Urwaldartige Rhododendrongärten, zarte Bauernrosengärten, spannende Upcycling-Gartenobjekte, ein wieder aufgepeppelter wilder Garten von Hermann Hesse und Blümchensex. All dies liegt in Buchform direkt vor mir als ich die Soirée im Schloss Dennenlohe in Unterschwaningen betrete und auf die mit einem Tafelsilber aus Gartenbüchern bedeckte Tafel blicke. 124 solcher Gartenbücher wurden bei dem Wettbewerb „Deutscher Gartenbuch-Preis 2017“ eingereicht und von einer Jury bewertet. Und genau diese Preisanwärter beziehungsweise ihre fleißigen Schreiberlinge und Fotografen sind hier im Barockschloss des Gastgeberpaares, Baron Robert Freiherr von Süsskind und Baronin Sabine Freifrau von Süsskind, live und Farbe anzutreffen. Einen passenderen Ort als ein Nebengebäude dieses Schlosses, das von einem 26 Hektar großen Park umgeben ist, gibt es wohl kaum.
Und so viele schöne Bücher zum Thema Garten, wie ich sie hier durchblättern darf, gibt es sicherlich auch in nur wenigen Buchhandlungen oder Bibliotheken. Die Cover sehen sehr einladend aus. Eines ist liebevoller gestaltet als das andere. Ich bekomme bei diesem Anblick und beim tatkräftigen Durchblättern richtig Vorfreude auf Gartenarbeit mit meinem Mann und den Kindern, die hoffentlich bald beginnen kann. Das Buch „Berlins Grüne Orte“, an dem ich mitgearbeitet habe, schmiegt sich an die anderen schönen Gartenbücher. Von opulenten Bildbänden bis hin zu Gartenbüchern für Kinder ist alles vertreten.
Doch genug geschmökert. Die Sat.1 Moderatorin Eva Grünbauer zieht charmant meine Aufmerksamkeit auf die Bühne. Dort werden im Laufe des Abends Preise in sieben Kategorien sowie drei Ehrenpreise verliehen. Der grüne Baron Robert Freiherr von Süsskind und seine Gemahlin Sabine Freifrau von Süsskind haben den Deutschen Gartenbuch-Preis vor elf Jahren ins Leben gerufen und treten heute Abend natürlich vor und hinter den Kulissen in Aktion.
Warum ich am heutigen Freitagabend die Ehre habe diese ganz besondere Szene, nämlich die der Gartenprofis und -liebhaber, kennen zu lernen? Vor einiger Zeit durfte ich an dem Stadtführer „Berlns Grüne Orte“ mitarbeiten und ausgewählte Parks und Gärten in Berlin beschreiben. Die Hauptautorinnen und -autoren Silke Lambeck, Frank Wendler, Cornelia Schulze und Sabine Nöbel sowie die Illustratorin Sandra Jirsch und die Lektoren haben sehr viel mehr Arbeit in das Buch gesteckt als ich, können aber leider heute nicht dabei sein und so muss ich ganz alleine Berlins Grüne Orte hier in Bayern vertreten.
Die Gewinnerinnen und Gewinner des Deutschen Gartenbuch-Preises 2017 – meine persönlichen Lieblinge
Der Saal ist gerappelt voll. Ein Sitzplatz ist nicht mehr zu ergattern. Ich kenne bis auf ein ehemaliges Jury-Mitglied niemanden hier und verfolge gespannt das Geschehen auf der Bühne. Die Gewinner der Gartenbuch-Preise erzählen auf der Bühne ihre spannenden Geschichten, die sich hinter ihren Büchern verstecken. Besonders beeindruckt hat mich das Siegerbuch in der Kategorie „Bestes Pflanzenportrait“. Es heißt „Der Garten von Herrmann Hesse“ und stammt aus dem DVA Verlag und wurde von Eva Eberwein geschrieben und von Ferdinand Graf von Luckner fotografiert. Die Autorin erzählt bewegend, wie sie den verwilderten Garten des berühmten Autors in Gaienhofen am westlichen Bodensee vor dem Abriss rettete, ihren Job an den Nagel hängte um den Garten in jahrelanger Arbeit zu restaurieren und heute immer noch fünf Stunden täglich pflegt und darüber hinaus Gartenfreunde und Literaturfans durch den großen Garten führt. Außerdem berichtet sie von Hesses Marotte, Gartenwege mit alten Büchern zu befestigen. Sie hat diese Bücher geborgen, aber lesbar sind sie natürlich nicht mehr Unfassbar! Auf der Bühne flachst sie mit dem Fotografen Graf von Luckner umher, der seine liebe Mühe damit hatte, den wilden Garten fotografisch zu erschließen. Insbesondere die Inszenierung des Misthaufens hat ihm zu schaffen gemacht.
Das „Beste Kindergartenbuch 2017“ schrieb Dorothea Baumjohann mit „Gartenprojekte mit Kindern“, das sicherlich zeitnah auch in unserem heimischen Bücherregal stehen wird. Besonders berührt mich auch die Geschichte des Gartenhistorikers und Autors Dr. Eberhard Pühl, der für sein Werk „Maxwald-Park“ einen mit 5.000 Euro dotierten Ehrenpreis erhält. Allein schon die Laudatio von Dr. Rüdiger Stihl, Beiratsmitglied der Stihl Holding AG (passenderweise Hersteller von Gartenmaschinen), war sehr persönlich und treffend. Der Autor, der das Buch im Eigenverlag herausgebracht hat, war bis vor kurzem noch Eigentümer dieses zehn Hektar großen Privatparks bei Westerstede, der auch für Gartenfans zu besichtigen war. Bevor er seinen wunderschönen Park an zwei Tiroler verkaufte, weil ihn sein über 100-jähriger Rhododendron-Wald buchstäblich über den Kopf wuchs, schrieb er zum Abschied das Buch „Maxwald-Park“. Leider haben die neuen Eigentümer den Park für die Öffentlichkeit verschlossen.
Und weil der Deutsche Gartenbuch-Preis auch mit der Zeit geht, wurden in diesem Jahr als Sonderkategorie erstmalig Garten-Blogs im Wettbewerb aufgenommen. Die sympathische 30-jährige Bloggerin Silvia Appel erhielt mit ihrem Blog „www.garten-fraeulein.de“ verdient den Sonderpreis. Ihre Seite kannte ich bereits und sie gefällt mir inhaltlich und von der Gestaltung her sehr gut.
Bester Garten-Reiseführer 2017: Berlin ist nicht nur sexy, sondern auch grün
Nach einigen Preisvergaben und leckeren Flying Buffet Tellern höre ich das magische Stichwort: Berlin. Moment, das geht mich an! Und ja, die Moderatorin spricht die drei Worte, also DEN Buchtitel, der Grund meiner Anwesenheit ist, auch noch aus: Berlins Grüne Orte. Ich wühle mich durch die Menschen bis zur Bühne und werde dort mit einem galanen Handkuss vom „Grünen“ Baron begrüßt. Jetzt nur nicht rot, äh grün werden, sollte ich besser sagen. Aus beruflichen Gründen habe ich bereits mehrfach auf einer Bühne stehen und Preise verleihen dürfen. Nun ist es das erste Mal, dass ich einen Preis entgegen nehmen darf und deshalb bin ich entsprechend aufgeregt. Es ist ein schönes Gefühl, auch einmal die „Nehmerseite“ spielen zu dürfen. Nach ein wenig Geplauder über Berlins zahlreiche verlockende Grünflächen, die Themenrouten des Buchs und unser Autorenkollektiv darf ich die Urkunde für den 3. Platz in der Kategorie Bester Garten-Reiseführer 2017 entgegen nehmen und sie auf die Ehrentafel stellen und mich wieder entspannen. Dafür, dass wir, also Runze & Casper, das erste Mal überhaupt solch einen Reise- bzw. Stadtführer herausgegeben haben und nur wenig Zeit von der Idee bis zur Umsetzung hatten, ist ein dritter Platz doch ein guter Anfang und Motivation für die weitere Arbeit.
Ich komme mit den Autoren und Gewinnern des 1. Platzes der Kategorie Bester Garten-Reiseführer, „Der Botanische Wanderführer für Hamburg und Umgebung“ ins Gespräch. Die Hamburger Kollegen sind sehr sympathisch und wir versprechen uns das jeweilige Buch des andern zu lesen und praktisch zu testen. Auch das 2. Platzierte Buch „Romantische Gartenreisen in Deutschland“ finde ich sehr verlockend. Für unsere Wohnmobil-Touren finde ich darin bestimmt viele tolle Anregungen.
Auf dem Heimweg zurück nach Berlin fühle ich mich gar nicht mehr so allein. Denn ich habe einen treuen Begleiter. Die recht große Siegerurkunde sitzt mit mir im Taxi und im Zug und kuschelt sich im Flugzeit an meine Beine und sorgt immer für Gesprächsstoff mit Fahrern, Schaffern und dem Flughafenpersonal.
Um was geht es in „Berlins Grüne Orte?“
Das grüne Berlin ist einfach riesig. Man kann sich wochenlang die Füße wund laufen und hat längst nicht alles gesehen. Dieser Führer hilft dabei, die interessantesten, eigenartigsten, stillsten, wildesten, kuriosesten, historischen und für die Stadtentwicklung wichtigen Orte zu finden. Das sind allerdings über 90 und für die braucht man eine Menge Zeit. Es läuft wohl auf eine Auswahl hinaus: Wer sich durch dieses Buch leiten und anregen lässt, muss den Mut zur Lücke haben. So ist dieser Führer aufgebaut: Nach einer kleinen Geschichte über die Entstehung des grünen Berlins folgen neun Themenrouten durch die Stadt, auf denen man zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Schiff entlang eines vorgeschlagenen Weges die grünen Orte erkunden kann.
Über das ganze Buch verstreut sind immer wieder kleine Artikel mit Wissenswertem über die grüne Stadt zu finden. Es folgen zwölf besondere Parks, in jedem Berliner Bezirk einer, außerdem ein Artikel zu den Berliner Wäldern. Sie wurden aus verschiedenen Gründen ausgewählt. Einmal, weil die Stadt an diesen Orten in den letzten Jahren besondere Anstrengungen unternommen hat und sie mit großem Aufwand entwickelt wurden. Dann, weil sie manchmal unverdient im Schatten anderer Anlagen stehen. Oder aber sie sind so bemerkenswert und vielfältig, dass man ihnen einfach einen längeren Artikel widmen muss. Im Anschluss folgen 75 alphabetisch geordnete Beschreibungen sehenswerter grüner Orte der Stadt. Außerdem sind weitere wichtige Informationen im allgemeinen Teil nachzulesen. Piktogramme geben Auskunft über Sportmöglichkeiten, kulinarische Angebote, Barrierefreiheit und mehr.
Bei der Lektüre bemerkt man schnell, dass man eigentlich in jedem Bezirk binnen einer Viertelstunde Fußweg einen kleinen Platz, eine Grünanlage mit Bänken oder einen Stadtpark finden kann.
Weitere Informationen und Adressen
Auswahl an Gartenbüchern des Wettbewerbs
Berlins Grüne Orte: Reiseführer durchs Berliner Stadtgrün (Englisch) Taschenbuch – 1. Juni 2016: http://amzn.to/2lObvdH
Der Botanische Wanderführer für Hamburg und Umgebung Taschenbuch – 23. September 2016: http://amzn.to/2mae38H
Romantische Gartenreisen in Deutschland: Zu Besuch in den schönsten Gärten mit den besten Geheimtipps, Februar 2017: http://amzn.to/2mpE1Wg
Garten-Projekte mit Kindern: Bauen, pflanzen & ernten Gebundene Ausgabe – 10. Februar 2017: http://amzn.to/2n1mCjM
Der Garten von Hermann Hesse: Von der Wiederentdeckung einer verlorenen Welt Gebundene Ausgabe – 3. Oktober 2016: http://amzn.to/2m7uGQt
Blog Garten Fräulein
https://garten-fraeulein.de
Die Garten-Werkstatt: Kreative Upcycling-Projekte Taschenbuch – 17. November 2016: amzn.to/2lNPoDY
Deutscher Gartenbuchpreis 2017
Informationen über alle Kategorien, die Kriterien und die Jury und vieles mehr ist zu finden auf: http://www.dennenlohe.de/de/veranstaltungen/deutscher-gartenbuchpreis/gartenbuchpreis-2017.html
und auf Fcaebook: https://www.facebook.com
Pressemitteilung zur Preisvergabe 2017: http://www.medienjournal24.de/2017/03/04/die-sieger-des-deutschen-und-europaeischen-gartenbuchpreises-2017-stehen-fest-10438/
Schloss Dennenlohe
Der Schlosspark Dennenlohe ist der größte private Rhododendron- und Landschaftspark in Süddeutschland. Er ist seit 2004 für Besucher geöffnet und gilt als einer der schönsten Parks Deutschlands, der stetig erweitert wird. Die aktuelle Größe beträgt im Moment 26 Hektar. Der Park wird vom „Grünen“ Baron Süsskind selbst gestaltet und gepflegt.
Schloss Dennenlohe ist Initiator des Bayerischen Gartennetzwerkes und Sitz des Verbandes Bayerischer Parks und Gärten e.V.. Seit 2016 gibt es die Internationale Gartenbuchbibliothek aus den bisher eingereichten Büchern des deutschen & europäischen Gartenbuch-Preises, der 2006 von Robert und Sabine von Süsskind initiiert wurde. Eine kontinuierliche Bilderausstellung des European Garden Photo Awards, der ebenfalls von Baron und Baronin Süsskind vergeben wird, ergänzt das Angebot vor Ort auf Schloss Dennenlohe, das in achter Generation von der Familie von Süsskind gemanagt wird.
Freiherrliche von Süsskind´sche Schloss und Gartenverwaltung
Dennenlohe 1
91743 Unterschwaningen
Tel: +49 (0) 9836-96888
Fax: +49 (0) 9836-96889
Das Hermann-Hesse-Haus in Gaienhofen
Ab dem 18.4.2017 wieder für Führungen geöffnet, weitere Informationen unter: www.hermann-hesse-haus.de