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Am Freitagmorgen verlassen wir den Campingplatz Ezcaba wieder und fahren ins nahe gelegene Pamplona. Hier, in der Hauptstadt der autonomen Region Navarra, findet Mitte Juli immer die berühmten Stierläufe, auf Spanisch „Encierro„, statt. Ich bin nicht enttäuscht, diese martialische Veranstaltung verpasst zu haben. Die mit Speeren geqälten Stiere tun mir leid nachdem ich letztes Jahr einen Bericht auf arte gesehen hatte (für alle, die es interessiert, Fotogalerie: Pamplona im Blutrausch, Süddeutsche Zeitung www.sueddeutsche.de/reise/stiertreiben-in-spanien-pamplona-im-blutrausch).
Pamplona
Nach längerer Parkplatzsuche finden wir unterhalb des Taconera-Parks ein Omnibus Parkhaus, wo wir unser Wohnmobil sicher unterstellen dürfen. Mit 15 Euro für drei Stunden Parkzeit ist das unterirdische Plätzchen zwar kein Schnäppchen, aber etwas anderes ließ sich nicht aufstöbern. Natürlich gehen wir als erstes zu den Resten der alten Stadtmauer von der noch einige teilweise auch hohe Mauerreste übrig geblieben sind. Drum herum ist ein Park durch den wir gemeinsam spazieren und springen.
Freundliche Seniorinnen plaudern auf der Parkbank und flirten mit unserer einjährigen Tochter.
Die insgesamt 5 Kilometer lange Stadtmauer gehört wohl zu den am besten erhaltenen Militärkonstruktionen Spaniens und ist deshalb ein Nationaldenkmal. Im Mittelalter wurde diese Mauer zu Verteidigungszwecken errichtet. Weil Pamplona ein Vorposten der spanischen Krone gegenüber Frankreich darstellte, wurde die Stadtmauer zu einer Festung ausgebaut. Im 20. Jahrhundert wurde die Stadtmauer teilweise abgerissen werden, damit Pamplona sich als Stadt weiter entwickelt konnte.
Auf einem nahe gelegenen Spielplatz lassen wir unsere Kinder entspannt klettern und schaukeln, als uns plötzlich ein Vater auf Deutsch anspricht, weil er hofft endlich ein deutsche Familie in Pamplona kennen zu lernen. Da müssen wir ihn leider enttäuschen, aber er gibt uns dennoch gerne den Tipp, welche Straße wir einschlagen können, um in die Altstadt und die Fußgängerzone mit vielen Geschäften zu gelangen.
Nach einem kleinen Bummel durch die Geschäfte kommen wir zum Hauptplatz „Plaza del Castillo“ in dessen Mitte ein kleiner hübscher Pavillon steht. Drumherum sind viele Straßencafés und Bars, die uns dazu verlocken ein Eis zu kaufen. In einer der Seitenstraßen, ist es jetzt um die Mittagszeit sehr lebendig. Die Einheimischen und Touristen machen hier Pause, essen und trinken in den Restaurants und Bars eine Kleinigkeit.
Pamplona soll die Stadt mit dem höchsten Lebensstandard in Spanien sein und Ernest Hemingway machte die Stadt, die ihn faszinierte, mit seinem Roman Fiesta weltberühmt. Wir sind positiv überrascht von den versteckten schönen Gassen.
Bei der Rückkehr zum Parkhaus bezahlen wir noch beim Parkplatzwärter unser Ticket: knapp 30€ steht auf der Quittung und auch ein anderer Womofahrer, der uns entgegenkommt, sagt, dss es ganz schön teuer hier ist! Thomas geht nochmal ungläubig zur Preisliste am Eingang zurück, der nette Kollege morgens hatte etwas von 3€ pro Stunde gesagt. Und es stimmt, dort steht 3€ pro Stunde und 15€ am Tag. Also zurück zum Häuschen und mit dem Parkplatzwärter zum Preistafel. Der faselt etwas von „special rate“ und nach einigem hin und her diskutieren, malt er einfach mit Kugelschreiber eine „1/2 hora“ neben die 3€. Da muss Thomas lachen und zeigt auf die „por Horas“, die fett links daneben gedruckt steht. Der Angestellte beharrt auf sein „Recht“, bietet dann aber an, die Differenz zu dem Tagessatz von 15€ zurückzuzahlen. Da er uns ja auch rauslassen soll und wir keine weitere Zeit verlieren wollen und schon etwas müde sind, lassen wir uns zähneknirschend auf den „Deal“ ein.
Schlucht von Arbaiun
Leider müssen wir Pamplona bald schon wieder verlassen, weil wir hier keinen Stellplatz für die Nacht bekommen.
Aber der Nachmittag hält noch mehr Überraschungen für uns bereit. Im Stellplatz- und Reiseführer „Mit dem Wohnmobil nach Nordspanien“ bekommen wir mehr als genug an Inspirationen für spannende Wohnmobil-Touren im Landesinneren.
Was die Landschaft in den Pyrenäen so einzigartig macht, erkennen wir am Aussichtspunkt bzw. -plateau Mirador de Iso an der Kante der Schlucht von Arbaiun (Foz de Arbayun). Dort schlängelt sich der Rio Salazar durch einen 6 Kilometer langen Schluchtgraben mit 400 Meter senkrecht aufragenden Felswänden. In dieser Klamm soll Navarras größte Gänsegeierkolonie leben. Der Blick hinab ist gigantisch und mir wird etwas schwindlig.
Naturpark Foz de Lumbier
Aber damit noch nicht genug. Es geht weiter zum Naturpark Foz de Lumbier, eine der spektakulärsten Schluchten der Region Navarra. Wir parken ganz in der Nähe der engen, 1300 Meter langen Schlucht auf einem bewachten Parkplatz (kostet 2 Euro, Picknickplätze, Grillvorrichtungen und Toiletten vorhanden). Von dort aus starten wir unsere Schluchtwanderung. Der Weg verschwindet kurz nach seinem Beginn mit uns in einen schmalen hohen unbeleuchteten Tunnel. Einst rollten hier die Irati-Züge (die erste elektrische Eisenbahn Spaniens) hindurch, was sich noch an den Oberleitungen und Holzbolen erkennen lässt. Zahlreiche Gänsegeier ziehen ihre Kreise über uns. Die Spannweite ihrer schwarz-weißen Flügel soll 234 bis 269 cm betragen. In den 150 Meter hohen Felswänden haben sie ihre Nester, die sie sehr zielsicher ansteuern.
Unter uns fließt der Fluss Iratí, der diese tolle Schlucht gegraben hat. Es ist toll hier! Wir kommen in einen zweiten noch längeren Tunnel und sehen für kurze Zeit rein gar nichts mehr. Schon etwas unheimlich. Die Kinder klammern sich an uns. Aber das Licht des Smartphones hilft uns in der Zeit der Not.
Wir laufen bis zu den Resten der so genannten Teufelsbrücke. Der Weg wird dort etwas knifflig und mir ist mit den Kindern hier nicht wohl. Plötzlich endet der Weg an einem Brückenansatz und danach geht es steil bergab. Tja, der Warnhinweis zu Beginn des Wegs steht nicht umsonst hier (siehe Foto).
Unser erster wilder Stellplatz am Wander- und Pilgerweg GR 653
Abends suchen am Stausee Yesa wir eine Ewigkeit nach einem Rastplatz. Aber vergebens. Er ist verschluckt. Irgendwann finden wir am Straßenrand der A1601 den Eingang zum Wanderweg GR 653. Wir biegen dort vorsichtig mit dem Wohnmobil ein und entdecken auf einer Lichtung auf ein nettes Plätzchen zum Übernachten. Ein Glück! Nach diesem ereignisreichen Tag sind wir sehr froh angekommen zu sein, auch wenn wir hier keine Elektrizität und auch kein Wasser haben. Das macht uns aber nichts aus. Wir sind ja autonom und haben genug zu essen und zu trinken dabei. Eine Übernachtung in der „Wildnis“ muss schließlich auch mal sein. In unserer Wohnmobilküche bereiten wir Spaghetti Bolognese zu, bevor wir unsere Betten aufbauen können.
Samstag in Ruesta, Rioja und Playa de Isla
Wir fahren zum nahe gelegenen Ruinendorf Ruesta am Stausse Yesa. Bevor die Staumauer im Jahr 1959 errichtet und damit ein 2089 Hektar großer See aufgestaut wurde, lebten hier noch Menschen. Heute befindet sich ein Pilgerhotel darin. Aber ein Großteil des Dorfes ist leider abgesperrt. Die gesamte Umgebung des Stausees ist generell ziemlich unbewohnt. Wir sehen kaum mal einen Menschen, dafür aber umso mehr verlassene Höfe und Dörfer. Die Straßen sehen sehr neu aus, aber kaum ein Auto fährt hier. Wir möchten weiter an die spanische Atlantikküste. Auf dem Weg dorthin fahren wir am Fluss Ebro vorbei und durch das Weinanbaugebiet Spaniens bzw. Europas, Rioja! Die Winzer haben sich hier ein paar spektakuläre Bodegas gebaut. Jetzt verstehen wir endlich, warum Navarra nach Madrid und dem Baskenland die drittwohlhabendste Region Spaniens ist. Leider können wir nichts zu ihrem Wohlstand beitragen, denn ist es bereits Nachmittag und so haben die Bodegas bereits geschlossen. Aber wir entdecken am Kloster Irache einen Weinbrunnen (Fuente de Vino), der kostenlosen Rotwein zur Verkostung bietet. Der gute Idee, finden wir. Der Wein schmeckt sogar. Ein wenig Wasser hinterher und schon ist man erfrischt. Das Weinmuseum (Museo del vino) nebenan hat auch Mittagspause, so dass wir weiterfahren.
Am Nachmittag passieren wir Bilbao. Da es in der City aber keinen Stellplatz gibt, fahren wir weiter westlich. Am Abend kommen wir nach ca. 500 Kilometern Fahrt erschöpft an dem Campingplatz an der Küste Playa de Isla an. Der Campingplatz ist leider voll. Aber wir können kostenfrei neben zwei weiteren Wohnmobilen auf einem Wiesenparkplatz stehen und hoffen, dass wir am nächsten Tag auf den Campingplatz dürfen.
Ausgehungert wie wir sind, nehmen auf der Terrasse des einfachen Campingplatz-Restaurants oberhalb des Supermarkts einen abendlichen Snack. Das Essen ist wirklich nicht toll und es windet stark, aber der Ausblick auf die Küste vom ersten Stock des Restaurants ist sehr schön. Einige spanische Männer stürzen sich unter den anfeuernden Rufen ihrer Gattinnen in die kalten Fluten des Atlantiks, wie wir von unserer erhöhten Sitzposition gut sehen können. Respekt!
Adressen und allgemeine Informationen
Calle Bosquecillo, 2,
31011 Pamplona, Navarra, Spanien
Plaza del Castillo
31001 Pamplona, Navarra, Spanien
Naturpark Foz de Lumbier/ Mirador de Iso
Mirador de Iso an der Landstraße NA-178 von Lumbier nach Ezcároz
Weinmuseum und Weinbrunnen am Kloster Irache
Monasterio de Iratxe
31209, Navarra, Spanien
Camping Playa de Isla
39195 Isla
Barrio Ampilla, 1
Spanien
Tel. +34942679361
Fax +34942679361
Website: www.playadeisla.com
GPS-Koordinaten: Breitengrad 43° 30′ 7″ N (43.502200), Längengrad 3° 32′ 31″ W (-3.542120)
Anfahrtsweg: A8/E70, Ausfahrt Beranga Weiter Richtung Isla, an der CA-449 beschildert. Zuletzt eng und kurvenreich.
Betriebszeit 2015: 8.5.-13.9.
Besonderheiten: Separates Abstellen der Pkws auf einigen Terrassenplätzen für Zelte obligatorisch.
Gelände
Höhe über NN: 30 m
Gesamtfläche: 2,1 ha
Standplätze Touristen: 120
Standplätze Dauercamper: 110
Reiseführer
Mit dem Wohnmobil nach Nordspanien
Womo; Auflage: 7., neu überar. Auflage (3. Februar 2014)