Wer dachte, dass Mallorca hauptsächlich aus Stränden und Badebuchten bestünde, hat sich getäuscht. Etwa 5.000 Höhlen durchziehen den Boden Mallorcas, fünf von ihnen kann man besichtigen. Das größte bekannte Höhlensystem, die Cova des Pas de Vallgornera bei Llucmajor, ist 72 Kilometer lang. Diese haben wir bislang noch ausgelassen, aber dafür nutzten wir einen etwas grauen regnerischen Märztag dafür um die berühmten Cuevas del Drach bzw. Coves del Drac zu erkunden.
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Unser Ausflug in die Drachenhöhle Cuevas del Drach / Coves del Drac
Falls Mallorca heutzutage von Piraten überfallen werden würde, wären die Cuevas del Drach das perfekte Versteck vor den Banditen mit Augenklappe und Holzbein.
Zugegebenermaßen sind die Höhlen an der Ostküste Mallorcas wahrlich kein Geheimtipp, was uns schon beim Anblick des großen Parkplatzes, der Bushaltestelle, den Restaurant. und Shopschildern deutlich wird. Allerdings sind wir in der absoluten Nebensaison dort, weshalb sich keine Massen an Autos oder Reisebussen aneinanderreihen und wir sofort einen Parkplatz finden. Wir kaufen unsere Tickets vor Ort und schicken die große Tochter vorsichtshalber auf die Toilette. Danach spazieren wir durch einen kleinen Park mit Picnickplätzen bis wir pünktlich zehn Minuten vor Tourbeginn am überdachten Eingang der 1.200 Meter langen und bis zu 25 Meter tiefen Höhle ankommen. Gleich neben dem Eingang ist eine schöne Bucht. Ich steige auf eine kleine Mauer, um einen Blick zu riskieren und sehe einen Wanderpfad hinter der Mauer. Gleich packt mich die Wanderslust und ich würde lieber überirdisch unterwegs sein. Aber wir haben ja jetzt unsere Tickets, also Augen zu – äh, besser auf – und durch.
Vor Drachen braucht man sich trotz des Namens „Cuevas dem Drach“ hier nicht zu fürchten. Kalt ist es in den unterirdischen Gängen auch nicht, wie wir zunächst befürchten, als wir dick ummantelt in das Höhlensystem hinab steigen. Kaum sind wir unter der Erde, kommt uns feucht-warme Luft entgegen, die für das gemächliche Wachstum (100 Jahre für 1 Zentimeter) der Stalaktiten (der von oben hängende Tropfstein) und Stalagmiten (der von unten wachsende Gegenpart) notwendig ist. Zwischen 17 und 21 Grad beträgt die Temperatur konstant hier unten. Wenn es im Winter also mal kalt auf Mallorca wird, kann man sich hier prima aufwärmen oder im heissen Sommer entsprechend abkühlen. Unsere alters- und herkunftsmäßig bunt gemischte Gruppe wird von einem Guide geführt, der allerdings nichts erzählt. Sein mehrsprachiger Vortragspart beginnt erst am Martelsee. In der Höhle ist das Fotografieren nur ohne Blitz erlaubt (auf der Website steht, dass das Fotografieren komplett untersagt ist, aber dem ist vor Ort nicht so).
Eine Reise ins Innere Mallorcas
Wir schlendern mit den Kindern mehr oder weniger entspannt die angelegten Wege der angenehm golden beleuchteten Höhle entlang und passieren dabei auch ab und an kleine Seen. Unsere Kleine müssen wir dabei immer gut im Blick behalten. Es gibt zwar ein Geländer aber zwischen dem Boden und dem Geländer klafft eine gut 80 Zentimeter hohe Lücke, durch die sie schnell hindurch purzeln könnte. Wir fühlen uns ein bisschen wie in dem Roman „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ von Jules Vernes.
Unsere fünfjährige Tochter ist nicht so beeindruckt von den empor- und hinab gewachsenen kegelförmigem Tropfsteine, von denen sich einige in der Mitte zu Stalagnaten verbinden. Ich finde die abstrakten Kalksteingebilde ganz schön und bin froh, dass kein buntes Discolicht das natürliche Spektakel stört. In Asien habe ich leider nämlich schon andere Tropfsteinhöhlen gesehen, die so bunt waren, das es weh in den Augen tat.
Konzert unter der Erde & eine Seefahrt die ist lustig
Wer die Drachenhöhlen von Mallorca besichtigen möchte, darf zum einen keine Angst vor Kitsch und zum anderen keine Kleinkinder dabei haben, die wie unseres während einer zehn minütigen Musikdarbietung im Auditorium laut vor sich hin lamentiert. Glücklicherweise rettet eine freundliche Aufsichtsperson uns vor weiteren aufgebrachten Pssst!s und vielleicht größerem Ärger mit dem simplen Lichtspiel seiner Taschenlampe, von der sich unsere 21 Monate alte Tochter gerne ablenken lässt. Am 170 Meter langen Martelsee gibt es nämlich ein Amphitheater, wo man sich auf Holzbänke setzen und einer musikalischen Darbietung und einem Lichtspektakel in Form eines Sonnenaufgangs (ja, es bleibt nicht aus) lauschen kann. Festlich beleuchtete Ruderboote mit live Klassikmusik (Geigen, Cello und Harmonium) schippern gemächlich an uns vorbei. Anschließend besteigen wir mit den anderen Besuchern ein Boot und lassen uns ein kurzes Stück auf dem 4 bis 12 Meter tiefen Martelsee zum Ende der Höhle rudern. Wem das nicht geheuer ist, der kann stattdessen eine Brücke nehmen.
Alles in allem, war dieser Ausflug aus unserer Sicht eine lustige Abwechslung und hat uns einen ganz anderen Blick auf unsere Lieblingsinsel erlaubt.
Zur Geschichte der Höhlen
Die Drachenhöhlen sind schon seit der Antike bekannt und dienten einst als Versteck vor Piratenangriffen. Doch erst 1880 wurde der erste ausführliche Plan der Höhlen vom deutschen Topographen und Höhlenforscher M.F. Will erstellt.
1896 erforschte der französische Höhlenforscher E.A. Martel 1.300 Meter des Höhlensystems und kartografierte sie damit sich darin niemand mehr so schnell verirrt, wie es kurz zuvor drei Katalanen ergangen ist, die drei Tage lang darin verschollen waren. Martel war es auch, der den riesigen 20 Grad Celsius warmen See in der Höhle entdeckte, der nach ihm benannt wurde (Lac Martel). Niemand weniger als der illustre Erzherzog und Mallorca Liebhaber Ludwig Salvator finanzierte damals die kostspielige Erforschung.
Die Höhlen befinden sich heute im Privatbesitz. Der einstige Mitbegründer des Fremdenverkehrsamts Joan Servera Camps kaufte den Grund und Boden 1904. Damit gehörte ihm auch alles was sich unterirdisch darunter befand. Er war es auch, der die Höhlen touristisch erschloss, indem er Wege, Treppen und Sitzplätze anlegen und die Höhle ausleuchten ließ und dort in den 30er Jahren Musik- und Ballettaufführungen für Besucher darbot.
Adresse und weitere Informationen
Öffnungszeiten (Stand April 2016)
Vom 1. November bis 13. März: täglich um 10.45, 12.00, 14.00, 15.30.
Vom 14. März bis 31. Oktober. Täglich um 10.00, 11.00, 12.00, 14.00, 15.00, 16.00, 17.00.
Am 25. Dezember und am 1. Januar sind die Höhlen geschlossen.
Eintrittspreise (Stand April 2016)
Eintrittspreis: 15 Euro pro Erwachsenen
8 Euro für Kinder von 3 bis 12 Jahre
Freier Eintritt für Kinder bis 2 Jahren
Die Besichtungen sind in Gruppen, aber werden nicht geführt.
Ticketreservierungen sind nicht möglich, aber ab 9.00 Uhr kann man täglich Eintrittskarten für die gewünschte Besichtigung vor Ort kaufen. Wer Wartezeit überbrücken muss, kann sich die Zeit in dem kleinen Park mit einem Picknick vergnügen. Wenn es die Parkplatzsituation erlaubt, kann man mit dem Auto nochmal einen Abstecher nach Porto Colom unternehmen und sich den Leuchtturm ansehen. Am alten Hafen ist auch ein kleiner Spielplatz. In der Nebensaison ist Porto Colom wie ausgestorben und deshalb etwas langweilig. Oder man läuft nach Porto Christo, was näher liegt, und geht ein Eis essen.
Adresse
Carretera Cuevas, s/n – 07680
Porto Christo – Mallorca
Anfahrt
GPS: 39.535825, 3.330342
Mit dem Auto: PM-402 von Manacor oder PM4014 von Porto Colom oder PM-4023 von Cala Miller, Sa Coma, S’Illot