Tag Archives: Insektenhotel

StadtGartenLiebe: Bauanleitung für Insektenhotel

Während die Hotels von Paris bis Tokyo noch geschlossen sind, bauen wir eins in unserem Garten auf. Kaum sind die Türen geöffnet, können wir trotz Corona, schon den ersten Gast begrüßen.

Nach unserer ersten guten Erfahrung im letzten Jahr mit einem kleinerem Insektenhotel fürs Fensterbrett, haben wir in diesem Frühjahr Insektenhotel Nummer 2 in unserem Garten eröffnet. Dieses Mal haben wir uns nun an einen größeren und architektonisch vielfältigeren Bau heran gewagt, wie Du auf dem Foto oben sehen kannst. Es war allerdings nur halb so kompliziert, wie es vielleicht aussehen mag. Und das lief ganz ohne Baugenehmigung! Die Projektentwickler würden Augen machen, wenn sie meinen Blog lesen.

Wozu ist ein Insektenhotel gut?

Seitdem Insektensterben unsere Wirklichkeit begleitet, sollten wir alles tun, was helfen kann, dieser Entwicklung entgegen zu wirken. Bereits vor etwas drei Jahrzehnten galten sieben Prozent der hierzulande heimischen Wildbienenarten als ausgestorben. An die 40 Prozent der bei uns lebenden Solitärbienen und -wespen wurden schon damals als gefährdet oder akut gefährdet eingestuft. Leider ist die Rote Liste der gefährdeten Solitärbienen und -wespen noch länger geworden. Die Ursache der brenzligen Lage ist in unzureichend gewordenen Nistplatz- und Nahrungsangebot zu finden. Glatt verputzte Hausfassaden bieten Mauerbienen keine Chance mehr für Nester. Der Einsatz von Spritzmitteln in den Weinbergen hat Stützmauern als Zuhause für Wildbienen unbewohnbar gemacht. Chemische Unkraut- und Schädlingsbekämpfungssmittel und Düngemittel sind eine Katastrophe für die geflügelten Wesen.

Wie nützlich und interessant Hornissen, Marienkäfer, Ohrkneifer, Wildbienen und andere Insekten sind und dass eine intakte Biodiversität unsere Lebensversicherung ist, weiß mittlerweile jedes Kind. Die einen machen Musik, die anderen bestäuben die Blüten und die dritten vertilgen sogenannte „Schädlinge“.
Nun kann man über das Insektensterben jammern. Akzeptieren muss man es nicht. Kleinvieh macht auch Mist und deshalb ist ein Insektenhotel eine Maßnahme um etwas Gutes für unsere Umwelt zu tun. Anders als man bei dem Namen annehmen könnte, hat ein Insektenhotel leider nichts mit Urlaub zu tun, denn es bietet seinen Bewohnern oftmals den einzig annehmbaren Unterschlupf und Brutplatz. Es braucht nicht viel Fantasie und Geschick um ein Insektenhotel zu bauen. Der Bau ist recht einfach. Jeder kann so etwas tun und sich das Wunder der Natur in den eigenen Garten, auf die Terrasse oder Bakon stellen, wenn ausreichend Nektar- und Pollenquellen (z.B. Sonnenhut, Arnika, Bärlauch, Kornblume, Krokos, Herbstanemone, Schneeglöckchen) vorhanden sind.

Bauprojekt Insektenhotel

Das Holz, das Du für Dein Insektenhotel verwendest, sollte aus unbehandelten Brettern aus Kiefern-, Fichten- oder Tannenholz bestehen. Wir haben Kiefernregalbretter so wie alles andere auch aus dem Baumarkt genommen, weil sie bereits zugeschnitten sind.
Die Hotelzimmer, bzw. Gefache werden auf verschiedene Art und Weise hergerichtet, wie Du unten in meiner Bauanleitung lesen kannst. Du musst Dich keinenfalls sklavisch daran halten, wie wir es gebaut haben. Du kannst es größer oder kleiner bauen und ganz unterschiedliches Material verwenden. Dies hier ist als Inspiration gedacht. Von dünnen Ästen über rote Ziegel, bishin zu Blumentöpfe gefüllt mit Holzwolle, Reisig, Stroh, Lehm oder Schilf kannst Du alles nehmen, worin die kleinen Gartenbewohner sich wohl fühlen, weil sie darin kleine Lücken und Spalten entdecken.

Baumaterial

  • Dachplatte: 1 Brett, 80 cm x 25 cm, 2 cm stark
  • Bodenplatte, 1 Brett, 80 cm x 20 cm, 2 cm stark
  • Seitenwände, 2 Bretter, jeweils 60 cm x 20 cm, 2 cm stark
  • Rückwand: 2 Bretter, jeweils 80 cm x 20 cm, 2 cm stark
  • Gefache: 1 Brett, 80 cm x 20 cm, 2 cm stark + 2 Bretter, 12 cm x 20 cm, 2 cm stark
  • Holzleim + Pinsel
  • Dachabdeckung: Dachpappe oder Schilfrohr, etwa 110 cm x 44 cm
  • für die Zimmer: ein Stück Schilfmatte, Birkenreiser, halbierte Rundhölzer o.ä., Lehm, Sand + Wasser, Terrakottatöpfe, Kaninchendraht, mehrere Baumscheiben, ein Holzblock
  • zum Aufstellen: 2 Vierkanthölzer + 2 Einschlaghülsen
  • Werkzeuge: Hammer oder Akuschrauber, Bohrmaschine mit 6 -8 mm Bohrer, 4 Winkel, Nägel oder Schrauben zum Zusammenbauen der Holzteile, Schleifpapier, Tacker, Eimer + Schippe

Bauanleitung

  1. Glätte die Schnittkanten der einzelnen Holzbauteile mit Sandpapier.
  2. Schraube die Seitenbretter und das Bodenbrett mit Hilfe des Akkuschraubers sowie ein oder zwei tatkräftigen Helfern zusammen.
  3. Schraube die beiden Bretter für die Rückwand an den Rahmen.
  4. Für das große Gefach schraube nun von der Seite das übrige lange Brett mit einem Abstand von 12 cm von oben in den Kasten. Dann schraube für die kleinen Gefache die 2 kleinen Holzbretter hochkant hinein. Nun ist der Rohbau für das Insektenhotel fertig!

5. Nun kommen die Details: Bohre mit 6 bis 8 mm Bohrern viele Löcher in Deinen Holzblock und schraube ihn an die Rückwand des Rohbaus. Die Baumscheibe schraubst Du ebenfalls fest.

6. Ran an die Pampe: Rühre mit einer Schippe den Lehm und Sand (mind. 1/1, damit der Lehm nicht zu hart wird) mit Wasser in einem Eimer an bis er eine cremige Konsistenz hat und fülle ihn in die beiden Terrakottatöpfe. Sobald der Lehm halbtrocken und etwas fester ist, bohrst Du mit einem kleinen Holzstäbchen (wir haben ein Essstäbchen genommen) Löcher hinein. Gieße etwas Lehm in die Gefach des auf dem Rücken liegenden Insektenhotels und drücke die Töpfe darin fest. Das Schilf steckst Du ebenfalls im Lehm fest damit die Vögel sie später nicht alle rausziehen. Das Schilf sollte nicht länger sein als das Insektenhotel tief ist damit das Schilf nicht vom Regen durchnässt wird. Den übrigen Lehm kannst Du in die übrigen kleinen Gefache gießen und sobald er fester geworden ist mit einem Holzstäbchen Löcher hinein bohren.

7. In das kleine mittlere Zimmer bzw. Gefach haben wir Stroh für Marienkäferlarven und Ohrenkneifer gepackt und diesen mit Kaninchendraht mit Hilfe eines Tackers von außen befestigt.

7. Um das Insektenhotel vor Regen zu schützen, pinsel es von außen mit Holzlasur ein. Auch die beiden Vierkanthölzer kannst Du mit Lasur anstreichen.

7. Last but not least kannst Du das Dach noch mit Schilf oder Dachpappe abdecken um es gegen Regen abzudichten.

8. Schraube nun die Vierkanthözer ans Insektenhotel. Stecke die Einschlaghülsen in den Boden und stecke die Hölzer in die Einschlaghülsen.

Standort und Wartung

Eine geschützte Stelle im Garten, der Terrasse oder auf dem Balkon ist ideal für das Insektenhotel, die sonnig, trocken, windgeschützt und zugleich warm ist. Die Öffnungen der Nisthilfen sollten in südöstliche bis südwestliche Richtung zeigen damit sich die kleinen Gartenarbeiter darin wohl fühlen.

Literatur + fertige Insektenhotels

Fachbuch: Das Insektenhotel

Insektenhotel als Bausatz: Gardigo Insektenhotel XXXL