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6. Wohnmobil-Fahrtag: Boussac, Limousin – Saint Germain de Belves, Dordogne
Nachts ist auf dem Campingplatz Le Château de Poinsouze in Boussac ordentlich was an Regen und kleinen Ästen herunter gekommen. Ich bin erleichtert, dass wir nicht mit einem Zelt unterwegs sind. Das Unwetter hatte nämlich richtig Krawall geschlagen. In unserem Wohnmobil war es richtig gemütlich, aber ob ich das mit den Kindern im Zelt auch kuschelig gefunden hätte, glaube ich nicht so recht. Unsere Campingstühle und der Bollerwagen, die wir am Vorabend leider nur zusammen geklappt und nicht rein genommen haben, sind klitschnass geworden. Ärgerlich, aber vielleicht sind sie jetzt wenigstens sauber. Nun müssen wir sie eben tropfend mit ins Wohnmobil nehmen. Im kleinen Bad werden sie am wenigsten stören.
Auf in die Dordogne
Wir verlassen den schicken Campingplatz Le Château de Poinsouze in der Region Limousin und machen uns wie geplant auf den Weg in die Dordogne (von den Franzosen auch Périgord genannt) von der wir schon so viel Gutes von anderen Eltern aus der Waldkita gehört haben.
Auf das Département Dordogne haben wir uns nicht umsonst gefreut. Die Landschaft ist traumhaft: grüne Wälder, ein Patchwork aus Wiesen und Feldern, Dörfchen, Bergkuppen, von Türmen gekrönte Anwesen umgeben von Weingütern, die Dordogne und viele weitere Flüsse. Wie fahren auf Landstraßen und kommen an Kanustationen und schönen Städtchen vorbei.
Die Häuser haben eine für die Gegend typische hohe Dachform. Ab und zu kommen wir an merkwürdigen runden kleinen Hütten aus Trockenmauerwerk vorbei, die mich an die sogenannten Trullis auf Sizilien erinnern. Hier in Frankreich werden sie Borie genannt. Laut Internetrecherche stehen sie hauptsächlich in der Provence. Aber anscheinend gibt es für diese Unterstände in der Dordogne ebenfalls Verwendung.
Ich stöbere im Stellplatzführer France Passion nach einem Plätzchen für uns vier. Ich erreiche einen älteren Herren, der uns am Telefon mitteilt, dass er zu unserer voraussichtlichen Ankunftszeit am späten Nachmittag leider nicht Zuhause sein wird. Wir dürfen trotzdem auf seinem Hof stehen. Vielleicht ist sein Sohn anwesend, meint er. Alles klar, wird schon klappen.
Unsere große Tochter schaut während der Fahrt fast die ganze Zeit Märchenfilme auf dem mobilen DVD Player. Wir sind nicht begeistert davon, haben aber nach den vielen Fahrtagen auch keine Ideen mehr, wie man sie so viele Stunden lang ablenken kann. Unsere kleine Tochter schläft ja zum Glück immer ein bis zwei Stunden. Aber wenn sie wach ist, muss ich den Clown machen. Hoffentlich hält sie heute gut durch!
Ankommen in Saint Germain de Belves
Wie geplant erreichen wir am späten Nachmittag die Gemeinde Saint Germain de Belves in Périgord Noir. Ein verträumter und unschuldiger Ort erwartet uns. Es ist sehr ruhig hier. Keine Bar, kein Café, aber das macht uns nichts aus. Im Gegenteil. Nach zwei Tagen Campingplatz genießen wir diesen stillen Ort. Wir haben ja alles dabei, um abends Wraps zu essen.
Der Bauernhof ist einfach zu finden. Nur der Weg dorthin war etwas knifflig, weil die Straßen für Wohnmobile etwas zu schmal sind. Wir haben geradeso durchgepasst. Ich rufe, dass wir da sind (als ob man unser Gefährt nicht hören könnte), aber bis auf zwei Wachhunde antwortet uns vorerst niemand. Wir parken trotzdem und spazieren durchs Dorf. So gut hat uns bisher noch keine Ortschaft gefallen!
Als wir wieder „heim“ kommen, zeigt sich auch der Sohn und erlaubt unseren Kindern, mit den auf dem Hof verstreuten Spielsachen zu spielen. Eine kleine Holzhütte mit Puppenmöbeln sowie eine Babyschaukel sind genau das richtige für unsere Töchter. Besser noch als die Spielgeräte auf den Spielplätzen. Außerdem gibt es auch Hühner, Katzen, Kühe, Pferde und sogar weiße Esel. Solche Exemplare ich noch nie gesehen.
Das Abendessen teilen wir uns mehr oder weniger mit einem der beiden Wachhunde. Er würde am liebsten zu uns ins Wohnmobil hüpfen. Wir machen einen abendlichen Spaziergang auf den ortauswärts gelegenen Landstraße und pflücken Brombeeren.
7. Wohnmobil-Fahrtag: Saint Germain de Belves – Dune du Pilat
Vormittags besuchen wir im Nachbarort spontan einen Flohmarkt und spendieren unserer großen Tochter ein paar Spielsachen. Es werden irre Sachen angeboten. Zum Beispiel alte Kameras, Holztruhen und ausgestopfte Stier- und Wildschweinköpfe. Passt leider alles nicht in unser Wohnmobil.
Dann rollen wir weiter Richtung Atlantikküste und überqueren dabei immer wieder die Flüsse Dordogne und Garonne. Wir passieren hübsche Dörfer, Sonnenblumenfelder und viele viele Weingüter. Zwischendurch wird die Landschaft wieder ebener und trockener. Dann bald auch wieder hügeliger und fruchtbarer.
Kurz vor Bordeaux kommen wir in einen Stau. Mittlerweile besteht die Landschaft weit und breit aus sandigen Boden und es wachsen fast nur noch Kiefern. Wir möchten auf einem der vielen Campingplätze bei der Dune du Pilat bzw. den Küstenort Pyla-sur-Mer etwas finden. Ob uns das wohl gelingen wird, fragen wir uns…
Die Campingplatz Odyssee
In Pyla-sur-Mer angekommen, treffen wir auf eine wahre Parade an Wohnmobilen. Oje, das verheisst nichts gutes. Auf dem ersten Campingplatz ist es dann auch komplett voll. Nur ein ganz schmaler Stellplatz wird uns angeboten. Da passen wir aber leider nicht rauf. Am Straßenrand möchten wir nicht stehen, weil sich unsere Tochter einen Sprung in den Pool nach zwei Fahrtagen redlich verdient hat. Beim zweiten Campingplatz namens Panorama du Pyla der Kette Yelloh! Village sind wir auch nicht erfolgreich. Aber wir können dort wenigstens in einem „Wohnmobil-Auffangflager“ stehen. Für eine Nacht bekommen wir also einen Platz auf einem geteerten Parkplatz neben dem Campingplatz-Supermarkt und Restaurant und zwischen weiteren wartenden Wohnmobilen angeboten. Der Stellplatz kostet genauso viel wie ein richtiger Stellplatz. Wir schlagen mit Bauchgrummeln zu, weil der Campingplatz dicht an der Düne ist und wir endlich ankommen möchten. Hoffentlich dürfen wir wirklich am nächsten Tag auf einen richtigen Stellplatz und müssen nicht zwei teure Nächte hier provisorisch stehen.
Der Campingplatz ist mit 350 Stellplätzen und 100 Mietunterkünften groß und sehr dicht mit Wohnmobilen, – wagen und Zelten bepackt, was uns grundsätzlich nicht behagt. Es ist dafür aber leicht hügelig und bietet unter hohen Kiefern viel Schatten. Wir haben es nicht weit bis zum Pool und zum Wasserspielplatz. Dort wollen wir auch schnell hin. Während ich deshalb eilig die Badetasche packe, bringt mein Mann einen Kanister frisches Wasser ins Wohnmobil und geht wieder raus. Die Kinder spielen hinter dem Wohnmobil auf einer Decke. Denke ich. Als ich gerade die Badeanzüge in die Tasche stecke, guckt eine Frau durch die Wohnmobiltür und hält mir unsere Jüngste hin. Auf Englisch berichtet sie mir, dass die Kleine gerade auf dem Parkplatz umher gekrabbelt ist und dabei beinahe von einem rückwärts ausparkenden Wohnmobil überrollt worden wäre. Oh mein Gott! Ich bekomme eine riesigen Schreck und ein schlechtes Gewissen. Da haben wir noch mal Glück gehabt!
Das Poolwasser ist ziemlich frisch und auf dem Wasserspielplatz geht es ziemlich wild zu. Ein riesiger Wassereimer läuft voll Wasser und kippt regelmäßig aus ca. 4 Meter Höhe kaltes Wasser über jauchzende Badegäste ganz nah an dem Wasserspielplatz. Unsere Kleine jauchzt eher vor Entsetzen denn vor Freude. Unter den Liegen findet sie dann alte Chipstüten und Plastikflaschen. Na lecker. Wir suchen das Weite. Die Duschen zum Abspülen des Chlorwassers funktionieren nicht. Absurderweise gibt’s gleich neben dem Pool eine Sauna, die sogar besucht wird. Aber alle Insassen tragen Badekleidung. Sauna müssen wir auch nicht haben im Sommer.
Wir verlassen diesen überdrehten nasskalten Ort und bereiten lieber unser Abendessen auf dem provisorischen Stellplatz zu. Als wir beim Schmausen sind, kommt ein „Nachbar“ vorbei und berichtet uns im breitem Hamburgisch von seinen Beobachtungen bzgl. Emys gefährlichen Parkplatzrunde. Mir läuft es wieder kalt den Rücken runter.
Dune du Pilat
Unseren Abendspaziergang unternehmen wir selbstredend an der berühmten Dune du Pilat, die immer noch voller Leute ist, die es wie wir ziemlich beeindruckend finden, auf einer mehr als 110 Meter hohen, 2,7 Kilometer langen und 500 Meter breiten Düne zu stehen. Zahlreiche Paraglider versuchen ihr Glück mit ihren hübschen bunten Schirmen Europas größte Wanderdüne herunter zu segeln. Manche schaffen es sogar länger in der Luft zu schweben andere kraxeln schwer bepackt den Sandberg hinauf.
Wir stapfen über die geschätzten 60 Millionen Kubikmeter feinen Sand und blicken von oben nach Cap Ferret und die Austernsandbänke. Der Himmel und die Wolken sorgen für ein dramatisches Farbspiel.
Nach diesem besinnlichem Part möchte unsere fünfjährige Tochter gerne in der Familiendisko rocken. Eine Live-Band spielt bekannte Songs recht gut nach. Für Kinder gibt es eine Hüpfburg, die natürlich gleich gekapert wird.
Adresse und allgemeine Informationen zum Campingplatz
Panorama du Pyla
Grande Dune du Pyla
Route de Biscarrosse
33115 PYLA-SUR-MER
FRANKREICH
Tel +33 (0)5 56 22 10 44
Reservierungszentrale: +33(0)4 66 739 739
Website: www.yellohvillage.de
- Geographische Lage: Meer, Wald
- Stellplätze des Campingplatzes
- Gesamtanzahl der Stellplätze für Wohnwagen: 150
- Gesamtanzahl der Stellplätze ohne Bebauung und Ausstattung: 350
- Gesamtzahl Unterkünfte: 108
- Gesamtzahl Stellplätze: 450
- Vollschatten
- Tiere auf den Stellplätzen zugelassen
- Tiere in den Unterkünften zugelassen
- Empfang des Campingplatzes: Deutsch, Spanisch, Französisch und Englisch
Serviceleistungen und Ausstattung
- Bar, Restaurant
- Kleiner Supermarkt / Lebensmittelladen
- Leistungen: Geschirr, Bügelraum, Kühlschrank, Kühlschrankverleih, Waschmaschine, Safe, Leintuch-Verleih
- Andere Informationen: WLan (extra zu bezahlen), Grillen mit Holzkohle erlaubt (an extra Vorrichtungen)
- Behindertengerechte Sanitäranlagen