Wohnmobiltour durch Nordfrankreich Teil 8: Normandie wir kommen

mit dem Wohnmobil an die Alabaster der Normandie in Frankreich

Heute verlassen wir Nord-Pas de Calais. Unser Ziel ist die Normandie und die schroffe „Cóte d’Albâtre“, die Alabasterküste, an der die Wellen des Ärmelkanals unablässig knabbern. Auf dieser Etappe erleben wir gefühlt stündlich einen Wetterwechel. Sunshine Reggae – Blowing in the wind – sunny – it’s raining man – here comes the sun – don’t blame it on the sunshine – gone with the wind – liebe liebe Sonne. Das sind die Songs, deren Melodien wir passend zum meterologischen Auf und Ab vor uns hin summen.

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Mit der Standseilbahn in Le Tréport die Klippen hinab zum Meer

Unsere Route führt uns nach Le Tréport, das als „Seepforte der Normandie“ bezeichnet wird und das ein außergewöhnliches Transportmittel zu bieten hat. Wer Lust auf Wandern hat, kann sich hier auf dem 60 bis 120 Meter hoch auf den Felsen gelegenen Fernwanderweg GR 21 auf den Weg machen.

Unser Wohnmobil parken wir auf einem der beiden betonierten Stellplätze. Normalerweise muss man für einen dieser heute ziemlich unwirtlichen, weil windigen, Plätze um die 6 Euro Gebühr an einem Automaten bezahlen und kann dann bis zu 48 Stunden auf der betonierten Fläche stehen. Wir verzichten auf eigenes Risiko auf ein Parkticket, da wir nur kurz hier verweilen möchten.

Die Klippen fallen hier sehr steil hinab als ich die Felskante hinab blicke. Die über 350 Stufen der „Escaliers de la Falaise“ möchten wir ungerne ab- und noch viel weniger hochsteigen. Das ist auch nicht nötig. Wir sind heute mal faul.

Fahrt mit dem Funicular Schrägaufzug Standseilbahn in Le Tréport, Normandie in Frankreich

Dank des ehemaligen (leider im 2. Weltkrieg zerstörten) auf den Klippen gelegenen Grand Hôtels Le Trianon wurde im Jahr 1906 der „Funicluar„, eine Standseilbahn bzw. ein Schrägaufzug, in Betrieb genommen, der die 62 Meter hohen Klippen im ruhigen Tempo befährt. Nach einigen technischen und finanziellen Schwierigkeiten und der damit einhergehenden Stilllegung, bewegt der Funicular seit 2005 oder 2006 wieder regelmäßig Gäste und damit erfreulicherweise heute auch uns.

Wir befinden uns glücklicherweise im Zeitalter des funktionstüchtigen Funiculars und wollen in den Schrägaufzug bzw. in die Standseilbahn steigen und so ganz bequem einen Abstecher die spektakulären Kalkklippen hinunter zum Meer und dem normannischen Küstenort unternehmen.

Blick auf Le Tréport in Frankreich

Zum Glück müssen wir an der verglasten Bergstation nicht lange auf eine der insgesamt vier Télécabines warten. Zuerst geht es circa 60 Meter durch einen Tunnel bis wir dann wieder ans Tageslicht gelangen. Ein bisschen mulmig wird mir dabei schon. Aber auf die Technik ist Verlass.

Wohlbehalten kommen wir nach der nur 120 Meter kurzen Fahrt unten an und laufen durch ein Gässchen, durchqueren einen riesigen weniger schönen Häuserriegel bis wir am Meer ankommen. Am Kieselstrand picknicken zahlreiche Familien. Einige halten ein Nickerchen. Andere haben eines der Strandhäusschen gemietet und machen es sich darin bei geöffneten Türen mit Decken auf dem Schoß gemütlich. Ein paar Frauen sind zum Meer hinunter gelaufen um die Füße mal ins Wasser zu stecken und werden von den kräftigen Wellen überrascht. Kreisch, jauchz! Schnell wird ein Foto der bis zu den Knien nassen Frauen geschossen. Große weiss-hellgraue Möwen kreisen nach etwas Essbarem Ausschau haltend umher.

Kieselstrand von Le Tréport in der Normandie, Franreich

Wir spazieren auf dem Holzsteg parallel zum Meer entlang. Unsere Kleine entdeckt ihre Leidenschaft fürs Steine auflesen und werfen. Mindestens ein Dutzend Steine wechseln auf diese Weise ihren Standort vom Strand in den im Ärmelkanal. Wir gehen nicht bis zum Leuchtturm, obwohl ich diese so gerne mag, sondern fahren wieder hinauf. Denn ein Kanal unterbricht den Weg zum Leuchtturm. Dieses Mal müssen wir etwas warten, weil ein paar Jungs die glorreiche Idee haben, ihre Räder in den Kabinen zu transportieren. Das ist natürlich genau genommen nicht gestattet. Irgendwann öffnen und schließen sich auch für uns wieder mit einem leisen „piep, piep, piep“ die Kabinentüren und wir bewegen uns die Klippen hinauf.

Glück gehabt! Wir haben keinen Gruß von der Gendarmerie an der Windschutzscheibe zu kleben und fahren weiter die Alabasterküste entlang. Gerne würden wir in den zahlreichen Küstenorten Halt machen. Aber leider ist das Parken für Wohnmobile dort nicht so einfach. Doch wir werden noch auf unsere Kosten kommen…

Mit dem Wohnmobil nach Veules-les-roses in der Normandie, Frankreich, Galerie

Unser Wohnmobil-Stellplatz in Veules-les-Roses

Nein, ich stelle mit „Veules-les-Roses“ kein neues französisches Parfum vor. Obwohl der Name wirklich sehr danach klingen mag. Der Ortsname hat einen anderen Hintergrund. Die Veules ist mit 1.194 Metern der kürzeste Fluss Frankreichs, der ins Meer mündet. Und die Rosen ranken und duften an den schmucken Hausfassaden um die Wette. Wir sind d’accord, dass dieser Ort als einer der schönsten Orte Frankreichs bekannt ist.

Doch bevor wir uns in diesem traumhaften Örtchen per Pedes fortbewegen, müssen wir zuerst unser Gefährt sicher und legal unterbringen. Oberhalb der Ortes und direkt an den Klippen finden wir auch den idealen Stellplatz: Eine große Wiese an dessen Rändern sich locker an die 70 Wohnmobile reihen könnten. Nur eine meterhohe dichte Hecke trennt die Wohnmobile von der Felskante. Heute sind vielleicht zwei Dutzend hier untergekommen. Eine Möglichkeit für Ver- und Entsorgung für das Zu- und Abwasser gibt es hier nicht, aber wenigstens kann Müll entsorgt werden (schlimm wie viel Müll sich im Laufe eines Reisetages ansammelt).

Um vom Stellplatz in den malerischen Ort zu gelangen, laufen wir den eingezäumten Weg entlang, der zu Beginn und am Ende durch einen großen Stein die Zufahrt für Autos oder Motorräder versperrt, und gehen weiter bis zu einem kleinen Wäldchen. Rechts ist ein „Parcours Santé“ (Gesundheitspfad) mit zahlreichen Sportgeräten aus Holz aufgebaut. Genau das richtige für unsere Mädels, die nach Bewegung lechzen.

Gleich links oben an der Meerseite wagen wir uns in einen begehbaren dreckigen Bunker aus dessen Schlitzen wir ins Blaue gucken. Graffiti zieren die Wände, Müll in den Ecken. Unsere Kinder gruseln sich und wollen wieder schnell hinaus. Eine Treppe führt auf den Bunker hinauf von dessen Geländer wir den so ausgeschilderten „Belvédère du Point d’Interrogation„, einen schönen Ausblick auf die Küste, genießen.

Oh là là, was sehen die sehnsuchtsvollen Augen unserer Kinder denn da? Als wir durch den kleinen Hain die Klippen hinab zum Ort laufen, eröffnet sich uns nicht nur ein tolles Panorama auf die Küste von Veules-les-Roses, sondern auch der Blick auf zwei öffentliche Spielplätze sowie ein Planschbecken, die direkt hinter dem Kieselstrand liegen. Wollen wir da hin? Quiiiiii!!!! Die Kinder haben akuten Spielplatzbedarf.
Drachensteigen am Strand von Veules-les-Roses

Der rote Drachen, den wir in Saint-Valery Sur Somme gekauft haben, steigt in Windeseile in den blauen Himmel hinauf. Vater und unsere erstgeborene Tochter testen am Kieselstrand die Flugfähigkeiten ihres neuen gemeinsamen Spielzeugs während die Kleine und ich das Spielplatzboot steuern. Für die Plansche ist es heute an der Küste leider zu windig.
Vielleicht mache ich morgen früh hier Qi Gong am Strand? Laut eines Plakats gibt es hier in den Sommermonaten Juli und August auf jeden Fall die Möglichkeit dazu.

Villa in Veules-Les-Roses, Normandie Frankreich

Spaziergang durchs Dornrösschendorf

2,40 Euro kostet uns die reich an Proteinen, Vitaminen und Spurenelemente Vorspeise, die ich für uns heute am Meer kaufe. Frische Austern scheppern in der Plastiktüte gegeneinander während wir noch ein wenig durch den Ort und vorbei an seinen schmucken Dornrösschen-Villen und den zahlreichen Galerien ziehen. Den schmalen Fluss, Veules, entdecken wir in einer Seitenstraße. Würde der Fluss nicht so rasch fließen, würde ich ihn für einen Bach halten, so unscheinbar wirkt er hier. Eine alte Mühle und ein Hochwasserschild sind zu sehen. Vor einigen Jahren müssen die nah am Fluss liegenden Häuser teilweise unter Wasser gestanden haben.

Damit unsere Austern frisch bleiben, machen wir uns auf den Rückweg zu unserem Wohnmobil. Und kommen sogleich an der Bäckerei „Boulongerie des Tourelles“ in der Rue du D’Pierre Girard Nummer 3 (gegenüber der Kirche „Eglise Saint Martin“) vorbei. Sie hat täglich ohne Unterbrechung, wie sie auf dem Türschild verspricht, von 7 bis 19.30 Uhr geöffnet. Das ist ja super zu wissen fürs Frühstück morgen früh! In dem kleinen Laden „Epidemie de la Plage“ gleich schräg gegenüber, in der Rue Jean Lamy, gibt es alles was für unser Frühstück für den nächsten Morgen nötig ist.  Hinter der Kirche Saint-Martin ist der Place des Ecossais. Laut der Informationstafel fand zu Zeiten von Louis XIV. noch ein Markt statt. Heute zeigt in dem ehemaligen Kornlager „salle anaïs aubert“ das Kino „Le Rex“ Mainstream Filme wie „ICE Age“, „Independence Day“ und „Pets“. Französische Filme würden besser zum Ambiente passen, finde ich. Zur Freude unserer Tochter befindet sich parallel zu dem Gebäude eine saubere öffentliche Toilette. Sehr praktisch für Wohnmobilisten wie unsereins.

Spaziergang durch Veules-les-Roses, Normandie, Frankreich

Die Austern werden mit der feststellbaren Klinge von einer der zahlreichen Taschenmesser meines Mannes geöffnet. Die Delikatesse mundet unseren Kindern nicht. Der Gesichtsausdruck spricht für sich. Aber sie haben die Muscheln mit einem Zitronenspritzer immerhin probiert. Auch mein Mann und ich sind nicht so erpicht darauf, noch mehr von den Austern zu essen.

Nach dem Abendessen stürmt und regnet es draußen vor unserer Wohnmobiltür. Am Himmel zeichnet sich kurze Zeit später ein toller Regenbogen ab. Das lockt uns. Schließlich könnten wir ja einen Schatz an der Stelle finden, wo der Regenbogen endet, nicht wahr? Wir gehen, in Softshelljacken verpackt, also nochmal raus und drehen eine Runde durch Veules-les-Roses. Vielleicht wächst ja am Ende des Regenbogens die schönste Rose Frankreichs?
Kieselstrand von Le Tréport in der Normandie, Franreich

Adressen und weitere Informationen

Camping und Freizeit

Womo-Stellplatz Le Tréport
GPS: N 50° 03′ 29.3″ E 1° 21′ 52.4
Ausstattung: Ver- und Entsorgung, Mülleimer
Gebühr: 6 Euro für 48 Stunden

Standseilbahn von Le Tréport
Transport ist kostenlos
Montag bis Donnerstag und Sonntag: 7.30 bis 20.45 Uhr
Samstag: 7.30 bis 0.45 Uhr
Juli und August: bis 2 Uhr

Womo-Stellplatz Veules-les-Roses
GPS: N 49° 52′ 30,0″ E 0° 47′ 31.7″
gebührenfrei

Reise- und Etappenführer für Wohnmobilreisen

„Mit dem Wohnmobil durch die Normandie“ (Womo-Reihe), Taschenbuch

„DuMont direkt Reiseführer Normandie“, Taschenbuch,

„Mit dem Wohnmobil nach Nordfrankreich“ (Womo-Reihe), Taschenbuch,

„Tourenführer Frankreichs Norden mit dem Wohnmobil“,

ADAC Campingführer Südeuropa mit herausnehmbarer Planungskarte

ADAC Stellplatzführer Deutschland/Europa mit zwei herausnehmbaren Planungskarten

Etappenführer France Passion

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