnbrücke mit einer Schrägseilkonstruktion der Welt, wie ich im Netz herausfinde. Die Maut beträgt für die einfache Fahrt 50 Euro. Unser Wohnmobil fällt zum Glück noch in die Preiskategorie Pkw bis zu sechs Meter. Pkw von sechs bis neun Meter Länge oder Pkw mit Anhänger bzw. Wohnwagen zahlen 100 Euro pro Strecke.

Ausblick auf die Öresundbrücke bei Malmö
Ausblick auf die Öresundbrücke bei Malmö

Unser Campingplatz bei Malmö

Välkommen till Sverige! Kaum durch Dänemark gefahren und schon berühren unsere Wohnmobilreifen das erste Mal schwedischen Boden. So viele Premieren an einem Tag, ob unser Gefährt so viel Aufregung wohl aushält? Viel Zeit um mir darüber Gedanken zu machen, wie das Gefühlsleben unseres Wohnmobils aussehen könnte, habe ich nicht. Denn erinnern wir uns? Na, wer hat am Anfang des Beitrags aufgepasst? Genau, wir Rabeneltern haben es nicht gecheckt, dass unser Kind mit einem ungültigen Kinderreisepass unterwegs ist.  Das Glück ist aber mit den Dummen. Unsere Pässe möchte hier auch niemand sehen. Wir werden lediglich gefragt, wo das Ziel unserer Reise ist und dürfen passieren. Kurze Zeit und einige mich an Spanien erinnernde Kreisverkehre (anscheinend haben beide Länder eine Vorliebe für Kreisverkehre, die mich völlig Kirre machen) später, halten wir auf einem Campingplatz in der Nähe von Malmö in der Provinz Skane (Schonen). Bis 1658 gehörte die Provinz Schonen noch zu Dänemark, falls es irgendjemanden im World Wide Web noch interessieren sollte.

Auf dem Campingplatz der Kette First Camp ist nicht viel los. Die Rezeption ist unbesetzt. An der Tür klebt ein Zettel mit dem Hinweis auf eine Telefonnummer, die wir doch bitte anrufen mögen. Super, das erinnert mich an eine Schnitzeljagd oder an einen Escaperoom. Diese Escaperoom-Spiele mache ich mit den anderen Waldkita-Mamas ab und an ganz gerne. In diesem Fall verhält es sich allerdings genau umgekehrt. Wir möchten ja rein und nicht raus. Egal, ist ja mal ein neuer spielerischer Ansatz. Vielleicht eine neue Geschäftsidee für einen Inscape Room? Und es wird sogar noch spannender! Über die angerufene Securitydienstnummer erhalten wir einen Code für einen ChipkartenSafe. Code eingegeben und schon springt ein Schließfach auf und eine Chipkarte liegt für uns bereit. Damit können wir die Schranke an der Einfahrt zum Campingplatz öffnen und die Sanitärbereiche ebenso. Geschafft, es funktioniert.

Zur Belohnung bekommen wir einen Stellplatz direkt am Spielplatz. Noch zwei andere Kinder aus Potsdam hangeln sich von Stange zu Stange. Nachdem sich unsere Kinder auf diesem riesigen Spielgerät, das an ein Schiff erinnert, ausgetobt haben, laufen wir über eine breite Grünfläche zum Meer. Es ist nämlich etwas trostlos hier unter diesem weiten windigen grauen Himmel und den kargen Bäumen. Leider sind hier viele Tretminen in Form von Hundekot auf der Wiese versteckt und wir sind die ganze Zeit damit beschäftigt aufzupassen nicht hineinzutreten. Das Prinzip kennen wir aus Berlin bereits gut. Am Meer angekommen, blicken wir vermutlich von einem alten Bunkerdach über die dunkelgraue Ostsee bis hin zur geschwungenen Öresundbrücke. Wow, sind wir heute weit gekommen!

Die Schlossenten (oder -gänse?) am Malmöhus Slott
Die Schlossenten (oder -gänse?) am Malmöhus Slott

Tag 2: Unterwegs in Schonen (129 gefahrene Kilometer)

Standort morgens: bei Malmö, Schweden
Kilometerstand morgens: 86.578
Standort abends: Åhus, Schweden
Kilometerstand abends: 86.707

Malmö

Da unsere Campingplatz-Chipkarten offenbar nicht aufgeladen oder wie einfach zu blöd sind und wir an der erst ab 10 Uhr morgens besetzten Rezeption niemanden fragen können, müssen wir kalt duschen. Das ist echt hart, weil es draußen auch schon ziemlich kühl ist. Die Sanitärbereiche sind auch nicht umbedingt im besten Zustand. Hoffentlich bekommen die Betreiber das bis zum Start der Hauptsaison noch besser hin.

Nach dem Frühstück checken wir an der nun besetzen Rezeption aus (die Rezeptionsdame fragt uns, ob wir nun die Karte fürs warme Duschen aufladen möchten, hahahah) und fahren mit dem Wohnmobil nach Malmö.

Da wir mit dem Wohnmobil nicht direkt ins Stadtzentrum von Malmö reinfahren möchten, finden wir am Öresund, in der Nähe eines Parks, einen kostenfreien großen Parkplatz. Bis zum Stadtzentrum ist es von hier aus zwei Kilometer. Doch der Weg entlang der Küste ist wie ein schöner Spaziergang. Finden wir Eltern. Unsere Kinder leider nicht. Zum Glück wird das Wetter immer besser, je näher wir dem Stadtzentrum rücken. Wir kommen nicht nur der Sonne, sondern auch Schwedens höchstem Gebäude, dem 190 Meter hohen Turning Torso immer näher. Doch wir gehen nicht in den Stadtteil Västra Hamnen, in dem das Hochhaus steht, sondern biegen südlich davon ab Richtung Zentrum. Unser Ziel ist das Malmöhus Slott, das über einen Brücke erreichbar ist. Um dieses Schloss herum schnattern viele Entchen im breiten Festungsgraben, die aber auch gerne mal einen Ausflug auf den Bürgersteig machen und ganz anders aussehen als bei uns in Berlin. Das Schloss, ein Ensemble aus verschiedenen Backsteingebäuden, war einst eine Trutzburg, in der Hexenprozesse stattfanden und die 1870 einen verheerenden Brand geradeso überstand. Heute beherbergt die Festung das Moderna Museet Malmö. Sehr hübsch und sehenswert!

Stadtspaziergang durch Malmö, der Villa Torg Platz
Stadtspaziergang durch Malmö, der Villa Torg Platz

Wir spazieren zunächst übergehen kopfsteingepflasterten Lilla Torg Platz um den sich viele alte liebliche Fachwerkhäuser mit Cafés und Restaurants schmiegen. Dann geht es weiter über den Stortorget, dem weiten Hauptplatz. Auf diesem Platz begrüßt uns hoch zu Ross niemand weniger als Karl X. Gustav, ein schwedischer Held, der Schonen von den Dänen zurückgewann. An diesem repräsentativen Ort befinden sich auch das Rathaus, das älteste Bürgerhaus der Stadt, das Kockska Huster sowie der Sitz des Regierungspräsidenten.

In der 300.000 Einwohner zählenden und damit drittgrößten Stadt Schwedens begegnen uns viele englisch und deutsch sprechende Passanten. Einige machen auf uns eher den Eindruck, dass sie hier leben als nur Urlaub zu machen. Obwohl heute Sonntag ist, öffnen die meisten Geschäfte um 12:00 Uhr. Praktisch, denn wir haben die Socken für unsere Tochter zu Hause vergessen. Meine Tochter und ich stürzen ins in die Einkaufsstraße Södergatan. Die Shopping Alarmsirene meines Mannes springt an. Er begleitet uns lieber, um das Ausmaß der Einkäufe besser kontrollieren zu können.

Blick von einer Brücke im Kungsparken in Malmö auf den Rörsjökanalen
Blick von einer Brücke im Kungsparken in Malmö auf den Rörsjökanalen

Auf dem Weg zurück (wir haben neben den Socken wirklich nur noch eine Leggings und ein T-Shirt erstanden) zum Wohnmobil überqueren wir die zentrale Bushaltestelle der Stadt und betreten den dicht bewachsenen alten Friedhof von Malmö. Tausende von blau-lila Blümchen wecken hier meine Frühlingsgefühle. Der Friedhof erinnert mehr an einen schönen Park und ist gut besucht.

Westlich vom Friedhof liegt übrigens der bekannte Platz Gustav Adolfs Torg, den wir allerdings leider nicht besuchen. Noch weiter westlich grenzt der Friedhof an den Kanal und den weitläufigen und idyllischen Kungsparken sowie den Slottsparken, die wir beide durchqueren und an dessen Nordseite wieder das Schloss Malmöhus steht. Es liegt also alles ganz dicht beieinander hier in Malmö.

 

Mit dem Wohnmobil nach Lund, Schweden
In Lund lohnen der Besuch des Doms, der Kunsthalle und des Universitätsgeländes

Studentenstadt Lund

Gleich neben nebenan von Malmö, also 30 bis 40 Kilometer entfernt, wartet Lund auf uns. Diese Stadt mit ihrem berühmten Dom, dem Dom zu Lund, wurde mir empfohlen. Also möchte ich mir das mal ansehen, dieses Lund, das einst zu Dänemark gehörte und dessen wichtigste Stadt war. Die Kinder haben keine Lust drauf. Die Kleine schläft sogar. Mein liebster Mann ist ein Schatz und lässt mich alleine einmal durch das Stadtzentrum ziehen und wartet mit den Kindern im Wohnmobil, auf dem Martenstorget Platz mitten in der City.

Die Sonne knallt mittlerweile richtig, das Licht blendet mich so, dass ich eine Sonnenbrille brauche. Es ist sehr befreiend so ohne Kinder durch die gemütliche Universitätsstadt zu laufen. Das Tempo selbst zu bestimmen. Die Studenten sitzen mit hochgerollten T-Shirtärmeln draußen vor den Cafés. Es gibt ein paar hübsche Läden, doch bei dem Wetter möchte ich lieber draußen bleiben. In einem Baum baumeln dutzende bunte große Blumentöpfe und Gießkannen. Wie haben sie die da nur hinauf bekommen? Schnell habe ich den imposanten romanischen Dom (1145 fertig gestellt) gefunden, an dessen Außenmauern sich die Leute sonnen und unterhalten. Ich schleiche mich in den Dom. Drinnen ist es viel heller und freundlicher als ich von außen vermutete. Gleich rechts neben dem Haupteingang befindet sich eine sehenswerte astronomische Uhr. Auf dem Rückweg schaue ich noch kurz in der Kunsthalle, der Kunsthall, vorbei. Der Eintritt ist kostenfrei und drinnen überrascht mich eine tolle Ausstellung namens „We have a dream“ (läuft noch bis zum 7.4.17) in der schwarz-weiss Fotografien über Menschen zu sehen sind, die sich für bestimmte Themen stark machen. Danach werfe ich noch einen Blick in das kleinen schräg gegenüber der Kunsthalle stehenden schmalen Backsteinhäuschen namens Krognoshuset in dem sich auf mehreren niedrigen Etagen Galerieräume befinden.

Am Strand bei Ahus
Am Strand bei Ahus, Schweden

Åhus und der Nachmittag am Meer

Wir verlassen die transnationale Öresundregion und fahren circa 84 Kilometer quer durch Schweden, um nach Åhus an der Ostküste zu kommen. Bei Åhus biegen wir mitten im Kiefernwald in einen Campingplatz ein. Wir hätten es uns heute früh in Malmö eigentlich sparen können für diesen Ort telefonisch sowie per Onlineüberweisung einen Stellplatz zu reservieren, denn auch hier ist so gut wie gar nichts los. Die Rezeption ist auch hier unbesetzt. Um uns herum stehen fast ausschließlich Dauercamper-Wohnwagen, die derzeit unbewohnt sind. Doch der Platz ist idyllisch.

Wir wollen zum Meer und schnallen unsere Räder ab. Ein kurzes Stück die Straße entlang geradelt und schon sind wir am weißen Sandstrand. Erfreulicherweise hat hier, neben einem noch geschlossenen Strandhotel bereits ein einsamer Eisladen geöffnet. Der Kontrast zum gestrigen Spaziergang zum Öresund könnte kaum größer ausfallen: Eis in der Waffel, kaum hörbares Meeresrauschen, weißer Sandstrand, Sonnenschein, kein Windhauch, Kinder, die in Unterhosen durchs Wasser springen, eine Feuerstelle an der Rauch aufsteigt. Es ist ein Traum. Wir schlendern ganz gemütlich an den kleinen bunten Fischerhütten entlang. Hinter dem Strand sehen wir einen Kletterpark, der momentan noch nicht geöffnet zu sein scheint.

Wieder zurück bei unserem Wohnmobil. Das frühabendliche Sonnenlicht bricht durch die Kiefern. Wir breiten draußen auf der Wiese unsere Picknickdecke aus, stellen den Gasgrill raus und machen uns ein leckeres Abendessen. Meine Güte, haben wir heute viel schönes gesehen und es ist doch erst der erste richtige Urlaubstag in Schweden.

Campingplatz Kapelludden in Borgholm auf Öland
Campingplatz Kapelludden in Borgholm auf Öland

Tag 3: Öland (273 gefahrene Kilometer)

Standort morgens: Åhus, Schweden
Kilometerstand morgens: 86.707
Standort abends: Borgholm, Insel Öland, Schweden
Kilometerstand abends: 86.980

Die Landschaft wird endlich hügeliger entlang der E22 nördlich in Richtung Kalmar. Moosbewachsene Felsbrocken liegen übereinander gepurzelt. Es gibt hier auf dem Land keine Windräder wie wir es in Deutschland gewohnt sind, denn die Schweden erzeugen offenbar ausreichend Energie durch Wasserkraft. Beim Durchfahren der Ortschaften müssen wir gut aufpassen, denn in jedem Ort wartet ein Blitzer auf fotogene Karossen. Der Liter Diesel kostet übrigens derzeit 14 schwedische Kronen, also umgerechnete 1,45 Euro, an den stellenweise nur wenigen Tankstellen.

Nach weiteren 230 gefahrenen Kilometern, von denen wir nach Kalmar sechs Kilometer auf der stellenweise 40 Meter über dem Kalmarsund liegenden Ölandbrücke zurückgelegt haben, kommen wir in Borgholm, der so genannten Inselhauptstadt von Öland, an. Das 130 Kilometer lange und nur 16 Kilometer lange Öland liegt südlich von Gotland und darf sich Schwedens zweitgrößte Insel nennen. Jetzt im April präsentiert sich uns die Ostseeinsel, bis auf die circa 25.000 Einwohner, fast menschenleer. Ebenso wie Gotland soll Öland im Sommer knackevoll sein, verrät uns der Reiseführer.

Campingplatz „Kapelludden“ auf Öland

Borgholm wiederum liegt ungefähr in der Inselmitte an der Westseite, wo milderes Klima als an der Ostseite herrscht. In Borgholm-Town füllen wir im ICA Supermarkt unsere Vorräte auf. Der Campingplatz mit dem lustigen Namen „Kapelludden“ gehört ausnahmsweise mal nicht zur First Camp Gruppe. Und hier sind wir wirklich die aller aller einzigsten und aller aller ersten Campinggäste! Dabei ist der Campingplatz wirklich der Knaller und die junge Mitarbeiterin ausgesprochen freundlich und hilfsbereit. Wir bekommen einen Stellplatz mit Panoramablick auf den Kalmarsund. Es gibt ein Spaß- und Schwimmbad mit Sauna und Fitnessclub sowie ein nagelnagelneues schickes Sanitärgebäude mit vier Küchen und einem zur See hin verglasten Speiseraum.

Mit dem Wohnmobil nach Öland, Schweden
Mit dem Wohnmobil nach Öland, Schweden

Burg Borgholm

Die Sonne scheint noch immer und wir wollen uns bewegen. Also radeln wir an den schmucken Strandvillen von Borgholm vorbei bis zur nahe gelegenen Burg von Borgholm und schließen unten am Berg unsere Räder an. Die barocke Burg diente einst als Befestigungsanlage und im 14. Jahrhundert kurz als Wohnsitz der Herzöge von Öland bis 1361 der Dänenkönig Waldemar Atterdag sie eroberte. Oben angekommen, erinnert mich die Ruine eher an einen megagroßen Bunker. Kaum vorstellbar, dass hier im Sommer Stars und Sternchen Konzerte veranstalten. Leider sind wir um 15 Uhr für eine Besichtigung der Sehenswürdigkeit zu spät dran. Die Burg schließt zwar erst um 16 Uhr, aber eine Stunde vorher ist kein Einlass mehr möglich. Tja, schade (für die Kasse, in der bestimmt heute nur sehr wenig Kronen gelandet sind).

Wir waren ausnahmsweise so schlau und haben eine große Fleecedecke mitgenommen und genau auf diese legen wir uns am Fuße der Burg. Und dort halten wir nach einem leckeren Picknick einen wohl verdienten Nachmittagsschlaf bis die Mitarbeiterin im ansonsten menschenleeren Besucherzentrum ihre Stunde rum gebracht hat und nach Hause fährt. Frisch und erholt radeln wir weiter durch den hübschen kleinen Wald bis zum Sollidenslott (Schloss Soliden), der schönen Sommerresidenz der schwedischen Königsfamilie. Leider können wir den sehenswerten Schlosspark heute auch nicht besichtigen und das Café Kaffetorpet ist leider auch geschlossen. Aber dafür gibt es vor dem Schlosstor einen netten kleinen öffentlichen Spielplatz für unsere Kinder. Zwei andere schwedische Familien sind auch hier und laden uns spontan auf eine Runde Eis ein, dass sie in einer Familienpackung mit dabei haben.

Abends genießen wir den luxuriösen Platz im Campingplatzkochstudio und nutzen den Backofen um die Tiefkühlpizza für die Kinder zu erwärmen. Mal abgesehen davon, dass man dort nur schwerlich eine Pizza machen kann, ist dort einfach bequemer als in der kleinen Wohnmobilküche alles zuzubereiten. Außerdem waschen und trocknen wir unsere Kleidung. Wir wissen ja nicht, wann wir dazu wieder die Gelegenheit haben werden.

Schiffswrack Swick auf Öland, im schwedischen Zauberwald Trollskogen
Schiffswrack Swick auf Öland, im schwedischen Zauberwald Trollskogen

Tag 4: Inselleben auf Öland

Standort morgens: Borgholm, Insel Öland, Schweden
Kilometerstand morgens: 86.980
Standort abends: Borgholm, Insel Öland, Schweden
Kilometerstand abends: 87.100 (wegen Hin- und Rückfahrt nach Trollskogen)

Der Zauberwald Trollskogen an der Nordspitze von Ölend

65 Kilometer nördlich von von Borgholm, an der nördlichsten Spitze von Öland befindet sich das märchenhafte Naturschutzgebiet Trollskogen, was auf deutsch Zauberwald bedeutet. Zwischen den bizarr geformten Bäumen und Rieseneichen sollen Trolle leben… Wie niedlich ist das denn, bitte sehr? Klar wie Kloßbrühe, dass wir dort mit dem Wohnmobil hinfahren. Ohne auf dem Campingplatz auszuchecken, versteht sich, denn es gefällt uns hier einfach zu gut. Außerdem liegt am Strand  des Naturschutzgebiets ein Schiffswrack! Dieses Schiff namens Swiks war in seinem früheren Leben ein stolzer Schoner, ein Dreimaster, der vor 91 Jahren vor Öland kenterte und an Land gespült wurde und sich seitdem hier ausruht. Aber zunächst der Ruhe nach:

Startpunkt der Wanderung

Startpunkt unserer Wanderung durch den Zauberwald ist ein Parkplatz. Dort gibt es ein altes Wartehäuschen sowie Eisenbahnschienen, von denen ich mir kaum vorstellen kann, dass sie noch in Betrieb sind sowie ein sehr sauberes WC damit auch ja niemand den Trollen aus Versehen auf den Kopf pinkelt. Gegenüber stehen ein gutes Dutzend kleine rote Holzhütten, die über die Flora und Fauna des Naturschutzgebiets informieren. Es gibt auch deutschsprachige Flyer zum mitnehmen. Kurz vor diesen niedlichen Hütten befindet sich auch das Eingangsgatter für insgesamt drei verschiedene ausgeschilderte Routen durch das Naturschutzgebiet. Für Familien mit Kinderwagen sowie an Rollstuhlfahrer ist auch gedacht, denn für sie gibt es einen ein Kilometer kurzen Weg, der durchgängig gut befestigt und breiter angelegt ist. Die zweite Route ist zwei Kilometer lang und bietet einen Einblick in die Flora des Waldes. Wir sind kinderwagenlos und bewegungsfreudig und entscheiden uns für den 4,5 Kilometer langen anfangs geteerten Rundwanderweg, der uns vorbei an uralten Eichen durch den Wald bis zur Küste führt wird.

Eine Installation von im Wald gesammelten Müll (von Schuhen bis zum Fernsehgerät ist alles dabei) kurz nach dem Eingangsbereich erinnert jeden Besucher daran, hier nichts zurückzulassen. Wirklich schockierend, was die Menschen so alles achtlos in den Wald werfen. Das schmutzige Ergebnis erinnert mich an die leider erfolgreiche Müllsammelaktion der Waldkitakinder bei uns im Tegeler Forst.

„Har du sett Bett troll?“ Hast Du einen Troll gesehen? Gleich am Anfang stimmt uns ein Informationsschild über das Aussehen und die Eigenheiten von Trollen auf. Also aufgepasst, vielleicht sehen wir ja einen? Unsere Tochter ist nach wenigen Metern bereits der Überzeugung, einen Troll entdeckt zu haben. Leider sind meine Augen nicht mehr gut genug um ihn zu sehen.

Schiffswrack Swick auf Öland, im schwedischen Zauberwald Trollskogen
Schiffswrack Swick auf Öland, im schwedischen Zauberwald Trollskogen

Das Schiffswrack

Die Wegkreuzungen sind beschildert, so dass wir uns nicht verlaufen können. Als wir die alte Swiss, das „Vraket“ Schiffswrack am Strand erreichen, kuscheln wir uns an ihren warmen holzigen Bauch und machen ein Picknick. Die Sonne scheint, scheint, scheint! Das Meer funkelt und plötzlich komme ich mir vor, als wenn wir irgendwo in Südeuropa Urlaub machen würden. Unsere Kleine fröhnt ihrer Lieblingsbeschäftigung, nämlich Kieselsteine ins Wasser zu werfen. Natürlich müssen unsere Kinder einen großen Stein als Andenken an diesen Ort mitnehmen, der wie der Kopf einer Schildkröte aussieht. Tragen muss ich ihn aber. Wozu haben die Kinder mich denn sonst mit in den Urlaub genommen?

Jagdmauern, Tirolleiche, Teergrube, Långer Erik

Wir kehren wieder zurück auf den schmalen Wanderpfad im Wald. Je weiter nördlich wir kommen, desto yogamäßiger sehen die Bäume aus. Einer verdrehter als der nächste. Zwischendurch tauchen „Jaktmuren“ zu deutsche Jagdmauern auf. Das sind Reste alter Steinmauern, die einst quer über die schmalste Stelle der nördlichen Landzunge Ödlands verliefen und wahrscheinlich der königlichen Treibjagd auf Hirsche und Wildschweine gedient haben. Heute gehören sie zum gesetzliche geschützten Kulturerbe der Insel, wie uns das Informationsschild verrät. Von solchen Schildern kommen bald noch mehr auf uns zu. Also wenn ich im folgenden mit Fachwissen glänze, dann gebe ich nur das wieder, was auf diesen spannenden Tafeln auch auf deutsch geschrieben steht.

Wir sehen zwar keine Trolle mehr, dafür stoßen wir auf eine beeindruckende rund 900 Jahre alte Trolleiche, die früher als Orientierungspunkt für die Seeleute diente und auf keinen Fall beklettert werden möchte. Macht nix, die Yogabäume am Wegesrand bieten ausreichend Gelegenheit zum Klettern.

Ganz im Norden erreichen wir eine Lichtung mit ein paar roten Holzhäusern am Ende, die von eine flache, aber dafür wild umwucherte Hecke und ein Holztor umgeben sind. es sieht sehr sehr schön aus. Aber es scheint niemand da zu sein. Links am Zugang der Lichtung ist eine alte Teergrube ausgeschildert, die früher zum Herstellen von Teer zwecks Imprägnierung der Holzschiffe gebraucht wurde. Schräg dahinter befindet sich ein altes halb verfallener Schuppen in dem ein altes Fahrrad vor sich hin rostet. Wir gehen links an dem ummauerten Grundstück vorbei bis wir wieder am Meer sind. Dort steht ein roter Holzschuppen. Von hier aus genießen wir den Blick auf den nördlichsten Leuchtturm der Insel, den 32 Meter hohen Lången Erik. Er ist der kleine Bruder des an der Südspitze stehenden Lången Jans. Erik wurde im Jahre 1845 aus Kalkstein erbaut und war wie sein großer Bruder ständig in Gebrauch. Heute soll dort nur noch ein kleines Licht am Balkon, anstelle des charakteristischen Lichts im Turm, hängen.

Mit den Kindern auf Öland, im schwedischen Zauberwald Trollskogen
Öland, schwedischer Zauberwald Trollskogen

Wehrgänge, Steingräber, mythische Brunnen, Waffenlager

Von der Inselspitze aus beginnt unser Rückweg an der Westseite. Hier entdecken wir bald Reste alter Wehrgänge aus dem Mittelalter als sich in der Bucht ein wichtiger Flottenstützpunkt befand. Große, archäologisch noch nicht untersuchte Steingräber vermutlich aus der jüngeren Eisenzeit, sorgen für ein wenig Thrill auf unserer Wanderung. Doch so richtig märchenhaft wird es, als wir die alte Sage auf einem Informationsschild lesen, die besagt, dass an einer noch immer gut sichtbaren Vertiefung im Wald einst die letzte Ruhestätte eines gestrandeten Schiffs gewesen sei. Auf dem Grund der Senke befindet sich ein Brunnen, dessen Wasser übermenschliche Kräfte haben soll. Kurze Zeit später kommen wir an einem militärisch aussehenden (Waffen?)Lagerhaus vorbei.

Danach folgende von Kühen (die sich genau wie Trolle anscheinend hier gut tarnen) beweidete Meeresstrandwiesen mit Picknicktischen und Meerblick. Im Sommer ist hier bestimmt kein Plätzchen mehr frei. Wir hingegen haben seit dem Schiffswrack keine Menschenseele mehr getroffen.

Unsere Kinder haben definitiv keinen Schluck aus dem Märchenbrunnen genommen, denn sie werden langsam schlapp und müssen mit Fruchtgummis am Leben gehalten werden. Kurz vor Ende der Rundtour stoßen wir auf einen Holzweg mit Geländer, der vermutlich der Kinderwagen- und Rollstuhlfahrerweg ist. Nachdem wir wieder bequem in unserem Wohnmobil sitzen, merken auch wir, dass wir etwas erschöpft sind und freuen uns, dass unser am morgen in die Thermoskanne gefüllter Kaffee noch immer warm genug zum Trinken ist.

größte Windmühle Nordeuropas auf der Insel Öland
größte Windmühle Nordeuropas auf der Insel Öland

Größte Windmühle Nordeuropas

Auf dem Weg zurück nach Borgholm machen wir einen kurzen Abstecher nach Sandvik, zur größten Windmühle Nordeuropas. Öland war früher übersät mit Holzwindmühlen. Heute stehen von ihnen noch 400 auf der Insel, einige liebevoll restauriert. Wenn wir im Sommer hergekommen wären, dann hätten wir uns auf Öland so manche Attraktion, wie zum Beispiel die archäologische Stätte Eketorp angeschaut. Aber das meiste hat jetzt in der Vorsaison noch zu.

Badehus

Statt Sightseeing machen wir das, was sich unsere Kinder schon lange wünschen. Wir gehen ins Badehus, ins Schwimmbad unseres Campingplatzes Kapelludden. Die Kinder planschen im Nichtschwimmerbecken. Beziehungsweise die Kleine plumpst, unabsichtlich am Beckenrand sitzend beim beabsichtigten Versuch ihre große Schwester mit einem kleinen Eimer nass zu spritzen, ins Schwimmbecken. Das hat zur Folge, dass sie von nun an nur noch auf einer großen roten Gummimatte sitzend über die Wasseroberfläche geschoben werden möchte. Das Babybecken, dem unser Kleinkind mit seinen fast drei Jahren eigentlich schon entwachsen sein sollte, hat heute leider geschlossen. Keine Ahnung, ob das an der Vorsaison liegen mag. Wir Eltern bibbern im kniehohen Wasser des Nichtschwimmerbeckens und wechseln uns bei der Kinderbetreuung ab, so dass jeder mal in den Genuss der kostenfreien Sauna kommen kann.

Abends zieht der Geruch von unserem frisch gebratenen Fisch durch die vier menschenleeren Campingplatzküchen und durch das moderne Esszimmer mit Blick auf die Meereswiese und den Öresund. Mittlerweile sind noch noch fünf andere Wohnmobile auf dem Campingplatz angekommen. Aber die Insassen sind entweder bereits satt oder essen gegangen. Wir sehen sie nicht.

Schloss Kalmar
Schloss Kalmar

Tag 5: Unterwegs im nordöstlichen Teil von Småland (240 gefahrene Kilometer)

Standort morgens: Borgholm, Insel Öland, Schweden
Kilometerstand morgens: 87.100
Standort abends: Fagersand, Schweden
Kilometerstand abends: 87.340

Nach dem gestrigen so wunderbar sonnigen Tag fing es bereits in der Nacht an zu schauern, so dass wir die draußen aufgehängten Badesachen wieder einräumen mussten. Das war wirklich sehr erfrischend im Schlafanzug. Beim Auschecken bezahlen wir circa 50 Euro für die zwei Nächte, Strom und Schwimmbad. Die Waschmaschine und den Trockner brauchen wir freundlicherweise nicht zu bezahlen. Tack så mycket, vielen Dank!

Besichtigungstour durch Schloss Kalmar
Besichtigungstour durch Schloss Kalmar

Schloss Kalmar

Auf Öland wird der kleine Wohnmobilkühlschrank und der große Tank wieder aufgefüllt und los geht es zurück zur Öresundbrücke in die Provinz der 5.000 Seen, Småland. Direkt am Fuße der Brücke erwartet und Kalmar (bedeutet auf deutsch Steingrund). Hier wollen wir uns eines der spektakulärsten Schlösser Schwedens ansehen.

Gleich um die Ecke vom Slott finden wir auch eine Parkplatz. bereits von außen beeindruckt die robuste Befestigungsanlage und die Kanonengeschütze jeden Eindringling. Wir trauen uns trotzdem und überqueren wagemutig die rekonstruierte Holzbrücke und gelangen über den Schlosshof zum Eingang und dem Museumsshop.
Dort wo vor circa sechs Jahrhunderten der schwedische König Erik von Pommern schlief, aß, regierte, betete und bestimmt illustre Feste feierte, unternehmen wir jetzt einen Rundgang auf eigene Faust. Wie der König selbst haben seine Möbel schon lange das Zeitliche gesegnet. In den vergangenen Jahrhunderten wurde das Schloss nämlich für solch praktischen Dinge wie als Warenlager, Getreidespeicher und sogar als Gefängnis und als Schnapsbrennerei genutzt. Heute strahlt aber fast alles wieder im alten Glanz. Besonders das Königsgemach mit den bunten Holztäfelungen an den Decken und Wänden beeindruckt mich. Die Kinder finden den Grauen Saal spannender, denn hier steht eine laaaaange Tafel, vollbeladen mit Tellern, Gläsern und Speisen (aus Plastik) sowie ein Schwan und anderes Getier. Gruselig wird es im Frauengefängnis.

Im Sommer (wie sollte es in Schweden auch anders sein) werden im Schloss übrigens Kinderaktivitäten angeboten, bei denen sie sich in Prinzessinnen und als Ritter verwandeln können. Aber im April ist davon leider nichts zu sehen. Aber immerhin lustwandeln die Mitarbeiterinnen des Schlosses in vornehmer Robe durch die Gemächer.

Campingplatz Långsjön in Fagersand
Campingplatz Långsjön in Fagersand

Campingplatz Långsjön in Småland

Den gleich am Schloss gelegenen Stadtpark klemmen wir uns, da es nieselt und wir wieder on the Road möchten. Nach Kalmar fahren wir weiter nordwestlich nach Småland zum Campingplatz Långsjön. Eine freundliche Schweizerin, nein wirklich eine Schweizerin und keine Schwedin, empfängt uns an der Rezeption. Hier werden wir zum ersten Mal auf die Karte „Camping Key Europe“ angesprochen, die man für manchen Campingplatz braucht und die umgerechnet circa 16 Euro kostet. Sie ist auch online bestellbar, wenn man sie nicht von dort kaufen möchte.

Karin und ihre zwei Kollegen hat es vor ein paar Jahren ins schöne Småland verschlagen. Der familiäre und schön angelegte Campingplatz mit 42 Stellplätzen mit Stromanschlüssen, einem Zeltplatz und acht Holzhütten (auf schwedisch Saugas), einem neuen Sanitärhaus, Bootsanlegesteg, Kanu- und Angelverleih sowie Restaurant liegt an einer Schnellstraße und ist daher gut erreichbar und nicht zu übersehen. Der Nachteil ist leider, dass auf der Straße die Volvos recht fix unterwegs sind. Dafür hat man einen tollen Blick auf den direkt dahinter liegenden See Langsjön nachdem der Platz benannt ist.

Ausflugsziele rund um Fagersand

Hinter unserem Stellplatz beginnt ein felsiger Wald in dem zahlreiche Elche leben sollen. Doch leider ist es sehr unwahrscheinlich, dass wir einen von ihnen zu Gesicht bekommen. Neben der Campingplatzeinfahrt befindet sich die Eisenbahnstation Fasersand, die momentan, wie sollte es in der Vorsaison anders sein, nicht angefahren wird. Im Sommer fährt hier die nostalgische Schmalspurbahn „Smalsparet“ zwischen Hultsfred und Västervik (71 Kilometer Entfernung) vorbei. Der nahe gelegene Elchpark hat diesen Monat leider auch noch zu. Also unternehmen wir einen kleinen Waldspaziergang, der größtenteils auf einer Schotterstraße stattfindet. Es wurde anscheinend gerade frisch gerodet, so dass es etwas karg aussieht, aber dafür schön harzig duftet. Mitten im Wald entdecken wir auf einer Anhöhe zwei Holzbänke, deren Tisch vermodert auf dem Boden liegt. Wir stapfen über das weiche Moos hinüber und machen eine Rast. Es geht auch gut ohne Tisch. Die zwei Feenpuppen, die sich unsere große Tochter an der Rezeption unter allerlei Spielzeug ausleihen durfte, haben hier das perfekte Setting gefunden und fliegen nun über den hellgrünen Moosteppich.

Unser Abendessen können wir auch auf diesem Campingplatz in einem neuen gemütlichen Servicehäuschen zubereiten. Es gibt neben einem Induktionsherd auch einen Kühlschrank, eine Kaffeemaschine sowie Töpfe, Pfannen, Geschirr, Besteck und Gläser. Super, somit brauchen wir nicht alles aus dem Wohnmobil mit rüber nehmen. Eine andere schwedische Familie ist mittlerweile auf dem Campingplatz eingetroffen, bleibt aber den Abend über ihm Wohnwagen.

Abendspaziergang zum Langsjön-See

Weil wir leider die Hälfte unserer getragenen Wäsche auf Öland vergessen hatten zu waschen, holen wir das hier nach. In der Zeit in der sich die Wäschetrommel dreht, machen wir einen Abendspaziergang zum Langsjön-See. Hier schlummert ein Restaurant mit Veranda seinen Vorsaisonschlaf. Außerdem gibt es einen Bootssteg und eine Badebucht. Still liegt der 17 Kilometer lange See vor uns. Im Sommer ist es hier bestimmt toll zum Baden und Fischen. Eine Insel mitten im See schaut verheißungsvoll zu uns hinüber. Sie erinnert an Lommetuva, die Insel auf der Pippi, Thomas und Annika Schiffbruch erleiden und mehrere Tage ohne Schnupftabak schmachten. Doch leider ist es viel zu kalt, um an Baden zu denken. Ich hätte große Lust vom Angebot des Campingplatzes Gebrauch zu machen, uns mit Proviant aus dem Campingplatzshop einzudecken, ein Kanu und Angelzubehör für die im See lebenden Hechte und Barsche auszuleihen und mit der Familie ein Abenteuer wie Pippi & Co zu erleben. Aber es wird nun dunkel und unsere Kleine hat sich an den Felsen müde geklettert.

Unser Wetterglück scheint uns endgültig nicht mehr hold zu sein. Abends prasselt der schwedische Regen erneut aufs Wohnmobildach. Drinnen ist es umso gemütlicher. Oben im Alkoven unter der warmen Bettdecke liegend, lese ich den Kindern die schönsten Geschichten von „Bullerbü bis Lönneberga“ vor. Was soll man auch anderes in Småland, der Heimat von Astrid Lindgren, vorlesen? Und zwar nicht nur von dem starken rothaarigen Mädchen, sondern auch von Ronja Räubertochter, Carlson vom Dach, Kalle Blomquist und wie die Helden alle heißen… Ich bestelle bereits in Gedanken alle Bücher in unserem Bücherladen von denen ich hier nur abschnittsweise Kapitel in die Ohren meiner Kinder träufele.

Båtmansgatan, eine malerische Straße in Västervik
Båtmansgatan, eine malerische Straße in Västervik

Tag 6: Südliches Småland (197 gefahrene Kilometer)

Standort morgens: Fagersand, Schweden
Kilometerstand morgens: 87.340
Standort abends: Habo, Schweden
Kilometerstand abends: 87.537

Västervik

Unsere am Abend zuvor gewaschene und draußen aufgehangene Wäsche ist aufgrund des nächtlichen Regens klitschnass. Also Chipkarte an der Rezeption aufladen und ab mit den T-Shirts und Schlüppern in den Campingplatztrockner. Bis die Wäsche fertig ist, machen wir eine Spritztour in die nahe gelegene Schärenstadt Västervik. Die Stadt an der Smålandküste wurde im 17. Jahrhundert von den Dänen völlig zerstört. Mann, Mann, Mann, diese Schweden und Dänen haben sich aber wirklich lange gebraucht um ein freundschaftliches Verhältnis aufzubauen. Wir parken am Hafen und laufen die kurze Straße Båtmansgatan hinauf. Pittoreske Seemannshäuser, eines hübscher als das andere. Wir laufen weiter an einer urigen Bäckerei vorbei in eine Einkaufsstraße und bummeln durch die hübschen Einrichtungsgeschäfte der Stadt bis es wieder zurück zum Wohnmobil geht.

Zurück am Campingplatz Långsjön packen wir die feucht warme Wäsche ein und checken aus. Zum Abschied schenkt uns Karin vom Campingplatz eine Tüte Zimtbrötchen für die Kinder. Sehr lieb!

Der Pfarrhof in Astrid Lindgrens Näs, in Vimmerby
Der Pfarrhof in Astrid Lindgrens Näs, in Vimmerby

Hey Astrid Lindgren, hollihollahohollahopsasa!

Wir rollen in Vimmerby ein, das in der Nebensaison beinahe so beschaulich wirkt, wie zu Astrid Anna Emilia Lindgrens Zeiten. Im Geburtsort der weltberühmten Schriftstellerin, die hier als zweites von insgesamt vier Kindern des Pfarrhofpächters Samuel August Und Hanna Ericsson am 14.11.1907 das schwedische Licht der Welt erblickte, befinden sich eine der Lieblingsattraktionen Schwedens: der Freizeitpark Astrid Lindgrens Värld beziehungsweise Welt, der ab Mai seine Tore öffnet.

Für uns ist im April das Museum Astrid Lindgrens Näs geöffnet. Das Kulturzentrum wurde 2007 von niemand geringerem als der Kronprinzessin Victoria eingeweiht und befindet sich auf dem Bauernhof auf dem Astrid Lindgren aufwuchs, fleissig mithalf und in Limonadenbaum herumkletterte. Die eine Hälfte meiner Familie hält auf dem Parkplatz einen Mittagsschlaf während meine große Tochter und ich jeweils von einem Audioguide für Erwachsene und einem für Kinder durch die Dauerausstellung begleitet werden. Kinder unter 16 Jahren zahlen übrigens keine Krone für den Eintritt. Erwachsene werden mit 170 Kronen zur Kasse gebeten.

Gleich am Eingang führt ein Film ins Thema ein. Anschließend lädt eine überdimensionale Küchenbank, auf der man sich wie Klein-Astrid beim Märchenlauschen fühlen darf, zum Verweilen ein. Das allerheiligste bekommen wir unter Glas zu sehen: Das Originalmanuskript von Pippi Langstrumpf!

Das Leben der Ausnahmeschriftstellerin wird insgesamt sehr liebevoll, aber dennoch nicht unbedingt selbsterklärend anschaulich gemacht. Manche Installationen bleiben etwas rätselhaft. Meine Tochter ist nicht wirklich begeistert und möchte lieber in den umgebenden Themengarten spielen. Am Ausgang zum Garten liegen Schaffelle und Picknickdecken zum Ausleihen bereit. Doch leider ist es fürs Picknicken heute zu frisch. Dafür gibt es draußen einige Kunsterlebnisse, wie zum Beispiel die sieben begehbaren Wunschkrüge in denen wir Wunsch um Wunsch von Kindern aus aller Welt entziffern und einen Spielgarten mit einem großen Eichhörnchennest aus Robinienästen in das wir sofort hinein klettern.

Astrid Lindgrens Elternhaus, das sie in den 1960 Jahren selbst restaurierte und in dem sie später wohnte, wenn sie aus Stockholm zurück kam, können wir uns heute nur von außen ansehen. Es war wirklich eine sehr gute Idee von ihr, auch das Land drum herum aufzukaufen damit die Stadt nicht die gesamte Natur auffrisst. Ansonsten könnten wir uns heute kaum vorstellen, wie sie einst in diesen traumhaft wilden Wiesen mit ihren Geschwistern und Freunden gespielt hat.

Im weißen repräsentativen Pfarrhof von 1830 gibt es wechselnde Ausstellungen und Kulturveranstaltungen sowie im Obergeschoss eine Forschungsbibliothek. Doch leider bleibt auch diese Tür für uns heute geschlossen. Davor knarzt die aprilhaftkahle, alte, hohle Ulme, die Inspiration für Pippis Limonadenbaum.

Im gelben Haus von 1920 hat Astrid Lindgren bis zu ihrem Umzug nach Stockholm 1926 gelebt. In jungen Jahren unverheiratet schwanger geworden, verließ sie ihr Heimatdorf, um ihrer Familie den Ärger zu ersparen. Die Veranda und die Küche des Hauses sollen stark an die Villa Kunterbunt erinnern. Heute ist das Haus im Besitz der Nachkommen von Astrid Lindgren. Wir streunern weiter über die hübschen Lichtungen und Rasenflächen des Gartens. Ach wie schade, dass es noch so früh im Jahr ist! Ansonsten hätten die Kinder mit uns hier Beeren pflücken uns im Bach planschen dürfen. Hätte, hätte, Fahrradkette, wie meine Cousine in solchen Situationen zu sagen pflegt.

Zum Trost kaufen wir im Shop des Kulturzentrums ein paar schöne Spielsachen für die Mädels ein. Das Besuchercafé nebenan lassen wir lieber sein, da unsere andere Familienhälfte mittlerweile bestimmt bereits aufgewacht ist.

In der Umgebung von Vimmerby kann man übrigens die Dörfer besuchen, die Astrid Lindgren einst für die Orte in ihren Geschichten inspiriert haben sollen. Die Vimmerby-Straße RV 40 in Richtung Jönköping/ Mariannelund fahren, bei Pelarne Links abbiegen und schon ist man in Sevedstorp/ Bullerbyn (Bullerbü). Wer lieber nach Katthult möchte, fährt Richtung Mariannelund und kurz vor dem Ort nach rechts auf die Landstraße Richtung Ydreforts bei Rumskulla ist die Abzweigung.

Spaziergang am Vättersee
Spaziergang am Vättersee

Am Vättersee

Wir machen keine Lindgren-Hopping mehr, sondern fahren nach Jönköping. Kurze Klugscheisserinfo am Rande: die japanisch klingende Hauptstadt von Småland war früher die Hochburg der Sicherheitsstreichhölzer. Ha, vielleicht kommt die Frage ja mal bei „Wer wird Millionär“.

Glitzernde Seen und tiefe Wälder ziehen links wie rechts an uns vorbei. In den Wäldern von Småland sollen sich an die 30.000 Elche verstecken. Wenigstens ein einziger von ihnen könnte uns doch mal über den Weg laufen, oder?

Auf die Stadt zufahrend breitet sich meerartig der südliche Zipfel des Vättersees vor uns aus. Nach dem Vänern ist der Vättern der zweitgrößte See Schwedens. Aufgrund seiner Tiefe von bis zu 100 Metern und der Speisung aus unterirdischen Quellen ist der See Geheimnis umworben…

An diesem Gigantensee erleben wir uns unseren ersten Campingplatz-Reinfall. Den zuerst von uns angesteuerte Campingplatz „Villa Bjorkhagen SweCamp“ verlassen wir noch bevor wir überhaupt einchecken. Er ist knallvoll, hinter unserem Wohnmobil wummert der Bass einer Autostereoanlage und die Sanitärgebäude befinden sich in uralten Containern. Alter Schwede, ohne uns und tschüss.

Campingplatz „Camping & Stugby Habo“

Wir fahren lieber noch weitere 15 Kilometer nordwestlich zum Campingplatz „Camping & Stugby Habo“, der oberhalb des Vätter liegt. Auf seinen sieben überschaubaren Hektar geht es sehr ruhig zu. Er ist zwar recht unspektakulär angelegt, aber er punktet bei unseren Kindern mit einem großen in den Boden eingelassenen Trampolin, zwei Mini-Spielplätzen und mehreren Campingplatzkatzen, die um das Sanitärgebäude herumtigern.

Nachdem wir unseren Stellplatz gewählt und das Trampolin ausreichend getestet wurde, spazieren wir zum Vätter hinab. Die granitgrauen Wellen unter dem wolkenschweren Himmel rollen uns entgegen. Der Sand in der Badebucht ist vom Regen gesprenkelt. Im dahinter liegenden Hafen warten Hunderte von Motor-und Segelbooten auf ihre Wiederbelebung im Sommer. Ach, ja.

Die Campingplatzküche lassen wir heute sein und Kochen Huhn in Fetig-Satésauce mit Süßkartoffeln in unseren vier Wohnmobilwänden. Die Kinder spielen mit uns selbst ausgedachte Kartenspiele, die stets zugunsten der Jüngsten ausgehe und zocken mit uns Mensch-ärgere-Dich-nicht. Danach dekorieren sie das Wohnmobil in ein Spielzeuggeschäft um. Gegen Barzahlung mit Goldmünzen aus dem Astrid Lindgren Näs kann ich zwischen diversen Puppen, Plüschpferden und entzückenden Glupschis wählen. Ich bekomme sogar eine Quittung. Alles sehr professionell organisiert hier.

Resort Tingsryd am See Tiken
Resort Tingsryd am See Tiken

Tag 7: Relaxen am See Tiken in Tingsryd (198 gefahrene Kilometer)

Standort morgens: Habo, Schweden
Kilometerstand: 87.537
Standort abends: Tingsryd, Schweden
Kilometerstand abends: 87.735

In der Nacht zu Karfreitag hat es geregnet. Als wir morgens auf dem Camping Stugby & Habo losfahren wollen, wiehert unser Wohnmobil wie ein altes stures Pferd. Der Gaul mag einfach nicht anspringen. Die Zündanlage ist aufgrund des nasskühlen Wetters zu feucht geworden. Unser Zaubermittel der Stunde heißt WD-40 und ist ein amerikanisches Kriechspray mit dem man fast jedes Problem lösen kann, vom Fliesenreinigen bis zum Lösen von festgefressenen Schrauben. Also Hokuspokus Fidibus, einmal gesprüht und los geht’s. Yiha, unser Roadtrip durch Südschweden geht in die nächste Etappe. Wir machen einen kurzen Abstecher in Habo, um die Habo Kyrka. Eine stolze rote Holzkathedrale, Jahrgang 1723. Weiter nichts dabei, mag man von außen denken. Wer sich hinein traut, ist klar im Vorteil, denn die Decken und Wände sind super schön gestaltet und erzählen sogar von einem handfesten Disput des Malers mit dem eitlen Teufel, der sich von ihm als zu unattraktiv gezeichnet sah und ihn daraufhin verprügelte. Also richtig Action in der Kirche. Die moosbewachsene alte Steinmauer umfasst nicht nur die Basilika , sondern auch einen separaten Glockenturm und einen Friedhof mit vielen Johnssons und Svenssons Gräbern.

Ohne weitere Zicken seitens unseres Gefährts fahren wir unter dem Sonne und Wolke verwehren Himmel Schwedens in südliche Richtung von Jönköping auf die E4, weiter in Richtung Värnamo und dann die Landstraße 27 Richtung Växjö. Wir gleiten an zuckersüßen Schwedenhäusschen vorbei während die Kinder Hörspiele hören bis wir nach fast 200 Kilometern den Ort Tingsryd erreichen. Hier gibt es Infrastruktur wie Supermarkt, Apotheke, Einkaufsstraße, Tankstelle und, Familien mit Kindern jetzt aufgepasst, ein Spaßbad. Das Schwimmbad ist der USP (für Leute ohne BWL- oder Marketingkenntnisse: das heißt Unique Selling Proposition, zu deutsch einzigartige Verkaufsversprechen), weshalb wir dieses Resort auf dem Rückweg nach Dänemark ausgewählt haben.

Campingplatz Resort Tingsryd am See Tiken
Campingplatz Resort Tingsryd am See Tiken

Wir biegen ins hübsch gelegene Resort Tingsryd ein. So viele Wohnmobile und -wagen wie hier stehen, haben wir den gesamten Urlaub nicht gesehen. Wir ergattern einen der letzten Plätze genau mittig zwischen dem See Tiken und den Sanitärgebäude. Ostern scheinen die Schweden sich dann doch rauszutrauen. Deutsche Urlauber können wir hingegen nicht entdecken.

Nach der Fahrt freuen sich unsere Beine auf Bewegung. Neben dem Wiesengelände des Resorts grasen Pferde auf einer Wiese. Natürlich wollen unsere Kinder dorthin. Da sie sich nicht trauen, die hübschen Tiere zu streicheln, laufen wir dahin, wo wir Eltern es am besten finden. Zum Seeufer und zur Badestelle mit den im Sonnenlicht grell strahlenden Aluminiumbooten. Von hier aus führt eine schmale künstlich erscheinende Landzunge in den See hinein. Weiter am See entlang laufend, kommen wir zum Spielplatz des Campingplatz. Wenn wir bereit wären 90 Euro zu bezahlen, könnten wir an der Rezeption übrigens einen Jacuzzi für uns als Familie privat mieten und dabei den Ausblick auf den See genießen. Aber wir müssen nicht jeden Luxus mitmachen. Stattdessen schaukelt die Kleine dann Papas Hilfe völlig kostenfrei hoch in den blauem Schwedenhimmel während ich mit unserer Großen weiter am See entlang spaziere und ein altes halb versunkenes Ruderboot und einen lädierten Kanadier im Schilf aufstöbere. Buschwindrösschen am Wegesrand. Ein Greifvogel flieht vor uns in einen höher gelegenen Baumwipfel. Der See flirrt silbrig, so dass ich die Augen zusammen kneifen muss. Schade nur, dass uns bald die Straße stört und wir zurückkehren müssen. Unser Fortbewegungsdrang ist noch nicht ausgeschöpft.

Wir schauen uns also bei unseren Wohnmobilnachbarn um, von denen einige Dauercamper zu sein scheinen, wenn wir die richtigen Schlüsse aus Gartenzäunchen mit Schnörkelschrift-schwedische-Sinnspruch-Schildchen schließen. Ist also alles genau wie in Deutschland, so scheint es. Aber etwas ist anders. Die Atmosphäre erinnert hier eher an Halloween als an Ostern. Woran das liegt? An den Hexenpuppen, die draußen an den Zähnen hängen. Das möchte ich gerne genauer wissen und lese folgendes nach: In Schweden ist es ein Osterbrauch, dass sich die Kinder als Hexen verkleiden und von Haustür zu Haustür ziehen, um nach Süßigkeiten zu fragen. Lustig, ein Osterween! Doch Ostersonntag werden wir bereits nach Dänemark fahren und somit müssen wir unsere Süßigkeitenvorrat nicht verteilen.

Tag 8: Spaßbad und Autofriedhof bei Tingsryd

Standort morgens: Tingsryd Resort, Tingsryd, Schweden
Kilometerstand morgens: 87.735
Standort abends: Tingsryd Resort, Tingsryd, Schweden
Kilometerstand abends: 87.735

Unser große Kind hustet seit zwei Tagen und nun beginnt auch mein Rachen zu brennen. Obwohl wir jede Nacht um die neun bis zehn Stunden schlafen, liegen meine Glieder heute morgen bleischwer auf der Matratze. Die Sonne hat sich heute obendrein frei genommen und sich in einen hellgraue Decke eingemummelt. Dasselbe tue ich auch mit meiner Bettdecke. Doch mit dem ersten Augenlidaufschlag unserer Kinder erwacht sofort ihr Gedächtnis und somit ist unser Plan das örtliche Spaßbad zu besuchen nur noch eine Frage von wenigen Stunden. Doch ich sehe es von der positiven Seite: im Schwimmbad ist es sicherlich warm und obendrein müssen wir uns abends nicht mehr im Sanitärhaus für die wenigen Duschen anstellen.

Nach nur zwei Kilometern Fahrtweg und ein paar Kronen für Eintritt (60 Kronen für Erwachsene, Kinder 45 Kronen, Kleinkinder frei) und zwei Garderobenschrankvorhängeschlösser für je 50 Kronen (wer so etwas zufällig auf Reisen mit dabei hat, spart sich die Ausgabe) weniger im Portemonnaie, stehen wir mit lauter schwedischen Familien im Spaßbad.  Das Schwimmbad ist insgesamt etwas schäbig. Doch das stört unsere beiden Wassergeistinnen nicht. Und überhaupt, ich hör mal auf zu meckern. In Berlin ist es ja auch nicht viel sauberer.

Als erstes hüpfen wir in den sprudelnd heißen Jacuzzi. Herrlich! Dass das trotzdem ein Fehler war, merken wir als wir ins normale Schwimmbecken mit Strömungskanal und Wassergrotte hüpfen. Brrr, das Wasser hier ist dagegen nämlich frisch. Lange bleiben wir nicht und retten uns in warme Babybecken im einem separaten Raum. Danach sausen wir die Wasserrutsche hinunter bis mir schwindlig wird. Für die Sauna, die es auch hier, jeweils eine neben der Damen- und Herrensauna, gibt, bleibt für uns keine Zeit. Der Jacuzzi ruft wieder.

Autofriedhof Bilkyrkogården Kyrkö Mosse
Autofriedhof Bilkyrkogården Kyrkö Mosse

Autofriedhof Bilkyrkogården Kyrkö Mosse

Nach dem Schwimmbad schläft die Kleine bereits nach 500 Metern ein. Da sie beim Ankommen leider aufzuwachen pflegt, machen wir dass wir weiter kommen und fahren statt ins Resort zu einer der skurrilsten Orte, die wir je besucht haben. In Ryd, nur 23 Kilometer vom Ort Tingsryd entfernt, erwartet uns eine außergewöhnliche Mülldeponie mitten in einem waldigen Sumpfgebiet. Warum wir uns solch eine Umweltsauerei freiwillig anschauen, geneigte/r Leser/-in? Es handelt sich hier um eine unter dem Namen „Bilkyrkogården Kyrkö Mosse“ bekannte Schrottsammlung von alten Autos. Ein Autofriedhof sozusagen. Neben einem kleinen Parkplatz mit einem selbst gebastelten Hinweisschild führen Autoreifen einen kleinen Weg in den Wald hinein. Wir brauchen nicht weit zu gehen und schon treffen wir die ersten rostigen Karossen, die Mitte des 20. Jahrhunderts noch elegant über Schwedens Straßen gerollt sein müssen. Dazwischen liegt auch mal ein rostiges Fahrrad oder ein altes Fass. In den kleinen Bächen muss sich allerhand giftiges Zeug sammeln.

Der ehemalige Torfstecher Åke Danielsson beziehungsweise ‚Åke på Myren‘ sammelte Limousinen, Kombis, Busse und Transporter, um sie zu recyclen und ihre Einzelteile zu verkaufen. Mitten im Wald baute er sich eine Werkstatt und ein Wohnhäußchen, die beide noch stehen (mehr schlecht als recht). Bald war er für seine Autoteile bekannt.
Nachdem er alt und krank wurde, wollte die Gemeinde die Autowracks aus dem Wald entfernen lassen. Doch ein paar Fans von Åke und der Museumsleiter aus Växjö erkannten die Anziehungskraft dieser Sammlung und schafften es den Autofriedhof gegen viel Widerstand unter Schutz zu stellen. Heute können wir die auseinander fallenden Autos kostenfrei und auf eigene Gefahr besichtigen. Die Schweden halten noch weitere Überraschungen für uns bereit. Auf dem Rückweg entdecken wir auf einem See einen riesigen Hai. Aber keine Angst, in Schweden gibt es keine Haie im freien Gewässer. Es handelt sich natürlich nur um einen grauen Felsen auf dem ein Haigesicht mit einem riesigen aufgerissen Maul und vielen spitzen Zähnen.

Spieleabend im Wohnmobil

Schwere nasse Flocken schweben über dem Resort. Deshalb machen wir es uns nach dem Autofriedhofbesuch im Wohnmobil mit der Gasheizung und dem Standlüfter gemütlich. Endlich können wir mit unserer Großen alle Spiele durchspielen, die unser Spielefach bereit hält. Der Schwarze Peter solange weitergereicht bis wir die Wutanfälle unserer Tochter nicht mehr aushalten, wenn sie den Schornsteinfeger als Letzte in der Hand hält. Gemeinsames Puzzeln sorgt wieder für Harmonie. Derweil ziehen lustig bunt angezogene Schweden an unserem Wohnmobil zur 70er Jahre Party mit Pizzabuffet des Resorts vorbei. Trotz des beginnenden Schneefalls sind einige empfindlich dünn angezogen. Die schwedischen Familienväter zeigen sich vom Wetter ebenso unbeeindruckt und feuern ihre Kugelgrillgeräte draußen an. Brrrr, wir bleiben lieber drinnen und beobachten das bunte Treiben. Morgen früh wollen wir zurück nach Dänemark fahren. Einen super Campingplatz haben wir dort schon vorgestern für uns reserviert. Wir freuen uns schon darauf, auch wenn es schade ist, dass unser Aufenthalt in Schweden dann vorbei sein wird.

Schnee an Ostern in Südschweden
Schnee an Ostern in Südschweden

Tag 9: Ab nach Kopenhagen-Dänemark (470 gefahrene Kilometer)

Standort morgens: Tingsryd Resort, Tingsryd, Schweden
Kilometerstand morgens: 87.582
Standort abends: Charlottenlund, bei Kopenhagen, Dänemark
Kilometerstand abends: 88.052

Unsere Goldkinder wecken uns um 7.30 Uhr mit den ersten Ostergrüßen von ihrem Alkovenbalkon. Schnapp, das Fensterrollo neben unserem Bett geht hoch und ich schaue hinaus. Aus dem feierlichen Anlass, dass wir heute Ostersonntag haben, hat Småland eine dünne weiße Tischdecke über die Landschaft ausgebreitet. Dicke Schneetropfen klatschen vom dem Birkenzweigen auf dem Boden. Der schwedische April macht wirklich was er will! Der Heizlüfter pustet warme Luft ins Wohnmobil und mein Mann setzt den Teekessel auf. Tack sa mycket mi älskling (vielen Dank mein Schatz!). Zur Feier des Tages bringt mein Mann auch noch frische Brötchen aus dem Ressortshop mit. Das kann ja nur ein leckeres Osterfrühstück werden (sobald unser Bett verschwunden und damit Platz für den Esstisch ist).

Doch bevor wir die Umbauten starten, dürfen wir Eltern die von unseren Kindern in der Waldkita beziehungsweise im Hort gebastelten und nun im Alkoven versteckten Osternester suchen. Der Osterhase unserer Kinder ist mit uns in Dänemark verabredet und deshalb starten wir unseren Wohnmobilschlitten.

Die Fahrt durch die leicht verschneite Landschaft unter einem hellblauen Himmel mit Zuckerwattewolken ist so kitschig wie schön! Ich hätte vorher nicht gedacht, dass ich mich über einen Wintereinbruch zu Ostern nochmal freuen würde. Ich am allerwenigsten, denn ansonsten hätte ich unsere Wintermäntel und -schuhe anstelle der Softshelljacke und Gummistiefel mitgenommen.

Zur Besuch bei der kleinen Meerjungfrau in Kopenhagen
Zur Besuch bei der kleinen Meerjungfrau in Kopenhagen: link außen die Pilgerschar, mittig die Lille Havrue rechts außen die Engelsstatue Huitfeldt-Spalte

Die Kleine Meerjungfrau

In Kopenhagen angekommen, besuche ich mit unserer Großen eine weltberühmte 125 Zentimeter kleine Frau, die bereits seit 95 Jahren an der Uferpromenade in der Nähe der Hafenanlage auf einem Felsen sitzt. Die Lille Havrue (dänischer Name der kleinen Meerjungfrau) zieht zahlreiche Touristen an, so dass ich warten muss, bis ich ein Foto von ihr ganz allein machen kann. Gemäß des heutigen Ostersonntags hat ihr jemand ein Osterei ganz frech in den bronzenem Schoß gelegt. Der Osterhase vergisst auch wirklich niemanden!

Die Kleine Meerjungfrau tut mir schon ein wenig leid. Hat sie doch schon im bekannten gleichnamigen Märchen des dänischen Schriftstellers Hans Christian Andersen mit einer nicht erwiderten Liebe zu einem Menschen ein schweres Los gezogen. Und nun wurde sie als Statue bereits noch geköpft, beschmiert und ins Hafenbecken gestürzt. Und als ob das nicht ausreichen würde, wird sie heute von allen Seiten begafft. Doch viel Zeit um sie weiter zu bemitleiden bleibt mir nicht. Parken ist in der Umgebung kaum möglich, so dass mein Mann mit der Kleinen im Wohnmobil halb legal auf einem Platz steht und auf uns wartet. Auf dem Weg zum Wohnmobil spazieren wir im Stechschritt zur nächsten schönen Frau im Form einer Engelsstatue, der Huitfeldt-Spalte. Sie ist umgebenen von im schönsten zartrosa blühenden Bäumen. Drum herum wird auf der Wiese gepicknickt. Vom Park aus kann man mit etwas mehr Zeit ausgestattet weiter zum nahegelegenen Kastell spazieren.

Statt mehr Sightseeing zu betreiben, widmen wir uns den praktischen Dingen des Lebens. Auf dem weiteren Weg zum Campingplatz ziehen wir uns am Bankautomaten dänische Kronen und spüren beim Einkauf (der nur dazu dient Kleingeld für das Busticket zu bekommen) in einem 7/11 Shop gleich den preislichen Unterschied zu Deutschland. Für eine Flasche Wasser und einen Energydrink bezahlen wir umgerechnet 8 Euro!

Campingplatz Charlottenlund Fort
wunderschön gelegen, der Campingplatz Charlottenlund Fort

Der Campingplatz Charlottenlund Fort

Wenn wir vor etwa 200 Jahren auf dem Fort von Charlottenlund, sieben bis acht Kilometer nördlich vom Kopenhagener Stadtzentrum, einen Platz für unser mobiles Heim ausgewählt hätten, wären uns vermutlich Kanonenkugeln um die Ohren und Reifen geflogen. Zum Glück haben wir den Vorteil im 21. Jahrhundert zu leben, so dass zwischen den Dänen und Schweden keine kriegerischen Auseinandersetzungen um die Vorherrschaft im Ostseeraum mehr toben.

Campingplatz Charlottenlund in Dänemark, Kopenhagen

Beeindruckend ist das Fort, auf dem sich der Campingplatz befindet, allemal immer noch. Direkt am Strand gelegen und durch einen breiten Wassergraben vom übrigen begrünten Schutzwall, unter dem sich heute die Duschen, eine große Küche sowie ein Fernsehraum befinden, getrennt. Nur zwei Zugänge führen über das Wasser zum Campingplatz. Seitlich des Schutzwalls sind noch immer Kanonengeschütze auf die Ostsee gerichtet. Keine sehr pazifistische Umgebung um ein Osterfest zu feiern, aber in dieser friedlichen Atmosphäre fallen die paar Kanönchen nicht weiter ins Gewicht. Wir verstecken trotzdem die Osternester und kleine Geschenke, die ich noch in Vimmerby erstanden hatte. An Lottas Teddy, der eigentlich ein Schwein ist und an Herrn Nielson, den süßen Affen von Pippi Langstrumpf kam ich einfach nicht vorbei. Sie wollten unbedingt mit auf unseren Roadtrip und nach Berlin. Wie könnte ich da nein sagen?

Freistaat Christiania in Kopenhagen
Freistaat Christiania in Kopenhagen

Spaziergang durch die Kopenhagener Stadtteile Christianshavn und den Freistaat Christiania

Mit dem Bus 1A, der direkt an der Straße Strand Vejen am Campingplatz hält, fahren wir ins Kopenhagener Stadtzentrum. Das Wetter ist uns wieder wohl gesonnen und wir würdigen dies mit einem Spaziergang zum Schloss Christiansborg. Das Schloss ist in seiner Form einmalig, weil sich in diesem Gebäude die Vierfaltigkeit aus Exekutive (Ministerpräsident), Legislative (Parlament), Judikative (Oberstes Gericht) und König (königliche Empfangsräume) befindet.

Es geht weiter über den Schlossplatz an der alten Börse vorbei. Die alte Börse ist nicht ganz ohne, denn auf einem Turm des 127 Meter langen Gebäudes thront ein 56 Meter hoher mit vier ineinander verschlungene Drachenschwänzen ausgestatteter Drachenreiter. Doch als Touristen, die bereits einen schwedischen Trollwald durchschritten haben, lassen wir uns von diesem Anblick nicht vergraulen und spazieren weiter über eine große Seilzugbrücke zur Vor-Frelsas Kirche. Leider sind wir knapp zu spät vor Ort um sie zu besteigen. Also schlendern wir durchs hippe Christianshavn zum Freistadt Christiania. Das seit 1971 besetzte Gebiet einer ehemaligen Armeekaserne wird von den Behörden als autonome Gemeinde nur geduldet und ist bekannt dafür, dass es keine richtigen Gesetze hat (es darf allerdings nicht fotografiert werden), in Eigenregie geregelt wird und Cannabis sowie Haschisch hier verkauft werden. In der 34 Hektar großen alternativen Siedlung gibt es mit dem Nemoland eine eigene Brauerei, eine Müllabfuhr (das schönste Müllauto überhaupt), eine Art Baumarkt, Imbiss- und Ethno-Nippesstände und sogar einen Aktienhandel, bei dem mit der Volksaktie nur eine Aktie gehandelt wird. Es soll hier auch einen Reiterhof geben, den wir leider nicht ausmachen können. Vielleicht ist es zu kalt für die Vierbeiner.

Uns begegnen in Christiania vor allem viele junge Männer mit kleinen roten Augen, die sich um die ebenso roten Ölfässer tummeln an denen das duftende Kraut verkauft wird. Um die Verkaufsstände etwas aufzuhübschen wurden Blumentöpfe mit Narzissen per Klebeband an den Fässern befestigt. Eine merkwürdige Gestalt mit umangeleinten Kampfhund steht mitten auf einer Wegkreuzung und beobachtet das Geschehen. Wir machen mit den Kindern auf den Schultern die Biege zurück in den beschaulichen Villenort Charlottenlund.

Spaziergang durch Kopenhagen
Spaziergang durch Kopenhagens schöne Altstadt

Tag 10 Unterwegs in Kopenhagen (0 gefahrene Kilometer per Wohnmobil)

Standort morgens: Charlottenlund, bei Kopenhagen, Dänemark
Kilometerstand morgens: 87.735
Standort abends: Charlottenlund, bei Kopenhagen, Dänemark
Kilometerstand abends: 87.735

Durchwachsenes Wetter erwartet uns in Kopenhagen an diesem Ostermontagmorgen. Wir ziehen entsprechend viele Kleidungsstücke übereinander und packen Proviant ein. Zuerst geht es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Vor Frelsers Kirche mit ihrem 36 Meter hohen schwarz-goldenen Korkenzieherturm. Nach dem Eintrittsticketkauf für 35 dänische Kronen pro Person laufen wir im Uhrzeigersinn 250, von mir nicht gezählten sondern nachgelesenen, inneren Treppenstufen hinauf. Der Aufstieg gleicht einem Entenmarsch, da wir beileibe nicht die einzigen sind, die sich das antun. Der Kirchturm ist berühmt für seine aberwitzige Außentreppe zu der wir gleich kommen. Doch zuerst müssen wir uns im Inneren an die Holzverkleidung drücken damit der Gegenverkehr hinab steigen kann. Diese Expedition ist nichts für Menschen mit Platzangst, so viel steht fest. Beim weiteren Aufstieg im Turm müssen sich große Personen ducken damit sie sich den Kopf nicht an einem der Holzbalken anschlagen. Die Warnsignallampe für die Kirchturmglocke bleibt glücklicherweise dunkel. Im Kirchturm wohnt übrigens ein Engel. In einer der Zwischenetagen sehen wir sein ungemachtes Bett und seine Engelflügel. Wo mag der Engel ohne Flügel nur sein? Vielleicht ist er kurz rüber in den Freistaat Christiania gelaufen um sich Grad zu besorgen.

Endlich betreten wir die Außenplattform des Kirchturms. Leider ist sie etwas abschüssig und es ist ganz schön frisch und windig, so dass wir uns etwas unwohl dort oben fühlen und lieber machen, dass wir die Außentreppe hochgehen. Aufgeben ist nicht, der Aufstieg muss sich doch gelohnt haben. Nach circa 150 weiteren Treppenstufen an der frischen Luft mit einem grandiosen Ausblick auf Kopenhagen bis zum Hafen gelangen wir zur Turmspitze. Und jetzt kommt die Überraschung und das, was die Barockkirche zu einer der Top-Sehenswürdigkeiten Kopenhagens macht: die Außentreppe mit ihrem hübschen vergoldeten Eisengeländer verjüngt sich nach oben hin immer mehr. Das heißt, sie schmiegt sich in immer enger werdenden Zirkeln an die Kirchturmspitze, bis man nicht mehr hindurch passt und sie ganz oben, knapp unterhalb der Figur, einfach aufhört. Der Wind zerrt dort oben an unseren Kapuzen und die Kinder wollen verständlicherweise runter. Die Mühe hat sich aufgrund des Ausblicks über die Kaufmannsstadt meiner Meinung nach gelohnt!

Am Boden der Tatsachen angekommen, wollen wir uns auch mal das Innere der Kirche anschauen. Weil gerade kein Gottesdienst stattfindet dürfen wir hinein.
Das hier am Eingang ein Zoo in Form von zwei holzgeschnitzten Elefanten auf uns warten würde, überrascht uns. Die beiden Dickhäuter haben schwer zu tragen. Eine dreistöckige Orgel mit circa 4.000 Pfeifen steht auf ihrem Rücken. Gegenüber ist der Altar über dem sich ein trauriger Jesus von zwei Engeln trösten lässt.

sehr empfehlenswert: eine Motorbootfahrt durch Kopenhagens Kanäle
sehr empfehlenswert: eine Motorbootfahrt durch Kopenhagens Kanäle

Eine Seefahrt, die ist lustig

Unser nächstes Abenteuer beginnt auf der Insel Islands Brygge (Kopenhagen besteht aus mehreren Inseln), direkt neben der Brücke Langebro am Harbour Bath. Im Internet hatten wir gestern Abend bei Go Boat ein kleines Motorboot reserviert. Hier am Harbour Bath ist die Abholstation unseres kleinen blauen Bötchens. Die 10 Minuten, die uns noch vor der vereinbarten Zeit noch bleiben, durchstöbere ich im Turbogang ein paar Flohmarktstände nach Handschuhen und bin erfolgreich. Neben dem Flohmarkt sind mobile Saunen aufgestellt in der jemand schwitzend aufs Wasser guckt. Doch fürs Saunieren bleibt nun leider wirklich keine Zeit mehr.

Wir sind heute die bisher einzigen Kunden von Go Boat, wie uns die beiden netten jungen Burschen an der Rezeption erzählen. Wir können also so viele graue Filzdecken und Rettungswesten an Board nehmen wie wir möchten. Einen Boots- oder Autoführerschein sind nicht notwendig um sich ein Motorboot auszuleihen. Für 399 dänische Kronen gehört das mit 500 Watt ausgestattete Elektromotorboot nun für 60 Minuten uns allein.

Wir sind alle vier ganz aufgeregt als die Tour beginnt. Der Wind fegt erstmal unsere Wasserkarte ins Wasser. Aber wir schaffen es sie zu bergen, ohne selbst über Bord zu gehen. Bei einer Geschwindigkeit von fünf bis sechs Kilometer pro Stunde fahren wir ganz gemütlich die Kanäle ab. Für die Kinder gibt es eine Schatzkarte auf der sie die Aufkleber mit den Sehenswürdigkeiten und den Brücken auf die dafür passenden Positionen kleben können. Leider bleibt diese Aufgabe an mir hängen, weil die Kinder mehr Augen für ihre Umwelt haben als für diese Schatzkarte. Das Wasser ist so klar, dass wir an manchen Stellen den Grund sehen können. Manchmal kommen ein paar Kanus oder kleine private Motorboote an uns vorbei geschippert.

Nach circa 40 Minuten sind wir an vielen Attraktionen der Stadt wie dem Schloss Christiansborg, der an einen schwarzen Diamanten erinnernden Nationalbibliothek, der originellen Kajak-Bar mit Tonnensauna, der vom Drachenreiter besetzten alten Börse, dem schicken Restaurant The Standard, den alten Papierhallen in denen jetzt ein Streetfood Markt beheimatet ist (erkennbar aus den großen schwarzen Holzrobben vorne an der Ecke zum Wasser hin) und vielen mehr vorbei gegondelt. Danach geht es mit uns weiter durch die Kanäle von Christianshavn mit vielen schnuckligen Hausbooten, in deren Bullaugen wir nun bequem hineinblicken können. Die Brücken sind bis auf ein paar wenige Ausnahmen sehr niedrig und wir imitieren stimmlich eine Schiffshupe. Zum Schluss gesellt sich noch ein Schwan zu uns, der unsere letzten Brot- und Kekskrümmer verputzt. Wir dümpeln noch ein wenig versonnen umher, bis wir das Boot nach fast einer Stunde Fahrzeit wohlbehalten und mit trockener Kleidung zurück zum Anleger fahren.

tolles Highlight für die Kinder: das Nationalaquarium von Dänemark
tolles Highlight für die Kinder: das National Aquarium von Dänemark

National Aquarium Dänemark, der blaue Planet

Trotz der vielen Filzdecken sind wir ganz schön durchgefroren und überlegen, welche Optionen zum Aufwärmen uns zur Verfügung stehen. Wir sind vom Picknick an Bord noch satt, deshalb fällt der Restaurantbesuch aus. Die Geschäfte und auch die meisten Museen haben heute am Ostermontag geschlossen. Doch das noch ziemlich neue Aquarium „Der blaue Planet“ von Kopenhagen hat heute geöffnet! Das passt ja auch ganz gut zu unserem vorherigen Motorboottrip, finden wir. Wir bleiben also im Element Wasser. Also nix wie hin zur nächsten Busshuttle-Station am Kopenhagener Hauptbahnhof. Dabei kommen wir am berühmten Tivoli Vergnügungspark vorbei, der heute ebenfalls offen steht. Aber das ist ja nun mal wieder eine Outdoorgeschichte. Im Hop-on-hop-off-Bus kaufen wir die Eintrittstickets fürs Aquarium und zuckeln einmal quer durch die Stadt. Wir ruckeln am Rathaus, der spacigen königlichen Nationaloper (vom bekannten skandinavischen Architekten Henning Larsen entworfen) auf der Insel Holmen und einem Neubaugebiet vorbei, bis wir endlich am Öresund, der schmalen Meeresstraße zwischen Schweden und Dänemark ankommen. Der Bus entlässt uns direkt vor dem Aquarium, das wie ein großer grau-silbriger Walfisch aussieht. Aus der Vogelperspektive (das können also nur die Flugzeugpassagiere über unseren Köpfen beurteilen) soll es an eine gigantische Meeresströmung erinnern.

Wir machen das wir ins warme kommen. Das 2013 eröffnete Aquarium namens „Blauer Planet“ gilt als das größte Nordeuropas. Wir dürfen also gespannt sein. Wahrhaftig haben die als Außenverkleidung dienenden 1, 2 Millimeter dicken Aluminiumplatten in Punkto Wärmedämmung ganze Arbeit geleistet, so dass uns beim Betreten des Aquariums schlagartig warm wird. Unsere Softshelljacken und Taschen lassen wir in einem Schließfach verschwinden. Herrlich, wie frei wir uns so dünn bekleidet nun bewegen können. Die Kinder sind schon ganz hibbelig und wollen auf Entdeckungstour gehen.

Nordatlantische Meereswelt

Wir starten im kreisrunden Foyer in die erste der drei Abteilungen. Hier wird die nordatlantische Meereswelt gezeigt. Besonders schön ist das Fühlbecken mit Seesternen und Krebsen. Ganz behutsam streichen wir über einen lilafarbenen Seestern, der so knallig aussieht, als wäre er unecht. Weiter geht’s zum großen Becken vor dem wir die Unter- und Oberwasserwelt der Faröer Inseln begutachten.

Amazonien

Ohne extra dafür stundenlange Flugreise unternehmen zu müssen, biegen wir in denn nächsten Strudelarm des Aquariums ein und stehen mitten in der Tier- und Pflanzenwelt Amazoniens. Große Schmetterlinge und bunte Vögel fliegen durch den feucht wabernden Nebel über unseren Köpfen hinweg. In dieser Regenwaldhalle plätschert ein Wasserfall in das WG-Becken, das von einem Schwarm gut gefütterter friedvoller Piranhas und zweier Anakondapärchen bewohnt wird.

beeindruckende Lebewesen in ihrer vollen Pracht
beeindruckende Lebewesen in ihrer vollen Pracht

Tunnel

Anschließend entspannen wir uns auf einer Bank sitzend im 16 Meter langen Tunnelgang während Hammerhaie und Rochen elegant über unsere erschöpften Häupter gleiten. Dadurch dass auch der Boden teilweise verglast ist und akustische Effekte zum Einsatz kommen, fühlen wir uns als wenn wir mitten im Fischgetümmel stecken. Das einzig störende sind die Touristen, die mit ihren Smartphones mit ihren Verwandten per Videokonferenz skypend umher laufen.

Ozeanbecken

Das größte Aquarium des Hauses, das Ozeanbecken, ist mit dem Tunnelbecken verbunden, so dass die Haie, Muränen und Rochen bequem um die Korallenecke biegen können um uns Menschenwesen zu betrachten. Wir Eltern könnten auf den Treppenstufen in diesem in dunkelblauen Licht getauchten Saal sofort wegdösen, so schön beruhigend ist es den Unterwasserlebewesen bei ihren niemals endenden Runden hinter der 70 Tonnen schweren Glaswand zu zu sehen. Unsere Mädels laufen derweil begeistert vor dieser 16 Meter breiten und acht Meter hohen Glaswand umher, als wenn sie einen Wettlauf mit den Rochen veranstalten möchten.

Leider verpassen wir bei all dem Gigantismus den teuersten Fisch des Aquariums, den Fetzenfisch also known as Seedrachen. Dieser kleine an ein Seepferdchen erinnernde australische Fisch kostet 4.000 Euro.

Selbst U-Bahnfahren ist in Kopenhagen ein Erlebnis
Selbst U-Bahnfahren ist in Kopenhagen ein Erlebnis

U-Achterbahn

Um nach diesem ereignisreichen Tag wieder fit zu werden, tanken wir im Restaurant des Hauses „Eatery Øst“ mit Kaffee auf bevor wir uns auf den Weg zur U-Bahnstation der Linie M2 machen. Der 600 Meter lange Weg zur Kastrup Station wird uns nicht langweilig. Am Wegesrand überraschen lustige blaue Aluminiumparkbänke des Künstlers Jeppe Heim, die unseren Kindern als Rutschen dienen.

Im vier bis sechs Minutentakt rollt eine fahrerlose U-Bahn im Bahnhof ein. Anders als bei uns in Deutschland trennen Glaswände den Bahnsteig von der Bahngleisen, die sich an den passenden Stellen öffnen, damit wir die U-Bahn betreten können. Das ist wirklich sehr kinderfreundlich. Natürlich steigen wir ganz vorne ein damit wir ein optimales Achterbahngefühl aus dem Frontfenster haben.

Als wir am Abend mit den Kindern unsere Tageserlebnisse durchgehen und das Thema eigenes Motorboot aufkommt, teilt unsere große Tochter mit, dass sie lieber Ei Hausboot hätte. Die fast Dreijährige möchte hingeben ein Motorboot, aber nur dann, wenn sie es steuert darf. Alles klar.

Wikingerschiffsmuseum in Roskilde
Sehenswert, das Wikingerschiffsmuseum in Roskilde

Tag 11: Die Heimreise nach Berlin (731 gefahrene Kilometer ohne Seeweg)

Standort morgens: Charlottenlund, bei Kopenhagen, Dänemark
Kilometerstand morgens: 87.735
Standort abends: Berlin
Kilometerstand abends: 88.129

Wikingerschiffsmuseum in Roskilde

Heute geht es nach Hause und wir nehmen alle gewohnte Abreisemaßnahmen vor. Unsere Fähre in Gedser legt erst um 15 Uhr ab, so dass wir auf dem Weg zum Hafen noch einen spontanen Schlenker uns circa 30 Kilometer von Kopenhagen entfernte Roskilde unternehmen. Nein, wir gehen hier nicht zu einem Musikfestival, sondern zu einem Wikingerschiffsmuseum. Wie unhöflich wäre eine Reise nach Skandinavien ohne den Wikingern einen Gastbesuch abzustatten? Außerdem strahlt die Sonne heute wieder und wir haben noch gar keine Lust heimzufahren.

Neben aufgebockten Segel- und Motorbooten parken wir unser Wohnmobil auf dem beschaulichen Hafenparkplatz direkt vor dem Museumseingang. Wer nun eine Ausstellung der Fundstücke und nichts weiter erwartet hat, der wird positiv von der Lebendigkeit des Museums überrascht sein.

Das Museumsareal besteht aus Werkstätten in einfachen Holzhäusern, einer Bootswerft, einer modernen Ausstellungshalle und mehren Schonern im Museumshafen, mit denen man täglich ab 1. Mai bis 30. September hinaus auf den Roskilde Fjord segeln kann (Kinder ab vier Jahren).

Über eine Hängeseilbrücke erreichen wir den Betonausstellungsbau, der zur See hin komplett verglast ist. Vor diesem maritimen Hintergrund kommen darin die fünf originalen Wikingerschiffe sehr gut zur Geltung. Während auf der linken Hallenseite ein Film (auch in deutscher Sprache) über die Wikinger und die Bauweise der Schiffe gezeigt wird, gibt es auf der rechten Seite eine Werkstatt in der Kinder Wikingerschiffe malen und sich mit Wikingerfashion verkleiden und sich damit auf Booten fotografieren lassen (alles kostenfrei) können. Keine Frage, dass unsere Mädels das ausprobieren.

Fahrt mit der Scandlines Hybridfähre von Gedser nach Rostock
Fahrt mit der Scandlines Hybridfähre von Gedser nach Rostock

Fährfahrt mit Scandlines von Gedser nach Rostock

Zur Sicherheit rollen wir eine Stunde vor der Abfahrt am Hafenterminal von Gedser ein. Der freundliche Herr am Terminal weist uns die Spur 10 zu, wo wir an zweiter Position stehen können. Die Wartezeit vertreiben wir uns mit den Kindern an der frischen Luft und halten nach der Fähre Ausschau. Am Hafen können wir, dem dortigen WiFi sei dank, noch ein paar Urlaubsfotos verschicken. Nach kurzer Zeit geht es in den Fährenbauch und dann hoch aufs Deck zwei, wo wir es uns am Fenster auf Loungesesseln bequem machen. Während die Kinder sich im Spielbereich austoben, wechseln mein Mann und ich uns mit dem Außendeckbesuch ab. Draußen herrscht Sonnenschein, so dass wir uns auf den lustigen orangenen, weißen oder grauen Sesseln sonnen und so entspannt den Resturlaub an Bord ausklingen lassen können.

Nach etwas weniger als 90 Minuten genieße ich draußen die Einfahrt in den Rostocker Hafen während mein Mann und die Kinder schon zum Wohnmobil vorgegangen sind.

Südschweden, ein schönes Reiseziel für Familien mit Kindern
Südschweden, ein schönes Reiseziel für Familien mit Kindern

Adressen und Reiseinformationen

Tag 1

Überfahrt

Scandlines Hybridfähre Rostock-Gesder: https://www.scandlines.de/uber-scandlines/neuefahre.aspx
Öresundbrücke: https://www.oresundsbron.com/de/preise

Camping in Schweden

Camping Key Europe und andere Informationen zum Campen in Schweden: http://www.camping.se/sv

Campingplatz First Camp bei Malmö
Strandgatan 101, 216 11 Limhamn, Schweden
http://de.firstcamp.se/

Tag 2

Malmö

Tourismusinformation der Stadt Malmö: https://visitsweden.de/malmo
Malmöhus Schloss: http://malmo.se/Kultur–fritid/Kultur–noje/Museer–utstallningar/Malmo-Museer/Sprak/In-English/Malmohus-Castle.html
Parks: http://malmo.com/placesofinterest/parks

Lund

Tourismusinformation der Stadt Lund: http://www.visitlund.se/de
Dom zu Lund: http://lundsdomkyrka.se/lunds-domkyrka-2
Kunsthalle: http://www.lundskonsthall.se
Galerie Krognoshuset: http://www.krognoshuset.se/

Åhus

Campingplatz First Camp Åhus
Kolonivägen 59, 296 33 Åhus, Schweden
http://de.firstcamp.se/

Tag 3

Insel Öland

Tourismusinformation der Insel Öland: https://visitoland.com/de/gora-pa-oland/trollskogen-zauberwald/

Campingplatz Kappeludden
Sandgatan 27, 387 31 Borgholm, Schweden
http://www.kapelludden.se

Schloss Borgholm
387 22 Borgholm, Schweden
http://www.borgholmsslott.se/

Sollidens Slott AB
Sollidens Slott, 387 92 Borgholm, Schweden
http://sollidensslott.se/deutsch/

Trollskogen (Zauberwald)
Trollskogsvägen 20, 380 75 Byxelkrok, Schweden
Lage: Nördliches Öland
GPS-Koordinaten zu dem Parkplatz: WGS 84 decimal (lat, long): 57.34280 , 17.11920

Tag 4

Tourismusinformation von Småland: https://www.visitsmaland.se/de

Campingplatz Långsjön in Småland
Långsjön Stugor & Camping AB
Fagersand, SE-593 71 Ankarsrum
http://langsjon.se/?lang=de

Schmalspurbahn zwischen Hultsfred und Västervik: http://www.hwj.nu/index.php/deutsch

Elchparks in Småland: https://www.visitsmaland.se/de/gegendstand/735/glasriket/elche-gucken-in-smaland

Tag 5

Schloss Kalmar
Kungsgatan 1, 392 33 Kalmar, Schweden
http://kalmarslott.se/deutsch

Tag 6

Västervik: https://www.vastervik.com/de

Astrid Lindgrens Näs
Prästgårdsgatan 24
S-598 36 Vimmerby, Schweden
http://www.astridlindgrensnas.se/de/willkommen

Website zum Thema Drehorte von schwedischen Kinderfilmen: www.barnfilmbyn.se

Habo Camping & Study (am Vättersee)
Domsandsliden 2, 566 35 Habo, Schweden
http://habocamping.com/de/

Tag 6

Habo Kirche/ Habo Kyrka
566 91 Habo Kyrkby, Schweden
https://www.visitsmaland.se/de/gegendstand/686/jonkoping-habo-mullsjo/die-holzkathedrale-von-habo

Tingsryd Resort
362 91 Tingsryd, Schweden
http://www.tingsrydresort.se/de/

Tag 8

Schwimmbad
Medley Vattenpalatset Kaskad
Södra Storgatan 90B, 362 30 Tingsryd, Schweden

Autofriedhof Bilkyrkogården Kyrkö Mosse: https://www.visittingsryd.se/de/autofriedhof-kyrkoe-mosse

Tag 9 und 10

Tourismusinformation von Dänemark und Kopenhagen: http://www.visitdenmark.de/de/kopenhagen/attraktionen/danemarks-hauptstadt-kopenhagen

Charlottenlund Fort Camping
Strandvejen 144, 2920 Charlottenlund, Dänemark
http://campingcopenhagen.dk/de

Vor Frelsers Kirche
Sankt Annæ Gade 29, 1416 København, Dänemark
http://www.vorfrelserskirke.dk/deutsch

Stadtteil Freistaat Christiania, 1407 Kopenhagen

Motorboot mieten bei Go Boat: http://goboat.dk

National Aquarium Dänemark, Den Blå Planet
Jacob Fortlingsvej 1, 2770 Kastrup, Dänemark
https://denblaaplanet.dk

Tag 11

Roskilde, Wikingerschiffsmuseum
Vindeboder 12, 4000 Roskilde, Dänemark
http://www.vikingeskibsmuseet.dk/de

Rückreise mit der Scandlines Hybridfähre Gesder-Rostock: https://www.scandlines.de/uber-scandlines/neuefahre.aspx

Frühlingsblümchen in Südschweden
Frühlingsblümchen in Südschweden

Reise- und Wohnmobilführer zum Thema Schweden und Dänemark

DuMont Reisetaschenbuch, Schweden der Süden

Reise Know-How Wohnmobil-Tourguide Südschweden: Die schönsten Routen

Lonely Planet Reiseführer Schweden

Schweden Mobile Touring Highlights, mobil Reisen mit Inseln Ölend und Gotland

Reise Know-How Wohnmobil-Tourguide Dänemark, die schönsten Routen

Literatur rund um Astrid Lindgren

Steine auf dem Küchenbord: Gedanken, Erinnerungen, Einfälle

Reise Know-HowAstrid Lindgrens Schweden, von Bullerbü zur Villa Kunterbunt, Reiseführer für individuelles Reisen

Vorlesebuch, Vo Bullerbü bis Lönneberga, die schönsten Geschichten von Astrid Lindgren

Mit dem Wohnmobil durch Dänemark und Südschweden

Mit dem Wohnmobil ins Legoland Deutschland Resort

 "Stein auf Stein, Stein auf Stein, das Legohaus wird bald fertig sein", Shop im Legoland Deutschland, Herbst 2016
„Stein auf Stein, Stein auf Stein, das Legohaus wird bald fertig sein“, Shop im Legoland Deutschland, Herbst 2016

Ninjagoooo! Unsere zweijährige Jahre junge Tochter kennt durchs Hörensagen der anderen Kinder ihrer Waldkita schon die neuesten Legofiguren, ohne dass sie jemals mit welchen gespielt hätte. Auf jeden Fall, nicht dass wir es wüssten. Bisher zumindest nicht. Generell finden wir Legobausteine klasse, aber der neumodischen Vermarktung der Legofiguren in Form von Kinofilmen stehen wir etwas skeptisch gegenüber. In den letzten Herbstferien haben wir uns trotzdem mit dem Wohnmobil auf den Weg gemacht, um mit unseren Kindern zum ersten Mal das Legoland Deutschland Resort zu besuchen. Unsere Zweitagestickets und die zwei Nächte auf dem Campingplatz hatten wir vorher online gebucht. Bevor Ihr jetzt ein Ticket für nächstes Wochenende bucht: Aktuell befindet sich das Legoland im schönen Schwabenlande übrigens noch im Winterschlaf. Von April bis November sind die Tore wieder geöffnet. Vielleicht dient das Legoland als Ziel für Eure Osterferien?

Mit dem Wohnmobil auf dem Stellplatz am Schmausenkeller
Gruselspaß des nachts auf dem Stellplatz des Schmausenkellers in Oberfranken

Erste Etappe: Schmausenkeller in Oberfranken

Wir schaffen die Tour von Berlin ins Legoland, das in Bayern in der Nähe von Ulm liegt, mit dem Wohnmobil nicht an einem Tag. Das macht uns nichts aus. Der Weg ist das Ziel und meistens erleben wir auf der Hin- und Rückfahrt viele interessante Dinge. Daher verbringen wir die erste Nacht im bayerischen Frensdorf/ Reundorf (zwischen Bayreuth und Würzburg gelegen) auf dem Stellplatz des Schmausenkellers. Den Tipp haben wir mal wieder aus dem Stellplatzführer Landvergnügen.

Zur Primetime-Samstag-Abendbrotzeit ergattern wir einen der letzten freien Tische im Schmausenkeller Gasthof, der auch eine eigene Brauerei hat. Dieser hopfenartige USP ist meinem Gatten sehr wichtig gewesen bei der Auswahl unseres Stellplatzes. Die Kinder bekommen eine Pizza, mein Mann isst ein Schnitzel und ich eine Forelle, die mit lauter Nelken gefüllt ist. Dazu trinken wir die Hausmarke, Bockbier. Wir sind happy. Die Bedienung ist super herzlich und entspannt.

Unsere sechsjährige Tochter fragt mich nach der Bestellung, in welches Land wir gereist seien, weil sie den fränkischen Dialekt noch weniger versteht als ich. Auf dem kurzen Rückweg zum Wohnmobil scheint der Vollmond so hell, dass wir den Weg gut zurückfinden. Allerdings entbrennt zwischen unserer zweijährigen Tochter und mir eine Diskussion um den Mond und weshalb sie den leider nicht haben kann. Es hätte ewig so weiter gehen können, ob mein Arm nicht doch lang genug wäre oder ob wir nicht mit einer Leiter an den Mond herankämen, wenn mein Mann nicht mit seiner suchscheinwerferartigen Taschenlampe Signale aus dem Wohnmobil gesendet hätte. Davon angelockt wackeln wir heim. Ein paar Meter von uns entfernt parkt nun ein zweites Wohnmobil. Die Autos auf dem Parkplatz fahren eins nach dem anderen fort.

Legomädels und -jungs überall, sogar vor und im Sanitärgebäude, Campingplatz Legoland Deutschland Resort
Legomädels und -jungs überall, sogar vor und im Sanitärgebäude des Campingplatzes Legoland Deutschland Resort

Unser erster Tag im Legoland Deutschland Resort

Wir haben nun Sonntagnachmittag, 14 Uhr MEZ. Strahlender Herbstsonnenschein, angenehme Temperaturen. Unser treues Gefährt ruht sich nun wohl verdient im Legoland Feriendorf zwischen Hecken und einigen anderen Wohnmobilen und Wohnwagen aus. Es ist auf dem Campingplatz nicht knallvoll, eher angenehm gefüllt. Die Sanitärgebäude sind selbstredend auch mit Legofiguren geschmückt. Alles ist picobello sauber. Es gibt Waschbecken auf Kinderhändehöhe, allerdings keine Familienduschen oder Babybadwannen, was ich schade finde. Beigeisterung bricht bei unserer sechsjährigen Tochter aus, als sie sieht, dass auch die WC-Türen mit unterschieldichen Legoladies gebrandet sind. Die Wahl der schönsten Toiletten Legodame fällt ihr schwer.

Bereits auf dem Weg durchs Feriendorf begegnen wir weiteren Legofiguren in Form von einem Ritter, einer Prinzessin, einem Cowboy und einer Klapperschlange sowie im kleinen Waldstück einem Opi im Hawaiihemd auf einer Parkbank, so dass der Weg zum hinteren Freizeitparkeingang für unsere beiden Töchter nicht langweilig wird. Dunkelbraune Eichhörnchen wuseln durchs Geäst. Je näher wir dem Park kommen, desto mehr überlagern die Jauchz- sowie Freudenschreie und Geratter das liebliche Vogelgezwitscher. Was ist das für ein Geräusch, Mama? Tatatataaatamatam! Jetzt hören es auch meine von zu lauter Diskomusik schon etwas taub gewordenen Ohren. Die Spannung steigt. Ach, das ist Musik, die aus den Lautsprecherboxen am Wegesrand dringt.

Was wird uns im Legoland erwarten? Richtige Freizeitparkkenner sind wir, bis auf unseren Besuch im Playmobil Funpark im letzten Jahr nicht wirklich und vorab haben wir uns kaum belesen. Dafür war keine Zeit. Wir lassen uns einfach überraschen. Manchmal ist das eh die bessere Strategie, nicht wahr?

Während der Bahnfahrt quer duchs Legoland treffen wir lustige Gestalten, hier den Feuer machenden Steinzeitmenschen
Während der Bahnfahrt quer duchs Legoland treffen wir lustige Gestalten, hier den Feuer machenden Steinzeitmenschen. Ob die Keulen schon gar sind?

Das, was mich am meisten nervt, findet hier nicht statt. Anstehen brauchen wir am Eingang keine Sekunde. Vielleicht ist das am Haupteingang anders? Von der Einlasserin erhalten wir gleich einen Hipp-Flyer in die Hand gedrückt. Die Frage nach Wickel- und Rückzugsmöglichkeiten für Babys und Kleinder wäre damit schon einmal geklärt. Zum Glück steht unserer Kleinen gerade nicht der Sinn nach einer frischen Windel oder nach etwas Essbaren. Viele Familien mit geliehenen Legoland Kinderbuggies rollern uns entgegen. Drinnen ist es pickepacke voll. Sonntags hierher zu kommen war vielleicht doch keine sooo tolle Idee. Wir wickeln den Legoland Parkplan aus. Wie praktisch, dass es eine Tabelle gibt, die aufzeigt, welche Attraktion für welches Alter geeignet ist. Für Kleinkinder gibt es zum aktuellen Zeitpunkt acht Angebote, die teilweise in Begleitung eines Erwachsenen möglich sind und für Kinder ab sechs Jahren gibt es insgesamt sage und schreibe 22 Attraktionen, die teilweise in Begleitung eines Erwachsenen erlaubt sind. Nur eine Fahrschule und das Lego Mindstorms Center sind erst für Kinder ab sieben bzw. acht Jahren geeignet. Ich glaube, wir werden schon was passendes für unsere Mädels finden.

Die Rasende Raupe

Das Reich der Pharaonen wird von einer Menschenschlange quasi umwickelt. Oh je, also doch Schlange stehen. Wir laufen weiter und finden im Land der Ritter eine Attraktion, die sich Raupenritt nennt und an der nicht so viele wartende Eltern und Kinder stehen. Die Runde rückwärts und vorwärts hat es in sich und macht daher auch mir Spass. Die Fliehkraft drückt mich jedoch schmerzlich an die harte Plastikverschalung. Jetzte hätte ich gerne etwas, was ich an manch anderer Stelle gerne los wäre. Nämlich mehr Speck auf den Rippen. Zum Glück sitzt meine Tochter innen und wird von den physikalischen Kräften etwas mehr verschont. Aber die Kleine weint auf Papas Schultern, das kann ich aus den Augenwinkeln sehen, weil sie noch nicht mitfahren darf. Also weiter, damit sie auch endlich auf ihre Kosten kommt. Ist auch besser so, ansonsten habe ich nachher nur blaue Flecken an der linken Seite.

Nette Hautiere leben zu Halloween in der Legolandburg
Nette Hautiere leben zu Halloween in der Legolandburg

Trick or treat, Oma?

Wie gesagt, wir sind in den Herbstferien im Legoland gewesen und die Dekoration passt genau. Kürbisse sowie Heuballen am Wegesrand und Spinnengetier in den Bäumen. Je näher wir der Burg kommen, desto deutlicher wird es, welches Motto gerade Saison hat. Grusel, grusel, es sind unverkennbar die Halloweeks im Legoland ausgebrochen! Und schon laufen uns Gespenster und Hexen über den Weg. Ein Magier führt auf einer kleinen Bühne direkt am Schloss Tricks auf mit denen die Kids ihre Großmütter zuhause erschrecken sollen. Unsere große Tochter und ich beeumeln uns, aber die Kleine heult und will nach Hause als eine Gummiauge aus einem Plastiktotenschädel fällt. Ok, Message verstanden. Wir ziehen weiter.

Per Expresszug durchs Legoland

Zum Glück bekommen wir relativ schnell ein Abteil im Legoland Express. Der Zug umrundet mit uns etwa ein Viertel des insgesamt zwölf Hektar großen Areals. Spektakuläre Attraktionen wie zum Beispiel der Power Builder oder die Fahrschule ziehen an uns vorüber. Zwischendurch überraschen uns lustige Details wie der Feuer machende Höhlenmensch oder die Schafsköpfe aus Legosteinen, die aus den natürlichen Büschen herausluken. Auch den Berg hinter der Miniaturausgabe des Schloss Neuschwanstein durchfahren wir. Na, wenn nun der Familienfrieden beim Nachwuchs nicht wieder hergestellt ist, weiß ich auch nicht weiter.

Nichts für schwache Nerven, Flying Ninjago
Nur für echte Ninjas ist der Zutritt zum Flying Ninjago gestattet. Ein wirbeliger Fahrspaß für größere Kinder.

Up in the sky

Aber es kommt noch wilder! Wir gehen in die Luft: Ladies and Gentlemen, please fasten your belts. We are ready to take off! Endlich haben wir mit dem Flughafen noch etwas kompatibles für das kleinste Familienmitglied gefunden. Wir fliegen in zwei Flugzeugen um die Wette. Juhe, was könnte schöner sein? Von so viel frischer Luft sind wie alle durstig und hungrig. Vor dem Asia Chicken House stärken wir uns etwas und beobachten dabei die waghalsigen Drehungen des Flying Ninjago in 22 Metern Höhe. Von der asiatischen Entspannungsmusik ist unsere Kleine so betört, dass sie Dutzende Male einen der Bäume neben unserem Tisch umrundet um ihn anschließend innig zu umarmen. Ich glaube diese Musik brauchen wir Zuhause auch!

Das Rote Rathaus im Maßstab 1:20 im Legoland
vermutliche eine der kleinsten Hochzeiten der Welt, hier vor dem Roten Rathaus im Maßstab 1:20

Klein aber fein

Zu guter letzt spazieren wir an den berühmten Star Wars Figuren sowie am Hamburger Hafen, an Frankfurt Main, an Venedig, an den Niederlanden, an der Schweiz, am Augsburger Rathaus, an unserer Heimatstadt Berlin, das mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten wie dem Roten Rathaus, dem Reichstag, der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, dem Hackeschen Markt und dem Fernsehturm vertreten ist, an der blitzenden und blinkenden Allianz Arena, an dem Schloss Neuschwanstein, und den High Five, den aktuell fünf höchsten Gebäuden der Welt, dem Burj Khalifa (Dubai), dem Ping An Finance Center (China), dem Shanghai Tower (China), dem Makkah Royal Clock Tower Hotel (Saudi-Arabien) und dem One World Trade Center (USA) im Maßtab 1:150 vorbei. Selbst meine Wenigkeit, die solche Modelle normalerweise so spannend findet, wie das Musikantenstadl in einer Live-Übertragung, ist von der Liebe zum Detail ganz baff.

Der Duplostein-Spielplatz für die Kleinen
Der Duplostein-Spielplatz für die Kleinen

Duplooooo

Auf dem Weg zum Ausgang wird der Duplo Spielplatz noch geentert. Allerlei Getier im Großformat sowie bunte Häuser werden rauf und runter geklettert, bis die letzte Freizeitparksekunde schlägt und wir zu unserem temporären Heim auf vier Rädern zurückkehren. Was für ein Tag! Wir haben leider nicht viel geschafft, weil es zu voll war. Aber morgen ist ja auch noch ein Tag.

 

romantischer Campingplatz-Sonnenuntergang, ganz in echt und ohne Legosteine!
romantischer Campingplatz-Sonnenuntergang, ganz in echt und ohne Legosteine!

Feierabend

Während die Nudeln auf dem Gasherd gar werden, spielen die Kinder noch auf dem Spielplatz des Campingplatzes. Anscheinend sind sie immer noch nicht ausgelastet. Ach, hätte ich doch auch noch so viel Energie. Völlig geplättet schlafen sie dann später doch noch im Alkoven ein. So wie wir Eltern auch kurze Zeit später.

Another Day in Legoland

Um kurz nach zehn Uhr stehen wir auf der Legoland Matte. Heute wollen wir es wissen. Es ist noch angenehm leer. Kein Anstehen nötig. Das wird ein super Tag!

Ballern like an Agyptian?
Ballern like an Agyptian?

Ballerspiel in der Pyramide

Das Reich der Pharaonen gehört uns. In zweier Gruppen sollen wir aus einem Wagen auf bunte Lämpchen zielen. Na ja. Was hat das mit den alten Ägyptern zu tun? Ich werde nicht ganz schlau draus. Aber darum geht es hier wahrscheinlich auch nicht, sag ich mir, der alten Spaßbremse. Also gut, ich mach mich mal locker. Was geht up?

 

Splash, spritz, schrei

Die Kanu X-Pedition scheint genau das richtige für mich als Mutti zu sein um sich locker zu machen. Auch wenn es anscheinend ziemlich feucht werden kann, wie die Menschen in Plastiktüten vor uns verraten. Einen Plastikponcho für drei bzw. vier Euro will ich nicht. So blöd will ich nicht aussehen. Das Risiko bei der Tour nass zu werden gehe ich ein. Bin ja schließlich nicht aus Zucker, pah! Wir steigen ganz hinten ins Kanu ein. Dass dies ein taktischer Fehler ist, merken wir gleich. Im Kanu steht das Wasser. Aber es gibt nun kein Zurück mehr. Der Riegel ist vor unseren Bäuchen festgezurrt. Tochter Nummer eins und ich halten uns fest. Es geht aufwärts in einen dunklen Berg, der von riesigen bunten Legospinnen bevölkert wird, die gefährlich auf- und abwandern. Waaaaah, ohne Vorwarnung geht es rückwärts hinab! Wie fies ist das denn? Nein, im Ernst. Genau das wollte ich doch. Überrascht werden. Wach bin ich nun auch. Tochter Nummer eins ist ganz cool. War da was, Mama? Wir fahren auf den Berg hinauf und begegnen einem Seeungeheuer. Bevor uns dieses greifen kann, sausen wir vorwärts den Berg steil hinunter. Eine Wasserfontäne prasselt auf uns nieder als wir uns wieder in der Waagerechten befinden. Macht nix, unsere Tochter will die Tour mit ihrem Papa gleich noch einmal unternehmen.

Lust auf bewegte Bilder? Hier ein kurzes Video:

Mit einem Jeep geht es auf Entdeckungsreise vorbei an wilden Tieren. Manche Exemplare spritzen sogar mit Wasser!
Mit einem Jeep geht es auf Entdeckungsreise vorbei an wilden Tieren. Manche Exemplare spritzen sogar mit Wasser!

Die animalischen Big Five

Während unsere unerschütterliche Tochter mit meinem Gatten sich nochmals in die Fluten stürzt, mache ich eine gemütliche Safari Tour mit unserer Kleinen. Sie hat bereits drei Runden mir ihrem Papa gedreht, während ich auf Kanu X-Pedition das Leben meiner Tochter und mir riskierte. Aber auch diese Safari Tour hat es in sich. Wir begegnen agilen Krokodilen, wasserspritzenden Elefanten, Nashörnern, Löwen, Affen, Straussen, Klapperschlangen, Antilopen, frechen Erdmännchen und vielen anderen Legotieren mehr. Da bei unserer Kleinen alle guten Dinge nicht drei, sondern sechs zu sein scheinen, macht sie mit mir auch noch ein paar extra Runden bis ich alle Tiere in ihrer Reihenfolge auswendig kenne.

Auf Tauchstation gehen
Auf Tauchstation gehen im Legoland Atlantis

We all live in a yellow submarine

Nach einer ausgiebigen Waffelverschnaufpause gehen wir im Legoland Atlantis by Sealife auf Tauchstation. Seepferdchen, Doktorfische, Korallenfische, Haie, Rochen – allesamt aus echten Schuppen und Kiemen – schwimmen teilweise um U-Boote, Schatztruhen und Taucher aus Legosteinen herum. Für Kinder gibt es viele Extras, wie zum Beispiel tiefer am Boden liegende Gucklöcher. In zwei Becken können die Kinder den Kopf sogar in eine Art Taucherglocke hineinstecken. Durch Drücken eines Knopfes lässt sich ein großes Lego U-Boot auf- und absenken.

In der Indoor Unterwasserwelt leben über 2.000 Fische zusammen mit Modellen aus über einer Million Legosteinen
In der Indoor Unterwasserwelt leben über 2.000 Fische zusammen mit Modellen aus über einer Million Legosteinen

Piraten voraus

Weil es gerade um die Ecke liegt, schauen wir noch bei den Piraten vorbei. Wenn wir es ungeschickt anstellen, brauchen wir heute alle nicht mehr zu duschen. Die Piratenschlacht beginnt! Vom Festland werden wir heimtückisch von einigen Kids mit Wasserwerfern getroffen. Ich revanchiere mich mit ein paar Wasserschüssen vom Piratenschiff aus. Vorsicht vor unbedachten Schüssen in die Holzfässer. Wenn man trifft, sorgen Wasserbomben für eine Erfrischung. An Land gibt es zum Glück ein paar begehbare Trocknerstationen. Nun sind wir definitiv groggy und brauchen eine längere Pause im Wohnmobil. Mit dem Stempel auf dem Handrücken dürfen wir später wieder kommen.

Nachmittags geht’s auf Drachenjagd

Die Kleine schläft noch im Alkoven mit ihrem Papa als unsere Große und ich uns wieder ins Legoland schleichen. Um uns einzustimmen machen wir zuerst die harmlosere Drachenjagd. Danach trauen wir uns mehr zu und begeben uns in die Burg. Dort brausen wir zuerst durchs Burginnere und dann vorbei am feurigen Atem des Drachens nach draußen. Und von nun an jagen wir auf einer rasanten Fahrt in steilen Kurven auf und ab. Unsere Große findet das so toll, dass wir die Fahrt dreimal wiederholen müssen. Holla, die Waldfee. Ich bin erstaunt, dass sie sich das getraut hat. Nicht wenige Jungs haben mit ängstlichen Gesichern in Begleitung ihrer Eltern den Rückzug angetreten, während unsere Prinzessin nicht genug bekam.

mit selbst steuerbaren Booten unternehmen wir eine Hafenrundfahrt bis wir seekrank werden
mit selbst steuerbaren Booten unternehmen wir eine Hafenrundfahrt bis wir seekrank werden

Eine Seefahrt, die ist lustig

Wahrscheinlich hätte das immer so weiter gehen können mit uns und der Achterbahn, wenn der andere Teil unserer Familie sich nicht gemeldet hätte. Vater und Tochter Nummer zwei (wobei diese Ziffer nicht wertend gemeint ist, die Kleine ist uns genauso lieb wie die Große) sind erwacht und haben am Legoland Flughafen nach einigen Flügen ausgecheckt. Sie möchten nun mit uns beiden gemeinsam im Legoland Hafen in See stechen. Ausgestattet mit einer Schwimmweste für die Kleine steigen wir in zwei Boote und liefern uns eine Regatta in Slowmotion. Fairplay ist nicht. Jeder will Erster sein! Irgendwie schaffen wir es am Ende, nicht zu kentern und erreichen wieder das Lego-Festland. Leider ist es nun schon 17 Uhr und wir können unser Leben nicht weiter aufs Spiel setzen. Stattdessen schauen wir uns die bereits geschlossenen Attraktionen, wie zum Beispiel die Wellenreiter oder die Projekt X Lego Test Strecke an, damit wir wissen, worauf wir uns beim nächsten Legoland Besuch, den wir sicher eines Tages wieder antreten werden, freuen können.

Die Affen rasen durch den Wald...
Die Affen rasen durch den Wald…

Adressen und weitere Informationen

Legoland Deutschland Resort
LEGOLAND ALLEE
89312 Günzburg
www.legoland.de

Stellplatzführer Landvergnügen
landvergnuegen.com

Anschrift Schmausenkeller
Am Bahnhof 13
96158 Reundorf
Tel: 09502-608
Fax: 09502-924732
www.schmausenkeller.de

Mit dem Wohnmobil durch Nordfrankreich und die Normandie

mit dem wohnmobil durch Nordfrankreich Strand von Dunkerque

Unsere diesjährigen Sommerferien haben meine Familie und ich in Nordfrankreich verbracht. Wir sind mit unserem Wohnmobil dorthin gefahren und hatten eine aufregende und tolle Zeit zusammen.
Von den drei Wochen, die wir gemeinsam in Nordfrankreich unterwegs waren, möchte ich Euch in der nächsten Zeit erzählen. Ich stelle Euch unsere Etappenziele peut à peut so vor, wie wir sie erlebt haben. Heute werde ich Euch zunächst unsere Gesamtroute vorstellen und unsere exorbitante Packliste (am Ende des Beitrages bei Adressen und weitere Informationen) verraten, die vielleicht dem ein oder anderen nützlich sein könnte.

Warum haben wir uns für Nordfrankreich als Ziel für einen Familienurlaub entschieden?

Nordfrankreich ist unter Wohnmobilisten weniger bekannt als beispielsweise Südfrankreich, welches wir letztes Jahr bereits mit unserem Haus aus vier Rädern besuchten. Den meisten ist diese Region sicherlich erst durch den französischen Erfolgsfilm von und mit Dany Boon „Willkommen bei den Sch’tis“ näher gebracht worden.

Was bietet der Norden Frankreichs?

Zunächst einmal ist da das Meer, die Küste, zu nennen. Die nordöstlichste Region Frankreichs, Nord-Pas-de-Calais, bzw. neuerdings Hauts-de-France genannt, wartet mit dem Küstenstreifen des Ärmelkanals Côte d’Opale (Opalküste) auf. Die Großstadt und meist belagerste Stadt Frankreichs, Lille, beeindruckt mit ihrer schönen Altstadt mit vielen kleinen feinen Geschäften und tollen Museen auf. Auch das gebeutelte ehemalige Grubenrevierstädtchen Lens wartet mit einer großen Überraschung, einem Pariser Ableger des Louvre-Museums auf. Und die Universitätsstadt Amiens im Départmenet Somme, das ebenfalls zur Region Hauts-de-France gehört, bezaubert mit dem Quartier Saint Leu und beeindruckt mit der größten Kathedrale Frankreichs sowie dem Jules Verne Museum.

Die sehr bekannte weiter westlich gelegene Region Normandie schmückt sich mit der Côte d’Albâtre (Alabasterküste) und breiten Sandstrände mit teilweise bis zu 100 Meter hohen alabasterfarbenen Steilklippen und romantisch wilden Küstenorten.

In Nordfrankreich gibt es eine Vielzahl an schönen Stellplätzen, tollen Campingplätzen sowie Ausflugszielen für einen Familienurlaub.

Unsere Route mit dem Wohnmobil durch Nordfrankreich

Aber nun ganz von vorne. Unsere Route führte uns zuerst durch Niedersachsen und Hessen. Nach der ersten (recht kühlen) Nacht auf einem familienfreundlichen Campingplatz im märchenhaften Niemetal ging es nach Holland. Nach einem Stadtbummel durch Maastricht durchquerten wir Belgien. Als wir endlich französischen Boden unter den Füßen hatten, lagen bereits zwei anstrengende Fahrtage hinter uns.

In Nord-Pas-de-Calais verbringen wir unsere Nacht mitten auf dem platten Land in Houplines, das bei Lens und Lille liegt. In Lens machen wir wie gesagt den Louvre unsicher und in Lille lassen wir uns durch die Gassen treiben. Danach führt uns der Weg zum Ärmelkanal in die Region Audruicq Oye-Plage. Hier haben wir unseren ersten kleinen Unfall mit dem Wohnmobil. Aber davon ein andern mal. Oye-Plage: Das heißt für uns vor allem Durchatmen und Erholen. Unser Programm besteht aus Fahrradtouren und Drachensteigen am breiten langen Sandstrand. Herrlich! Zwischendurch erinnern immer wieder alte Bunker und zahlreiche Friedhöfe an die dramatischen Ereignisse im 20. Jahrhundert.

Bouogne sur Mer
Nach ein paar entspannten Tagen zieht es uns westwärts in die sehr gegensätzliche Hafenstadt Boulogne-sur-Mer, wo wir auf einer mittelalterlichen Stadtmauer spazieren, während unter uns der Rummel tobt, wir einen Garten der fünf Sinne erforschen und des nächtens auf dem Dach des Wohnmobils Skylaternen bei ihrem Flug über dem Meer beobachten.  Danach genießen wir ein paar Tage den luxuriösen Campingplatz auf dem Terrain eines ehemaligen Schlossparks bei Saint Valery sur Somme. Ab dem bezaubernden Ort Veules-les-Roses sind wir – voilà – in der Normandie! Austern kaufen am Meer und diese mit einem Schuss Zitrone im Wohnmobil verspeisen, während es draußen leicht regnet und sich ein Regenbogen ab Himmel abzeichnet. Was könnte schöner sein? Die Fahrt am nächsten Tag mit der Schrägseilbahn durch die Kalksteinfelsen bis hinunter zum brausenden Meer von Tréport wird uns sicherlich auch noch lange im Gedächtnis bleiben.

Les Falaises in Etretat, Frankreich
Den staksigen Felsnadeln in Etrétat statten wir anschließend natürlich auch einen Besuch ab. Sehr beeindruckende Bucht trotz der vielen Touristen. Kaiserin Sissi wusste schon genau, warum sie einst hier baden wollte. In der Region Calvados nächtigen wir auf dem Grund einer Cidre und Calvados Brennerei, wie es sich gehört. Neben den gepflegtesten Kühen und den hübschesten Apfelbäumen, die wir je gesehen haben, kommen wir nicht umhin, den ein oder anderen guten Tropfen zu genießen.
Mit derartig vielen verschiedenen Eindrücken aufgeladen, erdet uns der berüchtigte Utah Beach vollkommen. Eine sehr karge sichelförmige Bucht empfängt uns unter einem strahlend blauen Himmel. Und es ist endlich richtig warm! Dort, wo am D-Day, den 6. Juni 1944, um kurz nach Mitternacht die ersten amerikanischen Soldaten in Frankreich anlandeten und damit eine der größten Militäroperationen der Geschichte einleiteten, von der damals niemand sicher war, dass sie gelingen würde, ist noch jede Menge Geschichte sichtbar und erlebbar. Gleichzeitig finden wir dort die schönsten Muscheln allerzeiten und verbringen wir einige sehr schöne Tage auf einem idyllischen Campingplatz direkt an diesem Strand.

Etretat in Nordfrankreich

Nach diesem Highlight kehren wir in östliche Richtung um. Honfleur, das alte Fischerstädtchen an der Seine, in dem heute zahlreiche Künstler leben, bezaubert uns (der Campingplatz weniger). Das dortige Erik Satie Museum bietet eine der schrägsten Ausstellungen, die ich seit langem gesehen habe.
Zurück über die Seine-Brücke, an Le Havre vorbei und ab in die Picardie. Ach, Amiens. Schwer diese schöne Stadt in Worte zu fassen. Es ist der heißeste Tag während unseres Urlaubs und wir stapften tapfer über das glühende Straßenpflaster. Gäbe es nicht die riesige gotische Kathedrale, ich glaube, wir wären verglüht. Das Jule Vernes Museum ist ein Kleinod im wahrsten Sinne des Worte. Für Kinder ist vor allem der Dachboden interessant…

Bei Dunkerque, wieder ganz im Nordosten Frankreichs, in Nord-pas-de-Calais, angelangt, überrascht uns der fantastische Strand. Die Kinder toben im warmen Meer in das man schier endlos hinein laufen kann, ohne dass es merklich tiefer wird. Mehr zur Stadt Dunkerque erfahrt ihr später.

In Holland ist es wieder kühler und es nieselt. Wie bereits auf der Hinfahrt. Wie besuchen Verwandte und es wird deshalb doch noch schön. Unsere letzte Nacht im Wohnmobil verbringen wir bei Bremen auf einem super Campingplatz, der mitten in der Woche in der Nachsaison gespenstisch leer ist.

Sommerferien in Frankreich

Übersicht und links zu den Etappen

  1. Etappe: Übernachtung im hessischen Niemetal
  2. Etappe: Übernachtung im niederländischen Limburg
  3. Etappe: Unterwegs in Limburg, Maastricht und Houplines
  4. Etappe: Lille & Lens
  5. Etappe: Erholung im Naturschutzgebiet Platier d’Oye in der Region Hauts-de-France
  6. Etappe: Teil 1: Radtour in der Region Hauts-de-France Teil 2: Zu den Mahnmalen des 2. Weltkriegs und unterwegs in Boulogne-sur-Mer
  7. Etappe: An der Somme-Bucht
  8. Etappe: Normandie wir kommen
  9. Etappe: Les Falaises in Étretat, über die Seine und dann nach Calvados in der Basse Normandie
  10. Etappe: Utah Beach, unser westlichstes Etappenziel
  11. Etappe: Hafenstadt Honfleur in der Normandie
  12. Etappe: Unter bunten Lampenschirmen in Amiens unterwegs
  13. Etappe: Zum Mittelpunkt der Erde in Amiens und dann abtauchen in Dunkerque
  14. Etappe: Kulturradtour mit Kindern durch Dunkerque

 

Weitere Informationen

Packliste

Unsere umfangreiche Packliste für einen mehrwöchigen Wohnmobilurlaub mit Kindern als PDF-Datei zum Download: Packliste fuer eine mehrwoechige Wohnmobiltour

Wohnmobilzubehör

Berger Camping & Freizeit

Reise- und Etappenführer für Wohnmobilreisen

Für Frankreich

„Mit dem Wohnmobil durch die Normandie“ (Womo-Reihe), Taschenbuch

„DuMont direkt Reiseführer Normandie“, Taschenbuch,

„Mit dem Wohnmobil nach Nordfrankreich“ (Womo-Reihe), Taschenbuch,

„Tourenführer Frankreichs Norden mit dem Wohnmobil“,

ADAC Campingführer Südeuropa mit herausnehmbarer Planungskarte

ADAC Stellplatzführer Deutschland/Europa mit zwei herausnehmbaren Planungskarten

Etappenführer France Passion

 

Für Deutschland

ADAC Campingführer Deutschland und Nordeuropa 2016: mit herausnehmbarer Planungskarte Gebundene Ausgabe – 7. Januar 2016

„Cool Camping Deutschland: 75 sensationelle Plätze zum Zelten“, Taschenbuch, 25. März 2015

Landvergnügen Deutschland: Der andere Stellplatzführer

Filme

Sehr lustiger Film, um sich auf Nordfrankreich einzustimmen:

Willkommen bei den Sch’tis

Wohnmobiltour durch Nordfrankreich Teil 1: Übernachtung im Niemetal in Südniedersachsen

mit dem Wohnmobil auf dem Campingplatz Niemetal in Hessen

Rumpel, ratter, schepper. Unser Wohnmobil, ein Karmann auf MB100 aus dem Baujahr 1991, bezwingt das Kopfsteinpflaster unserer kleinen Straße, was uns bis zur Hauptstraße schön durchrüttelt. Der Beginn unserer Reise nach Nordfrankreich ist nicht besonders harmonisch. Ich bin gestresst, weil am Tag unserer Abreise noch viel zu erledigen war und mein Mann ist zurecht verärgert, weil ich alle um mich herum anzicke.

Reisevorbereitungen

Am Frühstückstisch kommt Panik auf. Wo ist der Ersatzschlüssel fürs Wohnmobil bloß? Zum Glück ist er schnell gefunden, es kann weiter gegessen werden. Die Stresshormone regeln sich wieder auf normales Reisevorbereitungsniveau.

Nach der morgendlichen Stärkung geht es zur Sache. Blumentöpfe wollen zu unseren Nachbarn getragen werden damit sie nicht verdursten. Fahrräder werden ans Wohnmobil geschnallt und die Lebensmittel, Kulturbeutel und Spielsachen in den passenden Fächern verstaut. Und dazwischen tummeln sich immer unsere Kinder wovon eins noch eine frische Windel braucht. Und überhaupt, hat schon jemand den Kaffee für die extra große Thermoskanne voll gemacht? Ach ja, die Soundtracks von Bibi und Tina müssen natürlich auch noch mit!

Puh, warum ist noch so viel zu erledigen? Dabei hatte ich doch am Vortag bereits unsere Kleidung, haufenweise Windeln und vieles mehr im Wohnmobil verstaut! Auch mein Mann war ganz fleißig. Die vergangenen Wochenenden hat er dutzende Stunden im Wohnmobil gewerkelt. Er hat neue Lautsprecher und Ablagefächer eingebaut, Haken im Mini-Badezimmer für die großen Handtücher angeschraubt, eine Topbox besorgt und eine Halterung dafür aufs Dach gebaut, einen neuen Zünder für den Gaskühlschrank und eine weitere Ladesteckdose für Handys und einen DVD Player installiert. Und last but not least hat er eine Rückfahr- und Rücksitzkamera angebracht.

mit dem Wohnmobil auf dem Campingplatz Niemetal in Hessen

Es geht los – Baguettes, cigarettes, Frankreich wir kommen

Genau wie im letzten Jahr kommen wir erst um kurz vor zwölf Uhr mittags Zuhause los. Dabei wäre ich gerne bereits um 10 Uhr abgefahren. Aber das bleibt Wunschdenken. Eigentlich hat mein Mann ja recht. Es spielt keine Rolle ob wir eine halbe Stunde oder ganze Stunde früher oder später losfahren. Wir schaffen mit dem Wohnmobil eh nur 300 bis max. 400 Kilometer pro Tag, weil die Kinder ansonsten in einen lautstarken Streik treten, den keine noch so starken Elternnerven aushalten. Das wissen wir aus Erfahrung, denn im letzten Jahr waren wir mit unserem Wohnmobil bereits in Südfrankreich und Nordspanien. Über 6.000 Kilometer auf traumhaften Landstraßen, durch schmale Gassen in kleinen Dörfchen und auf teuren Mautautobahnen rollte unser mobiles Heim über einen Zeitraum von fast vier Wochen ohne Pannen (nur einmal ging uns selbst verschuldet der Sprit aus) mit uns umher.

Diese Sommerferien wollen wir nicht mehr so viele Kilometer runterreißen. Zwar haben wir letztes Mal wahnsinnig viel gesehen und erlebt. Aber die Erholung blieb beim ständigen Auf- und Abgebaue der Wohnmobil Accessoires (Tisch, Stühle, Markise, Wäscheleine und vieles mehr), im wahrsten Sinne des Wortes, irgendwo in Südwesteuropa auf der Strecke. Ich bin gespannt, ob wir uns an unser Gelübde des mäßigen Fahrens halten oder ob uns doch die Reiselust so packt, dass wir am Ende ganz Nordfrankreich durchqueren…

Für die Große machen wir den transportablen DVD Player an. Das Unterhaltungsmedium hat uns bereits 2015 gute Dienste erwiesen. Die große Sammelbox der rot Gezopften, formaly known as Pippi Langstrumpf, ist auch dieses Jahr ein Highlight.

Die Kleine sitzt neben ihrer großen Schwester und schläft schnell ein, weil es Zeit für ihren Mittagsschlaf ist. Wir können unsere Kinder in diesem Urlaub erstmals auf einem Bildschirm beobachten, der am Rückspiegel angebracht ist. Die Kamera ist so eingestellt, dass sie die Rückbank im Visier hat. Somit können wir sehen, ob die Kleine beispielsweise beim Schlafen mit dem Gesicht auf der Ablage ihres Keilkissen liegt, der zu ihrem Autositz gehört. Auf Knopfdruck können wir die Rückfahrkamera aktivieren damit wir beim rückwärts Einparken keine Menschen, Mauern oder Bäume touchieren. Sehr praktisch die Technik und eine schöne Spielerei für meinen Gatten.

mit dem Wohnmobil auf dem Campingplatz Niemetal in Hessen

Pause machen und weiter geht’s

Nach etwa zwei Fahrstunden legen wir an einer Raststätte eine Pinkelpause ein. Die Kinder brauchen Bewegung. Zum Glück gibt es einen Spielplatz auf dem sie sich austoben können. Wir holen in der Raststätte die typischen Pommes und eine Apfelsaftschorle um die allgemeine Moral aufrecht zu halten.

Doch irgendwann endet auch die schönste Pause und wir steigen wieder ein. Weiter geht es mit ca. 90 bis 95 Kilometern pro Stunde auf der rechten Autobahnspur in Richtung Hessen. Irgendwann wird es auf der Rückbank wieder ungemütlich und ich setze mich nach hinten. Die Kleine möchte im den Schlaf gestreichelt werden. Anscheinend war der Mittagsschlaf nicht genug. Die Große hat jetzt keine Lust mehr auf ihre Filme und staunt über die hügelige Landschaft die an uns vorüber zieht. Für Berliner ist ja ein Hügel bereits ein Berg und sie bekommt Lust auf Bergsteigen wie wir das mit ihr auf Mallorca oft getan haben. Überhaupt würde sie jetzt gerne zu der Mittelmeerinsel fahren. Aber die ist jetzt leider zu weit weg.

mit dem Wohnmobil auf dem Campingplatz Niemetal in Hessen

Unsere 1. Station Campingplatz am Niemetal in Niedersachsen

Am frühen Abend erreichen wir unser erstes Etappenziel am hessischen Rand des Mittelgebirges Weserbergland. Den dortigen Campingplatz am Niemetal haben wir vor wenigen Tagen im Campingplatzreiseführer Cool Camping entdeckt und per Email reserviert.

Der idyllische Ort am Fluss Nieme gefällt uns auf Anhieb. Hübsche Fachwerkhäuschen mit bunten Blumenstauden im Garten gleiten an uns vorüber. Wir tauchen ab in den dichten Wald des Naturparks Neumünden. Es sieht aus wie im Märchenwald. Eine ganz andere Welt als Berlin…

Das schmale Tal, in dem der Campingplatz liegt, leuchtet bei unserer Ankunft wie für eine feierliche Begrüßung in der Abendsonne. Wir bekommen einen hübschen Stellplatz parallel zur Spielstraße, der Rezeption und zu den modernen Sanitäreinrichtungen. Eine Hecke dazwischen beschert uns Privatsphäre. Gegenüber unseres Wohnmobils steht ein kleines Trampolin, das unsere Kinder gleich behüpfen. Ein Stück weiter sitzen Eltern und die Kinder um ein gemütliches Lagerfeuer und im Streichelzoo meckern die Ziegen und gackern die Hühner. Der schmale Fluss trennt den Campingplatz in zwei Hälften.

Viele Kinder düsen auf Tretrollern, Mini-Traktoren und Bobbycars umher. Die gleichermaßen lebendige und friedliche Atmosphäre stimmt uns ganz glücklich. Ein malerischer Ort zum Verweilen und Erholen von der ersten Tagesreise! Besser hätten wir es nicht treffen können. Fast alle Wohnmobile und Autos haben orangene Autokennzeichen. Kein Wunder, denn der Campingplatz wird von einem holländischen Pärchen betrieben.

Zum Abendessen bekommen die Kinder Nudeln mit Pesto. Wir Eltern begnügen uns mit einem Fertigsalat aus dem Supermarkt. Die Zähne putzen wir in unserem Mini-Badezimmer, weil wir zu faul sind um raus ins Sanitärgebäude zu gehen (obwohl es hübsch und beheizt ist und auch ein Kinderwaschbecken hat). Im Alkoven lese ich ein Grimmsches Märchen vor, das prima zur märchenhaften Umgebung passt. Die Kinder sind schnell eingeschlafen. Auch sie macht das Reisen offenbar müde.

Frau Holle Pfad in Hessen

Adressen und weitere Informationen

Campingplatz am Niemetal
Mühlenstraße 4
37127 Löwenzahn  (Niemetal)

www.am-niemetal.com
Info@am-niemetal.com

Tel: 05502 99 84 61
Handy: 0160 21 32 579

Anfahrt: A7 Kassel – Hannover, Ausfahrt Göttingen-Dransfeld, am Ende Richtung Dransfeld, in Dransfeld auf der Kreuzung beim Autohändler/ 2. Tankstelle rechts, am Imbiss links Richtung Löwenhagen. In Löwenhagen den Schildern folgen.

Attraktionen in der Umgebung

Frau Holle Pfad
Ab dem Spielplatz in Hemeln 1,5 Kilometer den Hang hoch laufen

www.hann.muenden-tourismus.de

Erlebnispark Ziegenhagen
Ziegenberg 3
37217 Witzenhausen
www.erlebnispark-ziegenhagen.de

Alaris Schmetterlingspark
Zur schwarzen Erde
37170 Uslar
www.alaris-schmetterlingspark.de
Tel: 05571 6734

Öffnungszeiten: Vom 1. April bis 24. Oktober täglich von 9.30 bis 17.30 Uhr geöffnet. Außerhalb der niedersächsischen Schulferien montags teilweise Ruhetag. Bitte anfragen. Im Oktober 10 Uhr bis Dämmerung.

PaderKletterPark
Dubelohstraße 100
33102 Paderborn
www.paderkletterpark.de
Mail@kletterpark-gmbh.de

Tel: 05251 87 19 471

 

Reise- und Etappenführer für Wohnmobilreisen

Landvergnügen Deutschland: Der andere Stellplatzführer

„Cool Camping Deutschland: 75 sensationelle Plätze zum Zelten“, Taschenbuch, 25. März 2015

ADAC Campingführer Deutschland und Nordeuropa mit herausnehmbarer Planungskarte Gebundene Ausgabe

Wohnmobiltour durch Nordfrankreich Teil 2: Übernachtung im niederländischen Limburg

mit dem wohnmobil in limburg, niederlande

Wie lange soll es eigentlich noch regnen, fragt sich mein Mann? Wir fahren über Aachen in Richtung holländische Grenze und es plattert die ganze Zeit. Mir ist das Wetter gerade piepsegal. So lange wir fahren müssen und noch nicht in Frankreich sind. Aber ab Frankreich soll es bitte schön warm und sonnig sein!

Van harte welkom om de Niederlanden

Die Landschaft sowie auch die Ortschaften in den Niederlanden sehen aus wie geleckt. Jeder Baum scheint genau an dem Ort gewachsen zu sein, der vorher für ihn bestimmt war. In den großen Erdgeschossfenstern der Klinkerreihenhäuser stehen große Vasen, Stehleuchten oder Kerzenständer. Sie erinnern mich an Schaufensterdekoration von schicken Einrichtungsgeschäften. Die kleinen stylisch bepflanzten Vorgärten streben nach Perfektion. Nirgendwo steht ein Kindertrampolin oder eine Schaukel im Garten. Aber dafür wäre auch gar kein Platz. Vielleicht leben hier nur ältere Paare dessen Kinder bereits lange ausgezogen sind, überlege ich, während wir durch die regennassen Straßen gondeln.

mit dem wohnmobil in limburg, niederlande

Holländisch-orientalisches Campen in Limburg

Nach 423 Kilometern und einigen Hektolitern Regen erreichen wir ohne Stau um 19 Uhr den Campingplatz Oriental bei Limburg in Holland. Was an dem Campingplatz so orientalisch sein soll, erschließt sich uns nicht. Tausend und eine Nacht haben wir anders in Erinnerung. Aber sei es drum. Hauptsache wir bekommen noch einen Stellplatz, ohne dass wir reserviert haben. Viel frei war nicht mehr. Wir sind froh eine Nacht zum Bleiben bekommen zu haben. Nach einigen Stunden Fahrerei ist es schön irgendwo anzukommen und sich entspannen zu können. Allerdings kostet uns der Platz inklusive Kurtaxe und Umweltsteuer 40,55 Euro.

Kaum Motor abgestellt, Strom angeschlossen, Wasser aufgetankt und Gas aufgedreht, packen wir auch schon unsere Badetasche. Wie jetzt? Bei dem Regen schwimmen gehen? Ja genau. Es regnet Katzen und Hunde, aber wir gehen baden. Immer noch besser als Fernsehen zu sehen wie die Leute im Vorzelt gegenüber.

Der relativ sterile und uncharmante, weil geradlinig angelegte, Campingplatz nennt nämlich ein Schwimmbad mit 29 Grad Celsius Wassertemperatur mit auf- und zuklappbaren Dach sein eigen. Zum Glück ist das Dach heute geschlossen. Unsere Kinder lechzen nach Bewegung. Schließlich waren sie lange genug in ihren Autositzen angekettet. Die Kleine rutscht unter Papas wachsamen Auge eine Runde nach der anderen auf der Babyrutsche im Kleinkindbecken und die Große und ich versuchen uns einen Weg durch die tobenden und kreischende bebadehoste Menschenmenge zu erschwimmen, ohne dass uns ein Holländer auf den Kopf springt. Mir fallen fast die Ohren ab, so laut ist es in der Halle.

Wir sind die immer noch in der Umkleidekabine als die Reinigungskräfte im Schwimmbad schon längst am Aufräumen sind. Die Kinder sind nach dem Badespaß guter Dinge und spielen friedlich im Wohnmobil während das Abendessen sich nahezu selbst vorbereitet. Der Gasgrill brutzelt unsere Bratwürste während die Kartoffeln auf dem Gasherd gar werden. Warum kompliziert machen, wenn es auch mal einfach geht?

Adressen und weitere Informationen

Camping Oriental
Rijksweg 6
6325 PETER Berg en Terblijt
Holland
www.campingoriental.nl
Info@campingoriental.nl

GPS: 50°51’36“ N 5°46’26″E

Reise- und Etappenführer für Wohnmobilreisen

„Mit dem Wohnmobil durch die Normandie“ (Womo-Reihe), Taschenbuch

„DuMont direkt Reiseführer Normandie“, Taschenbuch,

„Mit dem Wohnmobil nach Nordfrankreich“ (Womo-Reihe), Taschenbuch,

„Tourenführer Frankreichs Norden mit dem Wohnmobil“,

ADAC Campingführer Südeuropa mit herausnehmbarer Planungskarte

ADAC Stellplatzführer Deutschland/Europa mit zwei herausnehmbaren Planungskarten

Etappenführer France Passion