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Unser Wochenentip: Kanutour in der Ruppiner Schweiz

Hallo liebe Outdoor-Freunde! Ich habe etwas verheimlicht und zwar waren mein Mann, unsere Kinder und ich vor den Sommerferien gemeinsam mit drei befreundeten Familien bereits vorvereist. Bei uns hat sich mittlerweile die Tradition entwickelt einmal pro Jahr eine Kanutour zusammen mit unseren Kids zu unternehmen. Meist hat unser Kurztrip im Spätsommer stattgefunden.
In diesem Jahr haben wir unser Fernweh nicht mehr ausgehalten und haben bereits vor dem großen Sommerurlaub ein Wochenende im Naturschutzgebiet Ruppiner Schweiz verbracht. Dieser Landstrich gehört zu den schönsten die ich kenne und eignet sich sowohl im Frühling als auch im Sommer oder Herbst für einen Ausflug oder Urlaub.

In der Ruppiner Schweiz gib es neben dem wunderbaren Waldgebiet (das als Wandergebiet sehr beliebt ist) eine Seenkette, die durch den Havelnebenfluss namens Rhin wie eine Perlenkette miteinander verbunden ist. Eine solche Seenkette ist ideal wie sonstwas zum Kanu- oder Kajalfahren, da ein glasklarer See nach dem anderen kommt. Man kann also bei guter Kondition einen See nach dem anderen abklappern. Wir haben uns für unser Wochenende den Zermützelsee und den Tornowsee ausgesucht.

Der Zermützelsee liegt neun Kilometer nördlich von Neuruppin (eine Sehenswerte Stadt in dessen Therme wir im Januar waren, siehe Beitrag: Unser Wellness-Wochenende) entfernt. Nördlich darüber reiht sich der Tornowsee. Auch vom Wasser aus ist die umgebende Landschaft einfach wunderbar anzusehen. Vielen Dank an dieser Stelle an unsere liebe Freundin S., die Tour vorgeschlagen hatte. Sehr schade nur, dass sie selbst am dem Wochenende nicht dabei sein konnte.

Zwar haben wir in dem Anglerparadies von See weder Aale, noch Hechte oder Zander, Welse, Barsche, Karpfen, Schleien und Weißfische geangelt oder sie gesehen, obwohl diese Fischarten im 1,2 km2 großen Zermützelsee zuhause sind Aber dafür haben wir jede Menge Wasservögel und Seerosen entdeckt. Zwischendurch fühlten wir uns wie in einem Mangrovenwald, der mich mehr an Südostasien als an Nordbrandenburg erinnerte. Davon später mehr.

Campingplatz Stendenitz

Unser Camp, bestehend aus mehreren Zelten, mehreren Campingtischen und einem Wohnmobil, richteten wir gegen Mittagszeit auf einer 4-Sterne-Campingplatzanlage direkt am Ufer des Zermützelsees ein. Auf der anderen Seite des Platzes liegt ein hügeliges Buchenwaldgebiet, wie es so typisch für die Ruppiner Schweiz ist. Hinter der Einfahrt auf den Campingplatz befindet in sich übrigens das urige Waldmuseum Stendenitz.
Neben der tollen Lage an dem ausgezeichneten Badegewässer haben uns der Naturbadestrand, das freundliche Personal und die modernen Sanitäranlagen besonders gut an dem Platz gefallen. Vom Strand aus konnten wir praktischerweise unsere Kanus und Stand up Boards zu Wasser lassen. Da wir keines auf unser Wohnmobildach packen konnten, liehen wir uns vor Ort eines aus.
Der Campingplatz gehört zu CUR Camping, einer Gruppe von insgesamt drei Plätzen in dieser Umgebung. Wer also in Stendenitz keinen Platz mehr bekommt, findet eventuell auf einem der beiden anderen Plätze, am Rottstielfließ oder am Großen Rehwinkel, noch etwas. Da wir insgesamt vier Familien waren, hatten wir im Vorhinein ausreichend Platz für uns reserviert.

Unsere Kanutour über den Zermützelsee und Tornowsee zur Boltenmühle

Dschungelfeeling am Rottstielfließ

Vollständigerweise müsste die Überschrift „Unsere Kanu- und Stand up Board Tour“ heißen, da wir fast her genauso viele Boards wie Kanus aufs Wasser ließen. Einige der Kids, unsere inklusive, hatten mehr Spaß auf ihren Boards und paddelten oder ließen sich von den Kanus ziehen. Für den Hin- und Rückweg benötigten wir jeweils etwa 1,5 Stunden. Obwohl der Zermützelsee für Sportboote befahrbar ist haben wir während der gesamten Zeit nicht ein einziges Motorboot gesehen oder gehört. Es waren auch kaum andere Kanus auf dem Wasser unterwegs.

In nordwestliche Richtung verließen wir den Zermützelsee über den Rottstielfließ. Dieser schmale Stichkanal empfing uns gleich zu Amfang mit einem romantischen Schilf- und Seerosenteppich der als Stopover für zahlreiche Insekten diente. Danach entwickelte sich das Ufer immer mehr zu einem Mangrovenartigen Gebiet, denn wir konnten die Wurzeln der dicht am Wasser hinaufgewachsenem Bäume sehen.

Nach dem wir eine kleine Brücke unterquerten, erreichten wir den 2,18 Kilometer langen (oder kurzen, je nachdem) Tornowsee. Dieser See ist größer und mit zwölf Metern auch tiefer als der Zermützelsee. Sogar eine Miniinsel hat auf ihm Platz. Während wir über den See paddelten, fing es im Himmel an zu grummeln. Zuerst dachten wir, dass es unsere hungrigen Mägen wären. Aber mit der Zeit verdunkelten sich ein paar Wolken, weshalb wir mehr Gas haben um vor einem vermeintlichen Gewitter an Land zu kommen anstatt mitten auf dem See einen lebendigen Blitzableiter abzugeben.
Unsere Tour erreichte seinen Wendepunkt am nördlichen Ende des Tornowsees, wo sich mit der Boltenmühle eine hübsche Einkehrmöglichkeit für uns anbot: https://www.boltenmuehle.de/hotel

An der Boltenmühle in Gühlen Glienicke, von der bereits Promis wie Theodor Fontane oder Friedrich der Große literarisch schwärmten, befindet sich wirklich noch ein Mühlrad nach dem sich das Hotel benannt hat. Hotel und Gaststätte waren ursprünglich eine Schneidemühle. 1718 errichtet, diente sie dem Zerteilen von Baumstämmen und zum Mahlen von Korn. Das noch vorhandene Mühlrad wird vom wild-romantischen Binenbach angetrieben. Die Liste der ehemaligen Eigentümer der Mühle ist wirklich lang und die verschiedenen Nutzungen über die Jahrhunderte sehr abwechslungsreich. Hier gibt es die Chronik der Boltenmühle zum Nachlesen: https://www.guehlen-glienicke.de/boltenmuehlechronik.html
Ganz nebenbei erwähnt gibt es ich eine alte Hexengeschichte von der Boltenmühle. Aber davon zu erzählen, würde hier zu weit führen. Wer sich dafür interessiert, kann die Legende hier nachlesen: http://www.stadtspaziergaenge.de/2007/neur_hexe_boltenmuehle.php

Gleich nach dem Anlegen öffnete sich uns ein weitläufiger idyllisch angelegter Garten mit einem Gatter für Esel und andere Tiere sowie ein Restaurant mit angeschlossenem Bio-Gemüse-, Beeren- und Kräutergarten. Dahinter liegt leicht erhöht ein Biergarten von dem man über die gesamte Schönheit blicken und bei bodenständig märkischer Küche einfach nur genießen kann.
Wir fanden natürlich, dass wir uns hier eine ausgiebige Pause verdient haben. Obendrein reservierten wir bevor wir uns wieder auf den wasserreichen Rückweg machten, für den selbigen Abend eine lange Tafel im Restaurant, weil es uns so gut dort gefiel. Das dies eine weise Entscheidung war, bemerkten wir erst später. Denn gegen 20 Uhr, als wir im Restaurant durchs Panoramafenster hinaus blickten, wurden wir Zeuge eines ordentlichen Wolkenbruchs. Glücklicherweise waren wir abends mit dem Auto gekommen.

Wer Lust auf Wasserwandern bekommen hat und sich auf den Weg in die Ruppiner Schweiz machen möchte, findet in diesem Buch viele nützliche Infos.

Unser rasantes Himmelfahrtswochenende im Heide Park Soltau

Oh mein Gott, ich weiß nicht mehr, wann ich das letze Mal so laut und lange geschrien und gejauchzt habe. Der Adrenalinkick katapultiert uns mit 4,7 G (Beschleunigungsmaßeinheit) innerhalb von 2,5 Sekunden in eine ganz neue Atmosphäre. Meine Tochter, ihre Freundin und ich begrüßen das Geschehen lautstark, während der Mann (nicht meiner) neben mir keinen Pieps von sich gibt. Wahrscheinlich ist sein Testosteron in Schockstarre verfallen, während unsere weiblichen Östrogene jubilieren. Wir rasen mit 100 Kilometer pro Stunde durch die Lüfte und leider ist es deshalb auch viel zu schnell vorbei. Würden wir nicht 30 Minuten anstehen müssen, würden wir es gleich wieder tun. Das Himmelfahrtskommando in Form einer Katapultachterbahn trägt den passenden Namen Desert Race und befindet sich in einem ansonsten sehr harmonischen Landstrich in Deutschland: im Heide Park Soltau mitten in der Lüneburger Heide.

Meine Tochter, ihre Freundin und mein Mann hatten bereits ihren ersten Adrenalinkick auf Europas höchster Holzachterbahn namens Colossos. Allein schon das Material Holz in Verbindung mit dem Superlativ „höchste“ finde ich beunruhigend. Deshalb bin ich nicht gram, dass unsere zweitgeborene Tochter noch zu jung für diese 60 Meter hohe Attraktion ist und nur mein Mann mit den großen Mädels Kopf und Kragen riskiert. So habe ich eine entspannte Ausrede, weshalb ich leider nicht mit in den Waggon steigen kann. Stattdessen darf ich mit unserer Jüngsten in den Themenbereich „Drachenzähmen – Die Insel“ abtauchen und mich dort etwas entschleunigen. Uns beiden gefällt das Flugmanöver in einer der acht bunten Gondeln von „Hicks Himmelstürmer“ sehr gut und wir kommen uns fast wie echte Drachenreiterinnen vor. Es ist ein bisschen so wie Kettenkarussell, nur dass wir bei liegen anstatt zu sitzen. Ein Glück ist es wieder sonnig und unsere Kleidung ist nach unserer etwas feuchten Wildwasserfahrt wieder trocken. Ansonsten wäre es in den luftigen Höhen etwas frisch für uns geworden.

Orientierung im Freizeit- und Vergnügungspark

Es ist für uns kurz nach dem Betreten des 850.000 Quadratmeter großen Freizeit- und Vergnügungsparks gar nicht leicht, uns für eine der Attraktionen zu entscheiden. Deshalb laufen wir erst einmal entgegen des Uhrzeigersinns durch Deutschland zweitgrößten Vergnügungsparks und suchen uns dann aus, worauf wir Lust haben. Anhand der Heide Park App können wir nachschauen, mit wie viel Wartezeit wir bei welcher Attraktion rechnen müssen. Wer keine Lust auf Warten und etwas mehr Geld locker machen möchte, kann zusätzlich zum Eintrittsticket, das 40€ pro Person kostet, einen von fünf verschiedenen so genannten Express Butler Pässen kaufen, die die Wartezeit verkürzen.

Zusätzlich zur Wartezeit regulieren die Alters- und Größenbeschränkungen unsere Auswahl an Attraktionen etwas. Deshalb beginnen wir zunächst mit den Angeboten, die wir alle zusammen wahrnehmen können. Dazu gehören neben der Wildwasserbahn, gleich rechterhand des Eingangsbereichs, das Peppa Pig Land und das Kettenkarussell La Ola und Breakdance. Letztere sind natürlich Klassiker, die in keinem Vergnügungspark fehlen dürfen.

Zur Freude unserer achtjährigen Tochter gibt es außerdem einen großen Rutschenturm und eine Kinder-Fahrschule namens Wüstenflitzer, wo sie zwar die älteste Fahrerin ist, aber egal. Im Schritttempo drehen die Kiddies gemächlich ihre Runden, während die Eltern neben ihren geliehenen oder mitgebrachten Bollerwagen vom Zaun aus beobachten, wie ihr Nachwuchs sämtliche Vorfahrtsregeln missachtet und im Anschluss trotzdem einen Führerschein mit Lichtbild erhält, wenn man 9€ bezahlt.

Zwischen all dem aufregenden Gesause erholen wir uns auf einer der Parkbänke, die ganz idyllisch umgeben vom viel Grün liegen, in der Sonne und gönnen uns die ein oder andere Portion Pommes Rot-Weiss, obwohl wir schon den ganzen Tag an unseren unendlichen mitgebrachten Proviantboxen knabbern. Wir genießen es, dass es in dem Park immer irgendwo auch etwas schönes angepflanzt ist. Insgesamt kommen also Gross und Klein im Heidepark auf ihre Kosten.

Die Big 7 des Freizeit- und Vergnügungsparks

An den Drive Coaster namens Krake in der so genannten Bucht der Totenkopfpiraten trauen wir uns nicht ran. Zu steil und zu weit oben hängen die drei Sitzreihen über dem Heidepark See bevor sie rasant in die Tiefe und in den Krakenschlund stürzen. Wir müssen jedoch immer wieder automatisch nach oben schauen, wenn die Besucher:innen mehrere Sekunden mit baumelnden Füßen darauf warten in die Senkrechte zu fallen und kurz danach eine Wasserfontäne auslösen. Sieht wirklich spektakulär aus!

Über Scream diskutieren wir ernsthaft. Trauen uns dann aber jedes Mal doch nicht an den 71 Meter hohen Gyro-Drop-Tower ran. Mit nahezu 100 Kilometer pro Stunde hinab in die Tiefe zu fallen, ist ähnlich wie Fallschirmspringen und bringt bestimmt ein verrücktes Glücksgefühl. Aber eigentlich reicht uns der kleine Bruder namens Screamie schon aus, der um einiges kleiner ausfällt. Gerne wären mein Mann und ich in den absoluten Klassiker der Freizeit- und Vergnügungsparks, der Loopingbahn Big Loup, eingestiegen. Doch leider ist dieser derzeit gesperrt. Die beiden anderen Attraktionen der Big 7 heissen Limit, eine spektakuläre Hängeloopingbahn, und Flug der Dämonen, Deutschlands einziger Wingcoaster. Die langen Wartezeiten halten uns jedoch davon ab uns hier den nächsten Adrenalinkick abzuholen. Somit beschränken sich unsere praktischen Adrenalinkick-Erfahrungen, was die Big 7 betrifft, auf Colossus und Desert Race. Immerhin!

Statt uns die Beine bei einen der Big 7 in den Bauch zu stehen, machen wir alle zusammen eine spritzige Mountain-Rafting Tour durch eine Gebirgslandschaft und entspannen danach während einer Monotrailfahrt, die uns einen guten Überblick über den Park verschafft. Bevor unsere Kinder und ich den aufregenden Tag mit ein paar Hinauf-Hinab-Runden auf dem Turm Screamie ausklingen lassen, wollen wir es noch einmal richtig wissen und steigen in die Bobbahn, die uns kräftig durchrüttelt. Zum Abschluss steigen wir gegen 18 Uhr in die Piratenschiffsschaukel, die, so wie alle anderen Fahrgeschäfte nach 18 Uhr, keine neuen Gäste mehr aufnimmt, damit um 19 Uhr der Park seine Pforten schließen kann.

Unser Stellplatz auf dem Campingplatz Böhmeschlucht

Fernab vom Vergnügungstrubel, etwa 30 Minuten Fahrtzeit vom Heidepark Soltau entfernt, bekamen wir einen der letzten reservierbaren Stellplätze für unser Wohnmobil und ein großes Zelt. Der Campingplatz Böhmeschlucht liegt sehr idyllisch in einem Waldgebiet direkt am 71 Kilometer langen Fluss Böhme, in dem man auch Kanu fahren kann, insofern er ausreichend Wasser führt. Fußläufig befindet sich das Dorf Vierde, welches sich aktuell im Rhododendronrausch befindet und eine Straußenfarm als Attraktion sein Eigen nennen kann. Auf dem beschaulichen vier Hektar großen Campingplatz samt drei Seerosenteichen können wir nach dem rasanten Tag sehr schön runterfahren.
Der Inhaber geführte Platz hat für Erwachsene und Kinder jeweils eine eigene Bücherei sowie eine Spielscheune samt Tischtennisplatten, Federballschlägern, Kicker, Roller, Tretautos und Kinderräder. Außerdem gibt es ein Restaurant, Brötchenservice, ein Sanitärgebäude sowie eine Küche mit Backofen und frischen Eiern im Kühlschrank, die man kaufen kann. An manchen Tagen ist Backtag, dann gibt es frisch gebackene Pizzen und Brot vor Ort.

Wer vom Campingplatz nicht so weit wie wir zum Heidepark fahren möchte, kann sich auf einem der näher liegenden Campingplätzen umsehen oder natürlich in einem der originellen Themenzimmer des Heide Park Hotels einmieten. Allerdings muss man schnell sein, um noch einen freien Platz zu ergattern.

Wer noch mehr Tipps für Freizeit- und Vergnügungsparks haben möchte, kann sich gerne meine Beiträge über das Legoland in Günzburg oder den Playmobil Funpark und Karls Erlebnis-Dorf ansehen. Und last but not least habe ich über den sehr hübschen Jardin d’Acclimation berichtet.

Citytrip: Neapel mit Kindern

Ciao ragazzi! Vorhang auf für Meer, Vulkan, griechische Tempel, römische Thermen und Amphitheater, arabische Zitronen, knatternde Vespas, im Wind flatternde frisch gewaschene Wäsche, frittierte Pizzen und herrliche Dolci!

Italien ohne Massentourismus? Ja das geht – Wir waren mit unseren Kindern für ein großzügig verlängertes Wochenende in der absoluten Nebensaison Anfang März diesen Jahres in der dritt größten Stadt Italiens und der womöglich einzig wahren italienischen Metropole: Neapel aka Neapolis, wie die griechischen Stadtgründer sie ursprünglich benannten. Mit dem Zug haben wir außerdem Sehenswürdigkeiten an der Amalfiküste erkundet. Hier verraten wir dir Tipps für Neapel und die Pompeji und sprechen ehrlich darüber, welche Sehenswürdigkeiten man nicht verpassen sollte.

Lage und Reisezeit

Das etwa eine Million Einwohner zählende Neapel liegt am westlichen Schienbein des italienischen Stiefels, also in Kampanien ziemlich weit südlich auf der Höhe Siziliens. In der Off-Season, wie im Frühling oder im Herbst, ist die dritt größte Stadt Italiens ein absolut geeigneter Reisetipp, auch wenn es abends recht frisch und es noch keine Badesaison ist. Der September, nach Italiens Hauptreisemonat August, soll übrigens die beste Reisezeit sein. Wir fanden den März allerdings auch recht schön.

Sprache und Preise

Mit Englisch kommt man Neapel gut zurecht. Wer etwas Italienisch spricht, ist natürlich im Vorteil, ist aber nicht notwendig.

Preislich bewegt sich Neapel schon auf deutschem Niveau. Natürlich bekommt man an der Straße sehr günstiges Essen, vor allem frittiertes sowie natürlich die weltbekannte Pizza. Aber in Restaurants fallen etwa die gleichen Preise wie in Deutschland an.

Auch die Hotels und Ferienwohnungen bewegen sich auf dem deutschen Preislevel.

Apropos: Unsere Ferienwohnung haben wir über Airbnb im spanischen Viertel gebucht, weil wir inmitten des engen Gassengewirrs wohnen wollten. Wir verbrachten insgesamt vier Tage in Neapel und Pompeji, was aus unserer Sicht ausreicht.

Die Antica Friggitoria La Masardona hat gebratene Pizzen und super leckere Desserts auf der Speisekarte, die wir in der herrlichen Gegend des neapolitanischen Lungomare am Tag unserer Ankunft in Neapel genossen haben.

Ist Neapel echt sooo krass?

Über Neapel kursieren ja die bekannten Stories um den Müll, das Verkehrschaos und die Kriminalität. Mama Mia, was soll ich sagen? Leider stimmen sie auch zum Teil. Obwohl überall Mülleimer bereit stehen, liegt auf den Straßen Unrat herum, weil die Behälter überquellen. Eine der Ursachen soll darin liegen, dass die Müllentsorgung von privaten Unternehmen (nicht) organisiert wird, die wiederum der Mafia gehören und die den Müll teilweise illegal entsorgen. Manchmal schließt einer der Politiker eine dieser illegalen Mülldeponien und dann bleibt der Müll liegen.

Wir sind mit dem Flugzeug aus Berlin in Bud Spencers Geburtstadt angereist und von dort aus mit dem Taxi weiter. Allein schon während dieser Fahrt durften wir das Verkehrschaos beobachten und das hat uns schon gereicht. Allerdings kamen wir an einem Freitagmittag an. Zu der Zeit geht es auf Berlins Straßen aber auch nicht besonders harmonisch zu, wenn ich ehrlich bin. In Neapel dominieren ganz klar die Mofas, die wie in Asien durch jede noch so schmale Gassen knattern (dadurch dass sie so laut sind, hört man sie glücklicherweise rechtzeitig um zur Seite zu hüpfen) oder auch gerne auf den breiten Straßen im Pulk fahren. Dadurch, dass ich schon mehrmals das Vergnügen hatte in Asiens Großstädten unterwegs zu sein und auch Italiens Straßenverkehr nicht neues für mich ist, macht mir das allerdings nicht viel aus. Ich weiß, wenn ich zielsicher und strammen Schrittes eine Straße überquere, halten auch Autos und Mofas an. Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass Neapels Straßenverkehr sicherer ist als der in einer deutschen Großstadt, weil die Neapolitaner:innen stets mit dem Unmöglichen rechnen und deshalb flexibler reagieren. Ist aber nur meine Meinung und muss nicht stimmen.
Mit Kindern unterwegs zu sein, die solch ein Verkehr nicht gewohnt sind, ist das natürlich etwas anderes. Hier muss man schon schauen, dass man sich vorsichtiger durch die Straßen bewegt.

Neapel investiert viel Geld, um die Stadt sicher zu machen. Das heißt, die Straßen und Plätze werden von Polizist:innen Vollgas mit Maschinengewehren und teilweise mit Panzer ähnlichen Geräten gesichert. Natürlich ist das erst einmal skurril, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran.

Wer mit Hirn und Verstand unterwegs ist und nicht offensichtlich mit viel Schmuck und Kameragetöse behangen durch die Gegend läuft, ist auf der sicheren Seite. Uns wurde nicht ein Cent geklaut und ich habe mich als blondhaarige Frau auch abends alleine ohne Familie ins Gassengewirr gestürzt um etwas zu besorgen und bin heil und ohne mich inwohl zu fühlen wieder zurück in unsere Ferienwohnung gelangt.

Warum Neapel eine Reise wert ist

Il Cuore di Napoli – das Herz von Neapel. Dieses Logo habe ich in der Stadt überall gesehen, vor allem im Spanischen Viertel.

Napoli ist ein Erlebnis an sich und deshalb stört es nicht, dass es dort keine berühmten historischen Sehenswürdigkeiten wie beispielsweise in Rom oder Paris gibt. Dazu muss man sagen, dass Neapel zu den am meisten von den deutschen bombardierten Städte Europas während des zweiten Weltkriegs gehörte. Aber es wurde alles sehr gut wieder aufgebaut. Es fällt einem auch heute nicht mehr auf, weil man beim Schlendern durch die Stadt, wie zum Beispiel in der berühmten Via dei Tribunali einfach zu sehr damit beschäftigt ist, das Leben in der Stadt zu beobachten und dabei nicht von einem Mofa überfahren zu werden. Hier kann es einem passieren, dass man einer Life-Gesangsdarbietung beiwohnt, während man vor Sorbillo, einer der berühmtesten Pizzerien der Stadt, darauf wartet, dass die bestellte Pizza aus dem heißen Ofen geholt wird. Wer es etwas ruhiger mag, der findet auf dem autofreien Lungomare Kontemplation. Direkt am Meer gelegen, geht es auf dieser Uferpromenade ganz entspannt zu. Wer Lust hat, kann hier eines der bunt bemalten Fischerbötchen besteigen und einen Ausflug auf dem Golf von Neapel zu einer der kleinen Inselchen unternehmen, sich auf den Klippen sonnen, das Castel dell‘ Ovo anschauen oder sich in einem der Restaurants verköstigen lassen.

Neapel ist nicht unbedingt die Stadt für einen super gemütlichen Citytrip. Aber wenn man bisschen Spaß am Abenteuer hat, verbringt man dort eine super Zeit und bekommt spannendes zu sehen. Und was wir dort alles erlebt haben, erfährst du in den folgenden Tipps!

Unser Quartier im spanischen Viertel von Neapel

Schaut man in einer Gasse des Quartieri Spagnoli (Spanisches Viertel) nach oben, sieht man nur selten einen Fetzen blauen Himmel. Das liegt beileibe nicht am schlechten Wetter! Die Straßen sind so schmal, dass gerade mal ein Kleinwagen durchpasst, wenn sich Fußgänger an die Hauswand lehnen. Deshalb knattern meist auch nur Mopeds hier durch.

Bunte Fähnchen und frisch gewaschene Wäsche, die im Wind zwischen den eng beieinander stehenden Häusern trocknet, verhindern die Aussicht nach oben. Aber das stört uns überhaupt nicht. Hier, im diesem für seine kompakte Straßenführung bekannten Viertel, sind andere Dinge viel interessanter als der Himmel. An den Hauswänden und Garagentoren gibt es Straßenkunst dicht an dicht. Es ist wie eine einzige Open-Air-Galerie. Abends öffnen gemütliche Restaurants und Bars und wie in Berlin gibt es kleine Spätis, in denen man das nötigtse einkaufen kann. Außerdem sind die Einkaufsstraßen, wie die verkehrsberuhigte Via Toledo, nicht weit. Hier reihen sich Bekleidungsgeschäfte, Imbisse, Eisläden, duftende Konditoreien, Spezialitätengeschäfte, Banken und auch ein Kunstmuseum aneinander.

An die in Neapel geborene Schauspielerin Sophia Lauren erinnert so manches Wandbild.

Die wohl berühmteste Ecke für Street Art ist die Via Emanuele de Deo 46, wo die Neapolitaner dem verstorbenen Fußballgott Diego Maradona huldigen. Das Konterfei der aus Argentien stammenden Fußballlegende sowie die Farben des Fußballvereins SSC Neapel Hellblau und Weiß, für den Maradona von 1984 bis 1991 spielte, sind in der Stadt omnipräsent.

Murales di Maradona im Quartieri Spagnoli

Unterirdische Stadtführungen

Foto links: ehemalige Zisterne, Fotos rechts: Bourbonen-Stollen, der einst auch als Abstellplatz für Autowracks, Motorräder und faschistische Statuen diente

Das schöne an Neapel ist: Es gibt gleich zwei Neapel! Eine Stadt liegt oberirdisch und eine unterirdisch. Wir haben deshalb auch zwei unterschiedliche Sichtweisen auf die Stadt erleben dürfen. Eine von unten und eine von oben. Die Touren von Napoli Sotterranea hat gute 1,5 Stunden gedauert, die andere in der Galleria Borbonica eine Stunde. Beide sind absolut empfehlenswert. Die Katakomben gleichen architektonischen Wunderwerken und hatten ganz unterschiedliche Funktionen. Manchen dienten als Wasserreservoir, andere als Müllhalde und weitere wiederum als Versteck vor den Bombenangriffen während des zweiten Weltkriegs.
Tipp: Wer unter Klaustrophobie leidet, sollte diesen unterirdischen Ausflug lieber sein lassen. Auch festes Schuhwerk und warme Kleidung sind nötig.

Mit der Funicolare (Standseilbahn) auf den Vomero-Hügel

In wenigen Minuten verbinden die Standseilbahn das Zentrum von Neapel mit dem Vomero-Hügel

Wer schon genug durch Neapel spaziert ist und sich eine kurze Verschnaufpause gönnen möchte, kann mit einer der verschiedenen Standseilbahnen die Hügel der Stadt erkunden. Wir sind mit der Standseilbahn von Chiaia an der Station Augusteo gestartet und waren in wenigen Minuten bzw. nach vier Stationen im oben gelegenen Vomero-Viertel. Allein schon der hübsche Bahnhof dort oben hat sich gelohnt! Doch es macht auch Spaße durch die schicke Oberstadt zu schlendern. Hier ist es interessanterweise sehr sauber, wie uns auffiel.
Tipp: Die Fahrkarte muss man am Eingang der Funicolare an einem Automaten entwerten. Dann öffnet sich eine Schranke und man gelangt über eine Treppe zu den Waggons.

Castel Sant‘ Elmo

Strategischer Ausguck vom Vomero-Hügel

Wer gerne den Überblick behält, sollte sich nach oben ins noble Vomero-Viertel begeben. Von der Oberstadt hat man einen fantastischen Panoramablick über den Golf und die Altstadt von Neapel. Uns hat es dort in die Kartause Castel Sant‘ Elmo gezogen. Der sternförmige Koloss thront ganz selbstsicher seit einigen Jahrhunderten über der Stadt und hat bereits so manche Pulverfassexplosion überlebt, so dass sie bis heute für einen Besuch offen steht.

Eine der schönste Metrostationen Europas

Dass wir die sicherlich schönste U-Bahnstation, von der wir je abgefahren sind, ausgerechnet in Neapel betreten würden, hatten wir vor unserer Citytripp nicht auf dem Schirm. Umso schöner war die Überraschung als wir von unserer Ferienwohnung im spanischen Viertel die Via Toledo entlang spazierten und dann mit der Rolltreppe quasi in ein 3D Kunstwerk hinabfuhren! Die Metrostation Toledo ist das Meisterwerk vom Architekten Oscar Tusquets Blanca und gilt völlig zu recht als eine der schönsten U-Bahnstationen Europas. Zuerst werden die Farben der Erdschichten gefeiert bis man zum tiefblauen Meeresgrund eindringt. Besonders schön ist auch der Lichtschacht in den man beim Rolltreppefahren hinaufschaut.

Das mondäne Stadtzentrum von Neapel

Foto oben links: Piazza Plebiscito, Foto unten links: Eingang der Galeria Umberto I, Fotos rechts: Königspalast

Die Piazza Plebiscito ist nicht nur der berühmteste Platz in Neapel, sondern auch der größte und repräsentativste. Kein Wunder, denn hier stehen sich im Osten der Königspalast, Palazzo Reale und im Westen die an das römische Pantheon erinnernde Kirche, Chiesa San Franscesco mit ihrem Kolonnadengang, vis à vis gegenüber. Zwischen der 53 Meter hohe Hauptkuppel der Basilica und dem Palazzo Reale liegt ein weitläufiger Platz, der zum Glück seit einigen Jahren nicht mehr als Autoparkgelegenheit dient. Hier befindet sich auch eines der traditionsreichsten Cafés der Stadt, das Gran Caffè Gambrinus. Von dort aus, ist es außerdem ein Katzensprung zur Fußgängerzone Via Toledo, in die überdachte Einkaufspassage Galeria Umberto I (ähnlich wie in Mailand) sowie zur oben bereits gepriesenen Uferpromenade Lungomare. Wer das Herz der Stadt sucht, wo gefeiert und flaniert wird, hier hier goldrichtig!

Pompeji

oben links: Forum, oben mitte: Blick ins große Theater, oben rechts: Amphittheater, unten links: Ausguss vom Hohlraum eines Opfers im erhärteten Gestein, unten rechts: Fresko

Alles, jetzt kommt ein „once in a Lifetime“ Reisetip: Nur etwa 20 Kilometer von Neapel entfernt liegt Pompeji. Das ist ein Ort, den man in seinem Leben einmal gesehen haben muss, weil es die weltweit größte zusammenhängende antike Stadtruine ist, welche durch ein tragisches Naturereignis für die Nachwelt konserviert wurde.

Pompeji haben wir als Tagesausflugsziel per Bahn von Neapel aus besucht. Wer nach Neapel die Amalfiküste besuchen möchte, kann alternativ zu unserer Variante auf dem Weg zur malerischen Küste die versunkene Stadt besuchen und von dort aus weiter die Küste entlang fahren. Zusätzlich kann man noch einen Abstecher zur Hafenstadt Herculaneum machen, die ebenfalls vom Vulkanausbruch zerstört wurde und auf dem Weg nach Pompeji liegt. Vom Bahnhof aus läuft man einfach die Straße hinab zum Meer und stößt quasi mit der Nase auf die Ausgrabungen. Von einer Brücke aus, lässt es sich bereits hervorragend in den wieder aufgebauten antiken Ort schauen. Weiter unten Richtung Meer trifft man auf ein Besucherzentrum, über das man direkt zu den archäologischen Ausgrabungen gelangt.

Die Stadt Pompeji sowie die umliegende Umgebung wurde wohl 79 Jahre nach Christus von dem Vulkanausbruch des Vesuvs überrascht und spannenderweise erst im 18. Jahrhundert wieder entdeckt, ausgegraben und ab dann Schritt für Schritt für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Leider ist man früher etwas grob vorgegangen wodurch einiger Schaden verursacht wurde.

Die damals 8.000 bis 10.000 Einwohner:innen umfassende Stadt Pompeji wurde bis heute zu zwei Dritteln aufwändig wieder aufgebaut. Wir haben somit freigelegte und wiederaufgebaute Wohnhäuser, Restaurants, Gärten, Wandmalereien, Amphitheater und eine Arena sehen dürfen, was wirklich faszinierend war. In dem Museum in der Nähe des Eingangs werden auch Menschen, Tiere und Möbelstücke ausgestellt, die von der Vulkanasche bedeckt wurden. Lange Zeit hatte man sich gewundert, wo all die Einwohne:innen abgeblieben waren, da keine Skelette auffindbar waren.

Bis man eines Tages bei den weiteren Ausgrabung Hohlräume fand und durch das Ausgießen mit Gips derselben herausfand, dass es sich um Menschen und Tiere handelte, die sich aufgrund der pyroklastische Wolke, einer wahnsinnig heißen Gaswolke, quasi verdampft und von dem Ascheregen konserviert wurden. Die Gipsstatuen von Frauen, Männern und Kindern sowie Hunden und Pferden haben weltweit Berühmtheit erfahren. Lange hat man sich gefragt, warum die Menschen damals nicht rechtzeitig flohen, um ihrem Tod zu entkommen. Vermutlich haben sie einfach gehofft, dass es schon nicht zum äußersten kommen würde und ihren Göttern vertraut. Schließlich vergingen zwischen dem Ausbruch einer baumförmigen Gaswolke aus dem Schichtvulkan und dem folgenden Bimssteinregen wie der pyroklastischen Wolke mehrere Stunden.

Zudem wohnen auch heute noch ungefähr 600.000 Menschen in der so genannten roten Zone, also der unmittelbar von einem möglichen Vulkanausbruch betroffenen Gebiet. Die Regierung versucht mit Geld die Menschen von dort wegzulocken, aber es siedeln sich teilweise immer noch Leute dort illegal an. 1944 ist der Vesuv das letzte Mal ausgebrochen, was von den Alliierten damals ganz eindrücklich in Filmaufnahmen dokumentiert wurde.

Wir sind auf eigene Faust durch Pompeji spaziert, weil wir das mit den Kindern am besten finden. Wer mag kann sich einen Audioguides ausleihen oder an einer Führung teilnehmen.

Traveloptimizertipp: online vorher Tickets buchen, um sich das Anstehen zu ersparen, stabiles Schuhwerk anziehen und im Sommer unbedingt wegen der Sonne eincremen und einen Schirm oder Sonnenhut mitnehmen, weil es vor Ort keinen Schatten gibt. Auf dem Areal gibt es eine Imbissmöglichkeit und auch WCs. Mehr Infos gibt es hier: https://www.pompeji.it/tickets-reiseleiter

Reiseführer

Leider hat uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung macht und wir haben es nicht bis hoch zum Vulkankegel von seiner Majestät, dem Vesuv, geschafft.

111 Orte in Neapel die man gesehen haben muss

DuMont Reise-Taschenbuch Neapel, Amalfi, Cilento

Mit dem Wohnmobil nach Paris und Versailles

Bonjour mes amies! Zwölf Jahre ist es her, dass wir den all time favorite, die Nummer Eins der schönsten Städte der Welt besuchten, während in meinem Bauch unser erstes Kind heranwuchs und wir dabei frisch verlobt, ich mit Diamantring bestückt und wir sehr romantisch durch die Stadt der Liebe schlenderten.

Vor zwei Jahren planten wir diese Reise in einer neuen Konstellation und mit einem anderen Vehikel zu wiederholen. Doch ein klitzekleiner Virus, der mit dem unauffälligen Buchstaben C beginnt, kam uns 2020 und auch 2021 dazwischen. Quel malheur!

Über Karlsruhe und Sezanne nach Paris

Diese Ostern hielt uns endlich nichts mehr davon ab, unseren Plan in die Tat umzusetzen, Tochter Nummer eins (bald 12 Jahre) und Tochter Nummer zwei (sehr bald acht Jahre alt) zu schnappen und mit unserem guten alten Wohnmobil, aka Gipsy, von Berlin aus einmal Deutschland in westliche Richtung zu durchqueren und unsere französischen Nachbarn zu besuchen. Auf dem Weg in die elf Millionen Einwohner:innen Stadt machten wir einen Schlenker und Zwischenstopp in Karlsruhe, um unsere Freunde zu treffen, die wir auf unserer Kur im Winter kennengelernt hatten. Danach verbrachten wir noch eine Nacht auf dem städtischen Campingplatz von Sezanne, etwa zwei Autostunden von Paris entfernt. In dem Ort deckten wir uns mit Lebensmitteln und Getränken ein. Unser Glück, dass in Frankreich offenbar am Ostersonntag die Supermärkte geöffnet haben. Insgesamt haben wir mit dem Wohnmobil auf unserer Hinreise etwa 1.220 Kilometer zurückgelegt und dafür zwei Übernachtungen gebraucht, weil wir mit unserem Stopp in Karlsruhe einen kleinen Umweg genommen haben. Auf dem Rückweg nach Berlin haben wir in Köln auf einem Busparkplatz in Köln gestanden, weil der dortige Stellplatz bereits voll war.

Wer kein Wohnmobil hat oder mieten möchte, kann Paris natürlich auch per Bahn, Pkw oder Flugzeug erreichen. Dazu gehört dann allerdings auch das Buchen eines Hotels oder einer Ferienwohnung.

Ist Paris als Reiseziel für Familien mit Kindern geeignet?

Qui/ Ja! Auch wenn uns während der Osterferien vier einhalb Tage für Paris und einen halben Tag für Versailles zur Verfügung standen und das nach relativ viel Zeit für einen Städtetrip klingen mag, mussten wir schauen, wie wir alle Interessen unter einen Hut bekommen. Allerdings fiel uns das nicht allzu schwer, weil der Zeitraum von fast einer Woche Aufenthalt für eine Stadt ausreichend ist und die französischen Hauptstadt bei schönem Frühlingswetter auch viele Möglichkeiten bereit hält um sich als Familie mit Kindern die Zeit zu vertreiben. Natürlich muss man als Eltern wie immer Kompromisse und Deals mit dem Nachwuchs machen. Aber wenn man sich auch auf die Interessen der Kids einlässt, hat man auch Spaß dabei.

Es gibt in Paris viel Grün, so manchen Spielplatz und überall bekommt man schnell etwas auf die Hand zum Essen. Die Menschen begegneten uns hilfsbereit und gastfreundlich. Eine Story aus dem Nähkästchen: als wir beim Arc de Triomph mal einen leckeren Snack für unsere Tochter mit einem relativ großen Geldschein bezahlen wollten, konnte der Verkäufer leider nicht wechseln, woraufhin er uns einlud und partout nicht akzeptieren wollte, dass wir den Geldschein wechseln gehen. Ob das damit etwas zu tun hatte, dass unsere Tochter beim Zubereiten ihres Snacks helfen durfte, weiß ich nicht.

Selbst auf dem Prachtboulevard, den Champs Élysée, findet man einen Supermarkt (Monoprix), wo man das notwendigste einkaufen kann. Restaurants sind, wen wundert es in einer Stadt, die berühmt ist für ihre gehobene Küche, allerdings kostspieliger als in Deutschland. Dafür sind Museen für Kinder sowie junge Erwachsene bis zum 26. Lebensjahr kostenfrei zugänglich. Die regulären Eintrittspreise für Erwachsene in Museen sind ungefähr gleich hoch wie Museen auf ähnlichem Niveau wie in Deutschland. Die Tickets für die großen und bekannten Häuser sollte man online ein paar Tage im Voraus buchen wenn man keine Lust auf Enttäuschungen oder lange Wartezeiten hat.

In Paris kann man sich wie in jeder anderen Großstadt sowohl mit öffentlichen Verkehrsmitteln wie der Metro als auch per Leihfahrrad oder Roller sowie Taxi bequem fortbewegen. Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo hat erfreulicherweise dafür gesorgt, dass es mit Fahrradfahren in Paris ganz prima klappt. Wer sich mehr für dieses Thema interessiert, findet hier mehr Infos.

Obendrein gibt es Busse für Stadtrundfahrten und Ausflugsschiffe (haben wir beides nicht gemacht). Mit dem eigenen Auto in Paris unterwegs zu sein, würde ich sein lassen. Erstens braucht es dafür eine Genehmigung und zweitens erschien uns der Verkehr an den noralgischen Verkehrsknotenpunkten als ziemlich chaotisch.

In Paris haben wir uns überall sicher gefühlt. Natürlich sind wir nicht mit offenen Handtaschen durch die Stadt gelatscht und waren allein schon wegen der Kinder in keinen zwielichtigen Ecken und auch nicht abends unterwegs. Die Polizei ist recht präsent, ohne aufdringlich zu wirken.

Falls du dich fragst, ob wir in Disney World waren, so lautet die direkte Antwort nein. Diesen Besuch heben wir uns für ein anderes Mal gerne auf. Wir haben stattdessen andere Parks und Gärten, tolle Museen sowie berühmte Sehenswürdigkeiten besucht, die ich dir jetzt vorstelle. Aber auch ohne Plan lässt es sich in dieser wunderschönen Stadt einfach überall drauflos spazieren. Man entdeckt überall etwas schönes und überraschendes.

Insgesamt haben wir am Ende doch viel gesehen und ein volles Programm gehabt. Natürlich hatten wir auch nen Reinfall. Aber davon nur einen. Ich wollte unbedingt der Galerie La Fayette Hausmann einen Besuch abstatten. Na klar war die Glaskuppel schön anzusehen und der Ausblick von der Dachterrasse über die Oper bishin zum Eiffelturm toll. Aber mit Kindern? Muss nicht sein. Kein lohnenswerter Ausflug. Das Essen oben war schlechter als an jeder Imbissbude.

Um die Kinder bei Laune zu halten, gab es während unserer Ausflüge viele Pausen mit leckeren Crèpes, erfrischenden Getränken, kleine Souvenirs und ab und zu ein Eis sowie ein Golfcar für den riesigen Schlosspark von Versailles.

Fahrverbote in Paris

Unsere Ankunft planen wir so, dass wir am Wochenende in Paris eintreffen, da in der Umweltzone von Paris das Verbot für alte Dieselwohn- oder Automobile am Wochenende nicht gilt. Werktags dürfen wir zwischen 8 Uhr morgens und 20 Uhr abends nicht durch Paris fahren. Das ist nur mit einer Sondergenehmigung möglich. Dass diese Regelung nötig ist, zeigt der Riesenstau in dem wir während der Anfahrt nach Paris geraten und der immer noch wahnsinnige Autoverkehr, den wir später vom Fahrrad aus beobachten können. Auch Baustellen begegnen uns jede Menge. Mehr Informationen zur Pariser Umweltzone gibt es hier: https://www.france.fr/de/nuetzliche-tipps/umweltzone-paris

Camping de Paris mitten im Stadtwald

Am Rande des weitläufigen Stadtwalds von Paris, im Bois de Bologne, schmiegt sich unser vorab gebuchter Campingplatz namens Camping de Paris an die Seine. Es ist ziemlich voll, als wir am Ostersonntag um die Mittagszeit ankommen und wir sind froh, einen Stellplatz reserviert zu haben. Trotzdem bekommen wir nur einen direkt an der befahrenen Straße Allée du Bord de l‘Eau. Andere waren wohl schneller als wir.

Der Campingplatz gehört zur Kette von City Kamp/ Huttopia, die in Frankreich sehr viele und in Kanada und USA ein paar wenige Campingplätze haben. Diese Kette ist dafür bekannt, dass sie wert auf eine natürliche Umgebung und eine Wohlfühlathmosphäre legen, was in Paris ganz gut gelingt. Schließlich liegt der wirklich sehr idyllische und abwechslungsreiche Stadtwald Bois de Boulogne, der eigentlich aus mehreren ineinander übergehenden Parks besteht, direkt vor der Tür.

Neben etwa 300 Stellplätzen für Wohnmobile und Zelte gibt es auf dem schönen grünen Platz auch einige ganz hübsche kleine hölzerne Bauwagen, so genannte Gipsy Caravans, und größere Cottages zu mieten. Insgesamt stehen drei moderne Sanitäranlagen (insgesamt etwas schmuddelig) eine Wäscherei, ein kleiner Supermarkt (mit Apothekerpreisen), eine Café, ein einfaches Restaurant und ein Spielplatz zur Verfügung. Direkt an der Rezeption gibt es einen kleinen Platz, der nur für Bienen reserviert ist. Um die abgezäunten Bauden summt und brummt es entsprechend. Fahrräder für Erwachsene (normales Rad für 11€ und Elektrobikes 30€ pro Tag) und Kinder (9€ pro Tag) lassen sich auf dem Platz ausleihen. Wer lieber mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, kann sich für wenige Euro pro Person von einem mehrmals pro Tag startenden Bus direkt vom Campingplatz zum nächsten U-Bahnhof fahren lassen.

Für alle Grillfans unter euch: Das Grillen ist vor Ort ist verboten. Für alle Hobbyangler: An die Seine gelangt man von Campingplatz direkt leider nicht. Aber im Bois de Boulogne gibt es einige Seen an denen die Pariser gerne ihre Angelleinen auswerfen.

Unser Ostersonntag in Paris

Nach der Ostereiersuche und Nascherei haben wir große Lust auf Bewegung! Da wir unsere Fahrräder dabei haben, schwingen wir uns auf die Drahtesel, durchqueren den üppigen grünen Stadtwald und fahren direkt zu DEM Wahrzeichen von Paris. Am Ostersonntag haben allerdings Tausende von Tourist:innen aus aller Welt das Bedürfnis auf den 330 Meter hohen Turm von Monsieur Eiffel zu gelangen. Wir haben leider online keine Tickets mehr bekommen, weil diese bereits Wochen vorher ausgebucht waren. Um den Turm herum ist ein Wahnsinnstrubel. Wir können kaum laufen, geschweige denn radeln. Daher lassen wir davon ab und suchen uns einen Tisch in einem süßen kleinen Restaurant in der Umgebung, um dort zur Feier des Tages ein frühes Abendessen zu genießen. Den ersten Tag in Paris lassen wir dann am Arc de Triomphe ausklingen, zu dem man übrigens unterirdisch gelangt. Unten erhält man auch Tickets zum Besteigen des Triumphbogens.

Das Radfahren jenseits des Kreisverkehrs funktioniert dank der steinernen Abgrenzungen auf der Straße ganz gut. Als Radfahrer:in hat man also richtige eigene Spuren. Das Wetter spielt super mit und wir kommen gut durch. Allerdings gibt es auch ein paar brenzlige Stellen in Paris an denen wir gut acht geben müssen. Dennoch werden wir die gesamten folgenden vier Tage, die wir in Paris verbringen, alle Wege mit dem Fahrrad zurücklegen. An manchen Tagen legen wir nur elf an anderen 20 Kilometer zurück.

Unsere Ausflugstipps für den Bois de Boulogne

Der 860 Hektar große Stadtwald ist der Central Park von Paris und befindet sich im Westen außerhalb des Stadtkerns. Er ist tagsüber bei Familien mit Kindern und Joggern sehr beliebt. Bevor hier entspannt werden konnte, wurde hier geballert, denn früher diente er als königliches Jagdgebiet bevor er Mitte des 19. Jahrhunderts nach dem Vorbild des Londoner Hyde Parks im Auftrag von Napoleon III. von Eugène Hausmann als Park umgestaltet wurde. Auf idyllischen Wegen, die kreuz und quer verlaufen, lässt es sich prima spazieren oder radfahren. Hier locken außerdem viele schöne Ausflugsziele wie das als Segelschiff getarnte Austellungshalle Fondation Louis Vuitton, die Fondation Good Planet, der direkt dahinter liegende Vergnügungspark Jardin d’Acclimatation, der romantische Rosengarten La Bagatelle, ein künstlicher Wasserfall, ein See mit Ruderbootverleih und die Pferderennbahnen Hippodrom d‘Auteuil und Hippodrom de Longchamp. Mehr dazu erfährst du weiter unten in meinem Beitrag.

Ab dem frühen Abend beziehen an den Autostraßen, die teilweise durch den Bois de Boulogne führen, allerdings etwas zwielichtige Gestalten ihre Positionen um ihren Geschäften nachzugehen. Abends ist der Park also kein geeignetes Familienausflugsziel.

Vergnügungspark Jardin d’Acclimatation

Wer als Familie einen rundherum schönen Tag erleben möchte, dem möchte ich den Besuch dieses Vergnügungsparks im Bois de Boulogne ans Herz legen. Über 40 sehr liebevoll im Steam Punk Stil gestaltete Attraktionen und Manegen, ein gutes Dutzend Restaurants, Cafés und Imbisse, ein großer Wasserspielplatz (Badesachen oder Wechselkleidung mitnehmen), Picknickwiesen, hunderte Tiere und Vögel (darunter Lamas, Ponys, Pfauen, Ziegen, Schafe und Enten) sowie wunderschön gestaltete Grünanlagen erwarten die Besucher:innen. Unsere Kinder hat der Park sehr gut gefallen und der Tag war sicherlich das Highlight für sie.

Das Tagesticket für 39€ pro Person sowie Einzeltickets für 4€ pro Attraktion zzgl. 7€ Eintrittspreis pro Person bekommt man am Eingang oder online.

Rosengarten La Bagatelle

Wir waren im April noch etwas zu früh in diesem romantischen Rosengarten La Bagatelle, denn die Rosenstöcke mit so manchem lustigen Namen, blühen erst zwischen Juni und Oktober. Dennoch ist der Besuch des Gartens auch außerhalb dieses Zeitraums lohnenswert. Überall überraschte uns entweder ein Pavillon, ein schmuckes Schlösschen oder ein verwunschenes Gartenhaus, eine hübsche Brücke, ein Wasserfall oder gar eine Höhle oder ein Rad schlagender Pfau auf einer blühenden Wiese. Tickets erhält man vor Ort am Kassenhäusschen.

Fondation Louis Vuitton

Kein Schiff, das sich durch ein Meer von Bäumen zu pflügen scheint, sondern vielmehr ein vom amerikanischen Stararchitekten Frank Gehry gestaltetes futuristisches Ausstellungsgebäude mit zwölf Glassegeln erhebt sich seit dem Jahr 2014 im Bois de Boulogne direkt an der Avenue du Mahatma Gandhi. Warum das Ding da steht? Weil Bernard Arnault, ein sehr vermögender Mann und Vorsitzender des Pariser Mode-Koffer-Champagner-Cognac-Luxushauses LVMH, zu dem auch die Marke Louis Vuitton gehört, das Museum in Bilbao von Gehry so cool fand, das er so was auch für Paris haben wollte. Also Gehry anrufen, im Büro quatschen, Auftrag vergeben, ein paar Jahre später Museum eröffnen. So geht das, Leute! Trotzdem hat mir das Guggenheim Museum im spanischen Bilbao, das wir uns vor ein paar Jahren während unseres Wohnmobiltrips durch Nordspanien angesehen haben, weitaus besser gefallen, unter anderem weil wir einfach mehr davon zu sehen bekamen.

Jump, Jump!

Neben der aktuellen Ausstellung „Coming of Age“ zu Ehren und in Erinnerung an den 2021 überraschend an Krebs verstorbenen US-amerikanischen Modedesigner, Virgil Abloh, erster dunkelhäutiger Chefmodedesigner von Louis Vuitton, schwimmt zur großen Freude unserer Kinder eine spektakuläre knallrote Hüpfburg auf einem flachen Wasserbecken direkt am dem Privatmuseen. Das Spielgerät ist nach dem Durchqueren des Museums und erst ab einer Körpergröße von 150 Zentimeter zugänglich. Wer es mit ausgezogenen Schuhen auf die exklusivste Hüpfburg aller Zeiten geschafft hat, kann vor dem großes Logo der Modemarken posen, das über dem Eingang der roten Gummiburg prangt. Instagram und Snapchat lassen grüßen! Unsere große Tochter und ich hatten auf jeden Fall sehr viel Spaß beim Springen!

Der Eintritt in das Galeriegebäude ist kostenfrei. Allerdings empfiehlt es sich unbedingt die Tickets ein bis zwei Tage vorher online zu bestellen, um sich die Kunst aus dem 20. oder 21. Jahrhundert anzusehen. Ansonsten muss man draußen lange Wartezeiten in Kauf nehmen.

Centre de Pompidou

Und nun raus aus dem Bois de Boulogne und mitten rein ins Stadtzentrum: Das Centre de Pompidou liegt im 4. Arrondisseement von Paris und ist gefüllt mit moderner Kunst, dessen großzügiges Foyer aus meiner Sicht bereits ein Besuch wert ist. Hier blinkt und leuchtet es überall und so manches ungewöhnliches Kunstwerk versteckt sich hier. Auch von außen is dieses von George Pompidou, einem ehemaligen französischen Staatspräsidenten, in Auftrag gegebene Haus sehenswert. Denn alles, was normalerweise innen liegt, also Rolltreppen und Rohre, sind hier nach außen verlegt. Deshalb wird es auch La Raffenerie genannt. Von der Rolltreppe aus, blickt man das lebendige Getümmel auf dem Vorplatz.

In der offenen Galerie des ersten Stockwerks konnten sich unsere Kinder im kostenfreien und farbenfrohen Workshop- und Ausstellungsbereich kreativ werden. Danach ging es für uns alle weiter nach oben in die aktuelle Ausstellung von Charles Ray. Auf der Dachterrasse befindet sich übrigens ein schönes Café mit Ausblick auf die Dächer von Paris.

Hierfür hatten wir ausnahmsweise keine Online-Tickets gebucht und sind trotzdem schnell reingekommen. Wer sich dennoch vorher ein Ticket buchen oder sich einfach informieren möchte, wird hier fündig.

Um die Ecke der La Rafferneie gibt es übrigens leckeren Falafel (leider nicht auf Google Maps gefunden)!

Bourse de Commerce

Nicht weit vom Centre de Pompidou, erst im Frühjahr 2021 eröffnet und schon der Star unter den Pariser Ausstellungshäusern ist die ehemalige Warenbörse Bourse de Commerce bzw. die Pinault Collection beim Quartier Les Halles. Der historische Rundbau mit Glaskuppeldach wurde vom japanischen Stararchitekten Tadao Ando im Auftrag des privaten Sammlers Pinault mit viel Sichtbeton umgebaut. Ando hat übrigens bereits unter anderem in Venedig einen schicken Palazzo erfolgreich umgebaut. Unterhalb der Glaskuppel befindet sich ein 140 Meter langes Wandgemälde, das die internationalen französischen Handelsbeziehungen darstellt und das man sowohl aus dem Erdgeschoss als auch von den innen liegenden Balkonen der oberen Etagen betrachten kann. Lustig sind die künstlichen Tauben, die auf der innen liegenden Brüstung sitzen.

Ryan Ganders animatronic mice ist sehr wissbegierig

Besonders gut gefallen hat uns Ryan Ganders weiße Maus, die sich durch eine Wand in der Bourse de Commerce gefuttert hat und uns viele Fragen stellt während wir vor ihr am Boden knien. Charles Ray, hier wie im Centre de Pompidou präsent, konnte uns wiederholt nicht abholen. Aber dafür war die Installation Opera (QM.15) in Form einer holographischen Illusion der Opernsängerin Maria Callas in einem spärlich von roten Lichtspots beleuchteten Raum in der 3. Galerieetage atemberaubend, wenngleich auch etwas gespenstisch. Kleiner Besserwisserhinweis: Die Künstlerin Dominique Gonzalez-Foerster hat für diese Installation bereits 2016 den Preis der Neuen Nationalgalerie in Berlin erhalten. Wenn man lecker speisen möchte, sollte man sich im obersten Stockwerk einen Tisch im Restaurant reservieren. Tickets für die gesamte Pinault Collection kann man online buchen.

Louvre-Museum

Mon Dieu! Zugegebenermaßen ist es im berühmten Louvre-Museum ziemlich warm und voll. Aber was soll ich sagen? Es ist halt der Louvre, ma cherie! Logo gehen wir da mit den Kindern rein! Schließlich hat sich das Louvre-Museum in den letzten Jahren nochmal erweitert und ist immer noch DAS Museum, das man im Leben mindestens einmal gesehen haben sollte.

Um die 7.000 Kunstwerke zu betrachten, bräuchte man mehrere Tage. Natürlich machen wir genau das nicht. Wir folgen ganz schnöde dem Mammon und besuchen die berühmten Damen, also die Mona Lisa, die Venus von Milo, die Nike von Samothrake und die Nymphe Antiope. Die sehr einfach gekleidete Florentinerin mit dem enigmatischen Lächeln, die Mona Lisa, ist wirklich ein überraschend kleines Bild von 77 Zentimetern Höhe und 53 Zentimetern Breite vor dem täglich tausende Besucher:innen schnell ein Bild machen, teilweise ohne das Bild einmal ohne Fotolinse zu betrachten und die Damen einfach nur schnöde abknipsen. Das Bild ist mit Panzerglas sowie zusätzlich durch eine robuste hölzerne Absperrung und einer Museumsmitarbeiterin geschützt. Den Besucheransturm soll eine schlangenförmige Absperrung im Zaum halten. Diese Maßnahmen werden nicht ohne traurigen Grund getroffen: Bereits zwei Male fanden Attentate auf das berühmte Gemälde statt, zuletzt 2009 durch einen Tassenwurf. Ob das an ihrem leichten Silberblick liegt, der rechts am Betrachter vorbei geht und die Betrachter:innen irritiert? 1911 wurde das Bild sogar von einem im Louvre tätigen Glaser, einem Italiener, gestohlen und war für zwei Jahre verschwunden. Der Dieb wollte es an die Uffizien in Florenz für damals 500.000 Lire verkaufen, weil er der Auffassung war, dass das Bild des italienischen Genies Leonardo DaVinci nach Italien gehöre. Dass der französische König Franz I das Bild rechtmäßig vom Maler selbst kaufte, ließ er dabei außer acht.

Diese Geschichten können wir unseren Kindern direkt vor dem reichlich restaurierten Gemälde kaum erzählen, denn von hinten drücken die Leute. Es ist etwas stressig, aber die leicht schelmisch blickenden Augen und das einmalige leicht schiefe Lächeln dieser mehr als fünfhundert Jahre alten ungelifteten alterslosen Frau ohne Extensions ist den Stress allemal wert. Vielleicht haben wir irgendwann im Prado mehr Zeit unseren Kindern die mutmaßliche Gattin eines Florentiner Stoffhändlers zu zeigen, wo ihre älteste Kopie aus der Werkstatt Leonardos hängt.

Zum Schluss schauen wir kurz bei den Fundamenten des Louvre, der vor Versailles das Zuhause der französischen Königsfamilie war, sowie in der ägyptischen Sammlung vorbei bevor wir vom Museumspersonal bereits um 18 Uhr (why?) hinauskomplimentiert werden.

Galerie Rue de Rivoli 59

Nicht weit von der Bourse de Commerce und mitten zwischen Geschäften wie H&M, C&A, Zara und Sephora in der Shoppingstraße Rue de Rivoli sticht ein buntes Haus hervor, das von zahlreichen Künstler:innen als Galerie und Werkstatt genutzt wird und kostenfrei besucht werden kann. Tickets kann man vorher nicht reservieren, man kann einfach hingehen. Über Spenden am Eingang freut man sich natürlich.

Einst residierte in dem Haus in der Rue de Rivoli 59 eine Bank, danach stand es leer, wurde vom Künstler:innen besetzt, die inzwischen darin legal hier leben. Ein ehemaliger Bürgermeister hat ihnen das Haus um das Jahr 2006 herum überschrieben. Es gibt Kunst ganz unterschiedlicher Art (selbst im Treppenhaus) zu bewundern. Man kann sogar bei der Entstehung zusehen (auch spannend für Kinder) und falls gewünscht auch etwas kaufen. Die Künstler:innen stehen auch gerne für Fragen zur Verfügung. Wir finden das Haus sehr sehenswert und erinnert uns an eine Mischung aus dem ehemaligen von Künstler:innen bespielten Tacheles und der Streetart Galerie The Haus in Berlin.

Die Galerie steht von Dienstag bis Sonntag zwischen 13 und 20:30 Uhr offen. Es kann beim Einlass zu Wartezeiten kommen. Mehr Infos gibt es hier.

Eiffelturm

Eigentlich sollte der Eiffelturm 20 Jahre nach der Weltausstellung, also spätestens 1909, wieder abgerissen werden. Zum Glück hat man es sich anders überlegt.

Was wäre eine Reise nach Paris ohne den Besuch des berühmtesten Turms der Welt?

Keine Frage, sie wäre unvollständig. Unsere Kinder wollen unbedingt da rauf! Schließlich sehen sie das 330 Meter hohe Bauwerk auch quasi von überall her in der Stadtteil. Verrückt sich vorzustellen, dass das Ding zuerst alle total blöd fanden als Monsieur Eiffel es ihnen anlässlich der Weltausstellung Ende des 19. Jahrhunderts in die City klotzte, um zu zeigen, was er aus Eisen so schönes bauen kann. Aber es dauerte ja nicht lange bis die Pariser:innen total hin und weg von ihrem Türmsche waren. Kein Wunder, sieht das Ding doch von überallher anders und beeindruckend aus.

Da wir keine online Tickets bekommen hatten, versuchten wir abends gegen 18:30 Uhr unser Glück direkt beim Eiffelturm im 7. Arrondissements der Pariser Innenstadt am nordwestlichen Ende des Champ de Mars und schafften es doch glatt Kombitickets zu ergattern. Das ganze hatte allerdings einen mittelgroßen Haken in Form einer Sporteinlage für uns: Nicht nur das mir verhasste Schlangestehen, nein auch noch nebenbei 745 Stufen hochlaufen in den zweiten Stock und dann erst weiter hoch mit dem bequemen Fahrstuhl! Im Treppenhaus ist es noch ziemlich leer und die Stufen treten sich rasch weg. Aber oben im Fahrstuhl wird es dann ziemlich eng. Wir setzen uns vorsichtshalber FSP2 Masken auf und rücken zusammen. Oben bemerken wir dann erst richtig wie weit OBEN wir eigentlich sind, so klein sind die Häuser und Brücken unter uns. Oh la la! Den angebotenen Champagner mit Kaviar brauchen wir gar nicht, um an der frischen Luft trotz der vielen Touris um uns herum happy zu sein. Die Aussicht belohnt uns für die vielen Stufen! Auf dem Rückweg und damit auch die letzten beiden Etagen per Pedes zittern uns die Beinchen vor Anstrengung.

Pariser Freiheitsstatue

Kein Mainstreamziel: Für mich ehrlich gesagt völlig neu und eine schöne Entdeckung auf dem Weg vom Eiffelturm zurück zu unserer Homebase fanden wir auf einer der Ile de Cygnes auf der Seine als wir über eine Brücke heimwärts radeln. Das nur 11,50 Meter klene Modell für die größere New Yorker Version der Freiheitsstatue wurde in Paris erprobt. Insgesamt gibt es in Paris fünf Freiheitsstatuen zu bestaunen.

Versailles

Zum Ende noch ein „once in a lifetime“ Highlight! Versailles, das etwa 80.000 Einwohner:innen zählende Städtchen, liegt idyllisch umgeben von ausgedehnten Wäldern und nur etwa 20 Kilometer von Paris entfernt. Mit der Bahn ist Versailles gut erreichbar. Wir hingegen parken mit unserem Wohnmobil auf einem Parkplatz (um die 4€ pro Stunde) unweit vom Schloss, weil wir den Ausflug so legen, dass wir danach Richtung Berlin zu düsen können, wo mit dem Schloss Charlottenburg ein etwas bescheideneres Habitat liegt.

Davon, dass an der Stelle des heutigen Barockschlosses ursprünglich mal ein kleines Jagdhaus stand, das zu einem größeren Jagdschloss ausgebaut wurde und verfiel, erinnert uns vor Ort heute nichts mehr. Vor lauter Prunk und Protz der riesigen Schlossanlage de Sonnenkönigs fällt es mir auch in meiner Fantasie schwer mir das vorzustellen. Selbst Erdagan und Putin würden hier neidisch, ich schwöre.

Booom, schackalacka und jetzt kommst du: Mit 2.300 Zimmern auf einer Fläche von 721.206 Quadratmetern soll das Schloss von Versailles wohl das größte der Welt sein. Mein Mann erzählt zwar etwas von einem größeren Schloss in Rumänien aber davon habe ich bisher noch nichts gesehen.

Dabei hatte LUDWIG XIV. es im damaligen Louvre-Palast, dem heutigen Louvre-Museum in Paris, wo er vorher lebte, auch nicht schlecht. Aber warum nicht noch fetter, wenn man es mit den Steuern der armen Bauern nicht finanzieren kann?

Als er Mitte zwanzig war, ließ es der junge und meiner Meinung nach etwas größenwahnsinnige Ludwig in Versailles zu seinem Regierungsantritt 1661 richtig krachen und ein imposantes und kostspieliges Schloss als Zeugnis seiner absoluten Herrschaft erbauen damit auch jeder Idiot kapiert, dass er der aller*** unter der Sonne ist.

Nicht weniger als zeitweise bis zu 30.000 Arbeiter und 6.000 Pferde waren nötig um den Bau zu ermöglichen. Damit hat er sicherlich alle Pharaos mitsamt ihren Pyramiden in den Schatten gestellt. Umgerechnet etwa 100 Millionen Euro, etwa 25 Millionen Livre, das damalige Jahreseinkommen der Krone, hat das Schloss an Geld verschlungen. Dabei wurde beim Bau sparsam vorgegangen, in Friedenszeiten wurde die Armee beim Bau herangezogen, es gab zahlreiche Tote und Verletzte, was sich dann auch an der Bauqualität rächte. Teilweise sank das Schloss in dem feinen Sand ein, Kamine zogen nicht richtig, die Fenster schlossen nicht, so dass es im Winter sehr ungemütlich wurde. Sanitäranlagen gab es so gut wie keine. Dafür sollte die Show funktionieren: An Gold, Spiegeln, Stuck, Seidentapeten, Deckengemälden und sonstigen teuren Zierrat wurde nicht gespart, so viel kann sogar ich erkennen. Außerdem wurden systematisch Menagerien für verschiedene Tierarten angelegt, die später zum Vorbild für Zooologische Gärten wurden. Auch wissenschaftliche Experimente fanden statt, was man auch anhand eines ausgestellten Gemäldes erkennen kann, auf dem beiläufig drapiertes Werkzeug abgebildet ist. Zum Unglück unserer Kinder wird im Schloss leider kein aristokratisches Spielzeug ausgestellt, obwohl an die 19 Kinder dort auf die Welt kamen.

Um sich das gesamte Schloss, die weiteren und später errichtetem Gebäude wie „Grand Trianon“ und „Petit Trianon“ sowie die barocke Parkanlage mit seinen vielen Brunnen und 75.000 Bäumen, inklusive dem künstlichen Weiler im Stil eines normannischen Dorfes von der später geköpften Marie Antoinette anzusehen, kann sich man sicherlich mehrere Tage Zeit nehmen. Wir haben leider nur einen viertel Tag zur Verfügung, was in Anbetracht des Ausmaßes des ganzen lächerlich erscheinen mag. Deshalb begnügt sich unser Besuch nur auf das Schloss und einen Teil des Parks, den wir mit einem Golf Caddy abfahren. Ich hätte ehrlich gesagt vorher nicht gedacht, das ich jemals zum Besuch eines Parks eine solche Rentnerkarre besteige, aber auch ich lerne nie aus. Der ab 24 Jahren fahrbare Untersatz ist wirklich praktisch, was sag ich, tagesrettend, um die Kinder bei Laune zu halten und um zwischendurch einen Stopp im Café oder für eine Tour mit dem Ruderboot auf einem großen künstlichen royalen Gewässer zu unternehmen. Die befahrbaren Routen sind vorgegeben, wenn man Sehenswürdigkeiten außerhalb des Rundwegs besuchen möchte, muss man anhalten und aussteigen. Bis zu vier Personen haben darin Platz. Pro Stunde kostet es königliche 39 Goldtaler und jede weitere Viertelstunde etwa 9€. Aber entre nous, man ist ja auch nicht alle Tage zu Gast im Reich des Sonnenkönigs, n‘est ce-pas?

By the way: Die Eintrittstickets sind unbedingt im Vorhinein online zu kaufen. Die Preise variieren jenachdem, ob an dem Besuchstag Brunnenshows stattfinden oder nicht.

Reiseführer

In diesem Jahr ist im DuMont Verlag dieser Reiseführer erschienen.

Stadtfrei: Familienabenteuer in der Natur

Wohnst du auch in einer (Groß)Stadt? Wenn ja, dann kennst du sicherlich die Vor- und Nachteile vom Stadtleben. Ich kann auf jeden Fall ein Lied davon singen. Ich bin ein seltenes Exemplar von Urberlinerin, das heißt ich bin in Berlin geboren und habe immer hier gelebt, geliebt und gearbeitet und viel Spaß dabei gehabt und habe ihn noch immer. Aber es gibt so Momente, in denen ich auch mal eine Pausetaste drücke und wir uns im Garten austoben oder mit unserem alten Wohnmobil raus aufs Land zuckeln. Fernab der Großstadthektik können wir als Familie dann richtig schön runterkommen. Für Familien mit Kindern, die einmal raus aus der Stadt und rein in die Wildnis möchten, gibt es zum Beispiel richtig tolle Angebote von Stadtfrei. Bisher hatte Stadtfrei allerdings nur Angebote für Väter mit Kindern. Ziemlich schade für Mamas. Ob sich daran mittlerweile etwas geändert hat, verrät uns die liebe Nicole Sachse-Handke in diesem Interview!


Stadtwaldkind: Hallo Nicole, wir kennen uns jetzt schon seit 2007, huch das ist schon eine lange Zeit. Uns verbindet die Kultur, aber seit ein paar Jahren auch unsere Leidenschaft für Outdoor-Erlebnisse. Du hast gegründet, Nicole. Stadtfrei heißt eure gemeinnützige Genossenschaft. Dort bist Du für Presse und Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich und bist seit diesem Jahr qualifizierte Teamerin für Camps. Was macht ihr denn? Stadtfrei, das klingt für mich Großstädterin ja so nach Urlaub?
NSH: Ja, da liegst du richtig, Wir schaffen wir attraktive Angebote in der Berliner und Brandenburger Natur für Eltern und ihre Kinder. Frei nach dem Motto: Raus aus der Stadt und rein ins Abenteuer verschrieben.

Stadtwaldkind: Ich hatte schon früher mal in euer Programm geschaut, aber da hattet ihr aber nur Angebote für Väter. Gibt es denn auch Familien- oder Mutter-Kind-Camps?
NSH: Im letzten Jahr haben wir viel positives Feedback für unsere Stadtfrei-Arbeit bekommen. Uns haben aber auch viele Fragen und Wünsche. Die scheinbar interessanteste war dabei genau deine Frage: Wann gibts denn endlich Familien- oder Mutter-Kind-Camps? Bisher hatte Stadtfrei nur männliche Teamer. Das liegt daran, dass Stadtfrei aus der Initiative Männerjob – eine Initiative für Väter und Kinder entstanden ist. Wir haben auch 3 Teamerinnen, die in den letzten Monaten verschiedene Qualifizierungen durchlaufen haben. Neben der Erste Hilfe Outdoor und einer Kinderschutzfortbildung, gehört auch die Rote Karte und ein erweitertes Führungszeugnis dazu.


Stadtwaldkind: Was ist denn, wenn ich nicht soviel Zeit oder Geld habe und trotzdem der Stadtgewusel entfliehen möchte?
NSH: Dann kannst du einfach zu unseren kostenfreien Ein-Tages-Aktionen kommen. Wir starten am 2.4. mit der Aktion Erste-Hilfe-Fahrrad. Und dann gibt es noch Imkern, Walderleben, Bogenschießen, Räucherwerk und Baumschlagen.

Stadtwaldkind: Ich habe auch gesehen, ihr habt am 8. Oktober eine Aktion, die heißt Stadtfrei für alle? Ein Erlebnistag für Mütter, Väter und ihre Kinder. Was habt ihr geplant?
NSH: Ohja, alle sind eingeladen sich die Sonne auf den Pelz scheinen zu lassen. Es gibt reichlich Zeit zum Spielen für die Kinder und mit den Kindern, Musizieren und Toben. Er kann nach Regeln gerauft, mit dem Bogen geschossen, musiziert oder einem Bilderbuchkino gefolgt werden. Auf jeden Fall werden die Fotos/Videos der vergangenen Camps und Aktionen präsentiert. Zum Abschluss wird natürlich über dem Lagerfeuer Stockbrot gebacken oder auch das eine oder andere Würstchen gegrillt.

Stadtwaldkind: Das heißt ihr habt jetzt auch Angebote speziell für Mütter?
NSH: Ja, wir veranstalten vom 17.-19.6.2022 unser erstes Mutter-Kind-Camp für Mütter mit Kindern von 5 bis 9 Jahren. Musik & Yoga in wilder Natur. Wir kommen auf dem Gelände der Neuen Mühle Dahmetal unter. Der gesamte historische Hof ist umringt von wild-romantischer Natur. Man kann im eigenen Zelt übernachten oder in einem der Bauwagen.

Stadtwaldkind: Machst du das Camp?
NSH: Ja, im Tandem mit einer ausgebildeten Kinderyogalehrerin. Ich freue mich, mit den Kindern und Mütter auf musikalische Fantasiereise zu begeben. Ich begleite aber auch noch eines der beiden neuen Familien-Camps DER LAUF DES WASSERS – Ein Paddelabenteuer für Mütter/Väter und Kinder am 14.7.-17.7.2022.

Stadtwaldkind: In den letzten Jahren gibt es immer mehr solcher Erlebnis-Angebote. Was ist denn bei euch anders?
NSH: Nun, wir sind ein kleines Team mit ganz verschiedenen Temperamenten, wir leben alle in ganz verschiedenen Familienkonstellation und wir lieben es Zeit mit der Familie in der Natur zu verbringen. Wir glauben außerdem ganz fest daran, dass das gemeinsame Erlebnis nachhaltig die Verbindung zwischen Eltern und ihren Kindern stärkt und damit eine aktive Elternschaft unterstützt. Elternschaft verändert sich. Eltern haben heute ja ein ganz neues Selbstverständnis.

Stadtwaldkind: Ich verstehe, mir scheint eure Angebote haben eine ganz persönliche Note. Verdient ihr mit den Angeboten euren Lebensunterhalt?
NSH: Nein, unsere Teamer erhalten eine Aufwandsentschädigung. Wir haben das Glück durch einige Partner finanziell unterstützt zu werden, wie AktionMensch, der Jugend- und Familienstiftung des Landes Berlin, das Jugendamt und den evangelischen Kirchenkreis Berlin-Stadtmitte, der Vielfarb Social gGmbH Berlin & Brandenburg und Kinder brauchen Matsch, einer Aktion der Evangelischen Auferstehungsgemeinde.

Stadtwaldkind: Was empfiehlst du, wenn die Kinderbande unausstehlich wird?
NSH: Raus in die Natur und freihaben von der Stadt. Komm mit ?

Na, neugierig geworden? Mehr Infos zum Stadfrei-Programm gibt es hier: www.stadtfrei.de



Geheimtipps für den Familienurlaub auf Kreta

Die als Reiseziel wohl beliebteste, in jedem Fall aber die größte griechische Insel ist Kreta. Hier ist man mitten im Mittelmeer bestens auf Besucher eingerichtet, was nicht zuletzt auch für Reisende mit Kindern gilt. Was es abseits des klassischen Strandurlaubs auf Kreta alles mit Kindern zu unternehmen und entdecken gibt, erfährt man in den folgenden Absätzen.

Bimmelbahn und Eselreiten

Für eine schöne Aktivität mit Kindern bei einem Urlaub auf Kreta wäre da zunächst die Bimmelbahn in Rethymnon zu nennen. Bis zu einem gewissen Alter wird wohl jedes Kind von der Fahrt mit einer solchen – in diesem Fall knallroten – Bahn begeistert sein. Verschieden lange und weite Touren werden in der Stadt und durchs nähere Umland angeboten, wobei man durch einige schnuckelige Dörfer fährt. Die Informationen zu Wissenswertem neben der gefahrenen Strecke gibt es vom Lokführer auch in den gängigen Sprachen der Besucher auf Kreta, also auch auf Deutsch.

In Plakias bei Alianthos kann man die Kleinen auf Pferden und etwas exotischer auch auf Eseln Reiten lassen. Dafür wendet man sich an den dortigen Pferdehof, der mit einer immensen Auswahl an Pferden und Eseln dienen kann. Ein Ausritt darauf ist dann auch als ganze Familie möglich. Man kann stundenlang den Strand entlang reiten und dabei herrliche Impressionen sammeln, wie man auch die umliegende sehenswerte Landschaft erkunden kann. Für die Kinder aber natürlich das Tollste: der direkte Kontakt zu den Tieren.

Kaum bekannt ist die Melidoni-Höhle anan der Nordküste der Insel. Sie ist für die Öffentlichkeit zugänglich, wenn auch nur eine der vielen Kammern, aus denen sie besteht. Doch auch in dieser einen Kammer sieht man zahlreiche Stalagmiten und Stalaktiten, welche nicht nur die Kinder beeindrucken dürften. Echtes Plus dieses Ausflugsziel: Hier herrscht selten nur größerer Andrang.

Auf und ins Wasser oder ins Archäologische Museum

Ebenfalls besonders für Kinder geeignet sind die angebotenen Aktivitäten auf dem Kommos See nahe Georgioupolis. Eine Fahrt auf dem vom Sonnenlicht glitzernden See ist auf Kreta noch einmal etwas anderes als zu Hause, zumal hier auch die Wassertemperatur recht hoch ist. Das ist hilfreich, denn am Kommos See kann man auch einige Rutschen nutzen, die die Kinder direkt in den See plumpsen lassen. Gleich zwei für Kinder spannende Aktivitäten gibt es also hier.

Sollten die Kinder ein gewisses Alter erreicht haben, kann man sie vielleicht auch für die Historie generell und jene Kretas im Speziellen begeistern. Dann bietet sich ein Besuch im Archäologisches Museum in Heraklion an. Es beherbergt die nach dem Nationalmuseum in Athen zweitgrößte Sammlung aus der Antike des ganzen Landes. In insgesamt 20 verschiedenen Sälen sieht man hier Historisches aus dem Bereich der Kunst, des Militärs, aber auch des Alltags einer alten Kultur. Es gibt extra Pfade durch das Museum für Familien mit kindgerecht aufbereiteten Informationen. Das Museum selbst empfiehlt ein Mindestalter von 5 Jahren für teilnehmende Kinder.

Fazit zu den Aktivitäten mit Kindern auf Kreta

Da dies nur ein kleiner Ausschnitt der für Familien geeigneten Aktivitäten auf Kreta ist, erkennt man schnell, dass sich wie auf den meisten griechischen Inseln, auch auf Kreta wirklich viele, lohnenswerte Unternehmungen mit Kindern finden lassen.