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Mit dem Wohnmobil nach Paris und Versailles

Bonjour mes amies! Zwölf Jahre ist es her, dass wir den all time favorite, die Nummer Eins der schönsten Städte der Welt besuchten, während in meinem Bauch unser erstes Kind heranwuchs und wir dabei frisch verlobt, ich mit Diamantring bestückt und wir sehr romantisch durch die Stadt der Liebe schlenderten.

Vor zwei Jahren planten wir diese Reise in einer neuen Konstellation und mit einem anderen Vehikel zu wiederholen. Doch ein klitzekleiner Virus, der mit dem unauffälligen Buchstaben C beginnt, kam uns 2020 und auch 2021 dazwischen. Quel malheur!

Über Karlsruhe und Sezanne nach Paris

Diese Ostern hielt uns endlich nichts mehr davon ab, unseren Plan in die Tat umzusetzen, Tochter Nummer eins (bald 12 Jahre) und Tochter Nummer zwei (sehr bald acht Jahre alt) zu schnappen und mit unserem guten alten Wohnmobil, aka Gipsy, von Berlin aus einmal Deutschland in westliche Richtung zu durchqueren und unsere französischen Nachbarn zu besuchen. Auf dem Weg in die elf Millionen Einwohner:innen Stadt machten wir einen Schlenker und Zwischenstopp in Karlsruhe, um unsere Freunde zu treffen, die wir auf unserer Kur im Winter kennengelernt hatten. Danach verbrachten wir noch eine Nacht auf dem städtischen Campingplatz von Sezanne, etwa zwei Autostunden von Paris entfernt. In dem Ort deckten wir uns mit Lebensmitteln und Getränken ein. Unser Glück, dass in Frankreich offenbar am Ostersonntag die Supermärkte geöffnet haben. Insgesamt haben wir mit dem Wohnmobil auf unserer Hinreise etwa 1.220 Kilometer zurückgelegt und dafür zwei Übernachtungen gebraucht, weil wir mit unserem Stopp in Karlsruhe einen kleinen Umweg genommen haben. Auf dem Rückweg nach Berlin haben wir in Köln auf einem Busparkplatz in Köln gestanden, weil der dortige Stellplatz bereits voll war.

Wer kein Wohnmobil hat oder mieten möchte, kann Paris natürlich auch per Bahn, Pkw oder Flugzeug erreichen. Dazu gehört dann allerdings auch das Buchen eines Hotels oder einer Ferienwohnung.

Ist Paris als Reiseziel für Familien mit Kindern geeignet?

Qui/ Ja! Auch wenn uns während der Osterferien vier einhalb Tage für Paris und einen halben Tag für Versailles zur Verfügung standen und das nach relativ viel Zeit für einen Städtetrip klingen mag, mussten wir schauen, wie wir alle Interessen unter einen Hut bekommen. Allerdings fiel uns das nicht allzu schwer, weil der Zeitraum von fast einer Woche Aufenthalt für eine Stadt ausreichend ist und die französischen Hauptstadt bei schönem Frühlingswetter auch viele Möglichkeiten bereit hält um sich als Familie mit Kindern die Zeit zu vertreiben. Natürlich muss man als Eltern wie immer Kompromisse und Deals mit dem Nachwuchs machen. Aber wenn man sich auch auf die Interessen der Kids einlässt, hat man auch Spaß dabei.

Es gibt in Paris viel Grün, so manchen Spielplatz und überall bekommt man schnell etwas auf die Hand zum Essen. Die Menschen begegneten uns hilfsbereit und gastfreundlich. Eine Story aus dem Nähkästchen: als wir beim Arc de Triomph mal einen leckeren Snack für unsere Tochter mit einem relativ großen Geldschein bezahlen wollten, konnte der Verkäufer leider nicht wechseln, woraufhin er uns einlud und partout nicht akzeptieren wollte, dass wir den Geldschein wechseln gehen. Ob das damit etwas zu tun hatte, dass unsere Tochter beim Zubereiten ihres Snacks helfen durfte, weiß ich nicht.

Selbst auf dem Prachtboulevard, den Champs Élysée, findet man einen Supermarkt (Monoprix), wo man das notwendigste einkaufen kann. Restaurants sind, wen wundert es in einer Stadt, die berühmt ist für ihre gehobene Küche, allerdings kostspieliger als in Deutschland. Dafür sind Museen für Kinder sowie junge Erwachsene bis zum 26. Lebensjahr kostenfrei zugänglich. Die regulären Eintrittspreise für Erwachsene in Museen sind ungefähr gleich hoch wie Museen auf ähnlichem Niveau wie in Deutschland. Die Tickets für die großen und bekannten Häuser sollte man online ein paar Tage im Voraus buchen wenn man keine Lust auf Enttäuschungen oder lange Wartezeiten hat.

In Paris kann man sich wie in jeder anderen Großstadt sowohl mit öffentlichen Verkehrsmitteln wie der Metro als auch per Leihfahrrad oder Roller sowie Taxi bequem fortbewegen. Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo hat erfreulicherweise dafür gesorgt, dass es mit Fahrradfahren in Paris ganz prima klappt. Wer sich mehr für dieses Thema interessiert, findet hier mehr Infos.

Obendrein gibt es Busse für Stadtrundfahrten und Ausflugsschiffe (haben wir beides nicht gemacht). Mit dem eigenen Auto in Paris unterwegs zu sein, würde ich sein lassen. Erstens braucht es dafür eine Genehmigung und zweitens erschien uns der Verkehr an den noralgischen Verkehrsknotenpunkten als ziemlich chaotisch.

In Paris haben wir uns überall sicher gefühlt. Natürlich sind wir nicht mit offenen Handtaschen durch die Stadt gelatscht und waren allein schon wegen der Kinder in keinen zwielichtigen Ecken und auch nicht abends unterwegs. Die Polizei ist recht präsent, ohne aufdringlich zu wirken.

Falls du dich fragst, ob wir in Disney World waren, so lautet die direkte Antwort nein. Diesen Besuch heben wir uns für ein anderes Mal gerne auf. Wir haben stattdessen andere Parks und Gärten, tolle Museen sowie berühmte Sehenswürdigkeiten besucht, die ich dir jetzt vorstelle. Aber auch ohne Plan lässt es sich in dieser wunderschönen Stadt einfach überall drauflos spazieren. Man entdeckt überall etwas schönes und überraschendes.

Insgesamt haben wir am Ende doch viel gesehen und ein volles Programm gehabt. Natürlich hatten wir auch nen Reinfall. Aber davon nur einen. Ich wollte unbedingt der Galerie La Fayette Hausmann einen Besuch abstatten. Na klar war die Glaskuppel schön anzusehen und der Ausblick von der Dachterrasse über die Oper bishin zum Eiffelturm toll. Aber mit Kindern? Muss nicht sein. Kein lohnenswerter Ausflug. Das Essen oben war schlechter als an jeder Imbissbude.

Um die Kinder bei Laune zu halten, gab es während unserer Ausflüge viele Pausen mit leckeren Crèpes, erfrischenden Getränken, kleine Souvenirs und ab und zu ein Eis sowie ein Golfcar für den riesigen Schlosspark von Versailles.

Fahrverbote in Paris

Unsere Ankunft planen wir so, dass wir am Wochenende in Paris eintreffen, da in der Umweltzone von Paris das Verbot für alte Dieselwohn- oder Automobile am Wochenende nicht gilt. Werktags dürfen wir zwischen 8 Uhr morgens und 20 Uhr abends nicht durch Paris fahren. Das ist nur mit einer Sondergenehmigung möglich. Dass diese Regelung nötig ist, zeigt der Riesenstau in dem wir während der Anfahrt nach Paris geraten und der immer noch wahnsinnige Autoverkehr, den wir später vom Fahrrad aus beobachten können. Auch Baustellen begegnen uns jede Menge. Mehr Informationen zur Pariser Umweltzone gibt es hier: https://www.france.fr/de/nuetzliche-tipps/umweltzone-paris

Camping de Paris mitten im Stadtwald

Am Rande des weitläufigen Stadtwalds von Paris, im Bois de Bologne, schmiegt sich unser vorab gebuchter Campingplatz namens Camping de Paris an die Seine. Es ist ziemlich voll, als wir am Ostersonntag um die Mittagszeit ankommen und wir sind froh, einen Stellplatz reserviert zu haben. Trotzdem bekommen wir nur einen direkt an der befahrenen Straße Allée du Bord de l‘Eau. Andere waren wohl schneller als wir.

Der Campingplatz gehört zur Kette von City Kamp/ Huttopia, die in Frankreich sehr viele und in Kanada und USA ein paar wenige Campingplätze haben. Diese Kette ist dafür bekannt, dass sie wert auf eine natürliche Umgebung und eine Wohlfühlathmosphäre legen, was in Paris ganz gut gelingt. Schließlich liegt der wirklich sehr idyllische und abwechslungsreiche Stadtwald Bois de Boulogne, der eigentlich aus mehreren ineinander übergehenden Parks besteht, direkt vor der Tür.

Neben etwa 300 Stellplätzen für Wohnmobile und Zelte gibt es auf dem schönen grünen Platz auch einige ganz hübsche kleine hölzerne Bauwagen, so genannte Gipsy Caravans, und größere Cottages zu mieten. Insgesamt stehen drei moderne Sanitäranlagen (insgesamt etwas schmuddelig) eine Wäscherei, ein kleiner Supermarkt (mit Apothekerpreisen), eine Café, ein einfaches Restaurant und ein Spielplatz zur Verfügung. Direkt an der Rezeption gibt es einen kleinen Platz, der nur für Bienen reserviert ist. Um die abgezäunten Bauden summt und brummt es entsprechend. Fahrräder für Erwachsene (normales Rad für 11€ und Elektrobikes 30€ pro Tag) und Kinder (9€ pro Tag) lassen sich auf dem Platz ausleihen. Wer lieber mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, kann sich für wenige Euro pro Person von einem mehrmals pro Tag startenden Bus direkt vom Campingplatz zum nächsten U-Bahnhof fahren lassen.

Für alle Grillfans unter euch: Das Grillen ist vor Ort ist verboten. Für alle Hobbyangler: An die Seine gelangt man von Campingplatz direkt leider nicht. Aber im Bois de Boulogne gibt es einige Seen an denen die Pariser gerne ihre Angelleinen auswerfen.

Unser Ostersonntag in Paris

Nach der Ostereiersuche und Nascherei haben wir große Lust auf Bewegung! Da wir unsere Fahrräder dabei haben, schwingen wir uns auf die Drahtesel, durchqueren den üppigen grünen Stadtwald und fahren direkt zu DEM Wahrzeichen von Paris. Am Ostersonntag haben allerdings Tausende von Tourist:innen aus aller Welt das Bedürfnis auf den 330 Meter hohen Turm von Monsieur Eiffel zu gelangen. Wir haben leider online keine Tickets mehr bekommen, weil diese bereits Wochen vorher ausgebucht waren. Um den Turm herum ist ein Wahnsinnstrubel. Wir können kaum laufen, geschweige denn radeln. Daher lassen wir davon ab und suchen uns einen Tisch in einem süßen kleinen Restaurant in der Umgebung, um dort zur Feier des Tages ein frühes Abendessen zu genießen. Den ersten Tag in Paris lassen wir dann am Arc de Triomphe ausklingen, zu dem man übrigens unterirdisch gelangt. Unten erhält man auch Tickets zum Besteigen des Triumphbogens.

Das Radfahren jenseits des Kreisverkehrs funktioniert dank der steinernen Abgrenzungen auf der Straße ganz gut. Als Radfahrer:in hat man also richtige eigene Spuren. Das Wetter spielt super mit und wir kommen gut durch. Allerdings gibt es auch ein paar brenzlige Stellen in Paris an denen wir gut acht geben müssen. Dennoch werden wir die gesamten folgenden vier Tage, die wir in Paris verbringen, alle Wege mit dem Fahrrad zurücklegen. An manchen Tagen legen wir nur elf an anderen 20 Kilometer zurück.

Unsere Ausflugstipps für den Bois de Boulogne

Der 860 Hektar große Stadtwald ist der Central Park von Paris und befindet sich im Westen außerhalb des Stadtkerns. Er ist tagsüber bei Familien mit Kindern und Joggern sehr beliebt. Bevor hier entspannt werden konnte, wurde hier geballert, denn früher diente er als königliches Jagdgebiet bevor er Mitte des 19. Jahrhunderts nach dem Vorbild des Londoner Hyde Parks im Auftrag von Napoleon III. von Eugène Hausmann als Park umgestaltet wurde. Auf idyllischen Wegen, die kreuz und quer verlaufen, lässt es sich prima spazieren oder radfahren. Hier locken außerdem viele schöne Ausflugsziele wie das als Segelschiff getarnte Austellungshalle Fondation Louis Vuitton, die Fondation Good Planet, der direkt dahinter liegende Vergnügungspark Jardin d’Acclimatation, der romantische Rosengarten La Bagatelle, ein künstlicher Wasserfall, ein See mit Ruderbootverleih und die Pferderennbahnen Hippodrom d‘Auteuil und Hippodrom de Longchamp. Mehr dazu erfährst du weiter unten in meinem Beitrag.

Ab dem frühen Abend beziehen an den Autostraßen, die teilweise durch den Bois de Boulogne führen, allerdings etwas zwielichtige Gestalten ihre Positionen um ihren Geschäften nachzugehen. Abends ist der Park also kein geeignetes Familienausflugsziel.

Vergnügungspark Jardin d’Acclimatation

Wer als Familie einen rundherum schönen Tag erleben möchte, dem möchte ich den Besuch dieses Vergnügungsparks im Bois de Boulogne ans Herz legen. Über 40 sehr liebevoll im Steam Punk Stil gestaltete Attraktionen und Manegen, ein gutes Dutzend Restaurants, Cafés und Imbisse, ein großer Wasserspielplatz (Badesachen oder Wechselkleidung mitnehmen), Picknickwiesen, hunderte Tiere und Vögel (darunter Lamas, Ponys, Pfauen, Ziegen, Schafe und Enten) sowie wunderschön gestaltete Grünanlagen erwarten die Besucher:innen. Unsere Kinder hat der Park sehr gut gefallen und der Tag war sicherlich das Highlight für sie.

Das Tagesticket für 39€ pro Person sowie Einzeltickets für 4€ pro Attraktion zzgl. 7€ Eintrittspreis pro Person bekommt man am Eingang oder online.

Rosengarten La Bagatelle

Wir waren im April noch etwas zu früh in diesem romantischen Rosengarten La Bagatelle, denn die Rosenstöcke mit so manchem lustigen Namen, blühen erst zwischen Juni und Oktober. Dennoch ist der Besuch des Gartens auch außerhalb dieses Zeitraums lohnenswert. Überall überraschte uns entweder ein Pavillon, ein schmuckes Schlösschen oder ein verwunschenes Gartenhaus, eine hübsche Brücke, ein Wasserfall oder gar eine Höhle oder ein Rad schlagender Pfau auf einer blühenden Wiese. Tickets erhält man vor Ort am Kassenhäusschen.

Fondation Louis Vuitton

Kein Schiff, das sich durch ein Meer von Bäumen zu pflügen scheint, sondern vielmehr ein vom amerikanischen Stararchitekten Frank Gehry gestaltetes futuristisches Ausstellungsgebäude mit zwölf Glassegeln erhebt sich seit dem Jahr 2014 im Bois de Boulogne direkt an der Avenue du Mahatma Gandhi. Warum das Ding da steht? Weil Bernard Arnault, ein sehr vermögender Mann und Vorsitzender des Pariser Mode-Koffer-Champagner-Cognac-Luxushauses LVMH, zu dem auch die Marke Louis Vuitton gehört, das Museum in Bilbao von Gehry so cool fand, das er so was auch für Paris haben wollte. Also Gehry anrufen, im Büro quatschen, Auftrag vergeben, ein paar Jahre später Museum eröffnen. So geht das, Leute! Trotzdem hat mir das Guggenheim Museum im spanischen Bilbao, das wir uns vor ein paar Jahren während unseres Wohnmobiltrips durch Nordspanien angesehen haben, weitaus besser gefallen, unter anderem weil wir einfach mehr davon zu sehen bekamen.

Jump, Jump!

Neben der aktuellen Ausstellung „Coming of Age“ zu Ehren und in Erinnerung an den 2021 überraschend an Krebs verstorbenen US-amerikanischen Modedesigner, Virgil Abloh, erster dunkelhäutiger Chefmodedesigner von Louis Vuitton, schwimmt zur großen Freude unserer Kinder eine spektakuläre knallrote Hüpfburg auf einem flachen Wasserbecken direkt am dem Privatmuseen. Das Spielgerät ist nach dem Durchqueren des Museums und erst ab einer Körpergröße von 150 Zentimeter zugänglich. Wer es mit ausgezogenen Schuhen auf die exklusivste Hüpfburg aller Zeiten geschafft hat, kann vor dem großes Logo der Modemarken posen, das über dem Eingang der roten Gummiburg prangt. Instagram und Snapchat lassen grüßen! Unsere große Tochter und ich hatten auf jeden Fall sehr viel Spaß beim Springen!

Der Eintritt in das Galeriegebäude ist kostenfrei. Allerdings empfiehlt es sich unbedingt die Tickets ein bis zwei Tage vorher online zu bestellen, um sich die Kunst aus dem 20. oder 21. Jahrhundert anzusehen. Ansonsten muss man draußen lange Wartezeiten in Kauf nehmen.

Centre de Pompidou

Und nun raus aus dem Bois de Boulogne und mitten rein ins Stadtzentrum: Das Centre de Pompidou liegt im 4. Arrondisseement von Paris und ist gefüllt mit moderner Kunst, dessen großzügiges Foyer aus meiner Sicht bereits ein Besuch wert ist. Hier blinkt und leuchtet es überall und so manches ungewöhnliches Kunstwerk versteckt sich hier. Auch von außen is dieses von George Pompidou, einem ehemaligen französischen Staatspräsidenten, in Auftrag gegebene Haus sehenswert. Denn alles, was normalerweise innen liegt, also Rolltreppen und Rohre, sind hier nach außen verlegt. Deshalb wird es auch La Raffenerie genannt. Von der Rolltreppe aus, blickt man das lebendige Getümmel auf dem Vorplatz.

In der offenen Galerie des ersten Stockwerks konnten sich unsere Kinder im kostenfreien und farbenfrohen Workshop- und Ausstellungsbereich kreativ werden. Danach ging es für uns alle weiter nach oben in die aktuelle Ausstellung von Charles Ray. Auf der Dachterrasse befindet sich übrigens ein schönes Café mit Ausblick auf die Dächer von Paris.

Hierfür hatten wir ausnahmsweise keine Online-Tickets gebucht und sind trotzdem schnell reingekommen. Wer sich dennoch vorher ein Ticket buchen oder sich einfach informieren möchte, wird hier fündig.

Um die Ecke der La Rafferneie gibt es übrigens leckeren Falafel (leider nicht auf Google Maps gefunden)!

Bourse de Commerce

Nicht weit vom Centre de Pompidou, erst im Frühjahr 2021 eröffnet und schon der Star unter den Pariser Ausstellungshäusern ist die ehemalige Warenbörse Bourse de Commerce bzw. die Pinault Collection beim Quartier Les Halles. Der historische Rundbau mit Glaskuppeldach wurde vom japanischen Stararchitekten Tadao Ando im Auftrag des privaten Sammlers Pinault mit viel Sichtbeton umgebaut. Ando hat übrigens bereits unter anderem in Venedig einen schicken Palazzo erfolgreich umgebaut. Unterhalb der Glaskuppel befindet sich ein 140 Meter langes Wandgemälde, das die internationalen französischen Handelsbeziehungen darstellt und das man sowohl aus dem Erdgeschoss als auch von den innen liegenden Balkonen der oberen Etagen betrachten kann. Lustig sind die künstlichen Tauben, die auf der innen liegenden Brüstung sitzen.

Ryan Ganders animatronic mice ist sehr wissbegierig

Besonders gut gefallen hat uns Ryan Ganders weiße Maus, die sich durch eine Wand in der Bourse de Commerce gefuttert hat und uns viele Fragen stellt während wir vor ihr am Boden knien. Charles Ray, hier wie im Centre de Pompidou präsent, konnte uns wiederholt nicht abholen. Aber dafür war die Installation Opera (QM.15) in Form einer holographischen Illusion der Opernsängerin Maria Callas in einem spärlich von roten Lichtspots beleuchteten Raum in der 3. Galerieetage atemberaubend, wenngleich auch etwas gespenstisch. Kleiner Besserwisserhinweis: Die Künstlerin Dominique Gonzalez-Foerster hat für diese Installation bereits 2016 den Preis der Neuen Nationalgalerie in Berlin erhalten. Wenn man lecker speisen möchte, sollte man sich im obersten Stockwerk einen Tisch im Restaurant reservieren. Tickets für die gesamte Pinault Collection kann man online buchen.

Louvre-Museum

Mon Dieu! Zugegebenermaßen ist es im berühmten Louvre-Museum ziemlich warm und voll. Aber was soll ich sagen? Es ist halt der Louvre, ma cherie! Logo gehen wir da mit den Kindern rein! Schließlich hat sich das Louvre-Museum in den letzten Jahren nochmal erweitert und ist immer noch DAS Museum, das man im Leben mindestens einmal gesehen haben sollte.

Um die 7.000 Kunstwerke zu betrachten, bräuchte man mehrere Tage. Natürlich machen wir genau das nicht. Wir folgen ganz schnöde dem Mammon und besuchen die berühmten Damen, also die Mona Lisa, die Venus von Milo, die Nike von Samothrake und die Nymphe Antiope. Die sehr einfach gekleidete Florentinerin mit dem enigmatischen Lächeln, die Mona Lisa, ist wirklich ein überraschend kleines Bild von 77 Zentimetern Höhe und 53 Zentimetern Breite vor dem täglich tausende Besucher:innen schnell ein Bild machen, teilweise ohne das Bild einmal ohne Fotolinse zu betrachten und die Damen einfach nur schnöde abknipsen. Das Bild ist mit Panzerglas sowie zusätzlich durch eine robuste hölzerne Absperrung und einer Museumsmitarbeiterin geschützt. Den Besucheransturm soll eine schlangenförmige Absperrung im Zaum halten. Diese Maßnahmen werden nicht ohne traurigen Grund getroffen: Bereits zwei Male fanden Attentate auf das berühmte Gemälde statt, zuletzt 2009 durch einen Tassenwurf. Ob das an ihrem leichten Silberblick liegt, der rechts am Betrachter vorbei geht und die Betrachter:innen irritiert? 1911 wurde das Bild sogar von einem im Louvre tätigen Glaser, einem Italiener, gestohlen und war für zwei Jahre verschwunden. Der Dieb wollte es an die Uffizien in Florenz für damals 500.000 Lire verkaufen, weil er der Auffassung war, dass das Bild des italienischen Genies Leonardo DaVinci nach Italien gehöre. Dass der französische König Franz I das Bild rechtmäßig vom Maler selbst kaufte, ließ er dabei außer acht.

Diese Geschichten können wir unseren Kindern direkt vor dem reichlich restaurierten Gemälde kaum erzählen, denn von hinten drücken die Leute. Es ist etwas stressig, aber die leicht schelmisch blickenden Augen und das einmalige leicht schiefe Lächeln dieser mehr als fünfhundert Jahre alten ungelifteten alterslosen Frau ohne Extensions ist den Stress allemal wert. Vielleicht haben wir irgendwann im Prado mehr Zeit unseren Kindern die mutmaßliche Gattin eines Florentiner Stoffhändlers zu zeigen, wo ihre älteste Kopie aus der Werkstatt Leonardos hängt.

Zum Schluss schauen wir kurz bei den Fundamenten des Louvre, der vor Versailles das Zuhause der französischen Königsfamilie war, sowie in der ägyptischen Sammlung vorbei bevor wir vom Museumspersonal bereits um 18 Uhr (why?) hinauskomplimentiert werden.

Galerie Rue de Rivoli 59

Nicht weit von der Bourse de Commerce und mitten zwischen Geschäften wie H&M, C&A, Zara und Sephora in der Shoppingstraße Rue de Rivoli sticht ein buntes Haus hervor, das von zahlreichen Künstler:innen als Galerie und Werkstatt genutzt wird und kostenfrei besucht werden kann. Tickets kann man vorher nicht reservieren, man kann einfach hingehen. Über Spenden am Eingang freut man sich natürlich.

Einst residierte in dem Haus in der Rue de Rivoli 59 eine Bank, danach stand es leer, wurde vom Künstler:innen besetzt, die inzwischen darin legal hier leben. Ein ehemaliger Bürgermeister hat ihnen das Haus um das Jahr 2006 herum überschrieben. Es gibt Kunst ganz unterschiedlicher Art (selbst im Treppenhaus) zu bewundern. Man kann sogar bei der Entstehung zusehen (auch spannend für Kinder) und falls gewünscht auch etwas kaufen. Die Künstler:innen stehen auch gerne für Fragen zur Verfügung. Wir finden das Haus sehr sehenswert und erinnert uns an eine Mischung aus dem ehemaligen von Künstler:innen bespielten Tacheles und der Streetart Galerie The Haus in Berlin.

Die Galerie steht von Dienstag bis Sonntag zwischen 13 und 20:30 Uhr offen. Es kann beim Einlass zu Wartezeiten kommen. Mehr Infos gibt es hier.

Eiffelturm

Eigentlich sollte der Eiffelturm 20 Jahre nach der Weltausstellung, also spätestens 1909, wieder abgerissen werden. Zum Glück hat man es sich anders überlegt.

Was wäre eine Reise nach Paris ohne den Besuch des berühmtesten Turms der Welt?

Keine Frage, sie wäre unvollständig. Unsere Kinder wollen unbedingt da rauf! Schließlich sehen sie das 330 Meter hohe Bauwerk auch quasi von überall her in der Stadtteil. Verrückt sich vorzustellen, dass das Ding zuerst alle total blöd fanden als Monsieur Eiffel es ihnen anlässlich der Weltausstellung Ende des 19. Jahrhunderts in die City klotzte, um zu zeigen, was er aus Eisen so schönes bauen kann. Aber es dauerte ja nicht lange bis die Pariser:innen total hin und weg von ihrem Türmsche waren. Kein Wunder, sieht das Ding doch von überallher anders und beeindruckend aus.

Da wir keine online Tickets bekommen hatten, versuchten wir abends gegen 18:30 Uhr unser Glück direkt beim Eiffelturm im 7. Arrondissements der Pariser Innenstadt am nordwestlichen Ende des Champ de Mars und schafften es doch glatt Kombitickets zu ergattern. Das ganze hatte allerdings einen mittelgroßen Haken in Form einer Sporteinlage für uns: Nicht nur das mir verhasste Schlangestehen, nein auch noch nebenbei 745 Stufen hochlaufen in den zweiten Stock und dann erst weiter hoch mit dem bequemen Fahrstuhl! Im Treppenhaus ist es noch ziemlich leer und die Stufen treten sich rasch weg. Aber oben im Fahrstuhl wird es dann ziemlich eng. Wir setzen uns vorsichtshalber FSP2 Masken auf und rücken zusammen. Oben bemerken wir dann erst richtig wie weit OBEN wir eigentlich sind, so klein sind die Häuser und Brücken unter uns. Oh la la! Den angebotenen Champagner mit Kaviar brauchen wir gar nicht, um an der frischen Luft trotz der vielen Touris um uns herum happy zu sein. Die Aussicht belohnt uns für die vielen Stufen! Auf dem Rückweg und damit auch die letzten beiden Etagen per Pedes zittern uns die Beinchen vor Anstrengung.

Pariser Freiheitsstatue

Kein Mainstreamziel: Für mich ehrlich gesagt völlig neu und eine schöne Entdeckung auf dem Weg vom Eiffelturm zurück zu unserer Homebase fanden wir auf einer der Ile de Cygnes auf der Seine als wir über eine Brücke heimwärts radeln. Das nur 11,50 Meter klene Modell für die größere New Yorker Version der Freiheitsstatue wurde in Paris erprobt. Insgesamt gibt es in Paris fünf Freiheitsstatuen zu bestaunen.

Versailles

Zum Ende noch ein „once in a lifetime“ Highlight! Versailles, das etwa 80.000 Einwohner:innen zählende Städtchen, liegt idyllisch umgeben von ausgedehnten Wäldern und nur etwa 20 Kilometer von Paris entfernt. Mit der Bahn ist Versailles gut erreichbar. Wir hingegen parken mit unserem Wohnmobil auf einem Parkplatz (um die 4€ pro Stunde) unweit vom Schloss, weil wir den Ausflug so legen, dass wir danach Richtung Berlin zu düsen können, wo mit dem Schloss Charlottenburg ein etwas bescheideneres Habitat liegt.

Davon, dass an der Stelle des heutigen Barockschlosses ursprünglich mal ein kleines Jagdhaus stand, das zu einem größeren Jagdschloss ausgebaut wurde und verfiel, erinnert uns vor Ort heute nichts mehr. Vor lauter Prunk und Protz der riesigen Schlossanlage de Sonnenkönigs fällt es mir auch in meiner Fantasie schwer mir das vorzustellen. Selbst Erdagan und Putin würden hier neidisch, ich schwöre.

Booom, schackalacka und jetzt kommst du: Mit 2.300 Zimmern auf einer Fläche von 721.206 Quadratmetern soll das Schloss von Versailles wohl das größte der Welt sein. Mein Mann erzählt zwar etwas von einem größeren Schloss in Rumänien aber davon habe ich bisher noch nichts gesehen.

Dabei hatte LUDWIG XIV. es im damaligen Louvre-Palast, dem heutigen Louvre-Museum in Paris, wo er vorher lebte, auch nicht schlecht. Aber warum nicht noch fetter, wenn man es mit den Steuern der armen Bauern nicht finanzieren kann?

Als er Mitte zwanzig war, ließ es der junge und meiner Meinung nach etwas größenwahnsinnige Ludwig in Versailles zu seinem Regierungsantritt 1661 richtig krachen und ein imposantes und kostspieliges Schloss als Zeugnis seiner absoluten Herrschaft erbauen damit auch jeder Idiot kapiert, dass er der aller*** unter der Sonne ist.

Nicht weniger als zeitweise bis zu 30.000 Arbeiter und 6.000 Pferde waren nötig um den Bau zu ermöglichen. Damit hat er sicherlich alle Pharaos mitsamt ihren Pyramiden in den Schatten gestellt. Umgerechnet etwa 100 Millionen Euro, etwa 25 Millionen Livre, das damalige Jahreseinkommen der Krone, hat das Schloss an Geld verschlungen. Dabei wurde beim Bau sparsam vorgegangen, in Friedenszeiten wurde die Armee beim Bau herangezogen, es gab zahlreiche Tote und Verletzte, was sich dann auch an der Bauqualität rächte. Teilweise sank das Schloss in dem feinen Sand ein, Kamine zogen nicht richtig, die Fenster schlossen nicht, so dass es im Winter sehr ungemütlich wurde. Sanitäranlagen gab es so gut wie keine. Dafür sollte die Show funktionieren: An Gold, Spiegeln, Stuck, Seidentapeten, Deckengemälden und sonstigen teuren Zierrat wurde nicht gespart, so viel kann sogar ich erkennen. Außerdem wurden systematisch Menagerien für verschiedene Tierarten angelegt, die später zum Vorbild für Zooologische Gärten wurden. Auch wissenschaftliche Experimente fanden statt, was man auch anhand eines ausgestellten Gemäldes erkennen kann, auf dem beiläufig drapiertes Werkzeug abgebildet ist. Zum Unglück unserer Kinder wird im Schloss leider kein aristokratisches Spielzeug ausgestellt, obwohl an die 19 Kinder dort auf die Welt kamen.

Um sich das gesamte Schloss, die weiteren und später errichtetem Gebäude wie „Grand Trianon“ und „Petit Trianon“ sowie die barocke Parkanlage mit seinen vielen Brunnen und 75.000 Bäumen, inklusive dem künstlichen Weiler im Stil eines normannischen Dorfes von der später geköpften Marie Antoinette anzusehen, kann sich man sicherlich mehrere Tage Zeit nehmen. Wir haben leider nur einen viertel Tag zur Verfügung, was in Anbetracht des Ausmaßes des ganzen lächerlich erscheinen mag. Deshalb begnügt sich unser Besuch nur auf das Schloss und einen Teil des Parks, den wir mit einem Golf Caddy abfahren. Ich hätte ehrlich gesagt vorher nicht gedacht, das ich jemals zum Besuch eines Parks eine solche Rentnerkarre besteige, aber auch ich lerne nie aus. Der ab 24 Jahren fahrbare Untersatz ist wirklich praktisch, was sag ich, tagesrettend, um die Kinder bei Laune zu halten und um zwischendurch einen Stopp im Café oder für eine Tour mit dem Ruderboot auf einem großen künstlichen royalen Gewässer zu unternehmen. Die befahrbaren Routen sind vorgegeben, wenn man Sehenswürdigkeiten außerhalb des Rundwegs besuchen möchte, muss man anhalten und aussteigen. Bis zu vier Personen haben darin Platz. Pro Stunde kostet es königliche 39 Goldtaler und jede weitere Viertelstunde etwa 9€. Aber entre nous, man ist ja auch nicht alle Tage zu Gast im Reich des Sonnenkönigs, n‘est ce-pas?

By the way: Die Eintrittstickets sind unbedingt im Vorhinein online zu kaufen. Die Preise variieren jenachdem, ob an dem Besuchstag Brunnenshows stattfinden oder nicht.

Reiseführer

In diesem Jahr ist im DuMont Verlag dieser Reiseführer erschienen.

Sommerurlaub mit dem Wohnmobil – die wichtigsten Infos zur Vorbereitung

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Wir haben bereits diverse Varianten an Urlaubsdomizilen durchprobiert: Ferienhaus, Ferienwohnung, Hotel, AirBnB, Zelten, Floß, Kajak oder (zum Schluss wird es ganz exotisch) das eigene Zuhause. Seit Herbst/ Winter 2014 nennen wir ein rollendes Ferienhaus unser eigen und genießen mit den Kindern gemeinsam diese mobile Freiheit durch Europa zu reisen. Wir haben mit unserem gebraucht gekauften Wohnmobil mittlerweile mehrere zehntausend Kilometer zurück gelegt und zehn Länder bereist. Über unsere Roadtrips durch Südschweden, Nordspanien sowie die französische Normandie, Südfrankreich, die griechische Halbinsel Peloponnes Ostseite und Westseite und diverse Destinationen in Deutschland haben wir in diesem Blog bereits berichtet und hoffen, dass wir Euch beim Lesen ein paar Inspirationen mit auf den Reiseweg geben können.

Der größte Vorteil eines Wohnwagens oder eines Wohnmobils aus unserer Sicht die Flexibilität überall dorthin fahren zu können, wohin es einen aufgrund der Wetterlage, der Landschaft oder aufgrund aktueller Veranstaltungen gerade hinzieht.

Wenn Ihr für die Sommerferien einen Wohnmobil in Betracht zieht oder schon plant, möchten wir Euch hier einige Tipps zur Vorbereitung geben, was Campingplätze, Rabattkarten, Wetter und Navigationsapps und betrifft.

Campingplatz 1×1

Campingplätze

Die größten Campingverzeichnisse wie ADAC (es gibt auch ein Verzeichnis in Buchform vom ADAC), ACSI, camping.info sind eine gute erste Informationsanlaufstelle.
Je nach Qualität der Campingplätze, die wie bei Hotels mit Sternen erkennbar sind, fallen unterschiedliche Kosten an. Ein 3-Sterne-Campingplatz kostet zwischen 25 und 30 Euro, wo hingehen ein 4- bis 5-Sterne-Platz Euch um die 50 Euro pro Nacht kosten darf und Strom und Wasser extra kosten.

Preise

Vallon-Pont-d’Arc, Ardèche, Frankreich

Die Preise variieren außerdem je nach Saison und manchmal auch je nach Lage des Stellplatz (direkt am Meer oder Strand ist manchmal teurer). Üblich ist, dass neben der Stellplatzgebühr eine zusätzliche Gebühr pro Person und ggf. Haustier sowie für Strom (nach Kilowattstunde oder üblicherweise pauschal 4 bis 5 Euro) fällig wird. By the way: Da es europaweit zwei Arten von Stromanschlüssen gibt, ist ein Campingstromadapter-Zweierset sehr praktisch.
Die Benutzung der Sanitärgebäude sowie das Auffüllen des Wassertanks ist meist im Preis inklusive.

Reservierung

Die besten Stellplätze sind heiss begehrt

Anders als im Hotel braucht Ihr auf Campingplätzen keinen Stellplatz reservieren, wenn Ihr plant, nur kurz zu bleiben. Plant Ihr allerdings in der Hauptreisezeit an einem Hotspot wie zum Beispiel direkt am Meer oder an einem See zu stehen, dann solltet Ihr auf jeden Fall langfristig vorher reservieren. Ob für die prominentesten Stellplätze eine Mindestaufenthaltsdauer besteht, könnt Ihr vorab individuell erfragen. Wenn Ihr erst abends anreist, empfehlen wir Euch dringend vorher anzurufen. Nicht immer sind die Plätze abends noch geöffnet. Manchmal gibt es aber die Möglichkeit, sich einen Code für einen Schlüsselsafe geben zu lassen, um doch noch anreisen zu können, wie wir es kürzlich auf Usedom gemacht haben.

Ankunft

Der frühe Camper fängt den besten Stellplatz

Vor dem Campingplatz bzw. vor der Rezeption gibt es meist einem markierten Parkplatz auf dem Ihr halten könnt, um Euch an der Rezeption anzumelden. Den Campingplatz könnt Ihr Euch somit in Ruhe anschauen, um zu prüfen, ob er Euch gefällt.
Gegen Vorlage Eures Personalausweises oder Reisepasses werdet Ihr registriert und erhaltet meist eine Chipkarte für die Schranke und die Sanitärgebäude sowie einen Stellplatz- bzw. Lageplan. Am besten erfragt Ihr gleich beim Einchecken, ob Bar- oder auch Kartenzahlung möglich ist. Auf manchen Stellplätzen könnt Ihr gleich bei der Ankunft Brötchen für den Folgetag bestellen, was wir persönlich sehr gerne nutzen. Den Stellplatz dürft Ihr Euch sich meist selbst aussuchen, falls genügend Kapazitäten frei sind. Allerdings gibt es für Dauercamper und Reisecamper oftmals unterschiedliche Stellplätze. Diese sind im Lageplan markiert. Dort steht auch, wo Ihr das Abwasser los werdet und das Chemieklo entleeren könnt.

Rabatte

Camping an Bord einer Fähre Richtung Patras, Griechenland

Rabattkarten können sich für Euch je nach Reiseland, Reisezeit und Anzahl der Mitreisenden lohnen. Ob Rabattkarten akzeptiert werden, könnt Ihr auf der jeweiligen Website, vor Ort anhand einer Abbildung der jeweiligen Karte meist erkennen oder es an der Rezeption erfragen. Manche Rabattkarten gelten praktischerweise als Ausweis-Ersatzdokument an der Rezeption des Campingplatzes. Achtet unbedingt darauf, das Eure persönlichen Angaben auf der Karte richtig eingetragen sind. Falls nicht, verliert sie normalerweise direkt ihre Gültigkeit, weil Ihr Euch mit einer falschen Identität ausgeben könntet. Die Auslieferung mancher Rabattkarten dauert etwas länger, deshalb bestellt diese rechtzeitig vor Eurer Abreise.

Welche Rabattkarten gibt es?

Es gibt natürlich mehr als ein bis drei solcher Rabattkarten. Deshalb lohnt es sich für Euch Informationen über die jeweiligen Preisrabattsysteme und beteiligten Länder einzuholen, da sie je nach Karte durchaus variieren

Camping Key Europe

Die Camping Key Europe (CKE) eignet sich besonders für Camper die gerne ins Ausland reisen. Circa 3.000 Campingplätze sind Partner der Karte. Sie gilt auch für manche Fährtickets. Sie ist beim ADAC erhältlich. In manchen skandinavischen Ländern ist diese Karte Pflicht. Die Karte kann man vorab bestellen oder notfalls an der Rezeption des Campingplatzes kaufen. Die Bestellung läuft online auf einer ADAC Website.

ACSI Card

Die ACSI Card lohnt sich für Camper, die in der Nebensaison reisen. Sie gilt zwar nur in der Nebensaison, aber welchen Zeitraum eine Nebensaison umfasst, ist individuell je nach Campingplatz sehr unterschiedlich. Sie gilt für 9.900 Campingplätze. Passend zur ACSI Card erhält man einen Stellplatz- oder Campingplatzführer für Deutschland oder Europa. Hier geht es zur direkten Bestellung der ACSI Campingplatz Europa Card über Amazon: https://amzn.to/2JapngS

ADAC Rabattkarte

Parallel zum jährlich neu erscheinenden ADAC Stell- und Campingplatzführer, gibt es auch die ADAC Rabattkarte. Die mobile Version dieser ADAC Campingkarte ist als App erhältlich, mit der man die passende Rabattkarte mobil auf seinem Handy speichern kann. Die ADAC Camping App findet ihr hier: https://www.adac.de/produkte/apps/campingfuehrer/
Hier könnt Ihr den ADAC Stell und Campingplatzführer online entweder hier https://www.pincamp.de/produkte/adac-camping-und-stellplatzfuehrer/print-produkte oder hier https://amzn.to/2DNri7A bestellen.

Camping Card International

Außerdem gibt es die Camping Card International vom Auto Club Europas für deutsche Nutzer. Hier geht es zur allgemeinen Homepage der Camping Card International (CCI): https://campingcardinternational.com/de/uber-cci/der-karte-camping-card-international/, plus weitere Informationen für deutsche Nutzer: Auto Club Europa – CCI Campingkarte: https://www.ace.de/vorteile/reise-freizeit/cci-card/

Mein Platz

Die Bonuskarte von „Mein Platz“ von Pro Mobil bietet grundsätzlich einen guten, kostenlosen Stellplatzführer mit vielen Informationen. Hier gelangt ihr zu den allgemeinen „Mein Platz“ Informationen Mein Platz Homepage und dies ist der direkte Link zu zur Bestellung der Mein Platz Bonuskarte

Landvergnügen und France Passion

Landvergnügen ist mehr ein Stellplatzführer als eine Campingkarte und fällt aus dem üblichen Rahmen. Im Landvergnügen Atlas befindet sich eine Vignette fürs Wohnmobil, diese klebt Ihr Euch vorne in die Windschutzscheibe. In dem Buch ist eine nach Regionen geordnete Übersicht von Bauernhofstellplätzen in Deutschland, auf welchen Ihr dank der Vignette „kostenlos“ stehen dürft. Wenn Ihr den Landvergnügen Stellplatzführer gekauft habt, sucht Euch in dem Buch einen für euch passenden Bauernhof, Weinhof aus, ruft diesen ggf. vorher an (ob das jeweils nötig ist, steht in dem Buch), fahrt diesen an und dürft dann EINE NACHT kostenlos auf diesem Bauernhof stehen. Der besondere Charme an den Stellplätzen ist, dass dort oft selbst produzierte Lebensmittel bzw. selbst angebautes Obst oder Gemüse und Getränke verkauft werden. Der Kauf ist nicht verpflichtend, aber wir freuen uns immer, wenn wir regionale Leckereien erstehen können.
Allerdings eignen sich diese Stellplätze eher für Wohnmobile mit einem eigenen WC, da nicht immer welche vor Ort für Gäste zur Verfügung stehen (irgendwo auf dem Grudnstück hinter den Busch zu pinkeln, geht gar nicht!). Welche Services wie WC, Frischwasser, Strom, Speis & Trank, Freizeitangebote etc. jeweils zur Verfügung stehen, erkennt Ihr im Stellplatzführer anhand von Symbolen. Die Bestellung des Landvergnügen Stellplatzführers inkl. Vignette ist bei Amazon oder auf der Landvergnügen Website möglich: https://landvergnuegen.com

Für Frankreich gibt es bereits länger einen ähnlichen Etappenführer, der circa 2.000 kostenfreie Stellplätze bei Winzern, Landwirten und handwerklichen Betrieben für Wohnmobile vorstellt. Wir sind damit während unserer ersten Wohnmobilreise sicher und gerne unterwegs gewesen: https://www.france-passion.com/de/

Deutsche-Camping-Club

Das Pendant zum ADAC ist der Deutsche-Camping-Club. Bei dem DCC handelt es sich weniger um ein Rabattsystem, sondern um einen Camping Verein, der sich „der Förderung der Campingbewegung in Deutschland und Europa“ als Ziel gesetzt hat. Die Mitgliedschaft im deutschen Camping Club kostet eine Jahresgebühr von 46 Euro und gilt pro Ehepaar bzw. pro Familie. Zudem gibt es eine extra DCC Mitgliedschaft für junge Erwachsene zwischen 18-21 Jahren, die sehr viel preiswerter ist. Hier gibt es weitere Infos zum DCC: http://www.camping-club.de/der-club/leistungen/leistungen-weitere-infos/

Plant Ihr eine Tour durch Großbritannien? In GB sind vor allem die kostenlose „Best of British“ (boB) Membercard und die „Camping & Caravanning Club Card“ für 30 Euro weit verbreitet.

Tempolimits, Straßengebühren und freies Camping für Wohnmobile

Warten auf die Fähre am Hafen von Ancona

„Mein Maserati fährt 310…“ Von solch einer Geschwindigkeit seid Ihr mit einem Wohnmobil weit entfernt. Wer am liebsten durch die Landschaft rast, sollte also lieber ein anderes Gefährt wählen. Der Großteil aller in Deutschland produzierten Wohnmobile liegt unter einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen. Für diese Reisemobile gelten dieselben Tempolimits wie beim Auto. Die Tempolimits für Reisemobile über 3,5 Tonnen sind in der nachfolgenden Tabelle aufbereitet. Außerdem seht Ihr in der selben Tabelle, in welchen Ländern Europas Maut bzw. Straßengebühren anfallen und wo das Campen im öffentlichen Raum oder auf privaten Grund erlaubt ist und wo nicht: https://www.caravaning-info.de/artikel/tempolimits/

Campingmobile mieten

Festung Methoni, Peloponnes

Wer sich ein Reisemobil erst einmal mieten und nicht gleich kaufen möchte, kann sich auf diesen Portalen informieren und mieten: Campanda oder Rent and Travel und zum Beispiel bei Paul Camper

Campingmobile pflegen

Camping gegenüber der Lagune von Venedig

Wie macht man ein Wohnmobil, Camper oder Wohnwagen nach der Winterpause fit für den Urlaub? Wir haben hier unsere gesammelten Tipps veröffentlicht: https://www.stadtwaldkind.de/reise-und-ausflugstipps/wie-macht-man-ein-wohnmobil-camper-oder-wohnwagen-nach-der-winterpause-fit-fuer-den-urlaub/

Navigation

Wo sind wir?

Google Maps (kostenfrei): Benötigte Länderkarten lassen sich per Wlan Verbindung downloaden oder bei guter mobiler Internetverbindung online nutzen. Wir haben das bereits genutzt und finden es praktisch.

Where (kostenfrei): Karten muss man vorab downloaden. Auch diese App nutzen wir gerne.

Viamichelin.de: kostenfreie detaillierte Informationen, hilft bei der Planung

Wetter

Nordspanien kann im Sommer auch kühl und feucht sein…

Wetter Online: mit Regenradar, berechnet die Wolkenbewegungen und gibt eine 24 Stunden Prognose ab. https://www.wetteronline.de

Meteox.de: Die App heißt Niederschlagsradar (App Store) bzw. NiederschlagsRadar.de (Google Play). http://meteox.de/h.aspx?r=&jaar=-3&soort=loop1uur

WeatherPro: Diese App von der MeteoGroup zeigt eine 7-Tage-Vorhersage mit aufgeschlüsselten 3-stündlichen Daten-Intervallen, kostet 0,99 Euro: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.mg.android.free&hl=de

The Weather Channel: kostenlose Vorhersagungen (15 Tage-Vorhersage), Radar & Unwetterwarnungen, Luftverschmutzung. https://the-weather-channel.de.uptodown.com/android

Rain today: kostenloser Echtzeit-Regenwarner. https://play.google.com/store/apps/details?id=com.mg.raintoday&hl=de

Packliste

Pacliste für Wohnmobil urlaub, campingurlaub, sommerferien, ferien, reisen, camper, familienurlaib in europa

An dieser Stelle möchten wir Euch unsere Packliste vorstellen. Am Ende haben wir selbts gestaunt, was wir so alles dabei haben. Solch eine Liste ist immer hilfreich, damit man nichts vergisst. Aber natürlich hat unsere Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder aber es sind Sachen dabei, die Ihr absolut unnötig findet. Schaut sie Euch einfach mal an und entscheidet selbst, was Ihr weglassen oder ergänzen würdet:

Hilfreiche Wohnmobil-Bücher zur Vorbereitung

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Wir haben uns zum Einstimmen und Informieren vorab einige Sachbücher zum Thema Wohnmobile besorgt. Schaut mal rein, welche Euch interessieren:

Wohnmobile selbst ausbauen und optimieren: 1000 Tipps und Tricks für alle Wohnmobil-Selbstausbauer und Wohnmobil-Optimierer

Praxis-Handbuch: Wohnmobil für Einsteiger. Ausrüstungs- und Tourentipps für Wohnmobilneulinge. Fachwissen und Tipps für Ihren (ersten) Wohnmobilurlaub

Reise Know-How Wohnmobil-Handbuch: Anschaffung, Ausstattung, Technik, Reisevorbereitung, Tipps für unterwegs

Unterwegs zuhause: Mit dem Wohnmobil durch Europa

Mit dem Wohnmobil durch Nordfrankreich und die Normandie

mit dem wohnmobil durch Nordfrankreich Strand von Dunkerque

Unsere diesjährigen Sommerferien haben meine Familie und ich in Nordfrankreich verbracht. Wir sind mit unserem Wohnmobil dorthin gefahren und hatten eine aufregende und tolle Zeit zusammen.
Von den drei Wochen, die wir gemeinsam in Nordfrankreich unterwegs waren, möchte ich Euch in der nächsten Zeit erzählen. Ich stelle Euch unsere Etappenziele peut à peut so vor, wie wir sie erlebt haben. Heute werde ich Euch zunächst unsere Gesamtroute vorstellen und unsere exorbitante Packliste (am Ende des Beitrages bei Adressen und weitere Informationen) verraten, die vielleicht dem ein oder anderen nützlich sein könnte.

Warum haben wir uns für Nordfrankreich als Ziel für einen Familienurlaub entschieden?

Nordfrankreich ist unter Wohnmobilisten weniger bekannt als beispielsweise Südfrankreich, welches wir letztes Jahr bereits mit unserem Haus aus vier Rädern besuchten. Den meisten ist diese Region sicherlich erst durch den französischen Erfolgsfilm von und mit Dany Boon „Willkommen bei den Sch’tis“ näher gebracht worden.

Was bietet der Norden Frankreichs?

Zunächst einmal ist da das Meer, die Küste, zu nennen. Die nordöstlichste Region Frankreichs, Nord-Pas-de-Calais, bzw. neuerdings Hauts-de-France genannt, wartet mit dem Küstenstreifen des Ärmelkanals Côte d’Opale (Opalküste) auf. Die Großstadt und meist belagerste Stadt Frankreichs, Lille, beeindruckt mit ihrer schönen Altstadt mit vielen kleinen feinen Geschäften und tollen Museen auf. Auch das gebeutelte ehemalige Grubenrevierstädtchen Lens wartet mit einer großen Überraschung, einem Pariser Ableger des Louvre-Museums auf. Und die Universitätsstadt Amiens im Départmenet Somme, das ebenfalls zur Region Hauts-de-France gehört, bezaubert mit dem Quartier Saint Leu und beeindruckt mit der größten Kathedrale Frankreichs sowie dem Jules Verne Museum.

Die sehr bekannte weiter westlich gelegene Region Normandie schmückt sich mit der Côte d’Albâtre (Alabasterküste) und breiten Sandstrände mit teilweise bis zu 100 Meter hohen alabasterfarbenen Steilklippen und romantisch wilden Küstenorten.

In Nordfrankreich gibt es eine Vielzahl an schönen Stellplätzen, tollen Campingplätzen sowie Ausflugszielen für einen Familienurlaub.

Unsere Route mit dem Wohnmobil durch Nordfrankreich

Aber nun ganz von vorne. Unsere Route führte uns zuerst durch Niedersachsen und Hessen. Nach der ersten (recht kühlen) Nacht auf einem familienfreundlichen Campingplatz im märchenhaften Niemetal ging es nach Holland. Nach einem Stadtbummel durch Maastricht durchquerten wir Belgien. Als wir endlich französischen Boden unter den Füßen hatten, lagen bereits zwei anstrengende Fahrtage hinter uns.

In Nord-Pas-de-Calais verbringen wir unsere Nacht mitten auf dem platten Land in Houplines, das bei Lens und Lille liegt. In Lens machen wir wie gesagt den Louvre unsicher und in Lille lassen wir uns durch die Gassen treiben. Danach führt uns der Weg zum Ärmelkanal in die Region Audruicq Oye-Plage. Hier haben wir unseren ersten kleinen Unfall mit dem Wohnmobil. Aber davon ein andern mal. Oye-Plage: Das heißt für uns vor allem Durchatmen und Erholen. Unser Programm besteht aus Fahrradtouren und Drachensteigen am breiten langen Sandstrand. Herrlich! Zwischendurch erinnern immer wieder alte Bunker und zahlreiche Friedhöfe an die dramatischen Ereignisse im 20. Jahrhundert.

Bouogne sur Mer
Nach ein paar entspannten Tagen zieht es uns westwärts in die sehr gegensätzliche Hafenstadt Boulogne-sur-Mer, wo wir auf einer mittelalterlichen Stadtmauer spazieren, während unter uns der Rummel tobt, wir einen Garten der fünf Sinne erforschen und des nächtens auf dem Dach des Wohnmobils Skylaternen bei ihrem Flug über dem Meer beobachten.  Danach genießen wir ein paar Tage den luxuriösen Campingplatz auf dem Terrain eines ehemaligen Schlossparks bei Saint Valery sur Somme. Ab dem bezaubernden Ort Veules-les-Roses sind wir – voilà – in der Normandie! Austern kaufen am Meer und diese mit einem Schuss Zitrone im Wohnmobil verspeisen, während es draußen leicht regnet und sich ein Regenbogen ab Himmel abzeichnet. Was könnte schöner sein? Die Fahrt am nächsten Tag mit der Schrägseilbahn durch die Kalksteinfelsen bis hinunter zum brausenden Meer von Tréport wird uns sicherlich auch noch lange im Gedächtnis bleiben.

Les Falaises in Etretat, Frankreich
Den staksigen Felsnadeln in Etrétat statten wir anschließend natürlich auch einen Besuch ab. Sehr beeindruckende Bucht trotz der vielen Touristen. Kaiserin Sissi wusste schon genau, warum sie einst hier baden wollte. In der Region Calvados nächtigen wir auf dem Grund einer Cidre und Calvados Brennerei, wie es sich gehört. Neben den gepflegtesten Kühen und den hübschesten Apfelbäumen, die wir je gesehen haben, kommen wir nicht umhin, den ein oder anderen guten Tropfen zu genießen.
Mit derartig vielen verschiedenen Eindrücken aufgeladen, erdet uns der berüchtigte Utah Beach vollkommen. Eine sehr karge sichelförmige Bucht empfängt uns unter einem strahlend blauen Himmel. Und es ist endlich richtig warm! Dort, wo am D-Day, den 6. Juni 1944, um kurz nach Mitternacht die ersten amerikanischen Soldaten in Frankreich anlandeten und damit eine der größten Militäroperationen der Geschichte einleiteten, von der damals niemand sicher war, dass sie gelingen würde, ist noch jede Menge Geschichte sichtbar und erlebbar. Gleichzeitig finden wir dort die schönsten Muscheln allerzeiten und verbringen wir einige sehr schöne Tage auf einem idyllischen Campingplatz direkt an diesem Strand.

Etretat in Nordfrankreich

Nach diesem Highlight kehren wir in östliche Richtung um. Honfleur, das alte Fischerstädtchen an der Seine, in dem heute zahlreiche Künstler leben, bezaubert uns (der Campingplatz weniger). Das dortige Erik Satie Museum bietet eine der schrägsten Ausstellungen, die ich seit langem gesehen habe.
Zurück über die Seine-Brücke, an Le Havre vorbei und ab in die Picardie. Ach, Amiens. Schwer diese schöne Stadt in Worte zu fassen. Es ist der heißeste Tag während unseres Urlaubs und wir stapften tapfer über das glühende Straßenpflaster. Gäbe es nicht die riesige gotische Kathedrale, ich glaube, wir wären verglüht. Das Jule Vernes Museum ist ein Kleinod im wahrsten Sinne des Worte. Für Kinder ist vor allem der Dachboden interessant…

Bei Dunkerque, wieder ganz im Nordosten Frankreichs, in Nord-pas-de-Calais, angelangt, überrascht uns der fantastische Strand. Die Kinder toben im warmen Meer in das man schier endlos hinein laufen kann, ohne dass es merklich tiefer wird. Mehr zur Stadt Dunkerque erfahrt ihr später.

In Holland ist es wieder kühler und es nieselt. Wie bereits auf der Hinfahrt. Wie besuchen Verwandte und es wird deshalb doch noch schön. Unsere letzte Nacht im Wohnmobil verbringen wir bei Bremen auf einem super Campingplatz, der mitten in der Woche in der Nachsaison gespenstisch leer ist.

Sommerferien in Frankreich

Übersicht und links zu den Etappen

  1. Etappe: Übernachtung im hessischen Niemetal
  2. Etappe: Übernachtung im niederländischen Limburg
  3. Etappe: Unterwegs in Limburg, Maastricht und Houplines
  4. Etappe: Lille & Lens
  5. Etappe: Erholung im Naturschutzgebiet Platier d’Oye in der Region Hauts-de-France
  6. Etappe: Teil 1: Radtour in der Region Hauts-de-France Teil 2: Zu den Mahnmalen des 2. Weltkriegs und unterwegs in Boulogne-sur-Mer
  7. Etappe: An der Somme-Bucht
  8. Etappe: Normandie wir kommen
  9. Etappe: Les Falaises in Étretat, über die Seine und dann nach Calvados in der Basse Normandie
  10. Etappe: Utah Beach, unser westlichstes Etappenziel
  11. Etappe: Hafenstadt Honfleur in der Normandie
  12. Etappe: Unter bunten Lampenschirmen in Amiens unterwegs
  13. Etappe: Zum Mittelpunkt der Erde in Amiens und dann abtauchen in Dunkerque
  14. Etappe: Kulturradtour mit Kindern durch Dunkerque

 

Weitere Informationen

Packliste

Unsere umfangreiche Packliste für einen mehrwöchigen Wohnmobilurlaub mit Kindern als PDF-Datei zum Download: Packliste fuer eine mehrwoechige Wohnmobiltour

Wohnmobilzubehör

Berger Camping & Freizeit

Reise- und Etappenführer für Wohnmobilreisen

Für Frankreich

„Mit dem Wohnmobil durch die Normandie“ (Womo-Reihe), Taschenbuch

„DuMont direkt Reiseführer Normandie“, Taschenbuch,

„Mit dem Wohnmobil nach Nordfrankreich“ (Womo-Reihe), Taschenbuch,

„Tourenführer Frankreichs Norden mit dem Wohnmobil“,

ADAC Campingführer Südeuropa mit herausnehmbarer Planungskarte

ADAC Stellplatzführer Deutschland/Europa mit zwei herausnehmbaren Planungskarten

Etappenführer France Passion

 

Für Deutschland

ADAC Campingführer Deutschland und Nordeuropa 2016: mit herausnehmbarer Planungskarte Gebundene Ausgabe – 7. Januar 2016

„Cool Camping Deutschland: 75 sensationelle Plätze zum Zelten“, Taschenbuch, 25. März 2015

Landvergnügen Deutschland: Der andere Stellplatzführer

Filme

Sehr lustiger Film, um sich auf Nordfrankreich einzustimmen:

Willkommen bei den Sch’tis

Wohnmobiltour durch Nordfrankreich Teil 3: Unterwegs in Limburg, Maastricht und Houplines

Ankommen mit dem Wohnmobil in Nordfrankreich

Luxus-Frühstück im Wohnmobil

Campen und Wohnmobilfahren macht bekanntermaßen hungrig. Das trifft auch auf uns zu, die gerade auf einem holländischen Campingplatz erwachen und schon voller Vorfreude an Nordfrankreich denken.

Zum Frühstück etwas ganz leichtes gefällig? Die noch in Berlin gekauften Pfifferlinge müssen verbraucht werden. Also bereite ich in der kleinen Wohnmobilküche ein Omelette mit Pfifferlinge und Zwiebeln zu. Das ist natürlich kein leichtes Frühtück, die Ironie meiner Überschrift habt Ihr sicherlich durchschaut. Mmmh, wie das Omelette duftet! Obwohl mein Mann Bauchschmerzen hat und deshalb sogar nachts lange wach lag, kann er einem Brötchen mit dem Spezial Omelette nicht widerstehen. Auch ich habe nicht so gut geruht. Die Kinder sind des nächtens zu mir auf die ausgeklappte Sitzecke herunter getragen worden bzw. selbst runter geklettert während mein Mann in den Alkoven flüchtete. Also habe ich die Nacht zum einen damit zugebracht unsere Große vor dem Runterfallen aus dem, wenn auch nur circa 40 Zentimeter hohen, Bett zu bewahren und zum anderen, die Kleine aus der Ritze zwischen Wohnmobilwand und verrutschen Matratzentopper zu ziehen. So unentspannt kann dieses Campen auch mal sein. Ich gebe es ja gerne zu. Aber das gleiche passiert sicherlich nachts vielen Eltern in ihrem richtigen Bett auch, oder? Gebt es doch ruhig zu. Aber die andauernden Bauchschmerzen meines Mannes machen mir nun auch noch Sorgen. Ansonsten hat er nie Magenprobleme. Außerdem hat er stets das gleiche gegessen wie ich.

Obwohl es schon längst nicht mehr regnet wie am Vortag, sieht der Campingplatz Oriental bei Limburg mit seinen in Reih und Glied stehenden Wohnmobile und Zelten immer noch nicht orientalisch aus. Der Abschied fällt uns entsprechend kaum schwer. Wir wollen endlich ins Land der Croissants, Baguettes und des guten Weins! Hoffentlich brauchen wir nicht mehr so lange nach Frankreich.

Bummeln und Eisessen in Maastricht

Zwischenstopp mit Eisessen und Shopping in Maastricht

Doch bevor wir die Grande Nation besuchen, machen wir noch einen Abstecher ins nahe bei Limburg gelegene Maastricht. Die bekannte Universitätstadt ist eine der ältesten Hollands und soll eine lebendige Kulturszene haben. In einer Seitenstraße nahe des kompakten Stadtzentrums finden wir einen Parkplatz mit Parkuhr, wo wir unser großes Gefährt abstellen können. Die Altstadt ist hübsch und es herrscht wenig Autoverkehr, so dass wir mit den Kindern in Ruhe durch die Gassen und zur gotischen Kirche Sint Janskerk schlendern können. Drinnen duftet es herrlich nach Weihrauch und Kerzen leuchten. Unsere Kleinste fragt bei dem Anblick neugierig „Geburtstag?“. Bevor sie die Kerzen runterreißt, weil es keinen Geburtstagskuchen gibt, nehmen wir lieber reisaus.

Mein Mann schleppt sich mühsam voran bis er sich am Hauptplatz in einem der alle um die Mittagszeit gut gefüllten Cafés einen Kräutertee bestellen kann. Derweil bummeln meine beiden kleinen Grazien und ich durch die Einkaufsstraße und bestellen danach in der Eisladenkette namens Pinky (der Name ist auch das optische Programm) eine Kugel Pokemoneis für die Große und Zitrone für die Kleine. Auf dem zentralen Marktplatz setzen wir uns auf die Stufen der Pergola und genießen den Ausblick auf die rundum gelegenen herrschaftlichen Häuser.

Altstadt von Maastricht

Einmal quer durch Belgien bitte

Meinem Mann geht es leider immer noch miserabel, weshalb wir zurück zum Wohnmobil gehen. In unserer Wohnmobilküche bereite ich ihm einen Kräutertee zu und schwinge mich anschließend hinters Steuer. Ich fahre das erste Mal seit längerer Zeit mit unserem Vehikel und das Schalten fällt mir schwer. Mein Mann heult neben mir fast lauter auf als der Motor. Das macht mich noch unsicherer. Als ich uns endlich auf die Autobahn bugsiert habe, ist es einfacher. Das Wohnmobil ist nach ein paar Tagen Fahrt endlich warm gefahren und schafft nun auch satte 120 Kilometer pro Stunde. Es ist der Wahnsinn! Ich bin ganz stolz als ich den ersten Lastwagen überholen und fange auch gleich an zu schimpfen sobald einer komisch fährt, wie mein Gatte es ansonsten zu tun pflegt. Wenn es leicht bergauf geht, verlangsamt sich das Wohnmobil und die Tachonadel fällt auf 70 Kilometer pro Stunde ab. Jammer. Unser Motor ist einfach nicht stark genug für das Gesamtgewicht. Sofort will ich wissen, ob und wie wir unser Gefährt pimpen könnten. Aber das scheint nicht zu funktionieren. Denn dies würde sich auf alle anderen Bereiche auswirken und einen riesigen Aufwand mitsamt Abnahme bedeuten, sagt der Experte neben mir. Zudem wirkt sich eine geringere Leistungsfähigkeit des Motors auf seine Lebensdauer positiv aus, ergänzt der Kenner. Unser Wohnmobil ist also nachhaltig, weil es so niedrig motorisiert länger durchhält. Das ist doch mal was!

Die Fahrt durch Belgien dauert eine gefühlte Ewigkeit. Die Strecke besticht leider nicht durch Abwechslung. Mein Beifahrer schlummert. Hinten ist es auch ruhig. Ich drehe das Radio auf damit ich wach bleibe und verputze eine Tüte Studentenfutter.
Die Autobahnen und Brücken haben hier auch schon mal bessere Zeiten gesehen, fällt mir auf. Wann sind wir endlich daaahaaa, frage ich mich im stillen.

Camping in Houplines

Hoppla, wir sind ja schon in Frankreich

Still und leise erreichen wir endlich Frankreich. Wir steuern Lille an und fahren an riesigen verlassenen Gebäuden vorbei. Allerdings wollen wir heute noch nicht in die Stadt, sondern zuerst auf den Campingplatz „Les Alouttes et L’images“ in Houplines. Der keine 8.000 Einwohner zählende Ort liegt im Département Nord in der Region Hauts-de-France. Es gibt nur diesen einen Campingplatz hier, der allerdings aus zweien zu bestehen scheint. Hotels kann ich auch keine sehen. Auf Tourismus ist man in der Gegend nicht sonderlich ausgerichtet, scheint es.

Unser Navigationsgerät hat echte Probleme den Campingplatz zu finden. Google will uns auf einen Feldweg schicken. Aber darauf fallen wir nicht rein. Pah! Wir drehen so lange die Runden bis wir den Platz für unser Gefährt gefunden haben. Die Landschaft breit sich flach wie ein Crêpes vor uns aus. Ein paar Kühe grasen. Einige Pferde stehen auf der Weide. Ansonsten gibt es nichts zu sehen. Aber wenigstens sind wir endlich in dem Land angekommen, das wir angepeilt haben.

Entspannen auf dem Campingplatz „Les Alouttes et L’images“

Der Campingplatz nimmt uns mit offenen Armen auf, als wir ihn nach etlichen Fahrminuten endlich zwischen den Kühen und Pferden entdeckt haben. Na geht doch. Zehn Minuten Autofahrt entfernt soll sich eine Metrostation von der man Lille befinden, wird mir an der Rezeption erklärt. Wir zahlen um die 40 Euro alles in allem für die eine Nacht, was ich für die Gegend und die Ausstattung des Campingplatzes recht ehrgeizig finde. Es gibt weder Swimmingpool noch eine Einkaufsmöglichkeit.

Zum Ausgleich bekommen wir einen Stellplatz fast für uns ganz allein auf einer riesigen grünen Wiese. Neben uns liegen ein verwaister Tennis- sowie ein Cardiotrainingplatz. Ein Stückchen weiter befindet sich ein künstlicher Fischteich an dem einige Angler ihr Glück versuchen. Hinter uns führt ein Weg an einem winzigen einfachen Spielplatz vorbei zur Sanitärereinrichtung. Ein Plakat dort verrät, dass es während der Tour de France Zeit hier noch teurer ist zu nächtigen. Oh là, là, sage ich da nur. Zum Glück ist die jetzt vorbei.

Das Wetter ist traumhaft und wir flitzen mit unseren Strandspielen draußen herum. Es ist absolut ruhig hier. Die meisten Stellplätze gehören französischen Dauercampern die gerade nicht anwesend sind. Einige mobile Häuser dämmern in der Sonne. Die einzigen die lebhaft sind, sind einige Kaninchen die zur Freude unserer Kinder im Schatten mümmeln bis von selbigen aufgeschreckt werden. Aha, daher überall die kleinen braunen Murmeln auf der ansonsten gepflegten Wiese. Ich erkunde mit den Kindern den Campingplatz während sich mein Mann von seinen Bauchschmerzen zu erholen versucht.

Eine Horde französischer Kinder cruist auf Fahrrädern umher und ältere Madames und Monsieurs gehen mit ihren Fiffis Gassi. Ansonsten ist niemand zu sehen. Wir genießen es an solch entspannten Ort zu sein. Es muss ja nicht immer spektakulär sein. Viel wichtiger ist ja, dass das Wetter schön ist und wir viel Platz haben. Morgen machen wir uns auf nach Lille. Das ist doch ein schöner Plan!

Adressen und weitere Informationen

Camping Les Alouttes et L’images
140 rue Brune – 59116 HOUPLINES

Telefon: +33(0)3.20.35.69.42
Mobil: +33(0)6.81.16.56.82
Mail: campimage@wanadoo.fr
www.campinglille.fr

 

Reise- und Etappenführer für Wohnmobilreisen

Mit dem Wohnmobil in die Niederlande (Womo-Reihe)

Niederlande mit dem Wohnmobil Broschiert

111 Orte in Maastrich, die man gesehen haben muss Taschenbuch

Maastricht: Unterwegs in Europas kleinster Metropole Taschenbuch

„Mit dem Wohnmobil durch die Normandie“ (Womo-Reihe), Taschenbuch

„DuMont direkt Reiseführer Normandie“, Taschenbuch,

„Mit dem Wohnmobil nach Nordfrankreich“ (Womo-Reihe), Taschenbuch,

„Tourenführer Frankreichs Norden mit dem Wohnmobil“,

ADAC Campingführer Südeuropa mit herausnehmbarer Planungskarte

ADAC Stellplatzführer Deutschland/Europa mit zwei herausnehmbaren Planungskarten

Etappenführer France Passion

Wohnmobiltour durch Nordfrankreich Teil 4: Lille & Lens

Mit dem Wohnmobil nach Lille

Ein Spaziergang durchs Stadtzentrum von Lille

Wir sind in der Präfektur des Départements Nord und der Hauptstadt der Region Hauts-de-France, in Lille, angekommen. Sie liegt nah an der belgischen Grenze und wird daher auch als Hauptstadt von Flandern bezeichnet. ganz schön viele Titel. In der circa 230.000 Eihnwohner Metropole passen wir natürlich mit dem dicken Wohnmobil in kein Parkhaus. Aber wir finden nach einiger Suche in der Nähe des Hauptplatzes „Place du Général de Gaulle“ einen Parkplatz (wieder mit Parkgebühr). Super! Die Sonne scheint und die charmante Stadt, belohnt uns für unser Durchhaltevermögen auf Belgiens Straßen. Selbst meinem kränkelnden Gatten geht es etwas besser. Zumindest kann er einen knallbunten Macaron essen, von denen wir in einem hübschen Laden gleich mehrere kaufen. Macaron ist ein französisches Baisergebäck aus Mandelmehl, das in knallbunten Farben daher kommt und sich auch in Städten wie Berlin mittlerweile zunehmender Beliebtheit erfreut. Nach einer Shoppingattacke mit meiner sechsjährigen Tochter, die meinem Mann zu lange dauert, verputzen wir unser Mittagessen am Brunnen mit der Säule der Göttin auf dem Fußballfeld großen Grand Place bzw. Place Général de Gaulle, der übrigens in Lille am 22.11.1980 geboren wurde. Die Stadt hat ein Museum in seinem Geburtstagshaus eingerichtet, das wir allerdings nicht aufsuchen.

Lille Theater am Hauptplatz "Place du Général de Gaulle"

Wir blicken um uns und können bis auf ein Eckgebäude nur schöne Prachtbauten entdecken. Vor allem die Alte Börse („Vieille Bourse“) hat es uns angetan. In ihrem wunderschönen Innenhof findet jeden Nachmittag bis auf Montags ein kleiner Trödelmarkt statt. Allerdings gibt es dort nach unserem Empfinden eher nur Ramsch.

Kathedrale von Lille

Das Opernhaus eine Ecke weiter ist ein Blickfang. Wir schlendern durch das Vieux-Lille zur Kathedrale von Lille. Auf dem Weg dorthin schlecken die Kinder ihr überteuertes Eis (2,50 Euro pro Kugel!) auf. Die Westfassade der Kathedrale, durch deren Eingang wir das Bauwerk betreten, besteht aus einem durchscheinenden Naturstein, so dass sie von innen wie erleuchtet aussieht.Von außen ist die Kathedrale eine Mischung auf Neugotik und Moderne.

In der Nähe des Altars leuchten einige Kerzen, die unsere zweijährige Tochter an einen Geburtstag erinnert. Wir laufen durch schmale Gassen und an hübschen kleinen individuellen Geschäften zurück in Richtung Wohnmobil. Die Stadt Lille gefällt uns sehr gut. Wir würden gerne länger bleiben, aber unsere zweijährige Tochter und mein immer noch leicht angeschlagener Mann brauchen eine Pause.

Maccarons essen in Lille

Leider befindet sich das berühmte Kunstmuseum „Lille Palais des Beaux-Art“ mit seinen Kunstwerken von Rubens, Picasso oder Goya etwas außerhalb, zumindest für eine Familie mit zwei kleinen Kindern. Mit dem Auto bzw. Wohnmobil würde es zwölf Minuten bis zum Museum dauern. Auch das für 50.000 Zuschauer in Jahr 2012 eröffnete Sportstadion „Stade Pierre Mauroy“ würde ich mir gerne mal anschauen. Es ist mit der Metro gut zu erreichen. Aber unsere Kleine ist wie gesagt müde und braucht nun ihren verdienten Mittagsschlaf. Diese Zeit nutzen wir lieber um uns einen Stellplatz in der südlich von Lille gelegenen Stadt Lens zu suchen.

Kostenfreier Wohnmobil Stellplatz in Lens

Unser Frittenbuden-Stellplatz in Lens

Hamburger und Frittenduft wehen zu uns herüber. Kein Wunder, denn unser Wohnmobil steht auf einem kostenfreien Stellplatz (Strom und Wasser kann man an einem Automaten beziehen und bezahlen), der sich neben McDonalds befindet. Wie praktisch. Somit ist die Frage zum Thema Nachmittagssnack für unsere Kinder gelöst und obendrein haben wir eine extra Toilette. Eine Portion „Frites petites“ (kleine Portion Pommes frites) reicht um den Hunger der Kinder bis zum Abendessen zu stillen.

Wir haben übrigens den vorletzten der insgesamt sechs Plätze für Wohnmobile belegt, weil es ansonsten in Lens keine weiteren Stellplätze zu geben scheint. Wir sind hier die einzigen Wohnmobilisten aus Deutschland. Die anderen haben französische Kennzeichen. Auf einen Strom- und Wasseranschluss verzichten wir. Unsere Batterie sorgt für Energie für Licht und die Wasserpumpe. Gas ist sowie immer dabei. Unsere zwei elf Kilogramm Gasflaschen sind in einem separaten Gaskasten, den man von außen erreichen kann und würden für fast zwei Monate Kochen und Kühlschrank ausreichen. Momentan verfügen wir über noch eine volle Ersatzflasche. Das wird wohl genügen, so dass wir nicht darauf angewiesen sind eine französische Flasche zu kaufen, die man leer nur in Frankreich wieder zurückgeben kann.

Mit dem Wohnmobil zum Louvre Lens

Der Louvre Lens

Wir machen uns frisch, verbarrikadieren unser Gefährt und laufen am verschlossenen Stadion Félix-Bollaert-Delelis, wo vor etwa zwei Monaten noch die Fußball-Europameisterschaft tobte, in Richtung Louvre vorbei. Ja, richtig, Louvre! Nein, ich habe mich weder verschrieben, noch haben wir uns verfahren. Seit dem 12.12.12 hat der Pariser Louvre einen Ableger in Lens. Auf dem Gelände einer ehemaligen Zeche wurde für 150 Millionen Euro dieses moderne aus fünf Teilen bestehende Gebäude errichtet. Bereits seit fast vier Jahren will ich dieses Museum besuchen und nun ist der Tag endlich gekommen!

Die riesige gläserne Eingangshalle erinnert uns beim Betreten an ein Flughafenterminal. Unsere Tasche wird durchleuchtet, wir laufen durch einen Detektor. Wir piepen nicht. Aber das auch nur, weil mein Mann in dem proportional zu den Fahrtagen zunehmenden Chaos des Wohnmobils sein Taschenmesser nicht fand. Andernfalls wäre er vermutlich kostenfrei zurück nach Deutschland geschickt worden, weil er es ansonsten in die Hosentasche gesteckt hätte.

Mit Kindern im Louvre Lens

Wir können natürlich mit Kindern nicht lange in einem Museum bleiben und freuen uns deshalb über den kostenfreien Eintritt der ständigen Ausstellung in der „Galerie du Temps“. In einem Kurzabriss werden hier anhand von etwas mehr als 200 Exponaten die drei wichtigen Epochen aus unterschiedlichen Zivilisationen dargestellt. Wir laufen an bunten Sarkophagen, an Reihen von hübschen kleinen türkisen Grabwächtern, an riesigen Gemälden und marmornen Statuen vorbei. Die Informationen zu den Werken sind leider nur auf französisch, englisch und holländisch. Wahrscheinlich kommen deutsche Tourismus prozentual weniger hierher. Egal, ich versuche meiner Großen so gut es geht, etwas zu den sie interessierenden Objekten zu erzählen, was nicht immer einfach ist.

Danach mache ich einen Abstecher in den nebenan liegenden „Pavillon de verre“ (Glaspavillon) um mir die drei Ausstellungsrondelle über den ansässigen Fußballverein Racing Club der Lens (RC Lens) anzusehen. Die Devotionalien sind sehr liebevoll aufbereitet.

Als ich zurück in die Galerie du temps komme, ist unsere Kleine derweil zu neuem Leben erwacht und nutzt die Aluminium verkleidete Ausstellungshalle als Rennstrecke und die am Boden befindlichen Lüftungsgitter (oder was es auch immer sein mag) als Sprungbretter, weil sie so schön scheppern. Es ist Zeit zu gehen, bevor wir rausgeschmissen werden. Doch vorher muss ich noch etwas erledigen! Im Museumsshop gebe ich das beim Eintritt eingesparte Geld wieder aus. Diese Art von Geschäften ist immer gefährlich für mich.

Auf dem Weg in den Louvre Lens
Im Galopp nach Lens Cité

Mit einem so eben erworbenen 50 Zentimeter langen bunten Radiergummiband spielen unsere Kinder Pferdchen. Unsere Kleine wird in „Schneller Blitz“ umgetauft und flitzt ihrem neuen Namen ganz entsprechend nur so durch den schicken Museumsgarten, vorbei am Museumsrestaurant und an den ehemaligen Häusern der Bergarbeiter entlang. Die kleinen Klinkerhäusschen stehen größtenteils leer. Plakate im ersten Stock erzählen auf französisch kurze Geschichten zu ihren ehemaligen Mietern: Die Hausbewohner wurden rausgeschmissen, weil die Häuser demnächst in ein Vier Sterne Hotel umgebaut werden sollen, wie wir von einem Mitarbeiter des Tourismusbüros erfahren. Der junge Mann spricht neben französisch perfekt deutsch und gibt uns mit einem kleinen Handwagen voller Flyer obendrein Ausflugstipps für die Umgebung. Was für ein Service. Ich bin begeistert!

Die Kinder spielen immer noch unermüdlich Pferdchen. Doch auf den Wegen vor dem Stadion liegt so manche Hinterlassenschaft des Fußballspektakels in Form von braunen Glasscherben, so dass wir etwas aufpassen müssen wohin Sie galoppieren. Weil wir Hunger haben und ein paar Lebensmittel brauchen, laufen wir am Stadion und unserem Stellplatz wieder vorbei, durch einen kleinen Park mit angrenzenden herunter gekommenen Tennisplätzen, ins Stadtzentrum von Lens.

Grumm grumm grummmm! Motorradgeheul begrüßt uns als wir uns der Hauptverkehrsstraße nähern. Unsere Kinder stecken sich die Finger in die Ohren. Die Häuser an der Hauptverkehrsstraße sind fast allesamt saniert. Junge Frauen stolzieren auf dem Gehweg. Sie sind nicht so stylisch wie in Lilles, sondern pflegen eher den Berlin Wedding Style.

Trotz der neuen Fassaden und der Geschäfte sieht diese Hauptstraße nicht einladend aus. Ausnahmsweise gehe ich hier mal nicht shoppen. Die meisten Geschäfte, die hier sind, gibt es bei uns auch. Es ist trostlos überall das gleiche einerlei an H&M, Esprit und Zara zu sehen. Nur ein hübscher kleiner Obst- und Gemüsegarten an einer Ecke fällt aus dem Einheitsraster.

ehemalige Bergarbeitersiedlung in LensKurz vor der Kirche links ist das Ziel unseres Begehrens. Ein Carrefour, die Edekaversion von Frankreich. Aber nur ein ganz kleiner. Wir decken uns mit dem nötigsten wie Milch, Butter, Brot, Oliven, Käse, Salat, Wasser, Joghurt und etwas paniertes Huhn für die Kinder ein und schleppen alles zu Fuß wieder zurück. Ich verfluche innerlich meine Neon pinken Ballerinas. Hätten wir doch bloß die Fahrräder genommen. Die Einkaufstasche wird immer schwerer und die Kleine will nur noch getragen werden. Dann fängt auch noch die Große an eifersüchtig auf ihre Schwester zu werden. Durch das Gejammere bekommt die Kleine Mitleid mit ihrer großen Schwester und windet sich mit den Worten „Will trösten“ aus meinen Armen. Während sie ihre große Schwester knuddelt, kommen mir vor Führung fast die Tränen und ich umarme beide. Nun ist die Laune wieder besser.

Kaum im Wohnmobil angekommen fällt der Großen mit Schrecken auf, dass sie ihr neues langes Radiergummiband auf dem Rückweg auf einer Parkbank verloren hat. Oh Graus! Ihr Papa opfert sich und läuft zurück in den Park um es zu holen. Während das Abendessen seine Form annimmt, warten wir auf ihn. Ich sehe meinen Mann schon verzweifelt mit einem französischen Kind beziehungsweise dessen Elternpaar um das dämliche Band ringen. Als er eine gefühlte Ewigkeit immer noch nicht zurück ist, male ich mir aus, dass der Streit aufgrund der nicht vorhandenen französischen Sprachkenntnisse meines Mannes nun zu einem Eklat ausgeartet sein muss. Warum sonst in aller Welt ist er dann noch nicht zurück? Sahen die Leute in dem Park nicht alle etwas gefährlich aus? Deshalb wollte er auch nicht, dass ich das Band suchen gehe… Als ich drauf und dran bin ihn zu suchen, öffnet sich die Wohnmobiltür und herein kommt der Held des Tages. Er steigert die Spannung. Hat er das dämliche Radiergummiband gefunden oder nicht? Er hat! Der Abend ist gerettet. Auch für uns Eltern. Wer schon mal das Drama eines verloren gegangenen neuen Spielzeugs bei seinem Kind erlebt hat, versteht mich.

Heute schlafen die Kinder oben im Alkoven. Meinem Mann geht es etwas besser. Endlich eine ruhige Nacht.

Streetart in Lens

Adressen und weitere Informationen

Lille

Hauptplatz der Stadt mit vielen Cafés und Restaurants und ehrwürdigen Gebäuden aus dem 17. bis 20. Jahrhundert: Grund Place, Place du Général de Gaulle
Metro Linie 1 – Rihour

Kathedrale von Lille
Place Gilleson
59800 Lille

Lille Palais des Beaux-Art
Place de la République
www.pba-lille.fr

Anfahrt: Metro Linie 1, Stadion République

LaM- Lille Métropole museum of modern art, contemporary art and outsider art
Dienstags geschlossen

Pierre-Mauroy Stadium
Anfahrt: Metro Linie 1, Station „4 Canons Stade Pierre-Mauroy“ oder „City Scientifique Pr Gabillard“

Lens

Wohnmobil Stellplatz Lens
Ruhe Maurice Früchte/ Parkinson Bollaert P6
GPS: N 50° 25′ 54.9″ E 02° 49′ 16.3″

  • Platz für sechs Wohnmobile oder mehr am Seitenrand
  • Gebührenfrei, Ver- und Entsorgung am Relais (Strom und Wasser kostet), Mülleimer
  • McDonalds gleich nebenan
  • 10 bis 15 Gehminuten zur Hauptstraße, 10 Minuten bis zum Louvre

Louvre Lens
99 Rue Paul Bert
62300 Lens
www.louvrelens.fr

Eintritt: ständige Ausstellung in der Galerie du Temps ist kostenfrei, die wechselnden Ausstellungen sind kostenpflichtig

Reise- und Etappenführer für Wohnmobilreisen

„Mit dem Wohnmobil nach Nordfrankreich“ (Womo-Reihe), Taschenbuch, 3. Feburuar 2014

„Tourenführer Frankreichs Norden mit dem Wohnmobil“, Broschiert, 23. Februar 2012

ADAC Campingführer Südeuropa 2016: mit herausnehmbarer Planungskarte Gebundene Ausgabe – 7. Januar 2016

Etappenführer France Passion

Wohnmobiltour durch Nordfrankreich Teil 5: Erholung im Naturschutzgebiet Platier d'Oye in der Region Hauts-de-France

Naturschutzgebiet Platier Oye Plage

Nach der Stadtbesichtiging von Lille und Lens zieht es uns nun in die Natur und damit an die Küste. Wir fahren deshalb weiter durch die Region Haute-de-France in nordöstliche Richtung. Am Meer möchten wir nach dem bisherigen Wohnmobilritt mit den Kindern ein paar Tage einfach nur entspannen.

Missgeschick im Küstenort Bray-Dunes-Plages

Die Straßen in Richtung Küste werden voller. Die Dichte an Ferienhäusern mit Namen wie „Chez nous“ nimmt von Kilometer zu Kilometer zu. Wir steuern trotzdem den Campingplatz „Les Dunes“ in Bray-Dunes-Plages an und fahren auf das Gelände. Doch es ist kein einziger Stellplatz mehr frei. Nicht schlimm, denn es gefällt uns hier eh nicht sonderlich.

Rückwärtsgang rein und wieder auf die Straße rollen. Rumbs! Was war das? Das Geräusch kommt von hinten rechts. Mein Mann sitzt am Steuer und flucht. Ich schaue aus dem rückwärtigen Fenster unserer Wohnmobilküche. Wir haben beim Rückwärtsfahren auf der Einfahrtsstraße des Campingplatzes mit der rechten Hinterbacke ein parkendes schwarzes kleines französisches Auto touchiert. Merde! Warum hat die Rückfahrkamera das Auto nicht angezeigt? Vielleicht stand es im toten Winkel? Wir können uns anscheinend doch nicht auf sie verlassen. Ein Teil unseres Rücklichts ist kaputt und ein Dutzend helle Schrammen zieren das schwarze kleine Auto, welches wir gerammt haben.

Was tun? Ich frage die Mademoiselle an der Rezeption des Campingplatzes. Das Autokennzeichen ist auf dem Campingplatz nicht gemeldet. Wir rufen unsere Versicherung an. Die nimmt alles auf und rät uns, die Polizei zu informieren.

Tatütata

Auf Nachfrage nennt mir die Rezeptionistin des Campingplatzes die Telefonnummer der Gendarmerie. Doch wer kommt nach zehn Minuten? Die Feuerwehr. Schnell kläre ich die Verwechslung auf. Mademoiselle hat mir versehentlich die Nummer der Feuerwehr (17) anstatt der 18 für die Gendarmerie genannt. Zum Glück sind die Feuerwehrmänner nicht sauer, dass es einen Fehleralarm für sie gab. Im Gegenteil, erklärt mir der freundliche Feuerwehrmann, er komme lieber zu einem Einsatz, bei dem es allen gut geht.

Uns stinkt’s

Also rufe ich nun die Gendarmerie. Mein Mann und ich wechseln uns mit den Kindern auf dem Spielplatz des Campingplatzes ab. Dort stinkt es bei zunehmenden Temperaturen in der Mittagshitze nach Hundekot, der sich im Sand des Spielplatzes auf dem Campingplatz versteckt. Gut, dass wir hier nicht einchecken konnten. Wir warten eine Stunde. Das Mäuerchen, auf der ich sitze und warte, stinkt wie das Hundepissoir. Wir gehen ins Wohnmobil. Ich rufe erneut bei der Gendarmerie an. Mir wird versichert, dass sie in 15 Minuten kommen würden. Die Rezeptionistin kommt angewackelt und bringt mir die Telefonnummer der Polizei. Danke, hab ich schon längst. Sie fragt, wann wir endlich wegfahren würden. Hoffentlich schnell, antworte ich.

Aidez-nous – Hilfe holt uns hier raus!

Als nach 90 Minuten immer noch weder ein Gendarm noch der andere Autohalter erscheint, die Kinder im Wohnmobil ständig um mich herum wuseln und mein Mann lethargisch aus dem Fenster starrt und es immer wärmer und wärmer im Wohnmobil wird, reisst mir die Hutschnur. Ich hüpfe aus dem Wohnmobil und marschiere entnervt den Campingplatzweg entlang. Ich will zum Meer, das da irgendwo weiter vorne sein muss und überlegen, wie es weitergehen könnte. Aber ich komme nicht bis zum Strand. Was ist, wenn die Gendarmerie gerade in diesem Moment anrückt, sie nur französisch spricht und mein Mann mit ihnen nicht kommunizieren kann? Ich renne zurück, um meine negative Energie loszuwerden. Ich schicke meinen Mann und die Kinder ganz ungalant raus, um sich ein Eis zu holen damit ich beim Warten wenigstens meine Ruhe habe.

Die Familie kommt zurück und bringt mir einen Crêpe mit Schokolade mit. Wie süß. Ich bekomme ein schlechtes Gewissen weil ich so grantig zu ihnen war. Von der Polizei ist immer noch keine Spur. Ich rufe ich wieder an. Nun wird mir geraten, doch einfach selbst zur örtlichen Gendarmerie am Hauptplatz zu fahren. Super, gerne, warum nicht gleich?

Die Gendarmerie ist von außen kaum zu erkennen. Nur ein Blatt Papier verrät, wer sich hinter der Tür versteckt. Ich versuche die Tür zu öffnen. Sie ist verschlossen. Aber ein großer junger rothaariger Mann mit Sommersprossen und schusssicherer Weste lässt mich nervös hinein. Die Polizeistation sieht eher nach einem Provisorium mit gefliesten Wänden aus. Polizisten in Zivil und mit dunklem Rauschebart schieben sich an mir vorbei und hocken sich hinter ihre Flachbildschirme.

Ich berichte stockend auf Französisch von unserem Missgeschick. Aber der junge Gendarm scheint nicht sonderlich beeindruckt. Ich könne ihm einfach meinen Namen und Telefonnummer auf einen Zettel schreiben und dem anderen Auto ebenfalls einen Zettel hinterlassen. Das wars. War ich wirklich bei der Polizei?

Nachdem wir den Zettel beim geschrammten Auto hinter den vorderen Scheibenwischer geklemmt haben und noch einmal an der Rezeption Bescheid gegeben haben, suchen wir endlich das Weite. Nix wie weg hier. Der Ort gefällt uns nicht. Ein Jahrmarkt mit Ramsch. Zu viele austauschbare Ferienhäuser und zu viele Leute. Adieu!

Mit dem Wohnmobil durch die Region Haute-de-France

Go west: Campingplatz direkt hinter dem Naturschutzgebiet der Gemeinde Oye-Plage

Wir fahren weiter westlich längs zur Nordseeküste und finden in der Région Audruicq Oye-Plage, kurz vor der Stadt namens Gravelines, in der circa 5.000 Seelen Gemeinde Oye-Plage, gleich auf dem ersten von insgesamt drei nebeneinander liegenden Campingplätzen, einen Stellplatz. Der kleine, seit 30 Jahren familienbetriebene Campingplatz Sarl Camping du Casino, gefällt uns. Wir haben Glück, denn es ist der vorletzte Platz für Wohnmobile, der noch frei ist. Wir stehen zwischen aufgebockten mobilen weißen Häusern, die uns an die USA erinnern. Hier sind wir momentan die einzigen ausländischen Gäste. Die meisten sind Residenten älteren Semesters. Aber ein paar Familien mit Kindern gibt es auch. Wir entdecken Geräteschuppen, Geranien vor den mobilen Häusern und auch einen Pizzaofen. Die Dauercamper scheinen ganz neugierig, wer da neues angekommen ist und begrüßen uns freundlich.

Kein Halligalli, kein Pool, kein Restaurant. Stattdessen genügen ein kleines Sanitärgebäude und zwei einfache Spielplätze als Infrastruktur. Wir genießen die Insel der Ruhe. Es wundert uns nicht, dass Oye Plage ursprünglich den Namen „Ogia“ trug, der „Insel“ bedeuten soll, weil das Land um Ogia herum einst vom Meerwasser geflutet wurde.

An der Rezeption können wir bei Bedarf Speiseeis, tiefgekühltes Brot und Miniportionen Nutella oder Marmelade kaufen, die uns aus einer Tiefkühltruhe gereicht werden. Jeden morgen (außer montags) hält ein Lieferwagen mit frischen Baguettes und Croissants neben dem Sanitärgebäude. Die junge Rezeptionistin, die den Platz gemeinsam mit ihrer Mutter leitet, erklärt mir außerdem, dass hier bis zum Jahr 1950 ein Casino stand in dem hauptsächlich Jäger unterkamen. Das klingt ja spannend! Vom Campingplatz aus können wir zu Fuß oder per Fahrrad an den Dünen entlang und zum circa zwei Kilometer entfernten Meer laufen bzw. fahren.

Bereits am hinteren Spielplatz des Campingplatzes vermischt sich der Duft des Salzwassers mit dem würzigen Duft der Sträucher, die im angrenzenden Naturschutzgebiet wachsen. Das ist genau der richtige Ort für uns um nach dem ganzen Sightseeing an- und runterzukommen. Wir bauen zum ersten Mal draußen den Campingtisch und die -stühle auf, die wir ansonsten in der Topbox auf dem Wohnmobildach verstaut haben.

Macht kaputt, was euch kaputt macht

Beim Befestigen der Wäscheleine geht die Armlehne eines Campingstuhls zu Bruch. Schon komisch, dass die Lehne das Gewicht nicht aushält, wundert sich mein Mann…  Nicht nur unser Wohnmobil und Mobiliar werden heute auf ihre Festigkeit getestet. Unsere Kleine haut sich ihre Stirn auf der Wippe des Spielplatzes ein. Kühlakkus aus der Tiefkühötruhe der Campingplatz Rezeption verhindern, dass die Beule zu groß wird. Anschließend verpasst mir die Kleine auf meinem Schoß sitzend mit ihrem wohl geformten Hinterkopf eine blutige Unterlippe. Langsam reicht es mir für heute. Ich schließe mich in unserem Mini-Badezimmer des Wohnmobils ein und heule. Als ich mich beruhigt habe, komme ich wieder raus zu meiner Familie, die mich ganz besorgt anklickt. Der ganz normale Urlaubswahnsinn halt.

Eine abendliche Brise weht um unsere Nasen. Als sich die Brise langsam in Wind verwandelt, gehen wir rein und legen uns schlafen. Bonne nuit.

Meeresschätze sammeln am Strand im Frankreichurlaub

À la plage – am Strand

Zum Frühstück serviere ich Milchnudeln aus der Tüte und würze sie mit Zimt. Zum Glück haben wir ein paar solcher Fertiggerichte für Milchnudeln, Milchreis oder Kaiserschmarrn dabei. Schließlich haben wir gerade heute den arbeitsfreien Tag des Bäckers erwischt.

Gestärkt holen wir unsere Fahrräder vom Fahrradträger. Die Zweijährige kommt in den Kinderfahrradsitz und für die Große haben wir ein eigenes Rad dabei. Los geht’s zum Strand. Wir biegen nach circa 300 Metern an einem Restaurant rechts ab und überqueren einen kleinen sandigen Parkplatz. Von dort aus schieben wir unsere Räder unter einer Holzplanke hindurch in das Naturschutzgebiet. Links neben einem ausgetrockneten Flussbett fahren und schieben wir unsere Räder bis zu einem kleinen Boddensee. Linkerhand befindet sich der Bunker Hutte No. 21, der sich in der Düne versteckt und scheinbar restauriert, aber verschlossen ist.

Hutte Nr. 21 in Oye Plage

Wir fahren am Boddensee rechts vorbei in Richtung Meer. Ein sehr breiter langer Sandstrand liegt uns zu Füßen, der über und über mit Muscheln und toten Krebsen bedeckt ist. Leider liegt auch etwas Müll, wie kleine Plastikteilchen, ein Autoreifen und viele Schrotpatronenhülsen herum. Vorne am Wasser entdecken wir ein paar sandfarbene Kisten, um die sich Vögel zu sammeln scheinen. Doch beim Näherkommen erkennen wir, dass sich Jäger am Strand in kleinen getarnten Unterschlüpfen kauern. Die Vögel sind nur Attrappen, die vermutlich Wildgänse anlocken sollen. Wir drehen lieber ab. Ich möchte nicht riskieren, dass wir entweder eine Kugel abbekommen oder Ärger mit der Bevölkerung riskieren. Die Kinder motivieren wir anstatt der alten Patronenhülsen lieber Muscheln und Krebse zu sammeln. Wer weiß, ob die Patronenhülsen noch gefährlich sind? Auf dem Rückweg, beim Wickeln der Kleinen in den Dünen, hören wir Schüsse. Seltsam, dass das Jagen im Naturschutzgebiet möglich ist.

Schiefer Turm Kreigsrelikt in Nordfrankreich

Eine Region mit einer brutalen Geschichte

„Mama, Papa, was ist das für ein Turm?“, fragt unsere Tochter. Nachdem wir uns im Carrefour Supermarkt im Centre Ville (Stadtzentrum) von Oye-Plage mit Lebensmitteln eingedeckt, alles im Minikühlschrank des Wohnmobils verstaut haben und die Kleine etwas schlummern konnte, sind wir per Rad unterwegs zu einem anderen Strandabschnitt, als sich uns rechterhand plötzlich ein gigantischer schiefer Turm, der Tour Penchée, mit bedrohlichen Schlitzen entgegen beugt. Seine Spitze erinnert an einen Ritterhelm.

Traurige Relikte zweier Weltkriege

An der Grenze zu Belgien gelegen, haben in dieser Region vor 100 Jahren, beim „grand guerre“ (der 1. Weltkrieg wird hier der „große Krieg“ genannt) furchtbare Schlachten zwischen England und Frankreich sowie Deutschland stattgefunden. Wir treffen auch immer wieder auf Betonkollosse. Bunker aus dem 2. Weltkrieg, die aus den Wiesen wie die hässlichen kleinen Brüder des schiefen Turms von Pisa hervorragen oder sich hinter Buschwerk verschämt weg ducken, aber doch nicht zu übersehen sind. Nur wenige Meter weiter sitzt Grandmère vor ihrem Wochenendbungalow, häkelt und die Pferde grasen. Ein frisch gemähter grüner Rasen und Apfelbäume drum herum. Eine Idylle. Wären da nicht diese brutalen Betonklötze aus denen Eisenstäbe hervorstechen. Die Bunker sind oftmals frei zugänglich und begehbar. In Teilen mancher Bunker liegt Pferdemist oder sie sind zu Toiletten umgebaut. Krieg ist scheiße, diese Umfunktion passt doch ganz gut.

An die immens hohen menschlichen Verluste dieser vom Krieg gebeutelten Region erinnern außerdem eine Vielzahl an Kriegsdenkmälern der beteiligten Nationen. Noch heute finden dort regelmäßig Gedenkveranstaltungen statt. Ich betone dies, da man an diesem Thema in der Region nicht vorbei kommt. Das ist auch gut so damit es nicht in Vergessenheit gerät. Außerdem hat leider dieser furchtbare Teil der Geschichte maßgeblich mit unserem Herkunftsland zu tun.

Und ebenfalls leider gibt es noch immer gewisse, diplomatisch ausgedrückt, verwirrte junge Personen ohne Haare auf dem Kopf und mit schwarzen Londsdale T-Shirt bekleidet, die mit ihrem Auto aus Deutschland hierher kommen und sich diese Kriegshinterlassenschaften mit einem krankhaften Pathos ansehen. Bei dem Anblick, der mich beim vorbei fahren ereilte, bekomme ich Würgereize. Die Bunker erinnern mich daran, zu welchen Gräueltaten Menschen in der Lage sind. Es ist nicht einfach unserer sechsjährigen Tochter deren Funktion zu erklären ohne ihr nächtliche Alpträume zu bereiten. Aber Kinder, und unsere Tochter insbesondere, haben ein Öhrchen dafür, wenn man ihnen etwas verschweigt. Je simpler und damit auch direkter ich die Kriege erkläre, desto brutaler klingt es in meinen Ohren. Aber sie nimmt es so hin. Die Nachrichten, die sie manchmal im Radio Zuhause oder im Auto mitbekommt, sind für sie scheinbar schwieriger zu verarbeiten.

Die Geschichte wirkt sich bei einigen Menschen offensichtlich in die entgegen gesetzte Richtung als bei mir aus. An welcher Stelle sind die Glatzköpfe falsch abgebogen, frage ich mich? Hoffentlich finden sie bald wieder den Weg zurück zu Toleranz und Menschlichkeit. Das war das Wort zum Sonntag (obwohl heute ein anderer Wochentag ist). Sorry, aber das ging nicht anders.

Drachensteigen am Strand in Nordfrankreich

99 Drachen auf ihrem Weg zum Horizont

Gegenüber eines Stellplatzes für Wohnmobile schließen wir unser Räder auf einem Parkplatz vor dem Maison des Dunes an und laufen rechts an einem Feld entlang. Linkerhand tauchen wir in ein kleines Wäldchen ein und erreichen einen Tierbeobachtungsunterstand. Genügsame zottelige Galloway-Rinder starren uns entgegen.

Rundweg im Naturschutzgebiet Platier Oye Plage

Von nun an schlängelt sich der Weg wie ein Labyrinth durch das dichte von Himbeer- und Sanddornsträuchern und niedrigen Bäumen bewachsene, von Ornithologiebegeisterten beliebte Naturschutzgebiet Platier d’Oye. Hier sollen Stelzvögel, Regenpfeier wie Säbelschnäbler oder Austernfischer, Taucher, Gänse, Enten, Sperlinge leben und mit etwas Glück beobachtet werden. Wir fühlen uns wie die Ritter in Dornröschens Märchenwald als wir weiter unter den Dornentunneln hindurch gehen. Mein Mann muss sich mit unserer Kleinen auf den Schultern ducken damit sie vm spitzen Gewächs nicht zerkratzt wird.

Nach dem sandigen Rundweg erreichen wir die Dünenlandschaft und entdecken ein dort illegal zeltendes Paar. Hunde müssen hier laut Beschilderung angelehnt werden damit sie die brütenden Vögel nicht verschrecken und diese menschlichen Störenfriede scheren sich nicht um die Tiere und zertrampeln die Vegetation.

breiter Sandstrand an der französischen Nordseeküste

Der Wind zerrt an unserer Kleidung, sobald wir am breiten Sandstrand ankommen. Das Meer ist immer noch weit weg. Rechts von uns müssen Gravelines sowie Dunkerque und links Calais liegen. Doch von diesen Städten können wir jetzt nichts wahrnehmen. Die Druckbehälter des leistungsstärksten Kernkraftwerks Frankreichs, das bei Gravelines liegt, sind jedoch auch von weitem zu erkennen. Das ist das einzige was die Idylle hier trübt.

Der Wind zerrt an meinem Sonnenhut. Zum Glück haben wir alle Jacken dabei. denn trotz Sonnenscheins frischt es durch den Wind am Meer ganz schön auf. Unsere Große, die Kleine und mein Mann freuen sich! Endlich genug Wind für ihren Drachen. Nach einigen Fehlversuchen gelingt es meinen drei Piloten den Drachen in die Vertikale zu katapultieren. Ein Lenkdrache wäre jetzt optimal, aber für den Augenblick muss unser einfaches Exemplar genügen. Immer länger wird die Drachenschnur, bis wir mit den Füßen in den flach auslaufenden Wellen stehen. Das Wasser ist nicht so kalt wie vermutet. Eine Familie badet sogar und springt immer wieder jubelnd hinein. Chapeau!

Where’s my Baby gone?

Zurück auf dem Campingplatz. Während wir die Fahrräder wieder auf die Rückseite des Wohnmobils fesseln, fangen die Kinder an zu spielen. Als wir unsere Zweiräder fertig verstaut haben, stimmt etwas nicht. Wo ist unsere Kleine? Die große Schwester schaut mich ratlos an. Wir suchen den Campingplatz ab. Am Spielplatz, unter  den Mobiles Homes und auf der Straße ist sie nicht. Bei den Nachbarn auch nicht. Aber sie suchen „une petite fille avec des cheveaux blonde et des yeux bleues“ mit. Wir sind in heller Aufruhr. Ein Alptraum. Ich muss an die Familie denken, deren Tochter im Portugalurlaub vermutlich entführt wurde. Das kann doch jetzt nicht wahr sein. Der Campingplatz ist doch so winzig! Da kann  sie doch nicht so einfach verschwinden!

Nach einer gefühlten Ewigkeit hören wir in der Nähe unseres Wohnmobils ein leises Kichern. Und wer guckt plötzlich hinter dem Baum hervor? Unsere Kleine. Die Freude und Erleichterung ist natürlich so groß, dass ihr niemand böse sein kann.

mit den Füßen im Ärmelkanal

Adressen und weitere Informationen

Sarl Camping du Casino
237, Route des Dunes
62215 Oye-Plage

www.campingducasino.fr

Info@campingducasino.fr

Tel: 03 21 85 83 05
Achtung: Kartenzahlung nicht möglich

Weitere Campingplätze direkt nebenan: Clairette und Les Dunes

Stellplatz in der Umgebung: in circa 600 Meter Entfernung ist direkt an der Straße ein Stellplatz (ohne Schatten)

Parkmöglichkeiten um zum Strand zu kommen: Gegenüber vom oben genannten Stellplatz, beim Maison des Dunes (nicht für Wohnmobile geeignet da Schranke nur Wagen bis zu einer Höhe von 2,20 Meter reinlässt) oder circa 300 Meter vor dem Campingplatz du Casino vor dem Restaurant.

La réserve naturelle, Le Platier d’Oye: oye-plage.fr/decouvrir/la-reserve-naturelle-le-platier-doye

 

Reise- und Etappenführer für Wohnmobilreisen

„Mit dem Wohnmobil nach Nordfrankreich“ (Womo-Reihe), Taschenbuch, 3. Feburuar 2014

„Tourenführer Frankreichs Norden mit dem Wohnmobil“, Broschiert, 23. Februar 2012

ADAC Campingführer Südeuropa 2016: mit herausnehmbarer Planungskarte Gebundene Ausgabe – 7. Januar 2016

Etappenführer France Passion

 

Wohnmobilreise mit Kindern durch Nordfrankreich