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Freitagnachmittag bis Sonntagmittag im Département Ardèche
Nach diesem für uns anstrengenden La Yole-Campingplatz verlassen wir schon die Mittelmeerküste und fahren nordöstlich ins Landesinnere, wo es hoffentlich entspannter ist. Es geht nun an in das Département Ardèche in der Region Rhône-Alpes. Von diesem landschaftlich besonders reizvollen Département, das nach dem einem 125 Km langen ins Mittelmeer mündenen Fluss benannt ist, habe ich schon von einer Freundin gehört. Sie hat mir nicht zu viel versprochen (danke Nicole!)
In dem Katalog „Les Castels Hotellerie de Plein Air“ finden wir einen super Campingplatz, der direkt an der südlichen Ardèche und ganz in der Nähe von Vallon Pont d’Arc liegt, wo sich der berühmte Natursteinbogen spektakulär über den Fluss spannt. Auf gut Glück, an der Ardèche noch einen Platz zu ergattern, fahren wir hin.
Spät, erst um 17 Uhr am Freitagnachmittag, kommen wir am Camping l’Ardéchois an. Es stehen bereits zwei Camper aus Italien vor uns an. Wir bekommen einen der letzten freien Plätze, allerdings nur für zwei Nächte. Danach ist er bereits reserviert.
Unser Stellplatz liegt direkt neben einem Sanitärgebäude liegt. Dafür ist dieser Stellplatz, mit immerhin 56 Euro zzgl. 8,80 Euro für 2 Erwachsene und 1,22 Euro pro Kind, in der günstigsten Preisklasse. Man darf sich also vorstellen, wie viel die besseren Plätze vorne am Fluss kosten. Für diesen Preis bekommen wir allerdings sehr viel geboten. Den Campingplatz gibt es seit 1994 und ist außerordentlich grün und aufwendig bepflanzt, so dass die Wege und auch unser Wohnmobil unter einem grünen Blätterdach verschwinden.
Die Sanitärgebäude bieten sogar private Bathrooms, die man mieten kann, Waschmaschinen sowie Spülmaschinen für die Premium Plätze (also nichts für uns) und sind insgesamt sehr edel und gepflegt. Für Kinder gibt es sogar ein extra Sanitärgebäude, dass wie eine Höhle gestaltet ist (eine helle, keine gruselige). Außerdem wird ein Kinderanimationsprogramm geboten, wenn Eltern und Kinder mal eine Pause voneinander brauchen.
Das Restaurant bietet viele Köstlichkeiten und der kleine Supermarkt lässt auch keine Camperwünsche offen. Es ist sicherlich einer der schönsten Plätze, die wir bislang besucht haben. Die anderen Camper sind sehr angenehm.
Wie immer entern wie mit den Kinden zuerst die Poollandschaft mit den drei verschieden tiefen Becken. Da es schon früher Abend ist, ist es nicht voll und unsere Große tobt sich richtig aus.
Nachdem Abendessen gibt es eine Clown-Aufführung auf dem Campingplatz. Das müssen wir wegen der Kinder natürlich live sehen. Ich bin kein so großer Clown-Fan, aber dieser Künstler namens Tom le Clown ist einfach nur grandios! Zuerst tritt er gemeinsam mit den Kindern auf, mit denen er anscheinend am Tage ein paar Nummern eingeübt hat. Die Kinder sind ambitioniert und machen gleichzeitig mit großer Freude und Ernst mit. Ich habe schon auf so manchem Fest leider beobachten müssen, wie Clowns probieren, Kinder auf der Bühne zum Mitmachen anzuregen. Das geht nicht immer gut, weil einige von ihnen keine besonders ausgebildeten pädagogischen Fähigkeiten besitzen (freundlich ausgedrückt). Aber dieser Tom le Clown, schafft es, den Kindern das Gefühl zu vermitteln etwas großartiges auf die Beine zu stellen. Das Publikum inklusive uns ist total gerührt und begeistert. Die Kinder verlassen stolz die Bühne, der Clown hilft jedem einzelnen Kind hinunter. Ich war so gefesselt von der Nummer, dass ich leider nicht gefilmt habe und bei Youtube finde ich auch kein Video. Ihr müsste also selbst nach Frankreich fahren und Tom le Clown aufsuchen.
Am Samstagmorgen um 9.30 Uhr nehme ich mit sechs anderen Frauen an einem Aqua Fitness Kurs im Pool teil. Da die Badelandschaft erst um 10 Uhr öffnet, haben wir dort noch unsere Ruhe. Der junge Mann, der am Beckenrand für uns vorturnt, ist noch nicht ganz wach und seine Übungen sind ziemlich lasch. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass wir alle im Wasser stehen können. Wenn es tiefer ist, macht Aqua Fitness m.E. mehr Sinn.
Nach dem Frühstück holen wir unser Schlauchboot aus der Topbox vom Wohnmobildach und schippern ein wenig über den Fluss Ardèche. Die Kinder und ich sitzen im Trockenen während mein Mann uns durchs Wasser schiebt und später schwimmend zieht. Es ist nur ein kurzes Stück bis wir am anderen Ufer ankommen, wo ein kleiner Sandstrand verführerisch auf uns wartet.
Wir lümmeln ein wenig in der Sonne herum, bis es zu heiss wird und wir uns im Fluss abkühlen. Die Steine sind etwas glipschig und das Wasser ein wenig trüb, aber es ist trotzdem schön. Unsere Große macht wieder ihre kleine private Tauchmeisterschaft. Leider kommt alle zwei Minuten eine Kanugruppe vorbei geschippert und stört uns beim Baden. Manche haben Probleme mit der Steuerung, obwohl die Strömung kaum spürbar ist, so dass ich manchmal vor den Kanuten reissaus nehmen muss. Benoît Peschier, Olympiasieger im Kanuslalom von 2004, der aus dieser Region hier stammt, ist offenbar nicht dabei. Einige französische Bengel machen sich einen Spaß daraus vorbei fahrene Kanufahrer nass zu spritzen. Die meisten ignorieren es, aber ein Vater (nicht mein Mann) verliert seine Contenance und macht Anstalten einem Jungen sein Paddel übers Ohr zu ziehen. Zum Glück trifft er nicht.
Auch das Angebot, am Sonntagmorgen am Yoga Kurs teilzunehmen, lasse ich mir nicht durch die Lappen gehen und stelle mich auf die Matte. Es machen nur noch zwei weitere Frauen mit. Die Männer sind offenbar wieder einmal nicht für Sport zu begeistern. Der Kurs geht 90 Minuten und irgendwann bekomme ich mächtig Hunger auf Frühstück. Aber inhale, exhale, ooohm, ich übe mich in Geduld. Ich schaffe sogar einen Kopfstand. Als ich super entspannt zum Wohnmobil schlendere, erwartet mich meine ausgehungerte Familie. Außerdem müssen wir uns beeilen, den um 12 Uhr müssen wir auschecken und den Platz freimachen. Sportlich. Aber ooohm, ich bin ja relaxt.
Nach dem Verlassen des idyllischen Campingplatzes fahren wir nur zehn Minuten um zur Pont d’Arc zu gelangen. Dorthin wollen andere am Sonntag anscheinend auch. Aber wir finden noch ein kostenfreies Plätzchen für unser Gefährt auf einem großen Parkplatz direkt bei einer Herberge. Wir traben den anderen Touris hinterher zum Fluss Ardèche. Wir gelangen zu einer Badestelle, wo Eis aus einem Oldtimer heraus verkauft wird und Dixiklos bereit stehen. Auch wenn wir hier offenbar nicht alleine sind, genießen wir den Ausblick auf diese beeindruckende 54 Meter hohe, 60 Meter lange Steinbrücke, welche der Fluss in den weichen Kalkstein gegraben hat. Wir gehen ins Wasser und bestaunen die gelb-grauen Klippen und die Höhlen in denen Adler nisten sollen. Unterhalb der Steinbrücke schwimmen Leute hin und her.
Wir kehren wieder zum Wohnmobil zurück und fahren oberhalb der Ardèche-Schlucht die Höhenstraße Haute Corniche entlang, an der sich ein Panorama-Aussichtspunkt an den anderen reiht. Wir kommen aus dem Anhalten und Staunen gar nicht mehr heraus, so wunderbar ist der Ausblick immer wieder über das Rhonetal und die wildromantische Schlucht.
Später kommen wir an kleinen süßen Midi-Dörfern vorbei, in denen Honig, Wein und andere regionale Produkte angepreist werden. Außerdem passieren wir ein Lavendel Museum, haben aber leider keine Zeit auszusteigen, weil wir ja noch Strecke machen wollen.
Etwa 300 Kilometer später fahren durch Lyon, passieren ein spaciges Gebäude in dem sich das Musée des Confluences befindet. Hier wird seit dem 21.12.2014 „globales Wissen mit Schwerpunkt Naturwissenschaften“vermittelt. Schade, dass wir keine Zeit haben, es zu besuchen. Lyon soll einiges zu bieten haben. Aber mein Mann ist der Stadt gegenüber eher skeptisch und will weiter.
Etwa 25 Kilometer nördlich hinter Lyon finden wir im France Passion Guides einen für uns passende Beschreibung eines Stellplatzes auf einem Weingut in Marcy, den wir nun ansteuern. Der Inhaber begrüßt uns freundlich und bietet uns einen Besuch seines Weinkellers an. Wir lassen uns das nicht zweimal sagen und degoutieren ein paar seiner edlen Tropfen, für die er schon so manche Auszeichnung erhalten hat. Der dreifache junge Familienvater führt dieses Gut nach alter Familientradition weiter. Seine kleinen Kinder kommen eins nach dem anderen in den Weinkeller gelaufen, um den Besuch zu begutachten. Mit ein paar Kisten Beaujolais unter den Armen stiefeln wir zurück zu unserem Wohnmobil. Nun haben wir das passende Getränk fürs Abendessen!
Adressen und Informationen
Website der Vereinigung Les Castel
: www.frankreich-campingplatze.com
07150 Vallon Pont d’Arc
Website: www.ardechois-camping.com
- Tel: +33 (0)4 75 88 06 63
- GPS-Koordinaten: Breitengrad 44° 23′ 53″ N (44.398080), Längengrad 4° 23′ 55″ E (4.398830)
Gelände
Höhe über NN: 120 m
Gesamtfläche: 6 ha
Standplätze Touristen: 244