Als Originalberliner unternehmen wir gerne Streifzüge durch die eigene Stadt. Wir haben sogar schon das ein oder andere Mal in der eigenen Stadt im Hotel, wie zum Beispiel dem Artdeko Hotel am Steinplatz, genächtigt, weil wir es spannend finden, Touristen in der eigenen Stadt zu sein. Schließlich verändert sich unsere Heimatstadt stetig und überrascht uns immer wieder. Manchmal besuche ich Bezirke, in der ich mehr als zehn Jahre keinen Fuß gesetzt habe. Das ist immer wieder spannend für mich. Dann erzählen mein Mann und ich den Kindern wie alte Opis und Omis davon wie wir hier und dort vor x Jahren noch das gesehen haben oder was an der Stelle des Gebäudes an der Ecke y vorher stand. Anders als in Shanghai oder Beijing bleiben aber bestimmte Kieze bestehen und verändern sich nur im Kleinen.
In diesem Beitrag Stelle ich Euch mal ein paar ausgewählte Orte und Sehenswürdigkeiten vor, die wir für uns bei entdeckt haben. Für Geschichtsinteressierte ist der Besuch des Alten Glockenturms der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche spannend. Sportliche Orientierte und Wasserliebhaber haben auf der Tretbootrunde um die Insel Hasselwerder auf dem Tegeler See ihren Spaß. Für Entspannung sorgen das schöne Schwimmbad und der Spa des Stadtbad Oderberger Straße und das Sommerbad Olympiastadion. Sightseeing und dabei Speisen lässt es sich im Bikini Berlin und auf der Radioeins Dachlounge.
In den Sommerferien dieses recht durchwachsenen Sommers lässt sich Berlin hervorragend entdecken. Für jedes Wetter und für jeden Typ ist etwas dabei. Mit und ohne Kinder…
Contents
Stadtbad Oderberger Straße
Eine 20 Meter lange und 12 Meter breite türkis-blau schimmernde glatte Wasseroberfläche, in der sich das blaue Deckenlicht spiegelt, liegt vor unseren auf Liegen ausgestreckten Körpern. Es ist so still in diesem Schwimmbad, das wir in eine meditative Stimmung verfallen. Platsch, nun springt die erste Wassernixe ins 135 Zentimeter tiefe Wasser. Jauchzend folgt ihr eine zweite junge Nixe hinterher. Es ist früher Abend und außer uns sind nur eine Handvoll Menschen in dem Bad, das für maximal 30 Schwimmerinnen und Schwimmer ausgelegt ist.
Das Spa
Nach ein paar entspannten Runden gehen wir in den kleinen aber feinen Spabereich hinunter. Die finnische Sauna ist knackig heiss. Mit drei Leuten teilen wir uns den schicken Spabereich in dem mehrere Nischen und Liegen zum Entspannen einladen. Auch eine Erfrischung sowie Äpfel stehen bereit. Kostenfreies Körperpeeling steht bereit.
Die Bar
Nach dem entgiftenden Saunagang wollen wir nachlegen und geben an der Hotelrezeption unsere Saunataschen ab, um die schicke Bar des Hotels zu besuchen. Die Cocktailkarte liest sich außergewöhnlich, die Preise sind es glücklicherweise nicht. Obwohl draußen die warme Abendsonne scheint, ist die Bar gut gefüllt. Sie ist aber auch sehr sehr geschmackvoll eingerichtet
und zugleich bietet sie Privatsphäre.
Zum Hintergrund des heutigen Hotels und Stadtbads
30 Jahre lang lag das Bad trocken. Da es Risse im Becken gab, musste es 1986 schließen. Danach bemühten sich erfolglos Anwohner, Kiez-Politiker, eine Genossenschaft sowie Investoren um das Bad. Auch die Stiftung Denkmalschutz bekam kein tragfähiges Konzept zustande. Vor ein paar Jahren hat die Sprachschule GLS das Bad gekauft und saniert, so dass es wieder in herrlicher Neo-Renaissance Pracht erstrahlt. Erst seit Oktober 2016 ist das Baden hier wieder möglich. Mein Mann und ich kannten das Prenzlauer Berger Stadtbad in der Oderberger Straße bisher nur im trockenen Zustand als dort Märkte für selbst gestaltete Produkte stattfanden. Ein sehr elegantes Oberteil habe ich mir dort von einem meiner ersten Gehälter geleistet und trage das Stück immer noch gerne. Nun erkennen wir die Location fast nicht wieder, als wir mit unseren Badehandtüchern unterm Arm die Schwimmhalle betreten.
Stadtbad Oderberger Straße
Oderberger Str. 57
Berlin-Prenzlauer Berg
http://www.hotel-oderberger.berlin/bad
Alter Glockenturm der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche
Der hohle Zahn gehört zum alten Westteil Berlins wie der Fernsehturm zum Ostteil der Stadt. Rummelbummelathmosphäre kombiniert mit Fress- und Saufständen schreckte mich bisher immer davon ab, einen Schritt zu nah an die Kaiser-Wilhelm Gedächtniskirche zu tun. Typisch Berlinerin wollte ich dort nicht hin. Kenn ick doch, Atze! Aber meine neugierigen Kinder rüttelten mein Interesse wach. Sie wunderten sich über den kaputten Kirchturm, den ich so seit eh und je kenne. Deshalb wagen wir uns mit den Kindern ins Innere der berühmten Turmruine.
Von den ehemals fünf Türmen ist durch einen britischen Fliegerbombenangriff bedingten Brandes am 23.11.1943 nur noch der zum Teil eingestürzter Hauptturm und die Vorhalle übrig geblieben. Nach dem 2. Weltkrieg war die Ruine bis 1956 dem Verfall preisgegeben.
Die Führung
In der kostenfreien Führung im alten Glockenturm erfahren wir vom Tourguide, welche Geschichten uns die restaurierten farbenfrohen Mosaike sowie Friese an den Wänden, dem Boden und der Decke des Mahnmals erzählen, wenn man sie aufmerksam betrachtet. Der Comicstrip oder professioneller ausgedrückt, der Bildzyklus, stellt einerseits das Leben Wilhelm I. dar. Andererseits zeigt er das Geschehen der Befreiungskriege des Deutsch-Französischen Kriegs von 1870/1871. Nach der interessanten Führung spenden wir einige Euro für den Erhalt des Baudenkmals.
In einer kostenpflichtigen extra Führung kann man noch ein Stück des noch 71 Meter hohen Kirchturms besteigen. Gerne wären wir noch in die neue Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche von Egon Eiermann gegangen, wenn dort nicht gerade ein Gottesdienst stattgefunden hätte.
Alter Glockenturm der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche
Breitscheidplatz
Berlin-Charlottenburg
http://www.gedaechtniskirche-berlin.de/
Bikini-Haus
Das Wetter spielt diesen Sommer leider nicht so mit wie wir gern hätten und so spazieren wir durch das Bikini-Haus und beschauen vom Panoramafenster aus die Felsen kletternden Affen. Mit ein paar originellen Pralinen an der Seite, die wir in einem kleinen Geschäft der Mall erstehen, lässt sich der Nachmittag in dieser urbanen Oase doch prima versüßen. Während die Kinder mit ihrem Papa auf den Kissen fläzend die Affenfamilie beobachten, besuche ich im ersten Stock eine Galerie um mal wieder etwas anderes als Kinderkunst auf die Augen zu bekommen. Von der Dachterrasse aus genießen wir nochmal den Blick auf den Zoolischen Garten ohne Glasscheine dazwischen.
Bikini-Haus
Budapester Str. 38-50
Berlin-Charlottenburg
https://www.bikiniberlin.de
Tretboot fahren auf dem Tegeler See
Unsere Tochter hat sich das gewünscht: Tretbootfahren mit Mama. Wir sind um 11 Uhr vormittags die ersten Kunden an der Verleihstation für Tretboote an der Tegeler Sechserbrücke. Leicht schunkelnd liegen sie sich in zwei Reihen gegenüber. Meine siebenjährige Tochter bekommt eine Rettungsweste und ich den Hinweis, nicht nach links zur An- und Ablegestation der Ausflugsdampfer zu fahren.
Wir wecken das einzige Schwan-Tretboot und strampeln voran auf den Tegeler See. Die dicht bewachsene Insel Hasselwerder liegt vor uns. Zwei Kinder paddeln dicht am Ufer. Wir entdecken die ersten kleinen Lauben und Wasserschaukeln auf der 300 x 60 Meter kleinen Schatzinsel. Es sieht so idyllisch und zugleich so schön wild hier aus! Wir umrunden die kleine Insel und nehmen Kurs auf den Tegeler Hafen. Ein rotes Tretboot kommt uns entgegen. Das darin mit seiner Oma sitzende Kind hat Nasenbluten und wir werden nach Taschentüchern gefragt, die ich glücklicherweise in meiner Tasche habe.
Wir fahren unter der Sechserbrücke entlang und stoßen auf eine Schwanengang, die uns aus dem Weg schwimmt. Die Sonne knallt auf uns herab. Ich habe weder für mein Kind noch für mich eine Kopfbedeckung eingepackt und bin Schweiß gebadet. Doch wir möchten noch ein Stück weiter zur Insel vor der Humboldt Bibliothek, um Opa und Oma zuzuwinken.
Auf dem Weg dorthin wartet am Ufer eine Reihe an schicken Floating Houses mit eigenen Bootssteg und ein Spielplatz auf ihre Erstbezieher.
Minigolf & Bootsvermietung Mühl
Am Tegeler Hafen
Gabrielenstraße (Fußweg über die „rote Sechserbrücke“)
Berlin-Reinickendorf
http://www.bootsvermietung-tegel.de/
Sommerbad Olympiastadion
Wer lieber seine Zeit im als auf dem Wasser verbringt, dem stehen in Berlin einige Sommerbäder zur Verfügung. Kürzlich war ich mit meiner Tochter im Sommerbad Olympiastadion in Charlottenburg, das direkt neben der Sportarena steht. Ich zeigte ihr, wo ich als Kind schwimmen und tauchen gelernt habe. Das 50-Meter-Sportbecken sowie das Sprungbecken des Sommerbads wurden saniert und warten nun mit modernen Edelstahlbecken auf. Der Sprungturm bietet für jeden Geschmack die passende Höhe, von 3, 5, 7 1/2 und 10 Metern Höhe ist alles dabei. Ehrensache, dass wir beide hier wenigstens einmal vom Drei-Meter-Brett hüpfen mussten. Zur Belohnung gibt es Pommes rot-weiss, ist doch klar. Für Nichtschwimmer gibt es auch zwei Becken, eines davon mit Kinderrutsche. Das Babybecken war gerade gesperrt, aber es gibt einen großen Buddelkasten. Ruhe findet man auf der weitläufigen grünen Wiese. Ich war erstaunt, wie leer das Schwimmband insgesamt war. Insgesamt strahlt das Sommerbad einen maroden Charme aus, was mir ja gut gefällt. Die Sitztribünen sind gesperrt und die darunter liegenden Umläufe haben auch schon mal bessere Zeiten erlebt, aber das schmälert das Badeerlebnis keineswegs! Für die Umkleidekabine bitte ein kleines Umhängeschloss mitbringen (ansonsten muss man eines für 7,50 Euro kaufen). Kinder bis 5 Jahre kosten keinen Eintritt. Auf dem Olympischen Platz gibt es jede Menge Parkplätze, wenn gerade keine Veranstaltung im Olympiastadion stattfindet. Mit der S-Bahn ist man innerhalb von 20 Minuten aus der Stadtmitte am S-Bahnhof Olympiastadion.
Sommerbad Olympiastadion
Hightlight-Tour durch das Olympiastadion Berlin
Gleich neben dem Sommerbad steht das Baudenkmal Olympiastadion Berlin. Dass die Sportarena Geschichte und Moderne geschickt miteinander verbindet, davon können wir uns in einer Highlight-Tour mit den eigenen Augen überzeugen. Innerhalb von nur 60 Minuten sehen wir nicht nur den Stadioninnenraum mit den markanten blauen Tartanbahnen und das Fußballfeld, sondern auch die unterirdische Aufwärmhalle, die Umkleidekabinen der Sportler und Musikstars, den Pressekonferenzraum, die VIP-Bereiche und die vergoldete Kapalle.
Olympiastadion Berlin
Olympischer Platz 3
14053 Berlin
http://olympiastadion.berlin/de/start/
Essen und Sightseeing auf der Radioeins Dachlounge
Berlin von oben zu betrachten ist für Kinder (und natürlich auch für Erwachsene) immer spannend. Im 14. Stock des Rundfunkgebäudes in Berlin-Charlottenburg lässt es sich hervorradend über die Berliner Dächer sowie unter anderem bis zum Fernsehturm, Potsdamer Platz, Teufelsberg und Olympiastadion spähen. Dazu eine Limo oder ein Café und vielleicht noch einen Snack und schon ist das Ambiente perfekt. Die Fahrt hinauf ist übrgens auch schon ein Abenteuer für sich! Der Eingang zum Fahrstuhl liegt ziemlich versteckt. Aber wenn man auf die orangenen Pfeile auf dem Gehweg achtet, findet man es…
radioeins Dachlounge
14. Stock des rbb-Fernsehzentrums
Masurenallee 16-20
Berlin-Charlottenburg
https://www.radioeins.de
Kajakfahren auf der Havel
Glücklicherweise wohnen wir sehr nah an der Havel und haben zwei Kajaks bei uns im Garten zu stehen (die leider mehr als Zuhause für Spinnen dienen denn als Fortbewegungsmittel). Der Transport eines 25 bis 30 Jahre alten Kajaks (auf der Bugspitze steht „made in West Germany“) ist eine schöne Resilienzübung, wie ich bereits beim Versuch es aus der Einfahrt zu manövrieren merke. Doch meine Tochter und ich haben uns ganz fest vorgenommen, dem alten doch immer noch schön grünen Kajak eine Chance zu geben und schieben das schwere und lange Fieberglasboot hinunter zum Wasser. Ich bin schon fix und foxy bevor wir überhaupt anfangen zu paddeln. Doch kaum sind wir auf dem Wasser ist all die Anstrengung meinerseits vergessen. Wir nehmen Kurs auf die gegenüberliegende Seite zur so genannten Bürgerablage. Dort wo heute Familien mit Kindern am Sandstrand planschen, im Jagdhaus eine Limo trinken oder den Radweg Berlin-Kopenhagen befahren, war früher der Grenzstreifen. Nur wenige Meter weiter nördlich davon beginnt nämlich bereits Brandenburg.
Wir ziehen unser Kajak auf den hellen feinen Sand und veranstalten erst einmal ein schönes Picknick. Wir fühlen uns wie Heldinnen als wir nach einer Weile wieder heimpaddeln.
Bürgerablage (Badestrand)
13587 Berlin