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Wohnmobiltour durch Nordfrankreich Teil 11: Hafenstadt Honfleur in der Normandie

der leuchtturm in honfleur, frankreich

„Get high by the beach, get high. All I wanna do is get by by the beach“. Ich kann Lana del Reys Wunsch an diesem normannischen Küstenabschnitt wirklich sehr gut nachvollziehen. Aber unsere vierköpfige Karawane auf Rädern zieht mal wieder weiter. Ach ja. Schön war’s hier, Baby. Seufz. Bis zur letzten Minute, um 12 Uhr ist Check-out, joggen wir noch am Strand und planschen im Pool mit der Großen. Aber wir müssen uns langsam auf den Rückweg Richtung Heimat machen, wenn wir zwischendurch noch Zeit fürs Sightseeing haben wollen. Und da gibt es noch vieles, was uns in Nordfrankreich interessiert. Trotzdem sind wir des ständigen Aufbrechens langsam müde geworden. Ankommen hingegen ist was anderes.

Wir machen uns abfahrbereit. Das bedeutet leider nicht nur Anschnallen, sondern dass eine ganze To do Liste abgeklappert werden muss:

Haben die Kinder etwas zu trinken für die Fahrt?
Liegt der Nuckel für die Kleine in ihrer Reichweite?
Hat die Windel der Zweijährigen einen Geruchscheck durchlaufen und besteht akuter Handlungsbedarf?
Muss die Sechsjährige noch einmal auf die Toilette (meistens ja)?
Ist die Thermoskanne mit frischem Kaffee gefüllt?
Befinden sich Energydrinks im Kühlschrank?
Sind die Kinderautositze befestigt?
Sind Tische und Stühle in der Topbox verschwunden?
Ist die Markise eingefahren?
Liegen draußen noch Spielzeuge, Handtücher oder Badehosen herum?
Hängt die Wäscheleine noch an irgendeinem Baum?
Ist der Müll entsorgt?
Muss das Chemie-WC geleert werden?
Ist alles, was im Wohnmobil bei der Fahrt durch die Gegend fliegen könnte, verstaut?
Ist das Gas abgedreht und das Stromkabel abgezogen?
Ist der Kühlschrank von 220 auf 12 Volt umgeschaltet?
Sind alle Fenster und Türen im Wohnmobil verriegelt, damit sie während der Fahrt nicht auffliegen?
Wohin fahren wir überhaupt? Welches Ziel geben wir ins Navigationsgerät ein?
Wer sind wir und wenn ja wie viele????

Obwohl wir schon ein eingespieltes Team sind, vergessen wir doch immer irgendetwas. Aber das allerwichtigste haben wir immer dabei: Reiselust und (meistens) gute Laune!

Unsere heutige Eingabe ins Navigationsgerät lautet: Honfleur. Noch so ein Ort, der sich wie ein Parfumname anhört. Laut des uns beratenden Reiseführers ist dieses normannische Fischerörtchen an der „Côte de la Manche“ ein Muss! Er ist von anderen beliebten Städten gut erreichbar: denn er liegt 200 Kilometer von Paris, 180 Kilometer vom Mont Saint-Michel (den wir leider in diesem Urlaub nicht mehr anfahren konnten), 90 Kilometer von Arromanches, 80 Kilometer von Bayeux und 78 Kilometer von Rouen entfernt. Das bedeutet sicherlich, dass wir nicht die einzigen dort sein werden.

Auf geht’s also zum südlichen Ufer der Seinemündung, wo sich der 9.000 Einwohner Ort angesiedelt hat. Nach kaum 200 Kilometern sind wir auch schon da. Es ist immer noch warm und sonnig als wir mit dem Wohnmobil am pittoresken „Vieux Port“ (der Alte Hafen) von Honfleur am frühen Nachmittag vorbei fahren. Es gibt in Honfleur nur einen Campingplatz und den steuern wir an. Er liegt am Ortsrand an einem alten Leuchtturm nach dem der Platz benannt wurde.

campingplatz le phare in honfleur, frankreich

Campingplatz du Phare

Parallel zur Küstenstraße, in der einen Richtung circa 10 Minuten Fußweg vom Strand „Plage du Butin“ und in die andere Richtung circa 5 Minuten Fußweg vom Stadtzentrum entfernt, ist der Campingplatz ideal für einen Kurztrip nach Honfleur. Er ist recht klein und grün. Für längere Aufenthalte und auch für den Preis von um die 30 Euro pro Nacht bietet der Platz aber zu wenig Komfort.

Das Gebäude, in dem die Duschen untergebracht sind (in Frankreich sind übrigens meistens Männer und Frauen gemischt), stinkt zum Himmel. In den Toiletten gibt es kein Klopapier. Der Spielplatz für Kinder kann als solcher eigentlich gar nicht bezeichnet werden. Er besteht lediglich aus einer Wippe, c’est tout. Er liegt wie eingangs erwähnt an der Straße und ist deshalb entsprechend laut.

Für unsere Zwecke ist der Campingplatz du Phare dennoch in Ordnung. Wir möchten ja am nächsten Tag wieder weiter östlich fahren um so der Heimat peut à peut näher zu kommen. Deshalb bauen wir auch keinen Tisch draußen auf.

maison satie in honfleur

Das Maison Satie / Erik Satie Haus

Vom Campingplatz laufen wir rechts am alten Leuchtturm vorbei und den Boulevard Charles V. Richtung Honfleur Stadtzentrum. Mittelalterliche Häusschen, eines hübscher und teilweise schiefer als das andere, stehen dicht an dicht. Trés charmant.

Vor 18 Jahren eröffnet, feiert das kleine verwinkelte Haus in diesem Jahr den 150. Geburtstag des Vaters der Minimal Music Erik Satie, dessen Musik (z.B. les Gymnopédies, les Gnossiennes, Morceau en formes de poire, Parade) spätestens durch seine Zusammenarbeit mit Debussy weltweit bekannt wurde. Viel weniger bekannt (zumindest uns) ist allerdings, dass er auch ein Schriftsteller und Maler war. Er arbeitete mit Künstlern wie Picasso, Braque, Cocteau sowie René Clair zusammen und beeinflusste wiederum Komponisten wie Debussy, Ravel und Stravinsky in ihrem Schaffen.

Das Haus, in dem der Künstler geboren wurde, ist kein Museum, wie man es gewohnt ist. Wer eine klassische Ausstellung erwartet hat, dürfte bei einem Besuch des skurrilen Maison Satie entsprechend enttäuscht werden.

der alte hafen in honfleur, frankreich

Von einem englischsprachigen (alternativ französischen) Audioguide begleitet, werden wir schon im ersten Raum von einer riesigen Birne hell hell angeleuchtet (Anspielung auf Saties Stück „Drei Stücken in Birnenform“) in ein anderes Universum, das Universum Satie, entführt. Musikalische Untermalungen und Zitate des Künstlers aus den Kopfhörern mischen sich mit Videoinstallationen und beweglichen Ausstellungsstücken. Ganz oben überrascht uns in einem ausgebauten und vollständig weiß gestrichenen Dachstuhl ein automatisch spielender Konzertflügel.

Wer sich einmal vollkommen vom Reisealltag abkoppeln und sich auf Abstraktes einlassen möchte, kommt in diesem Haus auf seine Kosten. Aufgrund der Begleitung unserer Kinder konnten wir uns auf den Audioguide natürlich schwer konzentrieren und hatten leider zu wenig von der aufwendig gestalteten Ausstellung der etwas anderen Art.

der alte hafen in honfleur, frankreich

Vieux Port, der alte Hafen

Nachdem wir uns die hübschen Antiquitätenläden auf dem Boulevard Charles V. angesehen haben, entdecken wir eine Apotheke in der wir Salbe gegen den Juckreiz und ein Puder zum Austrocknen der mutmaßlichen Windpocken unserer Zweijährigen kaufen.

Anschließend laufen wir am Sitz des früheren königlichen Statthalters, der Lieutenance, vorbei und kommen wir zum alten Hafen. Segelboote schaukeln in einer sanften Brise. Auf der anderen Seite, Jetée de l’Est, müsste das sein, dreht sich ein Riesenrad. Auch hier ist also eine Art Rummel. Aber glücklicherweise besteht dieser hier aus einem stilvollen historisch anmutenden Karussell. Das ist ein Muss für unsere Mädchen. Nach ein paar Umdrehungen kommt wieder der geräuschvolle Abschied, der nur von einer Eiskugel für unsere Kinder abgemildert werden kann. So tropfend und kleckernd können wir nicht in das Musée de la Marine, welches in der Kirche St-Étienne untergebracht ist. Also schauen wir statt dem Marinemuseum lieber dem Treiben von einer Brücke aus zu.

mit dem wohnmobil nach honfleur, frankreich

Sind die Häuser hier echt oder ist Disney World von Paris aus nach Honfleur expandiert, fragen wir uns. Rund um den im 17. Jahrhundert erbauten Hafen drängeln sich vor allem an der Rue Santa Catherine sehr schmale, teilweise mit bis zu acht Stockwerken recht hohe und mit Schiefer verkleidete, Fischerhäuser. Sie sehen in ihrer antiken Gesamtheit in Kombination mit den vielen Restaurants im Erdgeschoss fast schon künstlich aus. Und wirklich, an einer der dunklen Häuserfassaden wurden rot gerahmte Fenster aufgemalt. Ich frage mich, wie es in diesem in Wirklichkeit fensterlosen Haus von Innen wohl aussehen mag, falls was man überhaupt was sehen kann.

mit dem wohnmobil nach honfleur, antiquitätengeschäft, frankreich
Wir spazieren die Rue de Dauphin und ihren köstlich aussehenden Delikatessengeschäften entlang (in denen wir uns eindecken), bis wir zu einem sehr hübschen Papierwarenladen gelangen, wo ich am liebsten alles kaufen würde und dann wegen der Qual der Wahl ohne etwas zu erstehen das Geschäft verlasse.

Qu’est-ce que c’est, was ist das? Schräg gegenüber auf dem Platz „Place Berthelot“ steht etwas, was so ähnlich aussieht die alte Markthalle in Étretat, von der ich schon berichtete. Das müssen wir uns näher angucken. Es ist zum Glück keine Tourifalle-Markthalle. Wir betreten nichts weniger als die zweischiffige Kirche Ste-Catherine. Ein von Schiffszimmerleuten (das Thema „Schiff“ war also gar nicht so weit entfernt) 1468 vollkommen aus Holz geschaffenen Bauwerk mit wunderbaren geschnitzten Votivschiffen. Innen ist sie angenehm warm und es herrscht auch dank der Beleuchtung eine so friedliche und angenehme Atmosphäre, wie ich sie in den einschüchternd hohen gotischen Kirchen Frankreichs fast nie wahrnehmen kann. Hier würden wir gerne mal zu Weihnachten einem Krippenspiel beiwohnen.

karussel am hafen in honfleur, frankreich

Adressen und weitere Informationen

Campingplatz

Campingplatz Le Phare
Boulevard Charles V
14600 Honfleur
www.normandie-sur-mer.fr
contact@oasis-camping.fr
Tel: +33 (0)2 31 89 10 26
Geöffnet von April bis September

Freizeit

Maison Satie
67, Boulevard Charles V.
14600 Honfleur
www.musees-honfleur.fr
musee.eugeneboudin@wanadoo.fr

Öffnungszeiten
Täglich bis auf Dienstag geöffnet
1. Mai bis 30. September: 10 bis 19 Uhr
1. Oktober bis 30. April: 11 bis 18 Uhr
Ab Januar für sechs Wochen geschlossen

Eintrittspreise: 12 Euro inkl. Audioguide, begleitende Kinder unter 10 Jahren zahlen keinen Eintritt

Musée de la Marine
Quai Saint-Etienne
14600 Honfleur
www.musees-honfleur.fr/musee-de-la-marine

Öffnungszeiten
Mitte Februar bis März, Oktober bis Mitte November: Dienstag bis Sonntag 14.30 bis 17.30, Samstag und Sonntag zusätzlich 10 bis 12 Uhr, April bis September: Dienstag bis Sonntag 10 bis 12 Uhr und 14 bis 18.30 Uhr

Eintrittspreise: 3,50 Euro

Kirche Ste-Catherine
Place Berthelot

Öffnungszeiten
Täglich 10 bis 12 Uhr, 14 bis 18 Uhr

Die Besichtigung der Kirche ist nicht kostenpflichtig, aber der Turm ist mit 2 Euro eintrittspflichtig und hat gesonderte Öffnungszeiten

 

Reise- und Etappenführer für Wohnmobilreisen

„Mit dem Wohnmobil durch die Normandie“ (Womo-Reihe), Taschenbuch, 1. Juli 2013

„DuMont direkt Reiseführer Normandie“, Taschenbuch, 25. Juni 2015

„Mit dem Wohnmobil nach Nordfrankreich“ (Womo-Reihe), Taschenbuch, 3. Feburuar 2014

„Tourenführer Frankreichs Norden mit dem Wohnmobil“, Broschiert, 23. Februar 2012

ADAC Campingführer Südeuropa mit herausnehmbarer Planungskarte

ADAC Stellplatzführer Deutschland/Europa mit zwei herausnehmbaren Planungskarten

Etappenführer France Passion

Wohnmobiltour durch Nordfrankreich Teil 13: Zum Mittelpunkt der Erde in Amiens und dann abtauchen in Dunkerque

Besuch des Jules Verne Museum, Amiens, Frankreich
Besuch des Jules Verne Museum, Amiens, Frankreich

Nach dem Frühstück der am Vortag bestellten Baguettes und Rosinenbrötchen, folgt ein schnelles und eingeübtes Einpacken unseres mobilen Hab und Guts auf den Campingplatz Parc des Cygnes in Amiens. Was uns zur Eile am frühen morgen antreibt? Wir möchten heute den Besuch des „Maison à la Tour“, wie das Jules Verne Museum wegen seines markanten Turms auch genannt wird, nachholen.

Unterseeboot-Modell im Jules Verne Museum, Amiens, Frankreich
Unterseeboot-Modell im Jules Verne Museum, Amiens, Frankreich

Eine Reise in die Vergangenheit und Zukunft zugleich, das Jules Verne Museum in Amiens

Wie die drei von der Tankstelle begrüßen uns die Monsieurs schüchtern aber freundlich, als wir an den Infotresen herantreten, um Eintrittskarten für das Jules Verne Museum zu kaufen. Die drei sehen aus wie Forscher, die sich versehentlich an den falschen Tisch gesetzt haben. Das macht gleich einen authentischen und sympathischen Eindruck auf uns. Nach unserem Besuch des Maison Erik Satie in Honfleur, von dem ich bereits berichtete, sind wir nicht sicher, was uns heute nun erwartet. Wir wissen nur, dass Jules Verne von 1881 bis 1900 in diesem Haus gelebt und hier viele seiner weltberühmten Reiseerzählungen verfasst hat. Statt einem Audioguide bekommen wir einen deutschsprachigen selbst gebastelten Hefter gereicht, dass uns die einzelnen Räumlichkeiten des Hauses erklärt. Die Aufbereitung des Hefters ist rührend und zugleich informativ. Es sind nur wenige andere Besucher zugegen, so dass wir das aus dem 19. Jahrhundert stammende luxuriöse Herrenhaus nahezu für uns alleine genießen.

Modell von Kapitän Nemos Unterseeboot, die Nautilus im Jules Verne Museum
Modell von Kapitän Nemos Unterseeboot, die Nautilus im Jules Verne Museum

Bereits im Wintergarten des Hauses entdecken wir ein zwei Meter langes Modell des Unterseeboots Nautilus, welches vielen aus dem Roman „Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer“ bekannt sein dürfte. Durch seitliche Fenster können wir in das liebevoll möblierte Innere von Kapitän Nemos Zuhause schauen.

Buchtitel von Jules Verne
Buchtitel von Jules Verne

Wir betreten mehrere Salons, die teilweise mit dem original erhaltenen Mobiliar und Geschirr von Jules Verne so ausgestattet sind, dass sie wie so intim wirken, als wenn sie eben erst von ihren Bewohnern verlassen worden wären. Das hat allerdings den Nachteil, dass wir die ganze Zeit auf der Hut sein müssen, damit unsere Kinder nichts umreißen.

 

Das erste Stockwerk ist der Arbeit des fleissigen Schreibers Jules Verne gewidmet. Hier befinden sich der Nachbau des Vernschen Verlegerbüros Hetzel mitsamt den aufwendigst gestalteten Buchtiteln sowie Plakaten und sein winziges Arbeitszimmer in dem er täglich von 5 Uhr morgens an für einige Stunden an seinen Büchern schrieb. Respekt.

auf dem Dachboden gibt es für unsere Kinder einiges zu entdecken
auf dem Dachboden gibt es für unsere Kinder einiges zu entdecken

Besonders spannend für unsere Sechsjährige sind der holzgetäfelte Bootsraum im zweiten Stockwerk (Verne ist viel auf den Meeren gereist und hat auf seinem mobilen Schreibtisch gearbeitet) sowie der abgedunkelte Dachboden mit den von der Decke hängenden fantastischen Modellen von U-Booten und Luftschiffen. Wir sind sehr froh, diese vernsche Zeitreise unternommen zu haben.

 

mit dem wohnmobil durch Nordfrankreich Strand von Dunkerque
mit dem Wohnmobil durch Nordfrankreich, Strand bei Dunkerque, im Sommer 2016

Camping mit Einhörnern in Dunkerque

Unsere reale Reise geht nun auch weiter. Kühlschrank und Tank aufgefüllt, Türen dicht gemacht und weiter rollen wir gen südliche Nordsee. Die nächste Etappe heißt Dunkerque. Manch einem kommen beim Lesen des Stadtnamens vielleicht unheilvolle Erinnerungen aus dem Geschichtsunterricht hoch. Ja, in Dunkerque (deutsch Dünkirchen) tobte 1940 eine furchtbare kriegerische Auseinandersetzung bei der die Stadt nahezu zerstört wurde. Die französischen und britischen Truppen wurden von der Wehrmacht so arg eingekesselt, dass sie nach Großbritannien evakuiert werden mussten.

Die Hafenstadt Dunkerque liegt ganz im Nordosten Frankreichs, nur zehn Kilometer von der belgischen Grenze entfernt und befindet sich unweit von Bray-Dunes-Plages, wo wir den ausführlich beschriebenen unglücksseligen Unfall mit dem Wohnmobil zu Beginn des Urlaubs hatten. Wir sind auf unserer Rücktour gen Berlin demnach ein gutes Stück weiter in Richtung Heimat gekommen als wir Dunkerque am Nachmittag erreichen.

Strand bei Dunkerque
Strand bei Dunkerque

Unser Stellplatz auf dem Campingplatz Municipal de la Licorne

Wir suchen zuerst den städtischen Campingplatz von Dunkerque auf. Er ist nicht besonders schön. Aber für ihn sprechen zwei unumstößliche Argumente: die Lage, der Preis und wenn wir unsere Tochter fragen, auch der Name!  „Licorne“ heißt übersetzt Einhorn. Und dieses edle Fabelwesen steht aktuell bei ihr hoch im Kurs.
Der Campingplatz schmiegt sich an die Dünen „Parc du Vent“, die wiederum am Strand „Malo-les-Bains“ liegen. Zwischen Dünen und Strand spazieren Familien auf einer Promenade auf und ab. Für preiswerte 21 Euro die Nacht bekommen wir einen Eck-Stellplatz nicht weit vom Strandzugangstor, das man nur mit einem Zahlencode von Innen wie Außen öffnen kann. Das ist einer der günstigsten Campingplätze unserer Reise. In Frankreich haben wir manchmal das dreifache dieses Preises bezahlen dürfen um mit unserem mobilen Heim für eine Nacht stehen zu können. Für exklusivere Lagen wird sogar auch mal gerne ein Hundert Euroschein pro Nacht berechnet.

Und was sehen unsere geweiteten Augen auf dem Campingplatz? Das erste Mal seit langem deutsche Autokennzeichen. Sogar ein Berliner Campingbus ist dabei. Wir fühlen uns allerdings nicht eingekesselt. Es gibt auch viele belgische Dauercamper um uns herum und natürlich jede Menge französische Familien.

Bray-Dunes: der nördlichste französisch-belgische Strand
Bray-Dunes: der nördlichste französisch-belgische Strand

Es ist immer noch sehr warm, so dass die Kinder mit uns Abkühlung im Meer suchen, sobald alle Wohnmobil technischen Details der Ankunft gelöst sind. Wir laufen scheinbar ewig ins Meer hinein, ohne dass es merklich tiefer wird. Das findet unsere Kleine aber gut. Alles planscht und freut sich. Surfer, Segler und Stand Up Padler sind in der Ferne auszumachen. Der Strand ist ansonsten angenehm besucht, was mich aufgrund seiner Qualitäten überrascht. Der Sand ist außerdem so sauber und fein, wie ich es selten erlebt habe. Allerdings gibt es im Gegensatz zum Utah Beach hier kaum Muscheln zu finden. Aber gut, die haben wir dort bereits zur genüge gesammelt. Erst als die Flut die Wellen immer stärker gen Land drückt, haben die Kinder genug vom Meer und wir kehren zum Campingplatz zurück.

 

Maison à la Tour in Amiens
Maison à la Tour in Amiens

Adressen und weitere Informationen

 

Maison des Jules Verne
2, Rue Charles Dubios
80000 Amiens

maisondejuleverne.amiens.fr

Camping Municipal de la Licorne
1005 Boulevard de la Europa
59240 Dunkerque

www.campingdelalicorne.com

contact@campingdelalicorne.com

Reise- und Etappenführer für Wohnmobilreisen

„Mit dem Wohnmobil nach Nordfrankreich“ (Womo-Reihe), Taschenbuch, 3. Feburuar 2014

„Tourenführer Frankreichs Norden mit dem Wohnmobil“, Broschiert, 23. Februar 2012

Etappenführer France Passion

ADAC Campingführer Südeuropa

ADAC Stellplatzführer Deutschland/Europa

Wohnmobiltour durch Nordfrankreich Teil 14: Kulturradtour mit Kindern durch Dunkerque

Joggen am Strand bei Dünkirchen

Der entspannte Nachmittag am Meer bei Dünkirchen beziehungsweise Dunkerque hat uns so gut gefallen, so dass wir spontan beschließen, heute noch eine Nacht dranzuhängen. Warum sollten wir den Luxus des Campings nicht genießen und von Tag zu Tag entscheiden, wo wir wie lange bleiben möchten? Unser sensationell günstige Stellplatz auf dem Einhorn-Campingplatz ist glücklicherweise noch frei.

Der Sonnenschirm schlägt Purzelbäume

Vor dem Frühstück jogge ich dem Strand vom Malo-les-Bains bis zu den prachtvollen Villen aus Gründerzeit und Jugendstil hinüber. Kleine bunte Strandhäuschen schlummern in der morgendlichen Stille. Die Ebbe hat bereits eingesetzt. Knallgelbe Bojen liegen auf dem Trockenen.

Nach dem Frühstücksbaguette bepacken wir uns mit einer Ladung Handtücher, einem sonnengelben Sonnenschirm und einer Ausrüstung für allerlei Strandsportgedöns und entladen alles auf der für uns perfekten Stelle dieses riesigen Strandes auf dem gefühlt 500 qm pro Person Platz sind. Es ist etwas windig und der Sonnenschirm schlägt Purzelbäume, wird aber dafür umso tiefer eingebuddelt. Strandtennisbälle fliegen umher. Unsere kleine Tochter und ihr Papa liefern sich ein Match.

Nachmittags satteln wir unsere Fahrräder vom Wohnmobil ab und fahren die Strandpromenade in westliche Richtung von Malo-les-Bains. Heute findet hier am Strand ein Volksfest statt. Alles tanzt, singt, isst, trinkt und feiert. Wir fahren vorsichtige Kurven um die Menschen herum. Am Place du Casino bemerken wir die starken Sicherheitsvorkehrungen. Alle Autos aus der Parallelstraße zum Strand, also die hinter der ersten Häuserzeile der schönen Villen, sind bereits fort oder werden gerade abgeschleppt. Militärfahrzeuge fahren Patrouille. Wir passieren die Straßenkontrollen für Fußgänger und Radfahrer. Pas de problème. Wir schreiben das Jahr 2016. Ein bisher sehr schmerzhaftes Jahr für Frankreich sowie für das gesamte Europa. Wir haben großes Verständnis für diese Maßnahmen.

LAAC in Dunkerque, „Circus“ des niederländischen Künstlers Karel Apel
LAAC in Dunkerque, „Circus“ des niederländischen Künstlers Karel Apel

Show me your darlings, LAAC

Es geht weiter zum nördlich des Stadtzentrums gelegenen LAAC, Lieu d’Artset Action Contemporaire, also ins Zentrum für zeitgenössische Kunst und Aktion, zu schlendern.  Allein schon das Gebäude aus den frühen 80er Jahren ist sehenswert. Es leuchtet uns dank seiner weißen Keramik- und Glasfassade freundlich, einladend und offen entgegen. Eine interessante Kombination, wie ich finde. Um das Gebäude herum ist ein Skulpturenpark angelegt. Der riesige scheinbar wild durcheinander gewürfelte Haufen von Schiffsankern des französisch-US-amerikanischen Objektkünstlers Aman gefällt mir in dieser Nordseeumgebung besonders gut.

 LAAC, Lieu d’Artset Action Contemporaire, Dünkirchen, Dunkerque
LAAC, Lieu d’Artset Action Contemporaire in Dunkerque

Direkt vor dem Haupteingang baden Enten in einem künstlich angelegten Teich in dem ebenfalls Kunstobjekte ihre Heimat gefunden haben. Eine hübsche Oase der Ruhe. Eine kurze Brücke führt hinein ins Museum. Im LAAC selbst ist besuchertechnisch nicht viel los. Wir haben also genug Raum und Zeit um uns ungestört die internationalen Schätze des Hauses aus der 1950 bis 1980er Jahre anzusehen. Im Erdgeschoss, das gleichzeitig als Forum mit zahlreichen Kissen geschmückten Sitzreihen dient, steht ein Boot aus Holz befüllt mit stapelweise prallen bunt gemusterten Kissen, umgeben von einem Meer aus braunen Glasflaschen.

gelegenen LAAC, Lieu d’Artset Action Contemporaire, Dünkirchen, Dunkerque
LAAC, Lieu d’Artset Action Contemporaire in Dunkerque

Im ersten Obergeschoss laufen unsere Mädels begeistert um die Skulpturensammlung mit dem Titel „Circus“ des niederländischen Künstlers Karel Apel herum. Bunte Affen und Elefanten gibt es zu entdecken. Wir müssen sie im Zaum halten damit sie die Skulpturen nicht vor lauter Begeisterung hinauf klettern. Aber besonders faszinierend erscheint ihnen die Skulptur eines Menschen, der von Pflanzen überwuchert ist. Nachdenklich schleichen sie darum herum. Den bunten Trabant von Philippe Hollevout finden sie sehr lustig. Im zweiten Obergeschoss befinden sich zahlreiche Bilder und auch Fotobücher. Darunter auch eines in dem Fotos von Dunkerque während und nach des zweiten Weltkriegs zu sehen sind. Traurig. Insgesamt ist das LAAC dennoch ein lohnenswerter Besuch für uns.

Feuerschiff in Dünkirchen, Bateau Feu, Dunkerque
Feuerschiff am Hafenbecken, Bassin de Commerce, Quai de Citadelle, in Dunkerque

Zur Besuch bei Anne und Sandettie

Unser Ausflug ist mit dem Besuch des LAAC noch nicht zu Ende. Wir wollen sehen, wie Dunkerque heute aussieht und was nach den wahnsinnigen kriegerischen Zerstörungen noch übrig geblieben ist. Wir radeln durch eine mäßig charmante Wohngegend in die City und dann geht es auch schon weiter zum Hafenbecken nahe des Stadtzentrums. Dabei begegnen wir dem Rest der einstigen Befestigungsanlage, dem Turm des Lügners „Tour du Leughenaer“ und erreichen kurz darauf das Hafenbecken namens Bassin de Commerce. Hier am Quai de Citadelle liegen u. a. das weiße eindrucksvolle 92 Meter lange Dreimaster-Segelschiff Duchesse Anne und das Feuerschiff „Bateau Feu“ namens Sandettie.

Im Gebäude des Hafenmuseums, dem Musée Portuaire, einst ein Tabaklager, kaufen wir uns Tickets zur Besichtigung der beiden sehr auffällig gegensätzlichen Schiffe. Wir haben schließlich nicht nur Interesse an Wohnmobilen, sondern auch an Schiffen. Sobald es welche zu besichtigen gibt, sind wir dabei.

Dreimaster-Segelschulschiff Duchesse Anne in Dunkerque
Dreimaster-Segelschulschiff Duchesse Anne in Dunkerque

Im ehemaligen deutschen Segelschulschiff mit dem heutigen Namen Duchesse Anne sind wir fast die einzigen Gäste. Eine freundliche Mitarbeiterin des Museums überreicht uns eine Karte mit einer kleinen Rallye für Kinder, die wir an Bord unternehmen können. Die Kajüten des später als Reparationsleistung nach Frankreich überführten und liebevoll sanierten Schiffs haben wir ganz für uns allein. Ein Nickerchen gefällig? Wir staunen über die kurzen Betten und machen es uns in der Offiziersmesse und in den Hängematten unter Deck gemütlich.

Feuerschiff „Bateau Feu“ Sandettie
Feuerschiff „Bateau Feu“ Sandettie

Das knallrote fast 50 Meter lange Feuerschiff mit den großen weißen Lettern „Sandettie“ an der Seite und dem Lampenhaus finden wir sogar noch spannender. Dieses letzte im Dienst befindliche mit acht Mann besetzte Feuerschiff Frankreichs wurde 1947 in Le Havre gebaut und war bis 1989 auf der Dyck-Bank und der Sandettie-Bank eingesetzt. Eine 100 Tonnen schwere Hauptankerkette hält es im Hafen von Dunkerque an Ort und Stelle. Unter Deck ist alles mit viel Liebe zum Detail derart hergerichtet, so dass es wirkt, als wenn das Schiff gerade erst aus einem mutigen Einsatz zurück gekehrt ist.

Sightseeing

Gerne wären wir noch durch das Museée Portuaire und dort gerade laufende Ausstellung über Bananen gelaufen. Allerdings bin ich total unterzuckert und lechze nach einer herzhaften Stärkung. Deshalb steigen wir auf unsere Räder und machen uns auf die Suche nach einem familienfreundlichen Bistro. Dabei kommen wir am Place Jean-Bart mit dem Denkmal des Kaperkapitäns des 17. Jahrhunderts und am nationalen Kulturdenkmal, dem fast 60 Meter hohen Belfried von Dünkirchen, auch Belfried als Saint-Eloi bekannt, vorbei. Darin soll es unten ein Tourismusbüro und oben eine Aussichtsplattform sowie ein Glockenspiel geben. Dieses einst im 13. Jahrhundert als Wachturm errichtete Bauwerk ist neben dem bereits erwähnten Tour die Leughenaer und dem sehr repräsentativen neoflämischen Rathaus das einzige ältere Gebäude weit und breit. Drum herum puzzeln sich  weniger geglückte Neubauten mit einigen Läden der üblichen Markenketten sowie einige Restaurants zusammen. Es ist insgesamt sehr ruhig hier. Fast alle der 68.000 Einwohner scheinen sich gerade am Strand zu vergnügen.

LAAC, Lieu d’Artset Action Contemporaire, Zentrum für zeitgenössische Kunst und Aktion
LAAC, Lieu d’Artset Action Contemporaire, Zentrum für zeitgenössische Kunst und Aktion

We are watching you

Wir vier haben heute deftigen Appetit auf solche ungesunden Speisen wie Pizza, Steak und Pommes und finden dann endlich ein einfaches Lokal mit ein paar Tischen draußen. Die „Wall Street Pizzeria“ sieht zwar etwas fragwürdig aus, aber laut der Online Bewertungen soll die Pizza dort gut sein. Meine Pizza wird in der Mitte von einem Wachtelei gekrönt, damit es wenigstens einen Hauch französisch schmeckt. Während unsere hungrigen Leiber ihren Bedürfnissen nachkommen, trudeln nach und nach weitere Touristen ein. Im Lokal drinnen sitzen die Anwohner, wie ich beim Gang zu den WCs bemerke. Je mehr Gäste draußen sitzen und auf das Trottoir krümmeln, desto mehr Silbermöwen umzingeln uns. Und ich meine damit keine niedlichen kleinen Möwen, sondern riesige Viecher mit einer Größe stattlichen 50 Zentimetern.

hungrige Silbermöwenvor der Wall Street Pizzeria in Dunkerque
hungrige Silbermöwenvor der Wall Street Pizzeria in Dunkerque

Sie beobachten uns, beziehungsweise vielmehr unsere Speisen, auf ihre ureigene typische grimmige Möwenart aus verschiedenen Perspektiven. Eine Möwe balanciert auf dem Dachsims des Restaurants, eine weitere harrt gegenüber auf einem anderen Häuserdach der Dinge. Eine dritte lauert auf einem Straßenschild. Die fedrigen Bodentruppen umzingeln unseren Tisch in immer enger werdenden Abständen. Die totale Möwenüberwachung. Sicherlich noch exakter als jede Kamera und schneller in der Reaktion als die Polizei. Eine Möwenmutter spaziert mit ihrem Jungen nebenan ganz selbstbewusst ins Subway Lokal hinein. Alle Gäste lachen sich kaputt, wir inklusive. Diese Möwen sind fast so frech wie unsere Berliner Spatzen. Ein paar ausgewachsene Füchse aus unserer Heimat hätten hier eine prima Herausforderung.

Camping Municipal de la Licorne, Malo-les-Bains bei Dunkerque an der französischen Nordseeküste
Camping Municipal de la Licorne, Malo-les-Bains, bei Dunkerque an der französischen Nordseeküste

Nachdem wir das Promenadenfest in umgekehrte Richtung passiert und die Kinder im Alkoven schlummern, klettern wir aufs Dach unseres Wohnmobils. Das Knallen und Flackern am Abendhimmel lockt uns. Und wir erleben ein fulminantes nicht enden wollendes Feuerwerk. Immer wenn wir schon fast am Hinunterklettern waren, erscheint erneut ein Glitzern und Funkeln über der Nordsee. Was für ein bewegender Abschluss für unseren letzten Abend in Frankreich. Vielen vielen Dank für Eure Gastfreundschaft, liebe Französinnen und liebe Franzosen. Wir kommen sehr gerne wieder zu Euch.

Dreimaster Duchesse Anne in Dünkirchen, Dunkerque
Dreimaster Duchesse Anne in Dünkirchen, Dunkerque

Adressen in Dunkerque/ Dünkirchen

Lieu d’Artset Action Contemporaire (LAAC), Zentrum für zeitgenössische Kunst und Aktion
302 Avenue des Bordées
59140 Dunkerque
Frankreich
www.musees-dunkerque.eu

Hafenmuseum Musée Portuaire, Duchesse Anne und Feuerschiff
Quai de la Citadelle
59140 Dunkerque
Frankreich
www.museeportuaire.com

Touristeninformationszentrum von Dunkerque/ Dünkirchen
Office de Tourisme et des Congrès de Dunkerque Dunes de Flandre
Le Beffroi
Rue de l’Amiral Ronarc’h
59140 Dunkerque
Frankreich

Bistro Wall Street Pub
2 Rue nationale
59140 Dunkerque
Frankreich

Camping Municipal de la Licorne
1005 Boulevard de la Europa
59240 Dunkerque

www.campingdelalicorne.com

contact@campingdelalicorne.com

Reise- und Etappenführer für Wohnmobilreise

„Mit dem Wohnmobil nach Nordfrankreich“ (Womo-Reihe), Taschenbuch, 3. Feburuar 2014

„Tourenführer Frankreichs Norden mit dem Wohnmobil“, Broschiert, 23. Februar 2012

Etappenführer France Passion

ADAC Campingführer Südeuropa

ADAC Stellplatzführer Deutschland/Europa

Mit dem Wohnmobil durch Südfrankreich und Nordspanien Teil 13: Unterwegs in den Regionen Rhône-Alpes und Burgund, Pérouges, Lac de Chalain, Ounans und Dijon

Mit dem Wohnmobil in Pérouges

Montagmittag in Pérouges

Nach dem Eierkuchen-Frühstück lassen wir die Räder wieder rollen, verlassen das Weingut in Marcy und machen uns weiter nordöstlich auf den Weg ins Juragebirge. Zwischendurch machen wir im malerischen Dörfchen Pérouges im Département Ain (Region Rhône-Alpes) halt. Vor den Toren des Ortes gibt es einen kostenpflichtigen Parkplatz für Camper (auf dem auch einige übernachten) und auch ganz normale Parkplätze, da man mit dem Gefährt nicht nach Pérouges reinfahren darf.
PérougesDer historische Stadtkern diente wahrlich schon so manches Mal als Filmkulisse wie z.B. für die Filme „Die drei Musketiere“, „Monsieur Vincent“, „Fanfar“ und „Der Husar“. Das Dorf ziert eine rote Fahne mit einem Drachen, dessen Abbild auf vielen Schildern an Türen und Fachwerkhauswänden wiederzufinden ist. Es kommt uns vor wie eine Schipseljagd…
Wir erkennen, dass der kleine Ort sehr liebevoll restauriert wurde. Zu recht ist Pérouges heute eine Touristenattraktion und wurde als Plus beaux villages de France (eines der schönsten Dörfer Frankreichs) klassifiziert. Glücklicherweise ist an diesem Montagvormittag davon kaum etwas zu spüren. Nur wenige Gäste schlendern übers Pflaster, obwohl es ein paar sehr schnucklige Pensionen mit Zimmern um die 70 Euro gibt.
Wir besuchen eine Papierschöpferei und bestaunen die schönen papiernen handgefertigten Kunstwerke, die feilgeboten werden. Es gibt sogar Ohrschmuck aus Papier, aber die werden an meinen Ohren sicherlich nicht lange überleben, wenn ich da an unsere kleine Tochter denke. Manchmal finden in Pérouges auch Ritterspiele und ein Musik-Festival statt, aber momentan ist es ruhig.

Mit dem Wohnmobil am Lac de Charlain

Montagnachmittag am Lac de Chalain

Nachmittags stoppen wir auf dem Campingplatz La Pergola, am westlichen Rand des Jura-Hochplateaus von Champagnole. Er liegt sehr schön direkt an einem der größten Juraseen Frankreichs. Der Lac de Chalain hat es sich in einem Talkessel gemütlich gemacht und hat mit 2,3 km² eine beachtliche Größe. Bis zu 100 Meter hohe grüne Hänge schmücken den unterirdisch mit Wasser gespeisten glazialen See.
Der Campingplatz befindet sich auf der flachen Schwemmebene und hat nur wenige Stellplätze für Wohnmobile anzubieten. Es stehen zum Großteil sogenannte Mobilheime zur Verfügung, die sehr gut aussehen, aber für uns ja nicht in Frage kommen. Wir bekommen einen Platz direkt am See, allerdings nur für eine Nacht. Bedauerlich, finden wir zunächst.
Bald merken wir allerdings, dass der Campingplatz nicht so toll ist, wie er auf den ersten Blick erscheinen mag. Er ist zwar auch im Verband Les Castels, mit dem wir ja bereits sehr positive Erfahrungen gesammelt haben. Aber insgesamt ist der Campingplatz La Pergola schon ziemlich runtergekommen. Für kältere Tage steht neben dem großen normalen Pool zwar ein kleinerer überdachter Pool zur Verfügung. Aber so manche Fliese an den Treppenstufen fehlt, so dass für unsere Kinder Verletzungsgefahr besteht. Auf dem Stellplatz, der uns zugewiesen wird, hatte sich wohl zuvor jemand übergeben. Die Sanitärgebäude sind dreckig, einige Duschen funktionieren nicht ohne das darauf hingewiesen wird. Außerdem gibt es kaum Licht und ich dusche fast im Dunkeln und dann auch noch kalt! Im Raum, wo man das Geschirr abspült, gibt es nach 20 Uhr auch kein Licht mehr. Ich stapfe verärgert Richtung Rezeption, aber nach 20 Uhr sind dort alle Rolläden herunter gelassen. Na dann bekommen sie meine Anregungen eben demnächst per E-Mail, wenn ich es nicht auf dem persönlichen Wege tun kann.
Abends tritt vorne beim Restaurant noch eine Band auf, die vorher mit dem Auto über den Campingplatz gefahren ist, um Gäste übers Mikrofon anzulocken. Wir spielen unsere eigene Musik auf der mitgebrachten Gitarre, pling plang…

Mit dem Wohnmobil in Dijon

Dienstag in Dijon

Morgens stehe ich auf bevor die anderen wach sind und laufe die paar Meter runter zum Ufer des Sees. Es ist sehr ruhig und die Wasseroberfläche spiegelglatt. Außer mir ist nur noch ein Herr hier und bewundert wie ich die Natur. Der See versöhnt mich mit dem Campingplatz ein wenig.

Nach dem Frühstück und einer kleinen Luftballon-Party mit Reggae und Hiphop Musik im Wohnmobil genießen wir den Tag am Lac de Chalain. Wir haben ja bis 12 Uhr Zeit auszuchecken. Das Wasser ist sehr mild und klar. Trotzdem sind nur wenige Leute im Wasser. Einige sind mit dem Tretboot unterwegs. Unsere Kleine läuft an der Hand am Strand auf und ab, während die Große mit meinem Smartphone fotografiert. Beide Kinder zieht es heute nichts in Wasser, aber mein Mann und ich genießen es dafür umso mehr.

Mit dem Wohnmobil auf dem Campingplatz in DijonMittags zuckeln wir zwei Kilometer bis zum nächsten Campingplatz. Der Camping la Plage bei Ounans liegt an einem schmalen Fluss namens Loué. Vor seinem Eingang gibt es einen kleinen Kletterpark. Wir bekommen in der 2. Reihe einen schönen großen Stellplatz. Der Campingplatz ist grundsolide, ohne viel Schnickschnack. Es gibt ein Restaurant, einen Spielplatz, saubere Sanitärhäuser, Brötchenservice und einen Pool. Aber der besondere Reiz dieses Platzes ist der schöne Fluss namens Loué.

Doch ich brauche mal wieder eine Stadt und gebadet haben wir heute ja auch bereits. Deshalb fahren wir in die Stadt des Senfs, nach Dijon. das ist leider kein Katzensprung bis dorthin und ich verfluche meinen Aktionismus. Aber wir finden recht zentrumsnah einen Parkplatz und laufen innerhalb von 5 Minuten in die Stadtmitte. Wir möchten gerne den ehemaligen herzoglichen Palast und den 46 Meter hohen Turm Tour Philippe-le-Bon besuchen. Aber aufgrund der fortgeschrittenen Zeit, hat alles bereits zu und außerdem ist mal wieder Dienstag und Museen haben geschlossen. Nicht so schlimm, finden wir. Stattdessen spazieren wir über den halbkreisförmigen, von Kolonnaden gesäumten Place de la Libération. Auf dem schönen Platz ist ein länglicher Springbrunnen, der für die Kinder Abkühlung und Spielspaß in einem ist. Im Viertel um den Herzogspalast stehen schöne Patrizierhäuser (Hôtels) aus dem Mittelalter und der Renaissance. In Dijon ist viel weniger los als in Bordeaux. Vielleicht liegt das daran, dass hier keine der üblichen Shoppingstraßen mitten im Stadtzentrum zu finden ist. Der individuelle Einzelhändler gibt hier den Ton an. Was mir sehr gut gefällt.:

Mittwoch am Fluss Loué

Mit dem Wohnmobil auf dem Campingplatz La Plage BlancheWir gönnen uns einen Tag Ruhepause am Pool und am Fluss Loué. Nur ab und zu kommen Kanufahrer vorbei, so das wir entspannt schwimmen können. Der Fluss ist glasklar, schmal und nicht tief. Man kann fast auf die andere Flussseite laufen. Ausgezeichnete Bedingungen zum Tauchen für unsere große Tochter. Die Kleine findet es zu kalt im Fluss. Mein Mann überfällt das Sportfieber und geht eine Runde Joggen. Dabei kommt er an einer riesigen Hanfplantage vorbei. Mir ist während der Fahrt auch schon mal dieser prägnante Geruch in die Nase gestiegen. Nun weiß ich, dass es keine Täuschung war. Vielleicht bauen hier die Landwirte Hanf für Seile an.

 

Adressen und Informationen

 

La Pergola – Lac de Chalain
Lieu-dit La Pergola
39130 MARIGNY
Fax : +33(0)3 84 25 75 96

Websitewww.lapergola.com

Fläche: 12 ha
Höhenlage: 493m
Anzahl der Tourplätze: 104 (100 – 120m2)
Anzahl der Dauerplätze: 150
Anzahl der Mietunterkünfte: 152
Camping für Behinderte geeignet: Ja

Camping la Plage Blanche
3, rue de la Plage
39380 Ounans

Website: www.la-plage-blanche.com

Fläche: 22 ha
Höhenlage: 220m
Anzahl der Tourplätze: 220 (120 – 200m2)
Anzahl Campingplätze: 2
Anzahl der Dauerplätze: 17
Anzahl der Mietunterkünfte: 14
Camping für Behinderte geeignet: ja

Mit dem Wohnmobil durch Südfrankreich und Nordspanien Teil 12: unterwegs im Département Ardèche & auf dem Weingut in Marcy

mit dem Wohnmobil zur Pont D'Arc Ardèche-Schlucht Frankreich

Freitagnachmittag bis Sonntagmittag im Département Ardèche

Nach diesem für uns anstrengenden La Yole-Campingplatz verlassen wir schon die Mittelmeerküste und fahren nordöstlich ins Landesinnere, wo es hoffentlich entspannter ist. Es geht nun an in das Département Ardèche in der Region Rhône-Alpes. Von diesem landschaftlich besonders reizvollen Département, das nach dem einem 125 Km langen ins Mittelmeer mündenen Fluss benannt ist, habe ich schon von einer Freundin gehört. Sie hat mir nicht zu viel versprochen (danke Nicole!)

In dem Katalog „Les Castels Hotellerie de Plein Air“ finden wir einen super Campingplatz, der direkt an der südlichen Ardèche und ganz in der Nähe von Vallon Pont d’Arc liegt, wo sich der berühmte Natursteinbogen spektakulär über den Fluss spannt. Auf gut Glück, an der Ardèche noch einen Platz zu ergattern, fahren wir hin.

Fluss Ardèche in FrankreichSpät, erst um 17 Uhr am Freitagnachmittag, kommen wir am Camping l’Ardéchois an. Es stehen bereits zwei Camper aus Italien vor uns an. Wir bekommen einen der letzten freien Plätze, allerdings nur für zwei Nächte. Danach ist er bereits reserviert.
Unser Stellplatz liegt direkt neben einem Sanitärgebäude liegt. Dafür ist dieser Stellplatz, mit immerhin 56 Euro zzgl. 8,80 Euro für 2 Erwachsene und 1,22 Euro pro Kind, in der günstigsten Preisklasse. Man darf sich also vorstellen, wie viel die besseren Plätze vorne am Fluss kosten. Für diesen Preis bekommen wir allerdings sehr viel geboten. Den Campingplatz gibt es seit 1994 und ist außerordentlich grün und aufwendig bepflanzt, so dass die Wege und auch unser Wohnmobil unter einem grünen Blätterdach verschwinden.
Die Sanitärgebäude bieten sogar private Bathrooms, die man mieten kann, Waschmaschinen sowie Spülmaschinen für die Premium Plätze (also nichts für uns) und sind insgesamt sehr edel und gepflegt. Für Kinder gibt es sogar ein extra Sanitärgebäude, dass wie eine Höhle gestaltet ist (eine helle, keine gruselige). Außerdem wird ein Kinderanimationsprogramm geboten, wenn Eltern und Kinder mal eine Pause voneinander brauchen.
Das Restaurant bietet viele Köstlichkeiten und der kleine Supermarkt lässt auch keine Camperwünsche offen. Es ist sicherlich einer der schönsten Plätze, die wir bislang besucht haben. Die anderen Camper sind sehr angenehm.

Wie immer entern wie mit den Kinden zuerst die Poollandschaft mit den drei verschieden tiefen Becken. Da es schon früher Abend ist, ist es nicht voll und unsere Große tobt sich richtig aus.

Nachdem Abendessen gibt es eine Clown-Aufführung auf dem Campingplatz. Das müssen wir wegen der Kinder natürlich live sehen. Ich bin kein so großer Clown-Fan, aber dieser Künstler namens Tom le Clown ist einfach nur grandios! Zuerst tritt er gemeinsam mit den Kindern auf, mit denen er anscheinend am Tage ein paar Nummern eingeübt hat. Die Kinder sind ambitioniert und machen gleichzeitig mit großer Freude und Ernst mit. Ich habe schon auf so manchem Fest leider beobachten müssen, wie Clowns probieren, Kinder auf der Bühne zum Mitmachen anzuregen. Das geht nicht immer gut, weil einige von ihnen keine besonders ausgebildeten pädagogischen Fähigkeiten besitzen (freundlich ausgedrückt). Aber dieser Tom le Clown, schafft es, den Kindern das Gefühl zu vermitteln etwas großartiges auf die Beine zu stellen. Das Publikum inklusive uns ist total gerührt und begeistert. Die Kinder verlassen stolz die Bühne, der Clown hilft jedem einzelnen Kind hinunter. Ich war so gefesselt von der Nummer, dass ich leider nicht gefilmt habe und bei Youtube finde ich auch kein Video. Ihr müsste also selbst nach Frankreich fahren und Tom le Clown aufsuchen.

Campingplatz Ardéchois

Am Samstagmorgen um 9.30 Uhr nehme ich mit sechs anderen Frauen an einem Aqua Fitness Kurs im Pool teil. Da die Badelandschaft erst um 10 Uhr öffnet, haben wir dort noch unsere Ruhe. Der junge Mann, der am Beckenrand für uns vorturnt, ist noch nicht ganz wach und seine Übungen sind ziemlich lasch. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass wir alle im Wasser stehen können. Wenn es tiefer ist, macht Aqua Fitness m.E. mehr Sinn.

Nach dem Frühstück holen wir unser Schlauchboot aus der Topbox vom Wohnmobildach und schippern ein wenig über den Fluss Ardèche. Die Kinder und ich sitzen im Trockenen während mein Mann uns durchs Wasser schiebt und später schwimmend zieht. Es ist nur ein kurzes Stück bis wir am anderen Ufer ankommen, wo ein kleiner Sandstrand verführerisch auf uns wartet.
Wir lümmeln ein wenig in der Sonne herum, bis es zu heiss wird und wir uns im Fluss abkühlen. Die Steine sind etwas glipschig und das Wasser ein wenig trüb, aber es ist trotzdem schön. Unsere Große macht wieder ihre kleine private Tauchmeisterschaft. Leider kommt alle zwei Minuten eine Kanugruppe vorbei geschippert und stört uns beim Baden. Manche haben Probleme mit der Steuerung, obwohl die Strömung kaum spürbar ist, so dass ich manchmal vor den Kanuten reissaus nehmen muss.  Benoît Peschier, Olympiasieger im Kanuslalom von 2004, der aus dieser Region hier stammt, ist offenbar nicht dabei. Einige französische Bengel machen sich einen Spaß daraus vorbei fahrene Kanufahrer nass zu spritzen. Die meisten ignorieren es, aber ein Vater (nicht mein Mann) verliert seine Contenance und macht Anstalten einem Jungen sein Paddel übers Ohr zu ziehen. Zum Glück trifft er nicht.

Auch das Angebot, am Sonntagmorgen am Yoga Kurs teilzunehmen, lasse ich mir nicht durch die Lappen gehen und stelle mich auf die Matte. Es machen nur noch zwei weitere Frauen mit. Die Männer sind offenbar wieder einmal nicht für Sport zu begeistern. Der Kurs geht 90 Minuten und irgendwann bekomme ich mächtig Hunger auf Frühstück. Aber inhale, exhale, ooohm, ich übe mich in Geduld. Ich schaffe sogar einen Kopfstand. Als ich super entspannt zum Wohnmobil schlendere, erwartet mich meine ausgehungerte Familie. Außerdem müssen wir uns beeilen, den um 12 Uhr müssen wir auschecken und den Platz freimachen. Sportlich. Aber ooohm, ich bin ja relaxt.

Pont D'ArcNach dem Verlassen des idyllischen Campingplatzes fahren wir nur zehn Minuten um zur Pont d’Arc zu gelangen. Dorthin wollen andere am Sonntag anscheinend auch. Aber wir finden noch ein kostenfreies Plätzchen für unser Gefährt auf einem großen Parkplatz direkt bei einer Herberge. Wir traben den anderen Touris hinterher zum Fluss Ardèche. Wir gelangen zu einer Badestelle, wo Eis aus einem Oldtimer heraus verkauft wird und Dixiklos bereit stehen. Auch wenn wir hier offenbar nicht alleine sind, genießen wir den Ausblick auf diese beeindruckende 54 Meter hohe, 60 Meter lange Steinbrücke, welche der Fluss in den weichen Kalkstein gegraben hat. Wir gehen ins Wasser und bestaunen die gelb-grauen Klippen und die Höhlen in denen Adler nisten sollen. Unterhalb der Steinbrücke schwimmen Leute hin und her.

Wir kehren wieder zum Wohnmobil zurück und fahren oberhalb der Ardèche-Schlucht die Höhenstraße Haute Corniche entlang, an der sich ein Panorama-Aussichtspunkt an den anderen reiht. Wir kommen aus dem Anhalten und Staunen gar nicht mehr heraus, so wunderbar ist der Ausblick immer wieder über das Rhonetal und die wildromantische Schlucht.

Später kommen wir an kleinen süßen Midi-Dörfern vorbei, in denen Honig, Wein und andere regionale Produkte angepreist werden. Außerdem passieren wir ein Lavendel Museum, haben aber leider keine Zeit auszusteigen, weil wir ja noch Strecke machen wollen.

Mit dem Wohnmobil auf einem Weingut in Frankreich, Marcy

Etwa 300 Kilometer später fahren durch Lyon, passieren ein spaciges Gebäude in dem sich das Musée des Confluences befindet. Hier wird seit dem 21.12.2014 „globales Wissen mit Schwerpunkt Naturwissenschaften“vermittelt. Schade, dass wir keine Zeit haben, es zu besuchen. Lyon soll einiges zu bieten haben. Aber mein Mann ist der Stadt gegenüber eher skeptisch und will weiter.

Beaujolais Trauben, Mit dem Wohnmobil auf einem Weingut in Frankreich, MarcyEtwa 25 Kilometer nördlich hinter Lyon finden wir im France Passion Guides einen für uns passende Beschreibung eines Stellplatzes auf einem Weingut in Marcy, den wir nun ansteuern. Der Inhaber begrüßt uns freundlich und bietet uns einen Besuch seines Weinkellers an. Wir lassen uns das nicht zweimal sagen und degoutieren ein paar seiner edlen Tropfen, für die er schon so manche Auszeichnung erhalten hat. Der dreifache junge Familienvater führt dieses Gut nach alter Familientradition weiter. Seine kleinen Kinder kommen eins nach dem anderen in den Weinkeller gelaufen, um den Besuch zu begutachten. Mit ein paar Kisten Beaujolais unter den Armen stiefeln wir zurück zu unserem Wohnmobil. Nun haben wir das passende Getränk fürs Abendessen!

 

Adressen und Informationen

Website der Vereinigung Les Castelwww.frankreich-campingplatze.com

Mit dem Wohnmoil auf dem Campingplatz ArdéchoisCamping l’Ardéchois
Route touristique des gorges de l’Ardéche

07150 Vallon Pont d’Arc

Websitewww.ardechois-camping.com

Tel: +33 (0)4 75 88 06 63
GPS-Koordinaten: Breitengrad 44° 23′ 53″ N (44.398080), Längengrad 4° 23′ 55″ E (4.398830)

Gelände
Höhe über NN: 120 m
Gesamtfläche: 6 ha
Standplätze Touristen: 244

Mit dem Wohnmobil durch Südfrankreich und Nordspanien Teil 11: vom Baskenland über die Pyrenäen nach Katalonien und an die französische Mittelmeerküste

 

Salvador Dalís Haus Portlligat Spanien

Nun habe ich bereits länger nicht mehr über unsere Wohnmobil-Tour durch Frankreich und Spanien geschrieben. Aber das Erlebte werde ich Euch nun gerne berichten. Wir sind kreuz und quer von Spanien nach Frankreich, wieder zurück nach Spanien und dann wieder nach Frankreich gefahren. Warum wir das taten? Das verrate ich Euch jetzt. Aber immer alles schön der Reihe nach.

Dienstag: von San Sebastian in Spanien nach Montesquieu Avantes in den französischen Midi-Pyrénées

Als wir am Dienstagmorgen erwachen auf dem Parkplatz des Campingplatzes Bungalow Igueldo oberhalb von San Sebastian erwachen begrüßt uns der Regen. Damit sind meine Hoffnungen auf einen schönen Stadtbummel durch die hübsche Stadt am Atlantik passé. Schade! Aber wenigstens können wir mit dem Wohnmobil durch das verregnete San Sebastian hindurch fahren. Die Stadt ist sogar bei Regen schön!

Wir müssen an diesem Tag eine weite Strecke zurücklegen, weil wir bald in Cadaqués (Katalonien) an der Costa Brava am Mittelmeer sein möchten. Wir fahren also wieder durchs Baskenland zurück in Richtung Frankreich. Die Landschaft der Midi-Pyrénées ist lieblich. Sanfte grüne Hügel, Wald, Maisfelder und kleine Dörfer wechseln sich ab.

Wir blättern wieder einmal durch unseren France Passion Stellplatzführer bis wir einen passenden Platz für unser Wohnmobil gefunden haben. Glücklicherweise gibt es einen Bauernhof (ferme auf Französisch) der Gegend mit Stromanschluss und der Möglichkeit etwas zu essen zu bekommen. Wir haben nämlich nichts ordentliches zu essen mehr dabei.

Montesquieu Avantes in den Midi-PyrénéesAm späten Nachmittag erreichen wir unser Ziel Montesquieu Avantes. Dort erwartet uns bereits die Madame des Hauses auf ihrem Hof. Der Stellplatz ist traumhaft gelegen. Es gibt eine Hängematte, einen Tisch mit Stühlen und nebenan wohnt ein dunkelbrauner Esel. Die Madame freut sich sehr darüber, dass wir bei ihr zu Abend essen möchten. Es haben sich noch weitere Gäste zum Essen angekündigt. Bis es so weit ist, zeigen uns ihr Ehemann und ihr Sohn ihre 12 Jahre alte Kuh mit dem sechs Tage jungen Kalb. Unsere große Tochter ist erstaunt, dass ein Wesen, dass vor knapp einer Woche gebohren wurde, schon so groß sein kann. Wieder etwas neues gelernt. Es gibt außerdem Katzen, zum Leidwesen unserer Tochter auch Hunde, wiederum zur Freude derselben Person Kaninchen, Hühner und einige Gemüsebeete.

Wir begeben uns in das große Speisezimmer mit offener Küche, wo das Kartoffelgratin im Ofen vor sich hin duftet. Wir sind sehr hungrig und können es kaum noch erwarten bis er aufgetischt wird. Die anderen Gäste erscheinen leider nicht mehr. Unsere Gastgeber sind darüber sehr irritiert und auch besorgt, wie ich höre. Glücklicherweise sind diese unzuverlässigen Leute offenbar Franzosen und keine Deutschen, denke ich.

Wir speisen mit das Dame des Hauses, ihrem Gatten und ihrem 10 jährigen Sohn an der Tafel für 24 Personen. Unsere Jüngste bekommt einen Babystuhl und Plastikgeschirr. Los geht’s. Wir werden kulinarisch verwöhnt und bekommen einen Teller nach dem anderen aufgetischt. Besonders unserer Jüngsten mündet das Kartoffelgratin. Die Madame freut sich, denn die Kartoffeln sind natürlich aus ihrem Garten. Nach dem 4 Gänge Menü, einem Haufen Pain (Brot) und vielem französischen Gestammel meinerseits sind wir satt und zufrieden. Wir können am nächsten morgen bezahlen und begeben uns in unser Heim auf vier Rädern neben dem Eselgehege.

unser Wohnmobil Stellplatz auf dem Campingplatz in Cadaqués in Spanien

Mittwoch: von Montesquieu Avantes bis nach Portlligat und Cadaqués in Spanien

mit dem Wohnmobil nach Cadaqués SpanienIch erwache als Erste und blinzle durch unsere Vorhänge nach draußen. Die Sonne scheint und ich bekomme Lust darauf im Nachthemd nach draußen zu gehen und im Morgenlicht zu fotografieren, weil sich die Sonnenstrahlen so wunderschön durch die Baumäste brechen und der Nebel goldig leuchtet. Der Esel ist auch ein Frühaufsteher und begrüßt mich erwartungsvoll. Er will auch fotografiert werden. Diesen Gefallen tue ich ihm gerne. Schließlich ist er der schönste Esel von Frankreich!

Morgens bringt uns die Dame des Hauses frische Eier als sie sich das Geld abholt. Wir geben ihr mehr, weil wir das, was sie tut richtig gut finden und das Essen sehr gut war.

Nach einer ordentlichen Portion Eierkuchen machen wir uns startklar für diesen Fahrtag, an dessen Ende wir wieder „Bondia statt Bonjour“ sagen werden.

Portlligat Swimmingpool DaliWir fahren parallel zu den eindrucksvollen Pyrenäen, die die iberische Halbinsel vom Rest Europas trennt, gen Osten. Am Nachmittag erreichen wir das Mittelmeer und bekommen nach knapp 400 Kilometern auf dem einzigen Campingplatz in der Gegend, Camping Cadaqués, einen der letzten Stellplätze. In der Stadt Cadaqués sind Wohnmobile nämlich nicht erlaubt. Was wir in Cadaqués wollen? Nun, wir sind den ganzen weiten Weg hierher gedüst, weil ganz in der Nähe, in dem Hafenort namens Portlligat, einstmals Salvador Dalí gelebt und gewirkt hat. Zu seinem Anwesen, das heute ein Museum ist, begeben wir uns auch sogleich als das Wohnmobil auf dem staubigen Boden zum Stillstand gekommen ist.

Leider ist es um 17 Uhr immer noch so voll, das wir nur den Garten des berühmten Künstlers besichtigen können. Erst zwei Tage später wären noch Tickets zu erwerben. Es können immer nur acht Personen an einer Führung durchs Haus teilnehmen. Nun gut. Besser als nüscht. Der Garten mit seinen Skulpturen und vor allem der abgefahrene Swimmingpool, in dem man leider nicht baden darf, sind auch einen Besuch wert. Außerdem haben wir von Dalís Olivenhain einen prima Blick auf den Hafen.

Von so viel Kunst wieder hungrig geworden, spazieren wir nach Cadaqués, um in einem Restaurant zu Abend zu essen. Dort gibt es eine große Auswahl an Lokalen von teuer bis normal. Der einstige Fischerort ist sehr touristisch und etwas schickimicki, obwohl es in der Stadt kein einziges Hotel gibt. Dafür hat Dalí wohl zu Lebzeiten gesorgt. Stattdessen haben sich wohlhabende Leute aus Barcelona hier Appartements gekauft und deshalb ist der Ort eigentlich ein einziges riesiges Hotel.

Während wir auf unser Essen warten, laufe ich mit der Kleinen an der Promenade auf und ab und die Große malt am Tisch.

Donnerstag: von Port Llegat in Spanien nach Languedoc-Roussillon in rankreich

Mit dem Wohnmobil und Kindern Camping Cadaqués, SpanienNachdem unsere große Tochter und ich den riesigen Swimmingpool des Campingplatzes erobert haben bis uns eine Gruppe Pfadfinder vertreiben, steigen wir wieder unser Wohnmobil. Wird mal wieder Zeit. Wer rastet, der rostet.

300 Kilometer später

Den Campingplatz La Yole erreichen wir am Nachmittag um 16 Uhr. Er ist riesig. Ein riesiger Alptraum aus Menschen, Krach und Wohnmobilen. Aber wir sind k.o. und wollen nicht mehr suchen. Außerdem macht dieser Abschnitt der französischen
Mittelmeerküste südlich von Marseille nicht den Eindruck, als dass wir noch was besseres finden würden. Es ist eben sehr touristisch hier. Vor allem Holländer verbringen ihren Urlaub hier gerne, wie es aussieht. Wir haben fast den Eindruck, dass ganz Holland in Wohnmobilen nach Südfrankreich ausgewandert ist.

Beim Betreten der Indoorpool Halle bekomme ich bei all dem Gekreische solche Ohrenschmerzen, das ich sofort flüchte. Wir packen unsere Sachen und verlassen den Campingplatz. Nein, so dramatisch ist es nicht. Wir lassen unser Wohnmobil auf dem Campingplatz und laufen zum nur 500 Meter entfernten Strand und wollen dort entspannen. Der Strand ist auch voll, aber nicht annähernd so laut. Das Wasser ist vom Staubsand ganz trüb und lädt wenig zum Baden ein.

Wenigstens der Campingplatz Supermarkt ist ok. Dort bekommen wir marinierte Fleisch- und Geflügelspieße, die wir später grillen werden. Um den Vogel abzuschießen, besuchen wir die Karaoke-Show die ca. 50 Meter von unserem Stellplatz entfernt stattfindet. Dazwischen liegt nur der Müllplatz und ein Platz, wo die Hunde ihr Geschäft verrichten. Echt wahr. So etwas gibt es!

Die Show wird von Holländern dominiert und wir hören Songs, von deren Existenz wir nichts wussten, aber ein paar wenige französische Kids mischen sich auch darunter. Unsere große Tochter genießt die Show und das macht auch uns glücklich.
Sie ist so fasziniert von der Show, dass sie mich mit einem holländischen Mädchen verwechselt und sich völlig versunken an dessen Jeansshorts hängt. Das Mädchen und ihre Freundinnen sind ziemlich verblüfft darüber. Irgendwann merkt auch unsere Tochter, dass hier etwas faul ist im Staate Holland, äh Frankreich, und flüchtet zu uns.

 

Adressen und sonstige Informationen

Camping La Yole
Avenue de la Méditerranée
34350 Valras-Plage
France
Website: www.campinglayole.de

Dalis Pool und Garten in Portlligat SpanienCamping Cadaqués
AVINGUDA DE SALVADOR DALÍ 23
17488 Cadaqués, Girona
Spain

GPS-Koordinaten: 42.29201630512786, 3.2830126093231105
Website: www.campingcadaques.com

Salvador Dalí Haus
Portlligat
17488 Cadaqués
Spain
Website: www.salvador-dali.org/museus/casa-salvador-dali-portlligat