Wohnmobiltour durch Nordfrankreich Teil 6a: Radtour in der Region Hauts-de-France

Gravelines Wassergraben im Nordwesten

Vormittags ist es endlich wieder windstill. Wie angenehm! Nachts hat es in Oye-Plage ganz schön gestürmt. Die Bäumchen des Camingplatzes du Casino wurden ziemlich durchgerüttelt. Wir genießen die Ruhe und relaxen bis zum Nachmittag unter der Wohnmobilmarkise auf dem Campingplatz. Die Große bastelt und denkt sich Kartenspiele aus und gerät in einen richtigen Spiel-Flow. Dann ist sie komplett in ihrer Welt und bekommt von der Außenwelt nichts mehr mit. Sie dabei zu beobachten und ihr zuzuhören, finden wir sehr rührend. Aber irgendwann taucht sie wieder aus ihrer Fantasiewelt auf und fragt, was wir nun neues unternehmen könnten.

Bunkeranlage in der Region Haute-de-France bei Grand-Fort-Philippe

Wir machen uns per Rad auf in die nahe gelegene Stadt Gravelines, die uns die französischen Camper beim gemeinsamen Abspülen des Geschirrs wärmstens empfohlen haben. Gravelines liegt zwei Kilometer vom Meer entfernt und direkt westlich von Dunkerque. Die 11.000 Einwohner zählende Stadt ist von Oye Plage nur circa 8 Kilometer entfernt und soll eine schöne Altstadt bieten.
Strampel, ächz. Wir radeln östlich der Küste die Route des Dunes entlang. Mit steigender Landtemperatur hat der Wind am Nachmittag wieder zugenommen und bläst uns auf der Landstraße entgegen. Zum Glück ist die Strecke aber stets flach. Auf einem hügeligen Feld linkerhand sehen wir einen Mann nach militärischen Hinterlassenschaften suchen. Was für ein Hobby!

Kurz nach einem mehrstöckigen orange-roten Appartementhaus tauchen links wieder große Bunkeranlagen auf. Wie muss das für die Bewohner des Hauses sein, wenn sie tagtäglich von ihrem Küchenfenster auf diese kriegerische Architektur blicken müssen?

Grand-Fort-Philippe Museum am Fluss Aa

Contents

Grand-Fort-Philippe

Wir kommen an weiteren Campingplätzen und einem Wohnmobil Stellplatz vorbei und gelangen dann in den im Jahr 1888 von Gravelines unabhängig gewordenen Fischerort Grand-Fort-Philippe. Wir sehen von weitem den Leuchtturm (le Phare de Petit-Fort-Philippe) Am breiten Strand von Petit-Fort-Philippe vor uns ist Halligalli. Die etwa 5.300 Grand-Fort-Philippois (so werden die Einwohner genannt) und die Touristen amüsieren sich prächtig. Sogar ein Rummelplatz findet sich dort. Die Straße Avenue du Calvaire führt uns rechts am Hafenbecken des Flusses Aa entlang, der linkerhand von uns aus betrachtet in die Nordsee bzw. in den Ärmelkanal mündet. Die Aa stellte früher einmal Zeit die Grenze zwischen Frankreich und der Grafschaft Flandern dar.
Die Ebbe hat in dem ehenaligen Grenzfluss einen versenkten Einkaufswagen freigelegt. Auf einem schmalen Weg fahren wir vorsichtig weiter, denn links von uns geht es steil abwärts zum Fluss. Das bereits von weitem erkennbare Musée de la Mer et du Sauvetage (Meeresmuseum) hat leider heute geschlossen. Schade, denn seine Lage und die Architektur sehen vielversprechend aus.

Stadtmauer und -tor von Gravelines in Nordfrankreich

Gravelines

Nach circa zwei Kilometern erreichen wir den Seglerhafen der Stadt. Die Jachten sind an Stegen festgemacht, die sich bei Ebbe absenken und bei Flut entsprechend wieder hoch bewegen. Gleich am Sportboohafen befindet sich ein ganz hübscher Wohnmobil-Stellplatz
In der Nähe, kurz vor einem Lidl Supermarkt, entdecken wir eine Art Freilichtmuseum, wo ein historische Segelschiff des 17. Jahrhunderts, die „Jean Bart“ (nach dem berühmten flandrischen Freibeuter – also einem Piraten! – benannt) seit 2002 von einem Verein in Originalgröße nachgebaut wird. Von außen können wir nur deren oberen Teil des 57 Meter langen Schiffs sehen, weil der Rest des Schiffs durch Planen und Zäune abgeschirmt ist. Wer die komplette historische Bauweise bewundern möchte, kann in der nebenan befindlichen Taverne und Shop 7 Euro Eintritt bezahlen (siehe Association TOURVILLE bei Adressen und weitere Informationen). Neben dem Schiff wurde ein historisches Dorf nachgebaut.

Die am Meer liegende Stadt Gravelines wurde im 12. Jahrhundert das erste mal erwähnt und war die erste flämische Küstenstadt, die die Grenze zwischen dem Königreich Frankreich und der Grafschaft Flandern bildete. Heute spüren wir nichts mehr davon, dass Gravelines in See- und Landschlachten hart umkämpft war, so friedlich liegt die Stadt heute da. Die Festungsanlagen des Festungsbaumeisters Monsieur Vauban verraten jedoch die militärische Vergangenheit der ehemaligen Garnisionsstadt. Und genau in diesen von Festaungsmauern umgebenen Teil der Stadt wollen wir nun durch eines der Stadttore über die Rue Salomé bzw. Rue de Calais eintreten bzw. hinein radeln.

Rummel in Gravelines

Wir passieren eine beblümte Brücke der von Kanälen umgebenen Stadt und radeln hinein. Elektroboote tuckern die zackig um die Stadtmauer verlaufenden Wassergräben herum. Auch eine schöne Art, Gravelines zu besichtigen.
Tüddellü, glitzer, boing, blink. Die Kinder Augen leuchten. Auch hier ist auf dem Hauptplatz „Place Charles ValentinRummel. Allerdings sind nur wenige Leute unterwegs. Dieses kunterbunte Rambazamba ist natürlich der Hit für unsere Kinder und wir spendieren ihnen ein paar Runden auf dem Karussell während wir einen Crêpes mit Schokolade verputzen.

Garten in Gravelines

Heul, schrei, schluchz, wälzen auf dem Boden. Die Karussellfahrt ist fini. Ich schleppe unsere tobende Zweijährige vom Platz und links vor dem Turm „Beffroi“ vorbei, die Rue de Clarisses und Rue de Belvédère, zur Festungsanlage. Die friedliche Atmosphäre wirkt sich erfreulicherweise auf die Kinderseele aus. Wir schlendern noch ein wenig durch die sehenswerte Altstadt und an kleinen Geschäften vorbei bevor wir uns auf die Räder setzen und durch den hübschen Torbogen hindurch gondeln. Hier bei dem Musée du Dessin et de l’Estampe Originale eröffnet sich uns ein wunderschöner Skulpturengarten mit Zierbäumen und Rosenspalieren unter denen die Jugendlichen abhängen. Die meisten sind mit ihren Handys beschäftigt. Machen Sie vielleicht einen Ausflug und nutzen eine spezielle App der Stadt? Oder spielen sie nur Pokemon? Je ne sais pas. Ein Museum gibt es auch hier. Aber mit den Kindern ist ein Besuch gearde leider nicht zu machen. Schade, denn das Museum befindet sich in einem ehemaligen großen Pulvermagazin aus dem Jahr 1742.

Auf dem Rückweg genießen wir den Rückenwind und sind im Nu zurück auf unserem Campingplatz. Wir holen die vom Wind trocken gepustete Wäsche von der Leine und bereiten den Fisch sowie die Gemüsespieße für den Gasgrill vor. Morgen wollen wir mit dem Wohnmobil gen Westen weiterfahren…

Wohnmobiltour durch Frankreich Abendessen

Adressen und weitere Informationen

Camping und Freizeit

Touristinfo Gravelines

2, rue Léon Blum
59820 Gravelines
Tel: 03 28 51 94 00

contact@gravelinestourisme.fr

www.tourisme-gravelines.fr/fr/office-de-tourisme/#graveline

Musée de la Mer et du Sauvetage (Meeresmuseum)

www.tourisme-gravelines.fr/fr/decouvrir/lieux-dexpo-et-reconstitutions/musees-mer-sauvetage

Musée du Dessin et de l’Estampe Originale
Château Arsenal
59820 Gravelines

www.ville-gravelines.fr

Association TOURVILLE
Route de Calais
59820 Gravelines

www.tourville.asso.fr

Reise- und Etappenführer für Wohnmobilreisen

„Mit dem Wohnmobil nach Nordfrankreich“ (Womo-Reihe), Taschenbuch, 3. Feburuar 2014„Tourenführer Frankreichs Norden mit dem Wohnmobil“, Broschiert, 23. Februar 2012 ADAC Campingführer Südeuropa 2016: mit herausnehmbarer Planungskarte Gebundene Ausgabe – 7. Januar 2016Etappenführer France Passion

StadtWaldKind

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