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Wohnmobiltour durch Nordfrankreich Teil 6a: Radtour in der Region Hauts-de-France

Gravelines Wassergraben im Nordwesten

Vormittags ist es endlich wieder windstill. Wie angenehm! Nachts hat es in Oye-Plage ganz schön gestürmt. Die Bäumchen des Camingplatzes du Casino wurden ziemlich durchgerüttelt. Wir genießen die Ruhe und relaxen bis zum Nachmittag unter der Wohnmobilmarkise auf dem Campingplatz. Die Große bastelt und denkt sich Kartenspiele aus und gerät in einen richtigen Spiel-Flow. Dann ist sie komplett in ihrer Welt und bekommt von der Außenwelt nichts mehr mit. Sie dabei zu beobachten und ihr zuzuhören, finden wir sehr rührend. Aber irgendwann taucht sie wieder aus ihrer Fantasiewelt auf und fragt, was wir nun neues unternehmen könnten.

Bunkeranlage in der Region Haute-de-France bei Grand-Fort-Philippe

Wir machen uns per Rad auf in die nahe gelegene Stadt Gravelines, die uns die französischen Camper beim gemeinsamen Abspülen des Geschirrs wärmstens empfohlen haben. Gravelines liegt zwei Kilometer vom Meer entfernt und direkt westlich von Dunkerque. Die 11.000 Einwohner zählende Stadt ist von Oye Plage nur circa 8 Kilometer entfernt und soll eine schöne Altstadt bieten.
Strampel, ächz. Wir radeln östlich der Küste die Route des Dunes entlang. Mit steigender Landtemperatur hat der Wind am Nachmittag wieder zugenommen und bläst uns auf der Landstraße entgegen. Zum Glück ist die Strecke aber stets flach. Auf einem hügeligen Feld linkerhand sehen wir einen Mann nach militärischen Hinterlassenschaften suchen. Was für ein Hobby!

Kurz nach einem mehrstöckigen orange-roten Appartementhaus tauchen links wieder große Bunkeranlagen auf. Wie muss das für die Bewohner des Hauses sein, wenn sie tagtäglich von ihrem Küchenfenster auf diese kriegerische Architektur blicken müssen?

Grand-Fort-Philippe Museum am Fluss Aa

Grand-Fort-Philippe

Wir kommen an weiteren Campingplätzen und einem Wohnmobil Stellplatz vorbei und gelangen dann in den im Jahr 1888 von Gravelines unabhängig gewordenen Fischerort Grand-Fort-Philippe. Wir sehen von weitem den Leuchtturm (le Phare de Petit-Fort-Philippe) Am breiten Strand von Petit-Fort-Philippe vor uns ist Halligalli. Die etwa 5.300 Grand-Fort-Philippois (so werden die Einwohner genannt) und die Touristen amüsieren sich prächtig. Sogar ein Rummelplatz findet sich dort. Die Straße Avenue du Calvaire führt uns rechts am Hafenbecken des Flusses Aa entlang, der linkerhand von uns aus betrachtet in die Nordsee bzw. in den Ärmelkanal mündet. Die Aa stellte früher einmal Zeit die Grenze zwischen Frankreich und der Grafschaft Flandern dar.
Die Ebbe hat in dem ehenaligen Grenzfluss einen versenkten Einkaufswagen freigelegt. Auf einem schmalen Weg fahren wir vorsichtig weiter, denn links von uns geht es steil abwärts zum Fluss. Das bereits von weitem erkennbare Musée de la Mer et du Sauvetage (Meeresmuseum) hat leider heute geschlossen. Schade, denn seine Lage und die Architektur sehen vielversprechend aus.

Stadtmauer und -tor von Gravelines in Nordfrankreich

Gravelines

Nach circa zwei Kilometern erreichen wir den Seglerhafen der Stadt. Die Jachten sind an Stegen festgemacht, die sich bei Ebbe absenken und bei Flut entsprechend wieder hoch bewegen. Gleich am Sportboohafen befindet sich ein ganz hübscher Wohnmobil-Stellplatz
In der Nähe, kurz vor einem Lidl Supermarkt, entdecken wir eine Art Freilichtmuseum, wo ein historische Segelschiff des 17. Jahrhunderts, die „Jean Bart“ (nach dem berühmten flandrischen Freibeuter – also einem Piraten! – benannt) seit 2002 von einem Verein in Originalgröße nachgebaut wird. Von außen können wir nur deren oberen Teil des 57 Meter langen Schiffs sehen, weil der Rest des Schiffs durch Planen und Zäune abgeschirmt ist. Wer die komplette historische Bauweise bewundern möchte, kann in der nebenan befindlichen Taverne und Shop 7 Euro Eintritt bezahlen (siehe Association TOURVILLE bei Adressen und weitere Informationen). Neben dem Schiff wurde ein historisches Dorf nachgebaut.

Die am Meer liegende Stadt Gravelines wurde im 12. Jahrhundert das erste mal erwähnt und war die erste flämische Küstenstadt, die die Grenze zwischen dem Königreich Frankreich und der Grafschaft Flandern bildete. Heute spüren wir nichts mehr davon, dass Gravelines in See- und Landschlachten hart umkämpft war, so friedlich liegt die Stadt heute da. Die Festungsanlagen des Festungsbaumeisters Monsieur Vauban verraten jedoch die militärische Vergangenheit der ehemaligen Garnisionsstadt. Und genau in diesen von Festaungsmauern umgebenen Teil der Stadt wollen wir nun durch eines der Stadttore über die Rue Salomé bzw. Rue de Calais eintreten bzw. hinein radeln.

Rummel in Gravelines

Wir passieren eine beblümte Brücke der von Kanälen umgebenen Stadt und radeln hinein. Elektroboote tuckern die zackig um die Stadtmauer verlaufenden Wassergräben herum. Auch eine schöne Art, Gravelines zu besichtigen.
Tüddellü, glitzer, boing, blink. Die Kinder Augen leuchten. Auch hier ist auf dem Hauptplatz „Place Charles ValentinRummel. Allerdings sind nur wenige Leute unterwegs. Dieses kunterbunte Rambazamba ist natürlich der Hit für unsere Kinder und wir spendieren ihnen ein paar Runden auf dem Karussell während wir einen Crêpes mit Schokolade verputzen.

Garten in Gravelines

Heul, schrei, schluchz, wälzen auf dem Boden. Die Karussellfahrt ist fini. Ich schleppe unsere tobende Zweijährige vom Platz und links vor dem Turm „Beffroi“ vorbei, die Rue de Clarisses und Rue de Belvédère, zur Festungsanlage. Die friedliche Atmosphäre wirkt sich erfreulicherweise auf die Kinderseele aus. Wir schlendern noch ein wenig durch die sehenswerte Altstadt und an kleinen Geschäften vorbei bevor wir uns auf die Räder setzen und durch den hübschen Torbogen hindurch gondeln. Hier bei dem Musée du Dessin et de l’Estampe Originale eröffnet sich uns ein wunderschöner Skulpturengarten mit Zierbäumen und Rosenspalieren unter denen die Jugendlichen abhängen. Die meisten sind mit ihren Handys beschäftigt. Machen Sie vielleicht einen Ausflug und nutzen eine spezielle App der Stadt? Oder spielen sie nur Pokemon? Je ne sais pas. Ein Museum gibt es auch hier. Aber mit den Kindern ist ein Besuch gearde leider nicht zu machen. Schade, denn das Museum befindet sich in einem ehemaligen großen Pulvermagazin aus dem Jahr 1742.

Auf dem Rückweg genießen wir den Rückenwind und sind im Nu zurück auf unserem Campingplatz. Wir holen die vom Wind trocken gepustete Wäsche von der Leine und bereiten den Fisch sowie die Gemüsespieße für den Gasgrill vor. Morgen wollen wir mit dem Wohnmobil gen Westen weiterfahren…

Wohnmobiltour durch Frankreich Abendessen

Adressen und weitere Informationen

Camping und Freizeit

Touristinfo Gravelines
2, rue Léon Blum
59820 Gravelines
Tel: 03 28 51 94 00

contact@gravelinestourisme.fr

www.tourisme-gravelines.fr/fr/office-de-tourisme/#graveline

Musée de la Mer et du Sauvetage (Meeresmuseum)

www.tourisme-gravelines.fr/fr/decouvrir/lieux-dexpo-et-reconstitutions/musees-mer-sauvetage

Musée du Dessin et de l’Estampe Originale
Château Arsenal
59820 Gravelines

www.ville-gravelines.fr

Association TOURVILLE
Route de Calais
59820 Gravelines

www.tourville.asso.fr

Reise- und Etappenführer für Wohnmobilreisen

„Mit dem Wohnmobil nach Nordfrankreich“ (Womo-Reihe), Taschenbuch, 3. Feburuar 2014

„Tourenführer Frankreichs Norden mit dem Wohnmobil“, Broschiert, 23. Februar 2012
ADAC Campingführer Südeuropa 2016: mit herausnehmbarer Planungskarte Gebundene Ausgabe – 7. Januar 2016

Etappenführer France Passion

Wohnmobiltour durch Nordfrankreich Teil 7: An der Somme-Bucht

Campingplatz Domaine du Château de Drancourt

Tut, tut! „Des Baguettes et des Croissants!“. Selbst auf einem simplen Stellplatz gilt das berühmte französische Savoir vivre. Wir tauschen mit der Madame vom mobilen Brötchenservice unser Geld gegen ihr köstliches Gebäck fürs Frühstück. Dann verlassen wir auch schon den Stellplatz von Boulogne-sur-Mer und machen wir uns in der Region Hauts-de-France bleibend auf die Piste zur Somme-Bucht.

Der 245 Kilometer lange Fluss namens Somme, der durch die grausame „Schlacht an der Somme“ während des 1. Weltkriegs mit einer Million Tote traurige Bekanntheit erlangte, mündet zwischen Le Crotoy und St-Valery-sur-Somme in der Somme Bucht (auf französisch „Baie de Somme„) in den Ärmelkanal.

Nach einem Besuch eines gepflegten Soldatenfriedhofs des 1. Weltkriegs (auf der einen Seite sind die deutsche und auf der anderen Seite die britischen Soldaten begraben. Letztere haben viele namenlose Grabsteine „only known to God“) und einem Abstecher zum Napoléon Denkmal durchfahren wir nach circa 90 Minuten auch schon die Einfahrt des Schlossparks und Campingplatzes von Domaine du Château de Drancourt.

Diesen Campingplatz haben wir auf der Website von der Campingplatzgruppe „Les Castells“ gefunden. Er steht aber auch im ADAC Campingplatz Reiseführer. Nur hätten wir ihn dort aufgrund der Fülle vielleicht nicht gefunden.

Vor einem hübschen Château parken wir, um einen Stellplatz zu ergattern. Das ist zuerst gar nicht so einfach, weil die Technik in der Rezeption ausgefallen ist. Quelle Malheur, sagt die Rezeptionistin. Aber im Urlaub bin ich ganz entspannt. C’est la vie. Das wird schon.

Schloss auf dem Campingplatz Domaine du Château de Drancourt

Campingplatz Domaine du Château de Drancourt

Plopp… plopp. Einen Tennisplatz gibt es hier, wie ich auf meiner Erkundungstour feststelle während wir auf das Arbeitsgerät der Rezeption warten. Außerdem komme ich an einem Spielplatz sowie an einem Schwimmbad mit zwei überdachten Hallen und einen Becken im Freien inklusive Rutsche vorbei. Zwei der winzigsten Ponys, die ich jemals gesehen habe, grasen hinter dem Schloss. Diese sind anscheinend zum Reiten da. Zumindest tragen sie die volle Montur mit Sattel und Zaumzeug. Reiterhelme liegen auch bereit. Am Hintereingang des Schlosses befindet sich der Mini-Club mit Spielzeug und Basteltischen. Das ausgehängte Programm zeigt, wann was für die Kinder abgeht. Allerdings scheint alles auf französisch zu sein. Einen Minigolf Platz soll es auch geben. Den finde ich auf die schnelle im dem 12,5 Hektar großen Park allerdings nicht.

In einem geschmackvollen Café neben der Rezeption gibt es WiFi. Verschiedene Fahrgestelle für Kinder aller Altersklassen stehen zur Verfügung. Es gibt Waschmaschinen mit Trockner. Die Sanitärgebäude bräuchten allerdings bald mal eine Überholung. Die Geschirrspülräume sondern einen Odeur aus, bei dem mir der Appetit vergeht.

Café und Restaurant des Campingplatz Domaine du Château de Drancourt

Von dem Ambiente und den Angeboten des Campingplatzes trotzdem insgesamt positiv angetan, sehe ich aus dem Augenwinkel wie mir die Rezeptionistin zuwinkt. Très bien. Nachdem die Computer wieder angesprungen sind, bekommen wir sogar einen Rabatt für unseren Stellplatz.

Zwischen verschiedenen Ziersträuchern und unter hohen Laubbäume parken wir nach viel hin und her unser Gipsy II. Voll ist es nicht um uns herum. Auch hier sind die mobilen Häuser in der Überzahl. Das ist gut. Dann sind die Duschen nicht überfüllt, denn die Häuser haben ein eigenes Bad.

viel Grün auf dem Campingplatz Domaine du Château de Drancourt

How to do Privatsphäre auf dem Campingplatz

Was machen wir zuerst nachdem wir die perfekte Ausrichtung gefunden haben in der uns niemand in den Garten gucken kann, weil wir mit dem Wohnmobil quer zum Weg stehen? Das, was vermutlich alle Eltern mit Kindern hier sofort tun müssen, wenn sie nicht vom Kindernotdienst belästigt werden möchten. Wir ziehen unsere Badebuchsen respektive Bikinis an, blasen die Schwimmflügel für die Kleine sowie da große Krokodil für die Große auf und springen alle zusammen in den Pool!

Campingplatz Domaine du Château de Drancourt Swimmingpool

Für die Kleinkinder gibt es ein überdachtes flaches warmes Wasserbecken mit einer Rutsche in Form eines Segelboots. Nebenan ist ein ebenfalls überdachtes Becken zum Schwimmen. Draußen befindet sich der dritte Pool mit zwei Rutschen für Kinder ab acht Jahren. Überall stehen Liegen bereit. Es ist sauber und riecht gut. Ach Kinder, das Leben ist schön!

Den Rest des Nachmittags verbringen wir draußen in der Sonne sitzend vor unserem Wohnmobil. Wir könnten uns hier nackt sonnen, wenn uns danach wäre, weil wir dank der Hecken und unseres Gefährts von außen abgeschirmt sind. Im Laufe der Zeit ist es um uns herum auch voller geworden. Unser Nachbarwohnmobil macht sehr merkwürdige Geräusche. Haben die etwa einen Häcksler oder Standmixer dabei? Bevor durch die Hecke spähen, ist der Krach auch schon vorbei.

Bonne nuit mit der Geschichte vom Pups-Roboter

Huhu, huhu… eine oder mehrere Eulen drehen ihre Runden durch den Schlosspark. Von weiter her hören wir Leute im Restaurant des Campingplatzes feiern. Oben im Alkoven ist es richtig gemütlich. Die Kinder haben sich heute das Buch „Pepe und der Pups-Roboter“ als Gute-Nacht-Geschichte ausgesucht. Die Geschichte, die von einem Jungen handelt, der nach wenigen Metern spazieren gehen immer auf den Schultern seines Vaters getragen werden will, haben sich die beiden jungen Autoren aus Berlin, Jesko Habert und Timo Becker ausgedacht. Die Story hätte auch über unsere zweijährige Tochter sein können. Sie will sich am liebsten auch nur noch auf den Schultern ihres Papas fortbewegen. Einen sperrigen Buggy oder die Kraxe haben wir nämlich nicht mehr Wohnmobil bekommen. Amüsiert lese ich ihnen von dem Erfindungsreichtum des von Rückenschmerzen geplagten Vaters vor. Er baut kurzerhand einen Roboter für seinen Sohn, der ihn von nun an trägt. Allerdings stößt der Roboter dabei ständig übel riechende Pupswolken aus. Das hält die anderen Kinder nicht davon ab, irgendwann auch mit ähnlichen Robotern durch die Straßen zu cruisen. Bis eines Tages die Luft ganz eklig grau wird und die Kinder dick und rund geworden sind, weil sie sich kaum noch selbst bewegen. Wie die Geschichte aus geht und ob sie noch ein gutes Ende findet, müsst Ihr allerdings selbst herausfinden…

Reiten auf dem Campingplatz Domaine du Château de Drancourt

Sportliches Programm

Heute haben wir einen Actiontag. Schließlich ist das der erste Campingplatz unseres Urlaubs, der für uns so viele Angebote bereithält.

Am Morgen um 9.15 Uhr versuche ich im so genannten Aquadance Kurs den Pool des Campingplatzes gemeinsam mit nur vier weiteren Gästen meine müden Muskeln aufzuwecken. Hinterher verstehe ich, warum es nur so wenige Teilnehmer waren. Die junge Lehrerin ist nicht gerade eine Energiebombe oder scheint noch etwas schlaftrunken zu sein. Dafür dreht sie die Musik so laut, dass wenigstens meine Ohren wach werden.

Für 10 Uhr haben wir für die Mädels eine halbe Stunde Reiten gebucht. Sie kommen mir ganz stolz mit dem Papa als Aufpasser entgegen als ich aus der Dusche komme. Die Kleine sitzt auf dem Pony, das einen unaussprechlichen Namen trägt, und die Große führt die beiden herum. Grasen scheint die Lieblingsbeschäftigung des Tierchens zu sein. Aber es insistiert nur kurz, wenn die Große es weiter zieht.

Als das Pony das nächste Kind umher tragen muss, verkrümelt sich mein Mann ins WiFi Café um zu arbeiten. Die Kinder leihen sich derweil einen fahrbaren Untersatz (mit 5 Euro pro 30 Minuten ganz schön teuer) aus, um dessen Vorherrschaft sie sich dann streiten. Irgendwann besorge ich der Großen ein Kettcar. Kurze Zeit später tut sie sich weh und wir geben es zurück. Mann oh mann. Jetzt brauchen wir mal eine Pause und gehen ihren Papa im Café nerven.

Sommerferien in Frankreich

Radtour nach Saint-Valery Sur Somme

Während ich mich mit der Kleinen zum Mittagsschlaf in den Alkoven kuschle, gehen Vater und die Große Tochter in den Pool. Nach einer nudeligen Stärkung pumpen wir die Fahrradreifen auf und stellen endlich mal den Fahrradsattel der Großen auf ihre aktuelle Körpergröße ein. Somit sieht sie endlich nicht mehr aus wie ein Affe auf dem Schleifstein und wir können unsere Radtour ins wenige Kilometer entfernte Städtchen Saint-Valery sur Somme starten. Die Strecke führt uns zur besonderen Freude unseres tierlieben Nachwuchses an Eseln, Kühen und Pferden vorbei, die friedlich auf de Wiesen grasen.

Beim ersten Anstieg auf der Landstraße D3 zwischen Maisfeldern ist die Freude vorbei. Es hagelt Beschwerden von der Großen und wir müssen alle absteigen und schieben. Zum Glück dürfen wir das nachher alles wieder runter fahren. Doch das tröstet unsere Tochter jetzt im Moment nicht.

Nach dem Kreisverkehr, wo sich der Supermarkt Carrefour befindet, fahren wir die D940 ein Stück weiter bis zum nächsten Kreisverkehr und biegen dann zuerst rechts und dann links in eine kleine, weniger befahrene Straße hinein. Links neben uns ist ein Waldstück in dem Kinder in Klettergurten und Helmen zwischen Bäumen einen Klettergarten durchqueren.

Gasse in Saint-Valery sur Somme

Der Ort Saint-Valery sur Somme empfängt uns mit einem ziemlich steil abfallenden Gässchen, an dem sich links wie rechts bunte Häuser mit Blumen und allerlei Zierrat von der Robbe aus Plastik bis hin zum Pfänder reihen. Touristen werfen sich davor stehend in Pose. Auch unsere Tochter muss herhalten.

Iih, was ist denn das? Unten an der Hafenpromenade angekommen, fängt es leicht an zu nieseln. Aber davon lassen wir uns nicht vertreiben. Im Gegenteil. Wir schließen unsere Räder an die nächstbeste Laterne und schlendern an der Promenade der Bucht entlang. Hier mündet die Somme in den Ärmelkanal. Ausflugsschiffchen tuckern an uns vorbei. Ein großer Ast, der aussieht wie ein Krokodil, wird von der Strömung fortgezogen.

Dass die Somme-Bucht 2001 zusammen mit der Bucht von Venedig und der von San Fransisco zur schönsten Bucht der Welt gekürt wurde, können wir heute nicht so recht nachvollziehen. Aber das Wetter ist vielleicht heute auch nicht besonders vorteilhaft. Wir wollen mal nicht unfair sein.

Egal ob die schönste Bucht der Welt oder nicht, heute ist unser Glückstag, denn es ist Markt in Saint-Valery sur Somme. Egal ob Honig, Wein, Schnaps, Brot, Obst, Käse, Schinken, Wurst, Schmuck, hübsche Taschen oder gebrannte Mandeln. An der Uferpromenade gibt es alles, was das Herz des Reisenden begehrt. Ramsch ist hier nicht zu finden. Wir schmeißen erstmal eine Runde teures Kugeleis für die Kinder damit wir in Ruhe selbst Salami, Honig und eine originelle Kette einkaufen können.

Radtour nach Saint-Valery Sur Somme

Doch zuvor bleiben wir bei einer Jazzkapelle stehen, die aus der Nähe von Rouen angereist ist. Sie spielen so wunderbar, dass schnell die Uferpromenade verstopft. Auch wir sind ein Teil des Korkens. Unsere zweijährige Tochter ist so von der Musik begeistert, dass sie den Platz zwischen Zuhörern und der Band nutzt, um dort ihre Tanzkreise zu ziehen und die Aufmerksamkeit der Umstehenden inklusive uns zu genießen.

Auf dem Rückweg schlagen wir uns mit unseren Rädern auf den schmalen Bürgersteig mehr schlecht als recht durch. Wir wollen in der Rue de la Ferté bummeln, was mit den Vélos zugegebenermaßen natürlich eine blöde Idee von uns ist. Aber wir halten durch. Die Geschäfte und Galerien sind einfach zu hübsch herausgeputzt um ihnen zu widerstehen. In dem einzigen großen Laden der Straße ersteht mein Mann endlich einen Lenkdrachen. Und dann auch noch in Rot mit einem schwarzen Drachen drauf!

Dampfeisenbahn an der Somme Bucht

Tuff, Tuff, Tuff, die Eisenbahn. Wer will mit durch Frankreich fahren?

Dort, wo am Ende der Straße in der Marina die Bötchen vor sich hin schaukeln, tuckert im Schneckentempo eine alte Dampfeisenbahn, die bis zum Wendekreis fährt um sich abzuwickeln, wieder zurück zu fahren und dann Eisenbahnwagen voller Touristen zu ziehen. Wir können mit unseren Rädern leider nicht mit. Aber dafür geht es ja nun auch bergab…

Adressen und weitere Informationen

Camping und Freizeit

Domaine du Château de Drancourt*****
80230 Saint-Valery sur Somme
Tel: +33 (0)3 22 26 93 45

Reservation.drancourt@orange.fr

www.chateau-drancourt.fr

GPS: B:50, 15353 L:1,6359

Klettergarten: Le Parc Salomon
Rue Gilbert Gauthé
80230 Saint-Valery-sur-Somme

www.parcaventure-baiedesomme.com

Sehr hübsche Boutique mit kulinarischen Mitbringseln in Saint-Valerie sur Somme

La Sardine
9, Rue de la Ferté
80230 Saint-Valery sur Somme

www.la-sardine.com

Dampfeisenbahn an der Somme
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob diese die richtige Website ist, also besser genau nachprüfen www.appeva.org

Literatur

„Pepe und der Pups-Roboter“, Jesko Habert undTimo Becker, Willegoos Verlag, 1. Auflage 2016, für Erstleser geeignet

www.willegoos.de

Reise- und Etappenführer für Wohnmobilreisen

„Mit dem Wohnmobil durch die Normandie“ (Womo-Reihe), Taschenbuch

„DuMont direkt Reiseführer Normandie“, Taschenbuch,

„Mit dem Wohnmobil nach Nordfrankreich“ (Womo-Reihe), Taschenbuch,

„Tourenführer Frankreichs Norden mit dem Wohnmobil“,

ADAC Campingführer Südeuropa mit herausnehmbarer Planungskarte

ADAC Stellplatzführer Deutschland/Europa mit zwei herausnehmbaren Planungskarten

Etappenführer France Passion

 

Wohnmobiltour durch Nordfrankreich Teil 8: Normandie wir kommen

mit dem Wohnmobil an die Alabaster der Normandie in Frankreich

Heute verlassen wir Nord-Pas de Calais. Unser Ziel ist die Normandie und die schroffe „Cóte d’Albâtre“, die Alabasterküste, an der die Wellen des Ärmelkanals unablässig knabbern. Auf dieser Etappe erleben wir gefühlt stündlich einen Wetterwechel. Sunshine Reggae – Blowing in the wind – sunny – it’s raining man – here comes the sun – don’t blame it on the sunshine – gone with the wind – liebe liebe Sonne. Das sind die Songs, deren Melodien wir passend zum meterologischen Auf und Ab vor uns hin summen.

Mit der Standseilbahn in Le Tréport die Klippen hinab zum Meer

Unsere Route führt uns nach Le Tréport, das als „Seepforte der Normandie“ bezeichnet wird und das ein außergewöhnliches Transportmittel zu bieten hat. Wer Lust auf Wandern hat, kann sich hier auf dem 60 bis 120 Meter hoch auf den Felsen gelegenen Fernwanderweg GR 21 auf den Weg machen.

Unser Wohnmobil parken wir auf einem der beiden betonierten Stellplätze. Normalerweise muss man für einen dieser heute ziemlich unwirtlichen, weil windigen, Plätze um die 6 Euro Gebühr an einem Automaten bezahlen und kann dann bis zu 48 Stunden auf der betonierten Fläche stehen. Wir verzichten auf eigenes Risiko auf ein Parkticket, da wir nur kurz hier verweilen möchten.

Die Klippen fallen hier sehr steil hinab als ich die Felskante hinab blicke. Die über 350 Stufen der „Escaliers de la Falaise“ möchten wir ungerne ab- und noch viel weniger hochsteigen. Das ist auch nicht nötig. Wir sind heute mal faul.

Fahrt mit dem Funicular Schrägaufzug Standseilbahn in Le Tréport, Normandie in Frankreich

Dank des ehemaligen (leider im 2. Weltkrieg zerstörten) auf den Klippen gelegenen Grand Hôtels Le Trianon wurde im Jahr 1906 der „Funicluar„, eine Standseilbahn bzw. ein Schrägaufzug, in Betrieb genommen, der die 62 Meter hohen Klippen im ruhigen Tempo befährt. Nach einigen technischen und finanziellen Schwierigkeiten und der damit einhergehenden Stilllegung, bewegt der Funicular seit 2005 oder 2006 wieder regelmäßig Gäste und damit erfreulicherweise heute auch uns.

Wir befinden uns glücklicherweise im Zeitalter des funktionstüchtigen Funiculars und wollen in den Schrägaufzug bzw. in die Standseilbahn steigen und so ganz bequem einen Abstecher die spektakulären Kalkklippen hinunter zum Meer und dem normannischen Küstenort unternehmen.

Blick auf Le Tréport in Frankreich

Zum Glück müssen wir an der verglasten Bergstation nicht lange auf eine der insgesamt vier Télécabines warten. Zuerst geht es circa 60 Meter durch einen Tunnel bis wir dann wieder ans Tageslicht gelangen. Ein bisschen mulmig wird mir dabei schon. Aber auf die Technik ist Verlass.

Wohlbehalten kommen wir nach der nur 120 Meter kurzen Fahrt unten an und laufen durch ein Gässchen, durchqueren einen riesigen weniger schönen Häuserriegel bis wir am Meer ankommen. Am Kieselstrand picknicken zahlreiche Familien. Einige halten ein Nickerchen. Andere haben eines der Strandhäusschen gemietet und machen es sich darin bei geöffneten Türen mit Decken auf dem Schoß gemütlich. Ein paar Frauen sind zum Meer hinunter gelaufen um die Füße mal ins Wasser zu stecken und werden von den kräftigen Wellen überrascht. Kreisch, jauchz! Schnell wird ein Foto der bis zu den Knien nassen Frauen geschossen. Große weiss-hellgraue Möwen kreisen nach etwas Essbarem Ausschau haltend umher.

Kieselstrand von Le Tréport in der Normandie, Franreich

Wir spazieren auf dem Holzsteg parallel zum Meer entlang. Unsere Kleine entdeckt ihre Leidenschaft fürs Steine auflesen und werfen. Mindestens ein Dutzend Steine wechseln auf diese Weise ihren Standort vom Strand in den im Ärmelkanal. Wir gehen nicht bis zum Leuchtturm, obwohl ich diese so gerne mag, sondern fahren wieder hinauf. Denn ein Kanal unterbricht den Weg zum Leuchtturm. Dieses Mal müssen wir etwas warten, weil ein paar Jungs die glorreiche Idee haben, ihre Räder in den Kabinen zu transportieren. Das ist natürlich genau genommen nicht gestattet. Irgendwann öffnen und schließen sich auch für uns wieder mit einem leisen „piep, piep, piep“ die Kabinentüren und wir bewegen uns die Klippen hinauf.

Glück gehabt! Wir haben keinen Gruß von der Gendarmerie an der Windschutzscheibe zu kleben und fahren weiter die Alabasterküste entlang. Gerne würden wir in den zahlreichen Küstenorten Halt machen. Aber leider ist das Parken für Wohnmobile dort nicht so einfach. Doch wir werden noch auf unsere Kosten kommen…

Mit dem Wohnmobil nach Veules-les-roses in der Normandie, Frankreich, Galerie

Unser Wohnmobil-Stellplatz in Veules-les-Roses

Nein, ich stelle mit „Veules-les-Roses“ kein neues französisches Parfum vor. Obwohl der Name wirklich sehr danach klingen mag. Der Ortsname hat einen anderen Hintergrund. Die Veules ist mit 1.194 Metern der kürzeste Fluss Frankreichs, der ins Meer mündet. Und die Rosen ranken und duften an den schmucken Hausfassaden um die Wette. Wir sind d’accord, dass dieser Ort als einer der schönsten Orte Frankreichs bekannt ist.

Doch bevor wir uns in diesem traumhaften Örtchen per Pedes fortbewegen, müssen wir zuerst unser Gefährt sicher und legal unterbringen. Oberhalb der Ortes und direkt an den Klippen finden wir auch den idealen Stellplatz: Eine große Wiese an dessen Rändern sich locker an die 70 Wohnmobile reihen könnten. Nur eine meterhohe dichte Hecke trennt die Wohnmobile von der Felskante. Heute sind vielleicht zwei Dutzend hier untergekommen. Eine Möglichkeit für Ver- und Entsorgung für das Zu- und Abwasser gibt es hier nicht, aber wenigstens kann Müll entsorgt werden (schlimm wie viel Müll sich im Laufe eines Reisetages ansammelt).

Um vom Stellplatz in den malerischen Ort zu gelangen, laufen wir den eingezäumten Weg entlang, der zu Beginn und am Ende durch einen großen Stein die Zufahrt für Autos oder Motorräder versperrt, und gehen weiter bis zu einem kleinen Wäldchen. Rechts ist ein „Parcours Santé“ (Gesundheitspfad) mit zahlreichen Sportgeräten aus Holz aufgebaut. Genau das richtige für unsere Mädels, die nach Bewegung lechzen.

Gleich links oben an der Meerseite wagen wir uns in einen begehbaren dreckigen Bunker aus dessen Schlitzen wir ins Blaue gucken. Graffiti zieren die Wände, Müll in den Ecken. Unsere Kinder gruseln sich und wollen wieder schnell hinaus. Eine Treppe führt auf den Bunker hinauf von dessen Geländer wir den so ausgeschilderten „Belvédère du Point d’Interrogation„, einen schönen Ausblick auf die Küste, genießen.

Oh là là, was sehen die sehnsuchtsvollen Augen unserer Kinder denn da? Als wir durch den kleinen Hain die Klippen hinab zum Ort laufen, eröffnet sich uns nicht nur ein tolles Panorama auf die Küste von Veules-les-Roses, sondern auch der Blick auf zwei öffentliche Spielplätze sowie ein Planschbecken, die direkt hinter dem Kieselstrand liegen. Wollen wir da hin? Quiiiiii!!!! Die Kinder haben akuten Spielplatzbedarf.
Drachensteigen am Strand von Veules-les-Roses

Der rote Drachen, den wir in Saint-Valery Sur Somme gekauft haben, steigt in Windeseile in den blauen Himmel hinauf. Vater und unsere erstgeborene Tochter testen am Kieselstrand die Flugfähigkeiten ihres neuen gemeinsamen Spielzeugs während die Kleine und ich das Spielplatzboot steuern. Für die Plansche ist es heute an der Küste leider zu windig.
Vielleicht mache ich morgen früh hier Qi Gong am Strand? Laut eines Plakats gibt es hier in den Sommermonaten Juli und August auf jeden Fall die Möglichkeit dazu.

Villa in Veules-Les-Roses, Normandie Frankreich

Spaziergang durchs Dornrösschendorf

2,40 Euro kostet uns die reich an Proteinen, Vitaminen und Spurenelemente Vorspeise, die ich für uns heute am Meer kaufe. Frische Austern scheppern in der Plastiktüte gegeneinander während wir noch ein wenig durch den Ort und vorbei an seinen schmucken Dornrösschen-Villen und den zahlreichen Galerien ziehen. Den schmalen Fluss, Veules, entdecken wir in einer Seitenstraße. Würde der Fluss nicht so rasch fließen, würde ich ihn für einen Bach halten, so unscheinbar wirkt er hier. Eine alte Mühle und ein Hochwasserschild sind zu sehen. Vor einigen Jahren müssen die nah am Fluss liegenden Häuser teilweise unter Wasser gestanden haben.

Damit unsere Austern frisch bleiben, machen wir uns auf den Rückweg zu unserem Wohnmobil. Und kommen sogleich an der Bäckerei „Boulongerie des Tourelles“ in der Rue du D’Pierre Girard Nummer 3 (gegenüber der Kirche „Eglise Saint Martin“) vorbei. Sie hat täglich ohne Unterbrechung, wie sie auf dem Türschild verspricht, von 7 bis 19.30 Uhr geöffnet. Das ist ja super zu wissen fürs Frühstück morgen früh! In dem kleinen Laden „Epidemie de la Plage“ gleich schräg gegenüber, in der Rue Jean Lamy, gibt es alles was für unser Frühstück für den nächsten Morgen nötig ist.  Hinter der Kirche Saint-Martin ist der Place des Ecossais. Laut der Informationstafel fand zu Zeiten von Louis XIV. noch ein Markt statt. Heute zeigt in dem ehemaligen Kornlager „salle anaïs aubert“ das Kino „Le Rex“ Mainstream Filme wie „ICE Age“, „Independence Day“ und „Pets“. Französische Filme würden besser zum Ambiente passen, finde ich. Zur Freude unserer Tochter befindet sich parallel zu dem Gebäude eine saubere öffentliche Toilette. Sehr praktisch für Wohnmobilisten wie unsereins.

Spaziergang durch Veules-les-Roses, Normandie, Frankreich

Die Austern werden mit der feststellbaren Klinge von einer der zahlreichen Taschenmesser meines Mannes geöffnet. Die Delikatesse mundet unseren Kindern nicht. Der Gesichtsausdruck spricht für sich. Aber sie haben die Muscheln mit einem Zitronenspritzer immerhin probiert. Auch mein Mann und ich sind nicht so erpicht darauf, noch mehr von den Austern zu essen.

Nach dem Abendessen stürmt und regnet es draußen vor unserer Wohnmobiltür. Am Himmel zeichnet sich kurze Zeit später ein toller Regenbogen ab. Das lockt uns. Schließlich könnten wir ja einen Schatz an der Stelle finden, wo der Regenbogen endet, nicht wahr? Wir gehen, in Softshelljacken verpackt, also nochmal raus und drehen eine Runde durch Veules-les-Roses. Vielleicht wächst ja am Ende des Regenbogens die schönste Rose Frankreichs?
Kieselstrand von Le Tréport in der Normandie, Franreich

Adressen und weitere Informationen

Camping und Freizeit

Womo-Stellplatz Le Tréport
GPS: N 50° 03′ 29.3″ E 1° 21′ 52.4
Ausstattung: Ver- und Entsorgung, Mülleimer
Gebühr: 6 Euro für 48 Stunden

Standseilbahn von Le Tréport
Transport ist kostenlos
Montag bis Donnerstag und Sonntag: 7.30 bis 20.45 Uhr
Samstag: 7.30 bis 0.45 Uhr
Juli und August: bis 2 Uhr

Womo-Stellplatz Veules-les-Roses
GPS: N 49° 52′ 30,0″ E 0° 47′ 31.7″
gebührenfrei

Reise- und Etappenführer für Wohnmobilreisen

„Mit dem Wohnmobil durch die Normandie“ (Womo-Reihe), Taschenbuch

„DuMont direkt Reiseführer Normandie“, Taschenbuch,

„Mit dem Wohnmobil nach Nordfrankreich“ (Womo-Reihe), Taschenbuch,

„Tourenführer Frankreichs Norden mit dem Wohnmobil“,

ADAC Campingführer Südeuropa mit herausnehmbarer Planungskarte

ADAC Stellplatzführer Deutschland/Europa mit zwei herausnehmbaren Planungskarten

Etappenführer France Passion

Wohnmobiltour durch Nordfrankreich Teil 9: Les Falaises in Étretat, über die Seine und dann nach Calvados in der Basse Normandie

Mit dem Wohnmobil zu Les Falaises in Etretat

Nach einer stürmischen Nacht, die wir in unserem Wohnmobil auf den Kalksteinklippen oberhalb des hübschen Orts Veules-les-Roses in der Haute Normandie (oberen Normandie) verbracht haben, fahren wir zur Basse Normandie (untere Normandie). Um dorthin zu gelangen, fahren wir weiter die Küstenstraße der Côte d’Albátre (Alabasterküste) entlang und streifen ihre hübschen Städtchen Saint-Valery-en-Caux, Sassetot-le-Mauconduit und Fécamp. Am liebsten würden mein Mann und ich überall anhalten und uns jedes Örtchen ansehen. Doch leider sind die französischen Dörfer nicht unbedingt auf große Wohnmobile eingerichtet. Für längere Spaziergänge von einem Parkplatz in den Ort haben wir leider nicht die nötige Zeit. Wir haben nämlich das Ziel in unserem Urlaub noch bis zum Utah Beach zu kommen und dort ein paar Tage zu verweilen. So ist das halt im Urlaub. Auch mit einem Wohnmobil mit dem wir ansonsten ja sehr flexibel sind. Aber eine Entscheidung gegen einen Ort bedeutet gleichzeitig auch ein Ja für einen anderen Ort!

Die Route auf der Landstraße ist traumhaft. Wir überholen ein Paar, das mit Packtaschen auf einem Tandem unterwegs ist. Chapeau! Unsere Kleine ist quengelig und findet während der Fahrt leider nicht in ihren üblichen Vormittagsschlaf. Seltsam. Hoffentlich ist da nichts im Busch. Wenn sie nicht schläft wird unser Besuch eines Orts im Département Seine-Maritime, der für seine majestätischen Kalksteinfelsnadeln berühmt ist, kein großes Vergnügen.

Felsnadeln in der Normandie, Frankreich

Stop-Over in Sissis Seebad

In Étretat, wo im August und September 1875 die österreische Kaiserin Sissi badete, machen wir Halt. Für Wohnmobile und PKWs gibt es oberhalb des Seebads an einem alten Bahnhof einen Parkplatz. Wunderbar, für drei Euro können wir einen Tag hier stehen.

Die müde Kleine wird auf den Schultern, vorbei an einem kleinen Soldaten- und Zivilistenfriedhof mit zahlreichen kanadischen Grabsteinen, in den Ort vom Papa hinunter getragen. Teilweise mittelalterlich wirkende Häuser sowie weitere historische Fachwerkhäuser säumen die Straße. Je näher wir dem Zentrum kommen, desto voller wird es. Am Marché Couvert, wo in einer schönen alten Markthalle allerlei Nippes feil geboten wird, tobt fast schon der touristische Mob. Wir essen hier leckere Fritten mit einer fantastischen leicht scharfen Mayonnaisse Sauce und Eis zum Mittagessen.

Mittelalterliche Häuser in Etretat, Normandie

Auf der Promenade am Meer sprüht uns die Gischt entgegen und weht unsere letzten Frittenkrümel vom Hemd. Die Restaurants schützen ihre Gäste mit Glasscheiben vor dem Sprühnebel. Wir können uns entscheiden, ob wir entweder links zum 83 Meter hohen berühmten Kalkbogen „Falaise d’Aval“ oder rechts zum pfeilartigen Denkmal und der beiden Flugpioniere Charles Nungesser und Francios Coli (sie sind hier am 8.5.1927 bei ihrem Versuch der ersten Nordatlantiküberquerung das letzte Mal gesichtet worden…) gehen.

 

Wir entscheiden uns für die Felsen. Oben angelangt, genießen wir den fantastischen Panoramaausblick auf die Felsnadel und die Bucht von Étretat. Hinter uns liegt an Land ein grandios gelegener Golfplatz. Unsere sechsjährige Tochter hüpft wie eine junge Geis die Pfade entlang bis es nicht mehr weiter geht. Unsere zweijährige Tochter ist missmutig, weil sie ihren Mittagsschlaf verpasst hat, lässt sich aber von ihrem Papa doch motivieren den Fernwanderweg GR 21 hinauf zu steigen damit sie gemeinsam mit ihrer Schwester durch ein Felsloch gucken kann.

mit dem Wohnmobil nach Etretat in Frankreich, Promenade

Open Air Lesestube

Der Abstieg ist dann kein Problem mehr. Unten an der Promenade werden in einer Minibibliothek (französische) Bücher zum Lesen am Strand oder in den bereit gestellten Liegen angeboten. Tolle Idee, aber französische Bücher sind uns jetzt zu anstrengend. Deshalb lesen wir stattdessen die englischen Texte der Informationstafeln, die an dem ehemaligen Bunker und den Bootshäusschen angebracht sind. Die Texte verraten, dass an der Bucht früher herrschaftliche Hotels standen, die traurigerweise dem Atlantikwall weichen mussten. Rommel ließ sie zur Zeit des 2. Weltkriegs abreißen, um aus den 19 errichteten Bunkern freie Sicht und Schuss aufs Meer zu haben. Am Strand der Bucht wurden sage und schreibe 1.500 Minen vergraben. Ein Wahnsinn. Unfassbar.

Wir brauchen Bass, Bass, Basse Normandie

Alle angeschnallt? Es geht weeeeiteeeer in südliche Richtung von der Haute Normandie über die Hafenstadt mit Weltkulturerbestatus, Le Havre, in die Basse Normandie. Um dorthin hin zu gelangen, fahren wir einmal unfreiwillig am Fußballstadion von Le Havre vorbei, weil wir uns verfahren. Das Stadion sieht, wenn man es böswillig ausdrücken möchte, aus, als wenn es in eine blaue Mülltüte verpackt wurde.

Mit dem Wohnmobil über die Pont de Normandie, in Frankreich bei Le Havre

Mit dem Wohnmobil im Schneckentempo über Europas längste Schrägseilbrücke

Wir kommen wieder auf die richtige Spur und überqueren wir die spektakuläre Schrägseilbrücke „Pont de Normandie“, die sich in einem 856 Meter langen großen Bogen schwungvoll über die Seine spannt. Unser Wohnmobil nimmt Anlauf. Mit 90 Kilometer pro Stunde fahren wir die mutpflichtige Brücke hinauf. Doch je steiler es wird, desto mehr muss sich unser Wohnmobil anstrengen: 80, 70, 60, 50 und am Ende schleichen wir uns mit 40 Kilometern pro Stunde die Brücke hinauf. Zum Glück schaffen wir es dennoch ohne Schieben über die Seine. Oben angekommen zeichnet sich links und rechts der Brücke ein sehr gegensätzliches Bild ab. Einerseits scheint hier die Erdölverarbeitung angesiedelt zu sein und andererseits beginnt hier der „Parc Régional de Brotonne“, das sich fast bis nach Rouen erstreckt. Interessante Kombination.

mit dem Wohnmobil durch die Normandie

Auf der Suche nach einem Stellplatz in der Calvados Region

Wir sind uns heute noch nicht sicher, wo wir über Nacht stehen möchten. In Deauville, das Seebad der Reichen und Schönen, suchen wir einen Stellplatz und als wir ihn finden, ist er bereits voll. Er ist für die Größe des Orts auch viel zu klein. Wir fahren weiter. Dann übernachten wir eben auf einen Campingplatz. Aber der nächste ist leider weiter weg.

Zum Glück haben wir neben dem ADAC Campingplatz Führer auch noch den aktuellen Guide von France Passion dabei. In der Broschüre sind zahlreiche Bauernhöfe und Winzer und Wohnmobilfreunde in ganz Frankreich aufgelistet, die Campern für 24 Stunden einen kostenlosen Stellplatz bieten und ihnen Produkte aus eigener Herstellung anbieten. Der Handel ist keine Bedingung. Es bietet sich aber natürlich an, dass man Wein, Saft, Käse, Eier, Marmelade und andere Leckereien direkt beim Erzeuger ersteht. Authentische Mitbringsel für die Lieben daheimgebliebenen Freunde und Verwandten und auch für sich selbst sind somit auch gleich erledigt. Während unserer Südfrankreich Wohnmobiltour 2015 konnten wir mit dieser Art des Reisens sehr schöne und persönliche Erfahrungen sammeln. Ich blättere also fieberhaft in dem bilingualen Etappenführer nach einem netten Gastgeber herum. Bald finde ich wir eine Calvados Destillerie, die näher an unserer heutigen Route als der Campingplatz liegt. Très bien!

Wohnmobil-Stellplatz auf dem Hof einer Calvados Destillerie in der Normandie, FRankreich

Im Land wo Cidre und Calvados fließen

Wir tuckern frohen Mutes durch die Basse Normandie. Kühe der Rasse Pie Normande liegen im fetten grünen Gras. Jagdvögel ruhen sich auf Zaunlatten sitzend aus. Hunderte knorrige Apfelbäume tragen kleine Äpfelchen unterschiedlichster Colour an ihren Ästen. Die Region ist berühmt für ihren Calvados und Cidre, das können wir jetzt erahnen und hoffen in wenigen Minuten selbige auch probieren zu können.

Nach 220 Tageskilometern erreichen wir am frühen Abend den idyllischen Hof von Madames und Monsieur Desvoye in Beaufour Druval. Ein Hund begrüßt uns freundlich. Madame zeigt uns den Stellplatz für Reisende. Dort, wo normalerweise die Kühe sauber gespritzt werden, dürfen wir heute Nacht bleiben. D’accord.

Die jungen Kühe grasen uns gegenüber auf einer satt grünen Wiese. In der Scheune kaufen wir ein paar Flaschen Apfelsaft für die Kinder und Cidre für uns. Den Buddelkasten und die Schaukel der Enkelkinder dürfen unsere Mädchen gerne benutzen. Auch ein WC steht Gästen zur Verfügung. Unser Frischwasser können wir ebenfalls auftanken. Wir sind happy so freundliche Gastgeber gefunden zu haben.

 

Adressen und weitere Informationen

Pont de Normandie
Mautgebühr: 6,30 Euro

www.pontsnormandietancarville.fr

Étretat

www.etretat.net

Stellplatz Cave Desvoye
Chemin de la Cour Aux Gris
à saint-Aubin-Lébizay
14340 BEAUFOUR-DRUVAL
Tel/Fax : 02 31 65 11 94
GPS: N 49.20779 W 0.00908

Öffnungszeiten:
täglich von 9-12.30 Uhr, 14-19 Uhr

www.cidre-calvados-desvoye.fr

Reise- und Etappenführer für Wohnmobilreisen

„Mit dem Wohnmobil durch die Normandie“ (Womo-Reihe), Taschenbuch

„DuMont direkt Reiseführer Normandie“, Taschenbuch,

„Mit dem Wohnmobil nach Nordfrankreich“ (Womo-Reihe), Taschenbuch,

„Tourenführer Frankreichs Norden mit dem Wohnmobil“,

ADAC Campingführer Südeuropa mit herausnehmbarer Planungskarte

ADAC Stellplatzführer Deutschland/Europa mit zwei herausnehmbaren Planungskarten

Etappenführer France Passion

Wohnmobiltour durch Nordfrankreich Teil 10: Utah Beach, unser westlichstes Etappenziel

mit dem Wohnmobiltour zum Utah Beach in Frankreich

Au revoir, le chien! A bientôt, la vache! Wir verabschieden uns vom malerischen Bauernhof und der Calvados und Cidre Destillerie. Auf geht’s hoch zum Küstenabschnitt Utah Beach im Département Manche. Dies soll die westlichste Etappe unserer Wohnmobiltour durch Nordfrankreich sein. Anschließend werden wir uns gemütlich auf den Rückweg in Richtung der Somme Region und Pas de Calais machen. Dort warten ja auch noch einige schöne Etappenziele auf uns, an denen wir auf dem Hinweg nicht gehalten haben.

mit dem Wohnmobil auf der Tour de France Strecke unterwegs

Touristische Highlights: Tour de France und 2. Weltkrieg

Wir durchfahren in der Haute Normandie viele kleine Orte, in denen bunte Plakate sowie oben an Laternen aufgehängte Fahrräder an die Tour de France 2016 erinnern, die auch hier entlang führte. Auch einige kleine Museen zum Thema des 2. Weltkriegs machen hier auf sich aufmerksam. Bereits im Supermarkt, wo wir uns eben mit Lebensmitteln fürs Abendessen eingedeckt hatten, türmten sich Hunderte von Flyern in einem Display, die sich alle um ein Thema drehen: Krieg. Am Ende des Beitrags habe ich einige Museen aufgeführt.

Wir rollen auf die lange Bucht, dem ehemaligen Atlantikwall, zu. Eine wenig befahrene Promenadenstraße mit schmalem Gehweg säumt die Küstenmauer. Zwischen den Dünen befinden sich hier nur vereinzelte Häuser mit Blick aufs Meer. Es ist eher ländlich ruhig hier.

Invasion im 2. Weltkrieg am Utah Beach

72 Jahre vor unserer Ankunft war es hier allerdings nicht so ruhig und idyllisch. Am berühmten D-Day, den 6. Juni 1944, kamen um kurz nach Mitternacht die ersten amerikanischen Soldaten in Frankreich an und leiteten damit eine der größten Militäroperationen der Geschichte ein, von der damals niemand sicher sein konnte, dass sie gelingen würde. Wir alle kennen die dramatischen Szenen, die sich hier an der normannischen Küste abspielten aus Filmen, wie etwa „Der Soldat James Ryan“. All das geht mir im Kopf herum, als wir am Gold und Omaha Beach vorbei und dann auf Utah Beach zu rollen.

An der Küstenlinie erinnern noch zahlreiche Bunker, Denkmäler sowie im Landesinneren mehrere Soldatenfriedhöfe und an die 30 Museen an die erfolgreiche Invasion vor 72 Jahren. Wenn das alles nicht wäre, würden wir uns das Blutvergießen, das hier stattgefunden hat, noch viel weniger vorstellen können. Die Sonne lacht als gäbe es kein Gestern und der Himmel ist von einem leuchtenden Blau, dass es in den Augen brennt. Badewetter!

mit dem Wohnmobil zum Campingplatz Le Comoran in Frankreich, Utah Beach

Campingplatz Le Cormoran

Circa 110 Kilometer von unserer letzten Etappe entfernt kommen wir in Ravenoville an. Gegenüber der Inseln „Iles St. Marcouf“ biegen wir bei der US-amerikanischen, der französischen, britischen und anderen Länderfahnen zum Campingplatz Le Cormoran links ein.

Zwischen Palmen und Hecken stellen wir uns wieder quer. „Bonjour“. Links von uns steht ein französisches Paar mit ihrem Wohnmobil. „Hello“. Rechts von uns campieren zwei Söhne und ihr Vater aus England. Freundlich werden wir von unseren Nachbarn zurück gegrüßt. Der Campingplatz ist trotz seiner Symmetrie ganz hübsch angelegt und sehr grün.

Es gibt eine Bar und nebenan einen kleinen Supermarkt, der morgens frische Baguettes, Brot und Croissants und sogar die Süddeutsche Zeitung verkauft. Ansonsten hält er auch einige weitere Alltagslebensmittel bereit, mehr aber auch nicht.
Zur Freude der Kinder gibt es Tretautos sowie drei große Hüpfburgen und zwei Trampoline. Außerdem Billard Golf, einen Fitness Parcours, einen überdachten Pool sowie ein Freiluftschwimmbecken. Irgendwo müssen sich noch eine Sauna sowie ein Tennisplatz befinden. Die für die Region typischen Mobile Homes stehen hier auch herum. Außerdem werden Aqua Fitness und Bastel- und seltsamerweise Sportschießkurse mit Luftdruckgewehren angeboten. Auf letzteres verzichten wir gerne. Das Sanitärgebäude ist sehr sauber und es gibt auch eine Badewanne für Babies und Kleinkinder.

Ziegengehege auf dem Campingplatz Le Comoran in Frankreich, Utah Beach

Tierische Nachbarn

„Mäh!“ Was begrüßt uns denn nun? Hinter unserem Stellplatz, nur knapp 30 Zentimeter hinter der Hecke, befindet sich ein Ziegengehege. Daneben gibt es noch eine Pferdekoppel, die allerdings von lauter Pferdeäpfeln nur so strotzt. Natürlich werden die kleinen Ziegen ersten einmal von unseren Kindern ausgiebig mit Gras verköstigt während wir die Badetasche klar machen. Die Kinder haben sich einen Sprung in den überdachten Pool oder ins Freiluftschwimmbecken mehr als verdient.

Windpocken Alarm?

Unsere Kleine hat sich nach unserer Diagnose entweder in Berlin oder kurz darauf auf dem hessischen Campingplatz wohl leider mit Windpocken angesteckt. Obwohl sie dagegen geimpft ist, gibt es keinen hundertprozentigen Impfschutz, sagt uns die Sprechstundenhilfe der Berliner Kinderärztin am Telefon. Aber die Kleine ist trotz der vielen Blässchen gut drauf. Sie darf allerdings nicht mit in den Pool, weil wir vermeiden möchten, dass sie andere Kinder oder Schwangere ansteckt.

Muscheln sammelm am Utah Beach

Am Utah Beach unterwegs

Nach der Erfrischung relaxen wir auf den Liegen am Pool. Jeder ein Eis in der Hand. Irgendwann wird es in der Sonne zu heiß und wir gehen am Strand spazieren. Er ist über und über mit großen Muscheln bedeckt. Die Sammeltasche füllt sich im Nu. Ich teste das Meerwasser. Es ist vorne angenehm warm, aber leider von vielen angeschwemmten Algenpflanzen durchsetzt. Nach ein paar Schwimmzügen sind die Algen weg und es wird kühler. Leider ist das Meer sehr trüb, weil so viel Sand darin aufgewirbelt wurde. Das ist mir immer suspekt. Ich möchte lieber sehen, was sich um mich herum bewegt. Also wieder raus ans Land.

historische Geländewagen am Utah Beach, Nordfrankreich

Während wir am Sandstrand einen Fuß vor den andern setzen und uns auf die Überreste eines deutschen Bunker sind zu bewegen, wird mir ganz anders zumute. Tut mir leid, wenn ich schon wieder so grüblerisch daher komme. Aber so bin ich nun mal. Denn genau hier, wo wir uns jetzt die Sonne auf den Kopf scheinen lassen und unsere Kinder fröhlich Muscheln auflesen, ist das Blut von tausenden Soldaten geflossen, um den Vormarsch der Nazis im Westen zu stoppen. Es klebt trotzdem kein Blut an unseren nackten Fußsohlen. Nur Muschelkalk. Die Meereswellen plätschern so unschuldig, als wäre hier nie ein Schuss gefallen. Nun stehen schräg hinter dem Bunker zwei Original Jeeps aus dem 2. Weltkrieg, die man inklusive einem Fahrer für eine historische Normandie Tour stunden- oder tageweise mieten kann. Das kostet allerdings eine Stange Geld.

Hüpfburg Campingplatz Le Cormoran, Nordfrankreich

Unser buntes Abendprogramm: Von den Ziegen bis zum französischen Elvis

Zum Abendessen verspeisen wir ein halbes Kilogramm Crevettes (Garnelen). Danach bereiten unsere Töchter zuerst den Ziegen ein grasiges Festmahl bevor sie auf den verschiedenen kostenfreien Hüpfburgen und Trampolinen hüpfen bis ihnen schwindlig wird. Wir müssen sie von den Trampolinen unter lauten Protest zerren damit auch mal die anderen Kinder dran kommen. Ansonsten würden sie wahrscheinlich bis zur Schließung des Campingplatzes noch dort hüpfen wie Flummis.

mit dem Wohnmobil durch Nordfrankreich, Utah Beach bei Sonnenuntergang

Wir laufen vom Campingplatz aus die 20 Meter bis zum Meer, dass sich aufgrund der Ebbe weit zurück gezogen hat. Wir springen von Sandbank zu Sandbank bis wir das Meer doch noch erwischen. Erst als die Sonne hinter dem Campingplatz verschwindet, gehen wir zurück.

französisches Elvis Double auf dem Campingplatz Le Cormoran, Frankreich

In der Campingplatz Bar ist ein französischer Elvis gerade dabei sich warm zu singen. Er sieht in seinem weißen und mit goldenen Strasssteinen bestickten Anzug samt goldenen Gürtel so intergalaktisch aus, dass unsere Kleine wie angewurzelt in seiner Nähe stehen bleibt und ihn einfach nur anstarrt. Nur schwer kommt sie in den Groove. Die Band in Saint-Valery-sur-Somme war anscheinend mehr ihr Ding. Wir hören Elvis Double noch lange bevor wir in den Schlaf finden.

Damit sich unsere kränkelnde Tochter von ihren Windpocken etwas erholen kann, bleiben wir noch eine weitere Nacht auf dem Campingplatz. Das salzige Meerwasser und die trockene Luft tun ihrer Haut gut.

Die Kriegsmuseen in der Umgebung besichtigen wir nicht. Wir genießen einfach das grandiose Wetter, nachdem wir ja auch einige durchwachsene Tage hatten, joggen am Strand und bauen dort mit unseren Kindern Torten mit Sandfüllung und einem sagenhaften Muscheltopping. Abends spielen wir Boule wie echte Franzosen. Endlich kommen die schweren silbernen Kugeln mal zum Einsatz, die wir bei jeder Wohnmobiltour mit dabei haben.

unterwegs im Département Manche

Adressen und weitere Informationen

Campingplatz Le Cormoran

50480 Ravenoville-Plage
www.lecormoran.com
lecormoran@wanadoo.fr
Tel: +33 (0)2 33 41 33 94

Freizeit & Museen

Normandy Jeep Tours
Tel: +33 (0)6 76 16 95 20

Utah Beach Museen du Debarquement
50480 Sainte Marie du Mont
www.utah-beach.com
musee@utah-beach.com

Öffnungszeiten
Oktober bis Mai: 10 bis 18 Uhr
Juni bis September: 9.30 bis 19 Uhr
Vom 1. bis 25. Dezember geschlossen.
Letzter Einlass ist eine Stunde vor Schließung.

Musée Mémorial d’Omaha Beach
„Les Moulins“ Avenue de la Liberation
14710 Saint-Laurent-sur-Mer
www.musee-memorial-omaha.com
musee-memorial-omaha@wanadoo.fr
Tel: +33 (0)2 31 21 97 44

Öffnungszeiten
Februar: 10 bis 17 Uhr
März: 10 bis 18 Uhr
April/Mai: 9.30 bis 18.30 Uhr
Juni: 9.30 bis 19 Uhr
Juli/ August: 9.30 bis 19.30 Uhr
September: 9.30 bis 18.30 Uhr
Oktober/November: 9.30 bis 18 Uhr

Normandy Tank Museum A10 Airfield
La Fourchette Avenue du Cotentin
50500 Catz
www.normandy-tank-museum.fr
contact@normandy-tank-museum.fr
Tel: +33 (0)2 33 44 39 45

Hangar d’Ecausseville
www.aerobase.fr
contact@aerobase.fr

Centre Historique des Parachutistes du Jour-J
(D-Day Experience + Dead Man’s Corner Museum)
2 Village de l’Amont
50500 Saint-Côme-du-Mont
www.paratrooper-museum.org
communication.carentin.101@orange.fr

Öffnungszeiten
1. Oktober bis 31. März: 10 bis 18 Uhr
1. April bis 30. September: 9.30 bis 19 Uhr

Reise- und Etappenführer für Wohnmobilreisen

„Mit dem Wohnmobil durch die Normandie“ (Womo-Reihe), Taschenbuch, 1. Juli 2013

„DuMont direkt Reiseführer Normandie“, Taschenbuch, 25. Juni 2015

„Mit dem Wohnmobil nach Nordfrankreich“ (Womo-Reihe), Taschenbuch, 3. Feburuar 2014

„Tourenführer Frankreichs Norden mit dem Wohnmobil“, Broschiert, 23. Februar 2012

ADAC Campingführer Südeuropa mit herausnehmbarer Planungskarte

ADAC Stellplatzführer Deutschland/Europa mit zwei herausnehmbaren Planungskarten

Etappenführer France Passion