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Spannende Hörspiele und Märchenfilme für Kinder an grauen Wochenentagen

Graued Winterwochenende

Es ist Wochenende und draußen ist es nass und kalt. Der Tisch ist abgefrühstückt und bis zur Vorstellung im Kindertheater sind es noch einige Stunden. Die Kinder spielten einige Zeit brav im Kinderzimmer bis es ihnen zu langweilig wird.  Was nun? Die Flimmerkiste anwerfen? Im Fernsehen kommt gefühlt nie etwas Schönes. Zumindest dann nicht, wenn man oder die Kinder gucken möchten.

Märchenfilme neu verfilmt

Zum Glück haben einige schöne Märchenfilme wie Dornrösschen, Schneeweißchen und Rosenrot, Die Prinzessin auf der Erbse, Frau Holle oder Der Froschkönig in unserem kleinen DVD-Lager. Denn diese von der ARD/ das Erste neu aufgenommenen Klassiker der Reihe „Sechs auf einen Streich“ werden meist nur an den Weihnachtsfeiertagen gesendet.
Wenn unsere fünfjährige Tochter einen dieser Filme guckt, setze ich mich gerne dazu, weil ich die selbst so toll finde. Sie sind nicht so bieder wie die alten Verfilmungen und es ist oft ziemlich amüsant bekannte deutsche Schauspielerinnen und Schauspieler wie Detlef Buck oder Iris Berben in solch ungewohnten Rollen zu sehen.

Falls auch diese schönen Märchenfilme nicht weiterhelfen und niemand Lust auf ein Puzzle oder ein Gesellschaftsspiel hat, holen wir die Hörspiele für die Kinder raus. Besonders beim Zuhören wird ihre Fantasie stark angeregt. Dabei wird dann gerne gemalt oder anschließend die Geschichte mit Puppen nachgespielt.

Hörspiele für Kinder

Hörspiele für KinderSuper ist zum Beispiel die Neuintepretation des Klassikers „Peter und der Wolf in Hollywood“. Dieses Jahr feiert das musikalische Märchen von Sergei Prokofjew seinen 80. Geburtstag. Vermutlich ist dies der Grund für diese gelungene Neuaufnahme. Das Hörspiel wird vom Toten Hosen Sänger Campino erzählt und ist im November 2015 bei Deutsche Grammophon erschienen. Statt in Russland spielt die Geschichte nun in Kalifornien. Die Musik stammt vom Bundesjugendorchester.  In der Deluxe Harcover Version gibt es noch einige Seiten Comicbilder zum Hörspiel.

Allerdings mag ich auch die Version von Peter und der Wolf mit Loriot als Sprecher und der Musik des English Chamber Orchestra unter dem Dirigat des legendären Daniel Barenboim. Auf der CD befindet sich praktischerweise auch noch ein Hörspiel von Der Karneval der Tiere, das ebenfalls von Loriot erzählt wird und wunderschän ist.

 

Informationen

Märchenfilme neu verfilmt „Reihe Sechs auf einen Streich“:

www.rbb-online.de/maerchenfilm

Dornrösschen, Sechs auf einen Streich

Der Froschkönig

Die Prinzessin auf der Erbse

Schneeweißchen und Rosenrot

Peter und der Wolf von Campino erzählt

Hörspiele

Peter und der Wolf in Hollywood mit Campino als Erzähler

Peter und der Wolf und Der Karneval der Tiere mit Loriot als Erzähler

Was macht ein gesundes Frühstück für die ganze Familie aus?

Frühstückszutaten von Landkorb

Bevor sich jedes einzelne Familienmitglied auf die Socken in die Kita, (Vor-)Schule oder zur Arbeit macht, ist ein gesundes Frühstück die beste Voraussetzung dafür, gut in den Tag zu starten. Na klar, das ist immer schön und schnell gesagt bzw. geschrieben, aber klappt das auch im Alltag, wenn die Zeit morgens knapp ist?

Seit einiger Zeit verputzen wir eine Mahlzeit, die sehr einfach und schnell zuzubereiten ist. Und jetzt kommt’s, sie ist auch noch gesund. Also nix da Nutellabrot. Vorletztes Wochenende haben wir wieder mal bei Landkorb, unserem Lieblings Bio-Versand bestellt. Als ich zwei Werktage nach der Bestellung von der Arbeit heim kam, stand unsere mit Leckereien gefüllte Kiste vor der Tür. Sehr praktisch, wenn man als berufstätige Eltern gerne gesund kocht, aber wenig Zeit zum Einkaufen hat. Das Auspacken der Lebensmittel ist dann immer ein wenig wie Weihnachten.

Bei uns kommt morgens ein aus England stammendes Frühstück auf den Tisch. Nein, nicht Bohnen und Speck, wir sprechen hier von etwas viel gesünderem und für einige Menschen wie uns nicht minder schmackhaften. Wir verputzen Porridge, zu deutsch Haferbrei. Eine warme Mahlzeit am morgen ist besonders in der kühlen Jahreszeit wie jetzt sehr angenehm und bringt den Stoffwechsel in Gang. Unsere 21 Monate alte Tochter findet das auch sehr lecker und schiebt sich die Löffel morgens ganz eifrig zwischen ihre kleinen Milchzähnchen.

Was ist an Haferbrei so gesund?

Früchte HaferbreiVon der Firma Rosengarten gibt es einen besonders leckeren Bio Früchte Haferbrei aus Haferflocken und Trockenfrüchten ohne Zuckerzsatz. Hafer enthält viel B1, Eisen und Ballaststoffe sowie ungesättigte Fettsäuren und wurde mir bereits von meiner Hebamme während meiner Stillzeit empfohlen.

Haferbrei klingt langweiliger als es ist! Denn wir verfeinern den Haferbrei beim Kochen mit etwas Butter und Zimt sowie Leinen- und Chia Samen. Leinsamen ist auch als Flachs bekannt. Sie sind gut für die Verdauung, beinhalten reichlich Ballaststoffe und Eiweiß und gehören zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt. Die gerade total angesagten Chia Samen sind reich an Antioxidantien, Proteinen, Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralstoffen sowie Omega 3 Fettsäuren. Von diesen ursprünglich aus Mexiko stammenden Powersamen sollte man allerdings nicht mehr als zwei Esslöffel am Tag zu sich nehmen.

Wie sieht unser Topping aus?

Anschließend drapieren wir, je nachdem was wir so vorrätig haben, den Porridge mit Granatapfelkernen, Beeren (ja, ich weiß, Beeren haben jetzt so gar keine Saison, aber manchmal kann ich nicht widerstehen), Bananen, Apfelstückchen, Nüssen und/ oder Bio-Apfelmus von dennree. So haben wir jeden Tag eine etwas andere Mahlzeit.

Was für leckere Frühstücksflocken gibt es noch?

Quinoa MüsliWenn unsere fünfjährige Tochter doch mal was anderes oder schokihaltiges zum Frühstück essen möchte, greifen wir zum zarten Hafer Müsli der Sorte Schokoknusper von demeter bzw. Bauck Hof oder zum Bio Quinoa Müsli mit feinen Haferflocken von barnhouse.
Wer es exotisch-würzig mag, kann zum Beispiel zu Chufli Yoga und dem Erdmandelfrühstücks-Brei von Govinda greifen.

Qui was?

Quinoa war Pflanze des Jahres 2013 und zwar weil sie einerseits wenig Ansprüche an Boden und Wasser stellt und andererseits einen hohen Nährwert. Die senfkornen Samen haben einen Eiweißanteil von 22 Prozent sowie viel Eisen, Magnesium, Kalzium, B-Vitamine und ist glutenfrei. Diese beiden Müslis sind eine gute Alternative zu den Flips und Flops der Firma, die mit dem großen roten K beginnt.

Was erfrischt die Sinne am frühen morgen?

Honig von der Blütenmeer ImkereiAm liebsten trinken mein Mann und ich morgens zum wach werden eine Tasse Earl Grey, den wir gerne mit Honig süßen. Am liebsten nehmen wir dafür Honig aus der Region Berlin-Brandenburg. Ein besonders leckerer Honig heißt Sommerblütenhonig von der Blütenmeerimkerei aus dem Naturpark West-Havelland, den wir gerade ausprobieren.

Unsere Kinder trinken morgens gerne Smoothies. Die machen wir mit dem Mixer ab und zu selbst. Aber wenn es schneller gehen muss, greifen wir zu den praktischen kleinen Flaschen von Proviant. Diese Fruchtsmoothies wie Erdbeer-Banane oder der so genannte „Liebesgruß“ von Proviant mit Ananas, Mango, Ingwer und Honig sind wirklich köstlich!

Wie bereitet man Porridge bzw. Haferbrei zu?

1.    Haferflocken am besten mit Bio-Vollmilch oder alternativ mit Soja- oder Mandelmilch unter Rühren aufkochen und bei mittlerer Hitze köcheln lassen, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist.  Dann ein Stückchen Butter sowie eine Prise Zimt hinzufügen.
2.    Zum krönenden Abschluss lässt sich der Haferbrei mit klein geschnittenem Obst, gehackten Nüsse, einem Löffel Apfelmus oder Ahornsirup verfeinern.

 

Informationen und Adressen

Proviant SmoothiesFrühstücksbrei und -flocken

Bio Früchte Haferbrei von Rosengarten

Hafer Müsli der Sorte Schokoknusper von demeter

Bio Quinoa Müsli mit feinen Haferflocken von barnhouse

Toppings

Bio-Apfelmus von dennree

Getränke

Fruchtsmoothies wie Erdbeer-Banane von Proviant

„Liebesgruß“ von Proviant

Honig

Sommerblütenhonig von der Blütenmeerimkerei aus dem Naturpark West-Havelland

Versand

www.landkorb.de

Wie können Eltern ihr erstgeborenes Kind in der Geschwisterbeziehung stärken?

Geschwisterbeziehung

Kürzlich hat mich ein Buch dazu veranlasst über die Rolle von erstgeborenen Geschwistern intensiver nachzudenken. Meine Freundin, die mir dieses Buch schenkte, und ich sind selbst große Schwestern und tauschen uns schon seit 30 Jahren über unser Freud und Leid mit unseren jüngeren Geschwistern aus. Meine Freundin hat selbst mehrere Brüder und Schwestern und ich einen vier Jahre jüngeren Bruder. Statt unsere Geschwister spielen nun unsere Töchter eine größere Rolle in unseren Gesprächen. Dennoch haben uns beide unsere Rollen als Erstgeborene sicherlich unterschiedlich, aber nicht minder geprägt.

Da ich denke, dass das Thema Geschwisterbeziehung auch viele andere Eltern beschäftigt und sich unsere Probleme und Sorgen mit denen von anderen Familien ähneln, möchte ich Euch heute davon berichten, wie es mir selbst als große Schwester und unserer Erstgeborenen sowie meinem Mann und mir als Eltern nach der Geburt der Zweitgeborenen erging und wie sich die Lage jetzt, eineinhalb Jahre später, darstellt.

Was ist das besondere an der Rolle der Erstgeborenen, welche Bedeutungen haben das Geschlecht und der Altersabstand zwischen Geschwistern?

Große Schwester und kleiner BruderDa ich selbst nun mit meinem Mann zwei Töchter im Alter von fünfeinhalb und eineinhalb Jahren habe, ist das Thema der Geschwisterbeziehung für uns als Eltern in Bezug auf unsere beiden Kinder wichtig. In dem Buch „Erstgeborene“, das ich von meiner besagten Freundin geschenkt bekam, bschreibt die Autorin Jirina Prekop die Situation der erstgeborenen Geschwister und ihre besondere Rolle innerhalb der Familie sowie ihre Beziehungen zu den Eltern.
Die Lektüre des Buchs hat mich nachhaltig beeindruckt und beschäftigt. Während und seitdem ich es gelesen habe, denke ich viel über die Position, das Empfinden und Verhalten unserer Erstgeborenen nach. Und ich frage mich, ob ich meine größere Tochter gerecht behandle und sie manchmal sogar überfordere.

Ich bin der Auffassung, dass Eltern ihre Kinder nicht gleich behandeln, auch dann nicht, wenn sie das gleiche Geschlecht haben. Es spielt mehr da hinein, als uns klar ist und wir es wollen. Vieles läuft unterbewusst ab. Das ist menschlich, aber dennoch nicht minder heikel. Es ist wichtig, wenn man sich mal ganz ehrlich fragt, ob man nicht doch Unterschiede in der Erziehung der eigenen Kinder macht und was davon mehr oder weniger zuträglich für das Wohl der Kinder ist.

Seitdem ich das Buch ausgelesen habe, bin ich über meine Rolle als ältere Schwester in meiner Kindheit und mein immer noch währendes fürsorgliches Verhalten meinem Bruder gegenüber (was ihn vielleicht auch nervt) ins Grübeln gekommen. Warum sind mein Bruder und ich so unterschiedlich? Weshalb habe ich einen ganz anderen Lebensweg eingeschlagen als er? Wie kommt es, dass unser heutiges Verhältnis viel besser ist als früher? Aber weche Rollen spielen wir weiterhin?

GeschwisterrollenSicherlich ist eine Bruder-Schwester Beziehung tendeziell weniger problematisch als gleichgeschlechtliche Geschwisterbeziehung, da es weniger Konkurrenz untereinander gibt, das meint auch Prekop. Dafür ist die Beziehung zwischen Bruder und Schwester nicht so eng wie zwischen zwei Jungs oder zwei Mädchen.

Im Gegensatz zu Einzelkindern müssen Bruder und Schwester das kostbarste Gut, die Liebe und Aufmerksamkeit ihrer Eltern teilen. Das prägt. Einzelkinder lernen nur außerhalb ihres Elternhauses, was es heißt zu teilen und das erst etwas später. Wenn sie wieder daheim sind, gehört wieder alles ihnen allein. Ich sehe hier Geschwisterkinder klar im Vorteil gegenüber Einzelkindern. Für meinen Mann (der ürbigens ein jüngerer Bruder ist) und mich war immer klar, dass wir zwei Kinder haben möchten.

Ich war immer froh einen Bruder zu haben und das besonders jetzt, wo wir beide selbst eine Familie haben. Zwar hatten wir immer sehr unterschiedliche Interessen, aber wenn es hart auf hart ging, haben wir zusammen gehalten. Ohne meinen Bruder hätte ich mich oft im Urlaub gelangweilt und heute hätte ich niemanden mit dem ich mich so gut über die Eltern beölen könnte.
Ich freue mich für sein Lebensglück und er sich für das meine. Neid ist kein Thema, was mich betrifft. War es zum Glück noch nie oder ich kann es gut kontrollieren, wer weiß. Vielleicht haben unsere Eltern bei meinem Bruder und mir in dieser Hinsicht etwas grundsätzlich richtig gemacht? Aber vielleicht sieht mein Bruderherz das ja ganz anders. Ich werde das herausfinden.

GeschwisterliebeNatürlich flog auch mal das ein oder andere Küchenutensil durch die Gegend oder es ging mal eine Tür zu Bruch. Und heute nervt mich auch noch so manches Verhalten von ihm. Bestimmt findet er auch so mache meiner Eigenheiten blöd. Aber bitte mal ehrlich, bei wo kommen heftige Konflikte zwischen Geschwistern nicht vor? Heute lachen wir darüber und erzählen die Geschichte gerne wieder und immer wieder. Damals war es uns aber bitter ernst. Dennoch: Einen Bruder bzw. überhaupt ein Geschwister zu haben, ist eines der größten Geschenke überhaupt.

Darüber hinaus war der Altersabstand zwischen meinem Bruder und mir sowie zwischen meinem Mann und seiner Schwester nahezu der gleiche wie zwischen unseren eigenen Kindern. Nämlich vier bis fünf Jahre. Das war von meinem Mann und mir, was unsere Kinder betrifft, gewollt. Es war uns wichtig, dass unsere Tochter ein gewisses Maß an Selbständigkeit besitzt, wenn ein hilfloses Baby zu uns stößt. Aber wollte unsere große Tochter überhaupt schon so groß sein? Inwiefern soll das für sie von Vorteil sein? Vielleicht war sie zur Geburt ihrer Schwester noch gar nicht bereit dafür, obwohl damals vier Jahre alt? Ich meine, dass sie kognitiv reif dafür war, aber es birgt auch Risiken, auf die ich später noch zu sprechen komme.

Wie war die Situation direkt nach der Geburt unserer Zweitgeborenen?

AGeschwister gehen durch dick und dünnls unsere zweite Tochter zur Welt kam, war unsere erstgeborene und innig von uns geliebte Tochter schon in der Lage sich durch ihr ausgeprägtes Sprachvermögen Ausdruck zu verschaffen und ihre Bedürfnisse klar zu formulieren. Außerdem hatte sie mit ihren damals vier Jahren schon so viele weitere Fähigkeiten erworben, dass sie ihrer kleinen Schwester auch dadurch sehr viel voraus hatte.
Unsere Erstgeborene freute sich sehr auf ihr Geschwisterchen. Wir hofften während der Schwangerschaft, dass sie dadurch gut für die Umstellung gewappnet war und sich die Eifersucht auf die kleine Schwester in Grenzen halten würde.

Wie haben wir uns als Eltern und wie hat sich unsere Erstgeborene in den ersten Wochen nach der Geburt verhalten?

Als ihre kleine Schwester im Sommer 2014 zur Welt kam, war die Freude bei uns allen natürlich sehr groß, auch bei unser Erstgeborenen. Sie begrüßte ihre kleine Schwester sehr zärtlich. Wir hatten ein Geschenk für unsere große Tochter mit ins Krankenhaus genommen, was wir ihr überreichten damit sie nicht eifersüchtig auf ihre kleine Schwester wurde, die von allen etwas mitgebracht bekam.

große Schwester und kleine BruderDennoch drehte unsere Erstgeborene sehr auf und sprang in den ersten Wochen danach wie ein „Hüpfkäse“ durch die Gegend (Originalton meiner Hebamme, was von ihr nicht abwertend gemeint war, sondern von ihr beobachtet wurde). Mein Mann versuchte sie mir und der Kleinen etwas vom Laib zu halten und beschäftigte sich mit ihr, sobald sie so wild wurde und er Zuhause war.

Ich war offen gesagt ganz schön überfordert von diesem plötzlich auf mich so riesig wirkenden Kind. Nach der turbulenten Geburt mit ihrer neugeborenen Schwester brauchte ich physisch wie psychisch so viel Ruhe wie möglich. Oft war ich harsch zu unserer Großen, weil ich nicht mehr die Kraft hatte ihren Forderungen gerecht zu werden.

Da mein Mann bald nach der Geburt arbeitete und die Waldkita in den Sommerferien schloss, hatte ich beide Kinder drei Wochen allein Zuhause zu versorgen und zu bespaßen. Abends war ich oft sehr betrübt und machte mir Vorwürfe, weil ich mein Verhalten zwar reflektierte und es als ungerecht gegenüber unserer Erstgeborenen empfand, aber nicht wusste, wie ich mein Verhalten ihr gegenüber ändern konnte. Ich hatte nicht die Kraft, stets geduldig und liebevoll auf ihre gerechtfertigten Bedürfnisse einzugehen. Meine Liebe und Fürsorge wurde vom dem kleinen zarten Baby zeitweise vollkommen in Anspruch genommen. Da war wenig übrig für die große Tochter, die damals (und auch heute) mit ihren vier Jahren auch noch sehr abhängig von meiner Liebe und Unterstützung war. Ich war ziemlich verzweifelt, wie ich beiden gerecht werden sollte.
Gleichzeitig tat mir meine große Tochter, die vor der Geburt der Zweitgeborenen unheimlich leid. Ich fühlte mit ihr den Schmerz, nun das wichtigste der Welt mit ihrer kleinen Schwester teilen zu müssen. Ich war ja selbst einmal in der selben Situation wie sie, auch wenn ich mich nicht mehr daran erinnern kann, wie ich mich damals fühlte.

Wie hat sich die Geburt des Geschwisterchens auf unsere Erstgeborene in den Folgemonaten weiter ausgewirkt?

große Schwester und kleine Bruder oder manchmal umgekehrt?Als die Ferien vorbei waren und die Waldkita wieder losging hatte ich am Vormittag und Mittag Ruhe und Zeit nur für das Baby und mich. Entsprechend wurde es langsam besser und die Situation entschärfte sich. Es kam auch kein direktes Anzeichen für Eifersucht bei unserer Erstgeborenen gegenüber ihrer kleinen Schwester auf. Aber es gab Signale die zeigten, dass sich schon durch das Geschwisterchen bei unserer Erstgeborenen etwas verändert hatte. Und wenn ich damals das Buch von Jirina Prekop gehabt hätte, dann hätte ich diese Zeichen besser einordnen und mich entsprechend verhalten können. Sie fing zum Beispiel an wie ein Baby zu reden. Sie wollte, dass ich ihr beim Anziehen half, obwohl sie das schon selbst konnte. Sie bekam Trotz- und Wutanfälle. Da mein Mann und ich diese Zeichen nicht erkannten, zeigten wir damals wenig Verständnis für ihr damaliges Verhalten. Wir forderten sie schlicht auf, sich altersgemäß zu verhalten und rollten bei ihren Anfällen genervt mit den Augen. Das half ihr in keiner Weise weiter, was ich nach der Lektüre des Buchs nun erfahren habe und was natürlich auch so auf der Hand lag, ich aber damals nicht einsah.

Hass und Liebe zwischen GeschwisternWas mich damals stärker besorgte, waren die sich wiederholenden Fragen unserer großen Tochter, ob ich sie genauso lieb hätte, wie ihre Schwester. Natürlich bestätigte ich ihr, dass ich sie genauso liebte, aber das schien sie nicht zu überzeugen. Das stimmte mich sehr traurig und nachdenklich. Vielleicht hatte sie ja recht und ich liebte sie nicht so sehr wie die Kleine? War das möglich?
Wollte ich die Kleine vielleicht vor der Großen beschützen, weil ich selbst eine große Schwester bin, von der behauptet wurde, dass ich meinen jüngeren Bruder in der Kindheit und Jugend oftmals unterdrückte? Seit dem Lesen des Buchs von Prekop wage ich das allerdings anzuzweifeln. Vielleicht war es damals auch nicht so einfach für mich, die Liebe und Zeit meiner Eltern mit meinen Baby-Bruder zu teilen, der doch in meinen Augen blöd war, weil er doch noch gar nichts konnte.

Wie stellt sich die Situation unserer Erstgeborenen nach eineinhalb Jahren dar?

Mittlerweile hat sich der Rückfall ins Babyverhalten unserer Erstgeborenen wieder gegeben. Sie spricht nicht mehr wie ein Baby und die ständige verbale Bestätigung meiner Liebe zu ihr, fordert sie kaum noch ein.

Geschwister - das größte Geschenk fürs Lebensglück?Unsere Zweitgeborene ist seit einem halben Jahr in der Waldkita. Dies trägt sicherlich auch dazu bei, dass sich die Situation Zuhause erheblich gebessert hat. Denn es störte unsere große Tochter, dass sie in die Kita musste, wohingegen ihre Schwester bei mir Zuhause bleiben durfte. Direkter äußert sich nun auch ihre Eifersucht. Sie sagt ganz klar, wenn sie etwas ungerecht findet. Damit können wir als Eltern besser umgehen. Ich habe vor einer ganzen Weile damit angefangen, halbwegs regelmäßig einen Mutter-Große-Tochter-Tag einzuführen. An diesem Tag bzw. Nachmittag mache ich schöne Ausflüge mit meiner Erstgeborenen. Meine liebvolle Beziehung zu meiner Erstgeborenen hat sich schon vor einer ganzen Weile wieder eingestellt, was mich glücklich macht. Ich knuddel und küsse sie wieder häufig und verbringe mehr Zeit mit ihr. Abends bringe ich zum Beispiel erst die Kleine ins Bett und danach lese ich der Großen lange und eng umschlungen Geschichten im Bett vor und singe für sie.
Wenn mein Mann am Wochenende mal nicht da ist, machen wir uns beide Zuhause einen gemütlichen Abend mit Snacks und einem Film, den sie aussuchen darf.

Das alles habe ich auch bereits vor der Lektüre des Buchs „Erstgeborene“ getan. Dennoch habe ich nun ein anderes Verständnis für unsere große Tochter entwickelt und weiß nun, welches Verhalten wir als Eltern vermeiden werden. Wir beschwichtigen sie bei Eifersuchtsattacken zum Beispiel nicht mehr damit, dass sie doch Verständnis für ihre kleine und hilflosere Schwester haben und Rücksicht nehmen solle, sie doch schon so groß wäre und so viele tolle Sachen schon alleine könne. Wir vergleichen nicht mehr und wir fokussieren uns nicht mehr so auf ihre Leistungen (damit sie nicht den Eindruck bekommt, dass wir sie nur für ihre Erfolge lieben).

Bei Wutanfällen rollen wir (meistens) nicht mehr genervt mit den Augen, sondern nehmen sie einfach fest in den Arm und sagen ihr, wie lieb wir sie haben und dass sie unsere Erste ist. Das hilft oft Wunder, sie beruhigt sich rasch. Manchmal war die Ursache ihres Zorns vielleicht eine ganz andere, tiefer liegende Geschichte, die wir gar nicht bemerkten und der Auslöser – der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat, ihres Wutanfalls nur eine Lappalie?

Dennoch tun wir jetzt und auch in Zukunft bestimmt noch einiges, was nicht dazu unbedingt beiträgt, dass unsere große Tochter ihre Rolle als Erstgeborene ständig als privilegiert zu empfinden. Das geht auch nicht, wir sind ja auch nur Menschen, die nicht ständig alles und jedes reflektieren können. Es ist schwierig, die Geschwisterposition für sie immer als Chance zu vermitteln. Aber wir arbeiten daran.

Momentan ist unsere Erstgeborene sehr fürsorglich ihrer kleinen Schwester gegenüber. Ich erfahre das zum Beispiel aus den Berichten von Eltern aus der Kita, die beobachten, dass unsere Große ihre kleine Schwester tröstet, wenn sie früher die Kita verlässt, weil sie zu einer Freundin mit nach Hause geht und eher abgeholt wird.
Gleichzeitig zeigt sie ihr auch die Grenzen auf, zum Beispiel, wenn sie etwas spielen möchte und sich von der kleinen Rabauken-Schwester gestört fühlt. Das finde ich auch völlig richtig. Hier sind dann wir als Eltern gefragt und müssen unserer Großen einen geschützten Raum zum Spielen oder Basteln schaffen.

Lektüre

Erstgeborene von Jirina Prekop

Infos über die Autorin

https://de.wikipedia.org/wiki/Jirina_Prekop

Geschwisterliebe – Geschwisterhaß: Die prägendste Beziehung unserer Kindheit von Marcel Rufo

 

Geschwister - das größte Geschenk fürs Lebensglück?

Was kann man mit Kindern in der Emilia-Romagna unternehmen?

Blick von Urbino ins Tal

Mitte Dezember haben wir mit unseren beiden Kindern Freunde und ihr Baby in der Emilia-Romagna besucht. Es war sehr schön in der Nebensaison durch die Städte und Dörfer dieser nördlichen Region von Mittelitalien zu steifen ohne dass überall Busladungen von Touristen umherzogen. Darüber hinaus hatten wir den Luxus, dass wir Einheimische als Guides hatten. Obendrein ist unsere Gastberin, Manu, obendrein Kunstlehrerin und konnte uns jedes Denkmal und Gemälde erklären und zeigte uns bedeutende Kirchen.

Was haben wir in der Emilia-Romana unternommen?

Ducati Museum

Da mein Mann ein leidenschaftlicher Motorradfan und stolzer Besitzer einer Ducati Rennmaschine ist, war ein Besuch des Ducati Museums natürlich obligatorisch. Zugegebenermaßen ist es kein besonders umweltfreundliches Hobby. Aber jeder hat ja so seine Laster.

Museo Ducati bei Bologna ItalienDas Werk mit Museum liegt praktischerweise in der Nähe des Flughafens von Bologna, so dass man den Besuch gut nach der Ankunft einplanen kann.

Wir sind allerdings nicht alle zusammen ins Museum gegangen, da unsere 1,5 jährige Tochter noch zu jung für eine 90 minütige Führung ist. Das Ducati Museum ist nämlich nur im Rahmen einer Führung, die man vorher gebucht haben sollte, zu besichtigen. Kontaktadressen befinden sich am Ende dieses Blogbeitrags.

Mein Mann ist mit unserer großen Tochter und mit Filippo alleine ins Museum gegangen. Der Englisch sprechende Guide führte die Gruppe zuerst durch das Werk, in dem in der Hochsaison bis zu 200 Maschinen täglich gebaut werden. Im Werk kann man alle Produktionsprozesse live anschauen. Am Ende geht die Führung noch durch das werkseigene Museum in dem die Rennmaschinen der letzten 60 Jahre ausgestellt werden.

Auf Google Maps kann man sich eine virtuelle Tour durchs Ducati Museum anschauen: http://www.ducati.de/

Bologna Piazza Santo Stefano Italien

Bologna

Bologna InnenhofWährend die eine Hälfte unserer Familie also im Ducati Museum weilte, haben meine kleinere Tochter und ich mit Manu und ihrem kleinen Sohn die schöne Stadt Bologna unsicher gemacht. Die Buggies mussten wir dafür so manche Treppe hoch und runter tragen.

La grassa (die Fette, wegen der gehaltvollen Speisen), la rossa (die Rote, wegen der roten Dachziegeln) oder auch la dotta (die Gelehrte, wegen der Universitäten), wie auch immer man die Hauptstadt der Region Emilia-Romagna nennen möchte, Bologna ist und bleibt absolut sehenswert.

Als Kind war ich schon mal in Bologna Pizza essen. Aber zugegebenermaßen erinnere ich mich nicht mehr daran. Deshalb war alles neu für mich als wir kürzlich an einem sonnigen Dezembernachmittag durch das Stadtzentrum spazierten. Es war kaum wärmer als in Berlin zur selben Zeit, aber das Licht war dennoch intensiver, der Himmel von einem anderen Blau.

Was mir gleich bei unserem Spaziergang unter den Kilometer langen Arkaden auffiel, sind die zahlreichen jungen Leute auf den Straßen. Das ist allerdings kein Wunder, denn viele der 385.000 Einwohner besuchen eine der Universitäten Bolognas.

Neptunbrunnen in BolognaNeptunbrunnen

Natürlich besuchten wir den 3,35 Meter großen Neptunbrunnen mit seinen ihm zu Füßen liegenden Sirenen und Delphinen an der Piazza Nettuno. Wenn ich unsere italienische Freundin richtig verstanden habe, wurde der Brunnen mit seiner Bronze-Satue mit Hilfe von Spendengeldern der Bologneser saniert, nachdem der von den Bolognesern als „Riese“ bezeichnete Brunnen unter Taubendreck nahezu verschwunden war.

Piazza Maggiore und die Basilika San Petronio

Gleich um die Ecke liegt die um einiges größere und sehr stimmungsvolle Piazza Maggiore. Manu zeigte mir dort ganz stolz die Hauptkirche von Bologna, die Basilika San Petronio. Auch ich war von der schieren Größe dieses gotischen Bauwerks überwältigt. Nicht umsonst ist sie mit einer Länge von 132 Meter, einer Breite von 60 Meter und einer Gewölbehöhe von 45 Meter die fünft größte Kirche der Welt!

Piazza Maggiore in Bologna ItalienVon außen mag die um 1390 begonnene und bis heute immer noch nicht fertig gestellte Basilika vielleicht nicht die schönste sein. Aber dafür bietet sie seit dem Jahr 1655 in ihrem Innenraum die Mittagslinie, den Meridian von Giandomenico Cassini, ein beim höchsten Tagessonnenstand auf ebener Erde geworfener Schatten, der in Nord-Süd-Richtung durch die Basilika verläuft.

Außerdem wies mich Manu auf ein Werk von Giovanni da Modena (um 1410) hin, dessen Fresko nichts weniger als das Weltgericht zeigt. Als war wohl einige Zeit lang unklar, von welchem Künstler dieses Werk stammt, da sich im Laufe der Jahrhunderte so viele von ihnen in der Kirche verewigt hatten. Ich war überrascht, wie hell es in der Kirche fast ohne künstliche Beleuchtung war. Als wir die Kirche verließen, fielen mir die zahlreichen stark bewaffneten Polizisten auf. Zuerst führte ich dies auf die jüngsten dramatischen Ereignisse in Paris zurück. Doch nun weiß ich, dass es einen viel direkteren Zusammenhang für die Polizeipräsenz geben mag. Al-Quaida versuchte die Basilika 2002 und 2006 vergeblich zu sprengen, weil sich sie von einem Fresko in ihrem Glauben verletzt fühlen. Ein mulmiges Gefühl beschleicht mich jetzt schon bei dem Gedanken daran. Aber nach den Anschlägen in Paris habe ich beschlossen, diesen ganzen Wahnsinn zu trotzen und meine Freiheit zu Reisen noch mehr auszukosten.

Basilika Santo Stefano

Wir verließen die Kirche und die Piazza und spazierten rechterhand in eine hübsche schmalere Einkaufsgasse. Von dort aus führte mich Manu zur Basilika Santo Stefano an der gleichnamigen Piazza, die aus sieben verschiedenen ineinander verschachtelten Kirchen besteht. Deshalb wird sie auch Siette Chiese, auf deutsch sieben Kirchen, genannt.

Mir persönlich hat die Atmosphäre dort noch viel besser als in der riesigen Basilika San Petronio gefallen, auch wenn man sie überhaupt nicht miteinander vergleichen kann. Durch die viel kleiner dimensionierte Bauweise war die Stimmung in den Siette Chiese einfach intimer. Außerdem liefen Ordensbrüder durch die Gänge, was dem ganzen eine gewisse Authentizität verlieh. Und nach Authentizität suchen wir doch alle, oder nicht?

Draußen auf der Piazza spielte eine Band, deren Musik von den umliegenden alten Gebäuden aufgefangen wurde uns eine tolle Akustik verlieh. In einem altehrwürdigen Friseursalon rasierten zwei Barbiere den Herren den Bart. Es sah aus wie in einer Filmkulisse.

Palazzo dell’Archiginnasio

Wenn man wie wir die Universitätsstadt Bologna besucht, ist es ein Muss den Palazzo dell’Archiginnasio einen Besuch abzustatten. Denn darin befinden sich die Stadtbibliothek Archiginnasio und der renovierte Anatomielehrsaal. Doch das Gebäude ist kein totes Museum. Nicht nur die wunderschönen Fresken machen das Gebäude bunt und lebendig. Überall schwirren fleissige Studenten umher. Leider konnten wir hier mit unseren Buggies nicht die vielen Treppen hinauf, so dass ich alleine reingehen musste. Doch ich wollte Manu nicht so lange alleine mit den Kindern in der Kälte stehen lassen. Deshalb bin ich nicht in den Anatomielehrsaal gegangen.

Urbino

Urbino Palazzo DucaleAm nächsten Tag zeigte uns Manu Urbino, eine wunderhübsche antike Stadt in der sie einige Jahre Kunst studierte. Urbino ist wegen seines nahezu komplett erhaltenen Renaissance-Stadtbildes aus dem 15. Jahrhundert und seiner Kulturgeschichte Teil des Weltkulturerbes. Dazu passt, dass der Maler und Baumeister der Hochrenaissance, Raffael, hier geboren wurde.

Urbino liegt in der Region Marken und damit südlich von der Emilia-Romagna. Die einstündige Fahrt durch diese anschmiegsame Landschaft war uns ein Fest. Und als wir ankamen, sah ich gleich, dass wir ein wahres Schätzchen zu sehen bekamen.

Zum Glück verschonte uns die Jahreszeit auch hier von Touristen, die in der Saison sicherlich hier zigfach einfallen. Das Auto konnten wir außerhalb der Stadtmauer auf einem großen Parkplatz abstellen. Bereits vom Parkplatz aus zeigte Urbino mit dem Palazzo Ducale einen seiner Renaissance-Vorzeigeimmobilien. Auf dem Parkplatz wurden gerade die knalligen Fahrgeschäfte eines Rummels aufgebaut. Der Kontrast zum zwischen 1463 und 1472 errichteten Herzogpalast hätte kaum größer sein können.

Wir betraten Urbino durch ein Stadttor und liefen eine steile Straße hinauf bis wir zu einem rechterhand liegenden Feinschmeckergeschäft kamen in dem ich mich mit regionalen Käse und bunten Schleifchennudeln eindeckte. Dank unserer italienischen Freunde war ich mir sicher, dass richtige dort zu kaufen (hat sich später beim Probieren als richtig erwiesen).

An der Piazza della Repubblica stärkten wir uns in einem winzigen Untergeschoss-Lokal namens Il Buco mit einer köstlichen Mahlzeit, die wie eine kleine Pizza aussah, aber keine war. Diese Stärkung war für die folgende Besichtigungstour auch nötig

Duomo und Palazzo Ducale

Palazzo Ducale in UrbinoNachdem wir im Dom von Urbino waren besichtigten wir die berühmte Galleria Nazionale delle Marche im Palazzo Ducale. Stolz zeigten unsere Gastgeber uns diese bedeutende Kunstsammlung der Renaissance. Hier reihen sich Werke von Raffael, Piero della Francesca sowie Tizian und anderen Künstlern des 15. Jahrhunderts aneinander. Wir waren fast die einzigen Besucher. Für unsere fünfjährige Tochter war die Ausstellung natürlich nicht besonders spannend, obwohl sie die Kreuzigungsgemälde irgendwie schon faszinierend findet. Als ihr Quengeln heftiger wurde und uns in dem Palazzo langsam kalt wurde, mussten wir wieder raus an die Sonne.

Zur Belohnung nach so viel Historie gönnten wir uns alle an der Piazza della Repubblica in der Gelateria La Romana ein super leckeres Bio-Eis! Unsere tapfere Tochter bekam gleich zwei Eiskugeln in die Tüte!

Strandspaziergang in Rimini

Strand in RiminiAm nächsten Tag waren wir noch etwas erschöpft vom Vortag und trödelten lange nach dem Frühstück zu Hause herum. Mittags fuhren wir ein kurzes Stückchen bis nach Rimini. Eine Stadt, die nicht gerade für ihre Schönheit bekannt ist. Ich selbst musste vor vielen Jahren mit meinen Eltern dort eine Nacht bleiben, als wir weiter südlich in Kalabrien Urlaub machen wollten. Viele Hotels haben ihre beste Zeit schon lange hinter sich gelassen. Freiwillig würden wir dort keinen Urlaub machen.

Früher war Rimini bei den Deutschen ein sehr beliebter Badeort. Mittlerweile sollen sich russische Urlauber hier wohler fühlen. Der Stadtstrand ist von einem Sandwall umgeben, damit das Meerwasser nicht noch einmal die umliegenden Straßen und Hotels überschwimmen können, wie es einst geschah.

Leider spielte das Wetter an diesem Tag nicht so mit und ein trüber Himmel wölbte sich über dem adriatischen Meer. Die Kinder fanden es trotzdem toll, am Strand Muscheln und anderes Strandgut (auch viel Müll dabei) zu sammeln.

An einer Hafenmole fanden wir einen kleinen Kutter von dem Fisch verkauft wurde. Unsere Freunde wählten einen Fisch, dessen Name auf Deutsch so viel wie Schuhsohle bedeutet, weil er so platt ist. Zugegeben, der Name hört sich nicht besonders lecker an. Aber er schmeckte durchaus gut als Hauptspeise zum Mittagessen (nach einer Portion Spaghetti als Vorspeise).

Ravenna

Nach dem Essen fuhren wir nach Ravenna. Diese Stadt wollten wir uns nicht entgehen lassen, weil sie für ihre Schönheit bekannt ist. Interessanterweise lag Ravenna einst am Meer. Durch Verlandung ist die Stadt nun neun Kilometer von der Adriaküste entfernt.

Basilika Sant’Apollinare

Basilika Saint Apollinaire in Classe ItalienKurz vor der Stadtgrenze von Ravenner wurde uns in Classe die berühmte Basilika Sant’Apollinare gezeigt. Hier wird pro Erwachsenen 5 Euro Eintritt kassiert (alle anderen Kirchen sind eintrittsfrei, die wir besuchten), dafür befinden sich ein Parkplatz sowie ein Sanitärgebäude um die Ecke der Kirche.

Die Apsis zeigt ein außergewöhnlich schönes Mosaik, weshalb die byzantinische Kirche von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt wurde. Von außen ist die Kirche ganz schlicht gehalten. Auf einer Wiese überraschten uns Bronze-Skulpturen in Form von lebensecht wirkenden Büffeln. Natürlich mussten diese von unseren Kindern ganz genau inspiziert werden. Allerdings sind sie von Vogeldreck übersät, so dass man lieber vorsichtig sein sollte beim Anfassen.

Weihnachtsmarktbesuch auf der Piazza del Popolo und das Aquarium in der Kirche

Ravenna Basilika Santo StefanoIn Ravenna spazierten wir über einen kleinen Weihnachtsmarkt auf der Piazza del Popolo und genossen das vitale Stadtleben. So viel Leben auf den Straßen! Alle Einwohner waren auf den Beinen, wie es schien.
Dantes Grabmal statteten wir einen Besuch ab und sahen uns noch die nebenan stehende Basilika San Francesco an der Piazza S. Francesco an. Das besondere an dieser Kirche ist, dass das etwa 3,50 Meter unterhalb der Chorpartie freigelegte Gewölbe voll Grundwasser steht und einen herrlichen Mosaikfußboden des ursprünglichen Kirchengebäudes bedeckt. Das freigelegte Gewölbe wird von Säulen und kann auf Knopfdruck innen beleuchtet und dann von außen durch Maueröffnungen hindurch besichtigt werden. Im Wasser schwimmen sogar ein paar Fische.

Essen gehen in Ravenna

Nach einem weiteren Spaziergang durch Ravennas Zentrum kehrten wir in das Lokal Passatelli 1962 ein, das sich in der Nähe einer gerade um Umbau befindlichen Markthalle befindet. Der Speisesaal des Restaurants war früher ein großer Kinovorführraum. Die Köche kann man beim Pasta zubereiten durch eine Glasscheibe hindurch beobachten. Die schwarz gestrichenen Wände zieren Fotos von Hollywoodstars.

Ravenna weihnachtsmarktDie Speisen, wie z.B.  Passatelli in brodo, eine Suppeneinlage ich bestellte, sind absolut typisch für die Region und schmecken ausgezeichnet. Der Teig für die Passatelli werden aus Semmelbröseln, Parmesan und Eiern gemacht und mit Pfeffer, Muskatnuss, Zitronenschale und Salz gewürzt. Der fertige Teig wird anschließend durch ein eigens dafür vorgesehenes Locheisen gedrückt, um etwa 5 Millimeter dicke Würstchen herzustellen, die in Hühnerbrühe oder Fischsuppe gekocht werden, bis sie an die Oberfläche steigen. Einfach köstlich! Auch der Nachtisch (Zuppa Inglese) ist sehr zu empfehlen. Für Italien war das Restaurant auch preiswert, wie ich finde.

Allerdings waren die Kellner allesamt nicht so freundlich. Vielleicht waren sie genervt, weil wir mit insgesamt drei Kindern einkehrten und keine drei Gänge bestellten. Wer weiß. Immerhin hatten sie Kinderstühle.

 

Adressen und weitere Infos

Blick aus FlugzeugDucati Museum / Museo Ducati

Via Antonio Cavalieri Ducati, 3, 40132 Borgo Panigale BO, Italien
www.ducati.de

In Bologna

Basilika San Petronio

Piazza Galvani, 5, 40124 Bologna, Italien

www.bolognawelcome.com

Basilika Santo Stefano

Via Santo Stefano, 24, 40125 Bologna, Italien

www.bolognawelcome.com

Palazzo dell’Archiginnasio

Piazza Galvani, 1, 40124 Bologna, Italien

www.bolognawelcome.com

Urbino

Dom von Urbino/ Duoma urbino

Piazza Duca Federico, Urbino Pesaro Urbino, Italien

urbino-turismo.it/monumenti/duomo-di-urbino

Palazzo Ducale

Piazza Rinascimento, 13, 61029 Urbino PU, Italien

http://www.palazzoducaleurbino.it/palazzo_ducale_urbino.html

Geletaria La Romana

Via Raffaello 1
61029 Urbino PU, Italien

www.gelateriaromana.com

Il Buco

Via Cesare Battisti 1, 61029 Urbino, Italien

https://www.tripadvisor.de/Restaurant_Review-g187797-d2375200-Reviews-Pizzeria_Il_Buco-Urbino_Province_of_Pesaro_and_Urbino_Marche.html

 

Ravenna und Umgebung

Basilika Saint Apollinaire

Via Romea Sud, 224, 48124 Classe RA, Italien

www.turismo.ra.it

Basilika San Francesco

Piazza San Francesco, 1

http://www.turismo.ra.it/ger/Das-Territorium-entdecken/Kunst-und-Kultur/Kirchen-und-Taufkapellen/Basilika-San-Francesco

Passatelli 1962

Via Ponte Marino, 19, 48121 Ravenna RA, Italien

http://www.mariani-ravenna.it/

Was kann man mit Kindern auf die Schnelle für Weihnachtsgeschenke basteln?

Serviettenringe selber machen

Schmucksteine und Kleber zum Verzieren der WeihnachtsgeschenkeWer von Euch vielleicht noch etwas Schönes und gleichzeitig  etwas schnell Umsetzbares für die liebe Verwandtschaft mit den Kindern zusammen basteln will, den kann ich hier ein paar Vorschläge machen. Wir haben das selbst ausprobiert und finden die Ergebnisse ganz toll.  Wir haben Kerzenständer aus Salzteig, Weihnachtsbaumkugeln und dann Serviettenringe gebastelt. Einige Materialien könnt Ihr für mehrere der drei Geschenkideen verwenden.

Obendrein wirkt Basteln auf alle Beteiligten sehr entspannend, was besonders in der stressigen Weihnachtszeit sehr wichtig ist. Dafür sollte man den Perfektionsdrang einmal links liegen lassen, der verdirbt nämlich ansonsten schneller den Spaß als man Schneeflocke sagen kann. Es ist auch nicht wichtig, dass alles super schick aussieht. Hauptsache ist, alles ist mit Liebe hergestellt.

Hier erfahrt Ihr wie es geht.

1. Weihnachtsbaumkugeln

Auf der Taufe meines lieben Patensohnes haben wir letztens etwas sehr schönes ausprobiert, was in sehr kurzer Zeit zu einem hübschen Ergebnis geführt hat.

Weihnachtsbaumkugeln selber machenWas braucht Ihr dafür?

•    Weihnachtsbaumkugeln aus Pappmache oder Styropor mit Faden zum Aufhängen

•    Sprühkleber

•    Pailletten

•    Halterung aus Pappe ausschneiden und am Ende zusammenkleben

Bastelanleitung

1. Bastelunterlage (am besten aus Plastik) auf den Tisch legen.

2. Die Weihnachtsbaumkugeln auf die Halterung aus Pappe setzen und mit Sprühkleber einsprühen

3. Die Kugen nun mit einzelnen Pailletten verzieren oder wem das zu lange dauert, die Pailletten auf die Plastikunterlage streuen und die Kugel über die Pailletten rollen

4. Zum Trocknen aufhängen

2. Bunt bemalte und verzierte Kerzenständer aus Salzteig

Kerzenständer aus SalzteigDas ist ein sehr schönes weihnachtliches Geschenk. Wenn man den Salzteug erst einmal hergestellt hat, kann man daraus gleich ganz viele Kerzenständer als Geschenke für Oma und Opa, Tante und Onkel basteln. Allerdings muss man dafür zwei Tage zum Trocknen einplanen.  Letztes Jahr ich bereits ein Salzteigrezept für Baumschmuck vorgestellt. Beides kann man gut miteinander kombinieren.

Welche Materialien braucht Ihr für die Kerzenständer?

•    Kerzen (nicht zu groß)

•    Messing Kerzenhalter im passenden Umfang für die Kerzen

•    Große Keksausstecher z. B. in Sternform damit der Kerzenständer später nicht umkippt

•    Plakafarbe

•    Pinsel

•    Glitzer und/ oder Schmucksteine

•    Schmucksteine- oder Alleskleber

•    Mal- oder Bastelunterlage

•    Malkittel

Weihnachtsdeko aus SalzteigSalzteig-Zutaten

Es gibt natürlich eine Menge Möglichkeiten Salzteig herzustellen. Ich habe dieses Salzteig-Rezept gewählt und es hat prima geklappt.

•    1,5 Tassen Mehl
•    0,5 Tasse Speisestärke
•    1 Tasse Salz
•    1 Tasse Wasser
•    1 bis 3 Esslöffel Öl

Warum Speisestärke? Nun, die Speisestärke hält den Teig besser zusammen, macht ihn samtiger und verhindert beim Backen die Bildung von Rissen. Und wozu das Öl? Das Öl macht den Teil geschmeidiger, glatter und weicher. Logisch, oder?

Anleitung zum Herstellen von Salzteig

  1. Zuerst das Mehl, dann die Speisestärke und das Salz in eine Schüssel geben.
  2. Trockenzutaten mit einem Löffel mit einem Löffel vermischen.
  3. Nun das Öl und das Wasser in die Schüssel geben.
  4. Alle Zutaten mit dem Mixer vermengen und so lane mixen bis der Teig aus größeren Klumpen besteht und sich von der Schüsselwand löst.
  5. Den Teig mit der Hand in der Schüssel kneten, bis man einen großen Klumpen hat.
  6. Den Teig kann man auf dem Tisch oder der Arbeitsplatte weiterkneten. Jetzt können auch fleissige Kinderhände mitkneten.

Anleitung für die Kerzenständer

Kerzen für die selbst gebastelten KerzenständerIst der Salzteig fertig, geht’s los.

1. Teig mit dem Nudelholz ausrollen, so dass der Teig ca. 1 Zentimeter dick ist.

2. Nun mit den Keksausstechern Sterne oder andere Formen ausstechen.

3. Die Kerzenhalter in die ausgesprochen Formen drücken, so lange der Teig nicht fest wird.

4. Die ausgestochenen Salzteiglinge nun 2 Tage trocknen lassen. Zwischendurch mal wenden damit Vor- und Rückseite richtig durchtrocknen.

5. Nun wird’s bunt! Mal- oder Bastelunterlage auf den Tisch, Malkittel angezogen, Pinsel gezückt und rein getaucht in die rote, gelbe, blaue, grüne, silberne oder goldene Plakafarbe.

6. Wenn man eine Farbschicht trocknen lässt dann kann man danach mit einer anderen Farbe Farbtupfer drauf setzen.

7. Wer die Kerzenständer aufpimpen möchte, wartet ab bis die Farbe trocken ist und kann nun mit Klebstoff bewaffnet den Glitzer oder die Strasssteine auf die Kerzenständer setzen.

8. Entweder nun die Kerze in die Halterung stecken oder wenn der Kerzenständer gleich als Geschenk verpackt werden soll die Kerze stattdessen einfach mit dem Geschenkband am Präsent befestigen.

3. Serviettenringe

Serviettenringe als Weihnachtsgeschenk selber machen

Ebenfalls ein schönes Weihnachtsgeschenk oder eine tolle Tischdekoration für die Feiertage sind selbst bemalte Serviettenringe. Das geht sogar schneller als die Kerzenständer weil nicht so viel Zeit zum Trocknen benötigt wird.

Welche Materialien braucht Ihr dafür?

•    Serviettenringe aus Holz (gibt’s im Bastelgeschäft ab 70 Cent pro Stück)

•    Plakafarbe

•    Pinsel

•    Schmucksteine

•    Schmuckstein- oder Alleskleber

•    Mal- oder Bastelunterlage

•    Malkittel

Anleitung

  1. Malunterlage bereit legen und die Serviettenringe nach Gusto einfarbig oder bunt bemalen.
  2. Wenn alles gut durchgetrocknet ist, die Schmucksteine mit dem Kleber auf den Ringen befestigen.
  3. Trocknen lassen

Fertig und frohes Schenken und Dinieren!

„Wir sind ja schon da!“ – Interview mit Ole Schnack, Herausgeber und Gründer des Reisemobil-Stellplatzführers „Landvergnügen“

Landvergnügen (c) Ole Schnack
Landvergnügen (c) Ole Schnack

Wer im StadtWaldKind-Blog im Frühjahr, Sommer und Herbst unseren Reiseerlebnissen mit dem Wohnmobil gefolgt ist, hat vielleicht das ein oder andere Mal etwas von unseren Erfahrungen mit dem Stellplatzführer „Landvergnügen“ gelesen. Für alle, die sich für das mobile Reise interessieren und mit dem Gedanken spielen, einmal in Deutschland von Hof zu Hof zu tingeln, dürfte das Interview mit Ole interessant sein. Denn Ole ist der Ideenproduzent von „Landvergnügen“. Als er 2012 mit seiner Familie in einem VW LT 28 Karmann von 1986 in Frankreich unterwegs war und mit dem dort etablierten Stellplatzführer ‚France Passion’ als Gast bei ausgewählten Landwirten die traumhaften Flecken des Landes entdeckte, war Ole sofort klar, dass er dieses Konzept nach Deutschland tragen muss. Denn die Zahl der Wohnmobilreisenden steigt – immer mehr Menschen entdecken für sich diese Art des entschleunigten, selbstbestimmten Reisens mit inspirierenden Erlebnissen und Begegnungen in der Natur.

Lieber Ole, was hat Dich dazu inspiriert den Stellplatzführer „Landvergnügen“ herauszubringen?

Landvergnügen (c) Ole Schnack
Ole Schnack mit Familie (c) Ole Schnack

Anfang 2012 bin ich bei der Planung einer Wohnmobilreise zufällig auf den Stellplatzführer und Erfinder der Konzeptidee des Andersreisens „Passion France“ gestoßen. Da ich der Meinung bin, dass Spontaneität gut geplant sein muss, habe ich lange vorher recherchiert, was wir auf einer solchen Reise machen könnten, wenn man wie ich keine Lust hat lange auf Campingplätzen zu stehen. Und als ich in einem Internetforum auf „France Passion“ stieß, dachte ich mir, dass probier ich doch mal!
Zudem bin ich ein „Foodie“ und klassischer „Slow Food Fan“ wie man so schön auf Neudeutsch sagt, also ein Nahrungsmittel begeisterter Mensch. Ich steh’ auf gutes Essen, das handwerklich einfach und gleichzeitig gut gemacht ist. Damit meine ich nicht, dass Nahrungsmittel unbedingt Bio sein müssen, um sie so großartig zu finden. Auch Kleinst- und Kleinbetriebe können großartige Produkte herstellen, die kein Bio-Siegel haben und trotzdem „Bio“ produzieren.
Meine Vorstellung war im Jahr 2012 mit meiner Familie nach Frankreich zu fahren. Dabei wollte ich nicht nur an den Atlantik und dort am Strand abzuhängen. Sondern ich hatte die Vorstellung ins Landesinnere von Frankreich zu fahren und dort von Markt zu Markt zu tingeln und mich dort dem französischen „Savoir Vivre“ und der französischen Kultur kulinarisch zu beglücken und dabei meine Familie mitzunehmen. Dafür war der französische Stellplatzführer „Passion France“ ideal.

Erzähl mir bitte die Gründungsgeschichte von „Landvergnügen“.

Landvergnügen Hof Alt-Domigk Baruth (c) Ole Schnack
Landvergnügen Hof Alt-Domigk Baruth (c) Ole Schnack

Ich sehe mich ein wenig als „Heat seeking Rocket“. Das bedeutet, ich suche immer nach guten Ideen, hinterfrage jedes Geschäftsmodell und mache mir Gedanken darüber, warum etwas funktioniert oder eben nicht und was ich daran verändern würde. Als ausgebildeter Marketing-Fuzzi habe ich lange in der Werbung gearbeitet. Aber ich hatte irgendwann keine Lust mehr, anderer Leute Träume zu verkaufen und wollte gerne meine eigenen Sachen machen. In Frankreich fand ich mit „Passion France“ das, wonach ich suchte. Gleich nach unserer Frankreich-Reise habe ich mir deshalb die Genehmigung meiner Frau eingeholt mich selbständig zu machen und in 2012 angefangen einen Business-Plan zu schreiben. Dann habe ich begonnen Kontakte mit Interessensvertretern aus der Landwirtschaft zu knüpfen. Als ich meiner Testmarkt-Analyse merkte, dass mein Vorhaben klappen könnte, habe ich Geld dafür gesucht. Denn für solch eine Unternehmung braucht man sehr viel Geld. Allerdings wollte sich keine Bank daran beteiligen, keine wollte mitmachen, alle haben abgewunken. Deshalb musste ich aus eigener Kraft anfangen und irgendwie sehen, dass meine Idee funktioniert. Die so genannte „Sead-Phase“, also die Produktentwicklung, musste ich mit meinem Eigenkapital finanzieren. 2013 habe ich einen guten alten Freund, Yves Kreil, von mir ins Boot geholt, der ein großartiger Kommunikator ist. Am Ende haben wir mit der Hilfe von über 60 verschiedenen Interessensvertetern, darunter viele Slow-Food-Anbieter und Vertreter von Brauereiverbänden sowie Winzergenossenschaften und Feinschmecker-Netzwerke, deren Mitglieder eingeladen, sich bei uns zu bewerben. Wir haben ein ganz klassisches Direct-Mailing hinterher geschickt und wahnsinnig viele Telefonate geführt. Wir waren auf Feinschmeckermessen, wir haben mit den Bauern geredet.  Dennoch fehlte mir immer noch Geld für die Umsetzung, weil ich kein Start-up war, welches durch die Bank finanziert wurde. Dann kam ich auf die Idee, um meine Unternehmung zu starten! Ich habe die Menschen, die am Anfang mit mir zusammen gearbeitet haben, wie Grafiker, Programmierer, Journalisten, Presseleute und Texter, gefragt, ob sie einen Teil ihres Honorars in meinen kleinen Verlag  „Landvergnügen“ anlegen würden. Ich bin dann noch weiter gegangen und habe private Investoren gefunden, die meine Idee gut fanden und darin Geld angelegten. So war es mir dann in 2014 möglich die erste Ausgabe herauszubringen. Allerdings war es mir bis zum Schluss nicht klar, ob wir das hinbekommen würden oder nicht.

Wie viele Höfe sind im Stellplatzführer „Landvergnügen“ vertreten und wie seid Ihr auf diese Höfe aufmerksam geworden?

2014 waren es 239, in 2015 sind es 369 und im Jahr 2016 sollen es 500 regionale Produzenten sein. Uns war es dabei von Anfang an wichtig die kulinarische Vielfalt Deutschlands zu präsentieren. Vom Allgäu bis hoch zur Nordsee möchten wir ein bundesweites Netzwerk anbieten. Deshalb haben wir strategisch in die Flächen stärker kommuniziert aus denen wir mehr Gastgeber brauchten. Ich habe zwar viele Produzenten mit dem Wohnmobil besucht, aber da ich natürlich nicht alle selbst anfahren konnte, habe ich Unterstützung durch die sozialen Medien erhalten. Die Crowd hat also die Höfe angefahren, es gibt also keinen Ort, der nicht besucht wurde.

Landvergnügen (c) Ole Schnack
Landvergnügen (c) Ole Schnack

In welcher Geschäftsbeziehung steht Ihr mit den Produzenten?

Wir stehen im Kontakt mit den Produzenten und hören im direkten Gespräch deren Wünsche und Nöte und versucht ihnen zu helfen. Denn wir haben auch einen politischen Anspruch: Es geht uns um die Förderung von Kleinst- und Kleinbetrieben. Und dies drückt sich zum einen dadurch aus, dass unsere Betriebe für ihre Mitgliedschaft bei Landvergnügen kein Geld bezahlen. Wir verkaufen keine Anzeigen. Dadurch unterscheiden wir uns von den anderen Verlagen, die alle Anzeigen verkaufen. Ich weiß genau, dass der gastfreundliche Ziegenbauer an der polnischen Grenze, der 20 deutsche Edelziegen hat und in einer wunderschönen Umgebung herrlich schmeckenden Ziegenkäse produziert, keine 500 Euro für eine Anzeige hat. Und deswegen verzichten wir darauf.
Zum anderen sind die Betriebe alle gleichberechtigt ohne Bilder im Stellplatzführer vertreten. Das hat den Hintergrund, dass bspw. der kleine Imker in der Nordwest-Uckermark für den Reisenden ein genauso tolles Erlebnis bieten kann wie die Brauerei in Franken. Beide – der eine ist groß der andere ist klein, der hat Geld, der andere nicht – sollen gleichberechtigt präsentiert werden! In die redaktionellen Texte der einzelnen Regionen in Deutschland, die Landgeschichten, kann man sich nicht einkaufen. Das sind von uns redaktionell ausgesuchte Höfe, die wir besonders interessant finden.

Welche Orte im Berliner Umland eignen sich für kurze Wohnmobiltouren zwischendurch?

Landvergnügen (c) Ole Schnack
Landvergnügen (c) Ole Schnack

Wenn wir mit unserem Reisemobil unterwegs sind, ist unser Motto schlicht „Der Weg ist das Ziel“. Am Wochenende machen wir keine sehr weiten Strecken, da sind wir entweder direkt im Umland von Berlin, in Richtung Ostsee oder polnische Grenze unterwegs. Da gibt es einige schöne Höfe, die man besuchen kann. Ich persönlich finde den Ziegenhof zur Wolfsschlucht mit dem kleinen Gartenlokal am Oder-Neiße-Fahrradweg toll. Der Gastgeber Klaus-Bernd Günther und seine Frau, die dort mit 20 deutschen Edelziegen leben, bieten ihren Ziegenkäsespezialitäten und den Wein eines befreundeten Winzers an. Man steht dort mit dem Wohnmobil auf einer Wiese. Das ist ein Geheimtipp, den man ansonsten so nie finden würde! Einer meiner Lieblingshöfe südlich von Berlin ist ebenfalls der Milchschafhof Schafsgarbe in Vetschau/ Ogrosen. Friedhelm und Ulrike Plaß verkaufen dort ihren Schafskäse sowie Schweinefleisch aus ihrer Schweinezüchtung ab Hof und auch auf dem Chamisso Öko-Markt in Berlin. Der Gutshof ist für Kinder großartig, denn abgesehen von Streichelzoos kommen Stadtkindern ansonsten nicht in direkten Kontakt zu solchen Nutztieren. Die Kinder können – müssen aber nicht – dort auch mithelfen, indem sie zum Beispiel die Schafe raus treiben.

Welche goldenen Regeln gilt es beim Reisen mit Landvergnügen zu beachten?

Landvergnügen (c) Ole Schnack
Landvergnügen (c) Ole Schnack

Im Stellplatzführer sollte man vor der Reise nachsehen, welche Angaben der Gastgeber macht und ob er möchte, dass man vorher bei ihm anruft. Zum Beispiel sollte man sich im Stellplatzführer nachsehen, ob man dort die Toiletten benutzen darf und wie viele Reisemobile dort stehen können. Natürlich sollte man die Regeln des menschlichen Miteinanders beachten. Man ist bei den Gastgebern auf einem privaten Hof und dort eingeladen für eine Nacht kostenfrei zu stehen. Das bedeutet, Respekt vor den Menschen und ihrem Eigentum zu haben. Solch ein Hof ist kein Abenteuerspielplatz auf dem Kinder auf jedem Trecker rumklettern können oder man in jeden Stall reingehen darf. Obgleich die meisten Bauern es den Kindern gerne erlauben, sich auf einen Trecker mal raufzusetzen. Also einfach immer vorher fragen!
Die Angaben wie zum Beispiel „späteste Anreisezeit“ oder die telefonische Anmeldung ein paar Stunden im Vorfeld des Besuchs sind natürlich zu berücksichtigen. Es kann auch durchaus mal vorkommen, dass der Landwirt keine Zeit hat, Gäste zu empfangen. Das passiert aber äusserst selten. Die meisten freuen sich immer sehr über Gäste und auf Kontakt mit neuen Menschen, weil sie als hart arbeitende Landwirte nur kaum von ihrem Hof weg kommen. Und natürlich freuen sich die Gastgeber, wenn man sich durch einen Einkauf in ihrem Hofladen erkenntlich für ihre Gastfreundschaft zeigt. Man muss nichts einkaufen, aber es ist einfach ein schönes Dankeschön an sie. Und obendrein eignen sich diese Einkäufe wie ein Straußensteak, ein Hefebier, ein Edelbrand oder ein Wein auch prima als kulinarische Reiseerinnerung, die man mit Freunden Zuhause teilen kann.

Worin siehst Du beim Reisen mit einem Wohnmobil persönlich die Vorteile?

Landvergnügen (c) Ole Schnack
Landvergnügen (c) Ole Schnack

Das sind mehrere Dinge. Ganz vorne steht für mich die Spontaneität beim Reisen mit einem Wohnmobil. Ich kann dem Wetter und meinem Vorlieben hinterher fahren. Ich kann entlang fahren. Darüber hinaus hat man die Naturnähe, oftmals kann man sich die Plätze selbst aussuchen, wenn man nicht gerade auf einem großen Campingplatz steht. Für mich als Camper ist es auch ein super Vorteil, dass ich alles mitnehmen kann was ich möchte. Es findet sich immer irgendwo im Wohnmobil ein Platz fürs Schlauchboot und auch für mehr als eine Angel. Besonders für das Reisen mit Kindern ist es auch praktisch, wenn man ein richtiges Bett mit dem eigenen Kopfkissen und der Bettdecke und ein Dach übern Kopf hat, wenn es mal zwei Tage regnet. Das ist wie Camping nur mit mehr Convenience. Da ich auch gerne koche, finde ich es auch schön, eine kleine Küche habe und nicht auf einem kleinen Campingkocher das Essen zubereiten muss.

 

Mit welchem Wohnmobil-Modell reist Ihr privat?

2012 haben wir das Wohnmobil eines Freundes, ein VW Basis LTL Modell Baujahr 1986 mit Karmann Aufbau gekauft, das wir uns bereits 2010 für eine große Norwegen-Schweden Tour von ihm geliehen hatten. Wir haben also eine Patenschaft für diesen alten Herrn übernommen, der bereits auf den Namen „Leo“ getauft war. Wir haben jetzt also eine emotionale Bindung zu dem Wohnmobil. Wir lieben unser Fahrzeug, unseren Leo, der ein kleines Familienmitglied von uns geworden ist.

Wie empfinden Euer neunjähriger Sohn und Eure fünfjährige Tochter das Reisen mit dem Wohnmobil?

Ole, Jule, Jukka und Lotta Schnack (c) Ole Schnack
Ole, Jule, Jukka und Lotta Schnack (c) Ole Schnack

Beide reisen sehr gerne mit unserem Wohnmobil. Aber natürlich hören wir das gleiche wie viele andere Eltern auf Reisen „Mama, Papa, wann sind wir endlich da?“. Aber im Vergleich mit einer Autoreise empfindet man beim Reisen mit dem Wohnmobil eine Entschleunigung. Ich begegne der Frage meiner Kindern dann immer mit der Antwort, dass wir ja schon da sind! Denn wir sind ja Zuhause. Wir können anhalten oder fahren. Klar müssen die Kinder angeschnallt sein, aber wir haben ja alles dabei. Da stehen wir einfach kurz auf und holen ihnen, was sie brauchen. Nach einigen Stunden der Fahrerei hatten wir bereits öfters das Erlebnis, dass wir Eltern sofort ausstiegen, um zu sehen wo wir stehen. Wohingegen die Kinder gar nicht raus wollten. Sie kletterten viel lieber in den Alkoven und spielten dort. Für sie ist das Wohnmobil ein Rückzugsort und ein Gefühl, Zuhause zu sein.

Der Landvergnügen Stellplatzführer 2016
Der Landvergnügen Stellplatzführer 2016 (c) Ole Schnack

Verrätst Du uns, was es im nächsten Landvergnügen Stellplatzführer 2016 neues geben wird?

Es werden ungefähr 140 neue Gastgeber dazukommen, so dass wir am Ende auf etwa 500 Gastgeber bundesweit kommen werden. Es wird neue Landgeschichten geben und wir arbeiten daran, dass es Landvergnügen auch eines Tages als Ebook geben wird.

Das Landvergnügen Gastgeberverzeichnis enthält eine Vignette, mit der man mit Wohnmobil, Bulli und auch dem Wohnwagen 24 Stunden kostenlos auf den Höfen stehen darf. Landvergnügen führt Mobilreisende meist in die Natur, fernab der üblichen
Routen und bietet jede Menge Geheimtipps. Ein kurzer Anruf vorab über die Ankunftszeit beim Gastgeber genügt. Die Landwirte lassen ihre Gäste an ihrem naturnahen Alltag teilhaben und freuen sich, sie mit hauseigenen Produkten zu verköstigen.

 

 

 

Weitere Informationen

Wer mehr über Landvergnügen erfahren möchte, findet weitere Infos auf der Website: landvergnuegen.com