Die Idee, die Entstehung und das Konzept von Waldkindergärten

 

Warum gibt es Waldkindergärten?

In Großstädten ist der Bewegungs- und Aktionsradius von Kindern stark eingeschränkt. Haltungsschäden und Übergewicht können die Folge sein. Im Wald haben Kinder genug Platz um sich auszutoben, zu tanzen, zu laufen, zu springen, zu spielen, sich zu verstecken und zu matschen. Waldkitas ermöglichen den Kindern das Ausleben ihres Bewegungsdranges und das Entwickeln ihrer Feinmotorik und Wahrnehmung. Darüber hinaus sind Kinder im Waldkindergarten gesundheitlich robuster, haben weniger Unfälle und fallen sicherer.

Gerade in der heutigen Zeit der auditiven und visuellen Reizüberflutungen stellt das Erleben der Natur einen sinnvollen und wichtigen Gegenpol für Kinder dar. In der Natur können die Kinder den Duft von feuchtem Laub riechen, die Rinde eines Baumes fühlen, Rehe oder kleine Käfer beobachten und die unterschiedlichenVogelstimmen wahrnehmen und dadurch spielerisch viel über die Natur und die Tiere lernen. Der Wald bietet aufgrund seiner Vielseitigkeit beinahe unbegrenzte Möglichkeiten. Diese direkten Erfahrungen sind optimal für die Sinnesentwicklung der Kinder.

(c) majorbonnet

Was ist ein Waldkindergarten?

Waldkindergärten unterscheiden sich gegenüber Regelkindergärten dadurch, dass sich die Kinder größtenteils in der Natur aufhalten und mit den Dingen spielen, die sie im Wald finden. Dies ermöglicht den Kleinen, den jahreszeitlichen Rhythmus direkt wahrzunehmen.

Es gibt reine Waldkindergärten, die lediglich über einen Schutzraum wie Schutzhütten oder Bauwagen verfügen, die bei Gewitter, starkem Schnee oder Sturm aufgesucht werden. Darüber hinaus gibt es sogenannte integrierte Waldkindergärten, die feste Räumlichkeiten haben. Den ganzen Morgen über spielen die Kinder in der Natur. Da ein Vormittag für Kinder in jüngeren Altersgruppen sehr anstrengend sein kann, findet die Betreuung am Nachmittag dann meist wie in einem konventionellen Kindergarten entweder auf den angegliederten Kindergartenspielplatz oder in den Räumlichkeiten statt.

Die meisten Waldkindergärten basieren auf eine Elterninitiative. D. h. es handelt sich größtenteils um Vereine, in die die Eltern eintreten um ihre Kinder dort betreuen zu lassen.

 

Die Entstehung

Der erste Waldkindergarten wurde in den 1953 in Dänemark von Ella Flatau gegründet.  Sie hielt sich mit ihren eigenen Kindern täglich längere Zeit im Wald auf, um mit ihren Kindern zu spielen und nahm darüber hinaus andere Kinder zur Betreuung auf.  Daraus entwickelte sich eine Elterninitiative, die gemeinsam einen Waldkindergarten gründete.

Den ersten Wald- und Naturkindergarten in Deutschland gab es wohl 1968 auf eine private Initiative in Wiesbaden. Dieser bekam jedoch vom Jugendamt nie eine offizielle Genehmigung. 1969  wurde in Flensburg der erste offizielle Waldkindergarten in Deutschland angemeldet.

Es  gibt wohl weit über 700 (Stand Mai 2007) Waldkindergärten in Deutschland.

 

 

Die Betreuungszeiten

(c) Sergey Galyonkin

Es gibt je nach Waldkita ganz unterschiedliche Betreuungszeiten.  Manche bieten nur 5 und andere bis zu 9 Stunden Betreuung an, die man beim zuständigen Jugendamt seines Wohnortes beantragen kann. Beginn ist meistens zwischen 8 und 9 Uhr morgens und das Ende des Kitatages zwischen 15 und 17 Uhr. Die Gruppengröße in Waldkindergärten liegt meistend unter der in normalen Regelkindergärten. Oft besteht eine solche Gruppe aus 10 bis 20 Kindern, die von mindestens zwei, in einigen Waldkindergärten sogar von drei Personen betreut werden. Hinzu kommen noch FSJler und Praktikanten. Reine Waldkindergärten sind personell meist noch stärker besetzt als integrierte Einrichtungen.

Manche Waldkindergärten nehmen bereits Kinder ab dem 1., andere wiederum erst ab dem 3. Lebensjahr auf.

 

Die Betreuungskosten

Meistens orientieren sich die Betreuungskosten für eine Waldkita an dem Gehalt und von der Art und dem Umfang der Betreuung ab wie bei Regelkindergärten auch. Seit dem 1. Januar 2011 ist die Betreuung für Kinder in den letzten drei Jahren vor Beginn der regelmäßigen Schulpflicht kostenfrei. Man muss lediglich den Verpflegungsanteil von 23 Euro monatlich zu zahlen, wenn das Kind in der Kita ein Mittagessen bekommt.

Da es sich bei Waldkitas oftmals um Vereine handelt, muss man darüber hinaus allerdings einen Migliedsbeitrag entrichten. Dieser ist von Waldkita zu Waldkita unterschiedlich. Wir bezahlen bspw.  insgesamt als Familie um die 25 Euro pro Monat.

 

Bildungsprogramm

(c) aspheric.lens

Die vom Berliner Bildungsprogramm vorgegeben sieben Bildungsbereiche Körper, Bewegung und Gesundheit, naturwissenschaftliche und technische Grunderfahrungen, soziale und kuklturelle Umwelt, Kommunikation sowie bildnerisches Gestalten, Musik und mathematische Grunderfahrungen werden in einer Waldkita ebenfalls berücksichtigt.

Wenngleich der Bewegungsapekt durch die Waldaufenthalte eine dominante Rolle spielt, so werden in einer Waldkita die anderen Bildungsbereiche spielerisch integriert. Je nach Waldkita wird mit dem Berliner Bildungsprogramm sicherlich etwas unterschiedlich umgegangen. Generell können durch die Waldkitapädagogik naturwissenschaftliche Aspekte bspw. durch den Umgang mit Pflanzen und Tieren sowie durch das Erspüren von Wetterverhältnissen intensiv erfahren werden. Auch im Wald können Geschichten vorgelesen, Spielideen ausgetauscht und v.a. in Bestimmungsbüchern Dinge mit dem Stift festgehalten werden. Da kaum oder wenig konventionelles Spielzeug genutzt wird und die Kinder mit Naturgegenständen spielen, über dessen Bedeutung sie sich verbal austauschen, wirkt sich dies auch auf die Sprachentwicklung unterstützend aus. Aus Ästen, Blättern und Steinchen lassen sich wunderschöne Mandalas oder geometrische Formen legen. Der Kreativität ist im Wald keine Grenzen gesetzt. Im Wald kann genauso gesungen werden wie in einer normalen Kita. Darüber hinaus lassen sich verschiedenen Hölzern unterschiedliche Töne entlocken und natürlich viele Vogelgeräusche identifizieren. Die Höhe eines Baumes oder das Gewicht eines Astes ermöglicht mathematische Grunderfahrungen.  Waldkindergärten besuchen ebenfalls Theater, Museen und Tierärzte oder unternehmen Hausbesuche zu den Kindern ihrer Gruppe und lernen somit ihre soziale und kulturelle Umwelt kennen.


Mehr über Waldkindergärten lesen:

 

Bekleidung und Ausrüstung für die Waldkita

Wissenswertes über Waldkitas in Berlin

Der Tagesablauf im Waldkindergarten

Eingewöhung in der Waldkita

 

Literatur

Miklitz, Ingrid. Der Waldkindergarten, Dimensionen eines pädagogischen Ansatzes. Neuwied, Berlin, 2000 (Die Auflage 2004 wurde komplett überarbeitet).

Contents

Lernort Wald als pädagogische Herausforderung für Kindergarten- und Grundschulkinder: Pädagogische Grundlagen, Skizzierung von praktischen … Möglichkeiten und Ausblick von Alexandra Ludwig von Grin Verlag (Taschenbuch – 5. Oktober 2007)

Bickel, Kirsten. Der Waldkindergarten. Norden Media, 2001.

Waldkindergarten: Ein pädagogisches Konzept mit Zukunft? von Silvana Del Rosso (Taschenbuch -12. November 2010)

Mit Kindern in den Wald: Wald-Erlebnis-Handbuch. Planung, Organisation und Gestaltung von Katrin Saudhof und Birgitta Stumpf

Der Wald als erlebnispädagogischer Lernort für Kinder von Jörg W. Ziegenspeck und Margit Berthold (Taschenbuch -März 2002)

Spielraum Wald: Praxisideen und Spiele für Kindergruppen von Monika Bezdek, Petra Bezdek und Ursula Bezdek (Broschiert -1. April 2004)

Das Jahr im Waldkindergarten von Martin Siemens (Regisseur), Format: DVD

StadtWaldKind

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.