In den Herbstferien wollten mal nicht in die Ferne schweifen und haben viele Ausflüge in unserer geliebten Heimatstadt Berlin und zu Brandenburger Spaß- und Erholungsbäder unternommen, von denen wir Euch in den nächsten Wochen berichten werden. So lange es draußen noch herbstlich angenehm ist, können wir Euch nur empfehlen, mit oder auch ohne Kinder die im Südwesten der Stadt versteckte Pfaueninsel zu besuchen. Erreichbar ist sie nur mit einer Fähre, das Übersetzen von Autos ist nur den Bewohnern erlaubt.
Eine Insel mit nem Schlösschen und bunten Vögeln drum herum… Ich gebe zu, so gut in dem Lied von „Jim Knopf und der Lokomotivführer“ reimt sich meine Zeile nicht. Trotzdem ist das paradiesische Eiland mindestens genauso märchenhaft wie die Geschichte rund um die Insel Lummerland: weil… tatatatata… die 67 Hektar der Pfaueninsel sind nichts weniger als ein UNESCO Kulturerbe und Naturschutzgebiet! Deshalb ist sie eine No Go Area für Autos und Fahrräder (die circa 40 Inselbewohner und zugleich Mitarbeiter der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten haben eine Sondererlaubnis) sowie für Raucher und Hunde. Die dadurch entstehende Ruhe und frische Duft ist wunderbar. Die hier einst auftretenden dunklen Rauchschwaden und stechenden Gerüche sind zum Glück schon längst passé. Die Experimente zur Farbglasherstellung des Chemikers und Glasmachers Johann Kunkel gehören seit mehr als dreihundert Jahren der Vergangenheit an. Ein Gedenkstein, der so genannte Kunkelstein, erinnert auf der Insel an ihn und das einst dort stehende Glaslaboratorium. Vom Palmenhaus sind leider aufgrund eines lange zurück liegenden Brandes nur noch zwei einsame Säulensockel übrig. Von den Käfigen und Gebäuden für Lamas, Affen, Löwen und Kängurus keine Spur mehr. Die hat Friedrich der IV. im Jahr 1842 dem Berliner Zoo vermacht. Dafür ist die rund herum einsehbare Voliere nach englischem Vorbild für Vorwerkhühner, Seidenhühner, Brahmahühner, Fasane sowie für Weisse Pfauen und Blaue Pfauen geblieben.
Sonnenschein und böiger Wind wechseln sich an unserem ersten gemeinsamen freien Tag ab. Der lustige Fährmann bringt uns für 8 Euro (Familienticket) routiniert mit der „Luise“ vom Festland auf die Pfaueninsel. Bei der Anlegestelle wartet der Museumsshop auf Kundschaft. Dort gibt es auch das kostenlose Falblatt „Gartendenkmal Pfaueninsel. Eine Entdeckungstour für Kinder“, das neben einer Karte auch kurze Geschichten zu den Insel-Highlights bereit hält.
Contents
Schloss
Nach einer ersten Pinkelpause auf den Insel-WCs laufen wir am Rosengarten hoch zu Wilhelmine Enckes Schlösschen. Klopf, klopf. Das weisse Lustschlösschen der Mätresse von König Friedrich Wilhelm II. ist beileibe kein Disney-Bauwerk, aber unser dezenter Klopftest hört sich dennoch verdächtig dünn an. Im Winter ist es darin bestimmt ziemlich frisch. Ob im Rahmen der aktuellen Sanierungsarbeiten auch eine Wärmedämmung des Sommersitzes vorgesehen ist? Die Blauen Pfauen, die sich gegenüber auf der Wiese entspannen – Feinde haben sie hier keine, weil die Insel umzäunt ist – möchten es uns auch nicht verraten.
Wir spazieren quer durch den Landschaftspark in nordöstliche Richtung und entdecken überrascht wollige Schafe sicher umzäunt unter den bis zu 400 Jahre alten mächtigen Eichen. Auf den Wiesen rundherum liegen einige umgestürzte Bäume auf denen die Kinder ein wenig balancieren.
Kavaliershaus
Nach dem Kavaliershaus stärken wir uns im Kaffeegarten auf der Spielwiese mit etwas zu essen und zu trinken. Achtung, diese Verpflegung gibt es nicht in der Wintersaison! Hier sind auch Toiletten zu finden.
An Wiesen und Feldflächen vorbei und zur Inselmittel hin spazierend rascheln wir durchs Herbstlaub bis zur Homebase der Gentlemen, dem Kavaliershaus. Vier Wohnungen gibt es in dem verwunschenen Gebäude, wo übrigens der Edgar-Wallace-Schocker „Neues vom Hexer“ gedreht wurde. Bei strahlendem Sonnenschein wirkt das Haus ganz und gar nicht gruselig. Im Erdgeschoss haben die Kälte empfindlichen Pflanzen bereits ihr Winterdomizil aufgeschlagen. Ein hübsches graues Katzentier tigert um Dickicht der Pflanzen umher. Sein Vorgänger hat sicherlich gerne mit den Prinzessinnen, Prinzen sowie Mitgliedern des einstigen Hofstaates geschmust, vermutet unsere Tochter. Das Faltblatt der Kinder verrät uns die Insiderinformation, dass die hübsche Fassade des Kavaliershauses vormals Bestandteil eines baufälligen Hauses einer adeligen Familie in Danzig war, dort abgetragen, auf die Pfaueninsel gebracht und auf Anweisung des berühmten deutschen Baumeisters Karl Friedrich Schinkel im Jahr 1824 dem Kavalierhaus vorgeblendet wurde. Respekt!
Meierei
Was auf den ersten Blick wie die Ruine einer gotischen Kirche aussieht, ist die Meierei der Insel. Neben ihr grasen gut genährte Ponys. Nicht weit entfernt gibt es Ställe und eine Scheune. Gegenüber erstreckt sich ein großer Lennéscher Landschaftsgarten. Dank Königin Luises Liebe zum ländlichen Leben wurde auf der Pfaueninsel eine Molkerei errichtet, in der Milch zu Butter, Käse oder Quark verarbeitet wurde. Vor der Meierei lesen wir auf einem Schild, dass die Meierei von April bis Oktober wochenends von 10 bis 17:30 Uhr zu besichtigen ist. Warum wurde auf der Insel eine Meierei gebaut? Luise war den modernen Müttern von heute in ihren Ansichten teilweise sehr ähnlich, denn sie wollte, dass sich ihre zahlreichen Kinder in der freien Natur bewegen, spielen und gärtnern. Luise wurde leider nur 34 Jahre alt. Schräg gegenüber ließ ihr Gatte, Friedrich Wilhelm III., zu ihrem Gedenken einen Tempel mit ihrem Bildnis errichten.
Beelitzer Jagdschirm
Alles in Deckung! Nein Spaß, das war ein Fehlalarm. Die schmalen Schießscharten aus dem außen vollständig mit Brettern aus Eichenborke verschalten Fachwerkbau sind unbesetzt. Von Jagdschützen ist weit und breit keine Spur mehr. Vielleicht sind die in Beelitz geblieben bevor das Camouflage-Gebäude Mitte des 19. Jahrhundert auf die Pfaueninsel umzog? Über eine Brücke nähern wir uns der künstlichen Vorinsel. Von außen können wir fragmentarisch grüne Papiertapeten an den Wänden des Salons erkennen. Wir laufen auf einem Weg parallel zum Wasser zurück Richtung Fähre.
Fregattenschuppen
Vor einem terrassierten Obst- und Rosengarten lucken wir über den Zaun. Sind das vielleicht Quitten, die sich hier im Herbstwind an den Ästen klammern? Um die Ecke wartet die nächste Überraschung auf uns. Was an ein Kirchenschiff erinnert, ist das Winterquartier (siehe ersten Foto des Beitrags) der dreimastigen Segelyacht Royal Louise, ein Geschenk des englischen Königs William IV. an Friedrich Wilhelm III. Der eigens dafür gegründete Royal Louise Yacht- und Schifffahrtsverein zu Potsdam e.V. hat die originalgetreue Rekonstruktion der britischen Miniaturfregatte vor einigen Jahren erworben und vor dem Verfall bewahrt. Heute segelt die Yacht wieder stolz auf den Havelseen, von Spandau bis zum Junfernsee. Allerdings liegt sie nun beim Verein Seglerhaus am Wannsee (VSaW) in Berlin. Ein riesiger Anker liegt neben ihrem einstigen Winterlager. Gegenüber späen wir in ein von Wein umrankrantes Banksteinhäusschen. Doch niemand ist dort zuhause, mit dem wir ein Schwätzchen halten könnten. Also endet nun unser schöner Inselausflug auf der Pfaueninsel mit der Rückfahrt per Fähre ans Festland.
Nützliche Infos für einen Ausflug auf die Pfaueninsel
Wie kommt man zur Pfaueninsel?
Adresse: Pfaueninsel,Nikolskoer Weg, 14109 Berlin
Mit dem Auto: Die Insel ist autofrei. Einen Parkplatz gibt es in der Nähe der Anlegestelle im Nikolskoer Weg.
Mit dem ÖPNV: Ab Bahnhof Berlin-Wannsee fährt der Bus der Linie 218 zur Anlegestelle bei der Pfaueninsel.
Mit dem Fahrrad: Vom S-Bahnhof Berlin-Wannsee über die Königstrasse und den Nikolskoer Weg sind es fast 6 Kilometer.
Mit dem Ausflugsdampfer: Von Potsdam, Tegel oder Spandau oder auch vom Bahnhof Wannsee fahren diverse Auflugsdampfer über die Havel. Diese halten in der Nähe der Fähren-Anlegestelle: https://www.sternundkreis.de/DE/Startseite/E1001.htm
Wo findet man auf der Pfaueninsel etwas zu essen und zu trinken?
Im Sommer gibt es einen hübshen Biergarten auf der Pfaueninsel. Im Winter hat er allerdings zu. Dann gibt es nur noch auf dem Festland, genau bei der Fähranlegestelle, ein gemütliches Wirtshaus sowie noch zwei weitere in der Nähe.
Wirtshaus zur Pfaueninsel (im Sommer mit Biergarten): https://www.pfaueninsel.de/
Mit Terrassse und Seeblick nach russischem Muster erbaute Blockhaus Nikolskoe: https://www.blockhaus-nikolskoe.de/1376-willkommen-0-2-0.html
Außerdem gibt es im ehemaligen Fortshaus am Moorlakeweg noch das Wirtshaus Moorlake: https://moorlake.de/
Wann sind die Öffnungszeiten der Pfaueninsel?
Die Öffnungszeiten sind abhängig von den Abfahrtszeiten der Insel-Fähre. Diese können sich kurzfristig ändern, wegen Veranstaltungen, Filmsets und krankheitsbedingten oder technischen Ausfällen u.s.w.: https://www.spsg.de/schloesser-gaerten/objekt/pfaueninsel/
Januar & Februar: 10 bis 16 Uhr
März: 10 bis 18 Uhr
April, Mai & Juni: 10 bis 19 Uhr
Juli & August: 10 bis 20 Uhr
September: 10 bis 19 Uhr
Oktober: 9 bis 18 Uhr
November & Dezember: 10 bis 16 Uhr
Die Fähre verkehrt alle 15-20 Minuten.
Wie viel kostet der Eintritt auf die Pfaueninsel?
Der Besuch der Pfaueninsel ist kostenlos, nur die Fähre und die Besichtigung der Meierei und des Schlosses kosten Eintrittsgeld (Meierei: 2,- Euro, Schloss: 6,- Euro und ermäßigt 5,- Euro.
Pfaueninsel Fähre: 4 € – ermäßigt: 3 € (ein Plan vom Park ist inbegriffen)
Das Familienticket gilt für 2 Erwachsene und bis zu 4 Kinder bis zum vollendeten 18. Lebensjahr: 8,- Euro
https://www.pfaueninsel.info/preise/
Wo sind die Toiletten und wo finde ich das Schloss und die Meierei?
Rechts neben der Fähranlegestelle auf der Insel sowie bei der großen Liegewiese, wo im Sommer der kleine Biergarten ist, befinden sich WCs. Hier gibt es eine Karte der Pfaueninsel zum Download: http://www.stadtentwicklung.berlin.de/natur_gruen/naturschutz/schutzgebiete/download/nsg/karten/nsg04_pfaueninsel.pdf
Welche Reiseführer und Literatur zur Pfaueninsel gibt es?
Leider nicht mehr ganz neu:
Wenn man im Düppeler Forst auf Entdeckungstour gehen möchte, ist diese Karten sehr praktisch:
Wer eine märchenhafte Geschichte zu schätzen weiss, für den ist dieser Pfaueninsel-Roman von Thomas Hettche genau das richtige (mir hat es sehr gefallen):
Was kann man rund um die Pfaueninsel noch unternehmen?
Gegenüber der Pfaueninse, im Düppeler Forst und rund um den Wannsee, gibt es eine Menge an Kunst, Kultur und Geschichte zu entdecken. Hier kommt eine kleine Auswahl.
Wie das Blockhaus Nikolskoe so ist auch die hübsche Evangelische Kirche St. Peter und Paul auf Nikolskoe mit schönem Seeblick im russischen Stil erbaut und liegt direkt am Nikolskoer Weg: https://www.kirche-nikolskoe.de/startseite.html
Öffnungszeiten: Oktober bis April
Kirche: Mi., Fr. – So. 11-16 Uhr
Küsterei: Mi. und Fr. 11-16 Uhr und nach Vereinbarung
Am östlichsten rand des Düppeler Forsts und direkt am Großen Wannsee gelegen, befindet sich die Villa und Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz: https://www.ghwk.de/
Öffnungszeiten der Ausstellungen: täglich 10.00 – 18.00 Uhr, letzter Einlass (Haus und Garten) 17:45 Uhr
(Eintritt frei, Gruppen nur nach Voranmeldun)
Nur einen Katzensprung weiter südlich ist das Sommerhaus des Künstlers Max Liebermann, in dem seine Gemälde des Hauses und Gartens ausgestellt sind, die Liebermann Villa: http://www.liebermann-villa.de/start.html
Mitten im Berliner Forst Düppel, in einer Sackgasse an einer Zufahrt mit der Hausnummer 80, ist das Gebäudeensemble, das als »Reichsluftschutzschule« durch den Zehlendorfer Architekten Eduard Jobst Siedler zwischen 1938/39 errichtet wurde. Die Berliner Unterwelten e.V. bietet Führungen in dem 6 sechsgechossigen Hochbunker Heckeshorn an: https://www.berliner-unterwelten.de/verein/forschungsthema-untergrund/bunker-und-ls-anlagen/hochbunker-heckeshorn.html