Virus undead, so und nicht anders lautet der Horrorfilmtitel, für den das Schloss Dammsmühle einst als Filmkulisse diente. Passender hätte der Zeitpunkt unserer Wanderung nicht sein können. Zum Glück grassiert Corona in Berlin und Brandenburg nicht mehr so stark, so dass wir uns wieder ins Umland wagen dürfen und es hoffentlich bald „Virus is dead“ heißt.
Das kleine barocke Schloss Dammsmühle wartet im Naturschutzgebiet der Mühlenbecker Seen (bei Wandlitz, am nördlichen Rand von Berlin) schon länger darauf wach geküsst zu werden. Der Zerfall hat deutliche Spuren hinterlassen. Zwar gibt es keine gefährlich schützende Dornenhecke. Vielmehr stehen zwischen Schloss und dem Mühlenteich ein paar Bauwagen, Autos mit polnischen Kennzeichen und es sind Stimmen im Schlosse zu vernehmen, so dass Prinzesssinnen und Prinzen dort hoffentlich eines Tages Hochzeit feiern dürften. 2018 soll das Schloss neue Besitzer gefunden haben, die es zu einem Hotel mit Spa-Bereich und Restaurant machen möchten, so lesen wir es in einer Tageszeitung. Noch ist davon nicht viel zu erkennen und so bleibt unser Ausflugsziel ein so genannter Lost Place.
Die bewegte Vergangenheit des ruinenhaften Schlosses und Kombination mit der Nähe zur Hauptstadt sorgen sicherlich dafür, dass viele Berliner*innen gerne die sanierungsbedüftige Parkanlage besuchen. Die Liste an früheren Bewohnern reicht vom Unileverdirektor, der SS bis zur Roten Armee und Stasi. Selbst Napoleon himself verbrachte hier einige Nächte. Seinen Namen verdankt das Schloss sowohl dem Lederfabrikanten Damm, der es vom verschuldeten Bauherrn erwarb, als auch der Mühle, die der Soldate Knape dort bauen durfte. 2003 fand dort das Freiluft-Musikfestival Nation of Gondwana statt. Vielleicht haben auch Szenen, die auf dem Gelände für die Erfolgsserie „Babylon Berlin“ entstanden, für noch mehr Faszination gesorgt? Auch die Lage inmitten dreier Seen des Barnimer Land prädestiniert dazu, dass Schloss und die Parkanlage zu erkunden und ist – nicht zuletzt aufgrund der Nähe zu Berlin – sehr zu empfehlen. Wenn man wie wir nur den Mühlenteich umrundet, ist die Wanderung auch mit kleinen Kindern sehr einfach zu schaffen. Wer sich mehr Strecke zutraut, könnte zum Beispiel noch die umliegenden westlich liegenden Summter See und Mühlenbecker See umrunden.
Das Auto lassen wir auf der Schlossstraße stehen, neben der einige umgefallene Bäume unsere Kinder zum Klettern anregen. Kurz darauf kommen wir an Ruinen vorbei, die einst Kasernen gewesen sein könnten. Nach einer Tordurchfahrt gehen wir direkt aufs Schloss zu vor dem sich der Mühlenteich ausbreitet. Obowohl das Fischen hier laut Beschilderung verboten ist, sehen wir viele Angelruten über dem Wasser kreisen. Woher wohl der Fisch kommt? Ob es am Tegeler Fließ liegt, der in den Mühlenteich fließen soll?
Wir laufen im Uhrzeigersinn auf einem schmalen Weg um den kleinen See bis wir zu einem verfallenen Holzpavillon gelangen in dem sich ein paar Mädchen in der Sonne badend unterhalten. Immer wieder gibt es am See Mini-Halbinselchen, die über im Wasser liegende Äste laufend besetzt werden können. Auch ganze Bäume schweben in der Diagonale über dem Wasser, so dass sie von Tarzan und Jane beklettert werden können. Um den See herum raschelt ein wunderschöner Laubwald. Kurz vor dem Schloss später gelangen wir über eine Holzbrücke auf eine kleine Insel auf der einst eine Moschee gestanden hat. Davon ist leider kaum noch etwas übrig. Wir sind gespannt, was hier eines Tages stehen wird…
Adresse
Schloss Dammsmühle, Schloßstraße, 16348 Wandlitz