Nicht nur eine, sondern gleich zwei Meerjungfrauen aalen sich auf einem Felsen einer kleinen Ostseebucht. Hinter ihnen zelebriert die Sonne einen dramatischen Untergang, so dass ich nur die Umrisse unserer Töchter sehen kann. Aber so viel Harmonie dauert bei uns naturgemäß nicht lange und schon beginnen sich die beiden Seejungfern gegenseitig vom Felsen zu knuffen bis eine heult.
„Abseits des Trubels…“ so verspricht es uns der Flyer des 178.000 Quadratmeter großen Natur Campingplatz Usedom. Und ausnahmsweise hält hier die Werbung ihr Versprechen. Ausser sanftes Blätterrauschen und Guten-Abend-Gute-Nacht-Gezwitscher aus der Vogelwelt vernehmen wir nur das Gezeter unserer Töchter, die ihren Zwist aber rasch vergessen. Viel zu spannend erscheinen ihnen die Steine und das Segelboot, welches draußen in der Bucht romantisch vor sich hin schaukelt. Der Campingplatz liegt auf der Halbinsel Gnitz, das ist etwa 8 km von Zinnowitz entfernt.
Wir haben unser Wohnmobil auf einem stromversorgten Stellplatz weiter oben auf einer Lichtung geparkt, wo ausser uns nur zwei andere Camper stehen. Unsere Wiese ist vom letzten Jahrhundertsommer immer noch ganz braungelb. Die Dauercamper kuscheln sich unter den Kiefern.Außerdem gibt es noch einige Blockhüten und -häuser sowie Mobilheime zum Mieten. Für Gruppen wurden etwa ein Dutzend kleine grüne dreieckige Hütten in den Wald gewürfelt. Direkt neben dem Campingplatz schlummert eine große mit Graffiti geschmückte Ruine im Dornröschenschlaf. So manche wilde Party muss hier schon gestiegen sein.
Später kommt ein freundlicher Dauercamper auf dem Weg zur Dusche bei unserem Stellplatz vorbei und erzählt uns von den schönen Wanderweg im Naturschutzgebiet „Südspitze Gnitz“, den wir gleich hier vom Campingplatz aus machen können. Unser Plan für den nächsten Tag steht also schon fest!
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Was kann man auf dem Natur Campingplatz unternehmen?
Obwohl der Campingplatz so entspannt daher kommt, wird vom ansässigen Wassersportzentrum Usedom eine Menge an Freizeitaktivitäten angeboten. Wer also nicht den ganzen Tag oder Woche in der Hängematte liegen möchte, hat hier eine große und schöne Auswahl zwischen Kompakt- und Grundkursen im Windsurfing, Jollensegeln oder Katamaransegeln. Außerdem kann man Kitesurfen oder kann sich ein Kajak oder Canadier ausleihen. Wer es etwas ruhiger angehen möchte, findet weitgereiste Bücher in der Bookcrossing-Zone namens „Weltenbummler“ oder kann sich auf eine Wildkräuterwanderung begeben. Das Crea-Mobil ist ein Treffpunkt für gemeinsame Bastelaktivitäten.
Adresse Natur Camping Usedom
Zeltplatzstrasse 20
17440 Lütow / Insel Usedom
https://www.natur-camping-usedom.de/
Rundwanderweg auf der Südspitze Gnitz
Wir folgen dem Tipp des Dauercampers und durchwandern mit den Kindern ein wahres Naturparadies. Wild und zerzauselt ist die wildromantische Steilküste am Achterwasser. Selten gewordene Tier- und Pflanzenarten sind hier zuhause. Durch den Wind und das Meer wurde an der Südspitze der Halbinsel Gnitz ein 32 Meter hoher Berg geformt, der an seiner Westflanke steil ins Meer abfällt. Auf dem Wanderweg genießen wir immer wieder einen fantastischen Ausblick auf den Bodden. Ab und zu gibt es eine Sitzbank für ein gemütliches Picknick. An der Spitze angekommen beobachten wir wollige Schafe auf der Weide. Danach geht es weiter Richtung Lütow, wo unsere Kinder einen Kraken artigen Baum erklimmen.
Etwas später stoßen wir auf eine Straße, wo ein sehr hübsches und rustikales Biergarten-Galerie-Cafe auf uns wartet, der bereits vor der Tür durch originelle Werbemaßnahmen auf sich aufmerksam macht (siehe Foto mit Fahrrad unten). Hier kann man sich vor oder nach der Wanderung mit einer kleinen Auswahl an leckerem selbstgebackenen Kuchen oder mit kleinen Gerichten wie Bockwurst, Frikadellen, Kartoffelsalat, Fischsuppe, Soljanka oder Milchreis stärken. Nebenbei kann man hier Filzwaren, Wolle und Töpfereien kaufen.
Galeriecafé
Zum Möwenort 22, Lütow
Auf ins größte U-Boot Museum der Welt
Bevor wir uns auf dem Heimweg nach Berlin machen, wollen wir einmal U-Boot-Feeling erleben und besuchen in Peendemünde das frühere sowjetische U-Boot U-461. Von dem Unterwasser-Raketenkreuzer wurden in den 60er Jahren insgesamt 16 Stück gebaut. Das U-Boot in Peenemünde ist das letzte Überlebende seiner Klasse. Alle anderen sind bereits dem Verschrottungstod erlegen. Als wir im Hafen ankommen, liegt es groß und leicht rostend vor uns im Wasser. An Decke weht die Fahne der Baltischen Rotbannerflotte unruhig im Wind. Die Ausmaße des U-Boots sind mit rund 86 Meter Länge, fast 10 Meter Breite und über 4.000 Tonnen Gewicht sowohl für unsere Kinder und uns Eltern schon sehr beeindruckend! Als Besucher dürfen wir den Kreuzer über eine Rampe betreten. Es geht tief hinein in den Bauch der alten Lady namens Juliett. Drinnen und es riecht nach Öl. Überall sind faszinierende Knöpfe, Hebel und Messgeräte. Es ist an mancher Stelle etwas eng und ab und zu muss geklettert werden. Ein paar Puppen in Matrosenuniform erschrecken uns , sollen aber anschaulich zeigen, wie eng und unkomfortable es damals an Bord gewesen sein muss. Wäre nichts für uns gewesen. Also Hut ab vor der Mannschaft, die es darin aushalten musste.
Maritim Museum Peenemünde: https://www.peenemuende-info.de/u-boot.html
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