Im Frühling sind die Tage in unserem Haushalt für geheime Ecken gezählt. Seit Januar bin ich erbarmungslos. Ich arbeite mich von oben bis unten im Haus, von Zimmer zu Zimmer, von Regal zu Regal und von Kiste zu Kiste durch. Alles kommt ans Tageslicht. Ich überlege, ob wir das ganze Zeug, das wir besitzen, wirklich noch gebrauchen können? Und falls wir keine Verwendung mehr dafür haben, kann es verschenkt, verkauft oder muss es notfalls weggeworfen werden? Meine Familie stöhnt schon auf, wenn ich mich wieder ans Werk mache. Mein Rumpeln, Scheppern und Fluchen ist laut und deutlich im Haus zu hören. Natürlich ist Ausmisten anstrengend und natürlich hätte ich Lust etwas schönes zu unternehmen anstatt mich mit meinem alten Gerümpel zu beschäftigen. Aber ich habe es satt ständig das ganze Zeug zu sehen, es um mich zu haben und es von a nach b zu schieben. Es belastet mich, es hält mich auf und entzieht mir Energie. Vielleicht bin ich in der Hinsicht zu sensibel und es mag eventuell vielen nicht so gehen wie mir. Ich muss zugeben, dass ich diese Menschen um diese Fähigkeit das alles ausblenden zu können, beneide. Aber ich kann nicht aus meiner Haut und muss etwas gegen diese vielen Sachen tun. Ich habe nicht vor eine absolute Tabularasa im Haus zu veranstalten und mich von allen lieb gewonnenen Andenken zu trennen um dann in einem anonymen cleanen Zuhause zu sitzen. Es wird weder mich noch meine Familie ändern. Aber etwas mehr Ordnung und Übersicht wird unseren Alltag erleichtern, hoffe ich.
Zum Glück hat unsere bald achtjährige Tochter den Nutzen vom Verkauf alter Spielsachen und Bücher schon vor ein paar Jahren für sich entdeckt, weil sie das eingenommene Geld behalten darf. Davon hatte ich in meinem Beitrag über das Thema Taschengeld bereits berichtet. Also gesellt sie sich zu mir und mistet ihre alten Sachen auch aus und macht sogar Fotos von meinen abgelegten Kleidungsstücken. Prima, zusammen macht Ausmisten mehr Spaß.
Contents
Zu viel Krempel belastet mich
In einem Haushalt mit vier Personen sammelt sich so allerhand erstaunliches an. An die 10.000 Gegenstände häuft ein Durchschnittseuropäer an. Das macht bei vier Personen in unserem mitteleuropäischen Haushalt summa summarum circa 40.000 Gegenstände. Puh, alter Verwalter! Woher kommt nur all das Zeug? Wer hat das gekauft und angeschleppt? Nach Weihnachten, wenn von den Kindern alle Geschenke ausgepackt sind und im Kinderzimmer herum fliegen, fühle ich mich von all dem Kram erdrückt. Ich muss mich von den Dingen befreien um mich wieder wohl in unseren eigenen vier Wänden zu fühlen. Als ich einer Freundin von meinem Problem erzähle, die selbst ein super ausgeräumtes Haus hat, bekomme ich zwei sehr hilfreiche Bücher von ihr in die Hand gedrückt: „Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags: Richtig ausmisten – Gerümpelfrei bleiben“, ein langjähriger Bestseller der Autorin Karen Kingston und „Magic Cleaning: Wie richtiges Aufräumen Ihr Leben verändert“ von Marie Kondo. Hier kommt eine Zusammenfassung der Ratschläge von Karen Kingston, die mir beim Ausmisten sehr geholfen haben.
Warum ist es wichtig auszumisten?
- Gerümpel hält uns in der Vergangenheit fest
- Gerümpel bringt leicht Streit, weil wir uns gegenseitig dafür die Verantwortung geben
- Gerümpel dämpft unsere Sinnlichkeit und Lebensfreude
- Unordnung erschwert das Putzen
- Unordnung macht uns desorganisiert, wir wissen nie genau, wo was ist
- Gerümpel lenkt uns vom wirklich wichtigen ab
- wir kaufen manche Dinge doppelt, weil wir nicht mehr wissen, was wir schon haben
- wir stellen kein gutes Vorbild für unsere Kinder dar, die dann wiederum viel Kram anhäufen, das wir dann auch noch wegräumen müssen, es entsteht somit doppelter Stress
Welche Arten von Gerümpel gibt es?
Dinge, die wir nicht benutzen, die keinen festen Aufbewahrungsort haben, als ewig unerledigte Aufgaben herumliegen (zum Beispiel auch kaputte Geräte, Kleidungsstücke die geflickt werden müssen) oder schlechte Erinnerungen wecken, miste ich aus. Auch Gegenstände, die wir doppelt haben, und die wir schlichtweg nicht benutzen oder nicht tragen, sortiere ich aus.
Die Expertin Karen Kingston in Sachen Space Cleaning hat einige Sorten von Gerümpel ausgemacht. Mir haben ihre Definitionen dabei geholfen, unserem Gerümpel daheim auf die Schliche zu kommen.
1. Dinge, die wir nicht mehr benutzen
Unsere ausgedienten Freizeitsachen, Audiogeräte, Fitnessgeräte, Gesundheits- und Schönheitszubehör fristen leider in unserem Keller und in der Garage ein trauriges Dasein. Deshalb geht es ihnen nun an den Kragen. Brauchen wir all diese technischen Spielereien wirklich? Wann haben wir all diese Gartengeräte zuletzt benutzt? Und passt das Autozubehör von anno dazumal noch zu unserer aktuellen Familienkutsche?
2. Ungeliebte Geschenke
Meist traue ich mich aus Loyalität oder Angst nicht diese Dinge wegwerfen, weil ich befürchte, dass unsere Verwandtschaft oder Freunde bemerken, dass wir ihre Geschenke aussortiert haben. Der Hinweis von Kingston, dass die Sachen, die wir geschenkt bekommen, haben ihren Zweck durch die Zeremonie des Schenkens bereits erfüllt haben, tröstet mich, wenn ich die Sachen, die wir nie benutzt haben, aussortiere. Also mache ich mir selbst Mut zum Loslassen. Umgekehrt ich darf natürlich auch nicht beleidigt sein, wenn andere meine Geschenke weg geben oder aussortieren, die ich ihnen geschenkt habe.
3. Dinge, die wir nicht mögen
Das sind zum Beispiel zweitklassige Haushaltsgeräte, die wir gekauft haben, weil wir uns das jeweils teurere Pendant nicht leisten wollten oder konnten. Die zweitklassigen Gerätschaften benutzen wir aber meist widerwillig oder gar nicht. Ich tue solche Dinge in die Zu-Verkaufen-Kiste. Mit dem Geld, das wir durch den Verkauf einnehmen, können wir uns das ein oder andere bessere Produkt kaufen, das wir dann gerne und häufig benutzen.
4. Dinge, die repariert werden müssen
Dazu gehören defekte Dinge, die bei uns Zuhause herum stehen oder liegen haben und darauf warten, geflickt, geklebt oder sonst irgendwie wieder in Stand gesetzt zu werden. Jedes Mal, wenn ich diese kaputten Sachen sehe, ärgern sie mich und sie nehmen mir Energie weg. What to do? Alles was sich noch lohnt repariert zu werden, tue ich in zwei verschiedene Taschen. Ich sortiere die Sachen auf in das, was wir selbst reparieren können und in das, was wir zum Reparieren weggeben müssen. Den Rest entsorge ich. Es gibt übrigens auch Reparatur-Cafés, wo Ehrenamtliche dabei helfen, kaputte Geräte zu reparieren.
5. Doppeltes Gerümpel
Unsere Verwandten haben uns leider schon zu oft mit ihren ausgemisteten Haushaltsgeräten oder anderen Gegenständen beehrt, die sie zu schade zum Wegwerfen fanden. Vieles davon war und ist immer noch super. So mussten wir bisher dank meiner lieben Schwägerin und ihrer etwas älteren Kinder weder ein neues Kinderfahrrad noch Kindermöbel kaufen. Anderes Zeug haben wir geerbt oder haben wir doppelt seitdem mein Mann und ich zusammen gezogen sind. Niemand braucht zwei Saftpressen oder mehr als einen Sektkühler, oder?
6. Rätselhafter Kram
Wer hat das nicht? Eine Schublade oder eine Kiste mit unidentifizierbaren Gegenständen, die niemand mehr zuordnen kann? Das Rätsel um diese merkwürdigen Sachen werde und mag ich nicht mehr lösen und deshalb kommen sie ab in die Tonne. Herrlich, wir haben eine weitere leere Schublade.
7. Last but not least, die so genannten großen Brocken
Ok, ein kaputtes Motorrad wartet in der Garage darauf wieder Speed zu geben, aber das darf ich leider nicht verkaufen und reparieren kann es nur die Werkstatt. Aber das ein oder andere verhasste Möbelstücke oder so manche traurig zwischen den Blättern hindurch schielende Zimmerpflanze entferne ich ganz unauffällig und bisher hat sie noch niemand vermisst…
Tipps und Tricks: Wie räume ich am besten auf und miste aus?
Die Ausmist-Trickkiste für den Kopf
Die Autorin Karen Kingston hat in ihrem Buch einige gute Tricks verraten, um die Trägheit zu überwinden und mit dem Ausmisten besser voranzukommen. Unser prähistorisch geprägtes Sammlergehirn versucht uns nämlich ständig einzureden, das wir jenes Ding bestimmt noch zu irgendetwas gebrauchen können oder dass wir dafür ja geld ausgegeben haben, weshalb wir es auf keinen Fall aussortieren sollten.
1. Ich stellte mir vor, dass ich morgen ausziehen muss und nur zwei Umzugskartons mitnehmen kann. Wenn ich darüber nachdenke, komme ich auf gar nicht so viele Dinge. Das liebste und wichtigste sind für mich, wie bei den meisten Menschen, ihre Familie und ihr Haustier.
2. Ein nützliches Zitat von Kingston, das dabei hilft unsere Ausreden in dem nächsten Mülleimer zu entsorgen lautet: „Ich habe keine Zeit um Auszumisten, zu viel zu tun, bin im Stress“ gelten nicht. Wer Zeit hat viel Kram anzuhäufen, hat sich die Zeit ihn auszumisten“.
3. Bei jedem Gegenstand, den ich in die Hand nehme, frage ich mich, ob die Sache mich an etwas schönes erinnert und fühle in mich hinein, ob es mir am Herzen liegt.
Das Ausmist-Timing
Fürs Ausmisten oder Aufräumen gibt es keinen falschen Zeitpunkt. Sobald man das Bedürfnis hat auszumisten, sollte man damit gleich und auf der Stelle loslegen. Besonders nach dem Urlaub, vor einem Umzug, beim Jobwechsel, nach einer Trennung oder einer Krankheit macht eine Ausmistaktion Sinn, um zu überprüfen, was wir noch brauchen und wieder mehr Kontrolle über unser Leben zu erlangen, rät Kingston.
Der Ausmist-Plan
Wer gerne strukturiert vorgeht, macht sich einen Plan davon, in welchem Zimmer losgelegt werden soll und arbeitet sich dann Raum für Raum durch die Wohnung oder das Haus. Wer lieber mit einem konkreten kleinen Projekt beginnen möchte, legt bspw. mit einer Schublade oder einem Kramkiste los. Wenn man sich keinen Plan machen möchte, geht das natürlich auch und das soll kein Hindernis sein. Planvolles Ausmisten erleichtert allerdings so manches, spart Zeit und Nerven.
Die Ausmist-Ordnung
Damit ich beim Ausmisten kein riesiges Chaos anrichte, hole ich große Taschen und Kartons und beschrifte sie für den Trödelmarkt, die Spendenboxen, die Bücherei, die Kita und für Freunde. Somit kann ich alles gleich in die richtige Tasche packen und brauche danach nicht mehr sortieren. Bei meinen Klamotten nehme ich alles aus dem Schrank und lege sie aufs Bett. Dann nehme ich jeden Rock, T-Shirt und Pullover in die Hand und sortiere aus. Ich mache einen Zu Verschenken-, einen Verkaufen-, einen Wegwerf- und einen Behalten-Haufen.
Die Ausmist-Motivierer
Wem es hilft, legt noch Powermusik auf und zieht sich etwas Buntes an. Beides kann Kraft geben, um sich von alten Sachen und belastenden Zeug zu trennen. Mir hat die Musik zumindest sehr geholfen.
Wohin nur mit all den Zeug?
So, nun habe ich fleißig ausgemistet und um mich herum stehen lauter beschriftete Kisten und Taschen, die voll sind mit alten Zeug. Ich fühle mich super! Doch was nun? Auf keinen Fall darf das Zeug jetzt in eine Ordnungsbox oder in eine Abstellkammer wandern. Das Gerümpel muss aus dem Haus geschafft werden.
Verschenken, verkaufen oder wegwerfen?
Um so wenig wie nötig wegzuwerfen, stelle ich so viel wie möglich auf Online Plattformen wie Mamikreisel, Kleiderkreisel, Momox, Nebenan.de oder Ebay ein. Aber auch die in der Stadt verteilten BücherBoxxen und Kleidersammelstellen werden von mir aufgefüllt. Andere Sachen verschenke ich an Freunde, Bekannte und Kollegen. Die „Zu verschenken-Kiste“ in der Waldkita bekommt auch etwas von uns ab. Das ist eine schöne Sache, denn darin haben wir auch schon manches süße Teil für die Kinder gefunden und nun geben wir auch etwas hinein.
Fazit von meinem Frühlings-klar-Schiff-machen
Wir sind keine neue Familie geworden und unser Heim ist immer noch weit entfernt davon total aufgeräumt zu sein. Aber ich habe einen Weg aus dem Chaos gefunden und fühle mich nun wohler. Ich finde Dinge schneller und es liegt nicht mehr so viel rum. Ich habe das Gegühl, Ballast abgeworfen zu haben.
Kontakt zu professionellen Aufräumern
Berliner Büro für Ordung, Vera Janse-Cornette, Tel. 030 28 83 06 56, www.die-aufräumerin.berlin
Aufräum-Coach Rita Schilke, Tel. 030 67 92 02 87,www.aufräumcoach-berlin.de
Das Aufräumduo, Karin Essig & Karin Lea Wolff, Tel. 0332 01 44 83 60, www.das-aufraeumduo.de
Felicitas Rodekohr, Tel. 030 75 70 98 55, www.berlin-stauraum.de