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Ein Weihnachtsferienerlebnis im Naturpark Zittauer Gebirge

Ferien in der Oberlausitz, Sachsen, Großschönau, Naturpark Zittauer Gebirge
Ferien in der Oberlausitz, Sachsen

„Papa, es ist hell! Gehen wir jetzt ins Schwimmbad?“ Wir blinzeln verschlafen unserer Tochter entgegen, die aufgeregt unsere Bettdeckenberge erklimmt. Unser erster Urlaubstag nach den Weihnachtsfeiertagen beginnt um 9 Uhr. Die Rollläden vor den Fenstern unseres Ferienhäusschens haben ganze Arbeit geleistet. Nur schmale Lichtstreifen schimmern ins Innere unserer behaglichen Höhle. In der Ferienhöhle nebenan und auch gegenüber spielt sich wahrscheinlich genau das gleiche Szenario ab. Dort wohnen die beiden anderen Familien mit denen wir seit 2013 stets kurz nach Weihnachten losdüsen um irgendwo zusammen einige schöne Tage und Silvester fernab des Berliner Kleinkriegs zu verbringen.

Trixi Ferienpark bei Großschönau, Oberlausitz, Sachsen
Trixi Ferienpark bei Großschönau im Dreiländereck

Trixi Ferienpark in Sachsen

Nach unseren gemeinsamen Weihnachtsurlauben im Thüringer Wald, auf Rügen, in Nienhagen an der Ostseeküste und Mallorca ist nun die Oberlausitz im östlichsten Teil Sachsens dran. Wir sind in einen Ferienpark im Naturpark Zittauer Gebirge gefahren, der innerhalb von circa drei Autostunden von Berlin erreichbar ist. Die nächste Stadt ist Zittau und Polen sowie Tschechien sind nicht weit entfernt. Die Region ist im Dezember nicht unbedingt schneesicher. Das macht uns aber nichts aus, denn es gibt genug anderes hier zu erleben.
Im Trixi Ferienpark mit einem angeschlossenen Waldstrandbad sowie Indoor-Erlebnisbad mit Riesenrutsche und Wellness- und Saunabereich haben wir uns ein kleines Ferienhaus gemietet. Das Schwimmbad ist für uns Ferienhausgäste kostenfrei. Nur für den Wellness- und Saunabereich müssen wir einen Aufpreis zahlen.
Der Park mit seinen schlichten 96 Ferienhäusern, einem Campingplatz mit Sanitärgebäude, einem Spielplatz, einem Streichelgehege und einem Restaurant liegt direkt am Waldrand bei Großschönau. Die Häuser sind unterschiedlich groß. Unseres hat zwei Schlafzimmer, ein Wohnzimmer, eine Küche mit bodentiefen Fenstern, ein Bad sowie eine Terrasse. Bettwäsche und Handtücher mussten wir nicht mitbringen. Die Häuser sind außerdem komplett mit Kaffeemaschine, Teekocher, Toaster, Fön und Fernseher ausgestattet. Allerdings hat das Haus unserer Freunde keinen Backofen wie unseres, sondern nur eine Mikrowelle. Das Backblech für den Ofen müssen wir uns kurioserweise an der Rezeption ausleihen. Statt eines Ofens haben unsere Freunde dafür eine angenehme Fußbodenheizung. Für die Kinder sind diese Nebensächlichkeiten selbstverständlich so wichtig, wie für uns Erwachsene die Farbe der Rutsche auf dem Spielplatz. Für die Kids zählt jetzt im Winter vor allem das Erlebnisbad mit der dunklen Rutsche! Ich muss zugeben, dass mir eine Runde durch die Rutsche auch Spaß macht und die große finnische Blockhaussauna mit dem gemütlichen Ruheraum sagen meinem Mann und mir auch sehr zu.
Falls diese Aufzählung in Sachen Parkausstattung den Eindruck erweckt, dass rund um die Ferienhäuser nur Halligalli wäre, so täuscht das nur. Es ist unglaublich ruhig im Trixi-Dorf und oft sind nur die Vögel und das Rauschen der Bäume zu hören. Die meisten Autos parken weit vorne bei der Rezeption. Dadurch dass das WLAN und teilweise auch das Mobilfunknetz äußerst schwach sind, genießen wir in unserem Ferienpark eine Offline-Kur.

Ferien und Silvester mit Kindern in der Oberlausitz, Sachsen
Prosit Neujahr!

Silvesterparty mit Kindern

Am 31.12. vergnügen sich die Kinder im Trixi-Park auf der Silvesterparty. Kinderdisko, Zaubershow, Tombola, Zuckerwatte, Waffeln, Bratwürste und Lagerfeuer mit Stockbrot. Es gibt fast alles, was das feierwütige Kinderherz begehrt. Während unser Nachwuchs dem Zauberer zuschaut, stoßen wir mit Glühwein an und warten bis wir wieder allesamt in unsere Ferienhäuser können, um die Silvesterspeisen vorzubereiten. Ich muss nach der roten und gelben noch die letzte grüne Wackelpuddingschicht zubereiten und mein Mann möchte die Buns für die Hamburger braten. Obwohl der Parkplatz aus allen Nähten platzt und viele Bewohner aus der Umgebung angereist zu sein scheinen, ist nach einem Lampionumzug und einem Feuerwerk am frühen Abend Schluss mit der öffentlichen Feierei und es kehrt wieder Ruhe in den Ferienpark ein. Wir treffen uns alle bei uns im Haus und versuchen unser riesiges Buffet zu verspeisen. Damit die Zeit bis Mitternacht nicht zu lang wird, dürfen die Kinder einen Film schauen und spielen Kindergeburtstagsspiele. Die Methode zeigt Wirkung. Alle Kinder, auch die mit zwei Jahren Jüngste, halten bis kurz nach Mitternacht durch und gehen draußen knallen bevor die Ersten auf dem Sofa erschöpft aber friedlich einnicken.

Spaziergang durch Großschönau in Sachsen
Spaziergang durch Großschönau

Großschönau

Die Gemeinde Großschönau besteht aus dem Textildorf Großschönau und dem Erholungsort Waltersdorf. Deutsche und sorbische Straßenschilder leiten uns durch das Dorf . Hier stehen viele der urigen Umgebindehäuser, die mit ihren Holzbalken Fachwerkhäusern sehr ähnlich sind. Die gemütlich wirkenden Umgebindehäuser sollen hier in der Region sowie im angrenzenden Nordböhmen und Niederschlesien übrigens typisch sein. Aber auch einige prächtige Villen fallen uns auf. Viele davon sind sehr schön saniert, wie wir bei unserem Dorfspaziergang feststellen. Über den Hauseingangstüren prangen die Initialen und an manchen können wir die Jahreszahl der Errichtung ablesen. Kurz nach Weihnachten hängen noch viele gelbe, rote und weiße Herrnhuter Sterne über den Türen. Vor historisch interessanten Umgebindehäusern informieren auch Tafeln über die einstige Funktion der Häuser. Die Region war früher für ihre Webkunst bekannt, deshalb treffen wir auf unserem Spaziergang in Großschönau nicht nur auf Bauern- sondern auch auf Webhäuser. Auch wenn wir eine leerstehende Fabrik entdecken, gibt es noch heute hier zwei Textilunternehmen, die 600 Menschen beschäftigen. Das Deutsche Damast- und Frottiermuseum gibt Einblick in die langjährige Tradition des Dorfes. Außerdem sind ein Heimatmuseum und ein Technikmuseum mit einer Veteranen-Motorradausstellung zu besichtigen. Wir machen allerdings keinen Abstecher in eines der Museen, sondern spazieren ganz gemütlich durchs Dorf und am Fluss entlang. Das Gewässer hat eine ganz schöne Strömung. Die Enten raften nur so an uns vorbei. Vom 370 Meter hohen Hutberg genießen wir die Aussicht über die Landschaft. Endlich reißt auch die Wolkendecke auf und wir blinzeln in den blauen Himmel.

Sommerrodellbahn, Rodelpark in Oberoderswitz, Sachsen, Weihnachtsferien
Abdüsen im Rodelpark in Oberoderwitz

Abgefahrenes Bahnerlebnis auf der Sommerrodelbahn

„Schneller, Mama“. Unser Kind jauchzt vor Vergnügen während wir mit der Sommerrodelbahn den Hang hinab düsen. Fast 600 Meter misst die Bahn des Rodelpark am Spitzberg in Oberoderwitz, einem Ort ganz in der Nähe vom Trixi Ferienpark. Obwohl wi schon rasend schnell in den Kurven liegen, werden wir den örtlichen Geschwindigkeitsrekord von 52,13 km/h nicht knacken. Trotzdem belohnen wir uns nach ein paar Runden im warmen Blockhaus mit einem Glühwein. Den Kindern ist natürlich nie zu kalt für ein Eis und daher plündern wir die Eistruhe.

König-Friedrich-August-Turm auf dem Löbauer Berg im sächsischen Löbau
König-Friedrich-August-Turm auf dem Löbauer Berg im sächsischen Löbau, Weihnachtsferien mit Kindern

Auf den Spuren Reinhold Messners und eines Königs hoch zum gusseisernen Riesen in Löbau

Wir stapfen auf dem Prinzensteig den Berg hinauf. Die großen Kinder sind schon längst oben auf dem 448 Meter hohen Löbauer Berg angekommen, während wir Erwachsenen mit den Kleinkindern an der Hand von Stein zu Stein hüpfen oder Engelein-Flieg spielen, um die Kids oben nicht zu lange warten zu lassen. Ein Hinweisschild verrät uns, dass auf diesem Wanderweg im Jahr 1823 der spätere König Friedrich August II als Prinz auch einst hinauf gestapft ist. Aber der musste bestimmt keine Kinderchen hinauf komplimentieren. Oben angekommen, stehen wir dem König-Friedrich-August-Turm gegenüber und legen den Kopf in den Nacken. 120 Wendeltreppenstufen hoch ist die Plattform hoch. Dass diesen ausgerechnet der Bäckermeister Friedrich August Bretschneider zu Ehren des Königs errichtete, ist dem gusseisernen Bauwerk beileibe nicht anzusehen. Obwohl die vielen feingliedrigen Schnörkelarbeiten an dem Bauwerk irgendwie doch an Zuckerkringel erinnern… Weil auch der berühmte Achttausenderbesteiger Reinhold Messner diesen Aussichtsturm vor ein paar Jahren ohne Sauerstoffflasche bestieg, trauen wir uns auch hinauf. Je höher wir kommen, desto stärker weht uns der Wind um die Ohren. Doch wir geben so leicht nicht auf! Oben angekommen tragen sich die Kinder stolz in das ausliegende Gipfelbuch ein während wir Alten den Blick über das Bergland schweifen lassen. Danach wärmen wir uns auf dem Löbauer Berg in einer urigen Turmgaststätte mit Kakao und Milchkaffee auf. Selbst der grummelige und im Schneckentempo bedienende Kellner sowie das neben uns sitzende Pärchen, das sich offenbar so gar nichts mehr zu sagen hat und stattdessen uns mit Argusaugen beäugt, können an unserer guten Laune nichts ändern. Wir waren oben.

Bautzen, Alte Wasserkunst, Gaststätte Mönchshof, Ferien mit Kindern in der Oberlausitz, Sachsen
Unterwegs mit Kindern in Bautzen

Bautzen

Willkommen in der Stadt des Senf! Wer mehr auf Ketchup steht, kommt hier übrigens auch auf seine Kosten. Es gibt in einem Ladengeschäft sogar Bautz’ner Einhorn-Glitzer-Senf! Natürlich hat die an die 1.000 Jahre alte Stadt Bautzen, die übrigens zweisprachig (deutsch und sorbisch) daher kommt, weit mehr als Dutzende würzige Soßen zu bieten. Hier gibt es zum Beispiel 17 Türme, acht Museen, 80 Innenstadt-Kneipen und rund 200 Saurier zu sehen.

Wir begnügen uns mit einer kleinen Auswahl der Sehenswürdigkeiten und parken in der Fischergasse, eine Uferstraße direkt an der Spree, die gleichzeitig Teil des sächsischen Jakobswegs ist. Wir pilgern den steil hinter dem Parkplatz aufragenden Eselsberg hinauf zum Mühltor und einem 50 Meter hohen rot-weiss verzierten Rundturm mit dem schönen Namen Alte Wasserkunst. Im Erdgeschoss erwartet uns das wahrscheinlich kleinste Café, das wir je gesehen haben. Dort erhalten wir die Eintrittkarten um den 1558 errichteten Turm zu besteigen. Unten erwartet uns eine Art kleiner Trödelmarkt. Alte Kreuzworträtselhefte, Bücher der letzten vier Jahrzehnte und Krimskrams warten darauf von Käufern mitgenommen zu werden. Danach folgt eine mehrgeschossige Ausstellung über die Wasserversorgung, für die der Turm einst zuständig war. Mit Hilfe der Wasserkraft der Spree wurde in dem Turm Trinkwasser nach oben gepumpt und dort durch Rohre über ein Röhrensystem in 86 Tröge geleitet.
Je höher wir den siebengeschossigen Steinbau hinauf steigen, desto enger und niedriger wird der Treppenaufgang. Wäre es heute nicht so diesig und nieselig wäre der Ausblick von hier oben über die spitzen Dächer der Stadt bestimmt sehr schön.

Wir spazieren weiter westlich zur Ortenburg. Auf einem Granitfelsen oberhalb der Spree erwartet uns ein Burgkomplex mit einigen gruselige Sagen. Unter einem Fenster sind zwei steinernde Köpfe zu sehen, die der Geschichte nach von einem Mönch und einer Nonne stammen, die aufgrund ihrer gegenseitigen Zuneigung bei lebendigen Leib eingemauert worden sein sollen. Weniger gruselig erscheinen das ansässige Burgtheater, ein sorbisches Museum und ein gut besuchtes Restaurant. Wir spazieren wieder zurück und kehren in das historische Gasthaus Mönchshof ein. Unter mächtigen Gewölben nehmen wir Platz und erhalten von einer Magd in historischem Kostüm die Speisekarten in Form eines Lehnsbriefs mit Siegel. Die Kinder bemalen eifrig das so genannte Speisenblatt für kleine Leute mit Wachsmalern und suchen sich nebenbei einen Bratenspieß auf Kartoffelschnee zum Mittagessen aus.

Herrnhuter Sterne, Ferien mit Kindern in der Oberlausitz, Sachsen
Die berühmten Herrnhuter Sterne leuchten in der Weihnachtszeit in jedem Dorf

Herrnhuter Sterne

Jedes Dorf in der Oberlausitz hat eines gemeinsam: fast jede geeignete Stelle wird dafür genutzt um einen der 25 zackigen Sterne in allen erdenklichen Größen aufzuhängen. In der Dunkelheit sieht das besonders hübsch aus. Das traditionelle Handwerk stammt seit 1897 aus dem Ort Herrnhut, das wir auf dem Rückweg aus Bautzen aufsuchen. Die Schauwerkstatt der Manufaktur leuchtet mir verlockend entgegen und natürlich erstehe auch ich einen filigranen Ministern, der einst von einem Erzieher erfunden worden sein soll, als er seinen Schülern die Geometrie anschaulicher machen wollte. In dem Gebäude der Schauwerkstatt schaue ich mir außerdem noch eine Ausstellung über die Geschichte der Manufaktur an. Im Restaurant „Bei Sterns“ tafeln gerade einige Gäste.

Haus Schminke, Oberlausitz Bauhaus Architektur der Moderne Museum
Bauhausarchitektur vom Feinsten: Haus Schminke in Löbau, Oberlausitz

Besuch des „Nudeldampfers“ und der Villa Schminke in Löbau

Eigentlich sind wir schon am Umdrehen. Doch ich möchte mein Glück testen (schließlich ist uns kurz nach Silvester ein Marienkäfer ins Ferienhaus geflogen) und läute am Tor des Haus Schminke. Und tatsächlich wird uns geöffnet! Ein überaus freundlicher Gästeführer lässt uns in den kleinen Park eintreten in dem ein vorne wie ein Schiff aussehendes Bauwerk steht. Eine kleine Gruppe an Gästen verlässt gerade mit gepackten Koffern und Rucksäcken das Haus. Sie haben in dem heutigen Denkmal gerade einige Tage Urlaub genossen. Wir dürfen kostenfrei ins Haus eintreten und bestaunen die geräumigen lichtdurchfluteten Wohnräume des organischen Hauses, das der Architekt Hans Scharoun in Löbau 1933 errichtete. Hier, in diesem Juwel internationaler Baukunst lebte die sechsköpfige Familie Schminke. Nebenan steht die ehemalige Nudelfabrik, an der Fritz Schminke beteiligt war. Das Wohnhaus erlebte nach dem zweiten Weltkrieg eine wechselvolle Geschichte. Es diente unter anderem als Militärkommandatur, als Klubhaus der FDJ und als Freizeitzentrum bevor es 2007 Eigentum der Stiftung Haus Schminke wurde.

Ferien in der Oberlausitz, Sachsen, Großschönau, Naturpark Zittauer Gebirge
Ferien in der Oberlausitz

Adressen

Oberlausitz allgemein: www.oberlausitz.de

Naturpark Zittauer Gebirge allgemein: naturpark-zittauer-gebirge.de

Trixi Ferienpark Zittauer Gebirge
Jonsdorfer Straße 40
02779 Großschönau
www.trixi-park.de

Rodelpark Oberoderwitz
Spitzbergstraße 4 a-b
02791 Oderwitz
http://rodelbahn-oberoderwitz.de

Turmgaststätte Löbauer Berg
02708 Löbau
www.loebauer-berg.de

Alte Wasserkunst
Wendischer Kirchhof 2
02625 Bautzen
www.altewasserkunstbautzen.de

Ortenburg Bautzen
02625 Bautzen
www.sagenhaftes-bautzen.de

Historisches Gasthaus Mönchshof
Burglehn 1
02625 Bautzen
www.moenchshof.de

Herrnhuter Sterne Manufaktur
Oderwitzer Straße 8
02747 Herrnhut
www.herrnhuter-sterne.de

Stiftung Haus Schminke
Kirschallee 1b
02708 Löbau
www.stiftung-hausschminke.eu

Reiseführer

Reise Know-How Reiseführer Oberlausitz, Lausitzer Seenland Taschenbuch – 27. März 2017

Unser Wellness Wochenende mit Kindern in Tropical Islands

Wellness-Wochenende mit Kindern im Tropical Island

Flamingos, Palmen, Sand, Wärme und jede Menge Wasser. Nein, wir sind nicht etwa nach Florida geflogen. Wir sind nur eine gute Stunde von Zuhause aus mit dem Wohnmobil in den brandenburgischen Landkreis Dahme-Spreewald gefahren. Und trotzdem liegen mein Mann und ich an diesem Herbstwochenende in Badekleidung am Strand. Die Kinder planschen fröhlich im Wasser. Wo wir uns befinden? In einer ehemaligen Werfthalle, in der eigentlich große Luftschiffe wettergeschützt untergebracht werden sollten. Statt Luftfahrzeugen versammeln sich in der riesigen freitragenden Halle unter anderem ein Tropendorf und ein Regenwald, plätschern Südseewellen gegen einen langen Sandstrand, rauschen Wasserfälle in die Bali-Lagune und entspannen Saunagäste in einer der Schwitzhütten oder auf der Massageliege, während sich andere wiederum in Restaurants und Bars verwöhnen lassen. Statt Ingenieuren, die mit der Wartung von Zeppelinen beschäftigt sind, sorgen nun Bademeister, Köche und viele andere Mitarbeiter mehr für die Sicherheit und das leibliche Wohl von zahlreichen Badegästen wie uns.

Reisevorbereitung für die brandenburgischen Tropen

Zuvor haben unsere Kinder wochenlang von nichts anderem mehr gesprochen, als von Tropical Islands. Unsere siebenjährige Tochter erinnert sich noch gut an ihren ersten und letzten Besuch vor gut eineinhalb Jahren. Im Wohnmobil erzählt sie ihrer dreijährigen Schwester noch einmal ausführlich von all den Vergnügungen, die dort auf sie warten. Die Kleine kann sich natürlich nicht mehr an unseren letzten Besuch erinnern und macht große blaue Augen als sie ihrer Schwester zuhört. Auch wir freuen uns auf unser Wochenende. Denn neben den den Südseebecken und der Bali-Lagune gibt es viel neues zu entdecken. Wir kennen die Saunalandschaft und die Restaurants schließlich noch nicht! Während es draußen nasskalt wird, räumen wir reiselustig die Strandtaschen ins Wohnmobil. Unsere Badelatschen tragen noch den Sand aus Griechenland an den Sohlen. Jede Menge Handtücher, eine Taucherbrille und aufblasbare Wasserbälle sowie Schwimmreifen, Bademäntel und dünne Kleidung zum Überziehen wandern ins Wohnmobil. Unsere Nachbarn gucken verwundert, was wir da vorhaben. Für Speis und Trank müssen wir zum Glück vor Ort dieses Mal nicht selbst sorgen. Deshalb geht das Packen und Einräumen schön schnell.

der neue Tropical Island Außenbereich AMAZONIA
der neue Tropical Islands Außenbereich AMAZONIA

Tag 1 in Tropical Islands

Der Außenbereich Amazonia

Nachdem wir unser Wohnmobil auf dem Parkplatz für Wohnmobile geparkt und uns aus unserer Kleidung gepellt haben, geht es über die Amazonas-Gangway sofort in den neu geschaffenen 35.000 Quadratmeter großen Außenbereich von Tropical Islands. Wir wollen die Herbstsonne nutzen. Während die Große mit dem Papa im 31 Grad warmen Wasser des „Mar Dulce“ schwimmt, plansche ich mit der Kleinen im Manati Bay, dem warmen Relaxpool, neben dem Wasserspielplatz. Neugierig spaziere ich im Bademantel an dem Beachsoccer- und dem Beachvolleyballfeld und der saftig grünen Liegewiese mit den Palmwedelsonnenschirmen vorbei. Puscheliges Pampasgras wiegt sich im Wind und Wein rankt sich an Mauern empor.

Ab in die Südsee

Es ist mittlerweile später Nachmittag und draußen hat es etwas aufgefrischt. Wir ziehen von Amazonia rein in die Südsee. Aloha, es macht sich mal wieder deutlich bemerkbar, wie groß unsere Kinder geworden sind. Nun rutscht nicht nur unsere Erstgeborene die gelbe Rutsche des bunten Holzbootes „Princess Moanna“ ins azurblaue Wasser des Südseebeckens hinab. Auch unsere Kleine wagt es und freut sich einen Keks als sie stolz in meine Arme ruscht! Ich freue mich mit ihr. Während wir in den Liegestühlen entspannen und einen Latte Macchiato trinken, buddeln die Kinder sich gegenseitig ein und schlürfen Apfelsaftschorle aus riesigen Trinkbechern in Form von Palmen. Meine Große und ich gehen eine Runde durch die Halle spazieren, schauen uns die bunten Fassaden der Ferienappartments an und bummeln durch die Ladengeschäfte. Ein Souvernir für Zuhause muss natürlich sein.

Restaurant Tropical Garden
Restaurant Tropical Garden

Exotisches Schlemmen im Restaurant Tropical Garden

Die Zeit vergeht wie im Flug und langsam dämmert es in Tropical Islands. Der Himmel in der Südsee verfärbt sich pink-lila und die kinderlosen Pärchen nehmen die Liegestühle der Familien ein und kuscheln. Nach der vielen Bewegung macht sich der Hunger bei uns bemerkbar. Also verstauen wir kurzerhand unsere Badesachen in den Schränken und schlüpfen in schöne sommerliche Outfits. Die klammen Bademäntel und Handtücher werfen wir in den örtlichen Trockner damit wir sie nach dem essen warm und trocken wieder mitnehmen können. An der Information haben wir dafür die nötigen Chips erhalten.

Der Weg von den Umkleiden zum Restaurant Tropical Garden ist nicht weit. Ein reservierter und liebevoll geschmückter Geburtstagstisch wartet der linken hinteren Ecke auf uns. Wir freuen uns über diese Aufmerksamkeit! Unter Lichtschirmen und Palmenwedeln stoßen wir auf unser Geburtstagskind an. Die internationale Speisekarte des gut besuchten Restaurants liest sich fantastisch. Die Wahl fällt uns schwer, weil alles so verlockend klingt. Aber wir schaffen es irgendwann, uns für Vorspeisen, eine Bloody-Mary-Suppe (eine sehr fruchtig leckere weiße Tomatensuppe, mit selbstgemachtem Wodka Limetten Sorbet, Tabasco-Tomaten-Öl und Staudensellerie-Chip) und einmal Tatar vom Weiderind mit Salzzitrone und pochiertem Eiweiß, an Wildkräutersalat, mit geröstetem Brotstick sowie für die Hauptgerichte, ein Flanksteak und ein in Kaffee gebeiztes Wildlachsfilet an schwarzem Reis, mit gegrillter Ananas und roh mariniertem Baby Mangold, zu entscheiden. Die Kinder bestellen jeder einmal „Ecki auf großer Jagd“ (Kinderschnitzel, Pommes Frites und Coleslaw). Während wir auf die Gerichte warten, fertigen sie mit Buntstiften kleine Kunstwerke auf der Rückseite der Kinderspeisekarten. Zum Nachtisch verputzen die Kinder noch ein Eis.

Auf dem Rückweg vom tropischen Restaurant zum Ausgang schläft unsere Jüngste ein. Wir packen unsere Badetaschen und betten den kleinen Wassergeist in die große warme Jacke vom Papa, die bei ihr aussieht wie ein überdimensionaler Schlafsack. Mein Mann und unsere Große laufen schnell zum Parkplatz, holen  das Wohnmobil und fahren galant zum Eingang vor damit ich mit der Kleinen nur noch reinspringen brauche.

Nächtliche Fahrt zum Camping Ressort

Nun geht es in zwei Minuten über ehemalige Landebahnen vorbei an alten Hangars des früheren Militärflughafens zum Camping Ressort von Tropical Islands. Die Geschichte des Ortes ist ganz spannend: Im Zweiten Weltkrieg saß hier der Fliegerhorst der Luftwaffe der Wehrmacht, später war das Gelände nicht nur der größte Militärflughafen der DDR, sondern auch strategischer Stützpunkt der sowjetischen Luftwaffe. Heute donnern hier keine Kampfjets mehr. Stattdessen rollt nun eine Autokarawane vom Parkplatz nach Hause und wir tuckern mit dem Wohnmobil nur ein kleines Stück zum sechs Hektar großen Campingplatz.

Neben Mobile Homes und großen weißen Tipi-Zelte die man mieten kann, gibt es hier auch Standard- und Komfortstellplätze für 92 Wohnmobile und Caravans. Auf einem Komfortstellplatz mit eigenen Strom-, Wasser- und Grauwasseranschluss stehen wir für diese Nacht. Mittlerweile ist es schon nach 22 Uhr und die letzten Stunden im Wasser machen sich bemerkbar. Wir bauen rasch unser Bett und folgen unserer Jüngsten in einen tiefen Schlaf.

Tropical Island: Ort mit Geschichte und zum Entspannen
Tropical Islands: Ort mit Geschichte und zum Entspannen, vor der Halle halten Schafe und Ziegen das Gras kurz

Tag 2 im Tropenparadies

Joggingrunde und Schäfchenzählen

Nach rekordverdächtigen neun Schlummerstunden wache ich auf und schleiche mich in Joggingkleidung still und heimlich hinaus. In strahlendem Sonnenschein laufe ich über das Camping Ressort und durch Kiefernwäldchen mit riesigen Pilzen neben der Landebahn entlang in Richtung Tropical Islands. Als die 360 Meter lange, 210 Meter breite und 107 Meter hohe silberne Kuppel vor mir aufschimmert, muss ich meine Augen gegen das helle Sonnenlicht abschirmen: Was sind das denn für helle Fellknäuel, die sich in Zeitlupentempo über die Weide bewegen? Schlafe ich etwa noch und habe mit dem Schafezählen nicht aufgehört? Der Schäfer hält aber nicht nur mit Jungschafen, sondern auch mit Ziegen die Wiese vor der Tropenhalle kurz, wie er mir stolz erzählt. Direkt vor dem Badeparadies parken abenteuerliche riesige Wohnmobile der Marke Eigenbau. Ich umrunde die neun Fußballfelder große Halle und laufe dann zurück zu meiner Familie. Zwischenzeitlich sind die Kids und mein Mann aufgewacht und machen sich fürs Auschecken auf dem Campingplatz bereit. Bis 11 Uhr muss man seinen Stellplatz geräumt haben. Mit dem Wohnmobil parken wir deshalb in der Nähe des Eingangs auf einem Wohnmobilparkplatz und laufen von dort aus in das Vergnügungsbad.

Frühstücken im Tropenparadies
Frühstücken im Tropenparadies

Das Frühstück im Sawadee

Im Frühstücksbereich des Tropenparadieses ist ein Tisch für uns reserviert. Bunte Seidenschirme, ein Koibecken und ein großer Buddha sorgen für eine entspannte Atmosphäre. Ein großes Buffet mit allem was das Herz begehrt erwartet uns: verschiedene Müslisorten, getrocknete Beeren, Obst, Nüsse, Pfannkuchen, frisch gepresster Orangensaft, Rührei, Räucherlachs, Bratwürste, Croissants, Quarkbällchen, Marmelade und eine Kaffe- und Teebar zum Selbstbedienen stehen bereit. Sarongs für leicht bekleidete Badegäste hängen bereit. Bei einer Pflanzen freundlichen Luftfeuchtigkeit von 40 bis 60 % kommt man unter der Stahlkuppel leicht ins Schwitzen. Deshalb entblättern wir uns beim Frühstücken nach und nach.

Wildwasser-Rutsche

Derart gestärkt haben die Kinder genug Power für die Lagune und mindestens ein Dutzend Runden in der Wasserrutsche. Eine der beiden Rutschen der Lagune umhüllt uns für einige aufregende Sekunden in vollständiger Dunkelheit bevor wir mit großem Getöse wieder im Wasser landen. Jetzt haben wir uns warm gerutscht, so dass wir uns auf den Weg zum Amazonia Bereich machen.
Die Wild River Wildwasser-Rutsche ist allerdings nicht so beängstigend wie der Name vermuten lässt. Das Wasser im breiten Strömungskanal wirbelt uns zwar ordentlich durcheinander, aber es bleiben auch ein paar ruhige Augenblicke zum Verschnaufen an der frischen Luft bevor wir uns wieder ins Getöse stürzen.

tropische Sauna-Landschaft
tropische Sauna-Landschaft mit Baumsauna in 5 m Höhe

Tropische Regenwald-Sauna-Landschaft

Last but not least ist nun endlich unser Wellnessprogramm an der Reihe. Wer dachte, dass wir noch nicht genug geschwitzt haben, hat sich getäuscht! Kinder unter fünf Jahren haben in der Sauna-Landschaft übrigens freien Eintritt. Erwachsene zahlen 49 Euro statt des regulären Eintrittspreises von 42 Euro pro Person, wenn sie zusätzlich zur Tropenlandschaft auch in die Sauna möchten. Kinder ab fünf Jahren zahlen ermäßigt 39,50 Euro für Tropen und Sauna. in der Sauna-Landschaft darf aus nachvollziehbaren Gründen nicht fotografiert werden. Lasst Euch also überraschen, wenn Ihr dort seid.

Strategisch haben wir uns die Saunalandschaft bis zum Schluss aufgehoben damit die Kinder bis dahin ausreichend Spaß und Aktion hatten und somit ausgepowert sind. Zwischen Palmen versteckt entdecken wir die Saunen. Es gibt eine fünf Meter hoch gelegene Baumsauna unter der Schaukelkörbe einladend hin und her pendeln. Der ideale Ort zum Vorlesen während einer von uns oben drüber schwitzen darf! Der Elefanta Tempel mit der Trimurti Kristallwelt erinnert uns stark an unseren Urlaub im kambodschanischen Angkor Wat (before children). Riesige künstliche Baumwurzeln umwuchern die Duschen und die Sauna. Koi Fische tummeln sich davor in einem flachen Bassin. Sie fühlen sich bei den subtropischen Temperaturen sicherlich ganz wie Zuhause. Während die Kinder auf der Umrandung hockend die bunten japanischen Karpfen beobachten, gehen wir abwechselnd saunieren oder ruhen auf einer der Liegen. Im eiskalten Tauchbecken wecken wir unsere Körper wieder auf.
Danach gönnen wir uns noch eine Runde in einem der drei Whirlpools. Hier treffen wir auf eine weitere Familie, die mit ihrem Kind im Wasser planscht.

In der Saunalandschaft geht es sehr entspannt zu und ist herrlich zum Ausklingen unseres schönen Wochenendes! Es stehen ausreichend Liegen und Duschen für alle zur Verfügung und es ist alles top sauber. Auf den Toiletten finden wir sogar einen WC-Aufsatz für Kleinkinder. Es ist an alles gedacht worden.

Tropical Island mit Kindern

Informationen

Das Online-Familien-Ticket im November 2017 kostet reduziert 99,50 Euro (normalerweise 125 Euro) und berechtigt 2 Erwachsene mit bis zu 4 Kindern (6 – 14 Jahre) zum einmaligen Eintritt in die tropische Erlebnis-Landschaft von Tropical Islands – inklusive Tropical Islands AMAZONIA (ohne Saunalandschaft). wenn man vor Ort entscheidet, die Sauna-Landschaft zu besuchen kostet dies 14 Euro pro Erwachsenen und 8 Euro pro Kind.

Tropical Islands
Tropical-Islands-Allee 1
15910 Krausnick

https://www.tropical-islands.de

 

Wo lohnt sich Camping in Europa am meisten?

Wo ist Camping in Europa am günstigsten?
Jetzt im Herbst/ Winter sind wir schon wieder dabei unseren nächsten Urlaub zu planen. Wir haben   einige Länder in den letzten Jahren bereist und denken nun über unser Reiseziel in 2018 nach. Neben den Kriterien wie Erreichbarkeit, Freizeitwert, Exotik und Klima spielt natürlich auch das Urlaubsbudget eine Rolle. Es war uns zu Beginn nicht so bewusst, aber wir haben rückblickend festgestellt, dass Camping in Europa je nach Land entweder sehr günstig oder sogar etwas kostspieliger sein kann.

Investitionskosten für Wohnmobile und Wohnwagen

Als wir uns vor fast genau drei Jahren ein Wohnmobil kauften, bestand unsere Intention zum einen darin, mit diesem Gefährt unser Freiheitsgefühl intensiver ausleben zu können und zu anderen darin, Reisekosten zu sparen. Vier Hin- und Rückflüge gehen schließlich mehr ins Geld als Flüge für zwei Personen. In unserem Umfeld legen sich immer mehr Familien mit Kindern aus ähnlichen Gründen einen Wohnwagen oder ein Wohnmobil zu. Manche mieten sich zuerst eines um das Reisegefühl zu testen. Die meisten sind danach so begeistert, dass sie sich danach ein eigenes zulegen. Der Trend in unserem privaten Umfeld spiegelt sich auch in Statistiken wieder. So wurden dieses Jahr  knapp 60.000 Reisemobile gekauft und zugelassen, was einen Anstieg von ca. 14% zu 2017 entspricht. Dies kann vielleicht auch mit den zur Zeit günstigen Kredit- und Finanzierungsmöglichkeiten zusammen hängen. Allerdings sollte man diese Entscheidung wohlbedacht treffen, denn ein Kredit ist, wie jeder weiss, immer mit einer ernst zu nehmenden und langfristigen Verbindlichkeit verbunden. Durchschnittlich werden circa 18.900 Euro für die Anschaffung eines Wohnwagens und 66.900 Euro für den Kauf eines Wohnmobils (Neuzulassungen) ausgegeben. Die Marktführer sind Knaus Tabbert, Hobby und Fendt. Auf den bekannten E-Commerce-Plattformen findet man natürlich viele gebrauchte Wohnmobile, Wohnwagen und Busse. Bei der Auswahl eines geeigneten Gefährts ist jedoch einiges an Fachwissen und technischen Verständnis nötig, damit das neue Reisemobil nicht zahlreiche Werkstattbesuche nach sich zieht und somit zum Geldgrab. Neben der Berücksichtigung von Laufleistung, Alter und dem allgemeinen Zustand muss man sich vorher auch mit möglichen Schwachstellen der einzelnen Modelle befassen.

Etwas weiteres dürfen wir trotz all der Begeisterung nicht vergessen: Als wir unser Wohnmobil vor der Tür stehen hatten, waren damit nicht alle Investitionen getätigt. Wir mussten uns allerhand Ausrüstungsgegenstände wie Campingtisch und -stühle, Campinggeschirr, einen Gasgrill, Werkzeuge und vieles mehr anschaffen. Eine Ausrüstung im mittleren Qualitätssegment kostet um die 800 Euro.
Außerdem fallen auch Instandhaltungskosten für Reparaturarbeiten an. Wenn man selbst gerne schraubt und bastelt und nicht für jede Kleinigkeit eine Werkstatt benötigt, lässt sich dadurch etwas einsparen.

Anschaffungskosten für Wohnmobile und Wohnwagen

Preisliche Unterschiede beim Camping in Europa

Mit unserem Wohnmobil haben wir bisher Nord- wie Südfrankreich, Nordspanien, Holland, Italien, Dänemark, Schweden, Griechenland und Deutschland bereist. Diese Reisedestinationen haben wir uns nicht aus finanziellen Gründen, sondern vor allem wegen der jeweiligen Erlebnisqualität bezüglich Natur und Sightseeing ausgewählt. Trotzdem sind uns während der Reisen erhebliche Preisunterschiede aufgefallen. Am deutlichsten fiel uns das in Frankreich auf. Allein schon zwischen  Süd- und Nordfrankreich gibt es bereits hohe preisliche Differenzen, was die Stellplatzkosten auf einem Campingplatz betrifft (Südfrankreich ist natürlich teurer). So haben wir zur Hochsaison in Nordfrankreich pro Nacht nur 20 bis 25 Euro für einen Stepplatz für 4 Personen mit Wohnmobil sowie Strom und Benutzung der Sanitäranlagen bezahlt. An der Ardèche (Südfrankreich) konnten wir froh sein, wenn uns der Stellplatz im Sommer „nur“ 50 Euro kostete. Und das war noch der preiswerteste auf dem Vier Sterne Campingplatz. Aber dafür gab es auch einen schönen Pool, ein tolles Restaurant, Aquafitness- sowie Yogakurse und sehr moderne, saubere Sanitäranlagen. Alles hat eben seinen Preis.
Neben regionalen Preisunterschieden, kommt es auch auf den individuellen Komfort eines Stellplatzes an. In Frankreich bestand beispielsweise ein großer Unterschied, ob wir direkt amFlussufer, am Strand oder irgendwo mittendrin stehen wollten und welche Größe unser Stellplatz hatte. Aber das kennt man ja auch von Hotels und Ferienhäusern.

Das Camping in Schweden und Dänemark war zu Ostern überraschend günstig. Dafür kamen aber hohe Kosten für Brückenüberquerungen hinzu. In Frankreich und in Italien sowie auch in Griechenland fallen Mautgebühren an, wenn man unbedingt Autobahn anstatt Landstraße fahren möchte. Allerdings lässt es sich mit einem Wohnwagen oder Wohnmobil sowieso schlecht rasen, daher kann man auch gleich die kostenfreie Landstraße befahren, die meist parallel zur Autobahn verläuft. Weitere Zusatzkosten beim Camping bestehen in Kurtaxe, Umweltabgaben oder Müll-bzw. Abwassergebühren, Nutzung der Warmwasserduschen, Waschmaschinen und Stromkosten.

Reisekosten sparen durch Campingurlaub

Wo in Europa lohnt sich Camping preislich am meisten?

Wenn man nicht gerade arg sparen muss, sollten finanzielle beweggründe nicht an erster Stelle stehen, wenn man sich ein Urlausbziel aussucht. Aber ein Blick auf die folgende Statistik ist dennoch ganz aufschlussreich. Am meisten soll sich finanziell das Campen im Vergleich zum Hotel in Großbritannien lohnen. Am günstigsten scheint das Campen in Polen und in Bulgarien zu sein. Neben niedrigen Stellplatzkosten liegen dort die Mautgebühren und Benzinkosten unterhalb des europäischen Durchschnitts. Italien – eines der beliebtesten Reiseziele – und die Schweiz weisen hingegen die teuersten Übernachtungspreise auf.

Weiterführende Informationen und Quellen

http://www.promobil.de/kaufberatung/damit-der-preis-des-wohnmobils-stimmt/

https://www.campanda.de/magazin/campingwelt-in-zahlen/

http://www.t-online.de/leben/reisen/aktiv-und-skiurlaub/id_52103216/was-kostet-camping-wirklich-.html

https://www.urlaubsguru.de/reisemagazin/mautgebuehren-autobahngebuehren-in-europa/

http://www.campsite.at/statistik/2017/%C3%96sterreich/finale%20Daten/Uebernachtungspreise%20in%20Europa.jpg

http://www.rp-online.de/leben/reisen/news/hotelpreise-in-europa-so-viel-zahlen-sie-bid-1.2179268

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/152011/umfrage/ausgaben-von-touristik-und-dauer-campern/

https://de.statista.com/infografik/10226/deutsche-art-zu-campen/
https://www.merkur.de/reise/hier-verbringen-deutsche-ihren-sommerurlaub-2017-zr-8399064.html

Roadtrip Peloponnes – Sommerurlaub mit dem Wohnmobil auf der griechischen Halbinsel – der Südwesten

Strandvergnügen mit Kultur und Geschichte zu verbinden, wird einem in Griechenland sehr einfach gemacht. Zwei wunderbare Wochen Peloponnes mit dem Wohnmobil liegen hinter uns. Weitere neun Tage haben wir für eine stressfreie An- und Abfahrt genommen. Wir haben uns auf der Reise bewusst etwas mehr Zeit als bei den früheren Sommertrips genommen und sind an einigen Orten, die uns gut gefielen, länger geblieben. Daher haben wir „nur“ den westlichen Teil und nicht die ganze Halbinsel Peloponnes bereisen können. Der Vorteil unserer etwas sparsameren Fahrstrategie: wir haben uns mehr erholt und konnten die Zeit besser genießen.

Bevor ich Euch unsere genaue Route sowie die von uns besuchten Orte beschreibe, findet Ihr zu Beginn einen informativen Überblick über die Peloponnes. Wer das nicht braucht, überspringt das einfach durch entsprechendes Anklicken im Inhaltsverzeichnis dieses Beitrags.

Wohnmobil Anfahrtswege nach Griechenland
Mit dem Wohnmobil und Fahrrädern auf die Fähre mit Campig on Bord

Peloponnes Anfahrtswege

Es gibt den Land- und den Seeweg, um zu den Peloponnes zu gelangen. Der Landweg ohne Fähre dauert mit Abstand am längsten. Per Flugzeug bis Athen und dann weiter mit dem Mietwagen ist der schnellste Weg. Wir haben uns für die goldene Mitte entschieden und sind von Berlin einmal quer durch Deutschland, Österreich und Norditalien (Ancona) gefahren. Das sind circa 1.370 Kilometer. Ab Ancona (Italien) haben wie die Fähre bis Pátras im Nordwesten der Peloponnes genommen.

Fährfahrt

Ab Venedig und Ancona in Italien gibt es mehrere Fährverbindungen nach Patras. Die Reedereien wie Anek Lines und Minoan Lines verkehren regelmäßig auf der Adria. Die Überfährt dauert circa 20 bis 21 Stunden.

Die Plätze auf den Fähren sind begehrt und daher empfiehlt sich eine frühzeitige Buchung über die Website oder ein Reisebüro. Die eigenständige Onlinebuchung ist möglich. Allerdings ist die Buchung von Camping on Board, wie wir es gemacht haben, komplizierter. Zudem bietet nicht jede Reederei Camping in Board an. Deshalb haben wir über ein Reisebüro gebucht, das von der Website der Reederei empfohlen wird.

Wir haben die Überfahrt mit der Fähre genossen, weil es natürlich viel schneller als über Land geht, die Kinder und wir uns frei bewegen können und es einen Hauch von Abenteuer hat. Das Campen an Bord ist preiswerter als eine Kabine und außerdem hat man seine eigenen Sachen dabei.

Campen auf den Peleponnes
Es gibt viele schöne Campingpläzue auf den Peloponnes

Campen auf den Peloponnes

Die Peloponnes sind mit Campingplätzen besonders an den Küstenregionen gut ausgestattet. Wir fanden die von uns aufgesuchten Plätze schön und haben uns dort wohl gefühlt.

Vom Wildcampen haben wir abgesehen, weil wir gerne täglich eine frische Dusche und Strom für die Ventilatoren haben möchten. Offiziell ist das Wildcampen in Griechenland verboten. Aber soll dennoch einige Plätze auf der Halbinsel geben auf denen das möglich ist.

Die Campingplätze, die wir besucht haben, auch solche mit Pool, sind nicht teuer. Durchschnittlich haben wir in etwa 33 Euro pro Nacht für zwei Erwachsene, 2 Kinder, Wohnmobil und Elektrizität bezahlt. Weil sich die preise alle sehr ähneln und sie zudem abhängig von der Anzahl der Personen und der Art des Campings (Auto, Zelt oder Wohnwagen bzw. Wohnmobil) abhänhen, habe ich im Folgenden die einzelnen Preise der Campingplätze nicht einzelnd hervorgehoben. In Frankreich haben wir generell mindestens ein Drittel mehr für einen Stellplatz bezahlt.

An de Küstenabschnitten, die sich für Wassersport besonders eignen, sind die Campingplätze voller. Für Camper ohne eigenen Kühlschrank gibt es oftmals die Möglichkeit, Lebensmittel in großen Kühltruhen zu lagern. Minimärkte sowie eine Bar oder ein einfaches Restaurant sind Standard. Generell sind die Campingplätze und deren Sanitärgebäude sauber. Nicht immer gibt es einen Spielplatz für Kinder. Manche bieten einen Pool sowie die Möglichkeit Surfbretter und -segel direkt am Strand zu lagern.

Essen auf den Peleponnes
Das schöne an den Wohnmobilreisen: ob Selberkochen oder Essengehen, beides ist möglich

Essen

Die Restaurants auf den westlichen Peloponnes sind insgesamt preiswert, jedoch wie fast überall auch von unterschiedlicher Qualität. Wir haben nie mehr als 45 Euro mit Speisen und Getränken für vier Personen bezahlt. Die Restaurants beziehungsweise Imbisse direkt auf dem Campingplatz haben wir als gut und preiswert wahrgenommen.

Die Preise in den Supermärkten sind normal. Nur Milchprodukte wie Butter, Käse, Joghurt und Milch sind viel teurer. Frischer Fisch und Fleisch sind meist nur tiefgekühlt erhältlich. Generell sind die Supermärkte kleiner. Es gibt auch nicht so viele wie beispielsweise in Frankreich. Märkte am Wochenende sind sicherlich eine frische und preiswerte Alternative zu den Lebensmittelläden. Allerdings haben wir keinen solchen besucht, weil uns im Urlaub die Wochentage abhanden gekommen sind.

An den größeren Landstraßen kann man sehr preiswert Obst (unser größtes Schnäppchen war eine köstliche 7,5 Kilogramm schwere Wassermelone für 3 Euro), Kräuter und Gemüse sowie Olivenöl, Essig sowie machmal auch Wein und Honig kaufen.

Klima auf den Peleponnes
Hot, hotter, Peloponnes im Hochsommer

Klima & Temperaturen

Im Sommer ist es naturgemäß sehr heiß in Griechenland. Wir hatten im Juli/ August tagsüber durchschnittlich 35 Grad. Es gab kaum eine Wolke am Himmel. Nachts kühlt es auf minimal 24 Grad ab. Dabei hatten wir noch Glück. Ein paar Wochen vor unserer Abfahrt gab es in Griechenland eine Hitzewelle mit über 45 Grad Celsius.

Wer mit dem Wohnmobil reist, sollte nachts Ventilatoren benutzen, um besser schlafen zu können, wenn man wie wir keine Klimaanlage hat. Klimaanlagen finde ich (vom Stromverbrauch mal abgesehen) übrigens eher nachteilig, weil man sich dadurch schneller verkühlen kann. Es braucht also keine warmen Federbetten, sondern nur Laken um sich nachts zuzudecken. Auch die benötigte Kleidung reduziert sich durch die hohen Temperaturen auf ein Minimum. Trotz dünner Laken und Ventilatoren hatten meiner Tochter und ich jeweils einen Tag während unserer Reise Kreislaufprobleme.

Da es im Sommer extrem trocken ist, ist das Feuer machen oder Grillen mit Holzkohle in der Natur selbstredend streng verboten. Nach der großen Hitzewelle ist im Sommer 2007 das antike Olympia beinahe abgebrannt. Während unserer Reise konnten wir zahlreiche abgebrannte Olivenhaine sehen. Auf den Autobahnen warnten uns elektronische Anzeigentafeln ebenfalls vor hoher Waldbrandgefahr.

Wer die Hitze vermeiden möchte, sollte besser im Frühling die Osterferien oder nach dem Sommer in den Herbstferien nach Griechenland beziehungsweise auf die Peloponnes reisen.

Mit dem Wohnmobil auf die Peleponnes, Landschaft Peleponnes
Berge & Mehr, Landschaft auf den Peloponnes

Landschaft

Die Peloponnes sind eine Halbinsel südwestlich von Athen, die in etwa so gross ist wie das Bundesland Hessen. Von Nord nach Süd sind es 245 und von West nach Ost 255 Kilometer. Die Halbinsel ähnelt einer ausgestreckten Hand mit einem Daumen und drei Fingern. Umspült wird die Hand von Ionischen Meer und von der Ägäis. Über dem nordwestlich gelegenen Pátras gibt es mit der Rion-Antirion-Brücke eine Verbindung zum Festland und im Nordosten führt die Straße E94 über die berühmte Straße von Korinth, eine künstliche acht Kilometer lange Meerenge, rüber nach Athen.

Die Halbinsel besteht aus den Regionen Koronthía im Norden, Argolís (der Daumen), Arkadien (zentral gelegen), Lakonien/ Maní (Süden), Messenien (westliche Finger), Élis (ganz im Westen) und Archaía (Norden). Westlich von den Peloponnes liegen die Ionischen Inseln mit Zákynthos, Kefaloniá und Itháka (Insel des Odysseus). Östlich liegen die Saronischen Inseln.

Wir haben nur die westlichen und mittleren Regionen der Peloponnes bereist. Daher kann ich nur davon sprechen, wie es dort aussieht. Generell ist die Halbinsel dank einiger Stauseen und Flüsse auch im Sommer noch recht fruchtbar und grün. Uns sind auf der Fahrt nur ein paar wenige dschungelartige Wälder aus Zypressen, Zedern und Kiefern begegnet. Es gibt dafür aber zahlreiche Oliven- und Eukalyptushaine. Außerdem gedeihen auf den Peloponnes Zitronen, Orangen, Wassermelonen und Kürbisse. Wir haben auch viele Bienenstöcke gesehen.

Für Bergfans halten die Peloponnes auch etwas bereit: es gibt mehrere über 2.000 Meter hohe Bergmassive wie das Kyllíni-Massiv und das Taýgetos-Gebirge.

Die wirtschaftliche Lage Griechenlands hat sich auf den Peloponnes ausgewirkt. Es gibt leider viele Bauruinen und auch viele leerstehende Ladengeschäfte.

Strände auf den Peleponnes
Die Strände auf den Peloponnes sind vielseitig

Strände

Für Urlaub am Strand eignen sich die Peloponnes auf jeden Fall. Es gibt sowohl Sand- als auch Kiesstrände, so dass für Kinder und für Schnnorchler immer etwas dabei ist. Im Westen bei Kyllíni soll die Dünenlandschaft zu den schönsten Stränden Griechenlands gehören. Die breiten Sandstrände auf der Insel Elafónisos bei Neápolis sollen paradiesisch sein. Im Osten bei Leonídion gibt es Steilküsten.

reiche Kulturgeschichte auf den Peleponnes, Olympia Ausgrabungsstätte
viel herum gekommen: der Rundbau Philippeion reiste von Olympia nach Berlin und wieder zurück

Kultur

Griechenland ist für seine reiche Kulturgeschichte weithin bekannt. Auf den Peloponnes sind die Hochburgen antiker Kultur in konzentrierter Form anzutreffen. Auf der südgriechischen Halbinsel befinden sich spektakuläre Ausgrabungsstätten, byzantinische Kirchen und mittelalterliche Wohnburgen, deren Besichtigung wir uns an der ein oder anderen Stelle trotz der Hitze nicht haben nehmen lassen. Wir haben mit Olympía die Geburtsstätte der olympischen Idee, die antike Metropole Messene sowie die Festung von Methoni angesehen. Das ist nur ein kleiner Teil dessen, was die Peloponnes zu bieten haben. Deshalb werden wir nächstes Jahr wieder dorthin reisen, um uns zum Beispiel die Burg von Agamemnon und Klytämnestra zu besuchen.

Verkehrswege und Straßen auf den Peleponnes
On the Road auf den Peloponnes, ob mit Fahrrad, Auto, Motorrad, oder Wohnmobil: alles geht

Straßen

Es gibt ein gut ausgebautes Straßennetz sowie wenig befahrene Mautautobahnen. Es herrscht generell wenig Verkehr außer in den größeren Städten wie Pátras. Dadurch sind Radtouren auf der Halbinsel auch kein Problem.

Unsere Route im Überblick

Mit dem Wohnmobil von Berlin nach Patras
Nach einem Startproblem kann es endlich losgehen

Berlin – Zirndorf, Bayern

Abfahrt: 11.15 Uhr
Ankunft: 19 Uhr
Gefahrene Kilometer: 499

Die Familie und das gesamt Gepäck sind an Bord. Der Schlüssel steckt im Zündschloss. Das Wohnmobil hat Husten. Es röchelt heiser und springt nicht an! Es ist in Berlin zu regnerisch gewesen und Feuchtigkeit kann unser sensibles Gefährt nicht ausstehen. Das kennen wir ja bereits von unserer Reise durch Südschweden. Motorabdeckung aufgemacht, pfftt, pfft, pfft, ein paar saftige WD40 Spraywolken auf die Zylinderkopfabdeckung und noch einmal starten. Das Röcheln ist weg und mit einem kräftigen Grollen springt unser MB100 an. Puh, unser Sommerurlaub ist gerettet! Es kann losgehen.

Doch das Glück währt nicht besonders lange. In Brandenburg holt uns die Verkehrswacht von der Autobahn. Wir überlegen zuerst, ob er wirklich uns oder eher den Lkw hinter uns meint. Der freundliche Polizist hat es aber doch auf uns abgesehen. Ein Halterungsseil an unseren Fahrrädern hat sich gelöst und er zeigt uns sehr freundlich, wie wir den super Knoten so hinbekommen, dass er auch ja nicht mehr aufgehen kann. Leider macht er sich dabei seine schicke Apple Watch kaputt, weil er mit der Uhr an unserer Fahrradhalterung hängen bleibt.

Der Verkehr gen Süddeutschland ist normal. Kein einziger Stau hält uns auf. Das ist schön, denn unsere durchschnittliche Reisegeschwindigkeit liegt bei 98 Kilometer pro Stunde. Wie bei bisher jeder unserer Wohnmobilreisen ist der erste Fahrtag der schwierigste für unsere Kinder (3 und 7 Jahre). Sie zetern und zanken auf der Rückbank, bis wir ihnen die neue Wendy DVD anmachen. Als der Film irgendwann zu Ende ist, müssen ein paar Süßigkeiten als Motivation für sie herhalten. Wenn wir nicht aus Erfahrung wüssten, dass die schlechte Reiselaune am zweiten Fahrtag bei ihnen verflogen ist, würden wir sicherlich nicht so gelassen bleiben.

Unser erstes Etappenziel ist Zirndorf in Franken. Manche Leser kennen das Städtchen vielleicht, weil sie dort selbst bereits mit ihren Kindern dort waren oder sich an meinen Blogbeitrag von 2015 erinnern. Auf dem Rückweg aus Südfrankreich haben wir dort unseren letzten Stopp vor Berlin gemacht. Zirndorf ist nicht irgendein Ort. Nein, vielmehr ist es der Standort eines riesigen Piratenschiffs, einer Westernstadt mit Goldschürfstation, eines Maya Tempels und vielem mehr, was dem Playmo-Gott-sei-Dank, die Kinderherzen höher schlagen lässt.

Nach circa 500 Kilometern verfransen wir uns an einer Abfahrt kurz vor Zirndorf und müssen aufgrund einer Baustelle dazu noch einen riesigen Bogen fahren, so dass wir es leider nicht mehr rechtzeitig vor 18 Uhr in den Playmobil Funpark schaffen. Dafür freuen sich unsere Mädels auf den nächsten Tag, weil wir den Besuch dann nachholen werden. Auf dem nächst gelegenen Campingplatz „Zur Mühle“ haben wir telefonisch einen Stellplatz reserviert und stehen genau am selben Platz wie vor zwei Jahren. Weil es auch abends noch angenehm warm ist, spielen die Kinder mit den Jungs aus dem Wohnmobil nebenan Strandtennis auf dem Rasen. Nachts gibt es einen kleinen Sommerregen.

Campingplatz “ Zur Mühle“
Seewaldstr. 75
90513 Zirndorf
www.camping-zur-muehle.de

Mit dem Wohnmobil zum Playmobil Funpark in Zirndorf
Ein Paradies für Kinder: der Playmobil Funpark

Zirndorf – Gasteig, Südtirol/ Italien

Anfahrt: 13 Uhr
Ankunft: 19 Uhr
Gefahrene Kilometer: 304

Nach einem 20 minütige Spaziergang vom fränkischen Campingplatz Zur Mühle durchschreiten wir feierlich das Burgtor vom Playmoland. Um die Ecke vom Funpark gibt es übrigens einen dazugehörigen Stellplatz für 5 Euro pro Nacht (ohne Sanitäreinrichtung). Angesichts der vielen dort stehenden Wohnmobile gräbt der sicherlich einige Gäste ab, die ansonsten auf dem Campingplatz gestanden hätten. Wir haben die Dusche am Abend zuvor und die frischen Brezeln am morgen genossen und bereuen nichts.

Die Kinder tollen super vergnügt durch das Reich der Spielzeugpiraten, -dinosaurier und -bauernhöfe. Unsere Große erinnert sich noch gut an den Wasserfall am Mayatempel hinter den wir uns stellen.

Während mein Mann das Wohnmobil vom Campingplatz holt, erstehen die Kinder und ich ein paar Mitbringsel für unsere Freunde, die wir in unserem Urlaub in Italien besuchen werden und ein paar Kleinigkeiten für unsere Kinder. Die Weiterfahrt Richtung Italien verläuft viel harmonischer als der Vortag. Die Kinder basteln und spielen ganz vertieft in ihrer Playmowelt. Leider muss ich oft nach hinten kommen, weil irgendein Teilchen wieder mal unter den Tisch gefallen ist.

Playmobil FunPark
Brandstätterstraße 2-10
90513 Zirndorf

http://www.playmobil-funpark.de

Über den Brenner nach Italien und dann weiter nach Griechenland
Mit dem Wohnmobil über Österreich und Italien mit der Fähre rüber nach Griechenland

Über den Brenner nach bella Italia

Kurz vor Österreich holen wir uns für 9 Euro eine Vignette für die Mautobahn und tanken. Die Dieselpreise kurz vor der Grenze sind ziemlich hoch, fällt uns auf. Die Landschaft wird dafür immer schöner: hohe Berge, Burgen und hübsche Dörfer säumen die Straßen.

Wir durchfahren Österreich im Sauseschritt, denn wir wollen es noch bis nach Italien schaffen. Während wir in Tirol entlang des Flusses Inn gen Innsbruck fahren, rufe ich vergeblich einige Campingplatz in Südtirol (Italien) an. Viele sind anscheinend schon ausgebucht. Letztendlich habe ich doch noch Glück und reserviere einen Platz in dem 430 Seelenort Gasteig.

In den Ostalpen wird es aufregend, weil wir den Brennersee und den Brenner (Maut kostet 9,- Euro) passieren. Es ist 17 Jahre her, dass ich diese 1.370 Meter hoch gelegene Alpentransitroute zuletzt entlang gefahren bin. Nach dem Brennerpass überschreiten wir die Landesgrenze von Österreich und Italien. Ab hier beginnt Südtirol.

Um 19 Uhr rollen wir auf dem Campingplatz Gilfenklamm in Gasteig ein. Er liegt an einer Straße und hat hauptsächlich kleine Holzhütten und Stellplätze für Dauercamper, die sich in einem Waldstück befinden. Dahinter plätschert der Rio Mareta. Die Kinder lernen auf dem kleinen Spielplatz gleich einem netten Jungen kennen während ich das Abendessen im Wohnmobil zubereite. Mein Mann bringt aus dem Restaurant, das abends auch als Campingplatz Rezeption dient, einige Flyer über die insgesamt fünf spektakulären Reinhold Messnermuseen und das Ötzimuseum mit. Sehr verlockend. Vielleicht schaffen wir es auf dem Rückweg nach Berlin eines davon zu besuchen.

Abends ergraut der Himmel über dem Dörfchen Gasteig. Eine Schauerwand schiebt sich durchs Jaufental. Es ist gemütlich im Wohnmobil. Das Kartenspiel wird rausgeholt und schwarzer Peter gezockt bis die Pfoten rußig sind. Nachts fährt erfreulicherweise kaum ein Auto die Straße entlang, so dass wir alle gut schlafen.

Camping Gilfenklamm
Jaufenstraße, 2B
39040 Gasteig, Bozen, Italien
www.camping-gilfenklamm.com

Mit dem Wohnmobil durch Südtirol
Mit dem Wohnmobil durch Südtirol

Gasteig, Südtirol/ Italien – Verona, Italien

Abfahrt: 10 Uhr
Ankunft: 16 Uhr
Gefahrene Kilometer: 253

Straßen, die von Schildern gesäumt werden, auf denen das Anlegen von Schneeketten empfohlen wird oder Straßen, die auf „Joch“ enden, sollten wir zukünftig meiden. Beim Losfahren in Gasteig wollen wir die kostenpflichtigen Mautstraßen umgehen und quälen uns eine steile Bergstraße hinauf. Der Fahrradfahrer neben uns ist genauso schnell beziehungsweise langsam wie wir. Das Navi zeigt uns schwungvolle Serpentinen an. Gerne ein ändern mal mit einem anderen Gefährt. Wir kehren um zur Mautstraße. Schade. Aber der Ausblick auf das Tal mit den Wildblumenwiesen und die Burgen auf den Bergkuppen gleicht es wieder aus. Nördlich von Brixen fahren wir auf der Via Brennero am Lago Fortezza und der spektakulären Festung Franzenfeste vorbei. Dort befindet sich heute ein Standort der Südtiroler Landesmuseen. Noch etwas, was wir uns auf den Rückweg gerne genauer ansehen möchten.

In Bozen finden wir trotz längerer Suche rund um den Bahnhof leider keinen Parkplatz für unser Wohnmobil und fahren unverrichteter Dinge weiter.

Es ist an diesem Sonntag wenig los auf der Straße in Südtirol. Bald reiht sich eine Apfelbaumplantage an die nächste. Später dominiert der Weinanbau. Eine erklimmt die Berghänge. Die Häuser sowie die Industrie links und rechts der Straße zeigen den Wohlstand der Region. Jugenderinnerungen an Herbsturlaube mit meinen Eltern und meinem Bruder kommen in mir hoch als wir die Ortschaften von Norditalien durchfahren. Es ist herrlich wieder hier zu sein, beziehungsweise hier entlang zu fahren. Die Landschaft nimmt mich in seinen Bann. So anders als Berlin…

Wir sind hin und her gerissen, ob wir diese Nacht am süßlichen Zipfel des Gardasees (wäre sicherlich erholsam) oder lieber in Verona (schöne Stadt) verbringen sollen. Nach einiger Rumtelefonierei stellen wir fest, dass es schwer wird so spontan noch einen freien Stellplatz zu ergattern.

Mit dem Wohnmobil nach Verona, Italien
Mit dem Wohnmobil nach Verona, Italien (ganz links unten: der Stellplatz „Area Sosta Camper“)

Verona

Gegen 16 Uhr erreichen wir die Stadt der vielen Epochen, wie Verona auch genannt wird. Es ist heiss und schwül. Ich schlüpfe im Wohnmobil noch schnell in das knallrote luftige kurze Sommerkleid und ziehe den Kindern ebenfalls etwas Frisches an.

Der von unsrer App empfohlene kostenfreie Park- und Stellplatz kurz vor dem Stadtzentrum entpuppt sich als dreckiger Platz auf dem Wohnmobile abgeschleppt werden. Aber dann entdecken wir eine Area Camper gleich eine Kreuzung weiter. Dieser Stellplatz liegt zwischen Stadtvillen und einem abgezäunten schmalen schnell fließendem Kanal oder Seitenarm des Flusses Etsch (ergo keine Mücken). Perfetto, für 10 Euro können wir hier 24 Stunden stehen. Wir laufen am Tor Porta Palio vorbei und die Straße Stradone Porta Palio hinauf zum Castelveccio. Über eine Hängebrücke gelangen wir in den Innenhof der Kastellburg. Die Herren von Verona, die Scaliger (Scale was so viel wie Leiter bzw. Stufen bedeutet), ließen sie und auch die Brücke über die Etsch im 14. Jahrhundert errichten. Wer etwas über die Werke der Veroneser Malerei von der Gotik bis ins 17. Jahrhundert, mit einem besonderen Schwerpunkt auf der Kunst der Renaissance sowie über venezianische Malerei erfahren möchte, der kann hier im Museum ein Ticket dafür lösen und auch über den Burgfried spazieren. Wir sind dafür zu faul und ergötzen uns nur am kühlen Trinkwasser des Brunnens. Es ist irgendwie beruhigend zu erfahren, dass es nicht nur in Berlin möglich zu sein scheint eine Goldmünze im Wert von mehreren Millionen Euro zu stehlen. Vor noch nicht einmal zwei Jahren wurden im Museum der Burg insgesamt 17 Gemälde gestohlen. Und die Kunsträuber kannten sich offenbar mit der Örtlichkeit bestens aus.

Mit dem Wohnmobil nach Verona
Guckloch oder Schießscharte? Unsere Jüngste auf Erkundungstour im Castelvecchio in Verona

Der Hunger treibt uns in die Pizzeria, wo es ein Dutzend verschiedene leckere Pizzen mit italienischem Räucherkäse, Birne und Walnüssen gibt. Hmmmm.. .

Das schwarze Hemd meines Mannes ist dermaßen durchgeschwitzt, dass es weiße Ränder bekommen hat. So können wir nicht durch diese elegante Stadt schlendern. Als Tourist geben wir schließlich ein bestimmtes Bild im Ausland ab. Also besorgen wir auf dem Weg zur Arena di Verona ein neues Poloshirt in einem kühl temperierten Geschäft.

Mit dem Wohnmobil nach Verona, Arena di Verona
Das Tosca-Bühnenbild des Arena Opera Festival 2017 vor der Arena di Verona ist zum Greifen nah

Die Arena hat leider heute schon zu. Wir schieben uns mit den Touristenmassen durch die Einkaufsstraße, deren Geschäfte auch an diesem Sonntag alle geöffnet haben. Es gibt hier alles. Vom Billigschrott bis zum 1.000 Euro teuren Pullover, den vermutlich die Oma Gucci höchst persönlich über einen Winter lang am Kaminofen handgestrickt hat. Während wir aufgrund der Hitze fast am Kollabieren sind, ist offenbar in den Geschäften Veronas bereits der Winter ausgebrochen. Die Schaufensterpuppen sind mit dicken Schals und Mützen sowie Capes aus Kunstpelz behangen. Zum Glück stehen sie in klimatisierten Räumen, ansonsten würden sie bestimmt schmelzen.

Die Kinder verlangen nach Eis. Wer könnte ihnen den Wunsch bei diesen Temperaturen abschlagen? Auch wenn die Kugel mit satten 2,60 € so ziemlich alles toppt, was wir bisher irgendwo für eine Eiskugel bezahlen mussten. Mit Zitrone-, Schokolade- und Honigmeloneneis bestückt, spazieren wir kleckernd zur Piazza delle Erbe. Meinen Man und mich dürstet es nach einem Aperetivo und den bekommen wir in der Brasserie Filippini.

Mit Blick auf die Fresken der historische Häuserfassaden aus verschiedenen Jahrhunderten, einen Brunnen sowie dem Markttreiben schlürfen wir Aperol Spritz beziehungsweise die Kinder Fanta und verputzen die fleischigen grünen Oliven und salzigen Chips, die uns der freundliche Kellner gebracht hat. Unsere Große wundert sich über die vielen asiatischen Touristengruppen, die mit Tablets ihre Umgebung abfotografieren. Unsere Kleine kreischt vor Vergnügen, wenn sie wieder mal eine Eisenbahn sieht, die mit Touristen bepackt den Platz überquert. Wir finden das ganze weniger vergnüglich. Es kommt uns eher wie Disney World vor. Im Winter könnte es eventuell beschaulicher hier sein.

Gleich nebenan warten der Turm Torre dei Lamberti und ein paar Schritte weiter das Haus von Julia (Casa di Giulietta) mit dem wohl berühmtesten Balkon der Literaturgeschichte (der allerdings in den 1930er Jahren aus einem Sarkophag nachgebaut wurde). Beide Attraktionen verschonen wir heute von unserer werten Anwesenheit. Bestimmt haben Shakespeare & Co bereits mehr als genug Besucher.

Wir besehen uns den Löwen (Statue Leone Marciano) hoch über unseren Köpfen und kehren über die Straße Corso Porta Borsari zurück. Glücklicherweise finden wir hier noch einen geöffneten Supermarkt, der für uns ein paar Zutaten für ein kleines Abendbrot und fürs nächste Frühstück bereithält. Am weißen Triumpfbogen Arco dei Gavi machen wir Halt, um das herrliche italienische Abendlicht, das auf dem Fluss Etsch flimmert zu bewundern.

Zurück auf dem Stellplatz begrüßen wir unsere neuen Nachbarn aus der Schweiz, die sich gerade bereit machen um in der Altstadt essen zu gehen. Andere Familien haben sich einen Klapptisch und -stühle vor ihr Wohnmobil gestellt und essen und palavern dort. Wir spendieren uns eine schöne kalte Dusche im Wohnmobil und machen uns einen gemütlichen kleinen Abend mit den Kindern.

leider kein Alptraum, Einbruchsversuch

Nacht wache ich auf, weil es so schwül ist. Es ist windig draußen und die obere Türhälfte des Wohnmobils haben wir offen gelassen damit etwas frische Luft hinein strömt. Plötzlich erhellt das Licht einer Taschenlampe mein Betttuch. Nur wenige Zentimeter von mir entfernt, steht ein Mann mit kurzen Haaren und begutachtet unser Smartphone, das direkt am Fenster am Ladekabel hängt. Uns trennt nur das Moskitonetz am Fenster. „HEY!!!“, instinktiv schreie ich ihn an und richte mich auf. Es ist mir so was von schuppe, dass ich oben herum nichts trage. Ein paar undeutliche Worte murmelnd, zieht er schnell ab. Mein Mann steht schon an der Tür, um ihn nachzugehen, als ich ihn zurück halte. Ich möchte kein Risiko eingehen. Auch wenn er Kampfsport betreibt und auch einiges dabei hat, womit man einen Dieb ganz schnell ins Land seiner rafsüchtigen Träume oder noch weiter schicken kann. Wir machen sofort alle Türen und Fenster fest zu. Mit Herzklopfen schauen wir nach draußen. Kurze Zeit später geht ein Gewitter los. Blitzlichter erhellen den Himmel. Aber der Typ ist weg. Wir nehmen dieses Erlebnis als wichtige Lektion für unseren weiteren Urlaub und werden auf Stellplätzen in größeren Städten vorsichter sein.

Area Sosta Camper

Castelvecchio
Corso Castelvecchio, 2
37121 Verona VR, Italien
http://museodicastelvecchio.comune.verona.it

Mit dem Wohnmobil an die italienische Adriaküste
Nordamerika in Italien

Verona – Rimini

Abfahrt: 10 Uhr
Ankunft: 16 Uhr
Gefahrene Kilometer: 263

Wir verlassen die Stadt und machen uns auf in Richtung Rimini. Dort in der Nähe, in einem Dorf, das sehr nach einem Mafiafilm klingt, erwartet uns eine befreundete Familie. Mein Mann hat F. vor ein paar Jahren bei der Arbeit kennen und schätzen gelernt. „This is the beginning of a beautiful friendship“, haben sie sich versprochen. Seitdem besuchen wir uns gegenseitig sehr gerne.

Also geht es über die Autostrada gen Emilia Romana und Adriaküste. Nach einer gefühlten Ewigkeit rollen wir die Anhöhe hinauf, auf dem das Häusschen unserer Freunde steht. Das Land drum herum hat die Familie an Bauern verpachtet. Mal wird dort Koriander angebaut, der dann skurilerweise in den Iran verschifft wird. Aktuell haben dort Sonnenblumen ihren Dienst getan. Mit gesenkten Köpfen stehen sie in der Sonne. Olivenbäume und Weinreben gehören auch dazu. Sie sehen im Gegensatz zu den welken Sonnenblumen topfit aus.

Die Kinder werden sofort warm miteinander und springen durchs Wohnzimmer und verköstigen uns mit Leckereien aus der Kinderküche. Später cruisen sie auf einem Spielzeugtrecker und Laufrädern durch den Garten. Der Chef des Hauses, der zweijährige Knabe, duscht uns nach dem Wässern des Kräuterbeetes mit dem Gartenschlauch ab. Von den kleinen unauffälligen Tigermücken völlig zerstochen, flüchten wir uns ins Haus. Der Pizzabote hat uns mit einem Stapel frischer Pizzen versorgt. Ein Neapolitaner hat in der Gegend eine Pizzeria aufgemacht. Diese Pizzeria ist jetzt der letzte Schrei hier, weil die Pizza bekanntermaßen in Neapel mit der Pizza Magherita das Licht der italienischen Speisekarte entdeckte und von dort aus seinen Siegeszug um die Welt antrat. Zum Nachtisch verputzen wir süße Pizza, die von köstlichem Vanillepudding, Birne und Schokolade bedeckt ist. Auf so etwas muss man erstmal kommen. Zuhause werde ich das auf jeden Fall nachbacken und Euch vom Ergebnis berichten. Am Ende des Abends sind unsere Bäuche zum Platzen voll und wir kugeln ins Bett. Heute Nacht schlafen wir noch einmal in einem richtigen Bett… alle vier zusammen auf 160 Zentimeter.

Mit dem Wohnmobil zum Hafen von Ancona
Mit dem Wohnmobil zum Hafen von Ancona

Rimini – Ancona

Nachdem wir die Reste der süßen Pizza und ein paar Becher Café intus haben, packen wir unsere sieben Sachen und fahren unseren Freunden hinterher zum Beach von Forlì. Eine dicke Ufo-Wolke schwebt über uns als wir parken. Bevor es an Bord der Fähre gen Griechenland geht, besuchen wir ganz unstilecht das amerikanische Diner „America Graffiti du Alma“. Das Interieur passt ganz hervorragend zum namensgebenenden Film des US- Produzenten, Drehbuchautors und Regisseurs George Lucas. Rock-’n’-Roll ist auch hier ein Thema. Irgendwie passt das Burgerlokal sogar zu diesem Badeort mit den blau eingefärbten Glasbalkonen. Die Bambini finden das Lokal super. Schließlich bekommen sie Buntstifte geschenkt mit denen sie das Papierset bemalen dürfen. Obendrein gibt es noch Getons mit denen sie sich Gummispielzeug in Plastikkapseln aus einem Automaten ziehen können.

Mit dem Wohnmobil von Ancona nach Patras, Camping on Bord
Unsere Fähre im Hafen von Ancona

Überfährt mit der Fähre von Ancona nach Pátras in Griechenland

Abfahrt: 14.50 Uhr MEZ
Ankunft: 18 Uhr OESZ am nächsten Tag

Nun wird es ernst. Die Fähre ruft und unser eigentliches Abenteuer beginnt jetzt. Wir reihen uns in die Warteschlange von Anek Lines ein. Der Hafen von Ancona soll zu den größten Fährhäfen des Mittelmeers gehören. Täglich verkehren Fähren nach Igoumenitsa, Korfu und Pátras in Griechenland, nach Split, Zadar und Vis in Kroatien und nach Albanien, sowie nach Çeşme in der Türkei. Mir kommt der Hafen allerdings gar nicht so groß vor.

Mit dem Wohnmobil von Ancona nach Patras, Camping on Bord
Camping on Bord erlaubt

Vor, hinter und neben uns warten Italiener, Griechen und Franzosen. Es sind kaum Wohnmobile mit deutschem Kennzeichen darunter. Sobald die Fähre angelegt hat, geht alles recht zügig. Um 14.50 Uhr fahren wir auf die Rampe hinauf. Griechische Männer in Westen und Overalls winken uns in die richtige Schlange und sobald wir in den Bauch der Fähre eingetaucht sind, rufen und winken sie uns in die richtige Position. Es ist eine wahre logistische Herausforderung: Die Fähre fährt auf ihrer Route mehrere Häfen an und jeder Lkw, Pkw und jedes Wohnmobil muss so stehen, dass es kein Chaos beim Verlassen der Fähre gibt. Die Jungs geben Kommandos in allen möglichen europäischen Sprachen und bleiben dabei ganz cool. Nachdem wir ein Stückchen zurücksetzen mussten, parken wir unser Wohnmobil in der zweiten Reihe.

Mit dem Wohnmobil von Ancona nach Patras, Camping on Bord
unterwegs auf dem adriatischen Meer

Die großen offenen Fenster sind nur circa drei Meter entfernt. Von hier aus können wir die italienische Küste perfekt im Blick behalten. Bevor die Fähre ablegt, gehen wir nach oben an Deck. Auf sämtlichen Etagen haben es sich die Passagiere auf Tüchern, Isomatten oder Luftmatratzen bequem gemacht. Ältere Herrschaften schlafen bereits, jüngere Mädels lackieren sich die Fingernägel. Es sind überhaupt viele junge Grüppchen an Bord. Vielleicht wollen sie zum Feiern nach Thessaloniki? Auf jeden Fall gibt es sehr viele Passagiere, die entweder keine Kabine mehr ergattern konnten oder bewusst darauf verzichten. Angeblich ist die Fähre mit mehr 1.800 Passagieren überbucht, so raunt uns ein deutscher Mitreisender zu, als ich meiner Tochter die Camps in den vielen Ecken der Fähre erkläre. Verständlich ist es, dass einige ein Provisorium gegenüber einer Kabine vorziehen. Die 2er und 4er Kabinen sind besonders für junge Leute kein Schnäppchen. Wir fahren mit unserem Wohnmobil durch das „Camping on bord“ auch günstiger, da wir darin nächtigen dürfen und keine Kabine brauchen.

Der Pool auf dem Zwischendeck ist leider nicht mit Wasser gefüllt und es gibt zudem kaum Sitzgelegenheiten. Es ganz schön windig und die rauchigen Absage der Fähre ziehen genau in Richtung Heck. Yammas, einige findige Gäste haben sich unter den Treppen oder in einem sonstigen Winkel des Stahlkollosses ein schattiges Plätzchen ergattert und stoßen mit Wein an. Ach, ja. Das waren noch andere Zeiten als wir vor gut einem Jahrzehnt ohne Kinder und ohne viel Gepäck auf der ein oder anderen Fähre gen Hiraklion oder Athen im Schneidersitz an Deck saßen und dem Dieselgestank tapfer mit Ouzo entgegen traten.

Mit dem Wohnmobil von Ancona nach Patras, Camping on Bord
Eine Fähre hat ihren ganz eigenen Charme

Papperlapapp Ouzo, wir ziehen weiter zum Bug. Hier ist die Luft besser, aber die Sonne brennt ungehindert auf unsere noch helle Haut. Wir inspizieren also besser mal das Interieur der 16 Jahre alten Fähre. Neben einer Kantine, gibt es ein Restaurant mit Bedienung und eines zum Selbstbedienen, ein Café, einen Bordshop, eine Spielhölle und eines kleines Bällebad für Kinder. Aber das Beste ist: es gibt eine Disco! So richtig mit Discokugel, verglasten DJ Bereich, viel Stahl und allem Pipapo was man sich beim Bau der Fähre in den 90er Jahren so überlegt hatte. Aber in 2017 herrscht hier absolute Stille. Wenn auch gekühlte. Hier legt never ever ein DJ auf. Schade.

Die Fähre sieht insgesamt mehr nach einem Kreuzfahrtschiff aus. Die Fähre, die ich noch von unserer Überfahrt von Kreta nach Athen von vor circa neun Jahren in Erinnerung habe, war sehr viel spartanischer. Wir verbrachten die Nacht damals an Deck und wachten am morgen Öl verschmiert auf. Verlegen erinnere ich mich noch gut an den überraschten Blick des Concierge in einem Luxus Art Hotel in Athen, als wir mit unseren öligen Rucksäcken und staubigen Trekkingsandalen dort aufschlugen und nach unserem bereits gebuchten Zimmer mit Blick auf die Akropolis fragten. Ich erinnere mich genauso gut an das grün schwarze Marmorbad und das himmlisch bequeme Bockspringbett des Zimmers sowie an die herrliche Dachterrasse mit Cocktailbar.

Mit der Fähre von Anek Lines nach Pátras
Mit der Fähre von Anek Lines nach Pátras

Zurück in die Gegenwart mit der lieblichen Bagage: Der Ausblick aus dem Café der Fähre ist einfach zu schön, als das wir uns hier nicht etwas zu trinken gönnen würden. Wir bekommen die letzte noch freie Polstersitzecke und blicken geradewegs auf die Adria. Leider sind unsere Kinder etwas unausgeglichen, so dass wir nach circa 15 Minuten genervt abziehen. Andere kinderlose Gäste neben uns haben die Szene weniger lange ertragen und sind bereits aufgestanden, um sich mit Nervennahrung in Form von Ouzo einzudecken.

Wir kehren zurück zu unserem Heim auf vier Rädern und nehmen eine erfrischende Dusche in einer der Sanitärräume, die sich ganz in der Nähe unseres Wohnmobils befinden. Die Räume sehen schon etwas nach Gebrauch aus. Aber es ist alles noch okay. Es riecht frisch und wie haben hier mehr Platz als in so mancher Duschkabinen eines Campingplatzes. Mit derartig abgekühlten Gemütern entern wir die Bordkantine, wo es Spaghetti mit Tomatensauce für die Kinder und Salat für meinen Mann und mich gibt.

Mit dem Wohnmobil von Ancona nach Patras, Camping on Bord
Abendstimmung über der Adria

Der Sonnenuntergang über der Adria ist wunderschön. Obwohl es ziemlich windig ist, schaukelt die Fähre kaum und hat mächtig Speed drauf. Im Wohnmobil richten wir uns unsere eigene Spielhölle mit Mau mau und schwarzen Peter ein. Ab und zu heult eine Autoalarmanlage, die vermutlich durch die ein oder andere Bewegung des Schiffs ausgelöst wird.

Während wir schlafen durchqueren wir in süßliche Richtung das adriatische Meer. Westlich geht es am italienischen Stiefel und östlich an Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Albanien und am Ende zwischen den Inseln Kefaloni und Ithaki vorbei. Bereits ab den Morgenstunden ist die Fähre fast menschenleer. Die jungen Leute sind bereits an den vorigen Häfen an Land gegangen. Der Tag fängt an sich zu ziehen. Wir untersuchen noch einmal gründlich jeden Winkel der Fähre. Eine große leere Fähre hat etwas trauriges an sich. Die Gänge sind von gebrauchten Bettlaken bedeckt. Die Türen zu den Kabinen stehen offen, so dass wir hinein spähen können. Die Aussen-Doppelkabinen mit einem Fenster und Bad sehen geräumig aus. Die Doppelstock-4er Kabinen haben kein Fenster und sind natürlich weniger komfortabel.

Am Nachmittag entdecken wir endlich die 2,5 Kilometer lange Straßenbrücke Rion-Antirion Bridge, die den Eingang zum Golf von Korinth bildet. Somit ist Pátras auch nicht mehr weit. Jassu! Mit circa 1,5 Stunden Verspätung laufen wir um 18 Uhr (OESZ, + 1 Stunde zur MEZ) endlich im Hafen von Pátras ein. Über circa 1.000 Kilometer hat uns der Kapitän sicher über die Adria geschippert. Über Land wäre es die doppelte Strecke gewesen! In diesem Video könnt Ihr sehen, wie wir in Pátras an Land fahren:

Pátras, Peloponnes

Unsere Wohnmobilreifen berühren zum ersten Mal griechischen Boden! Unfassbar, ohne Katastrophen (abgesehen vom abgewendeten Einbruch) sind wir auf der Insel des Pelops angekommen. Noch nie war unser MB100 so weit weg von Zuhause. Nun beginnt der griechische Abschnitt unseres Urlaubs.

Élis

Melonen und Kürbisse! Ich hüpfe aus dem Wohnmobil und kaufe am Strassenrand eine 7,5 Kilogramm schwere Monsterwassermelone für drei Euro. Kurze Zeit später sticht mich ein griechisches Bienchen ins Augenlid. Den Rest der 50 Kilometer langen Strecke auf dem Weg zu unserer ersten Station im Nordwesten der Halbinsel Peloponnes verbringe ich abwechselnd mit einer eiskalten Bierdose und einer aufgeschnittenen Zwiebel auf dem Auge.

Mit dem Wohnmobil zum Camping Alphios in Olympia, Peleponnes
Mit dem Wohnmobil zum Camping Alphios in Olympia, Peloponnes

Alphios Camp bei Archaia Olympia

Auf einem Hügel oberhalb der Stadt Archaia Olympia thront der familiengeführte Campingplatz Alphios. Von unserem schattigen Stellplatz aus haben wir einen weiten Blick über das Tal und auf das Museum des antiken Olympia. Doch heute werden wir noch nicht den Ort besuchen, an dem der griechischer Mythologie nach die Götter ihre sportlichen Wettkämpfe ausgetragen haben sollen. Nach der schweisstreibenden Fahrt springen wir lieber unter die Dusche und dann in den 15 Meter langen Pool. Ein leichter Wind bringt uns frische Luft und die Palmenwedel zum Rauschen.

Rund um das terrassenartige und schön bepflanzte Gelände oberhalb des Pools haben einige Franzosen, Italiener und Österreicher ihre Zelte aufgeschlagen. Insgesamt ist angenehm wenig Betrieb und wir sind die einzigen deutschen Nasen hier, die sich unter einen der Sonnenschirme vor der sengenden Sonne flüchten.

Unterhalb des Pools ist die Rezeption, ein Minimarkt und ein Restaurant, die von der Besitzerin allein gemanaged werden. Lediglich eine Köchin ist zu sehen. Die beiden vierjährigen Zwillinge und die sieben Jahre alte Tochter der Besitzerin ziehen am Abend mit ihrer Babysitterin über den Campingplatz, der einige Abenteuer bereit hält. Da ist zum Beispiel ein alter grüner Citroen DS neben den Sanitärgebäuden. Ein Kultwagen, dessen Reifen schon lange keine Luft mehr intus haben und der nun langsam verfällt. Im öffentlichen Küchengebäude erzählen neben tiefen Spülbecken ein alter Kühlschrank sowie ausrangierte professionelle Grossküchengeräte von einer früheren Ära des Campingplatzes, als vermutlich noch sehr viel mehr Gäste hierher kamen. Neben dem Campingplatz brummt dafür nun die Klimaanlage des fünf Sterne Hotels Europa. Hierher werden die Touristen mit Bussen rangekarrt.

Mit dem Wohnmobil zum antiken Olympia
Hier treffen sich die VIPs der Antike noch heute gerne, Museum von Olympia

Ausflug zum Geburtsort der Olympischen Spiele

Das antike Olympia muss ich mir wohl mit einem Matschauge ansehen. All das Kühlen hat es nicht vermocht zu verhindern, dass mein Augenlid anschwillt und sich tomatenrot verfärbt. Wir laufen den Hügel hinab in die Stadt Archaia Olympia. Auf dem 20 minütigen Fussmarsch kosten wir die leckeren Brombeeren, die am Wegrand wachsen und entdecken zur Freude der Kinder einige Babykatzen und Hühner, die neben einem alten VW Käfer herumtollen. In der kleinen Stadt reihen sich Souvenirshops an Cafés und Restaurants. Fast niemand ist in den Geschäften. Seltsam, dabei sollen an die 800.000 Touristen pro Jahr die Überreste der heiligen Sportstätte besuchen. Vielleicht ist Juli nicht die Hauptreisezeit?

Das Museum Olympia

Für 12 Euro pro Erwachsenen (Kinder sind kostenfrei) bekommen wir Zugang zum Museum und zur Ausgrabungsstätte. Im Museum sind die Schätze und die weltberühmten Skulpturen des Zeus-Tempels zu sehen, die 1.500 Jahre lang in Vergessenheit unter einer meterdicken Schicht aus Schlamm und Staub schlummerten und bei den Ausgrabungen ab dem 18. Jahrhundert aus ihrem Schlaf geweckt wurden. Hier geben sich die VIPs der Antike ein Stelldichein: Hermes, Dionysos, Apollon, Nike, die Zeuss-Gruppe mit Ganymed sowie Pepols und Oinamaos.

Mit dem Wohnmobil zur Ausgrabbungsstätte des antiken Olympia
Der sportliche Geist des antiken Olympias überkommt mich

Das Ausgrabungsgelände von Olympia

Vom Museum aus spazieren wir durch einen schönen Garten zum Ausgrabungsgelände. Die Tempel, Siegerstatuen, Trainingslager, Schatzhäuser und vieles mehr, die über 1.000 Jahre lang Schauplatz von friedvollen sportlichen Wettkämpfen zu Ehren des Göttervaters Zeuss waren, sind für uns heute leider nur noch mit viel Fantasie als solche erkennbar. Die antike Stätte ist gleicht heute vielmehr einem Schauplatz der Zerstörung. Nachdem Kaiser Theodosios die olympischen Spiele im 4. Jahrhundert nach Christus als heidnische Spiele verbot, war das Schicksal des Ortes besiegelt. Eine der sieben Weltwunder der Antike, die riesige aus Gold und Elfenbein bestehende Zeusstatue, wurde nach Konstaninopel entführt. Der Zeustempel wurde niedergebrannt. Zwei Erdbeben und die dadurch losgelöste Schwemmerde der nahegelegenen Flüsse bedeckten die Ruinen langsam. Die Schwemmerde waren allerdings Fluch und Segen zugleich. Sie waren dadurch verborgen und vor weiterer menschlicher Verwüstung geschützt. Wer einige der bei französischen Ausgrabungen entdeckten Schätze begutachten möchte, kann die heimlich nach Paris verschafften Funde im Pariser Louvre besuchen. Der heute wieder an seinem Entstehungsort befindliche Rundbau Philippeion stand übrigens schon einmal in einem Berliner Museum. Wir durchwandern mit den Kindern die Ausgrabungsstätte entlang der Abtrennungsseile. In manche Bereiche dürfen wir aber auch hinein. Einige Übermütige klettern auf Säulensockel und werden von den Schiedsrichtern, äh ich meine vom Aufsichtspersonal, mit sportlichen Trillerpfeifen zur Ordnung gerufen.

Mit dem Wohnmobil zur Ausgrabbungsstätte des antiken Olympia
Zählt Kindertragen auch als olympische Disziplin?

Das Stadion

Wir schreiten durch den Olympischen Torbogen hindurch zum Stadion. Wer hier nach Sitzplätzen Ausschau hält, wird enttäuscht. Hier gab es nämlich nur Sitzplätze für wenige Kampfrichter und die Priesterin der Demeter Chamyne. So bewunderswert die damalige Kultur auch noch immer ist, sie war leider nicht besonders emanzipiert. Bis auf die Priesterin waren die 30.000 bis 40.000, Zuschauer nämlich ausschließlich männlich. Ätsch, dafür veranstalten meine Tochter und ich nun 1.600 Jahre später ein Wettrennen über die 192 Meter lange Laufbahn des Stadions, dass erst ab 1958 von Mitarbeitern des Deutschen Archäologischen Instituts aus seiner Versenkung geholt wurde, seht selbst:

Unser Kleine ist weniger lauffreudig und sehr müde. Sie reitet auf Papas Schultern. Die Sonne tut ihr übriges. Wir retten uns unter einen Schatten spendenden Baum bis wir wieder genug Kraft für den Aufstieg auf unseren Hügelcampingplatz gesammelt haben.

Archäologisches Museum Olympia + Ausgrabungsstätte
Archea Olimpia 270 65, Griechenland
http://odysseus.culture.gr

Campingplatz Alphios bei Olympia

Neue olympische Disziplin: Einhornreiten

„You destroyed my life“, knallt die Inhaberin des Alphios Campingplatzes im scherzhaft-vorwurfsvollen Ton meinem Mann an den Kopf, als wir nach der Besichtigung der Ausgrabungsstätte mit dem riesigen Luftmatratzenungetüm in Form eines Einhorns im Pool herum schippern. Dank unseres Beispiels wollen ihre drei Kinder nun auch ein solches Tierchen haben. Am besten jeder ein eigenes. Ihr Mann ist bereits dabei im Internet nach einem günstigen Modell zu suchen.

Den nächsten Tag verbringen wir auf dem luftigen Campingplatz und genießen den großen angenehm kühlen Pool. Es ist kaum noch jemand ausser der Inhaberfamilie und uns da. Der Himmel leuchtet in einem reinen Hellblau und erstreckt sich wie eine leuchtende Kuppel über das fruchtbare Tal unterhalb des oasenhaften Campingplatzes. Es ist ein Tag des Aufatmens und Genießens. Bis zu dem Augenblick als unsere jüngere Tochter verärgert, weil der Tiptoi Stift ihrer Schwester unverschämterweise ankündigt, sich aufgrund mangelnder Batterieenergie demnächst automatisch auszuschalten, den teuren Stift kurzerhand in den Swimmingpool katapultiert. Vor Schreck schwappt das Bienengift über meinem Auge und verengt mein Auge. Heldenhaft rettet der Vater des Wutzwerges das elektronische Gerät aus zwei Metern Tiefe. Erstaunlicherweise funktioniert der Stift, nachdem wir ihn getrocknet haben, immer noch. Wunderwerk der Technik! Für den Lerneffekt wäre es allerdings besser gewesen, wenn der Stift k.o. gewesen wäre. Doch dann wäre die rechtmäßige Inhaberin, die nichts für den Aussetzer ihrer Schwester kann, auch bestraft worden.

Mit dem Wohnmobil nach Olympia
die schwierige wirtschaftliche Lage Griechenlands wirkt sich auch auf die Halbinsel Peloponnes aus

Wirtschaftsdorfklatsch in Olympia

Am Nachmittag machen meine Tochter und ich einen Spaziergang in die Stadt Olympia hinunter, um Badelatschen und etwas fürs Abendessen zu besorgen. Es herrscht Totentanz auf den Straßen und in den Geschäften. Im Ort betreibt eine Amerikanerin einen gut sortierten Laden mit tiefgekühlten Fisch, Geflügel und Fleisch. Wir kommen ins Gespräch, weil ich neugierig bin, was die Menschen davon abhält, hier in der Stadt zu verweilen. Einerseits empfinde ich es als angenehm, dass hier in Olympia keine durch kommerzialisierte Disney World Athmosphäre wie in Verona ausgebrochen ist, sondern alles einfach und authentisch geblieben ist. Andererseits ist es angesichts der bedeutsamen und weltberühmten Ausgrabungsstätte doch verwunderlich, dass wir kaum einen Menschen begegnen und dass auch der Campingplatz nur leidlich gebucht ist, teile ich der Ladenbesitzerin verwundert mit. Ich finde es bedauerlich für die Anwohner, dass sie nicht mehr von den meist wohlhabenderen Touristen profitieren. Gebrauchen können sie das Geld allemal, vermute ich.

Hafen von Finikounda

Die Ladenbesitzerin ist bereits seit Jahrzehnten hier mit einem Griechen verheiratet mit dem sie in der Nähe der Ausgrabungsstätte früher einmal ein Schmuckgeschäft betrieb, verrät sie mir. Sie berichte, dass vor einigen Jahren im Ort sehr viel los gewesen sei. Elegant gekleidete Franzosen wären über die Straßen flaniert. Sie kauften teuren Schmuck und die Restaurants hätten bis tief in die Nacht hinein geöffnet gehabt, so erzählt mir die Wahl-Griechin weiter. Doch dann seien Hotels, Restaurants und Ladengeschäfte ausserhalb der Stadt eröffnet worden, erinnert sie sich. Sie ist der Auffassung, dass die Touristen nun dorthin hingebracht werden würden, sobald sie mit der Besichtigung durch seien. Nun gut, dass könnte einen Grund darstellen, grüble ich im Stillen. Aber es erscheint mir nur als ein Teil der Wahrheit. Es gibt ja neben den Bus- und Kreuzfahrtschifftouristen auch noch Individualtouristen wie uns! Und diese treffe ich auch nicht in der Stadt. Hotels, Bankautomaten, Restaurants, Cafés sowie einen Supermarkt gibt es für sie hier. Vielleicht stimmt die Qualität oder die Kommunikation des Angebots ja nicht mehr?

Nun kommt die Kulturmanagerin in mir durch: Die Website des Alphios Campingplatzes funktionierte nicht, als wir unsere Reise planten, erzähle ich ihr. Wir haben uns daher über eine Camping App des ADAC über den Platz informiert. Die Ausgrabungsstätte in Olympia könnte meines Erachtens durch bessere und mehr Bebilderungen vor Ort und einen Film im Museum plastischer gestaltet werden. Wahrscheinlich reicht dafür das Geld hinten und vorne nicht. Bei einer Anpassung der Eintrittspreise wäre das allerdings schon refinanzierbar. Die Touristen sind bereit mehr Geld auszugeben, wenn ihnen auch ein Mehrwert geboten wird, denke ich. Auf unseren vorigen Reisen haben wir weitaus höhere Eintrittspreise bezahlt um uns die ein oder andere Sehenswürdigkeit anzuschauen. Die Amerikanerin fasst es knapp und bündig für sich zusammen: „I like greece but I dont’t like the economy“. Da hat sie wohl nicht unrecht. Mir tun all die jungen Menschen in Griechenland leid, die in ihrer wunderschönen Heimat mit einer kulturell so reichen Geschichte keine beruflichen Zukunftsaussichten haben. Ich frage mich nur, welche Mitverantwortung die EU bei dem ganzen Dilemma trägt?

Mit dem Wohnmobil zum antiken Messene
Mit dem Wohnmobil zum antiken Messene

Messenien

Nachdem wir unsere 7.000 Sachen sowie das wichtigste, nämlich unsere Kinder, festgezurrt haben, verlassen wir den luftigen Hügel und die Elis-Region im Nordwesten der Peloponnes und fahren ins südliche Messenien.

Ausgrabungsstätte von Messene

Am Fuße des 800 Meter hohen Ithóme-Berg glüht die Erde und die Luft flirrt vor Hitze um 16 Uhr. Tapfer oder vollkommen irre, je nach Sichtweise, schultern wir unseren gelben Sonnenschirm und machen uns auf den Weg zur messenischen Ebene. Hier erwartet uns eine der beeindruckendsten Ausgrabungsstätten der Peloponnes, lockt uns der Michael Müller Reiseführer. Und er behält recht. Die 12 Euro Eintritt pro Erwachsenen (Kinder sind frei) sind gut angelegt. Das sehr gut erhaltenes 98 Meter großes Theater würde auch heute noch gut für eine künstlerische Darbietung taugen. Die Akustik vom Orchestra aus ist immer noch perfekt austariert.

Mit einem quengelnden dreijährigen Kind an der Hand und einer lässigen Siebenjährigen im Schlepptau schleichen wir uns durch die Gluthitze am quadratischen Hof des Asklepieion hinab zum südlich gelegenen Stadion. Unser Blick gleitet über die imposante Säulenumfassung, die Zuschauerblöcke mit ihren marmornen Sitzreihen, das hufeisenförmige Feld bis hin zum Heroon Mausoleum und zum messenischen Golf. Das Ensemble ist noch gut erhalten und dadurch können wir uns gut vorstellen, wie hier vor langer Zeit trainiert und sportliche Wettkämpfe ausgetragen wurden. Danach erfrischen wir uns an einer Trinkwasserquelle des Areals. Auch unsere Jüngste wird vom kalten Nass wieder zu neuem Leben erweckt. Einen Rundgang entlang der antiken Stadtmauer und den -toren sparen wir uns dennoch für einen anderen Urlaub zu einer kühleren Jahreszeit auf.

Ancient Messene

Mit dem Wohnmobil zum Campingplatz Ammos bei Finikunda, Peleponnes
Mit dem Wohnmobil zum Campingplatz Ammos bei Finikunda, Peloponnes

Campingplatz Ammos bei Finikoúnda

Gefahrene Kilometer: 205

Nachdem wir vor acht Tagen in Berlin losgefahren sind, können wir das Meer nicht mehr nur aus der Ferne betrachten, sondern am frühen Abend auch endlich hinein springen. Mein Auge hat seine normale Größe endlich wieder ereicht, so dass ich die Bucht in seiner gesamten Pracht überblicken kann.

Wir haben auf einem der vielen Campingplätze (zum Glück stehen mehrere zur Auswahl, denn manche sind bereits komplett belegt) entlang des langen breiten Sandstrandes unser Esszimmer wieder vor dem Wohnmobil aufgebaut. Anhand der zahlreichen Surf- und Stand up Bretter müssen wir uns in einem wahren Wassersporteldorado befinden. Leider entdecke ich nirgends die Möglichkeit, mir ein Stand up Paddle auszuleihen. Schade, dass so etwas hier nicht angeboten wird.

Der unparzellierte Campingplatz ist bei unserer Ankunft bereits gut von Gästen aus Deutschland, Österreich und Griechenland besucht. Der Boden ist eine staubig trockene Angelegenheit. Dafür gibt es aber ein paar Bäume, die zum Aufhängen unserer Hängematte taugen. Weiter vorne Richtung Strand ist viel Platz frei, aber es gibt leider keinen Schatten.

Über einen Palmen gesäumten Weg gelangen wir fußläufig zum traumhaften Sandstrand. Hunde sind hier verboten. Ein Beachvolleyballfeld wartet darauf bespielt zu werden. Strohsonnenschirme direkt am Meer spenden Schatten, sind aber bereits teils mit angeketteten Strandstühlen besetzt. Gut, dass wir einen eigenen Sonnenschirm sowie ein großes Tap zum Spannen dabei haben.

Mit dem Wohnmobil zum Campingplatz Ammos bei Finikunda, Peleponnes
Am Abend ist es kühl genug fürs Beachvolleyball Spiel

Hinter dem Strand wuchert eine Bambuswand an der linkerhand zahlreiche Dauercamper mit angeschraubten Nummernschildern und einer Armada an Surfbrettern stehen. Rechterhand befinden sich leichte Sanddünen in denen unter anderem ein tarngrüner Expeditions-VW-Bus mit Windgenerator und hoher Bodenfreiheit parkt.

Neben zwei Sanitärgebäuden stehen am Strand zwei Duschen bereit. Außerdem gibt es vorne an der Rezeption große Kühltruhen für Camper die keinen eigenen Kühlschrank haben. Waschmaschinen, ein Minimarkt und eine Café-Bar warten auf Kundschaft.

Wir legen nach der späten Ankunft erstmal einen kompletten Strandtag inklusive Einhornreiten auf dem Meer ein. Gegenüber der Bucht sehen wir die heute unbewohnte, ehemalige Strafgefangeneninsel Schíza. Sie gehört heute zum militärischen Gebiet der Nato und der griechischen Luftwaffe. Vom tiefliegenden Kampfjets ist jetzt keine Spur zu sehen. Früher wurde die Insel wohl ab und zu von den Jets zu Übungszwecken unter Beschuss genommen. Das stelle ich mir, angesichts der in der Nähe kreuzenden Boote, gelinde gesagt ganz schön gewagt vor. Kurz vor der Insel liegt beispielsweise gerade eine 60 Meter lange und mehrere Etagen hohe dunkelblaue Luxusyacht vor Anker, von der aus Kurztrips mit Jetski unternommen werden. Wenn der steinreiche griechische Unternehmer Aristoteles Onassis noch leben würde, wäre ich mir sicher, dass er mit Jacky hier gerade Urlaub macht. Ich kann es mir nicht verkneifen und muss das Geldgrab genauer unter die Lupe nehmen. Unser Fernglas zeigt mir zwei seitliche Terrassen, die direkt über der Wasseroberfläche ausgefahren und mit Sonnenschirmen bestückt werden.

So viel zur Schau gestellter Reichtum in einem finanziell stark gebeutelten Land sorgt natürlich für Aufsehen am Strand. Einige Stand up Paddler trauen sich aufs weite Meer hinaus, um sich die Pompösität genauer anzusehen. Doch die Yacht dreht irgendwann genervt ein Stück weiter aufs Meer ab, um die Gaffer loszuwerden.

Der Wind wird im Laufe des Tages immer stärker, so dass wir Mühe haben, unser Tap festzuhalten. Der Strand ist heiss wie eine Herdplatte. Ohne Badelatschen ist es unmöglich zum Wasser zu gelangen. Die Hitze und der Wind treiben uns zurück zum Campingplatz und zur Eistruhe.

Camping Ammos
Pylos-Nestor 240 06
Griechenland
https://campingfuehrer.adac.de/campingfuehrer/griechenland-peloponnes-camping-ammos-gp451.php

Mit dem Wohnmobil nach Finikunda, Peleponnes
der kleine Hafen von Finikunda, Peloponnes

Finikunda

Am frühen Abend fahren wir mit unseren Fahrrädern ins nur einen Kilometer entfernte Finikunda. Der Ort ist nicht besonders hübsch, aber hier gibt es nicht nur einen Supermarkt sowie einen Geldautomaten, sondern auch eine Strandpromenade und einen kleinen bescheidenen Hafen mit zahlreichen hübschen Restaurants und Bars. Im Meer wird noch gebadet. Allerdings ist der Strand sehr schmal. Parallel zur Strandpromenade bietet der Ort eine Gasse mit kleinen Souvenir- und Schmuckgeschäften.

Wir suchen und das scheinbar urigste Restaurant am Hafen und sind fast die einzigen Gäste, weil es noch sehr früh zum Abendessen ist. Natürlich gesellen sich gleich die Hafenkatzen in die Nähe unseres Tisches. Das Essen ist leider nicht sonderlich lecker. Dafür ist der Blick von unserem Tisch direkt am idyllischen Hafen, in dessen glasklaren Wasser kleine Fischerboote schaukeln, sehr schön.

Restaurant Dionysos
Mit dem Fahrrad nach Methoni
Straße nach Methoni

Radtour nach Methoni

An einem anderen späten Nachmittag packt uns auf dem Campingplatz wieder das Fahrradfieber und wir räumen Wasser, das Erste Hilfeset, Geld und die (Handy)Kameras in den Rucksack. Unsere dreijährige Tochter thront im Kinderfahrradsitz, während die Große mit uns die circa 10 Kilometer lange Strecke bis nach Methoni selbst auf ihrem eigenen Rad zurück legen muss. Obwohl es später Nachmittag ist, brennt die Sonne auf den Planeten. Puh, hoffentlich schaffen wir das, denke ich.

Die Straße führt zwar wunderschön an der Küste, an Buchten und einer fruchtbaren Umgebung entlang, aber sonderlich fahrradfreundlich ist sie nicht. Die Autos brausen an uns mehr oder weniger schnell vorbei. Wir sind, wen wundert’s, die einzigen Verrückten, die diese Tour auf einem Zweirad unternehmen.

Wir entdecken direkt an der Straße einen großen Supermarkt im dem wir auf dem Rückweg einkaufen möchten. Ein Stück weiter steht ein armes angebundenes großes Pferd auf einem winzigen Stück Schatten. Danach lockt ein Feigenbaum von dem wir einige Früchte kosten. Richtig reif, sind sie aber leider noch nicht.

Der erste Hügel erscheint vor uns so steil, dass ich zuerst meinen Augen kaum traue und schon kehrt machen möchte. Je näher wir kommen, desto geringer ist glücklicherweise die Steigung. Unsere Tochter verwünscht uns Eltern trotzdem gehörte Hunderte Male. Doch sie ist eine Kämpferin und mit zahlreichen Pausen, viel viel väterlicher Motivation und einer Menge Wasser schaffen wir es doch nach Methoni. Doch ich habe ein sehr schlechtes Gewissen unserer radfahrenden Tochter gegenüber. Sie hat einen roten Kopf und klagt wegen des vielen Wasser, das sie getrunken hat, über Bauchschmerzen. Doch eine Kuscheleinlage und einigen Minuten später, ist sie wieder fit und springt durch die Gegend.

Die Stadt Methoni

Dass es in Methoni ein über Jahrhundert immer wieder aufflammendes Hauen und Stechen gab, spüren wir heute nicht mehr. Die Stadt am südwestlichen Zipfel der Peloponnes wechselte aufgrund seiner militärisch wichtigen Lage im Laufe der Geschichte nämlich mehrmals die Fahnen. Die Venezianer vertrieben die lästigen Piraten und bauten die noch heute berühmte und zu besichtigende riesige Festungsanlage am Meer. 1500 übernahmen die Osmanen hier das Ruder und 1828 fiel Methoni an die Franzosen.

Heute schlagen sich hier keine Truppen mehr die Birnen ein. Das ruhige Städtchen Methoni gefällt uns auf Anhieb sehr gut. Am schmalen Sandstrand wird gebadet. Das Wasser scheint hier eher flach zu sein. Gegenüber schlafen die Inseln Sapiéntsa, Agua Mariáni und Venétiko ihren griechischen Dornrösschenschlaf. Es gibt einen kleinen Campingplatz, Hotels sowie einige Restaurants und Cafés.

Festung Methoni
Festung Methoni

Die Festung Methoni

Die venezianische Festung erreichen wir über eine Brücke. Nach dem ersten Tor zahlen wir pro Erwachsenen 2 Euro Eintritt und erfassen mit jedem zurück gelegten Meter den Umfang der riesigen Festung. Es gibt eine antike Granitsäule, türkische Bäder, eine Zisterne (auf der nur ein morsches Holzgitter liegt und auf das man besser nicht treten sollte, wenn man nicht in die Tiefe stürzen mag) und ein Pulvermagazin. Seitliche Mauern und messerscharfe Klippen schützen die Wehranlage. Am südlichen Ende erwartet uns der schöne Boúrtzi-Turm auf der Felseninsel. Unter einem Torbogen hindurch und dann über eine kleine Brücke führt uns der Weg zu dem von den Türken im 16. Jahrhundert erbauten malerisch schönen Turm. Wir gehen in den Turm, der einst als Leuchtturm und als Gefängnis genutzt wurde. Drinnen weist leider nichts mehr auf seine früheren Funktionen hin.

Damit wir nicht in der totalen Finsternis heimfahren müssen, kehren wir viel zu früh um. Doch wir bevor die 10 Kilometer zurückfahren, stärken wir uns in einem Café mit Sandwiches, Eis sowie zahlreichen Getränken. Der Rückweg fällt uns allen leichter, da die Sonne tiefer steht und es nicht mehr so heiss ist. Während einer Pause betrachten wir den Sonnenuntergang bevor es weiter zum Supermarkt und dann zum Campingplatz geht. Das arme Pferd steht immer noch neben der Straße und ist fast am durchdrehen als wir neben ihm halten.

Leider lesen wir erst nach diesem Ausflug, dass man von Methoni aus per Fischerboot zum Schnorcheln nach Sapiéntsa hätte fahren können. Vor der Inselküste liegt in acht Metern Tiefe antikes Frachtgut. Ein guter Grund für uns noch einmal auf die Peloponnes zu fahren.

Mit dem Wohnmobil unterwegs auf den Peleponnes
Wieder on the Road auf den Peloponnes

Lakonien

Wir wechseln den Finger des Peloponnes und fahren vom messenischen weiter östlich zum lakonischen Golf. Abwechselnd nehmen wir Maut- und Landstraßen. Die Stadt Sparta, die durch den Mythos der tugendhaften, mutigen und harten Spartaner bekannt wurde, bietet heute leider nur eine spartanische Ansicht, wie wir beim Durchfahren bemerken.

Unser Ziel ist der mittlere Finger des Peloponnes, Máni. In der Nähe des hübschen alten Hafenorts Gýthio/ Gýthion, finden wir einen netten Campingplatz direkt am Meer.

Mit dem Wohnmobil nach Gythion, Campingplatz Gythion Bay, Peleponnes
Campingplatz Gythion Bay, Peloponnes

Camping Gythion Bay

Der Platz ist schon gut belegt, aber wir bekommen noch etwas auf dem mittleren unparzellierten Rasenstreifen. Es gibt nicht viel Schatten, aber wir finden wenigstens einen hohen Walnussbaum, der uns für ein paar Stunden am Tag ein wenig vor der sengenden Sonne schützt. Die seitlichen Stellplätze sind hingegen durch geschickte Bepflanzung mit Orangen- und Granatapfelbäumen sowie Wein und durch Sonnenschutznetze angenehm schattig. Deshalb sind sie auch bereits alle vergeben. Deutsche, italienische, französische, niederländische, polnische, russische und allen voran griechische Auto- und Wohnmobilkennzeichen wechseln sich ab. Neben uns macht eine Familie aus Athen Urlaub. Durch ihre 19 Monate alte süße Tochter kommen wir miteinander ins Gespräch. Unsere Kleinen verständigen sich durch das gegenseitige Reichen vom Spielsachen und Süßigkeiten. Später malen sie gemeinsam bei uns am Tisch. Die Mutter erzählt mir einiges über die hohen laufenden Kosten, die sie für die Ausbildung und Betreuung ihrer beiden Kinder aufbringt und wie froh sie sich schätzt, dass sie und ihr Mann beide eine Arbeit haben. Wir treffen in unseren Urlaub nicht unbedingt den durchschnittlichen griechischen Bürger. Dieser hat wahrscheinlich keinen Wohnwagen und kann sich einen Urlaub gar nicht leisten.

Unsere aufgeheizten Körper verlangen nach Abkühlung. Also suchen wir gleich das Wasser auf. Vorne am Meer stoßen wir auf einen großen schönen Swimmingpool (für Erwachsene zum Stehen) mit einem extra Kleinkindbecken. Sonnenschirme mit Liegen sowie zwei große offene und dennoch schattige Lounges mit Matten und Kissen stehen bereit. Als surplus befinden sich an den Schirmen und in den Lounges Klingelknöpfe, um bei den Kellnern eine Bestellung aufzugeben. Na, wenn das kein Luxus ist! Zwischen Bananenbäumen bieten Duschen Abkühlung. Im Minimarkt gibt es neben Früchten und Gemüse sogar einzelne Baby Schwimmwindeln.

Neben dem Restaurant ist zur Freude unserer Jüngsten ein kleiner einfacher Kinderspielplatz. Der wird natürlich nach dem leckeren Essen gerne in Anspruch genommen. Auch ich setze mich mal neben meine große Tochter in eine der Schaukeln und segle mit ihr synchron in den Sternenhimmel. Schaukeln ist so etwas, was ich immer noch genießen kann.

Der Sandstrand ist sauber, allerdings ohne Schatten. Morgens zeigt sich das Meer glasklar und ruhig. Das morgendliche Schwimmen im lakonischen Golf wird zu meinem Morgenritual. Danach fühle ich mich erfrischt genug für eine Runde Squats am Strand. Nachmittags wird es auch hier wieder windiger, so dass das Meer am Abend zwar ruhiger, aber ganz trüb vor Sand ist. Das hält mich nicht davon ab, noch einmal hinein zu gehen und die Kinder durch das salzige Wasser zu jagen.

Mit dem Wohnmobil nach Gythion, Campingplatz Gythion Bay, Peleponnes
Abendstimmung am Pool, Campingplatz Gythion Bay, Peloponnes

Ab 21 Uhr wird für die Kinder im Spieleraum ein Kinoprogramm (etwas hochtrabend, es ist nur ein größerer Flatscreen) mit Pixar und Disney Highlights geboten damit die Erwachsenen draußen mal in Ruhe essen oder einen Cocktail trinken können. Das nutzen wir den ein oder anderen Abend auch gerne mal und erleben am türkis schimmernden Pool eine Art von zweiten Honeymoon. An einem Freitagabend besuchen wir auf dem Campingplatz ein kleines Live Konzert und tanzen mit unseren Töchtern bis spät in die Nacht um die Palmen. Es hat schon etwas von Cluburlaub, aber etwas Abwechslung im Programm ist ja auch mal schön.

Eine weniger angenehme Abwechslung erfahre ich an einem anderen Abend. Unsere siebenjährige Tochter hat die Dartscheibe auf dem Campingplatz entdeckt und deshalb leihe ich mir die Pfeile aus. Irgendwie bekommt die Dreijährige einen solchen in ihre kleinen Hände und wirft ihn unkoordiniert in die Luft. Ich stehe ein paar Meter seitlich neben ihr und bekomme den Pfeil punktgenau an die Stirn. Es zeckt ganz schön, aber ich kann von Glück reden, dass ich ihn nicht ins Auge bekommen habe oder dass ein Kind den Pfeil abgekommen hat. Auf dem Weg zurück zum Wohnmobil entschuldigt sich mein Schutzengel mit einer so wunderschönen Sternschnuppe bei mir, wie ich sie meinen Lebtag noch nicht gesehen habe.

Mit dem Fahrrad zur Hafenstadt Gythion und zur Halbinsel Marathonissi
Mit dem Fahrrad zur Hafenstadt Gythion und zur Halbinsel Marathonissi

Radtour nach Gythion und zur Halbinsel Marathonissi

Mit dem Fahrrad wagen wir die zweite körperliche Expedition in diesem Urlaub. Wir möchten auch erkunden, wo die nächste Einkaufsmöglichkeit ist. Die ersten 15 Minuten geht es die flache Küstenstraße entlang und der erste Supermarkt ist schnell gefunden. Nach einem kurzen Check geht es weiter. Vielleicht schaffen wir es ja nach Gythion? Nach kurzer Zeit sehen wir, dass sich die Hauptstraße einen Berg hoch schlängelt. Da wir nicht wissen, wie hoch der Berg ist, entschließen wir uns Richtung Meer abzubiegen. Das kleine Sträßchen führt uns durch das Örtchen Mavrovouni. Wir halten uns an der Küste und radeln doch noch den Berg hinauf. Nun sehen wir die schöne Hafenstadt Gythion und die Halbinsel Marathonissi mit dem Leuchtturm. Der Ehrgeiz hat uns vollends gepackt und zum Umkehren ist es jetzt auch zu spät. Wir fahren die recht steile Küstenstraße ein paar Hundert Meter hinab zur Halbinsel. Hier sollen die schöne und treulose Helena und Paris ihre erste Liebesnacht auf ihrer Flucht von Sparta nach Troja verbracht haben… oh la la. Wir gondeln über den schmalen Damm zum antiken Liebesnest.

Zuerst fällt uns ein geschlossenes aber noch neu und schön aussehendes Restaurant auf. Schade, die Lage wäre jetzt ideal für ein kühles Getränk. Gegenüber baden und schnorcheln ein paar Familien. Aufgegebene Fischerboote rotten an Land vor sich hin. Es stinkt nach Müll. Ob das zu Helenas und Paris Zeiten auch schon so war? Wahrscheinlich nicht. Ansonsten wäre der Einstieg eher unromantisch ausgefallen.

Wir radeln auf der Insel weiter zum Tzannetakis Tower, der leider geschlossen ist. Darin müsste sich ein Ethnologisches Museum befinden, wenn wir das richtig verstehen. Laut unserem Reisebegleiter Google ist der Turm nur am Wochenende von 8 bis 16 Uhr geöffnet. Wir finden kein Schild mit Öffnungszeiten, dafür aber einen Grashüpfer, der sich mit einer schönen roten Blüte vergnügt. Sie diese beiden vielleicht die Reinkarnation von Helena und Paris?

Der bewohnte Leuchtturm ist für Besucher nicht zugänglich. Wir radeln die Küstenpromenade bis zum Hafen, wo es für die Kinder allerlei Baustellenschiffe und für uns frisch gefangene Tintenfische zu bestaunen gibt. Zahlreiche Lokale mit draußen stehenden Tischen und Stühlen reihen sich am Hafen auf. Wir versorgen uns mit frischem Bargeld und decken uns auf dem Rückweg mit Leckereien ein.

Biohof und Schiffswrack

Im Landesinneren, in der Nähe von Gythíon, soll es den Biohof Karababas mit 1.300 Olivenbäumen geben. Allerdings ist dieser nach Hexenküche anmutende Hof nicht mit dem Wohnmobil erreichbar, weil die Straße es nicht zulässt. Eine weitere Radtour möchten wir unserer siebenjährigen Fahrerin nicht zumuten.

Ein legendäres verrostetes Schiffswrack am nahe gelegenen Glyfáda-Strand lassen wir ebenfalls aus. Ein entspannter Tag am Strand und am Pool ist uns bei der Hitze wichtiger. Außerdem haben wir dann noch weitere Gründe, um die Halbinsel Peloponnes noch einmal zu bereisen…

Biohof Karababas
www.biohof-karababas.com

Mit dem Wohnmobil nach Kyllíni, Campingplatz Fournia Beach
Mit dem Wohnmobil nach Kyllíni, Campingplatz Fournia Beach

Élis

Unsere letzte Etappe vor unserer Rückreise haben wir uns strategisch in die Nähe von Pátras gelegt. Es ist ein mehrstündiger Ritt einmal von der Region Lakonien zurück in die Élis-Region. Aber somit haben wir dann an dem Tag an dem wir die Fähre nehmen müssen, keinen Stress.

Sonnenuntergang bei Kyllini
spektakulärer Sonnenuntergang bei Kyllini

Campingplatz Fournia Beach

Der Campingplatz Fournia Beach bei Kyllíni hat eine spektakuläre Lage hoch über den Meer. Er ist gut besucht, aber nicht restlos ausgebucht. Wir bekommen einen der allesamt parzellierten und schattigen Plätze für unser Gefährt. Es gibt auch eine Reihe von modernen Ferienwohnungen und -häusern auf dem Gelände. Außerdem sorgen ein Lokal mit Blick aufs Meer, zwei Bars und ein Minimarkt für das leibliche Wohl. Mit dem Spielplatz sind auch die Bedürfnisse der kleineren Kinder abgedeckt.

Auf Wunsch der Kinder springen wir zuerst in den Pool. Die Kleine klettert ins Kleinkindbecken. Beide sind ziemlich warm, aber wir sind für jede Erfrischung dankbar. Danach essen wir ganz pragmatisch im preiswerten Lokal des Campingplatzes, weil uns nach der Fahrerei weder nach Kochen noch nach einer weiteren Fahrt zum Restaurant ist. Das Essen ist okay, der Ausblick besser. So schlendern wir zum terrassierten Hang hinunter und genießen einen wundervoll-kitschigen Sonnenuntergang zwischen den uns gegenüberliegenden Inseln Zakinthos und Kefalonia. Im Meer schwimmen immer noch junge Leute im Grüppchen, obwohl es recht wellig ist. Überhaupt scheint der Campingplatz bei Jugendreisegruppen beliebt zu sein. Nachts hören wir von ihnen allerdings keinen Mucks. Dafür ist es immer noch so warm und schwül, so dass es im Wohnmobil kaum abkühlt. Unserer Großen geht es deshalb morgens so schlecht, dass sie sich übergeben muss.

Den letzten Tag auf den Peloponnes verbringen wir am Meer. Das Wasser ist so flach, dass auch unsere Jüngste voll auf ihre Kosten kommt. Ein bisschen kommen wir auch zum Schnorcheln. Wir sagen den Seeigeln und ein paar Fischen guten Tag:

Mittags gehen wir wieder nach oben zum Wohnmobil, weil unsere Tochter sich nach ihrem Kreislaufproblem nicht so viel in der Hitze aufhalten soll. Viel trinken und ausruhen ist angesagt. Nachmittags ist sie prompt wieder fit und wir erlauben ihr noch einmal in den Pool zu springen.

Fournia Beach Camping & Village

Mit dem Wohnmobil nach Kástro, Kyllini auf den Peleponnes

Kástro

Abends zieht es uns zur Frankenfestung Chlemutsi im Ort Kastro. Diese ist leider genau an einem Tag in der Woche geschlossen und diesen Tag haben wir perfekt erwischt. Das steht allerdings nicht auf einer Infotafel an der Burg. Das verrät uns nur Google. Unser Reiseführer ist nicht mehr up to Date und das Internet auf dem Campingplatz war quasi nicht existent. Schade, denn die große Burg hat einiges zu bieten, wie der Infopavillon verrät. Mit einem äußeren hohen Mauerring schützt sie ihre innere sechseckige Anlage und ihre riesigen Gewölbe. Von oben soll man einen tollen Blick zu den Ionischen Inseln und über die Halbinsel Peloponnes haben.

Da wir so früh im Ort sind, ergattern wir einen der letzten freien Tische in der Taverna Castello. Hier lassen wir es uns und schönem Ambiente sehr gut schmecken!

Chlemoutsi
Kastro 270 50, Ilia, Griechenland

Taverna Castello

Heilquellen von Loutra-Kyllini
Heilquellen von Loutra-Kyllini

FKK in den Heilquellen von Loutrá Kyllíni

Asthma? Bronchitis? Irgendeine Hautkrankheit oder Rheuma? Die Heilquellen von Loutrá Kyllíni sollen gegen diese Krankheiten helfen. In der Nähe der Badeanlage öffnen wir das Türchen zur Anlage des ehemaligen römischen Badehauses. Ein kleines Amphitheater rottet hinter Absperrgittern vor sich hin. Die letzten Spaziergänger verlassen gerade das Gelände. Eine einsame schwarze Herrenbadehose und ein Tuch hängen über dem Zaun, der die traurigen Reste des römischen Badehauses vor neugierigen Kletterern schützt. Ein Zikadenorchester ertönt aus den riesigen Bäumen ringsumher.

Der Geruch nach faulen Eiern hält sich noch in Grenzen, obwohl hier das heilende Wasser aus mehreren Röhren in Auffangbecken laufen und ein milchig leuchtendes Türkis annehmen. „Mama, was machst Du?“, fragt mich meine Tochter mit erstaunten Augen, als ich mich spontan nackt ausziehe und mich in eines dieser Becken stelle und mich dem heilenden Wasserstrahl hingebe. Unsere Dreijährige bekommt bei dem Anblick auch Laune es mir nachzutun. Gemeinsam lassen wir uns von dem leicht schwefligen Wasser nass spritzen. Im Sonnentergang fahren wir, den Bibi & Tina Song „Der beste Sommer“ laut schmetternd zurück zu unserem Campingplatznest. Die letzte Nacht auf der Insel des Pelops bricht viel zu schnell herein. Morgen Vormittag müssen wir schon zur Hafen von Pátras aufbrechen.

Mit dem Wohnmobil von Pátras zurück nach Ancona
Mit dem Wohnmobil von Pátras zurück nach Ancona

Fährfahrt von Pátras nach Ancona

Ausgeruht uns gesund startet unser großer Liebling in den Tag. Ihre jüngere Schwester ist auch fit. Also steht unserer Abfahrt nichts mehr in Weg. Am Hafen von Pátras wird unser Wohnmobil auf blinde Passagiere genau kontrolliert. Wir müssen sogar unser Bettzeug aus dem Alkoven hinunter nehmen. Danach geht es direkt zum Terminal und wir beobachten eine feuerwehrrote 200 Meter lange Fähre von Superfast Ferries und im Anschluss unsere Fähre beim Einlaufen in den Hafen. Es liegt eine ganz eigene Ästhetik in diesen großen Tankern, den Tauen und Pollern, finde ich. Vor uns steht ein Mercedes Bus 711 mit einem BMW 650er Motorrad hinten dran und einem Stahlboot oben auf dem Dach, seitlich sind die Surfbretter angeschnallt. Die Leute haben manchmal die abenteuerlustigsten Dinge dabei, stellen wir staunend fest. Und wir dachten schon, dass wir viel Zeug dabei hätten!

Nachdem unsere Fähre vollgetankt ist, nehmen wir um 15.30 Uhr Abschied von den wunderbaren Peloponnes und stechen mit der Hellenic Spirit in See. Dieses Mal stehen wir direkt an der Außenwand der Fähre, so dass wir vom Wohnmobil seitlich aufs Meer blicken und uns selbst fast wie eine kleine Fähre fühlen dürfen. In Pátras gehen nur wenige Passagiere an Bord, so dass unser Deck bis zum nächsten Hafen nur zu einem Fünftel gefüllt ist. Wir lernen ein deutsches Pärchen mit Baby kennen, dass gerade fünf Wochen auf den Peloponnes und in Delphi unterwegs war. Wir haben den Eindruck, dass einige ihre Elternzeit gerne für solch eine Reise nutzen.

Mit dem Wohnmobil von Pátras zurück nach Ancona
Abschied am Deck der Hellenic Spirit von den Peloponnes

Diese Leere auf dem Schiff nutzen wir für eine Dusche und Spaziergänge an Deck, wo es trotz des Windes unheimlich heiss ist. Schlafende Drachen in Form von kargen Inseln liegen im Meer. Zahlreiche Segelboote umschwirren sie wie Fliegen.

Manchen Passagieren macht die Hitze offenbar wenig aus. Sie setzen sich mit einem Buch knallhart in die Sonne. Um 19 Uhr öffnen das Bordrestaurant und das Selbstbedienungslokal, wo wir endlich unseren Hunger stillen können. Unseren mitteleuropäischen Rhythmus, was die Speiseaufnahme betrifft, haben wir immer noch nicht abgelegt.

Mit dem Wohnmobil von Pátras zurück nach Ancona
Sonnenuntergang zwischen Korfu und

Danach beobachten wir bugseitig den leuchtenden Sonnenuntergang und heckseitig das Einlaufen im Hafen der Insel Korfu. Im Hafen warten ein Dutzend Wohnmobile, zahlreiche Pkw und Lkw auf die Hellenic Spirit. Es wird voller auf der Fähre. Trotzdem bekommen wir noch einen Platz ganz vorne im Bug des Cafés. Der Ausblick auf die in der Dunkelheit rot und grün blinkenden Lichter, die den Kapitän aus der schmalen Bucht lotsen sollen, ist bei einem Mythos Bier schon sehr hübsch anzusehen.

Erst spät machen wir im Wohnmobil das Licht aus. Den oberen Teil der Tür lassen wir angekettet offen, so dass immer eine frische Meeresbrise hinein wehen kann. Alle Fenster stehen auf Kipp und unsere drei Ventilatoren surren im Turbogang, weil es immer noch so warm ist.

Mit dem Wohnmobil nach Coriano, Italien
Mittagessen in der Pizzeraia Sp.accop in Coriano

Mittagessen in der Pizzeria Sp.accio in Italien, Coriano

Nach der Ankunft in Ancona sind wir zum Mittagessen mit unseren italienischen Freunden in der Pizzeria Sp.accio verabredet. Im kühl temperierten weiss gestrichenen Untergeschoss genießen wir frisch zubereitete Speisen mit Zutaten aus der Region. Danach toben sich die Kinder zwischen den Tischen aus bis sich unsere Kleine die Nase blutig schlägt und wir sie mit dem Spielplatz draußen trösten. Wäre es nicht so heiss gewesen, hätten wir auch unter den Sonnenschirmen essen und den Blick bis zum Meer genießen können.

Im zur Pizzeria gehörenden Geschäft nehme ich als Souvenir für uns Zuhause leckeren Hartkäse und Kekse mit. Auch die Produkte im Geschäft stammen alle aus der Comunità San Patrignano in der Gemeinde Coriano. Die Menschen, die in der Pizzeria arbeiten und die diese Produkte herstellen, nehmen an einem Drogen-Rehabilitationsprogramm teil. Die junge Verkäuferin, die mich beim Kauf berät, erzählt mir, dass sie demnächst zusammen mit 18 anderen Frauen nach vier Jahren das Projekt verlässt. Die Frauen seien ihr durch die gemeinsame Vergangenheit näher als Schwestern geworden, erzählt sie weiter. Ich finde Rehabilitationsprojekte generell sehr sinnvoll, stehe dem Programm aber skeptisch gegenüber, weil die Menschen unentgeltlich für dieses Unternehmen arbeiten, das neben Restaurants, Shops und eine Webagentur betreibt, wie mir unser italienischer Freund berichtet. Das hat schon einen ausbeuterischen Charakter.

Pizzeria Sp.accio
Via S. Patrignano, 66, 47853 Coriano RN, Italien
http://spaccio.sanpatrignano.org/it/pizzeria

Mit dem Wohnmobil nach Venedig, Camping Fusina
Sonnenaufgang über Venedig, abendliches Lichtermeer über der Lagunenstadt, Tanker vor dem Campingplatz Fusina

Campingplatz Fusina

In der Lagune von Venedig, an der Mündung des Brenta-Kanals, liegt unser neues Nest für diese Nacht. Wir stehen parallel zum Wasser auf dem Campingplatz Fusina mit Blick auf das durchlauchte Venedig, la Serenissima. Riesige Kreuzfahrtschiffe leuchten wie Weihnachtsbäume vor der Lagunenstadt. Die Kolosse überragen die dahinterliegenden Türme bei weitem.

Obwohl die Umgebung recht industriell ist, liegt der Campingplatz Fusina ruhig. Zudem ist der Platz recht groß, die Rezeption sehr freundlich. Einzig die dort nächtigenden Jugendlichen haben unsere Nachruhe etwas gestört. Es gibt einen Biergarten, ein Restaurant, sogar ein Fitnesscenter (nichts davon haben wir getestet) und einen kleinen und etwas überteuerten Minimarkt. Es macht daher Sinn, sich vor dem Einchecken mit dem Nötigsten einzudecken. In Venedig sind Lebensmittelhändler rar. Der Campingplatz bezeichnet sich selbst als Designcampingplatz und hebt besonders die sanitären Außenanlagen hervor. Das ist sicherlich Geschmackssache. Wir haben 41,50 Euro pro Nacht für uns bezahlt und im Internet vorher gebucht. In Anbetracht der Lage ist der Preis in Ordnung.

Camping Fusina
Via Moranzani, 93 30176 Fusina – Venezia

http://www.campingfusina.it/de/camping.aspx

Mit dem Wohnmobil nach Venedig, mit den Kindern unterwegs in der Lagunenstadt
Mit dem Wohnmobil nach Venedig, mit den Kindern unterwegs in der Lagunenstadt

Venedig

Das tolle an dem Campingplatzes ist, dass es nur zwei Minuten per pedes bis zur Fähranlegestelle ist. Innerhalb von 20 bis 25 Minuten fahren wir an einigen unbewohnten ehemaligen Klosterinseln vorbei und legen an der Station Zettare neben der Kirche Chiesa du Santa Maria del Rosario an. Bevor das Gequengel überhaupt losgehen kann, kaufen wir in der erstbesten Eisladen den Kindern gleich eine Kugel Eis, das sie zufrieden vor sich hin schlecken, während wir gemeinsam gen Zentrum laufen.

Palazzo Grassi

Wir spazieren über die Ponte dell’Academia über den Grand Canal hinüber zum Palazzo Grassi. In dem Palast zeigt der französische Unternehmer und Kunstsammler François Pinault aktuell die Arbeit seines bekannten Künstlerfreundes Damien Hirst. Unsere Jüngste findet den dicken Penis des 18 Meter hohen kopflosen „Damon with Bowl“ der wohl derzeit größten Eulenspiegelei Ausstellung „Treasures from the WRECK of the Unbelievable.“ im Artium des Palasts beeindruckend. Beeindruckend ist auch der Eintrittspreis von 18 Euro pro Erwachsenen für eine Ausstellung deren Ausstellungsstücke in dreifacher Ausfertigung für potentielle Käufer vorhanden sein sollen.

San Marco

Danach schlendern wir weiter durch die schmalen Gassen des San Marco zum Markusplatz. Je näher wir dem berühmten Platz kommen, desto voller wird es auf den Gehwegen und desto kürzer werden die Abstände zwischen den Geschäften, die allerlei Muranoglas und venezianische Masken feil bieten.

In den Kanälen kreuzen die Gondolieri mit ihrer Touristenfracht. Die Umläufe der am Markusplatz liegenden Gebäude mit ihren Cafés und Edelboutiquen sind mit hellen Vorgängen verhangen um die Hitze fern zu halten. Die bodenlangen Vorhänge ziehen meinen Blick nach oben. Die maroden Deckengewölbe sind mit Netzen bespannt damit der Putz nicht auf unsere Köpfe hagelt. Das Café Florian, in dem ich vor circa 20 Jahren die wahrscheinlich teuerste Cola getrunken habe, zeigt sich erstaunlich leer.

Unsere Kinder sind nicht gut drauf. Unsere Ältere hat eine Eifersuchtsattacke und ihre kleine Schwester will sich nur noch auf den Schultern thronend durch die Stadt bewegen. Meinem Mann und mir ist tierisch heiss. Unsere Urlaubsstimmung war schon mal besser. Erschöpft lassen wir uns auf die Stufen der Basilica de San Marco nieder und beobachten die Besucherschlange mit Selfies schießenden Duck Faces. Dazwischen wuselt ein kleines Männlein mit goldenem Gürtel und roten Kopfhörern und sucht in den Mülleimern nach verwertbaren Hinterlassenschaften. Ein auf die überall ihren Müll herumliegen lassenden Touristen schimpfender Italiener kickt eine Plastikflasche haarscharf an uns vorbei. Ich kann seinen Frust nachvollziehen. Ein paar kaum merkliche Regentropfen fallen aber ein (Stimmung) reinigendes Gewitter bleibt noch aus. Die Lage bleibt angespannt.

Biennale Arte 2017 im Arsenale von Venedig
Biennale Arte 2017 im Arsenale von Venedig

Biennale Arte 2017

An der Uferpromenade hebt der Kauf einer blau-weiss gestreiften Kapitänsmütze die Laune unserer großen Tochter und hier treffen wir auch unsere italienischen Freunde wieder, die mit dem Zug angereist sind. Gemeinsam laufen wir am Ufer entlang zum Stadtteil Castello. Die Touristenmassen schieben uns vorwärts. Auf einer Brücke streiten sich ein paar Männer lautstark. Das Wetter scheint sich in einer so vollen Stadt direkt auf die Gemütslage der Menschen auszuwirken. Je näher wir unserem Ziel, dem Arsenal, kommen, desto weniger werden die Menschen und desto entspannter wird es auch.

In einer ehemaligen Werft und Waffenlager, dem Arsenal, besuchen wir die älteste Biennale der Welt, die Biennale di Venezia. Hier sind glücklicherweise keine Touristenscharen mehr. Wir laufen durch die Themenausstellung. Die Pavillons widmen sich unterschiedlich Sujets wie z.B. Erde, Traditionen, Schamanen, Farben, Zeit und der Unendlichkeit. Die Kinder sind von den riesigen Kunstobjekten genauso fasziniert wie wir. Manche Videokunst, wie zum Beispiel eine Geige, die auf einem Karussell angebracht ist und im vorbei drehen den Bogen streift und dadurch einen Klang erzeugt, spricht auch ihrem Alltag an. Aber auch die bunten an einer Schnur befestigten Luftballons, die sich direkt auf der Wasseroberfläche bewegen, finden sie toll. Manche Kunstwerke dürfen wir auch begehen. Im Pavillon der Schamanen lassen uns in einer raumgreifenden Skulptur des brasilianischen Künstlers Ernesto Neto in Form eines Zelts aus einem grob hoch gespannten Netz nieder. Auf dem Boden ist Baumrinde gestreut und Kissen liegen herum. Ein paar Mädchen mit gutem Rhythmusgefühl nutzen die bereit stehenden Trommeln. Beeindruckend sind auch die riesigen Fleisch fressenden Blumen sowie die bunten Wollknäuel im Pavillon der Farben, die scheinbar die Hallenwand hinauf klettern. Es gibt noch vieles mehr, was ich hier erwähnen möchte, aber das würde den Rahmen sprengen.

Draußen am Hafenbecken liegen große verschieden farbige Steinkugeln, die an Planeten erinnern. Am liebsten würden unsere Kids sie besteigen. Gegenüber steht ein altes U-Boot auf dem Trockenen, das sicherlich Teil eines dort ansässigen Museums ist.

Mit dem Wohnmobil nach Venedig
der Himmel über der Lagunenstadt wird immer bedrohlicher

Ein Tornado fegt über Venedig

Den mit dem goldenen Löwen ausgezeichneten deutschen Länderpavillon schaffen wir nicht, weil über Norditalien ein Tornado hinweg fegt und nun ein Dutzend Blitze über unseren Köpfen hinweg einen grellen Tanz vollführen. Der Donner antwortet dicht darauf. Wir flüchten uns in den schönen chinesischen Pavillon und ruhen uns auf den Treppenstufen aus bis das Gewitter vorüber ist.

Im warmen Sommerregen laufen wir zur nächsten Bootsanlegestelle. Ich habe leider zu wenig Wasser getrunken und bekomme Kopfschmerzen. Diese werden auf dem schaukelnden Boot des aufgewühlten Gewässers immer schmerzhafter. Der Schaffner fängt an der nächsten Station an, einen farbigen Fahrgast, der sich wie wir zuvor falsch angestellt hat, rassistisch zu beschimpfen. Gegen ihn sind die Berliner Busfahrer Unschuldslämmer.

Im Wohnmobil angekommen, pfeife ich mir zwei Kopfschmerztabletten ein und lege mich mit einem nasskalten Lappen auf der Stirn hin. Unsere Kleine ist hingegen fit. Der Powernap auf der Fähre hat ihr gereicht um mit ihrem Laufrad munter an der Uferpromenade entlang zu rollen. Bald geht es auch mir wieder besser und wir öffnen noch einmal den Spielzeugschrank für ein paar Runden „Reise-Obstkorb“. Um 21.30 Uhr eingeschlafen, wache ich vom Gegröle angetrunkener Jugendlicher auf, die gegenüber unseres Wohnmobils an der Promenade feiern.

La Biennale di Venezia – Arsenale
Campiello Tana, 2169/F, 30122 Venezia VE, Italien
http://www.labiennale.org/en/art/2017

Mit dem Wohnmobil auf dem Rückweg nach Berlin
Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!

Back in Germany, Stellplatz in Zirndorf

Um 8.30 Uhr verlassen wir den Campingplatz Fusina und düsen gen Heimat. Die Museen von Reinhold Messner heben wir uns für einen späteren Südtiroltrip auf. In Österreich schleppen wir uns von Stau zu Stau und fluchen, weil wir für die zweispurige Mautautobahn auch noch Geld berappen müssen. Unser Ziel, um 18 Uhr noch kurz kostenfrei im den Playmobil Funpark zu gehen, können wir an die Navihalterung hängen.

Um 20.30 Uhr erreichen wir endlich Zirndorf und lassen es uns nach diesem Marathon zur Belohnung im gemütlichen Gasthof Bub gut gehen. Auf dem Stellplatz beim Funpark finden wir noch einen Stellplatz für unsere letzte Nacht bevor wir weiter nach Berlin fahren.

Gasthof Bub
Fürther Str. 5, 90513 Zirndorf

Mit dem Wohnmobil von Italien nach Griechenland
Abenteuer Fährfahrt auf dem adriatischen Meer

Literatur und Reiseführer

Peloponnes: Reiseführer mit vielen praktischen Tipps. Taschenbuch – 2. Juni 2015

Mit dem Wohnmobil auf die Peloponnes (Womo-Reihe) Taschenbuch – 19. Januar 2014

Zum Vorlesen oder zum selber Lesen für Kinder

Die schönsten griechischen Sagen Gebundene Ausgabe – 1. August 2005

Die spannendsten griechischen Sagen (Grosse Vorlesebücher) Gebundene Ausgabe – 1. Februar 2007

Ohne Familie und dafür mit Freundin in Riga unterwegs

Reise nach Riga, Lettland
Hobbywool, ein sehr schönes Geschäft für Mitbringsel aus Riga

Falls in meinem Blog der Eindruck entsteht, dass ich ständig mit der Familie und dem Wohnmobil unterwegs bin, so ist das nur bedingt richtig. Denn Anfang Mai habe ich einen wunderbaren Kurztrip nach Riga mit einer Freundin unternommen. Mit meiner Freundin, die ich nun seit 20 Jahren an meiner Seite habe, tat ich schon so manche kleine Reise (Budapest, London, Brüssel, Genf), beziehungsweise habe ich sie dort besucht, wo sie gerade steckte. Ähnliche Interessen und Vorlieben verbinden uns und das macht uns unter anderen zu einem tollen Reisepaar.

Die lettische Hauptstadt eignet sich bestens für ein Wochenendbesuch, wenn man per Flugzeug anreist. Die Altstadt ist sehr gut an zwei Tagen zu erlaufen oder mit einem Leihrad zu erkunden. Natürlich eignet sich eine Reise nach Riga auch für einen längeren Zeitraum. Schließlich bietet Riga viele interessante Kunst- und Geschichtsmuseen. Außerdem kann man zum Beispiel ab Riga mit dem Schiff oder dem Auto bis zur Ostseeküste Lettlands hinauf fahren, die sehr schön sein soll.
Es ist auffallend, wie zuvorkommend und hilfsbereit die Rigaer gegenüber Touristen auftreten. Darüber hinaus sind die Preise noch absolut moderat und außerdem kann man in dem EU-Mitgliedsland bequem mit dem Euro bezahlen. Das Essen in den zahlreichen hübschen Restaurants und Cafés ist herzhaft und schmackhaft.

Leider kam ich nicht eher dazu zu berichten, also wundert Euch bitte nicht über die noch kargen Bäume auf meinen Fotos. Anfang Mai hatten wir übrigens strahlenden Sonnenschein, wenn es auch im Schatten recht frisch war. Riga hat mir auf jeden Fall sehr gut gefallen und mir Lust auf mehr Lettland gemacht. Ich werde deshalb mit dem Wohnmobil zurückkehren und mir mehr ansehen!

Riga auf einem alten Stadtplan in der Lettischen Nationalbibliothek
Riga auf einem alten Stadtplan in der Lettischen Nationalbibliothek

Auf dem Weg nach Riga

Mein Rollkoffer voll mit Handgepäck rattert über den Bürgersteig. Kinder und Mann sitzen noch Zuhause am Frühstückstisch während ich mich auf den Weg zum Flughafen Schönefeld mache. Während der S-Bahnfahrt checke ich gefühlte einhundert Mal, ob mein Smartphone noch an und mein dort gespeichertes Flugticket noch da ist.

In der Schlange der Sicherheitskontrolle entdecke ich meine Reisefreundin. Wir grinsen uns an und freuen uns! Fast drei Tage Riga liegen vor uns. Nur für uns beide. Ohne Ehemänner und ohne Kinder. Wie spannend!

Schwarzhäupterhaus in Riga
Das Schwarzhäupterhaus in Riga

Willkommen in der Hanseperle Riga

Nach einer harten Landung wurschteln wir uns schnell bis zur Bushaltestelle durch. Mehrere Buslinien fahren hier ins Stadtzentrum. Die Kleinbusse fahren ohne Zwischenstopps in circa 20 Minuten in die Altstadt und kosten zwei Euro. Die normalen Busse kosten die Hälfte und brauchen etwas länger dorthin.

An der Station „11.novembra krastmala“ steigen wir aus dem Bus. Hinter uns leuchtet der Fluss Düna (Daugava) im selbstbewusst kräftigen Dunkelblau. Der 1.020 Meter lange Strom hat zuvor Polen einen Besuch abgestattet und beendet seine Reise in der Ostsee. Über uns wölbt sich der Rigahimmel im zarten Hellblau, hach meine liebe Freundin ist das Leben schön!
Vor uns liegt der Rathausplatz mit wunderschönen alten Gebäuden. Am auffälligsten ist das Schwarzhäupterhaus, ein ehemalige Gildehaus, das allerdings nicht schwarz, sondern in rot-orangen Backsteinen leuchtet. Der gotische Bau mit seinen schmiedeeisernen Schmuck am mächtigen Giebel sieht toll aus. Vor allem wenn man bedenkt, dass es von den Deutschen in Schutt und Asche geschossen und deshalb vor 65 Jahren gesprengt und erst Mitte der 90er Jahre rekonstruiert wurde. Auf dem Platz tummeln sich entsprechend zahlreiche Touristen und Stadtführer.

Aber nun genug davon, wir möchten unsere lauten Rollkoffer los werden und versuchen uns auf dem Stadtplan auf dem kleinen Bildschirm unseres Smartphones zu orientieren. Wir treffen dabei auf einige verdächtig nach Junggesellenabschied aussehende Grüppchen. Es sind auch Segway-Gruppen mit Guide und Headsets unterwegs. Riga ist anscheinend kein Geheimtipp mehr.

In einem Geschäft holen wir unseren Haus- und Wohnungsschlüssel ab und ziehen unsere Koffer in das kleine zweistöckige alten Haus. Als wir den Wohnungsschlüssel ins Schloss unserer Ferienwohnung stecken und die Tür öffnen, erleben wir eine Überraschung. Direkt hinter der Tür befindet sich eine weitere Tür, die aufgeschlossen werden will. Auch eine Art, für Sicherheit und Lärmschutz zu sorgen. Hinter der zweiten Holztür verbirgt sich dann endlich unsere Wohnung mit Diele, Bad sowie einem Wohnzimmer mit offener Küche und Schlafcoach sowie einem seperaten Schlafzimmer. Es sieht alles super gemütlich und sauber aus. Eine Wand ist komplett im Fachwerkstil gehalten. Nachdem wir uns darauf geeinigt haben, dass wir uns beide mit dem Schlafzimmer abwechseln, spazieren wir los. Wir stellen begeistert fest, dass wir mitten im Zentrum der Altstadt wohnen. Für mich als Bewohnerin eines Hauses am Berliner Stadtrand (ist aber noch Berlin!) ist das natürlich eine Sensation. Im Erdgeschoss unseres Hauses befindet sich allerdings eine Kneipe, die Öffnungszeiten bis 6 Uhr morgens verspricht. Das finde ich weniger sensationell.

romantisches Café Parunasim
romantisches Café Parunasim

Mittagessen im romantischsten Café der Stadt

Jetzt brauchen wir etwas zu essen und zu trinken und machen uns auf die Suche nach dem romantischsten Café, das die Stadt zu bieten haben soll und das uns meine Cousine  empfohlen hat. Nach einigem hin und her finden wir den versteckten Eingang zum Café „Parunāsim“ über die Straße Jekaba iela. Und wirklich, es ist sehr hübsch und ruhig hier. Am Nebentisch speisen eine junge Frau und ein ebenso junger Mann. Ansonsten haben wir den kleinen Hof mit dem Tisch in der Sonne für uns allein und bestellen aufs Geratewohl etwas zu essen. Einige Touristen schauen ab und an in den Hof und fotografieren sich vor der hübschen Leuchtschrift, setzen sich aber an keinen der kleinen Tische. Dabei schmeckt das Essen hier gut und im Café warten wunderbare Torten und Kuchen darauf verzehrt zu werden. Wir sind froh über die intime Stimmung des Cafés, wundern uns aber über das Verhalten der Touristen, die offenbar nur ein tolles das Fotomotiv aus sind. Sie wissen nicht, was sie hier verpassen…

Freiheitsdenkmal und Park in Riga
Freiheitsdenkmal und Park in Riga

Freiheitsdenkmal und Jugendstilviertel

Danach schlendern wir weiter durch Rigas Gassen und Einkaufsstraßen und treffen kurz hinter der Brücke „Brivibas Bulvaris“ die berühmte große schlanke Milda mit ihren stolz in die Luft gereckten drei Sternen. Das von Blumen gesäumte Denkmal ist Symbol der nationalen Einheit von Lettland. Eine in eine dunkeltrot-weisse lettische Landesflagge gewandete Frau steht mit ausgebreiteten Armen vor ihr und kniet dann ehrfürchtig vor ihr nieder. Wir sind nicht ganz sicher, ob mit ihr noch alles stimmt.

Ein Lifekonzert einer jungen Band kurz vor der bekannten Laima Uhr zieht uns sowie Dutzende andere Passanten in den Bann. Es fehlt nicht viel und wir würden hier mitten auf der Brücke tanzen, so gut und so laut sind sie. Überhaupt wird in Riga überall musiziert. Auch Kinder stehen in Einkaufsstraßen und fideln. Ob das ein Zeichen von Armut ist, frage ich mich?

Von der Musik inspiriert, kaufen wir uns in der fast direkt neben der Brücke gelegenen Nationaloper von Lettland zwei Karten für eine Opernpremiere für den folgenden Abend und machen uns ganz beseelt von unserem Kulturplan dann in nordwestliche Richtung auf, um das Jugendstilviertel zu erkunden. Der Weg führt uns ein gutes Stück am Stadtpark und am Pilsetas Kanal entlang. In einem der Parks blickt ein riesiger Schimpanse in einem Raumfahreranzug auf uns hinab.

Zuerst schaffen wir es am berühmten Rigaer Jugendstilzentrum vorbei zu laufen und dabei ein Art ausgestorbene Westernstadt in Form von verlotterten Holzhäusern zu entdecken. Es wirkt wie eine Filmkulisse, ist abe keine. Es sind kaum Menschen auf den Straßen unterwegs. Manchmal hat es auch sein gutes, wenn man nicht direkt ans Ziel gelangt und somit auf vollkommen unerwartetes trifft. Um die Ecke stehen die prunkvollen Häuser im Jugendstil. Einen größeren Gegensatz kann es kaum geben. Pünktlich zur Schließzeit um 18 Uhr stehen wir vor dem Jugendstilmuseum. Zum Glück gibt es aber in der Umgebung genug wahnsinnig schöne Häuser im Jugendstil zu sehen, so dass wie auch so absolut begeistert sind. An den Hausfassaden in der Audēju, Smilšu und Elizabetes Straße wimmelt es nur so von Frauenfiguren, Blumen- und Pflanzenzeichnungen, Linienwindungen und Masken.

Jugendstilviertel in Riga
Jugendstilviertel in Riga

Gegenüber vom Museum hat das Geschäft „Art Nouveau Riga“ noch bis 19 Uhr geöffnet, das ausschließlich Souvenirs im Jugendstil verkauft. Von der dekorativen Fliese bis hin zum Kollier sieht alles nach Art Deco und Jugendstil aus. Das Museum muss eben dann warten, bis wir ein anderes mal vorbei kommen.

Das schnucklige Café Mon Amour hat einen kleinen Tisch und Stühle draußen vor das Fenstr gestellt. Das ist unser Platz, befinden wir und genießen dort einen frischen Orangesaft und Café in der Sonne. In einem großen Mall-Supermarkt um die Ecke unseres Apartments decken wir uns mit Wasser (georgisches, bitte nicht nachkaufen, es schmeckt nicht), dem berühmten lettischen Schwarzbrot (saldskāba maize, sehr lecker), Eiern, Tomaten, Obst und einer Art geschmackneutralen Hüttenkäse ein. So haben wir für den Notfall etwas in der Ferienwohnung.

Restaurant 3 in Rigas Altstadt
Restaurant 3 in Rigas Altstadt

Kulinarisches Highlight

Abends besuchen wir das „Restorāns 3“ in der Altstadt, weil es praktischerweise ganz in der Nähe unseres Apartments liegt. Damit landen wir, ohne dass wir es vorher so genau wussten, einen kulinarischen Volltreffer! Wir entscheiden uns für zwei verschiedene mehrgängige Menüs, die aus saisonalen und regionalen Produkten bestehen. Bevor es richtig los geht, bereiten uns einige Gaumenfreuden auf unser bevorstehendes Festmahl vor. Jeder folgende Gang, der aus frischen Pilzen und Beeren, Wild oder Fisch besteht, wird von der Bedienung auf Englisch genau beschrieben und auf einem anderen Teller oder Schale aufwändig drapiert. Eine Speise kommt sogar dampfend daher. Wir sind hin und weg und genießen über fünf Stunden die außergewöhnlichen Köstlichkeiten. Erst später lesen wir, dass das Restaurant bereits zahlreiche Preise gewonnen hat. Ganz glücklich, ob dieses einmaligen kulinarischen Erlebnisses, laufen wir die wenigen Meter heimwärts.

Joggen durch Rigas Altstadt

Die Nacht für meine Freundin, die im Wohnzimmer schlief, war laut. Die Musik in der Kneipe war unüberhörbar. Uns ist trotzdem nach Bewegung und wir joggen durch Rigas Alstadt, die sich gut zum Laufen eignet. Es gibt zum einen nicht viel störenden Autoverkehr und zum anderen ist es am Kanalufer und in den kleinen Parks, wie zum Beispiel dem Kronvalda Park, einfach herrlich für Jogger. Es gibt in den Parks neben schönem Baumbestand, Blumenrabatten und Cafés auch Brunnen sowie ein chinesischen Pavillon zu entdecken. Am Flussufer der Daugava brausen dann schon wieder mehr Autos an uns vorbei, so dass es dort nicht mehr so idyllisch ist.

Zentralmarkt, Speicher in Riga
Zentralmarkt und Speicher

Zentralmarkt, Speicherstadt „Spikeri“, Lettische Akademie der Wissenschaften

Nach dem Frühstück in unserem Apartment (wir haben kein Café auf die schnelle gefunden, das bereits vor 11 Uhr geöffnet und unseren Geschmack trifft) leihen wir uns ein Fahrrad, weil wir damit einfach und schnell in der Stadt vorankommen. Zuerst geht es in die Moskauer Vorstadt zum Zentralmarkt, der in der Nähe des Hauptbahnhofs und des Flusses Daugava liegt. In den ehemaligen Zeppelinhangars gibt es vom Gebäck (sehr günstig und lecker) über Hanfbutter, Kräuter, Blumen, Obst, Honig, Fleisch und Käse alles, was man sich so vorstellen kann (so auch eine Apotheke in der wir ein Blasenpflaster erstehen).

Panoramablick von der Lettischen Akademie der Wissenschaften
Panoramablick von der Lettischen Akademie der Wissenschaften

Von den Markthallen ist es nur noch ein Katzensprung zu den schönen Speichern (Spikeri), vor denen heute ein Trödelmarkt stattfindet. Hier herrscht eine gemütlich-fröhliche Athmosphäre.
Wir radeln weiter zur Lettischen Akademie der Wissenschaften. Dabei kommen wir an einfachen Holzhäusern (so wie bereits am Tag zuvor hinter dem Jugendstilviertel) vorbei, an denen die Farbe bereits stark abgeblättert ist. Sie sind noch bewohnt und scheinen aber aus der Zeit gefallen. Wie lange werden sie sich hier noch halten können?

In dem Zuckerbäckerstil-Hochhaus begrüßen uns zwei fernsehguckende Pförtner. Sie könnten vom Eindruck her beinahe auch Bestandteil des 21 Stockwerke hohen Geschenks von Joseph Stalins an Riga gewesen sein. Mit dem Fahrstuhl geht es bis ganz nach oben. Der Panoramablick über Riga ist toll. Wir können uns kaum satt sehen an all den Häuserdächern, Kirchtürmen, dem Fluss und dem Grün um Riga herum. Auch das Bürohochaus mit dem hübsch klingendem Namen „Sonnenstein“ sowie den 368,5 Meter hohen Fernsehturm können wir sehen. Irgendwo hinter dem Grün in Richtung Norden muss die Ostsee sein, vermute ich.

Eine Oase der Ruhe: Das Apsara Tea House
Eine Oase der Ruhe: Das Apsara Tea House

Entspannen im Apsara Tea House

Während sich meine Freundin im Apartment etwas erholt, mache ich Mittagspause in einem super süßen Café namens „Apsara Tea House“ im Park. Ich setze mich vor den gläsernen Pavillon draußen auf eine Bank, die mit dicken Kissen ausgestattet ist und genieße die Sonne und den Ausblick auf den Stadtkanal und den Park. Es stehen wahnsinnig viele Teesorten und auch einige süße und herzhafte Snacks zur Auswahl. Die Preise sind niedrig und die Atmosphäre total entspannt. Ich entscheide mich für einen Detox Mate Tee, der ganz südamerikanisch in einer hölzernen Kalbebasse mit Metallrand und -halm serviert wird. Dazu bekomme ich eine Thermoskanne mit heißem Wasser. Die schaffe ich doch nie im Leben alleine! Viel los ist im Café nicht, so dass ich hier für eine ganze Weile meine Seele baumeln lassen und mich wieder wie eine junge Studentin mit viel Zeit fühlen kann.

Stadtspaziergang durch Rigas Altstadt
Stadtspaziergang durch Rigas Altstadt

Schloss Riga, Kirchen und Bummeln

Derart ausgeruht mache ich mich auf den Weg zum Flussufer. Dort möchte ich das Schloss „Rigas pils“ besuchen, das mir ganz malerisch mit einer wehenden rot weißen Fahne auf dem Wehrturm zu winkt. Aber Pustekuchen! 2013 brannten der Dachstuhl und die Prunksäle des Schlosses lichterloh. Seitdem wartet das Kleinod auf seine Restaurierung. Immer noch verriegelt und verrammelt, gelingt es mir nur einen Blick von außen auf Rigas Pils zu werfen.

Weil ich eh schon in der Nähe bin schiebe ich ein das Rad noch wenig durch die steingepflasterten Gassen und verstehe immer mehr, warum Rigas Altstadt seit 1997 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört.
Entspannt erkunde ich die schnuckelige Maria Magdalena Kirche, den pompösen Dom St. Marien sowie einige Geschäfte wie das Hobbywool mit schönen teilweise handgefertigten Mitbringseln und die Giebelhäuschen der Altstadt bis ich mich mit vielen Souvenirs im Rucksack auf zu einem architektonischen Highlight der Stadt mache.

Lettische Nationalbibliothek
Lettische Nationalbibliothek

Nationalbibliothek von Lettland

Das mit dem Highlight ist übrigens wörtlich zu verstehen. Nachdem ich eine lange Daugava Brücke mit dem Rad überquert habe, stehe ich nun an der gegenüber der Altstadt liegenden Uferseite vor der Pyramide des Lichts. 2014 wurde die Lettische Nationalbibliothek in der damaligen Kulturhauptstadt Europas eingeweiht. Alle Rigaer waren aufgerufen Bücher aus ihrem Privatbesitz für das neue architektonische Wahrzeichen zu spenden. Die Bücher wurden mit einer Menschenkette von Hand zu Hand weitergereicht bis sie im Tempel des Wissens in ein über sieben Stockwerke hohes Regal Platz fanden. Als ich das Foyer betrete, bekomme ich beim Betrachten des riesigen Bücherregals fast Nackenschmerzen. Insgesamt warten 4,1 Millionen Bücher in etwa 50 Sprachen hier darauf gelesen zu werden.

Ausstellungen und riesiges Bücherregal in der Lettischen Nationalbibliothek
Ausstellungen und riesiges Bücherregal in der Lettischen Nationalbibliothek

Für Besucher wie mich gibt es kostenfreie Besucherausweise. Wie in der Berliner Stabi muss ich auch hier meine sieben Sachen in einer durchsichtigen Plastiktüte verstauen und den Rest im Schließfach lassen. An der Information bekomme ich einen sehr schönen Schuber in dem aufwändig gestaltete Karten mit Informationen über jedes Stockwerk und die dortigen Ausstellungen stecken. Die junge Frau am Serviceschalter spricht super Englisch und erklärt mir die Besonderheiten der Ausstellungen. Als erstes besuche ich den geheimnisvoll dunklen Ausstellungsraum über die Entstehung von lettischen Schriftzeichen und die Herstellung von Büchern. Das hört sich jetzt eher unsexy an, ist es aber nicht. Statt langweiligen Exponaten erwartet mich eine der interaktivsten Ausstellungen, die ich je erlebt habe. Neben verschiedenen Tast- und Riechstationen flattern Bücher wie von Geisterhand umher.
In diesem 17 sekündigen Video habe ich mal die Ausstellung für Euch festgehalten:

In einem Separée blättere ich durch ein überdimensionales Buch, das auf jeder Seite mit einem Bild ein anderes Stück weltberühmte Weltliteratur darstellt. Gleichzeitig erscheinen auf einer Leinwand die dazu passenden Animationen und Klänge.

Ich könnte mich noch länger hier aufhalten, möchte aber gleichzeitig auch noch die weiteren Ausstellungen entdecken. Ich arbeite mich vom Erdgeschoss bis in den siebten Stock hinauf, bis ich in alle Ausstellungsräume einen Blick geworfen habe. Besonders gefallen mir die vielen bequemen Sofas von denen aus ich super entspannt über die Daugava nach Alt-Riga blicken kann, während neben mir Studenten das kostenfreie WLAN dazu nutzen um sich Big Bang Theory Folgen anzusehen (manche lernen auch).

Jugendstilmuseum in Riga
Jugendstilmuseum in Riga

Jugendstilmuseum

Danach radele ich einmal quer durch Riga zum Date mit meiner Freundin. Sie erwartet mich schon vor dem Jugendstilmuseum, um eine Zeitreise zurück in die Vergangenheit anzutreten. Allein schon das Treppenhaus ist einen Besuch wert! Im Untergeschoss des Museums probieren wir einige blumige Hüte auf, die bei mir zumindest ziemlich albern aussehen. Die Menschen aus der damaligen Zeit sehen auf jeden Fall viel besser darin aus als ich, wie die Hologramme verdeutlichen. Im Erdgeschoss des Hauses ist eine komplette Wohnung im Jugendstil eingerichtet. Vom WC, über die Küche, Speise- und Wohnzimmer ist alles originalgetreu hergerichtet.

Lettische Nationaloper in Riga
Lettische Nationaloper in Riga

Lettische Nationaloper

Spitzen, Rüschen, Glitzer, Perlen, Absatzschuhe, Jackets, polierte Herrenschuhe. Die Besucher von Rigas Opernhaus haben sich heute Abend in Schale geworfen. Ihr feierliches Outfit passt bestens zum neoklassizistischen Bau von 1863 in dem wir uns gerade erwartungsvoll eingefunden haben. In meinen goldenen Turnschuhen schleiche ich bewundernd um sie herum. Unsere Plätze in einer der vorderen Reihen des prunkvollen Saales sind top. Alle Plätze sind belegt. Auch Kinder sind unter den Zuschauern. Eine moderne Oper erwartet uns. „Lemūrētie“ beziehungsweise „eingemauert“ heißt das Stück, das in den folgenden zwei Stunden so manchen im Publikum zu Tränen rühren wird. Liebe, Erfolg, Schwangerschaft und Tod, es geht um die ganz großen Themen im Leben, die von den Opernsängern mit einer großen Leichtigkeit vorgetragen werden. Die modernen Bühnenbilder, die schickem Kostüme, der Wechsel von instrumentaler Musik mit dem Scratchen eines Live-DJs und ein passender szenischer Einsatz von iPad Lichtern sprechen eine deutliche Sprache: die Oper in Riga ist jung und zeitgemäß ohne aufgesetzt zu wirken.

Skyline Bar

Blau, rot, grün und lila beleuchtete Brücken über dem Kanal begrüßen uns als wir das Opernhaus verlassen. Wir möchten noch etwas in der 700.000 Einwohnerstadt erleben und gondeln mit dem Rad durch die Nacht. Wir sind die einzigen Radfahrer, die noch unterwegs sind. Unser Ziel ist nicht zu verfehlen. 26 Stockwerke fahren wir in einem gläsernen Fahrstuhl (Menschen mit Höhenangst sollten sich das gut überlegen) hinauf. Von der Skyline Bar des Radisson Blu Hotels Latvija haben wir einen fantastischen Blick auf Riga sowie auf die Tanzfläche, die von einem DJ bespielt wird. Wir bekommen den letzten freien Tisch, Glück gehabt. Die Bartender haben entsprechend mächtig zu tun. Die Cocktailkarte liest sich aber auch verdammt gut! Das Warten auf unsere fruchtigen Cocktails und unseren Käseteller lohnt sich und gibt uns Energie noch die Tanzfläche zu polieren und unser gelungenes Wochenende in Riga ausklingen zu lassen.

Matroschkas warten darauf mitgenommen zu werden
Matroschkas warten darauf mitgenommen zu werden

Infos und Adressen

Sehenswürdigkeiten

Schwarzhäupterhaus
Rātslaukums 7, Central District, Riga, LV-1050, Lettland
http://www.melngalvjunams.lv/

 

Jugendstil Museum
Alberta iela 12, Centra rajons, Rīga, LV-1010, Lettland
http://www.jugendstils.riga.lv/eng/muzejs

 

Lettische Akademie der Wissenschaften
Akademijas laukums 1, Rīga, LV-1050, Lettland

 

Lettische Nationalbibliothek
Mūkusalas iela 3, Zemgales priekšpilsēta, Rīga, LV-1423, Lettland
https://www.lnb.lv/en

 

Lettische Nationaloper
Aspazijas bulvāris 3, Centra rajons, Rīga, LV-1050, Lettland
https://www.opera.lv/en/

Skyline Bar im Hotel Radisson Blu Latvija
Elizabetes iela 55, Centra rajons, Rīga, LV-1010, Lettland
https://www.radissonblu.com/en/latvijahotel-riga

Restaurants und Cafés

Restorāns „Parunāsim“
Mazā Pils iela 4, Centra rajons, Rīga, LV-1050, Lettland
http://parunasimkafe.lv/

Café Mon Amour
14, Jāņa iela, Centra rajons, Rīga, LV-1050, Lettland

 

Restorāns 3
Kaleju street 3, Riga LV-1050
Telephone for orders: +371 26660060
E-Mail: restaurant3@restaurant3.lv
http://www.restaurant3.lv/

Apsara Tea House
Tērbatas iela 2G, Centra rajons, Rīga, LV-1050, Lettland
http://www.apsara.lv

Shoppen

Art Nouveau Riga
Strēlnieku iela 9, Centra rajons, Rīga, LV-1010, Lettland

Zentralmarkt Riga
Nēģu iela 7, Latgales priekšpilsēta, Rīga, LV-1050, Lettland


http://www.hobbywool.com/

Verkehrsmittel

Öffentlicher Nahverkehr in Riga
https://www.rigassatiksme.lv/en/

Es gibt mehrere Vermietungen von Fahrrädern. Wir haben hier gemietet hier: Bicyclerental
http://www.bicyclerental.lv/de/

Reiseführer für Riga

Für Riga gibt es natürlich zahlreiche Reiseführer, wir waren mit dem von DuMont hier unterwegs:

Camping-Kurzurlaub an der Ostsee, Wohlenberger Wiek

riesige aufblasbare Einhorn Luftmatratze
riesige aufblasbare Einhorn Luftmatratze

Ich sehe die Schlagzeile in Lokalpresse bereits vor mir: „Einhorn auf der Ostsee gesichtet“. Zum dritten Geburtstag unserer Tochter habe ich mir ein Kindheitstraum erfüllt und ein aufblasbares Badetier in Form eines riesigen Einhorns bestellt. Offiziell ist das weiße schwimmende Gummitier mit dem Regenbogenmähne und dem -schweif natürlich ihr Geburtstagsgeschenk. Leider haben wir unsere super Handpumpe Zuhause vergessen. Aber mit dem guten alten Blasebalg und eigener Atemluft verwandelt sich die flache weiße Gummimatte auch ratzfatz in ein wunderschönes Pferd mit goldenem Horn.

Es ist mit 275 x 140 x 120 cm und einer Tragfähigkeit von bis zu 200 Kilogramm groß und kräftig genug, dass sowohl meine beiden Töchter als auch ich locker darauf Platz nehmen können und mit dem phthalatfreien Gefährt am Naturstrand der Wohlenberger Wiek entlang schippern. Der Wind ist ablandig und daher werden wir ständig weiter hinaus hinaus in die Bucht getrieben. Durch die Ebbe ist es jedoch so flach, dass unsere fast sieben jährige Tochter auch nach circa 100 Meter Entfernung zum Strand noch im Wasser stehen kann. Sie nimmt am liebsten die Aufgabe als Rosseführerin ein. Dadurch kann ich mich fast liegend herrlich sonnen während meine dreijährige Tochter zwischen meinen Beinen sitzt und sich an den beiden Haltegriffen am Hals des Einhorns festhält und ihre Schwester anfeuert. Mit diesem auffälligen Badespielzeug fallen wir natürlich schon von weitem auf. Es wollen auch mal andere Passagiere aufsteigen und dann räume ich meinen Platz für sie.

Während unsere große Tochter mit ihrer neuen Freundin, die hier ihre Oma in ihrer Dauercamperlaube besucht, für meinen Geschmack viel zu weit draußen im Wasser spielt, vergleicht sich unsere Dreijährige ihre  Bikinifigur mit der einer anderen Dame, die neben uns am Strand liegt: „Papa, warum hat die Frau so einen dicken Bauch? Ich hab auch einen dicken Bauch“.

Unser Stellplatz auf dem Calingplatz Liebeslaube an der Ostsee, Wohlenberger Wiek
Unser Stellplatz auf dem Campingplatz Liebeslaube

Der Campingplatz „Liebeslaube“

Über das verlängerte sonnigwarme Himmelfahrtswochenende haben wir uns vor ein paar Wochen auf dem Campingplatz „Liebeslaube“ einen Stellplatz reserviert. Nein, das ist wirklich kein Swinger Club, sondern ein ganz ruhiger Platz für bis zu 90 Touristen-Caravan und -Wohnmobile auf der grünen Wiese sowie für 350 Dauercamper, die direkt am Strand stehen dürfen. An Feiertagen sind die Stellplätze schnell ausgebucht. Eine Reservierung ist deshalb wirklich zu empfehlen.

Die Lage

Die Liebeslaube befindet sich in der Wohlenberger Wiek, dem Südwestteil der Wismarbucht an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns. Die nächst gelegene größere Stadt ist die Hansestadt Wismar. Das ist für Radtouren uns sonstige Ausflüge sehr praktisch. Von Nordwest-Berlin sind es circa 182 Kilometer bis zur Wohlenberger Wiek.

Ostsee Bucht der Wohlenberger Wiek
Bucht der Wohlenberger Wiek

Der Strand

Für die Wahl des Campingplatzes war für uns ausschlaggebend, dass der Strand nur 150 Meter entfernt und damit kinderfußläufig ist. Wir haben wenig Lust das ganze Strandgedöns hunderte Meter zu schleppen.

Die sichelförmige Bucht zeigte sich während unseres Aufenthalts windgeschützt. Durch die Heckenrosen und Bäume am Rand zum Campingplatz gibt es auch etwas Schatten, wobei ein Schirm oder eine Strandmuschel dennoch empfehlenswert sind. Sobald nachmittags die Sonne frontal auf uns niederzubrennen drohte, waren wir für unsere gute Strandausstattung dankbar.

Dadurch das sich der Strand Naturstrand nennt, werden die am Strand trocknenden Algen nicht weg geräumt. Demzufolge entsteht an mancher Strandstelle, sagen wir mal, ein spezieller Geruch. Aber nun gut. Es ist halt Natur. Es gibt genug Plätze an denen es nicht nach alten Sushi duftet. Nichtsdestotrotz staksen wir im Storchengang über glipschige Steine, Algen in verschiedenen Verwesungsstadien und Schlick bis wir von unserer Strandbase klares Wasser erreichen. Danach überkommt mich beinahe ein Florida-Feeling (die Palmen und Flamingos muss man sich dazu denken, aber ich war noch nie in Florida ). Der Uferbereich ist, wie bereits erwähnt, bei Ebbe äusserst flach und dadurch für kleinere Kinder ideal zum Planschen. Für Surfanfänger oder Stand up Paddler ebenfalls. Für geübte Schwimmer dafür weniger.

Weiter östlich lockt ein Abschnitt mit Steilküste zu dem ich morgens laufe. Schwalben haben sich Dutzende von Nester darin gebaut und fleissige Künstler haben Steinmännchen Kunstwerke am Strand hinterlassen. Östlich gibt es ausserdem einen weiteren Campingplatz.

Campingplatz Liebeslaube
Campingplatz Liebeslaube

Die Ausstattung

Die liebevolle Bepflanzung fällt mir als erstes auf, als wir unseren Stellplatz beziehen. Es ist alles sehr gut gepflegt und sauber.

Das großzügig geschnittene Sanitärgebäude ist ganz neu und hat zwei Familienbäder (muss man vorher buchen) ein barrierefreies Bad, eine Hundedusche und ein super schönes Kinderbad mit eine Dusche in Form eines Leuchtturms. Männer- und Frauenbäder gibt es natürlich auch.

Wer keine Lust hat selbst zu kochen, kann in der Gaststätte „Ristorante Rimini“ mit Blick auf die Ostsee essen gehen oder sich ein Eis (1 Euro pro Kugel) für den Strand holen. Im kleinen Supermarkt mit Café gibt es mehr als das Nötigste sowie morgens ab 8 Uhr frische Brötchen und Tageszeitungen.

Neben einer Surfschule gibt es einen Fahrradverleih und Radwanderkarten, Tischtennisplatten auf der Zeltwiese, Beach-Volleyball am Strand, einen Kinderspielplatz direkt am Supermarkt beziehungsweise Sanitärgebäude. Für Hunde gibt es einen eigenen Strandbereich und sogar einen Spielplatz. Durch diese Hundeextras gibt es auf diesem Campingplatz etwas mehr Vierbeiner als normalerweise.

In der Hauptsaison wird eine Puppenbühne bespielt und ein Kinderprogramm geboten. Gegen eine Nutzungsgebühr von pauschal 5 Euro pro Tag beziehungsweise 10 Euro pro Woche steht WLAN zur Verfügung. Aber wir machen uns ohne den ganzen Chichi hier eine schöne Zeit.

Wer kein Zelt oder Wohnwagen hat, kann sich auf dem Campingplatz eine von insgesamt 17 Ferienwohnungen, ein Campingfass aus Holz (Tönnis) oder eine Strandlaube mieten. Ein Stellplatz für ein Wohnmobil kostet in der Hochsaison je Nacht 28 Euro inklusive zwei Erwachsene. Kinder sowie die Chipkarten zum Duschen (Kinder duschen kostenfrei) sowie Wäschewaschen und -trocknen kosten wie überall extra.

Weizen- und Ratsfelder entlang des Ostseeküstenradwegs auf dem Weg nach Wismar
Weizen- und Ratsfelder entlang des Ostseeküstenradwegs auf dem Weg nach Wismar

Radtour nach Wismar

Bereits nach wenigen Hundert Metern, im Ort Beckerwitz, gibt es den ersten kleinen Radunfall in der Familie. Er ist zum Glück harmlos und die Pflaster dürfen im Rucksack bleiben. Durch den unfreiwilligen Stopp, kommen wir in den Genuss, die schöne reetgedeckte Jugendherberge und das dazugehörige Dorf aus Baumhäusern zu begutachten. Die Baumhäuser bestehen aus übereinander liegenden Holzwaben und sehen sehr modern aus.

Der Rest der Radtour auf dem Ostseeküstenradweg nach Wismar verläuft zwar mit etwas Gemecker seitens unserer fast sieben jährigen Tochter, aber bei einer circa zwölf Kilometer langen Strecke ist das mehr als verständlich. Ab und an geht es auch bergauf, so dass entsprechend gestrampelt werden muss. Leider handelt es sich bei dem Radweg nicht um einen reinen Weg für Fahrräder, sondern es fahren dort auch Autos. Für unsere am liebsten in der Straßenmitte fahrende Tochter ist das ein gutes Training.

Der schöne Ausblick über die Weizen- und Rapsfelder entschädigt zumindest uns Eltern für die ständigen Rufe „rechts fahren, es kommt ein Auto!“ und Herzrasen bei jedem nahenden Automobil. Die fast Dreijährige singt sich derweil eins auf dem Fahrradsitz.

Fährhaus in der Hansestadt Wismar
Fährhaus in der Hansestadt Wismar

Wunderschöne Altstadt in der Hansestadt Wismar

In Wismar bekommen unsere Mädels erstmal eine prall gefüllte Tüte Naschereien aus dem so genannten Bärenland-Geschäft. Dermaßen belohnt können wir einen Spaziergang durch die Altstadt mit der allgegenwärtigen Backsteingotik unternehmen. Am genau 100 x 100 Meter messenden Marktplatz sind alle Cafés gut besucht. Zahlreiche Touristen entspannen unter den Sonnenschirmen.
Ein gendermäßig betrachtet absolut moderner kleiner Brunnen mit einer Meerjungmannn und einer -frau (leider kein Trinkwasser) am Wasserkunstwerk von 1602 ziert diesen großen Platz. Früher diente das Wahrzeichen der Stadt der Trinkwasserversorgung und erzählt noch heute in deutscher und lateinischer Schrift davon.

Wir bummeln durch kleine hübsche Gassen zum Wahrzeichen der Stadt. Dieses besteht aus einem 80 Meter hohen Turm der Marienkirche. Davor kann man eine moderne Skulptur in Form von einem Tauziehwettbewerb betrachten. Hier zieht eine Gruppe an einem Tauende während auf der gegenüberliegenden Seite nur eine Person zieht. Wer wird wohl am Ende gewinnen? Kann man es alleine gegen mehrere schaffen? Hier lässt es sich mit Kindern wunderbar philosophieren.
Andeutungen in Form von Sitzbank hohen Außenmauern zeigen wie groß die Kirche vor ihrer Sprengung 1960 einmal gewesen sein muss. Solch eine tolle Idee hatten dieselben oder andere Leute zehn Jahre früher bereits in Berlin mit dem Schloss auch in die Tat umgesetzt. Aber bald bekommen wir Berliner ja ein neues Schloss in Mitte.

Direkt an der Marienkirche steht das ehemalige Verwaltungshaus der Kirche, das Archidiakonat. Durch den mit Windlöchern verzierten Staffelgiebel des Backsteingotikhauses scheint die Sonne von Süd nach Nord hindurch.

Insgesamt gibt es in in der circa 42.000 Einwohner zählenden Hansestadt so viele herrschaftliche sanierte Bürgerhäuser, die Zeugnis der einst so mächtigen Hansebundes mit Hamburg, Lübeck, Rostock und Stralsund ablegen, dass die Altstadt verdientermaßen seit 2002 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Besonders hübsch finde ich das alte rote Fährhaus, weil es so schön schief über einem Hafenkanal schwankt.

Alte Hafen in Wismar
Alte Hafen in Wismar

Der alte Hafen

Bei den sommerlichen Temperaturen zieht es uns zum Alten Hafen von Wismar. Hier starten übrigens mehrmals täglich Hafen- und Seerundfahrten in die Wismarbucht Richtung Poel. Wir verputzen an einem der Kutter ein Fischbrötchen bevor wir am historischen Wassertor vorbei weiter zum Hafen laufen.

Wir bleiben an Land und gönnen den Kindern ein paar Runden auf dem Hafenrummel während wir einen riesigen Katamaran aus blankem Stahl beim Anlegen beobachten. Das bunte Halligalli-Geblinke des Rummels bildet einen ordentlichen Kontrast zu den alten Speichergebäuden aus Backstein, die gerade nach und nach saniert und ausgebaut werden.

Den sicherlich sehr schönen 17 Hektar großen Tierpark südwestlich von der Wismarer Altstadt heben wir uns für ein anderen Besuch auf. Die Stadt gefällt und so gut, dass wir auf jeden Fall wieder kommen. Vielleicht ziehen wir dann in eines der luftigen Bienenwabenbaumhäuser…

Frische Milch von der Milchtankstelle
Frische Milch von der Milchtankstelle

Einmal Milch volltanken, bitte!

Statt an einer Tankstelle für Pkw kommen wir auf der Rückfahrt bei der täglich geöffneten Milchtankstelle Zierow vorbei. An einem Automaten zapfen wir eine Flasche mit frischer Rohmilch direkt vom Melkstand für einen Euro plus 50 Cent Flaschenpfand. Hoffentlich wird die nicht sauer bis wir sie in den Kühlschrank unseres Wohnmobils legen können!

mit den Kindern im Archäologisches Freiluftmuseum Groß Raden
Archäologisches Freiluftmuseum Groß Raden

Slawischer Burgwall

Damit die Rückfahrt nach Berlin etwas unterhaltsamer verläuft, halten wir in Groß Raden um das Archäologische Freilichtmuseum zu besuchen. Gegenüber vom Oldtimer Museum ist der offizielle kostenpflichtige Parkplatz (2 Euro) des Orts. Wir spazieren beziehungsweise laufradeln die 1,3 Kilometer durch das niedliche Dorf, an einer Pferdekoppel vorbei, zwischen Ausstellungshaus, Spielplatz und Badesee hindurch und ein Stück durch einen Wald mit riesenhaften Buchen bis zum Freilichtmuseum. Für 7 Euro bekommen wir eine Familieneintrittskarte.

Ähnlich wie in Raddatz (im Spreewald) haben hier die Slawen vor etwas mehr als 1.000 Jahren eine Burgwall gebaut. Hier allerdings auf einer Insel am Rande eines Sees. Unsere Tochter ist leider nicht zu bewegen an einer der urigen Werkstätten einen Holzkrug zu bauen. Wer Lust darauf hat, kann sich auch mit Pfeil und Bogen sowie Kräutern mit solch gesund klingenden Namen wie Pestwurz ausstatten.

Slawisches Dorf auf dem Geländes des Archäologischen Freiluftmuseums in Groß Raden
Slawisches Dorf auf dem Geländes des Archäologischen Freiluftmuseums in Groß Raden

Wir haben es eher auf den harmloseren Honigstand in einem der Lehmhäuser abgesehen und decken uns mit allerlei Honiggedöns ein. Süße Honigbonbons hier, eine handgemachte Honigseife und -handcreme da.
Einige eingerichtete Lehmhütten sind außerdem zu besichtigen. Dabei muss unsere dreijährige Tochter gut auf ihr Holzlaufrad aufpassen. Ein einjähriger halbnackter Stepke verfolgt sie flinken Fußes. Beeindruckend wie gut er schon laufen kann, findet seine stolze Mutter: „Er ist erst ein Jahr und 27 Tage alt und ist ja so interessiert an allem!“. Noch beeindruckender ist es für mich zu sehen, wie schnell unser Kind vor ihm davon radelt.

Wir überqueren den Holzsteg hinüber zum Burgwall. Von hier aus mussten die Slawen einen guten Überblick gehabt und heran nahende Feinde rasch entdeckt haben. Wir werden genau hier auf dem Burgwall auch gewarnt. Eine Sirene ertönt und warnt uns vor einem Wärmegewitter. Oder ist das vielleicht nur ein Testalarm, wie er auf dem Lande durchgeführt wird? Schwül genug für ein Gewitter ist es allemal. Deshalb machen wir uns nun auf den Weg zurück zum Wohnmobil. Natürlich nicht ohne vorher noch ein Wassereis zu holen, das bis zum Parkplatz aufgegessen ist.

mit dem Wohnmobil von der Ostsee auf dem Weg nach Berlin
mit dem Wohnmobil von der Ostsee auf dem Weg nach Berlin

Im Zickzack durch Brandenburg zurück nach Berlin

Auf dem Rückweg nach Berlin geraten wir auf Autobahn in einen Stau. Es ist so heiss, dass sich ein Teil der Seitenverkleidung löst. Unsere Liste an Reparaturarbeiten (Küchenwasserhahn, Küchenlampe, Ventilator, Dachsolarzelle) erweitert sich damit um einen weiteren Punkt. Juhu!

Mein Mann baut das lose Teil am nächsten Parkplatz ab und wir wechseln auf die Landstrasse. In Wittstock geraten wir wegen einer Ampel in den nächsten sechs Kilometer langen Stau. Wenigstens weht hier noch ein Wind frische Luft aus dem Wald herein anstatt die Abgase des vorderen Autos.

Wir gondeln nun von Dörfchen zu Dörfchen. Im Dorf Nackeln sagen sich wohl nicht Fuchs und Hase, sondern die Dackel gute Nacht. So langsam setzt uns die Hitze zu, ich merke das. Eine Klimaanlage haben wir nicht im Wohnmobil.

Es geht unter Baumalleen an Weizenfeldern vorbei. Störche auf den Wiesen.
Viele schöne alte halb verfallende Häuser regen unsere Fantasie an. Was könnte man aus diesem Gutshaus oder jener alten Mühle tolles machen! Von uns aus könnten wir immer Landstraße fahren. Wir sind on the Road und die Welt ist groß. Wir haben einen Plan und fahren los. Es ist alles nur eine Frage der zur Verfügung stehenden Zeit und der Nerven der Kinder, versteht sich.

Adressen und Informationen

Ostsee-Campingplatz „Liebeslaube“
An der Wohlenberger Wiek 1
23968 Hohenkirchen
www.campingplatz-liebeslaube.de

Ostseeküstenradweg: www.adfc-tourenportal.de/viewtrackobject.php?trackObjectID=9230

www.wismar.de/Tourismus-Welterbe/Wismar-erleben


Hansestadt Wismar

http://www.wismar.de/Tourismus-Welterbe

Zierower Milchtankstelle
Betriebsgemeinschaft Zierow
Am Grundbarg 1
23968 Zierow
Deutschland
http://www.milchtankstellen.com


Archäologisches Freilichtmuseum Groß Raden

Kastanienallee 49
19406 Groß Raden
http://www.freilichtmuseum-gross-raden.de

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