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Campingurlaub in Griechenland – unsere Wohnmobilreise auf der Halbinsel Peloponnes – der Osten

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Das Meerwasser am Golf von Korinth ist so klar, dass sich hier auch Meerjungfrauen gern tummeln…

Griechenland mit dem Wohnmobil bereisen und dann noch Kinder mit dabei? Das ist doch voll anstrengend, weit weg, man hockt so eng aufeinander, wie kommt man überhaupt mit dem Wohnmobil nach Griechenland und dann ist es dort auch noch so heiss! Diese Reaktion bekommen wir öfters zu hören, wenn wir von unseren Sommerreiseplänen erzählen. Doch wenn wir daraufhin berichten, was wir alles in unserem Urlaub im letzten und in diesem Jahr gesehen und erlebt haben und dass solch ein Urlaub eine relativ preiswerte Angelegenheit sein kann, versanden die Gegenstimmen sehr schnell. Wenn Ihr unseren folgenden Reisebericht lest, wird Euch hoffentlich die Reiselust packen und Ihr werdet ein paar Inspirationen für einen tollen Urlaub finden.

Die Halbinsel Peloponnes liegt südlich von Athen und ist ungefähr so große wie das Bundesland Hessen, hat eine Million Einwohner und bietet eine prima Abwechslung aus Bergregionen, dem Meer und Kultur. In diesem Jahr haben wir ab der Hafenstadt Patras im Uhrzeigersinn die Regionen Achaia, Korinthia und Argolis, also den Nordosten, besucht. Im letzten Jahr sind wir entgegen dem Uhrzeigersinn im Südwesten auf Peloponnes-Entdeckungsreise gegangenen und durch die Regionen Elis, Messenien und Lakonien gezockelt. Durch Arkadien sind wir, wenn überhaupt, nur durchgefahren. Bis auf diese eine Region, waren wir nun also überall auf der Halbinsel unterwegs.

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Von Ancona einmal quer über die Adria nach Patras

Entfernung/ Fahrtstrecke nach Griechenland
Natürlich liegt Griechenland nicht gerade um die Ecke. Doch mit dem Wohnmobil und etwas Zeit im Gepäck, ist der Weg das Ziel. Wir haben uns auf dem Hinweg Zeit für drei Übernachtungen gelassen, weil wir in Italien Freunde besucht haben. Auf dem Rückweg hatten wir aus familiären Gründen nur Zeit für eine Übernachtung.
Für uns beginnt bereits bei der Abfahrt die Reise und wir haben auf dem Weg so manche positive Überraschung erlebt. Was für fantastische Seen und hübsche Städtchen, urige Bauernhöfe haben wir bei unseren Zwischenstopps entdeckt! Die hätten wir alle wahrscheinlich nie gesehen, wenn wir nicht auf dem langsameren Wohnmobil-Weg zum Fährhafen in Italien bzw. Griechenland gewesen wären. Die Fährfahrt ab Italien ist eine tolle Abwechslung und für den Fahrer oder die Fahrerin eine angenehme Entlastung. Die Fähren sind sauber, modern, verfügen über ein oder mehrere Bordrestaurants, Geldautomaten, mehrere Bars, einen Spielbereich, Schlafkabinen, Schlafsessel (Schlafsessel sind für Familien mit Kindern weniger zu empfehlen, weil sehr unruhig und sehr kühl temperiert) manche über Camping on Board (was wir gemacht haben, mehr dazu später) und einige auch über einen Swimmingpool mit Meerwasser und eine Sonnenterrasse. Der Urlaub fängt also auf der Fähre an.

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Camping mitten auf der Adria

Überfahrt mit dem Wohnmobil auf der Fähre

Der Preis für das Ticket ist abhängig von der Höhe und Länge des Wohnmobil sowie der Anzahl der mitreisenden Personen. Letztes Jahr haben wir für die Hin- und Rückfahrt um die 800 Euro bei Anek Line gezahlt, dieses Jahr sind es 700 Euro bei Superfast Ferries für ein 6 Meter langes und fast 3 Meter hohes Wohnmobil sowie für 2 Erwaschsene und 2 Kinder (4 und 8 Jahre). ADAC Mitglieder bekommen Vergünstigungen.

https://anek-lines.info/faehren/hellenic-spirit

https://www.superfast.com/adriatiki/en

Tipp für die Buchung
Zum Buchen des Tickets empfehlen wir eine Reiseagentur. Sie kann die besten verfügbaren Preise ausfindig machen und ist darüber hinaus absolut zuverlässig. Wir haben bei www.greekferries.gr gebucht, war absolut unkompliziert und sie waren sehr hilfreich.

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Zusammenleben im Wohnmobil

Unsere Kinder lieben die Nähe und das Zusammensein im Wohnmobil mit uns. Der Alkoven ist ihre gemütliche Schlafhöhle. Tagsüber sind wir sowieso nie im Wohnmobil, außer wir fahren. Während der Fahrt haben die Kinder im Wohnmobil mehr Platz als im Auto oder gar im Flugzeug. In Gegenteil, sie haben einen großen Tisch vor sich, auf dem sie prima malen und spielen können. Wenn wir mal im Stau stehen, haben sie die Möglichkeit auf die Toilette zu gehen oder wir vesorgen sie mit einem leckeren Snack. Stauraum für Spielzeug und Bücher ist mehr als genug vorhanden in einem Reisemobil. Kofferpacken ist nicht nötig, wir können unser Zeug direkt in den Schränken verstauen. Viel Kleidung braucht man im Sommer nicht und Waschmaschinen sind auf jedem Campingplatz vorhanden. Wenn es meinem Mann oder mir mal zu viel mit der Nähe wurde, dann ist einer von uns beiden alleine zum Joggen, Schwimmen oder Spazieren losgezogen.

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Mit unserem Wohnmobil sind wir mittlerweile in Europa schon ganz gut rumgekommen…

Temperaturen in Griechenland

Richtig, im Sommer ist es in der südlichen Hälfte Europas meist heisser als in Mittel- oder gar Nordeuropa. Wer Hitze nicht gut verträgt, sollte sich eine Reise in südliche Gefilde in der Sommerzeit gut überlegen. Im Frühjahr oder Herbst sind die Temperaturen angenehm mild und für jedermann verträglich. Wir haben unsere erste Wohnmobilreise im Sommer 2015 unternommen. Damals waren unsere Töchter ein und fünf Jahre alt. Es ging nach Südfrankreich und dort war es wie zu erwarten sehr warm. Unseren Kindern hat das wenig ausgemacht, obwohl wir keine Klimaanlage und nur Ventilatoren im Wohnmobil haben. Im Sommer 2017 waren wir das erste Mal auf der griechischen Halbinsel Peloponnes. Damals bekamen wir die berühmte 10-Jahres-Hitzewelle zu spüren. Das war natürlich anstrengend und als es gen Ende des Urlaubs obendrein schwül wurde, ging es unserer Tochter für eine Nacht und einen Tag nicht gut. Aber das blieb zum Glück das einzige Mal. Meist herrscht in Griechenland eine trockene Hitze, die wir zumindest besser vertragen. Am Meer lässt es sich außerdem sehr gut aushalten, weil meist ein laues Lüftchen weht.

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wunderschöner Sonnenuntergang in Iria

Erholung im Campingurlaub

Wenn man eher der Cluburlaubertyp ist, der ein arrangiertes Freizeitangebot wünscht und auf jeden Fall seinen intimen Bereich wie Badezimmer oder WC braucht und sich nicht mit etwaigen kleinen Reparaturarbeiten eines Wohnmobils beschäftigen kann oder möchte, dem kann ich von einem Urlaub mit dem Reisemobil bzw. von einem Campingurlaub abraten. Wer hingegen individuelle Urlaubserlebnisse, etwas Abenteuerfeeling, Unabhängigkeit sowie die Natur schätzt und sich für eine gewisse Zeit mit der gemeinschaftlichen Nutzung von Sanitärräumen arrangieren kann, dem kann ich Campingurlaube wärmstens empfehlen.

Beim Fahren auf längeren Strecken sollte man sich selbstverständlich abwechseln und wie beim Autofahren einfach einige Pausen einlegen. Ich fahre selbst sehr gerne mit unserer schweren Kiste. Es ist mehr körperlicher Einsatz in Punkto Schaltung nötig als mit einem Pkw, aber gerade darin liegt ja der Reiz. Bei uns stellt sich schon bei der Abfahrt mit dem Wohnmobil ein tolles Freiheitsgefühl ein. Wir fühlen uns mit dem Reisemobil unabhängig, können jederzeit bleiben, wo wir wollen und unsere Richtung ändern. Wenn wir am Ziel angekommen sind, stellt sich bei uns rasch das Urlaubsgefühl ein, weil sich das Leben im Wohnmobil sich stark vom Alltag unterscheidet.

Abfahrt Berlin – Übernachtung bei einer bayerischen Destille

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Das beste Mittel gegen Langeweile auf der Hinreise: Zwischenstopp auf einem Bauernhof

Es ist 11 Uhr. Holterdiepolter ruckeln wir über das Kopfsteinpflaster unserer Straße – unserer Heimat – die wir nun für circa drei Wochen mit unserem Wohnmobil verlassen. Die Kinder sind mit Hörspielen, Malutensilien, Kuscheltieren und Puppen versorgt. In einem Köfferchen verwahren sie ihren Reiseproviant auf. Bei der Abfahrt ist die Temperatur noch angenehm, fast schon kühl. Doch die Hitze holt uns mittags in Sachsen-Anhalt ein. Der kurze Regen in Thüringen vertreibt sie zum Glück wieder aus unserem umklimatisierten Wohnmobil. Das wird bestimmt noch lustig, wenn wir erst einmal in Italien und dann in Griechenland ankommen… Am frühen Abend parken wir auf dem Hof von Familie Lutter, die wir über den Stellplatzführer Landvergnügen in Schwarzach in der bayerischen Region Pyrbaum gefunden haben. Von Berlin aus sind wir bis kurz vor München gekommen. Frau Mutter empfängt uns und erzählt uns von ihrer Familie, die bei ihr wohnt: Vor 14 Tagen hat sie einen Enkelsohn bekommen und vor 24 Stunden Zwillinge, allerdings Schafzwillinge. 30 Mutterschafe haben sie auf der Wiese. Unsere Mädels dürfen sie mit kleinen Stöckern in den Stall treiben. Die Hühner klettern, wenn es dunkel wird, alleine in ihr Habitat, erklärt uns die nebenerwerbliche Bäuerin. Im Schafstall erzählt sie uns, wie schwierig Zwillinge von Schafen sind. Meist kümmert sich das Muttertier nur um das stärkere Lämmchen und das andere ignoriert sie. Damit es trinkt, schubst sie das schwächere Lamm immer vorsichtig zu ihrer Mutter. Ob das auf Dauer gut gehen wirs für das arme Tier?
Im Wirtsraum verköstigen wir selbst gebrannte Liköre und Obstbrände, die Frau und Herr Lutter aus den Früchten ihrer rund 150 Streuobstbäume hergestellt haben und Katzerer-Tropfen nennen. Mirabelle und Mispel (sind in Deutschland kaum noch zu finden) wandern über die Ladentheke. Die Kinder suchen in einem Korb ein Dutzend frische weisse, hellgrüne und pastellene Eier aus.

Destille Lutter: https://www.mittelbayerische.de/region/neumarkt/gemeinden/pyrbaum/sechs-tage-im-jahr-wird-gebrannt-21173-art1178655.html

Baden im Südtiroler Kalterer See (Lago di Caldaro)

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Der Kalterer See ist der wärmste Badesee der Alpen!

Nachdem uns die Campingplatzrezeptionen rund um Bozen alle mit „leider ausgebucht“ telefonisch abgewimmelt haben, ruckeln wir durch nicht enden wollende Wein- und Apfelplantagen durchs Tal bis wir auf dem Caravanstellplatz Kalterer See halten. Seen sind in der Region Überetsch in Südtirol nicht häufig anzutreffen. Doch wenn es dann mal einen See gibt, dann einen richtig tollen: der Kalterer See, auf italienisch Lago di Caldaro, macht auf uns einen paradiesischen Eindruck. Deshalb ist auch der Stellplatz (stolze 25 Euro inkl. Strom pro Nacht, dafür aber ein sehr schönes sauberes Bad und die Nähe zum See) auch schon fast voll als wir um 17.30 Uhr eintrudeln. Die gepackte Badetasche hinter dem Fahrersitz ist schneller rausgeholt als man Wohnmobil sagen kann und schon machen wir uns auf den Weg zum See. Das Freibad schließt offiziell um 18 Uhr, aber wir schmuggeln uns über eine rampenaetige Treppe, die an Ladengeschäfte vorbei und dann runter zum See führt, trotzdem noch rein. Viele Familien liegen hier noch gemütlich auf Picknickdecken und denken gar nicht daran, diese grüne baumbestandene Wiese mit dem traumhaften Ausblick auf den See, einen Burgturm sowie die mediterrane Landschaft drumherum zu verlassen. Das Wasser des Sees ist angenehm temperiert und für die Kinder gibt es einen durch Stege abgetrennten Bereich in dem sie gut stehen können. Weiter draußen sind ein paar Kiter und Surfer unterwegs. Stolze Fischfamilien schlawenzeln durchs Wasser. Da wir keine Angel dabei haben, muss jemand anderes für unser Abendessen sorgen. Gut, dass direkt neben dem Freibad das Restaurant „Gretl am See“ mit Terrasse gibt! Hier ergattern wir zwischen elegant gekleideten Paaren, großen Familienrunden und einzelgängerischen Rennradfahrern einen freien Tisch für uns. Das Urlaubsfeeling setzt ein. Die Kinder genießen zum Abschluss des Tages ein Bananasplit und wir vergnügen uns mit Herrn Hugo und Frau Campari Spritz.

https://www.promobil.de/stellplatz/wohnmobilstellplatz-kalterersee-588f1ea3721d54a52815fa8f.html
https://www.gretlamsee.com/de/

Fährfahrt von Ancona/ Italien nach Patras/ Griechenland

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Raus aus dem Wohnmobil und ab auf die Fähre

Nachdem wir eine sehr schwül-warme-mückige Nacht bei unseren lieben Freunden bei Rimini in deren Einliegerwohnung verbracht, mit ihnen lecker Pizza essen waren und unseren Vorratschrank mit italienischen Spezialisten gefühlt haben, machen wir uns auf den Weg zur Hafenstadt Ancona.
Die feuerwehrrote Fähre entlädt ihre Fracht in Form eines Autoschwarms, der sich sogleich auf dem Hafenareal vor uns ergießt. In einem zweiten Schwarm warten wir darauf im Bauch der Superfastferry XI zu verschwinden. Es geht ruckzuck und schon rollen wir auf eine Rampe und werden zu unserem Platz dirigiert. Wir stehen mittig und kurz vor dem sich öffnenden Dach. „Welches weiße Kabel soll ich denn nehmen???“, die verzweifelte Stimme des österreichischen Fahrers eines Mercedes Sprinter 4 Wheel mit Motorboot hinten dran dringt zu uns hinüber. Tja, wer solche schicken Hightech-Geräte fährt, hat Arbeit… Wohnmobile aus Deutschland, Frankreich, Österreich, der Schweiz und Italien tummeln sich um uns herum. Ihre Klimaanlagen surren. Zum Glück stehen wir nicht in der prallen Sonne, wie so mancher vor uns. Es ist trotzdem sehr warm und obwohl ein gefühltes Dutzend Wand- und Deckenventilatoren ihr bestes geben, ist es in unserem Reisemobil kaum auszuhalten. Wir suchen Abkühlung im klimatisierten Schiff. Diese Überfahrt ist nicht so überbucht wie im letzten Jahr, so dass man im Bordrestaurant und in der Bar überall freie Plätze findet. Wir lassen uns im Schiffsbug in die blau gepolstersten sinken, zücken die Spielkarten und freuen uns. Doch irgendwann müssen wir zurück. Unserer Tochter geht es es nachts gar nicht gut. Sie scheint wohl aus Berlin eine Magen-Darm-Grippe mitgebracht zu haben, die nun mit den übelsten Begleiterscheinungen ausbricht. Bereits auf der Hinfahrt in Deutschland klagte sie über Übelkeit, fällt uns auf…

Ankommen: Camping Akratá, Peloponnes/ Griechenland

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Im Golf von Korinth sind mit etwas Glück Meerjungfrauen anzutreffen…

Nach circa 24 Stunden inkl. einer Stunde Zeitverschiebung, legen wir am späten Nachmittag auf der griechischen Halbinsel an. Im Gegensatz zu Italien ist die Luft hier schön trocken. Die Nachmittagssonne taucht die erdbebensichere Rio-Andirrio-Brücke, die den Eingang zum Golf von Korinthen bildet, in ein warmes rot-goldenes Licht. Zu gerne würde ich diese fast 3.000 Meter lange Straßenbrücke zu Fuß überqueren (das ist kostenlos, mit dem Auto fällt eine Gebühr an). Allerdings brauchen wir schnellst möglich einen Stellplatz für die Nacht, frisches Trinkwasser und eine Dusche. Der erste Supermarkt, auf den wir treffen, heißt Lidl. Dort gibt es fast das selbe Angebot wie in Deutschland. Allerdings mit einigen griechischen Produkten. Wir decken wir uns mit Wasser, viel frischem Obst und anderen Leckereien ein.

Dass nichts so lange hält wie ein Provisorium, trifft für uns nicht zu. Zumindest nicht auf dem Campingplatz Akratá. Es ist der erste Campingplatz, wenn man von der Hafenstadt Patras auf den Peloponnes an der nördlichen Küste gen Osten fährt. Er ist nicht besonders groß, was wir gut finden. Es gibt einige griechische Dauercamper, einen Minimarkt und ein Restaurant auf diesem Platz. Wir kommen gegen 18 Uhr dort an und erhalten nur einen Notplatz in der Nähe der Taverne. Dass erste, was wir auf diesem Platz tun, ist die Bettwäsche zu waschen. Die Erkrankung unserer Tochter hat ihre Spuren hinterlassen. Während die Waschmaschine kreist, werfen wir uns ins Meer, das direkt vor dem Campingplatz auf den Kieselstrand klatscht. Wir Eltern finden es herrlich erfrischend, aber unsere Kinder schreien empört. Der Kälteschock nach den überhitzten Tagen im Wohnmobil ist zu viel für sie. Am nächsten Tag löst sich unser Provisorium auf. Eine belgische Familie baut ihr Zelt ab und wir bekommen ihren Platz direkt mit Blick aufs Meer. Sogleich richten wir uns mit Hängematte und diversen Sonnenschutzvorrichtungen, Campingtisch und -stühlen häuslich ein. Nur ein 1,50 Meter hoher Zaun trennt uns vom rauschenden Golf von Korinth. Das scheint uns der passende Ort zu sein, um unserer Tochter Zeit zu geben, in Ruhe und ohne Fahrerei gesund zu werden. Sie kann selbst Bananen, Gemüsebrühe und Wasser kaum bei sich behalten und rennt alle 20 Minuten auf die Toilette. Mein Mann radelt zur Apotheke im Nachbarort Akratá (dort gibt es nebenbei bemerkt auch Supermärkte, Restaurants, Strandbars und Ferienwohnungen) und besorgt ihr etwas, was ihr hoffentlich helfen wird. Trotz der unangenehmen Umstände ist sie guter Dinge und möchte ihre Geburtstagsgeschenke in Form eines Riesen-Flamingos und Meerjungfrau-Flossen endlich am Strand testen. An einem Seil ziehen wir die Kinder durch die Meerenge zwischen Festland Griechenland und der Halbinsel Peloponnes. Vier Tage verbringen wir an diesem herrlichen Strand. Das magenfreundliche Mittel scheint unserer Tochter zu helfen. Sie hat keine Bauchschmerzen mehr, behält das Essen bei sich und nimmt wieder eine gesunde Gesichtsfarbe an.

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Urlaub dort machen, wo sich auch die Griechen erholen

Als wir am letzten Abend ihre Genesung im Campingplatz-Restaurant feiern, rollt ein riesiges Wohnmobil ein. Zuerst sehe ich nur seine Schnauze und vermute, dass sich ein Reisebus hierher verirrt hat. Aber weit gefehlt, lediglich eine fünfköpfige deutsche Familie hat mit ihrem Monster-Womo eingecheckt. Sie stehen nun auf dem Notplatz, auf dem wir zuvor standen. Nur dass sie doppelt so viel Platz einnehmen wie wir es taten. Der Campingplatz hat durch dieses Monster-Reiemobil deutlich an Charme verloren und wir sind froh, dass wir am nächsten Tag sowieso weiter wollen.

https://akrata-beach-camping.business.site/

Abtauchen im Bergsee Tsivlou

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Heidi-Urlaub in Griechenland

Hollahitiiii! Wir fühlen uns wie in den Schweizer Bergen. Nachdem wir uns circa. 28 Kilometer von Akratá entfernt die Berge hinauf geschraubt haben sowie an einem Fluss, einem zauberhaften Lavendelfeld und leuchtend grünen Kastanienbäumen vorbei gefahren sind, blicken wir auf das klare türkisfarbene Süsswasser des Limni Tsivlou. Der bis zu 80 Meter tiefe See ist noch sehr jung, denn er entstand zu Beginn des letzten Jahrhunderts aufgrund eines Erdrutsches. Auf einer Bank direkt an einer kleinen Badestelle mit Schilfgras picknicken wir und bestaunen das Panorama mit See, Kiefernwald und dem Tsivlos-Berg. Hinter uns liegt auf einer grünen Wiese leider viel Müll zerstreut. Ameisen zerlegen eine weggeworfene Papierserviette. Mülleimer stehen offen. Anscheinend hat sich ein Tier an den Überresten gütlich getan. In einem kleinen Pavillon macht ein Paar eine Pause von ihrem Motorradtrip. Auf der gegenüberliegenden Seite des Sees erkennen wir ein Haus mit Grundstück und eine große Badestelle an der sich einige Leute vergnügen. Mein Mann taucht im See und findet am Grund prompt einen Messing- oder Kupferring in Ufernähe. Wie der wohl hier ins Wasser geraten ist? Die Kinder sind ganz aufgeregt. Wir werfen ihn zurück ins Wasser. Sicherlich hat ihn jemand absichtlich hinein geworfen um eines Tages hierher zurückzukommen. Im Wasser werden wir von kleinen Fischen neugierig beäugt. Sie scheinen Appetit zu haben, denn sie beginnen, ganz leicht und kitzelig uns anzuknabbern. Wunderbar, ein kostenloses Hautpeeling! Dafür bezahlt man in Bangkok bares Geld.

Tiefer Einblick am Kanal von Korinth

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spektakulärer Kanal, natürlich waren andere Berliner schon vor uns da

Da wir nicht die Touristenbrücke überqueren wollen, haben wir etwas suchen müssen, um eine gute Stelle zu finden, wo wir an den Kanal herankommen. Wir müssen zuerst an einigen Bunkern aus dem 2.Weltkrieg und einer gerölligen Piste vorbei bis wir an unser Ziel gelangen. Achtzig Meter geht es vor unseren Füßen senkrecht in die Tiefe. Der 6,3 Kilometer lange Kanal von Korinth verbindet seit 1893 den korinthischen mit dem saronischen Golf. Obwohl im Jahr nur circa 11.000 Schiffe den künstlichen Durchstich passieren, zuckelt gerade ein Ausflugsschiff unter uns entlang. Wir marschieren zur nächst gelegenen Fußgängerbrücke. Es stinkt leider nach faulen Eiern. Zwei dicke verdächtig nach Kanalisation aussehende Röhren verlaufen links und rechts von uns. Doch der spektakuläre Ausblick lenkt uns ausreichend von dem Odeur ab. Am Ende der Brücke sehen wir ein blaues Graffito (siehe Foto oben links), das bezeugt, dass wir nicht die ersten Berliner sind, die diese Brücke überqueren.

Auf dieser Karte ist zu sehen, wo wir geparkt haben:

Zwischenstopp auf dem Campingplatz Bekas bei Archea Epidaurus

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Bei Sonnenaufgang eine kleine Auszeit ganz für mich allein am Strand

Nach einer kurvenreichen Fahrt durch eine trockene Landschaft des östlichsten Fingers der Halbinsel erreichen wir eine fruchtbare Küstenebene mit duftenden Orangen- und Zitronenhainen. Wir rumpeln Richtung Saronischen Golf. In der Bucht reiht sich ein Campingplatz an den anderen. Auf dem schönen grünen Campingplatz Bekas kehren wir ein und stehen mit der Schnauze fast ganz vorne am Meer. Trotzdem bezeichnet unsere Tochter uns als „Pechpilze“, weil der Campingplatz keinen Swimmingpool hat. Der schmucke Pool des nächst gelegenen Campingplatz Nicolas 2 liegt trocken. Also werfen wir unser Handtuch auf den schmalen Kiesstrand der sichelförmigen Bucht. Das Meerwasser ist etwas trüb, weil es durch die Wellen aufgewühlt wird. Unsere Kinder wollen nicht mit mir ins Wasser und warten am Kiesstrand auf mich. Die Sonne senkt sich und die Fischerboote bringen sich in Position. Obwohl wir nur vorhaben für eine Nacht hier zu verweilen, bauen wir unseren Klapptisch und Gasgrill auf, um uns köstliche Burger zu braten.

Die versunkene Stadt

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Unter der Wasseroberfläche wartet eine versunkene Stadt auf uns

Die aufgehende Sonne lockt mich sehr früh aus dem Bett. Am Strand ist noch keine Menschenseele und so habe ich ein paar ruhige Minuten ganz für mich allein. Das ist sehr schön. Die Nähe im Wohnmobil ist zwar kuschelig, aber ab und zu brauche auch ich mal etwas zeit für mich allein. Nachdem Frühstück brechen wir gleich auf. Denn in unmittelbarer Nähe schlummert ein Abenteuer auf uns, das jedes Herz von Unterwassersportlern und Archäologen höher schlagen lässt! Am Strand Kalymnios setzen wir Taucherbrillen und Schnorchel auf und lassen uns ins glatte morgendliche Meerwasser gleiten, um uns auf den Weg zu unsere, Stadtbummel Unterwasser zu machen. Wir brauchen nicht weit hinaus zu schwimmen bis sich nur zwei Meter unterhalb der Wasseroberfläche die Überreste einer antiken Stadt offenbaren. Wir sehen die Häuser- und Brunnenruinen um die sich Fische tummeln und gut erhaltenen geflieste Böden, über die ich voller Ehrfurcht mit den Fingerkuppen streiche. Die von den Einheimischen als „sunken city“ bezeichneten Ruinen im Meer sollen zu einer noch nicht erforschten römischen villa gehören, die wohl ca. 370 n. Chr. bei einem Erdbeben im Meer versunken ist. Nicht verwunderlich, dass es an diesem Strand eine Tauchschule und ein paar Strandbars gibt. Doch um diese frühe Uhrzeit sind wir fast die einzigen, die sich hier im Meer tummeln. Ob der Ort auch noch wie ein Geheimtipp wirkt, wenn die Sonne steiler am Himmel steht, mag ich nicht beurteilen.

Ganz großes Theater im antiken Epidaurus

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auch ohne Schauspiel oder Konzert ein Grund zum Jubeln

Heilung durch Hypnose, Thermalbäder, Entspannung und kulturelle Anregungen durch Theatervorstellungen haben wir ganz knapp um 2.300 Jahre verpasst. Aber ich übertreibe. Theaterfestspiele für bis zu 14.000 Zuschauer finden an diesem einstigen Luxus-Kur- und Pilgerort seit 1955 immer noch regelmäßig statt.
Schade, dass der Gott der Heilkunst, Asklepios, der hier in Epidaurus geboren sein soll, von Zeus mit Donner und Blitz getötet wurde. Ansonsten hätte er mich vielleicht von meinem kleinen Hautausschlag am oberen Bauch heilen können, den mir die Nesseln eines Steines beschert haben, den ich zum Anbinden eines Seils vom Meeresboden geholt habe. Dass das antike Open Air-Theater am Berg Kynortiou eines der bedeutendsten Denkmäler des alten Griechenlands und eine Weltklasse-Attraktion der modernen Welt ist, versteht man sofort, wenn man sich in die Mitte der Bühne stellt und die fantastische Akustik durch Singen oder Klatschen selbst testen kann. Wir begnügen uns mit Sitzplätzen in den oberen Reihen und genießen das Schauspiel der singenden Besucher und den weiten Blick auf die Berglandschaft. Die umliegenden durch Ausgrabungen zu Tage geförderten Gebäude-, Tempel- und Sportanlagenüberreste versprühen ebenfalls einen mystischen Zauber.

http://odysseus.culture.gr/h/3/eh355.jsp?obj_id=2374

Relaxen auf dem Campingplatz Iria

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Zwischen Artischocken-, Apfel- und Orangenfeldern rumpeln wir weiter. Auf dem Camping Iria bekommen wir zunächst eine Absage. Nichts mehr frei! Doch der Chef Wassili bugsiert uns kurzerhand neben einen Dauercamperwohnwagen, dessen deutsche Besitzern gerade abgereist sind und offenbar nichts gegen Besuch in Abwesenheit haben. So kommen wir in den Genuss eines kleinen privaten Gärtchens mit Überdachung. Genau richtig um uns häuslich einzurichten! Für unsere Mädels gibt es sogar einen Swimmingpool, in den sie sich gleich werfen. Die Große bringt der Kleinen bei, wie man schwimmt, so dass der Schwimmreifen bald nicht mehr gebraucht wird. Bald findet sich auch die erste Urlaubsfreundin aus Stuttgart, mit der die Große alle möglichen Formationen des Tauchens und des ins Wasserspringens durchprobiert. Wir Eltern entspannen auf den Liegen im Schatten, legen die Beine hoch und lesen. Der Platz gefällt uns, obwohl er mitten im Nirvana liegt und zwischen Kiesstrand und Campingplatz eine (wenig befahrene) Straße liegt. Die Bäder sind nicht mehr ganz neu, aber das stört uns nicht. Dafür gibt es neben dem Pool, der für Kleinkinder einen abgetrennten flacheren Bereich hat, einen Kinderspielplatz, Kinderfahrräder zum Ausleihen und eine freundliche und entspannte Atmosphäre. Einige Deutsche leben hier sogar auf dem Platz. Kleine Bierfässer dienen als eigenwillige Blumengefäßgehänge. Es gibt einige Familien, die mit mehreren Generationen zusammen hier Urlaub machen. Wir sind gekommen um zu bleiben.

http://www.iriabeach.com

Auf Schatzsuche in Mykene

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mykenische Kulturgeschichte hautnah

Keine Riesen mehr da, aber die Zyklopenmauer steht immer noch. Auch Pilze können wir jetzt im Sommer nicht entdecken. Schade, denn Mykene trägt das griechische Wort für Pilz (Mykes) in seinen Namen. Auf einem der spitz aufragenden Zuckerhutberge thronen die Überreste der berühmten mykenischen Königsfestung.
Ein angenehmer Wind zerzauselt unsere Haare als wir auf dem kostenfreien Parkplatz aus dem Wohnmobil hüpfen. Um die Vormittagszeit ist zum Glück nicht viel los.  Wir streifen also recht unbehelligt von Selfie wütigen Touris um die Ruinen der mykenischen Oberstadt des einstigen Hausherrn, known as „Herrschers von Mykene und Anführer der Griechen im Trojanischen Krieg“, Agamemnon. Vor etwa 3.000 Jahren hätten wir nicht so bequem in diese Festung aus wuchtigen Bruchsteinen, mit das tonnenschweren Löwentor und den Schachtgräbern hinein marschieren können. Ich weiss auch nicht, ob ich damals gerne hier gewesen wäre. Schließlich mussten damals raue Sitten geherrscht haben, wenn Klytemnestra ihren Gatten Argamemnon im Badezimmer umbringen lässt oder es vielleicht gar selbst tat…
Hätten wir vor dem 17. Jahrhundert hier vorbei geschaut, so hätten wir vor lauter Schutt die Mauern von Mykene auch nicht gesehen. Dank einiger fleissiger Ingenieure und Archäologen, darunter im 19. Jahrhundert dann auch der Troja-Entdecker Heinrich Schliemann, der ganz fest an die Schilderungen von Homer in der „Ilias“ glaubte, kommen wir nun in den Genuss der Burganlage. Das 13,5 Kilogramm schwere Gold, die der archäologische Abenteurer und Kaufmann aus Neubuckow hier in Mykene fand, sind leider schon lange nicht mehr an Ort und Stelle. Da es auf dem gesamten Areal keinerlei Schatten gibt und die Sonne uns langsam aber stetig brät, gehen wir strammen Schrittes (rutschfeste Schuhe sind hier nicht verkehrt) vorwärts um noch etwas Geschmeide im archäologischen Museum von Mykene zu sehen. Die Kinder suchen sich unter den Informationstafeln ein schattiges Plätzchen, während wir uns die Texte durchlesen.

Abkühlen im archäologoischen Museum von Mykene

Im modern gestalteten archäologoischen Museum von Mykene (ist im Eintrittsgeld enthalten, genauso wie das Schatzhaus des Atreus, also Tickets gut aufheben) am Seitenhang der Festungsanlage retten wir uns vor der Sonne. Die Ausstellung ist insgesamt in vier Säle aufgebaut, die auf wiederum zwei Ebenen aufgeteilt sind. Hier können wir Nachbildungen von goldenen Grabmasken, sehr viel schönes antikes Geschmeide, das so zeitlos schön aussieht, dass es auch in einem aktuellen Schmuckgeschäft im Fenster ausgestellt werden könnte, fein verzierte Münzen, beschriftete Tontafeln, die von der Form her einem iPhone sehr ähneln, sowie einige Originalfunde bestaunen. Außerdem tut uns eine kühle Dosis Klimaanlagenluft zwischendurch ganz gut. Die Panoramafenster des Museums bescheren uns immer wieder einen herrlichen Ausblick auf die nördliche der Ebene von Argos.

Das Schatzhaus von Atreus

Ein weiteres Highlight wartet nur wenige 400 Hundert Meter südwestlich von der Festung entfernt am Osthang des Panagitsa-Hügels auf uns. Vorbei an einer langen immer höher werdenden Mauer aus Steinblöcken und durch eine schmales 4,5 Meter hohes Tor mit einem darüber liegenden offenen Dreieck, treten wir ins Dunkel eines monumentalen unterirdischen Kuppelbaus ein, der sich unter einer Erdaufschüttung verbirgt. Hier wurden um 1.250 v. Chr. Könige mitsamt wertvoller Grabbeigaben (daher rührt der Name Schatzhaus des Atreus) zur letzten Ruhe gebettet. Ihre Gebeine und die Schätze sind natürlich nicht mehr vorhanden. Der Geruch in der gewölbeartigen Kammer erinnert mich an eine Mischung aus Löwenkäfig und Fledermaushöhle. Innen ist es sehr sehr schlicht. Von den früheren Deckplatten aus Marmor und den Säulen ist nichts mehr zu sehen. Neben der großen Grabkammer öffnet sich eine noch dunklere Kammer. Doch aus diese ist leer.

http://odysseus.culture.gr/h/3/eh355.jsp?obj_id=2573

Malerisches Náfplion

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Romantik pur

Am Argolischem Golf und am Fuß eines mächtigen Felsvorsprungs besuchen wir eine 3.000 Jahre alte Schönheitskönigin, die sich für ihr Alter erstaunlich gut gehalten hat und ihre Falten genau am richtigen Fleck trägt. Darf ich vorstellen, Náfplion, die ehemalige Hauptstadt Griechenlands, gegründet von Nauplios, dem Sohn des Poseidon und der Amymone sowie Königssitz des Bayern Otto I. Nein, ich habe nicht zu viel Ouzo getrunken. Und einen Sonnenstich habe ich auch nicht. Die Griechen hatten wirklich einen bayerischen König. Aber glücklich wurden sie mit ihm nicht. Kommt mir irgendwie bekannt vor, wenn ich so an die aktuellen politischen Geschehnisse in Deutschland denke… Aber lassen wir das.

Trotz seiner aufregenden Geschichte, der nur zweistündigen Fahrentfernung von Athen und der romantischen Atmosphäre ist Náfplion (zu unserem Glück noch) relativ unbekannt bei Touristen, so dass es noch recht beschaulich in der 14.000 Einwohner Stadt zugeht. Am Hafen besteht also reichlich Auswahl an schattenlosen Parkplätzen für uns. Wir gesellen uns zu zwei anderen Womos. In der Mittagshitze flimmert gegenüber vom Hafen die Festungsinsel Bourtzi.

Unser erstes Ziel ist ein Shop in dem wir eine große Flasche Wasser bekommen. Wir bewegen uns weg vom Hafen und entdecken zuckersüße Ladengeschäfte, die sich in den schmalen Straßen aneinander reihen. Weinhandlungen, Schmuck-, Spielzeug-, Schuh- und Bekleidungsgeschäfte (davon einige vor 17 Uhr leider noch geschlossen), Kirchen, eine Bibliothek, eine Moschee und Museen. Hinzu kommen hübsche kleine Hotels und viele einladende Restaurants, die auf Gäste warten. Halb verfallene Gebäude neben farbenfroh sanierten Häusern sorgen für einen maroden Charme. Und über allem wachen die Palamidi- und Akronafplia-Festungen.
Nach einem Einkaufsbummel landen wir im Lokal Ta Fanaria. In der griechische Taverne alten Stils genieße ich einen leckeren Oktopus und den Schatten. Gestärkt fahren wir hinauf zur venezianischen Palamidi-Burg. Doch wir sind knapp zu spät. Sie schließt in 15 Minuten. Die 8,00 Euro Eintrittsgeld sparen wir uns und werfen dafür einen herrlichen Blick vom Parkplatz auf die Stadt Náfplion und die weite Landschaft der Argolis.

http://fanaria.gr/en

Kultur, leckeres Essen und danach abtauchen: alles in Asine

Qual der Wahl: Zuerst Taverne oder die antike Akropolis? Wir entscheiden uns zuerst für die Kultur und dann erst für das Fressen. Schließlich haben wir hier schwedische Archäologen eine wunderschöne Festung auf einem dreieckigen Hügel ausgegraben. Gesicherte Wege führen uns hinauf. Von ganz oben haben wir zur einen Seite einen weiten Blick auf die dicht bebaute Bucht um die Stadt Tolon, auf vorgelagerte einsame Inseln und auf der anderen Seite den Kastraki Campingplatz. Von der antiken Akropolis ist bis auf die Grundmauern und ein paar Zisternen nicht mehr viel übrig geblieben nachdem die Italiener hier im 2. Weltkrieg vor den Alliierten Schutz suchten. Die Kapelle am Fuße des Hügels und die darum angelegten mit Blumen und Kräutern bepflanzte Gärtchen sind auch sehr hübsch. Nach dem Rundgang gönnen wir uns ein Mittagessen in dem Strandrestaurant Asinin Te mit Blick auf eine paradiesische Badebucht direkt an der antiken Akropolis. Ein paar Strohschirme und Liegen sind belegt. Stand-up-Paddler ziehen ihre Runden, eine junge Frau springt von einem Felsen während wir Eltern einen griechischen Salat und unsere Kinder einen riesigen Berg Nudeln verputzen.

asine, pelponnes, griechenland

Klamotten aus, Badesachen an, Taucherbrillen aufgesetzt, Schnorchel rein, los geht’s. Nachdem wir so lange auf das Meer geguckt haben, können wir nicht anders und lassen uns ins glasklare Wasser gleiten. Am liebsten würden wir hier noch länger verweilen. Aber wir wollen uns langsam in nördliche Richtung fortbewegen. Unser nächstes Ziel heißt Korinth. Den Kanal haben wir zwar bereits besucht. Doch Korinth hat uns noch mehr zu bieten…

https://www.gtp.gr/TDirectoryDetails.asp?ID=14591

Camper Stop “Afrodites Waters” beim antiken Korinth

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Der Camper Stop ist fast leer. Lediglich 3 weitere Reisemobile und ein schrumpeliger Dauercamper stehen bereits parat. Schon verwunderlich, wenn man bedenkt, dass das antike Korinth von hier nur circa zehn Minuten Fußweg entfernt liegt und der Stellplatz nur 13 Euro kostet. Immerhin war Korinth zu antiken Zeiten neben Athen und Sparta eine der drei großen Städte Griechenlands in der es moralisch ziemlich locker für die damalige Zeit zuging, bevor es die Römer zerstörten und Julius Cäsar es wieder aufbauen ließ (von Nachhaltigkeit hatte der Veni-Vidi-Vici-Herr anscheinend keine Ahnung). Der Eigentümer des Camper Stops lässt sich von den spärlichen Kunden nicht die gute Laune verderben. Vielleicht wird man so lässig, wenn man an solch einer bedeutsamen Kulturstätte lebt? Freundlich kommt er aus seinem Wohnhaus, begrüßt uns und zeigt uns ganz in Ruhe die Dusche und das WC. Die dicht hinter dem Gelände verlaufende Autobahn hören wir kaum.

http://www.camperstop.gr/index_de.html

Der berühmte griechische Zeh im antiken Korinth

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Nachdem alle Formalitäten erledigt sind, spazieren wir durch das unauffällige Dorf Archea Korinth hinauf, an einem Parkplatz vorbei und eine kleine touristische Souvenir und Restaurantmeile entlang bis wir an der Ausgrabungsstätte ankommen. Da es bereits später Nachmittag ist, haben wir jede Menge Raum um uns in der antiken Stadt ganz frei zu bewegen. Aufgrund von zahlreichen Kloppereien mit Persern, Athenern, Türken und anderen Feinden sowie zweier verheerender Erdbeben sitzen leider nur wenige Steine noch aufeinander, erklären wir unseren Mädchen. Der Apollontempel mit seinen restlichen sieben dorischen Säulen hält allerdings ganz treu seine Stellung. Das knallige Himmelblau bringt seine hellen Steine vorzüglich zur Geltung, kann man nicht anders sagen. Die seit über 2.000 Jahren aktive Peirene-Quelle, die Ruinen der Agora, eine einst bis zum Hafen verlaufende circa 2 Kilometer lange gepflasterte Straße und die Süd-Stoa sowie das gesamte Ausmaß des Geländes (nicht alles konnte bis heute ausgegraben werden) bezeugen uns, wie mächtig diese einstige Handelsmetropole einst gewesen sein muss. Damit unsere Besichtigungsrunde für unsere Kinder zu einer spannenden Entdeckungstour wird, erklären wir ihnen, wie hier früher auf Märkten gehandelt, wie die reichen Korinther hier gelebt und die Kinder gespielt haben könnten. Außerdem dürfen sie den berühmten griechischen Zeh suchen, der an den Resten einer Statue zu finden ist.

http://odysseus.culture.gr/h/3/eh351.jsp?obj_id=2388

Kunstraub im archäologischen Museum von Korinth

Im klimatisierten Museum (liegt auf dem Ausgrabungsgelände) lesen wir den Mädels die Kriminalgeschichte vor, die sich hier in Form eines gewalttätigen Kunstraubs 1990 ereignet hatte. Glücklicherweise konnten die fast 300 geraubten antiken Exponate Jahre später vom FBI in Miami sicher gestellt und zurück an Ort und Stelle gebracht werden (solch berühmtes Diebesgut ist also schwerlich loszuwerden). Den Kindern zeigen wir außerdem eine Sphinx, einen Sarkophag mitsamt Skelett und hübsche kleine Figuren in den sehr schön gestalteten Ausstellungshallen, die sich um einen Innenhof gruppieren. Besonders interessant erscheinen unseren Kids die bloßen Geschlechtsmerkmale einiger Statuen.

Richtig spannend wird es, als wir das Gelände wieder verlassen und im Abendlicht eine frei zugängliche antike Städte in unmittelbarer Nähe betreten. Mit einer Taschenlampe ausgestattet, leuchten wir in jedes finstere und kalt ziehende Loch hinein. Leider belästigt uns ein streunender großer Hund, der uns wahrscheinlich nur in der Hoffnung auf etwas zu futtern unauffällig gefolgt sein muss. Allerdings lässt er sich nicht verscheuchen und blockiert stur unseren Rückweg. Wir setzen die Kinder vorsorglich auf einen antiken Brunnenrand und denken nervös darüber nach, ob wir irgendwelche Waffen ähnlichen Gegenstände im Rucksack haben könnten, mit denen wir ihm Angst einjagen könnten. Doch endlich dreht er um und trollt sich. Auf dem Weg ins Restaurant sehen wir, wie er sich ganz friedlich neben einen älteren Herr an einem Tisch niederlegt.

Weitblick auf der Festung Akrokorinth

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Über dem antiken Korinth haben wir die Festungsruine mitsamt ihrer langen Burgmauer und Zinnen bereits auf einem mächtigen 575 Meter hohen Tafelberg thronen sehen. Unser Womo schraubt sich langsam und tapfer den westlichen Berghang bis zum kostenfreien Parkplatz der riesigen Festung Akrokorinth hinauf. Eintritt müssen wir auch nicht bezahlen.
Glatte Marmorsteinwege führen uns weiter, weisen uns den Weg durch drei Tore bis wir das riesige Innengelände betreten. Franken, Byzantiner, Venezianer und Türken haben hier ihre architektonischen Spuren hinterlassen. Von antiken Tempeln ist allerdings nichts mehr übrig geblieben. Bis ins 19. Jahrhundert hinein, lebten hier oben Menschen. Sie dürften sich sehr sicher gefühlt haben, stelle ich mir vor, während ich den Blick zum Meer und über die silbrigen Olivenhaine schweifen lasse. Um die Ruinen der verschiedenen Epochen blühen Wildblumen und zwitschern Vögel. Kein Weg ist hier gesichert, es gibt keinen Schatten, kein Café (zumindest als wir dort waren) alles wirkt sehr ursprünglich. In der Burgmauer gucken unsere Kids durch bedrohlich große Löcher in die Tiefe. Das einzig moderne Element befindet sich auf dem höchsten Punkt des Berges. Eine neu eingebaute Treppe führt hinauf auf eine Aussichtsplattform eines Turms. Dass der Ausblick hier oben großartiger denn je ist, brauche ich eigentlich nicht erwähnen, tue es aber trotzdem.

http://odysseus.culture.gr/h/3/eh355.jsp?obj_id=15661

Kastro (Präfektur Elis), paradiesischer Campingplatz Melissa

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Alte Bekannte aus unserem Peloponnes-Urlaub in 2017 in Form von grün bewaldeten Hügeln begrüßen uns. Wir folgen Serpentinen hinauf und hinab. Statt wie im letzten Jahr zum Campingplatz Fournia Beach zu fahren, biegen wir beim Campingplatz Melissa rechts rein und dürfen uns dort einen freien Platz suchen. Am Strand sind natürlich alle Plätze vergeben oder reserviert. Es ist hier gar nicht so einfach noch etwas zu finden. Aber in der dritten Reihe, zwischen hohen Hecken, finden wir einen Bereich für uns. Das Meeresrauschen ist hier immer noch zu hören.
Auf dem relativ großen Campingplatz sorgen ein Supermarkt und ein Café für unser leibliches Wohl. Auch ein Teil unserer Wäsche wandert mal wieder in eine Waschmaschine.

Endlich bekommen wir unsere braun gebrannten Füße ihre Dosis Sandstrand. Entsprechend ist am Strand eine Menge los. Wir lassen uns rücklings in die flach heran rollenden Wellen fallen. Das Wasser ist hier so seicht, dass es auch für kleinere Kinder super zum Baden geeignet ist. Nach tieferen Stellen kommen Sandbänke. Ein paar Strohsonnenschirme spenden wertvollen Schatten und eine Strandbar versorgt uns mit Wasser und Kaffee.

Am Abend steuert ein Gast am Meer eine Drone, die erstaunlich weit fliegen kann und aussieht wie ein Papierflieger. Wir lassen uns alles vom ihm zeigen und sind sehr beeindruckt von der Technik, die es dem Türen Spielzeug ermöglicht, kilometerweite Missionen zu fliegen und immer wieder zum Ausgangspunkt zurückzufinden.

http://campingmelissa.gr/de

Imposante Kreuzfahrerburg Chlemoutsi bei Kastro

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Nachdem wir unseren letzten Strandtag in vollen Zügen genossen und die Kinder eine Sandburg nach der anderen gebaut haben, holen wir etwas nach, was uns letztes Jahr verwehrt blieb. Wir steigen vor den Toren des Campingplatzes ins vorbestellte Taxi (wir wollen nicht mit dem womöglich fahren, weil wir dann unser ganzes Zeug abbauen müssten) und lassen uns von dem älteren galanten Taxifahrer in einem silbernen Mercedes ein paar Kilometer Richtung Kastro fahren. Auf einem 250 Meter hohen Hügel der Halbinsel Kyllini wartet unser diesjähriges letztes Ausflugsziel in Griechenland auf uns: eine der größten und am besten erhaltenen Burgen des Landes!

Säbelrasseln, Schlachtrufe und Ritterüstungsgeschepper. Für einen kurzen Moment schließe ich die Augen und stelle sie mir hier in dieser Burg vor. Wie sie hier in und um dieser sechseckigen Burg kämpften, diese Kreuzritter. Ich kann mir diesen hochmittelalterlichen Mord und Totschlag ganz lebhaft vorstellen. Ganz schön blutig muss es hier einst zugegangen sein. Im 13. Jahrhundert ließen die Franzosen und späteren Herrscher des Fürstentums Achaia, Gottfried I. von Villehardouin sowie Wilhelm I. von Champlitte zur Verteidigung des benachbarten Hafens von Glarentza und von Andrèville, der Hauptstadt des Fürstentums Achaia, die Burg bauen. In der Nähe des Eingangs bestaunen wir tonnengewölbte Säle mit offenen Kaminen. Im Licht durchfluteten Innenhof jagt eine Katze ein Gespenst und zarte Erdbeerpflänzchen strecken sich der Sonne entgegen. Sind die runden Steinkugeln ehemalige Kanonenkugeln? In der Haupthalle, an der südöstlichen Ecke gegenüber dem Eingang, erzählt ein Museum die Geschichte der Burg. Der Teil rechts davon ist nicht restauriert. Ein riesiges Loch lässt den Blick auf den blauen Himmel frei. Pflanzen wachsen aus dem Boden. Wir wollen auch Richtung Himmel und steigen zur Ausblicksplattform aufs Burgdach hinauf. Die Aussicht auf die umliegende Landschaft und das Meer ist atemberaubend. Eine Fähre zieht vorüber. Morgen werden auch wir eine solche Fähre besteigen und gen Italien schippern…

Öffnungszeiten
Sommer, Dienstag – Samstag: von 8:30 – 20:00 Uhr
Winter, Dienstag – Samstag: von 8:30 – 15:00 Uhr

Ancona, Italien

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Wir legen im Hafen von Ancona an und das Meer bleibt immer noch spannend für uns und die Kinder. Möwen kreisen unter und neben uns. Alle Wohnmobilfahrer und -mitfahrer machen sich bereit. Während des Frühstücks (wir haben fast 50,- Euro bezahlt) gewitterte es mitten auf dem Meer. Nun nieselt es nur noch ganz fein. Mitel- und Norditalien sind mit einer dicken Wolkenschicht bedeckt. Entsprechend milde Temperaturen empfangen uns. Das ist zur Abwechslung auch mal ganz schön. Gestern saßen wir noch in der Sonne am Pool der Fähre, der mit Meerwasser gefüllt war. Wir haben es also ausgekostet.

Achensee, Österreich

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Stille Wasser sind tief. Ganze 133 Meter ist es tief. Der größte See Tirols breitet sich in der Dunkelheit vor uns aus. Ein festlich beleuchtetes Passagierschiff schippert vorbei. Zum Glück ist noch ein Plätzchen auf dem Alpen Caravan Park frei. Es nieselt leicht und es ist sehr frisch. Zuvor sind wir von Ancona mit nur einem kurzen Zwischenstop zum Essen bis zum Brennerpass durchgebrettert. Unser Kokosöl zum Kochen ist das erste Mal seit fast drei Wochen fest gefroren. In der Nacht wird es so kühl, dass wir in Socken und Sweatshirt und in allen Bettlaken, die wir bei uns führen, schlafen.
Am nächsten Morgen verziehen sich die Wolken und wir holen uns frische Brötchen. Der Sanitärbereich ist ein Traum. Große Familienduschen, alles tiptop gepflegt. Es gibt sogar ein Spielzimmer für Kinder und ein Jugendzimmer. Draußen wartet ein super Abenteuerspielplatz auf unsere Kinder. Außerdem ist eine aufblasbarer Kletterturm aufgebaut, den unsere Mädels gleich entern. Ein paar Kinder angeln am See. Wir würden am liebst noch länger bleiben und wandern gehen. Die Berge sehen einfach zu einladend aus. Aber auch etwas Wassersport wäre toll! Segelboote, Stand-up-Paddler, Kanus. Alles ist am Start. Hierher möchten wir auf jeden Fall zurückkehren. Doch nun müssen leider schon weiter nach Berlin zockeln. Wir schaffen es in einem Rutsch vom Achensee nach Hause!

https://www.camping-achensee.com

Lins zu Reise- und Stellplatzführern sowie unseren super Flamingo:

Stellplatzführer Landvergnügen (innherhalb Deutschlands nutzbar): https://landvergnuegen.com

Diese beiden Stellplatz- und Reiseführer haben wir für unseren Urlaub auf den Peloponnes dabei gehabt:

Sollte man nicht auf eine Meerjungfrau treffen, kann man sich mit diesem Meerjungfrauenschwanz und Bikini selbst in eine verwandeln:



Mit diesem Flamingo-Badespielzeug sind unsere Mädels über die Wellen im Golf von Korinth geritten:

Wohnmobiltrip durch den Harz & Walpurgiserlebnisse

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Etwas für Schwindelfreie: die Hängebrücke „Titan-RT“ an der Rapprodetalsperre ist unser Highlight während unseres Urlaubs im Harz

Wir rollen über ehemalige Vulkane. Kupfer, schwefelgebundenes Eisen, Blei und Zink hat der Vulkanismus hier hinterlassen. Gefaltet und geknautscht, so liegt der Harz vor uns. Die Plattentektonik hat hier ganze Arbeit geleistet.

Unser getreues Wohnmobil hat uns in Deutschlands nördlichstes Mittelgebirge, kutschiert. Bewaldetete Hügel und Berge in allen erdenklichen Höhen und Grüntönen türmen sich vor unserem Insektenfriedhof an Frontscheibe auf. Dazwischen gelbe Flecken an Rapsfeldern. Darüber die Komplementärfarbe Blau. Yes, so haben wir uns dieses lange Wochenende vorgestellt. Schule und Waldkita haben zu. Unsere Computer sind off. Die berufliche Email Abwesenheitsbenachrichtigung (was für ein langes Wort) ist on. Wir vier sind up and away. Es ist unser erste Wohnmobiltour in diesem Jahr. Die übrig gebliebenen Gewürze aus unserem letzten Griechenlandtrip warten auf ihren Einsatz.

Nationalpark, dieses Siegel hat das Gebiet rund um den 1.141 Meter hohen Brocken 1990 verliehen bekommen. Am Fuße des Brocken entspringen die Flüsse Bode, Ecker und Oder. Seit 2006 zählt der Harz außerdem drei Bundesländer-Zacken in der Bergkrone: Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Länderübergreifend ist er nun stolze 24.700 Hektar groß. Wälder, Moore und Fließgewässer bieten Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten. Außerdem gibt es historisch gewachsene Fachwerkstädte, ursprüngliche Dörfer und Bergbaustädte und wir Berliner sind nun mitten drin.

Unser Campingplatz im Harz

Das Göttingeroder Harz-Camp im Oberharz nimmt uns freundlich auf. Wir suchen uns einen der terrassierten Wiesen-Komfortstellplätze aus. Pro Nacht bezahlen wir hier 30,80 Euro für uns vier. Strom und Duschen kosten extra. Die späte Nachmittagssonne scheint genau auf uns. Der Bewegungsdrang der Kinder zieht uns zum Kinderspielplatz mit Trampolin (gegen Wertmarken), Seilbahn und Kletterpyramide. Der Außenpool hat noch geschlossen. Dafür eignet sich der geteerte Weg, der die Dauercamper von den Gastcampern trennt, hervorragend zum Skateboard- und Laufradfahren. Go-Karts, Sauna, Restaurant und einen SB-Laden gibt es hier außerdem.

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Die Titan RT: 2017 fertig gestellt, 947 Tonnen schwer, 75 Meter hoch

Einmal über die längste Hängebrücke

Schwankend wie Seemänner bewegen wir uns etwa 75 Meter über dem Bode-Fluss. 458 Brückenmeter liegen vor uns. Obwohl es nicht windig ist, pendelt das 120 Tonnen schwere Bauwerk „Titan-RT“ beständig nach links und rechts. Durch das Gitterrost blicken wir in die Tiefe des Rapprodetals. Unsere Kinder scheinen wie wir schwindelfrei zu sein und galoppieren über den Laufsteg. Zum Glück reichen sie noch nicht über das 130 Zentimeter hohe Geländer, dessen Edelstahlnetz ab uns zu von Liebesschlössern geschmückt wird.

Während wir auf der einen Seite die riesige Staumauer Wendefurth sehen, glitzert auf der anderen Seite die Bode. Einige Tretboote gondeln friedlich auf dem Gewässer umher. In diese Idylle hinein ertönen immer wieder Freuden- und Angstschreie schräg hinter uns. Diese stammen nicht von Besuchern der Hängebrücke, sondern von den Menschen, die sich an einer Zipline meist zu zweit von einem Turm oberhalb des Brückenbeginns nach unten hinab zur Bode stürzen, siehe Video:

Ich muss zugebeben, dass mich dieser rasante Flug auch reizt. Aber unsere Kinder haben es mir leider ausgeredet.

Die gute Stunde Warterei hat sich für uns gelohnt. Zu Beginn standen wir am Eingang Nähe Haltestelle „Wendefurth Oberbecken“, weil wir dort zuerst vorbei kamen und einen guten Parkplatz für unser Wohnmobil fanden. Weil es dort aber gar nicht voran ging, wechselten wir auf die andere Seite der Talsperre, wo sich neben einem weiteren Eingang das Besucherzentrum, ein Spiel- und Picknickplatz befinden. Gefühlt ging es hier schneller voran und außerdem war es dort schattiger. Allerdings mussten wir dafür durch einen 219 Meter langen Tunnel laufen, durch den Motorradfahrer laut knatternd hindurch sausten.

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Zu Walpurgis ist der ganze Harz verhext. Auf dem Schloss Wernigerode ist deshalb viel los.

Ritterfest und Schlosswalpurgis auf Schloss Wernigerode

Schmierenkomödianten, Ritterkämpfe, Gaukelei, Akrobatik, Märchenstunden, Kinderschminken, Bogenschießen, Axtwerfen und und… Anlässlich der 10. Schloss Walpurgis wird auf dem Schloss Wernigerode einiges geboten. Wir haben leider keine historischen Gewänder im Wohnmobilkleiderschrank parat und zahlen deshalb den vollen Eintrittspreis von 28 Euro für uns vier. Den Kindern gefällt die Show der Söldner auf der Schlossterrasse. Zehn mutige Kids stellen sich den mit Schildern, Kettenhemden, Helmen und Schwertern gerüsteten Söldnern, um ihre menschliche Mauer zu durchbrechen. Ob sie es tatsächlich schaffen Die wilden Kerle umzustoßen, seht Ihr hier in diesem Video:

Das auf einer 100 Meter hohen Anhöhe gelegene Barockschloss der Adelsfamilie Stolberg-Wernigerode besichtigen wir gerne. Von der Terrasse und der Außenmauer blicken wir über die Giebeldächer der umliegenden Dörfer hinweg bis zum berühmten Brocken. Der Biergarten wird von blühenden Kastanienbäumen überdacht. Auch der innen gelegene Schlosshof ist sehr hübsch und hat ein Café. Momentan schallt dort laute historische Bühnenmusik zu der unsere Kleine zu tanzen beginnt.Draußen brennt die Sonne ziemlich stark, so dass wir uns in der Schlosskirche und im anschließenden Rundgang durchs Schloss abkühlen können. Während unser Blick durch die Räume des Adels vor 1918 schweift und wir über das schmale Ehebett staunen, gesteht eine Dame ihrer Freundin beim Anblick einer Büste von Friedrich Wilhelm, dass sie diesen Herrn ziemlich attraktiv findet.

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Barrierefrei und für jede Altersgruppe begehbar, schlängelt sich der 1.000 m lange Pfad durch die Baumkronen des Kalten Tals – mit herrlicher Aussicht in den Nationalpark Harz

Baumwipfelpfad im Nationalpark Harz

Der nächste Tag ist ziemlich windig. Wir parken auf einem Großparkplatz der B4 neben einem Wohnmobilstellplatz in Bad Harzburg um unser nächstes Abenteuer zu wagen. Am Fuße  des Burgbergs begeben wir uns in luftige 26 Meter Höhe. Was soll uns nach der Titan-RT noch schocken? Naja, ich gebe es zu, der Glassteg und die Abenteuerbrücke des
Baumwipfelpfads sind nicht ohne. Insgeheim sind wir froh, dass wir nicht heute die Hängebrücke besuchen, weil es so stürmt. Die Seilbahn zum Großen Burgberg ist leider wegen des Windes geschlossen, so dass wir nicht in Verlegenheit kommen unser Glück hinauszufordern.

Der 1.000 Meter lange Wipfel-Pfad führt uns sowie andere Familien mit und ohne Kinderwagen (ja, das geht!) sowie Menschen älteren Semesters entlang von hellgrünen Laubbaum und dunkelgrünen Nadelbaumkronen des Kalten Tals. Immer wieder gibt es bei den Erlebnisstationen etwas zu tun, zu hören und zu sehen. Auf dem Rückweg laufen wir unterhalb des Wipfel-Pfads durch den Wald zurück und entdecken dort einen Briefkasten der Schnullerfee. Darüber hängen lauter Nuckelketten im Baum. Leider mag unsere Kleine ihren Schnuller trotzdem nicht herausrücken. Sie vergnügt sich lieber auf dem kleinen Waldspielplatz oder läuft unter einem Baumwurzeldach entlang. Wir kommen auch an einem eintrittspflichtigen Märchenwald vorbei, den wir uns schenken. Er sieht aus, als hätte er schon bessere Zeiten gesehen.

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Wanderung durch den Lebensraum der Wildkatze von Bad Harzburg aus

Wildkatzen-Walderlebnis Lehrpfad

Unsere Große klagt leider heftig über plötzliche Ohrenschmerzen. Während sie vom Papa im Wohnmobil versorgt wird und sich ausruht, spaziere ich mit der Kleinen ein Stück auf dem Rundweg des Wildkatzen-Walderlebnis Lehrpfads entlang. Der Spaziergang erinnert mich an eine Schnitzeljagd, denn im Wald sind Symbole zum Thema Wildkatze zu finden. Wir schaffen die insgesamt 7,3 Kilometer lange Strecke nicht und gelangen deshalb auch nicht bis zum Wildkatzengehege an der Marienteichbaude. An einer Bushaltestelle im Wald kehren wir um zum Parkplatz.

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Traditioneller Umzug der Kinderwalpurgis zum Oberen Badepark in bad Harzburg

Kinderwalpurgisumzug in Bad Harzburg

So viele Hexen und Teufel haben wir seit Halloween nicht mehr gesehen! Um 15 Uhr startet der Wagen voller hübscher Hexenkinder am Bahnhof von Bad Harzburg und zieht mit lautem Getrommel und Gerassel durch den Ort bis zum Oberen Badepark. Wir sind wieder mal null ausgerüstet, dürfen aber trotzdem mitlaufen. Im Ostharz soll am 30. April zwar viel mehr los se in, wie uns die Dame in der Tourist Information erzählt, aber unseren Kindern gefällt dieses Halligalli hier auch.In den Bäumen hängen schließlich lauter große Hexen. Unsere Kleine findet das sehr beeindruckend. Schließlich erzählt sie uns auch immer wieder von der Waldhexe und der Pilzhexe, die ihr bei uns im Tegeler Forst mit ihrer Waldkitagruppe begegnen.

Kostenfreies Ponyreiten, Tassen bemahlen, Glücksrad, Angebote von der örtlichen Feuerwehr, Bratwurst und obendrein noch ein Hexendiplom. Am Badepark erwartet uns das volle Programm für Kinder. Und wen treffen wir hier? Bekannte aus unserem Berliner Hood! Sie sind mit ihren drei Kindern auch mit dem Wohnmobil im Harz unterwegs und berichten uns von ihren Erlebnissen in Thale. Wir sind uns mit ihnen einig, dass die Hin- und Rückfahrt mit der Harzburger Schmalspurbahn auf den Brocken unser Reisebudget leider übersteigt. Der Weg hinauf ist aus unserer Sicht (und wir wandern ja gerne) mit Kleinkindern leider nicht machbar. Tja, können wir es dem guten alten Goethe eben nicht nach machen.

Goslar, Harz, Weltkulturerbe, Kaiserpfalz, Fachwerkhaus, Wohnmobilurlaub mit Kindern
Goslars mehr als tausendjährige Geschichte ist noch heute überall sichtbar.

Goslar

Tausendjährige Kaiserstadt, Weltkulturerbestadt, Gründungsmitglied der Hanse, bähm und jetzt kommst Du! Diese drei Siegel darf sich Goslar auf die Fahne schreiben. Bevor wir uns auf den Rückweg nach Berlin machen, hüpfen wir in Goslar aus unserem Wohnmobil. Von der Stadt habe ich schon viel gehört. Im Stadtzentrum reiht sich ein Gildehaus ans nächste. Bunt verzierte Türen, Fensterläden sowie goldene Letter an den Hausfassaden zeugen vom einstigen Reichtum. Alles liegt ganz nah beieinander, so dass unser Spaziergang vom Rathaus, dem Marktplatz (der noch deutliche Spinnenreste vom Walpurgisfest trägt), der Marktkirche und zum Rammelsberg mit den Kindern einfach möglich ist. In dem romanischen Prunkbau, der Kaiserpfalz (siehe Foto unten links), fand unter den Staufern ein Gethtogehter des Who is Who der Weltgeschichte statt. Doch irgendwie ist in Goslar nicht viel los. Es ist der 1. Mai und ein Feiertag, deshalb sind natürlich fast alle Geschäfte zu. Aber es sind auch so kaum Menschen auf den Straßen zu sehen. Vielleicht liegt das auch an dem kühlen Wetter, das wir erwischt haben.

Unsere persönlichen Empfehlungen

Der Harz: https://www.harzinfo.de

Harz-Camp: http://www.harz-camp.de

Hängebrücke Titan-RT: http://www.titan-rt.de/

Schloss Wernigerode: https://www.schloss-wernigerode.de/

Schloss Walpurgis: http://www.carnica-spectaculi.de

Baumwipfel-Pfad in Bad Harzburg: https://www.baumwipfelpfad-harz.de/de/

Wildkatzen-Walderlebnis-Lehrpfad: http://www.bund-hessen.de/themen_und_projekte/natur_und_artenschutz/rettungsnetz_wildkatze/wildkatzen_walderlebnis/

Bad Harzburg: http://www.bad-harzburg.de

Goslar: https://www.goslar.de/kultur-freizeit/museen/kaiserpfalz

Was kann man im Harz und Umgebung mit Kindern sonst noch erleben und unternehmen?

Harzer Schmalspurbahn: https://www.hsb-wr.de/startseite/

Harzbob, Seilbahnen Thale Erlebniswelt: http://www.seilbahnen-thale.de

ErlebnisBocksBerg, Bocksbergcarts: http://www.erlebnisbocksberg.de

Rodelbahn Wippra: http://www.wippra-harz.de

Sommerrodelbahn St. Andreasberg: http://www.alberti-lift.de

Schlangenfarm Schladen: http://schlangenfarm-schladen.de

Dinopark: http://www.dinopark.de/

Vitamar mit Wellenbad, Wellnes, Sauna: http://www.vitamar.de

Reiseführer für den Harz

Wo lohnt sich Camping in Europa am meisten?

Wo ist Camping in Europa am günstigsten?
Jetzt im Herbst/ Winter sind wir schon wieder dabei unseren nächsten Urlaub zu planen. Wir haben   einige Länder in den letzten Jahren bereist und denken nun über unser Reiseziel in 2018 nach. Neben den Kriterien wie Erreichbarkeit, Freizeitwert, Exotik und Klima spielt natürlich auch das Urlaubsbudget eine Rolle. Es war uns zu Beginn nicht so bewusst, aber wir haben rückblickend festgestellt, dass Camping in Europa je nach Land entweder sehr günstig oder sogar etwas kostspieliger sein kann.

Investitionskosten für Wohnmobile und Wohnwagen

Als wir uns vor fast genau drei Jahren ein Wohnmobil kauften, bestand unsere Intention zum einen darin, mit diesem Gefährt unser Freiheitsgefühl intensiver ausleben zu können und zu anderen darin, Reisekosten zu sparen. Vier Hin- und Rückflüge gehen schließlich mehr ins Geld als Flüge für zwei Personen. In unserem Umfeld legen sich immer mehr Familien mit Kindern aus ähnlichen Gründen einen Wohnwagen oder ein Wohnmobil zu. Manche mieten sich zuerst eines um das Reisegefühl zu testen. Die meisten sind danach so begeistert, dass sie sich danach ein eigenes zulegen. Der Trend in unserem privaten Umfeld spiegelt sich auch in Statistiken wieder. So wurden dieses Jahr  knapp 60.000 Reisemobile gekauft und zugelassen, was einen Anstieg von ca. 14% zu 2017 entspricht. Dies kann vielleicht auch mit den zur Zeit günstigen Kredit- und Finanzierungsmöglichkeiten zusammen hängen. Allerdings sollte man diese Entscheidung wohlbedacht treffen, denn ein Kredit ist, wie jeder weiss, immer mit einer ernst zu nehmenden und langfristigen Verbindlichkeit verbunden. Durchschnittlich werden circa 18.900 Euro für die Anschaffung eines Wohnwagens und 66.900 Euro für den Kauf eines Wohnmobils (Neuzulassungen) ausgegeben. Die Marktführer sind Knaus Tabbert, Hobby und Fendt. Auf den bekannten E-Commerce-Plattformen findet man natürlich viele gebrauchte Wohnmobile, Wohnwagen und Busse. Bei der Auswahl eines geeigneten Gefährts ist jedoch einiges an Fachwissen und technischen Verständnis nötig, damit das neue Reisemobil nicht zahlreiche Werkstattbesuche nach sich zieht und somit zum Geldgrab. Neben der Berücksichtigung von Laufleistung, Alter und dem allgemeinen Zustand muss man sich vorher auch mit möglichen Schwachstellen der einzelnen Modelle befassen.

Etwas weiteres dürfen wir trotz all der Begeisterung nicht vergessen: Als wir unser Wohnmobil vor der Tür stehen hatten, waren damit nicht alle Investitionen getätigt. Wir mussten uns allerhand Ausrüstungsgegenstände wie Campingtisch und -stühle, Campinggeschirr, einen Gasgrill, Werkzeuge und vieles mehr anschaffen. Eine Ausrüstung im mittleren Qualitätssegment kostet um die 800 Euro.
Außerdem fallen auch Instandhaltungskosten für Reparaturarbeiten an. Wenn man selbst gerne schraubt und bastelt und nicht für jede Kleinigkeit eine Werkstatt benötigt, lässt sich dadurch etwas einsparen.

Anschaffungskosten für Wohnmobile und Wohnwagen

Preisliche Unterschiede beim Camping in Europa

Mit unserem Wohnmobil haben wir bisher Nord- wie Südfrankreich, Nordspanien, Holland, Italien, Dänemark, Schweden, Griechenland und Deutschland bereist. Diese Reisedestinationen haben wir uns nicht aus finanziellen Gründen, sondern vor allem wegen der jeweiligen Erlebnisqualität bezüglich Natur und Sightseeing ausgewählt. Trotzdem sind uns während der Reisen erhebliche Preisunterschiede aufgefallen. Am deutlichsten fiel uns das in Frankreich auf. Allein schon zwischen  Süd- und Nordfrankreich gibt es bereits hohe preisliche Differenzen, was die Stellplatzkosten auf einem Campingplatz betrifft (Südfrankreich ist natürlich teurer). So haben wir zur Hochsaison in Nordfrankreich pro Nacht nur 20 bis 25 Euro für einen Stepplatz für 4 Personen mit Wohnmobil sowie Strom und Benutzung der Sanitäranlagen bezahlt. An der Ardèche (Südfrankreich) konnten wir froh sein, wenn uns der Stellplatz im Sommer „nur“ 50 Euro kostete. Und das war noch der preiswerteste auf dem Vier Sterne Campingplatz. Aber dafür gab es auch einen schönen Pool, ein tolles Restaurant, Aquafitness- sowie Yogakurse und sehr moderne, saubere Sanitäranlagen. Alles hat eben seinen Preis.
Neben regionalen Preisunterschieden, kommt es auch auf den individuellen Komfort eines Stellplatzes an. In Frankreich bestand beispielsweise ein großer Unterschied, ob wir direkt amFlussufer, am Strand oder irgendwo mittendrin stehen wollten und welche Größe unser Stellplatz hatte. Aber das kennt man ja auch von Hotels und Ferienhäusern.

Das Camping in Schweden und Dänemark war zu Ostern überraschend günstig. Dafür kamen aber hohe Kosten für Brückenüberquerungen hinzu. In Frankreich und in Italien sowie auch in Griechenland fallen Mautgebühren an, wenn man unbedingt Autobahn anstatt Landstraße fahren möchte. Allerdings lässt es sich mit einem Wohnwagen oder Wohnmobil sowieso schlecht rasen, daher kann man auch gleich die kostenfreie Landstraße befahren, die meist parallel zur Autobahn verläuft. Weitere Zusatzkosten beim Camping bestehen in Kurtaxe, Umweltabgaben oder Müll-bzw. Abwassergebühren, Nutzung der Warmwasserduschen, Waschmaschinen und Stromkosten.

Reisekosten sparen durch Campingurlaub

Wo in Europa lohnt sich Camping preislich am meisten?

Wenn man nicht gerade arg sparen muss, sollten finanzielle beweggründe nicht an erster Stelle stehen, wenn man sich ein Urlausbziel aussucht. Aber ein Blick auf die folgende Statistik ist dennoch ganz aufschlussreich. Am meisten soll sich finanziell das Campen im Vergleich zum Hotel in Großbritannien lohnen. Am günstigsten scheint das Campen in Polen und in Bulgarien zu sein. Neben niedrigen Stellplatzkosten liegen dort die Mautgebühren und Benzinkosten unterhalb des europäischen Durchschnitts. Italien – eines der beliebtesten Reiseziele – und die Schweiz weisen hingegen die teuersten Übernachtungspreise auf.

Weiterführende Informationen und Quellen

http://www.promobil.de/kaufberatung/damit-der-preis-des-wohnmobils-stimmt/

https://www.campanda.de/magazin/campingwelt-in-zahlen/

http://www.t-online.de/leben/reisen/aktiv-und-skiurlaub/id_52103216/was-kostet-camping-wirklich-.html

https://www.urlaubsguru.de/reisemagazin/mautgebuehren-autobahngebuehren-in-europa/

http://www.campsite.at/statistik/2017/%C3%96sterreich/finale%20Daten/Uebernachtungspreise%20in%20Europa.jpg

http://www.rp-online.de/leben/reisen/news/hotelpreise-in-europa-so-viel-zahlen-sie-bid-1.2179268

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/152011/umfrage/ausgaben-von-touristik-und-dauer-campern/

https://de.statista.com/infografik/10226/deutsche-art-zu-campen/
https://www.merkur.de/reise/hier-verbringen-deutsche-ihren-sommerurlaub-2017-zr-8399064.html

Roadtrip Peloponnes – Sommerurlaub mit dem Wohnmobil auf der griechischen Halbinsel – der Südwesten

Strandvergnügen mit Kultur und Geschichte zu verbinden, wird einem in Griechenland sehr einfach gemacht. Zwei wunderbare Wochen Peloponnes mit dem Wohnmobil liegen hinter uns. Weitere neun Tage haben wir für eine stressfreie An- und Abfahrt genommen. Wir haben uns auf der Reise bewusst etwas mehr Zeit als bei den früheren Sommertrips genommen und sind an einigen Orten, die uns gut gefielen, länger geblieben. Daher haben wir „nur“ den westlichen Teil und nicht die ganze Halbinsel Peloponnes bereisen können. Der Vorteil unserer etwas sparsameren Fahrstrategie: wir haben uns mehr erholt und konnten die Zeit besser genießen.

Bevor ich Euch unsere genaue Route sowie die von uns besuchten Orte beschreibe, findet Ihr zu Beginn einen informativen Überblick über die Peloponnes. Wer das nicht braucht, überspringt das einfach durch entsprechendes Anklicken im Inhaltsverzeichnis dieses Beitrags.

Wohnmobil Anfahrtswege nach Griechenland
Mit dem Wohnmobil und Fahrrädern auf die Fähre mit Campig on Bord

Peloponnes Anfahrtswege

Es gibt den Land- und den Seeweg, um zu den Peloponnes zu gelangen. Der Landweg ohne Fähre dauert mit Abstand am längsten. Per Flugzeug bis Athen und dann weiter mit dem Mietwagen ist der schnellste Weg. Wir haben uns für die goldene Mitte entschieden und sind von Berlin einmal quer durch Deutschland, Österreich und Norditalien (Ancona) gefahren. Das sind circa 1.370 Kilometer. Ab Ancona (Italien) haben wie die Fähre bis Pátras im Nordwesten der Peloponnes genommen.

Fährfahrt

Ab Venedig und Ancona in Italien gibt es mehrere Fährverbindungen nach Patras. Die Reedereien wie Anek Lines und Minoan Lines verkehren regelmäßig auf der Adria. Die Überfährt dauert circa 20 bis 21 Stunden.

Die Plätze auf den Fähren sind begehrt und daher empfiehlt sich eine frühzeitige Buchung über die Website oder ein Reisebüro. Die eigenständige Onlinebuchung ist möglich. Allerdings ist die Buchung von Camping on Board, wie wir es gemacht haben, komplizierter. Zudem bietet nicht jede Reederei Camping in Board an. Deshalb haben wir über ein Reisebüro gebucht, das von der Website der Reederei empfohlen wird.

Wir haben die Überfahrt mit der Fähre genossen, weil es natürlich viel schneller als über Land geht, die Kinder und wir uns frei bewegen können und es einen Hauch von Abenteuer hat. Das Campen an Bord ist preiswerter als eine Kabine und außerdem hat man seine eigenen Sachen dabei.

Campen auf den Peleponnes
Es gibt viele schöne Campingpläzue auf den Peloponnes

Campen auf den Peloponnes

Die Peloponnes sind mit Campingplätzen besonders an den Küstenregionen gut ausgestattet. Wir fanden die von uns aufgesuchten Plätze schön und haben uns dort wohl gefühlt.

Vom Wildcampen haben wir abgesehen, weil wir gerne täglich eine frische Dusche und Strom für die Ventilatoren haben möchten. Offiziell ist das Wildcampen in Griechenland verboten. Aber soll dennoch einige Plätze auf der Halbinsel geben auf denen das möglich ist.

Die Campingplätze, die wir besucht haben, auch solche mit Pool, sind nicht teuer. Durchschnittlich haben wir in etwa 33 Euro pro Nacht für zwei Erwachsene, 2 Kinder, Wohnmobil und Elektrizität bezahlt. Weil sich die preise alle sehr ähneln und sie zudem abhängig von der Anzahl der Personen und der Art des Campings (Auto, Zelt oder Wohnwagen bzw. Wohnmobil) abhänhen, habe ich im Folgenden die einzelnen Preise der Campingplätze nicht einzelnd hervorgehoben. In Frankreich haben wir generell mindestens ein Drittel mehr für einen Stellplatz bezahlt.

An de Küstenabschnitten, die sich für Wassersport besonders eignen, sind die Campingplätze voller. Für Camper ohne eigenen Kühlschrank gibt es oftmals die Möglichkeit, Lebensmittel in großen Kühltruhen zu lagern. Minimärkte sowie eine Bar oder ein einfaches Restaurant sind Standard. Generell sind die Campingplätze und deren Sanitärgebäude sauber. Nicht immer gibt es einen Spielplatz für Kinder. Manche bieten einen Pool sowie die Möglichkeit Surfbretter und -segel direkt am Strand zu lagern.

Essen auf den Peleponnes
Das schöne an den Wohnmobilreisen: ob Selberkochen oder Essengehen, beides ist möglich

Essen

Die Restaurants auf den westlichen Peloponnes sind insgesamt preiswert, jedoch wie fast überall auch von unterschiedlicher Qualität. Wir haben nie mehr als 45 Euro mit Speisen und Getränken für vier Personen bezahlt. Die Restaurants beziehungsweise Imbisse direkt auf dem Campingplatz haben wir als gut und preiswert wahrgenommen.

Die Preise in den Supermärkten sind normal. Nur Milchprodukte wie Butter, Käse, Joghurt und Milch sind viel teurer. Frischer Fisch und Fleisch sind meist nur tiefgekühlt erhältlich. Generell sind die Supermärkte kleiner. Es gibt auch nicht so viele wie beispielsweise in Frankreich. Märkte am Wochenende sind sicherlich eine frische und preiswerte Alternative zu den Lebensmittelläden. Allerdings haben wir keinen solchen besucht, weil uns im Urlaub die Wochentage abhanden gekommen sind.

An den größeren Landstraßen kann man sehr preiswert Obst (unser größtes Schnäppchen war eine köstliche 7,5 Kilogramm schwere Wassermelone für 3 Euro), Kräuter und Gemüse sowie Olivenöl, Essig sowie machmal auch Wein und Honig kaufen.

Klima auf den Peleponnes
Hot, hotter, Peloponnes im Hochsommer

Klima & Temperaturen

Im Sommer ist es naturgemäß sehr heiß in Griechenland. Wir hatten im Juli/ August tagsüber durchschnittlich 35 Grad. Es gab kaum eine Wolke am Himmel. Nachts kühlt es auf minimal 24 Grad ab. Dabei hatten wir noch Glück. Ein paar Wochen vor unserer Abfahrt gab es in Griechenland eine Hitzewelle mit über 45 Grad Celsius.

Wer mit dem Wohnmobil reist, sollte nachts Ventilatoren benutzen, um besser schlafen zu können, wenn man wie wir keine Klimaanlage hat. Klimaanlagen finde ich (vom Stromverbrauch mal abgesehen) übrigens eher nachteilig, weil man sich dadurch schneller verkühlen kann. Es braucht also keine warmen Federbetten, sondern nur Laken um sich nachts zuzudecken. Auch die benötigte Kleidung reduziert sich durch die hohen Temperaturen auf ein Minimum. Trotz dünner Laken und Ventilatoren hatten meiner Tochter und ich jeweils einen Tag während unserer Reise Kreislaufprobleme.

Da es im Sommer extrem trocken ist, ist das Feuer machen oder Grillen mit Holzkohle in der Natur selbstredend streng verboten. Nach der großen Hitzewelle ist im Sommer 2007 das antike Olympia beinahe abgebrannt. Während unserer Reise konnten wir zahlreiche abgebrannte Olivenhaine sehen. Auf den Autobahnen warnten uns elektronische Anzeigentafeln ebenfalls vor hoher Waldbrandgefahr.

Wer die Hitze vermeiden möchte, sollte besser im Frühling die Osterferien oder nach dem Sommer in den Herbstferien nach Griechenland beziehungsweise auf die Peloponnes reisen.

Mit dem Wohnmobil auf die Peleponnes, Landschaft Peleponnes
Berge & Mehr, Landschaft auf den Peloponnes

Landschaft

Die Peloponnes sind eine Halbinsel südwestlich von Athen, die in etwa so gross ist wie das Bundesland Hessen. Von Nord nach Süd sind es 245 und von West nach Ost 255 Kilometer. Die Halbinsel ähnelt einer ausgestreckten Hand mit einem Daumen und drei Fingern. Umspült wird die Hand von Ionischen Meer und von der Ägäis. Über dem nordwestlich gelegenen Pátras gibt es mit der Rion-Antirion-Brücke eine Verbindung zum Festland und im Nordosten führt die Straße E94 über die berühmte Straße von Korinth, eine künstliche acht Kilometer lange Meerenge, rüber nach Athen.

Die Halbinsel besteht aus den Regionen Koronthía im Norden, Argolís (der Daumen), Arkadien (zentral gelegen), Lakonien/ Maní (Süden), Messenien (westliche Finger), Élis (ganz im Westen) und Archaía (Norden). Westlich von den Peloponnes liegen die Ionischen Inseln mit Zákynthos, Kefaloniá und Itháka (Insel des Odysseus). Östlich liegen die Saronischen Inseln.

Wir haben nur die westlichen und mittleren Regionen der Peloponnes bereist. Daher kann ich nur davon sprechen, wie es dort aussieht. Generell ist die Halbinsel dank einiger Stauseen und Flüsse auch im Sommer noch recht fruchtbar und grün. Uns sind auf der Fahrt nur ein paar wenige dschungelartige Wälder aus Zypressen, Zedern und Kiefern begegnet. Es gibt dafür aber zahlreiche Oliven- und Eukalyptushaine. Außerdem gedeihen auf den Peloponnes Zitronen, Orangen, Wassermelonen und Kürbisse. Wir haben auch viele Bienenstöcke gesehen.

Für Bergfans halten die Peloponnes auch etwas bereit: es gibt mehrere über 2.000 Meter hohe Bergmassive wie das Kyllíni-Massiv und das Taýgetos-Gebirge.

Die wirtschaftliche Lage Griechenlands hat sich auf den Peloponnes ausgewirkt. Es gibt leider viele Bauruinen und auch viele leerstehende Ladengeschäfte.

Strände auf den Peleponnes
Die Strände auf den Peloponnes sind vielseitig

Strände

Für Urlaub am Strand eignen sich die Peloponnes auf jeden Fall. Es gibt sowohl Sand- als auch Kiesstrände, so dass für Kinder und für Schnnorchler immer etwas dabei ist. Im Westen bei Kyllíni soll die Dünenlandschaft zu den schönsten Stränden Griechenlands gehören. Die breiten Sandstrände auf der Insel Elafónisos bei Neápolis sollen paradiesisch sein. Im Osten bei Leonídion gibt es Steilküsten.

reiche Kulturgeschichte auf den Peleponnes, Olympia Ausgrabungsstätte
viel herum gekommen: der Rundbau Philippeion reiste von Olympia nach Berlin und wieder zurück

Kultur

Griechenland ist für seine reiche Kulturgeschichte weithin bekannt. Auf den Peloponnes sind die Hochburgen antiker Kultur in konzentrierter Form anzutreffen. Auf der südgriechischen Halbinsel befinden sich spektakuläre Ausgrabungsstätten, byzantinische Kirchen und mittelalterliche Wohnburgen, deren Besichtigung wir uns an der ein oder anderen Stelle trotz der Hitze nicht haben nehmen lassen. Wir haben mit Olympía die Geburtsstätte der olympischen Idee, die antike Metropole Messene sowie die Festung von Methoni angesehen. Das ist nur ein kleiner Teil dessen, was die Peloponnes zu bieten haben. Deshalb werden wir nächstes Jahr wieder dorthin reisen, um uns zum Beispiel die Burg von Agamemnon und Klytämnestra zu besuchen.

Verkehrswege und Straßen auf den Peleponnes
On the Road auf den Peloponnes, ob mit Fahrrad, Auto, Motorrad, oder Wohnmobil: alles geht

Straßen

Es gibt ein gut ausgebautes Straßennetz sowie wenig befahrene Mautautobahnen. Es herrscht generell wenig Verkehr außer in den größeren Städten wie Pátras. Dadurch sind Radtouren auf der Halbinsel auch kein Problem.

Unsere Route im Überblick

Mit dem Wohnmobil von Berlin nach Patras
Nach einem Startproblem kann es endlich losgehen

Berlin – Zirndorf, Bayern

Abfahrt: 11.15 Uhr
Ankunft: 19 Uhr
Gefahrene Kilometer: 499

Die Familie und das gesamt Gepäck sind an Bord. Der Schlüssel steckt im Zündschloss. Das Wohnmobil hat Husten. Es röchelt heiser und springt nicht an! Es ist in Berlin zu regnerisch gewesen und Feuchtigkeit kann unser sensibles Gefährt nicht ausstehen. Das kennen wir ja bereits von unserer Reise durch Südschweden. Motorabdeckung aufgemacht, pfftt, pfft, pfft, ein paar saftige WD40 Spraywolken auf die Zylinderkopfabdeckung und noch einmal starten. Das Röcheln ist weg und mit einem kräftigen Grollen springt unser MB100 an. Puh, unser Sommerurlaub ist gerettet! Es kann losgehen.

Doch das Glück währt nicht besonders lange. In Brandenburg holt uns die Verkehrswacht von der Autobahn. Wir überlegen zuerst, ob er wirklich uns oder eher den Lkw hinter uns meint. Der freundliche Polizist hat es aber doch auf uns abgesehen. Ein Halterungsseil an unseren Fahrrädern hat sich gelöst und er zeigt uns sehr freundlich, wie wir den super Knoten so hinbekommen, dass er auch ja nicht mehr aufgehen kann. Leider macht er sich dabei seine schicke Apple Watch kaputt, weil er mit der Uhr an unserer Fahrradhalterung hängen bleibt.

Der Verkehr gen Süddeutschland ist normal. Kein einziger Stau hält uns auf. Das ist schön, denn unsere durchschnittliche Reisegeschwindigkeit liegt bei 98 Kilometer pro Stunde. Wie bei bisher jeder unserer Wohnmobilreisen ist der erste Fahrtag der schwierigste für unsere Kinder (3 und 7 Jahre). Sie zetern und zanken auf der Rückbank, bis wir ihnen die neue Wendy DVD anmachen. Als der Film irgendwann zu Ende ist, müssen ein paar Süßigkeiten als Motivation für sie herhalten. Wenn wir nicht aus Erfahrung wüssten, dass die schlechte Reiselaune am zweiten Fahrtag bei ihnen verflogen ist, würden wir sicherlich nicht so gelassen bleiben.

Unser erstes Etappenziel ist Zirndorf in Franken. Manche Leser kennen das Städtchen vielleicht, weil sie dort selbst bereits mit ihren Kindern dort waren oder sich an meinen Blogbeitrag von 2015 erinnern. Auf dem Rückweg aus Südfrankreich haben wir dort unseren letzten Stopp vor Berlin gemacht. Zirndorf ist nicht irgendein Ort. Nein, vielmehr ist es der Standort eines riesigen Piratenschiffs, einer Westernstadt mit Goldschürfstation, eines Maya Tempels und vielem mehr, was dem Playmo-Gott-sei-Dank, die Kinderherzen höher schlagen lässt.

Nach circa 500 Kilometern verfransen wir uns an einer Abfahrt kurz vor Zirndorf und müssen aufgrund einer Baustelle dazu noch einen riesigen Bogen fahren, so dass wir es leider nicht mehr rechtzeitig vor 18 Uhr in den Playmobil Funpark schaffen. Dafür freuen sich unsere Mädels auf den nächsten Tag, weil wir den Besuch dann nachholen werden. Auf dem nächst gelegenen Campingplatz „Zur Mühle“ haben wir telefonisch einen Stellplatz reserviert und stehen genau am selben Platz wie vor zwei Jahren. Weil es auch abends noch angenehm warm ist, spielen die Kinder mit den Jungs aus dem Wohnmobil nebenan Strandtennis auf dem Rasen. Nachts gibt es einen kleinen Sommerregen.

Campingplatz “ Zur Mühle“
Seewaldstr. 75
90513 Zirndorf
www.camping-zur-muehle.de

Mit dem Wohnmobil zum Playmobil Funpark in Zirndorf
Ein Paradies für Kinder: der Playmobil Funpark

Zirndorf – Gasteig, Südtirol/ Italien

Anfahrt: 13 Uhr
Ankunft: 19 Uhr
Gefahrene Kilometer: 304

Nach einem 20 minütige Spaziergang vom fränkischen Campingplatz Zur Mühle durchschreiten wir feierlich das Burgtor vom Playmoland. Um die Ecke vom Funpark gibt es übrigens einen dazugehörigen Stellplatz für 5 Euro pro Nacht (ohne Sanitäreinrichtung). Angesichts der vielen dort stehenden Wohnmobile gräbt der sicherlich einige Gäste ab, die ansonsten auf dem Campingplatz gestanden hätten. Wir haben die Dusche am Abend zuvor und die frischen Brezeln am morgen genossen und bereuen nichts.

Die Kinder tollen super vergnügt durch das Reich der Spielzeugpiraten, -dinosaurier und -bauernhöfe. Unsere Große erinnert sich noch gut an den Wasserfall am Mayatempel hinter den wir uns stellen.

Während mein Mann das Wohnmobil vom Campingplatz holt, erstehen die Kinder und ich ein paar Mitbringsel für unsere Freunde, die wir in unserem Urlaub in Italien besuchen werden und ein paar Kleinigkeiten für unsere Kinder. Die Weiterfahrt Richtung Italien verläuft viel harmonischer als der Vortag. Die Kinder basteln und spielen ganz vertieft in ihrer Playmowelt. Leider muss ich oft nach hinten kommen, weil irgendein Teilchen wieder mal unter den Tisch gefallen ist.

Playmobil FunPark
Brandstätterstraße 2-10
90513 Zirndorf

http://www.playmobil-funpark.de

Über den Brenner nach Italien und dann weiter nach Griechenland
Mit dem Wohnmobil über Österreich und Italien mit der Fähre rüber nach Griechenland

Über den Brenner nach bella Italia

Kurz vor Österreich holen wir uns für 9 Euro eine Vignette für die Mautobahn und tanken. Die Dieselpreise kurz vor der Grenze sind ziemlich hoch, fällt uns auf. Die Landschaft wird dafür immer schöner: hohe Berge, Burgen und hübsche Dörfer säumen die Straßen.

Wir durchfahren Österreich im Sauseschritt, denn wir wollen es noch bis nach Italien schaffen. Während wir in Tirol entlang des Flusses Inn gen Innsbruck fahren, rufe ich vergeblich einige Campingplatz in Südtirol (Italien) an. Viele sind anscheinend schon ausgebucht. Letztendlich habe ich doch noch Glück und reserviere einen Platz in dem 430 Seelenort Gasteig.

In den Ostalpen wird es aufregend, weil wir den Brennersee und den Brenner (Maut kostet 9,- Euro) passieren. Es ist 17 Jahre her, dass ich diese 1.370 Meter hoch gelegene Alpentransitroute zuletzt entlang gefahren bin. Nach dem Brennerpass überschreiten wir die Landesgrenze von Österreich und Italien. Ab hier beginnt Südtirol.

Um 19 Uhr rollen wir auf dem Campingplatz Gilfenklamm in Gasteig ein. Er liegt an einer Straße und hat hauptsächlich kleine Holzhütten und Stellplätze für Dauercamper, die sich in einem Waldstück befinden. Dahinter plätschert der Rio Mareta. Die Kinder lernen auf dem kleinen Spielplatz gleich einem netten Jungen kennen während ich das Abendessen im Wohnmobil zubereite. Mein Mann bringt aus dem Restaurant, das abends auch als Campingplatz Rezeption dient, einige Flyer über die insgesamt fünf spektakulären Reinhold Messnermuseen und das Ötzimuseum mit. Sehr verlockend. Vielleicht schaffen wir es auf dem Rückweg nach Berlin eines davon zu besuchen.

Abends ergraut der Himmel über dem Dörfchen Gasteig. Eine Schauerwand schiebt sich durchs Jaufental. Es ist gemütlich im Wohnmobil. Das Kartenspiel wird rausgeholt und schwarzer Peter gezockt bis die Pfoten rußig sind. Nachts fährt erfreulicherweise kaum ein Auto die Straße entlang, so dass wir alle gut schlafen.

Camping Gilfenklamm
Jaufenstraße, 2B
39040 Gasteig, Bozen, Italien
www.camping-gilfenklamm.com

Mit dem Wohnmobil durch Südtirol
Mit dem Wohnmobil durch Südtirol

Gasteig, Südtirol/ Italien – Verona, Italien

Abfahrt: 10 Uhr
Ankunft: 16 Uhr
Gefahrene Kilometer: 253

Straßen, die von Schildern gesäumt werden, auf denen das Anlegen von Schneeketten empfohlen wird oder Straßen, die auf „Joch“ enden, sollten wir zukünftig meiden. Beim Losfahren in Gasteig wollen wir die kostenpflichtigen Mautstraßen umgehen und quälen uns eine steile Bergstraße hinauf. Der Fahrradfahrer neben uns ist genauso schnell beziehungsweise langsam wie wir. Das Navi zeigt uns schwungvolle Serpentinen an. Gerne ein ändern mal mit einem anderen Gefährt. Wir kehren um zur Mautstraße. Schade. Aber der Ausblick auf das Tal mit den Wildblumenwiesen und die Burgen auf den Bergkuppen gleicht es wieder aus. Nördlich von Brixen fahren wir auf der Via Brennero am Lago Fortezza und der spektakulären Festung Franzenfeste vorbei. Dort befindet sich heute ein Standort der Südtiroler Landesmuseen. Noch etwas, was wir uns auf den Rückweg gerne genauer ansehen möchten.

In Bozen finden wir trotz längerer Suche rund um den Bahnhof leider keinen Parkplatz für unser Wohnmobil und fahren unverrichteter Dinge weiter.

Es ist an diesem Sonntag wenig los auf der Straße in Südtirol. Bald reiht sich eine Apfelbaumplantage an die nächste. Später dominiert der Weinanbau. Eine erklimmt die Berghänge. Die Häuser sowie die Industrie links und rechts der Straße zeigen den Wohlstand der Region. Jugenderinnerungen an Herbsturlaube mit meinen Eltern und meinem Bruder kommen in mir hoch als wir die Ortschaften von Norditalien durchfahren. Es ist herrlich wieder hier zu sein, beziehungsweise hier entlang zu fahren. Die Landschaft nimmt mich in seinen Bann. So anders als Berlin…

Wir sind hin und her gerissen, ob wir diese Nacht am süßlichen Zipfel des Gardasees (wäre sicherlich erholsam) oder lieber in Verona (schöne Stadt) verbringen sollen. Nach einiger Rumtelefonierei stellen wir fest, dass es schwer wird so spontan noch einen freien Stellplatz zu ergattern.

Mit dem Wohnmobil nach Verona, Italien
Mit dem Wohnmobil nach Verona, Italien (ganz links unten: der Stellplatz „Area Sosta Camper“)

Verona

Gegen 16 Uhr erreichen wir die Stadt der vielen Epochen, wie Verona auch genannt wird. Es ist heiss und schwül. Ich schlüpfe im Wohnmobil noch schnell in das knallrote luftige kurze Sommerkleid und ziehe den Kindern ebenfalls etwas Frisches an.

Der von unsrer App empfohlene kostenfreie Park- und Stellplatz kurz vor dem Stadtzentrum entpuppt sich als dreckiger Platz auf dem Wohnmobile abgeschleppt werden. Aber dann entdecken wir eine Area Camper gleich eine Kreuzung weiter. Dieser Stellplatz liegt zwischen Stadtvillen und einem abgezäunten schmalen schnell fließendem Kanal oder Seitenarm des Flusses Etsch (ergo keine Mücken). Perfetto, für 10 Euro können wir hier 24 Stunden stehen. Wir laufen am Tor Porta Palio vorbei und die Straße Stradone Porta Palio hinauf zum Castelveccio. Über eine Hängebrücke gelangen wir in den Innenhof der Kastellburg. Die Herren von Verona, die Scaliger (Scale was so viel wie Leiter bzw. Stufen bedeutet), ließen sie und auch die Brücke über die Etsch im 14. Jahrhundert errichten. Wer etwas über die Werke der Veroneser Malerei von der Gotik bis ins 17. Jahrhundert, mit einem besonderen Schwerpunkt auf der Kunst der Renaissance sowie über venezianische Malerei erfahren möchte, der kann hier im Museum ein Ticket dafür lösen und auch über den Burgfried spazieren. Wir sind dafür zu faul und ergötzen uns nur am kühlen Trinkwasser des Brunnens. Es ist irgendwie beruhigend zu erfahren, dass es nicht nur in Berlin möglich zu sein scheint eine Goldmünze im Wert von mehreren Millionen Euro zu stehlen. Vor noch nicht einmal zwei Jahren wurden im Museum der Burg insgesamt 17 Gemälde gestohlen. Und die Kunsträuber kannten sich offenbar mit der Örtlichkeit bestens aus.

Mit dem Wohnmobil nach Verona
Guckloch oder Schießscharte? Unsere Jüngste auf Erkundungstour im Castelvecchio in Verona

Der Hunger treibt uns in die Pizzeria, wo es ein Dutzend verschiedene leckere Pizzen mit italienischem Räucherkäse, Birne und Walnüssen gibt. Hmmmm.. .

Das schwarze Hemd meines Mannes ist dermaßen durchgeschwitzt, dass es weiße Ränder bekommen hat. So können wir nicht durch diese elegante Stadt schlendern. Als Tourist geben wir schließlich ein bestimmtes Bild im Ausland ab. Also besorgen wir auf dem Weg zur Arena di Verona ein neues Poloshirt in einem kühl temperierten Geschäft.

Mit dem Wohnmobil nach Verona, Arena di Verona
Das Tosca-Bühnenbild des Arena Opera Festival 2017 vor der Arena di Verona ist zum Greifen nah

Die Arena hat leider heute schon zu. Wir schieben uns mit den Touristenmassen durch die Einkaufsstraße, deren Geschäfte auch an diesem Sonntag alle geöffnet haben. Es gibt hier alles. Vom Billigschrott bis zum 1.000 Euro teuren Pullover, den vermutlich die Oma Gucci höchst persönlich über einen Winter lang am Kaminofen handgestrickt hat. Während wir aufgrund der Hitze fast am Kollabieren sind, ist offenbar in den Geschäften Veronas bereits der Winter ausgebrochen. Die Schaufensterpuppen sind mit dicken Schals und Mützen sowie Capes aus Kunstpelz behangen. Zum Glück stehen sie in klimatisierten Räumen, ansonsten würden sie bestimmt schmelzen.

Die Kinder verlangen nach Eis. Wer könnte ihnen den Wunsch bei diesen Temperaturen abschlagen? Auch wenn die Kugel mit satten 2,60 € so ziemlich alles toppt, was wir bisher irgendwo für eine Eiskugel bezahlen mussten. Mit Zitrone-, Schokolade- und Honigmeloneneis bestückt, spazieren wir kleckernd zur Piazza delle Erbe. Meinen Man und mich dürstet es nach einem Aperetivo und den bekommen wir in der Brasserie Filippini.

Mit Blick auf die Fresken der historische Häuserfassaden aus verschiedenen Jahrhunderten, einen Brunnen sowie dem Markttreiben schlürfen wir Aperol Spritz beziehungsweise die Kinder Fanta und verputzen die fleischigen grünen Oliven und salzigen Chips, die uns der freundliche Kellner gebracht hat. Unsere Große wundert sich über die vielen asiatischen Touristengruppen, die mit Tablets ihre Umgebung abfotografieren. Unsere Kleine kreischt vor Vergnügen, wenn sie wieder mal eine Eisenbahn sieht, die mit Touristen bepackt den Platz überquert. Wir finden das ganze weniger vergnüglich. Es kommt uns eher wie Disney World vor. Im Winter könnte es eventuell beschaulicher hier sein.

Gleich nebenan warten der Turm Torre dei Lamberti und ein paar Schritte weiter das Haus von Julia (Casa di Giulietta) mit dem wohl berühmtesten Balkon der Literaturgeschichte (der allerdings in den 1930er Jahren aus einem Sarkophag nachgebaut wurde). Beide Attraktionen verschonen wir heute von unserer werten Anwesenheit. Bestimmt haben Shakespeare & Co bereits mehr als genug Besucher.

Wir besehen uns den Löwen (Statue Leone Marciano) hoch über unseren Köpfen und kehren über die Straße Corso Porta Borsari zurück. Glücklicherweise finden wir hier noch einen geöffneten Supermarkt, der für uns ein paar Zutaten für ein kleines Abendbrot und fürs nächste Frühstück bereithält. Am weißen Triumpfbogen Arco dei Gavi machen wir Halt, um das herrliche italienische Abendlicht, das auf dem Fluss Etsch flimmert zu bewundern.

Zurück auf dem Stellplatz begrüßen wir unsere neuen Nachbarn aus der Schweiz, die sich gerade bereit machen um in der Altstadt essen zu gehen. Andere Familien haben sich einen Klapptisch und -stühle vor ihr Wohnmobil gestellt und essen und palavern dort. Wir spendieren uns eine schöne kalte Dusche im Wohnmobil und machen uns einen gemütlichen kleinen Abend mit den Kindern.

leider kein Alptraum, Einbruchsversuch

Nacht wache ich auf, weil es so schwül ist. Es ist windig draußen und die obere Türhälfte des Wohnmobils haben wir offen gelassen damit etwas frische Luft hinein strömt. Plötzlich erhellt das Licht einer Taschenlampe mein Betttuch. Nur wenige Zentimeter von mir entfernt, steht ein Mann mit kurzen Haaren und begutachtet unser Smartphone, das direkt am Fenster am Ladekabel hängt. Uns trennt nur das Moskitonetz am Fenster. „HEY!!!“, instinktiv schreie ich ihn an und richte mich auf. Es ist mir so was von schuppe, dass ich oben herum nichts trage. Ein paar undeutliche Worte murmelnd, zieht er schnell ab. Mein Mann steht schon an der Tür, um ihn nachzugehen, als ich ihn zurück halte. Ich möchte kein Risiko eingehen. Auch wenn er Kampfsport betreibt und auch einiges dabei hat, womit man einen Dieb ganz schnell ins Land seiner rafsüchtigen Träume oder noch weiter schicken kann. Wir machen sofort alle Türen und Fenster fest zu. Mit Herzklopfen schauen wir nach draußen. Kurze Zeit später geht ein Gewitter los. Blitzlichter erhellen den Himmel. Aber der Typ ist weg. Wir nehmen dieses Erlebnis als wichtige Lektion für unseren weiteren Urlaub und werden auf Stellplätzen in größeren Städten vorsichter sein.

Area Sosta Camper

Castelvecchio
Corso Castelvecchio, 2
37121 Verona VR, Italien
http://museodicastelvecchio.comune.verona.it

Mit dem Wohnmobil an die italienische Adriaküste
Nordamerika in Italien

Verona – Rimini

Abfahrt: 10 Uhr
Ankunft: 16 Uhr
Gefahrene Kilometer: 263

Wir verlassen die Stadt und machen uns auf in Richtung Rimini. Dort in der Nähe, in einem Dorf, das sehr nach einem Mafiafilm klingt, erwartet uns eine befreundete Familie. Mein Mann hat F. vor ein paar Jahren bei der Arbeit kennen und schätzen gelernt. „This is the beginning of a beautiful friendship“, haben sie sich versprochen. Seitdem besuchen wir uns gegenseitig sehr gerne.

Also geht es über die Autostrada gen Emilia Romana und Adriaküste. Nach einer gefühlten Ewigkeit rollen wir die Anhöhe hinauf, auf dem das Häusschen unserer Freunde steht. Das Land drum herum hat die Familie an Bauern verpachtet. Mal wird dort Koriander angebaut, der dann skurilerweise in den Iran verschifft wird. Aktuell haben dort Sonnenblumen ihren Dienst getan. Mit gesenkten Köpfen stehen sie in der Sonne. Olivenbäume und Weinreben gehören auch dazu. Sie sehen im Gegensatz zu den welken Sonnenblumen topfit aus.

Die Kinder werden sofort warm miteinander und springen durchs Wohnzimmer und verköstigen uns mit Leckereien aus der Kinderküche. Später cruisen sie auf einem Spielzeugtrecker und Laufrädern durch den Garten. Der Chef des Hauses, der zweijährige Knabe, duscht uns nach dem Wässern des Kräuterbeetes mit dem Gartenschlauch ab. Von den kleinen unauffälligen Tigermücken völlig zerstochen, flüchten wir uns ins Haus. Der Pizzabote hat uns mit einem Stapel frischer Pizzen versorgt. Ein Neapolitaner hat in der Gegend eine Pizzeria aufgemacht. Diese Pizzeria ist jetzt der letzte Schrei hier, weil die Pizza bekanntermaßen in Neapel mit der Pizza Magherita das Licht der italienischen Speisekarte entdeckte und von dort aus seinen Siegeszug um die Welt antrat. Zum Nachtisch verputzen wir süße Pizza, die von köstlichem Vanillepudding, Birne und Schokolade bedeckt ist. Auf so etwas muss man erstmal kommen. Zuhause werde ich das auf jeden Fall nachbacken und Euch vom Ergebnis berichten. Am Ende des Abends sind unsere Bäuche zum Platzen voll und wir kugeln ins Bett. Heute Nacht schlafen wir noch einmal in einem richtigen Bett… alle vier zusammen auf 160 Zentimeter.

Mit dem Wohnmobil zum Hafen von Ancona
Mit dem Wohnmobil zum Hafen von Ancona

Rimini – Ancona

Nachdem wir die Reste der süßen Pizza und ein paar Becher Café intus haben, packen wir unsere sieben Sachen und fahren unseren Freunden hinterher zum Beach von Forlì. Eine dicke Ufo-Wolke schwebt über uns als wir parken. Bevor es an Bord der Fähre gen Griechenland geht, besuchen wir ganz unstilecht das amerikanische Diner „America Graffiti du Alma“. Das Interieur passt ganz hervorragend zum namensgebenenden Film des US- Produzenten, Drehbuchautors und Regisseurs George Lucas. Rock-’n’-Roll ist auch hier ein Thema. Irgendwie passt das Burgerlokal sogar zu diesem Badeort mit den blau eingefärbten Glasbalkonen. Die Bambini finden das Lokal super. Schließlich bekommen sie Buntstifte geschenkt mit denen sie das Papierset bemalen dürfen. Obendrein gibt es noch Getons mit denen sie sich Gummispielzeug in Plastikkapseln aus einem Automaten ziehen können.

Mit dem Wohnmobil von Ancona nach Patras, Camping on Bord
Unsere Fähre im Hafen von Ancona

Überfährt mit der Fähre von Ancona nach Pátras in Griechenland

Abfahrt: 14.50 Uhr MEZ
Ankunft: 18 Uhr OESZ am nächsten Tag

Nun wird es ernst. Die Fähre ruft und unser eigentliches Abenteuer beginnt jetzt. Wir reihen uns in die Warteschlange von Anek Lines ein. Der Hafen von Ancona soll zu den größten Fährhäfen des Mittelmeers gehören. Täglich verkehren Fähren nach Igoumenitsa, Korfu und Pátras in Griechenland, nach Split, Zadar und Vis in Kroatien und nach Albanien, sowie nach Çeşme in der Türkei. Mir kommt der Hafen allerdings gar nicht so groß vor.

Mit dem Wohnmobil von Ancona nach Patras, Camping on Bord
Camping on Bord erlaubt

Vor, hinter und neben uns warten Italiener, Griechen und Franzosen. Es sind kaum Wohnmobile mit deutschem Kennzeichen darunter. Sobald die Fähre angelegt hat, geht alles recht zügig. Um 14.50 Uhr fahren wir auf die Rampe hinauf. Griechische Männer in Westen und Overalls winken uns in die richtige Schlange und sobald wir in den Bauch der Fähre eingetaucht sind, rufen und winken sie uns in die richtige Position. Es ist eine wahre logistische Herausforderung: Die Fähre fährt auf ihrer Route mehrere Häfen an und jeder Lkw, Pkw und jedes Wohnmobil muss so stehen, dass es kein Chaos beim Verlassen der Fähre gibt. Die Jungs geben Kommandos in allen möglichen europäischen Sprachen und bleiben dabei ganz cool. Nachdem wir ein Stückchen zurücksetzen mussten, parken wir unser Wohnmobil in der zweiten Reihe.

Mit dem Wohnmobil von Ancona nach Patras, Camping on Bord
unterwegs auf dem adriatischen Meer

Die großen offenen Fenster sind nur circa drei Meter entfernt. Von hier aus können wir die italienische Küste perfekt im Blick behalten. Bevor die Fähre ablegt, gehen wir nach oben an Deck. Auf sämtlichen Etagen haben es sich die Passagiere auf Tüchern, Isomatten oder Luftmatratzen bequem gemacht. Ältere Herrschaften schlafen bereits, jüngere Mädels lackieren sich die Fingernägel. Es sind überhaupt viele junge Grüppchen an Bord. Vielleicht wollen sie zum Feiern nach Thessaloniki? Auf jeden Fall gibt es sehr viele Passagiere, die entweder keine Kabine mehr ergattern konnten oder bewusst darauf verzichten. Angeblich ist die Fähre mit mehr 1.800 Passagieren überbucht, so raunt uns ein deutscher Mitreisender zu, als ich meiner Tochter die Camps in den vielen Ecken der Fähre erkläre. Verständlich ist es, dass einige ein Provisorium gegenüber einer Kabine vorziehen. Die 2er und 4er Kabinen sind besonders für junge Leute kein Schnäppchen. Wir fahren mit unserem Wohnmobil durch das „Camping on bord“ auch günstiger, da wir darin nächtigen dürfen und keine Kabine brauchen.

Der Pool auf dem Zwischendeck ist leider nicht mit Wasser gefüllt und es gibt zudem kaum Sitzgelegenheiten. Es ganz schön windig und die rauchigen Absage der Fähre ziehen genau in Richtung Heck. Yammas, einige findige Gäste haben sich unter den Treppen oder in einem sonstigen Winkel des Stahlkollosses ein schattiges Plätzchen ergattert und stoßen mit Wein an. Ach, ja. Das waren noch andere Zeiten als wir vor gut einem Jahrzehnt ohne Kinder und ohne viel Gepäck auf der ein oder anderen Fähre gen Hiraklion oder Athen im Schneidersitz an Deck saßen und dem Dieselgestank tapfer mit Ouzo entgegen traten.

Mit dem Wohnmobil von Ancona nach Patras, Camping on Bord
Eine Fähre hat ihren ganz eigenen Charme

Papperlapapp Ouzo, wir ziehen weiter zum Bug. Hier ist die Luft besser, aber die Sonne brennt ungehindert auf unsere noch helle Haut. Wir inspizieren also besser mal das Interieur der 16 Jahre alten Fähre. Neben einer Kantine, gibt es ein Restaurant mit Bedienung und eines zum Selbstbedienen, ein Café, einen Bordshop, eine Spielhölle und eines kleines Bällebad für Kinder. Aber das Beste ist: es gibt eine Disco! So richtig mit Discokugel, verglasten DJ Bereich, viel Stahl und allem Pipapo was man sich beim Bau der Fähre in den 90er Jahren so überlegt hatte. Aber in 2017 herrscht hier absolute Stille. Wenn auch gekühlte. Hier legt never ever ein DJ auf. Schade.

Die Fähre sieht insgesamt mehr nach einem Kreuzfahrtschiff aus. Die Fähre, die ich noch von unserer Überfahrt von Kreta nach Athen von vor circa neun Jahren in Erinnerung habe, war sehr viel spartanischer. Wir verbrachten die Nacht damals an Deck und wachten am morgen Öl verschmiert auf. Verlegen erinnere ich mich noch gut an den überraschten Blick des Concierge in einem Luxus Art Hotel in Athen, als wir mit unseren öligen Rucksäcken und staubigen Trekkingsandalen dort aufschlugen und nach unserem bereits gebuchten Zimmer mit Blick auf die Akropolis fragten. Ich erinnere mich genauso gut an das grün schwarze Marmorbad und das himmlisch bequeme Bockspringbett des Zimmers sowie an die herrliche Dachterrasse mit Cocktailbar.

Mit der Fähre von Anek Lines nach Pátras
Mit der Fähre von Anek Lines nach Pátras

Zurück in die Gegenwart mit der lieblichen Bagage: Der Ausblick aus dem Café der Fähre ist einfach zu schön, als das wir uns hier nicht etwas zu trinken gönnen würden. Wir bekommen die letzte noch freie Polstersitzecke und blicken geradewegs auf die Adria. Leider sind unsere Kinder etwas unausgeglichen, so dass wir nach circa 15 Minuten genervt abziehen. Andere kinderlose Gäste neben uns haben die Szene weniger lange ertragen und sind bereits aufgestanden, um sich mit Nervennahrung in Form von Ouzo einzudecken.

Wir kehren zurück zu unserem Heim auf vier Rädern und nehmen eine erfrischende Dusche in einer der Sanitärräume, die sich ganz in der Nähe unseres Wohnmobils befinden. Die Räume sehen schon etwas nach Gebrauch aus. Aber es ist alles noch okay. Es riecht frisch und wie haben hier mehr Platz als in so mancher Duschkabinen eines Campingplatzes. Mit derartig abgekühlten Gemütern entern wir die Bordkantine, wo es Spaghetti mit Tomatensauce für die Kinder und Salat für meinen Mann und mich gibt.

Mit dem Wohnmobil von Ancona nach Patras, Camping on Bord
Abendstimmung über der Adria

Der Sonnenuntergang über der Adria ist wunderschön. Obwohl es ziemlich windig ist, schaukelt die Fähre kaum und hat mächtig Speed drauf. Im Wohnmobil richten wir uns unsere eigene Spielhölle mit Mau mau und schwarzen Peter ein. Ab und zu heult eine Autoalarmanlage, die vermutlich durch die ein oder andere Bewegung des Schiffs ausgelöst wird.

Während wir schlafen durchqueren wir in süßliche Richtung das adriatische Meer. Westlich geht es am italienischen Stiefel und östlich an Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Albanien und am Ende zwischen den Inseln Kefaloni und Ithaki vorbei. Bereits ab den Morgenstunden ist die Fähre fast menschenleer. Die jungen Leute sind bereits an den vorigen Häfen an Land gegangen. Der Tag fängt an sich zu ziehen. Wir untersuchen noch einmal gründlich jeden Winkel der Fähre. Eine große leere Fähre hat etwas trauriges an sich. Die Gänge sind von gebrauchten Bettlaken bedeckt. Die Türen zu den Kabinen stehen offen, so dass wir hinein spähen können. Die Aussen-Doppelkabinen mit einem Fenster und Bad sehen geräumig aus. Die Doppelstock-4er Kabinen haben kein Fenster und sind natürlich weniger komfortabel.

Am Nachmittag entdecken wir endlich die 2,5 Kilometer lange Straßenbrücke Rion-Antirion Bridge, die den Eingang zum Golf von Korinth bildet. Somit ist Pátras auch nicht mehr weit. Jassu! Mit circa 1,5 Stunden Verspätung laufen wir um 18 Uhr (OESZ, + 1 Stunde zur MEZ) endlich im Hafen von Pátras ein. Über circa 1.000 Kilometer hat uns der Kapitän sicher über die Adria geschippert. Über Land wäre es die doppelte Strecke gewesen! In diesem Video könnt Ihr sehen, wie wir in Pátras an Land fahren:

Pátras, Peloponnes

Unsere Wohnmobilreifen berühren zum ersten Mal griechischen Boden! Unfassbar, ohne Katastrophen (abgesehen vom abgewendeten Einbruch) sind wir auf der Insel des Pelops angekommen. Noch nie war unser MB100 so weit weg von Zuhause. Nun beginnt der griechische Abschnitt unseres Urlaubs.

Élis

Melonen und Kürbisse! Ich hüpfe aus dem Wohnmobil und kaufe am Strassenrand eine 7,5 Kilogramm schwere Monsterwassermelone für drei Euro. Kurze Zeit später sticht mich ein griechisches Bienchen ins Augenlid. Den Rest der 50 Kilometer langen Strecke auf dem Weg zu unserer ersten Station im Nordwesten der Halbinsel Peloponnes verbringe ich abwechselnd mit einer eiskalten Bierdose und einer aufgeschnittenen Zwiebel auf dem Auge.

Mit dem Wohnmobil zum Camping Alphios in Olympia, Peleponnes
Mit dem Wohnmobil zum Camping Alphios in Olympia, Peloponnes

Alphios Camp bei Archaia Olympia

Auf einem Hügel oberhalb der Stadt Archaia Olympia thront der familiengeführte Campingplatz Alphios. Von unserem schattigen Stellplatz aus haben wir einen weiten Blick über das Tal und auf das Museum des antiken Olympia. Doch heute werden wir noch nicht den Ort besuchen, an dem der griechischer Mythologie nach die Götter ihre sportlichen Wettkämpfe ausgetragen haben sollen. Nach der schweisstreibenden Fahrt springen wir lieber unter die Dusche und dann in den 15 Meter langen Pool. Ein leichter Wind bringt uns frische Luft und die Palmenwedel zum Rauschen.

Rund um das terrassenartige und schön bepflanzte Gelände oberhalb des Pools haben einige Franzosen, Italiener und Österreicher ihre Zelte aufgeschlagen. Insgesamt ist angenehm wenig Betrieb und wir sind die einzigen deutschen Nasen hier, die sich unter einen der Sonnenschirme vor der sengenden Sonne flüchten.

Unterhalb des Pools ist die Rezeption, ein Minimarkt und ein Restaurant, die von der Besitzerin allein gemanaged werden. Lediglich eine Köchin ist zu sehen. Die beiden vierjährigen Zwillinge und die sieben Jahre alte Tochter der Besitzerin ziehen am Abend mit ihrer Babysitterin über den Campingplatz, der einige Abenteuer bereit hält. Da ist zum Beispiel ein alter grüner Citroen DS neben den Sanitärgebäuden. Ein Kultwagen, dessen Reifen schon lange keine Luft mehr intus haben und der nun langsam verfällt. Im öffentlichen Küchengebäude erzählen neben tiefen Spülbecken ein alter Kühlschrank sowie ausrangierte professionelle Grossküchengeräte von einer früheren Ära des Campingplatzes, als vermutlich noch sehr viel mehr Gäste hierher kamen. Neben dem Campingplatz brummt dafür nun die Klimaanlage des fünf Sterne Hotels Europa. Hierher werden die Touristen mit Bussen rangekarrt.

Mit dem Wohnmobil zum antiken Olympia
Hier treffen sich die VIPs der Antike noch heute gerne, Museum von Olympia

Ausflug zum Geburtsort der Olympischen Spiele

Das antike Olympia muss ich mir wohl mit einem Matschauge ansehen. All das Kühlen hat es nicht vermocht zu verhindern, dass mein Augenlid anschwillt und sich tomatenrot verfärbt. Wir laufen den Hügel hinab in die Stadt Archaia Olympia. Auf dem 20 minütigen Fussmarsch kosten wir die leckeren Brombeeren, die am Wegrand wachsen und entdecken zur Freude der Kinder einige Babykatzen und Hühner, die neben einem alten VW Käfer herumtollen. In der kleinen Stadt reihen sich Souvenirshops an Cafés und Restaurants. Fast niemand ist in den Geschäften. Seltsam, dabei sollen an die 800.000 Touristen pro Jahr die Überreste der heiligen Sportstätte besuchen. Vielleicht ist Juli nicht die Hauptreisezeit?

Das Museum Olympia

Für 12 Euro pro Erwachsenen (Kinder sind kostenfrei) bekommen wir Zugang zum Museum und zur Ausgrabungsstätte. Im Museum sind die Schätze und die weltberühmten Skulpturen des Zeus-Tempels zu sehen, die 1.500 Jahre lang in Vergessenheit unter einer meterdicken Schicht aus Schlamm und Staub schlummerten und bei den Ausgrabungen ab dem 18. Jahrhundert aus ihrem Schlaf geweckt wurden. Hier geben sich die VIPs der Antike ein Stelldichein: Hermes, Dionysos, Apollon, Nike, die Zeuss-Gruppe mit Ganymed sowie Pepols und Oinamaos.

Mit dem Wohnmobil zur Ausgrabbungsstätte des antiken Olympia
Der sportliche Geist des antiken Olympias überkommt mich

Das Ausgrabungsgelände von Olympia

Vom Museum aus spazieren wir durch einen schönen Garten zum Ausgrabungsgelände. Die Tempel, Siegerstatuen, Trainingslager, Schatzhäuser und vieles mehr, die über 1.000 Jahre lang Schauplatz von friedvollen sportlichen Wettkämpfen zu Ehren des Göttervaters Zeuss waren, sind für uns heute leider nur noch mit viel Fantasie als solche erkennbar. Die antike Stätte ist gleicht heute vielmehr einem Schauplatz der Zerstörung. Nachdem Kaiser Theodosios die olympischen Spiele im 4. Jahrhundert nach Christus als heidnische Spiele verbot, war das Schicksal des Ortes besiegelt. Eine der sieben Weltwunder der Antike, die riesige aus Gold und Elfenbein bestehende Zeusstatue, wurde nach Konstaninopel entführt. Der Zeustempel wurde niedergebrannt. Zwei Erdbeben und die dadurch losgelöste Schwemmerde der nahegelegenen Flüsse bedeckten die Ruinen langsam. Die Schwemmerde waren allerdings Fluch und Segen zugleich. Sie waren dadurch verborgen und vor weiterer menschlicher Verwüstung geschützt. Wer einige der bei französischen Ausgrabungen entdeckten Schätze begutachten möchte, kann die heimlich nach Paris verschafften Funde im Pariser Louvre besuchen. Der heute wieder an seinem Entstehungsort befindliche Rundbau Philippeion stand übrigens schon einmal in einem Berliner Museum. Wir durchwandern mit den Kindern die Ausgrabungsstätte entlang der Abtrennungsseile. In manche Bereiche dürfen wir aber auch hinein. Einige Übermütige klettern auf Säulensockel und werden von den Schiedsrichtern, äh ich meine vom Aufsichtspersonal, mit sportlichen Trillerpfeifen zur Ordnung gerufen.

Mit dem Wohnmobil zur Ausgrabbungsstätte des antiken Olympia
Zählt Kindertragen auch als olympische Disziplin?

Das Stadion

Wir schreiten durch den Olympischen Torbogen hindurch zum Stadion. Wer hier nach Sitzplätzen Ausschau hält, wird enttäuscht. Hier gab es nämlich nur Sitzplätze für wenige Kampfrichter und die Priesterin der Demeter Chamyne. So bewunderswert die damalige Kultur auch noch immer ist, sie war leider nicht besonders emanzipiert. Bis auf die Priesterin waren die 30.000 bis 40.000, Zuschauer nämlich ausschließlich männlich. Ätsch, dafür veranstalten meine Tochter und ich nun 1.600 Jahre später ein Wettrennen über die 192 Meter lange Laufbahn des Stadions, dass erst ab 1958 von Mitarbeitern des Deutschen Archäologischen Instituts aus seiner Versenkung geholt wurde, seht selbst:

Unser Kleine ist weniger lauffreudig und sehr müde. Sie reitet auf Papas Schultern. Die Sonne tut ihr übriges. Wir retten uns unter einen Schatten spendenden Baum bis wir wieder genug Kraft für den Aufstieg auf unseren Hügelcampingplatz gesammelt haben.

Archäologisches Museum Olympia + Ausgrabungsstätte
Archea Olimpia 270 65, Griechenland
http://odysseus.culture.gr

Campingplatz Alphios bei Olympia

Neue olympische Disziplin: Einhornreiten

„You destroyed my life“, knallt die Inhaberin des Alphios Campingplatzes im scherzhaft-vorwurfsvollen Ton meinem Mann an den Kopf, als wir nach der Besichtigung der Ausgrabungsstätte mit dem riesigen Luftmatratzenungetüm in Form eines Einhorns im Pool herum schippern. Dank unseres Beispiels wollen ihre drei Kinder nun auch ein solches Tierchen haben. Am besten jeder ein eigenes. Ihr Mann ist bereits dabei im Internet nach einem günstigen Modell zu suchen.

Den nächsten Tag verbringen wir auf dem luftigen Campingplatz und genießen den großen angenehm kühlen Pool. Es ist kaum noch jemand ausser der Inhaberfamilie und uns da. Der Himmel leuchtet in einem reinen Hellblau und erstreckt sich wie eine leuchtende Kuppel über das fruchtbare Tal unterhalb des oasenhaften Campingplatzes. Es ist ein Tag des Aufatmens und Genießens. Bis zu dem Augenblick als unsere jüngere Tochter verärgert, weil der Tiptoi Stift ihrer Schwester unverschämterweise ankündigt, sich aufgrund mangelnder Batterieenergie demnächst automatisch auszuschalten, den teuren Stift kurzerhand in den Swimmingpool katapultiert. Vor Schreck schwappt das Bienengift über meinem Auge und verengt mein Auge. Heldenhaft rettet der Vater des Wutzwerges das elektronische Gerät aus zwei Metern Tiefe. Erstaunlicherweise funktioniert der Stift, nachdem wir ihn getrocknet haben, immer noch. Wunderwerk der Technik! Für den Lerneffekt wäre es allerdings besser gewesen, wenn der Stift k.o. gewesen wäre. Doch dann wäre die rechtmäßige Inhaberin, die nichts für den Aussetzer ihrer Schwester kann, auch bestraft worden.

Mit dem Wohnmobil nach Olympia
die schwierige wirtschaftliche Lage Griechenlands wirkt sich auch auf die Halbinsel Peloponnes aus

Wirtschaftsdorfklatsch in Olympia

Am Nachmittag machen meine Tochter und ich einen Spaziergang in die Stadt Olympia hinunter, um Badelatschen und etwas fürs Abendessen zu besorgen. Es herrscht Totentanz auf den Straßen und in den Geschäften. Im Ort betreibt eine Amerikanerin einen gut sortierten Laden mit tiefgekühlten Fisch, Geflügel und Fleisch. Wir kommen ins Gespräch, weil ich neugierig bin, was die Menschen davon abhält, hier in der Stadt zu verweilen. Einerseits empfinde ich es als angenehm, dass hier in Olympia keine durch kommerzialisierte Disney World Athmosphäre wie in Verona ausgebrochen ist, sondern alles einfach und authentisch geblieben ist. Andererseits ist es angesichts der bedeutsamen und weltberühmten Ausgrabungsstätte doch verwunderlich, dass wir kaum einen Menschen begegnen und dass auch der Campingplatz nur leidlich gebucht ist, teile ich der Ladenbesitzerin verwundert mit. Ich finde es bedauerlich für die Anwohner, dass sie nicht mehr von den meist wohlhabenderen Touristen profitieren. Gebrauchen können sie das Geld allemal, vermute ich.

Hafen von Finikounda

Die Ladenbesitzerin ist bereits seit Jahrzehnten hier mit einem Griechen verheiratet mit dem sie in der Nähe der Ausgrabungsstätte früher einmal ein Schmuckgeschäft betrieb, verrät sie mir. Sie berichte, dass vor einigen Jahren im Ort sehr viel los gewesen sei. Elegant gekleidete Franzosen wären über die Straßen flaniert. Sie kauften teuren Schmuck und die Restaurants hätten bis tief in die Nacht hinein geöffnet gehabt, so erzählt mir die Wahl-Griechin weiter. Doch dann seien Hotels, Restaurants und Ladengeschäfte ausserhalb der Stadt eröffnet worden, erinnert sie sich. Sie ist der Auffassung, dass die Touristen nun dorthin hingebracht werden würden, sobald sie mit der Besichtigung durch seien. Nun gut, dass könnte einen Grund darstellen, grüble ich im Stillen. Aber es erscheint mir nur als ein Teil der Wahrheit. Es gibt ja neben den Bus- und Kreuzfahrtschifftouristen auch noch Individualtouristen wie uns! Und diese treffe ich auch nicht in der Stadt. Hotels, Bankautomaten, Restaurants, Cafés sowie einen Supermarkt gibt es für sie hier. Vielleicht stimmt die Qualität oder die Kommunikation des Angebots ja nicht mehr?

Nun kommt die Kulturmanagerin in mir durch: Die Website des Alphios Campingplatzes funktionierte nicht, als wir unsere Reise planten, erzähle ich ihr. Wir haben uns daher über eine Camping App des ADAC über den Platz informiert. Die Ausgrabungsstätte in Olympia könnte meines Erachtens durch bessere und mehr Bebilderungen vor Ort und einen Film im Museum plastischer gestaltet werden. Wahrscheinlich reicht dafür das Geld hinten und vorne nicht. Bei einer Anpassung der Eintrittspreise wäre das allerdings schon refinanzierbar. Die Touristen sind bereit mehr Geld auszugeben, wenn ihnen auch ein Mehrwert geboten wird, denke ich. Auf unseren vorigen Reisen haben wir weitaus höhere Eintrittspreise bezahlt um uns die ein oder andere Sehenswürdigkeit anzuschauen. Die Amerikanerin fasst es knapp und bündig für sich zusammen: „I like greece but I dont’t like the economy“. Da hat sie wohl nicht unrecht. Mir tun all die jungen Menschen in Griechenland leid, die in ihrer wunderschönen Heimat mit einer kulturell so reichen Geschichte keine beruflichen Zukunftsaussichten haben. Ich frage mich nur, welche Mitverantwortung die EU bei dem ganzen Dilemma trägt?

Mit dem Wohnmobil zum antiken Messene
Mit dem Wohnmobil zum antiken Messene

Messenien

Nachdem wir unsere 7.000 Sachen sowie das wichtigste, nämlich unsere Kinder, festgezurrt haben, verlassen wir den luftigen Hügel und die Elis-Region im Nordwesten der Peloponnes und fahren ins südliche Messenien.

Ausgrabungsstätte von Messene

Am Fuße des 800 Meter hohen Ithóme-Berg glüht die Erde und die Luft flirrt vor Hitze um 16 Uhr. Tapfer oder vollkommen irre, je nach Sichtweise, schultern wir unseren gelben Sonnenschirm und machen uns auf den Weg zur messenischen Ebene. Hier erwartet uns eine der beeindruckendsten Ausgrabungsstätten der Peloponnes, lockt uns der Michael Müller Reiseführer. Und er behält recht. Die 12 Euro Eintritt pro Erwachsenen (Kinder sind frei) sind gut angelegt. Das sehr gut erhaltenes 98 Meter großes Theater würde auch heute noch gut für eine künstlerische Darbietung taugen. Die Akustik vom Orchestra aus ist immer noch perfekt austariert.

Mit einem quengelnden dreijährigen Kind an der Hand und einer lässigen Siebenjährigen im Schlepptau schleichen wir uns durch die Gluthitze am quadratischen Hof des Asklepieion hinab zum südlich gelegenen Stadion. Unser Blick gleitet über die imposante Säulenumfassung, die Zuschauerblöcke mit ihren marmornen Sitzreihen, das hufeisenförmige Feld bis hin zum Heroon Mausoleum und zum messenischen Golf. Das Ensemble ist noch gut erhalten und dadurch können wir uns gut vorstellen, wie hier vor langer Zeit trainiert und sportliche Wettkämpfe ausgetragen wurden. Danach erfrischen wir uns an einer Trinkwasserquelle des Areals. Auch unsere Jüngste wird vom kalten Nass wieder zu neuem Leben erweckt. Einen Rundgang entlang der antiken Stadtmauer und den -toren sparen wir uns dennoch für einen anderen Urlaub zu einer kühleren Jahreszeit auf.

Ancient Messene

Mit dem Wohnmobil zum Campingplatz Ammos bei Finikunda, Peleponnes
Mit dem Wohnmobil zum Campingplatz Ammos bei Finikunda, Peloponnes

Campingplatz Ammos bei Finikoúnda

Gefahrene Kilometer: 205

Nachdem wir vor acht Tagen in Berlin losgefahren sind, können wir das Meer nicht mehr nur aus der Ferne betrachten, sondern am frühen Abend auch endlich hinein springen. Mein Auge hat seine normale Größe endlich wieder ereicht, so dass ich die Bucht in seiner gesamten Pracht überblicken kann.

Wir haben auf einem der vielen Campingplätze (zum Glück stehen mehrere zur Auswahl, denn manche sind bereits komplett belegt) entlang des langen breiten Sandstrandes unser Esszimmer wieder vor dem Wohnmobil aufgebaut. Anhand der zahlreichen Surf- und Stand up Bretter müssen wir uns in einem wahren Wassersporteldorado befinden. Leider entdecke ich nirgends die Möglichkeit, mir ein Stand up Paddle auszuleihen. Schade, dass so etwas hier nicht angeboten wird.

Der unparzellierte Campingplatz ist bei unserer Ankunft bereits gut von Gästen aus Deutschland, Österreich und Griechenland besucht. Der Boden ist eine staubig trockene Angelegenheit. Dafür gibt es aber ein paar Bäume, die zum Aufhängen unserer Hängematte taugen. Weiter vorne Richtung Strand ist viel Platz frei, aber es gibt leider keinen Schatten.

Über einen Palmen gesäumten Weg gelangen wir fußläufig zum traumhaften Sandstrand. Hunde sind hier verboten. Ein Beachvolleyballfeld wartet darauf bespielt zu werden. Strohsonnenschirme direkt am Meer spenden Schatten, sind aber bereits teils mit angeketteten Strandstühlen besetzt. Gut, dass wir einen eigenen Sonnenschirm sowie ein großes Tap zum Spannen dabei haben.

Mit dem Wohnmobil zum Campingplatz Ammos bei Finikunda, Peleponnes
Am Abend ist es kühl genug fürs Beachvolleyball Spiel

Hinter dem Strand wuchert eine Bambuswand an der linkerhand zahlreiche Dauercamper mit angeschraubten Nummernschildern und einer Armada an Surfbrettern stehen. Rechterhand befinden sich leichte Sanddünen in denen unter anderem ein tarngrüner Expeditions-VW-Bus mit Windgenerator und hoher Bodenfreiheit parkt.

Neben zwei Sanitärgebäuden stehen am Strand zwei Duschen bereit. Außerdem gibt es vorne an der Rezeption große Kühltruhen für Camper die keinen eigenen Kühlschrank haben. Waschmaschinen, ein Minimarkt und eine Café-Bar warten auf Kundschaft.

Wir legen nach der späten Ankunft erstmal einen kompletten Strandtag inklusive Einhornreiten auf dem Meer ein. Gegenüber der Bucht sehen wir die heute unbewohnte, ehemalige Strafgefangeneninsel Schíza. Sie gehört heute zum militärischen Gebiet der Nato und der griechischen Luftwaffe. Vom tiefliegenden Kampfjets ist jetzt keine Spur zu sehen. Früher wurde die Insel wohl ab und zu von den Jets zu Übungszwecken unter Beschuss genommen. Das stelle ich mir, angesichts der in der Nähe kreuzenden Boote, gelinde gesagt ganz schön gewagt vor. Kurz vor der Insel liegt beispielsweise gerade eine 60 Meter lange und mehrere Etagen hohe dunkelblaue Luxusyacht vor Anker, von der aus Kurztrips mit Jetski unternommen werden. Wenn der steinreiche griechische Unternehmer Aristoteles Onassis noch leben würde, wäre ich mir sicher, dass er mit Jacky hier gerade Urlaub macht. Ich kann es mir nicht verkneifen und muss das Geldgrab genauer unter die Lupe nehmen. Unser Fernglas zeigt mir zwei seitliche Terrassen, die direkt über der Wasseroberfläche ausgefahren und mit Sonnenschirmen bestückt werden.

So viel zur Schau gestellter Reichtum in einem finanziell stark gebeutelten Land sorgt natürlich für Aufsehen am Strand. Einige Stand up Paddler trauen sich aufs weite Meer hinaus, um sich die Pompösität genauer anzusehen. Doch die Yacht dreht irgendwann genervt ein Stück weiter aufs Meer ab, um die Gaffer loszuwerden.

Der Wind wird im Laufe des Tages immer stärker, so dass wir Mühe haben, unser Tap festzuhalten. Der Strand ist heiss wie eine Herdplatte. Ohne Badelatschen ist es unmöglich zum Wasser zu gelangen. Die Hitze und der Wind treiben uns zurück zum Campingplatz und zur Eistruhe.

Camping Ammos
Pylos-Nestor 240 06
Griechenland
https://campingfuehrer.adac.de/campingfuehrer/griechenland-peloponnes-camping-ammos-gp451.php

Mit dem Wohnmobil nach Finikunda, Peleponnes
der kleine Hafen von Finikunda, Peloponnes

Finikunda

Am frühen Abend fahren wir mit unseren Fahrrädern ins nur einen Kilometer entfernte Finikunda. Der Ort ist nicht besonders hübsch, aber hier gibt es nicht nur einen Supermarkt sowie einen Geldautomaten, sondern auch eine Strandpromenade und einen kleinen bescheidenen Hafen mit zahlreichen hübschen Restaurants und Bars. Im Meer wird noch gebadet. Allerdings ist der Strand sehr schmal. Parallel zur Strandpromenade bietet der Ort eine Gasse mit kleinen Souvenir- und Schmuckgeschäften.

Wir suchen und das scheinbar urigste Restaurant am Hafen und sind fast die einzigen Gäste, weil es noch sehr früh zum Abendessen ist. Natürlich gesellen sich gleich die Hafenkatzen in die Nähe unseres Tisches. Das Essen ist leider nicht sonderlich lecker. Dafür ist der Blick von unserem Tisch direkt am idyllischen Hafen, in dessen glasklaren Wasser kleine Fischerboote schaukeln, sehr schön.

Restaurant Dionysos
Mit dem Fahrrad nach Methoni
Straße nach Methoni

Radtour nach Methoni

An einem anderen späten Nachmittag packt uns auf dem Campingplatz wieder das Fahrradfieber und wir räumen Wasser, das Erste Hilfeset, Geld und die (Handy)Kameras in den Rucksack. Unsere dreijährige Tochter thront im Kinderfahrradsitz, während die Große mit uns die circa 10 Kilometer lange Strecke bis nach Methoni selbst auf ihrem eigenen Rad zurück legen muss. Obwohl es später Nachmittag ist, brennt die Sonne auf den Planeten. Puh, hoffentlich schaffen wir das, denke ich.

Die Straße führt zwar wunderschön an der Küste, an Buchten und einer fruchtbaren Umgebung entlang, aber sonderlich fahrradfreundlich ist sie nicht. Die Autos brausen an uns mehr oder weniger schnell vorbei. Wir sind, wen wundert’s, die einzigen Verrückten, die diese Tour auf einem Zweirad unternehmen.

Wir entdecken direkt an der Straße einen großen Supermarkt im dem wir auf dem Rückweg einkaufen möchten. Ein Stück weiter steht ein armes angebundenes großes Pferd auf einem winzigen Stück Schatten. Danach lockt ein Feigenbaum von dem wir einige Früchte kosten. Richtig reif, sind sie aber leider noch nicht.

Der erste Hügel erscheint vor uns so steil, dass ich zuerst meinen Augen kaum traue und schon kehrt machen möchte. Je näher wir kommen, desto geringer ist glücklicherweise die Steigung. Unsere Tochter verwünscht uns Eltern trotzdem gehörte Hunderte Male. Doch sie ist eine Kämpferin und mit zahlreichen Pausen, viel viel väterlicher Motivation und einer Menge Wasser schaffen wir es doch nach Methoni. Doch ich habe ein sehr schlechtes Gewissen unserer radfahrenden Tochter gegenüber. Sie hat einen roten Kopf und klagt wegen des vielen Wasser, das sie getrunken hat, über Bauchschmerzen. Doch eine Kuscheleinlage und einigen Minuten später, ist sie wieder fit und springt durch die Gegend.

Die Stadt Methoni

Dass es in Methoni ein über Jahrhundert immer wieder aufflammendes Hauen und Stechen gab, spüren wir heute nicht mehr. Die Stadt am südwestlichen Zipfel der Peloponnes wechselte aufgrund seiner militärisch wichtigen Lage im Laufe der Geschichte nämlich mehrmals die Fahnen. Die Venezianer vertrieben die lästigen Piraten und bauten die noch heute berühmte und zu besichtigende riesige Festungsanlage am Meer. 1500 übernahmen die Osmanen hier das Ruder und 1828 fiel Methoni an die Franzosen.

Heute schlagen sich hier keine Truppen mehr die Birnen ein. Das ruhige Städtchen Methoni gefällt uns auf Anhieb sehr gut. Am schmalen Sandstrand wird gebadet. Das Wasser scheint hier eher flach zu sein. Gegenüber schlafen die Inseln Sapiéntsa, Agua Mariáni und Venétiko ihren griechischen Dornrösschenschlaf. Es gibt einen kleinen Campingplatz, Hotels sowie einige Restaurants und Cafés.

Festung Methoni
Festung Methoni

Die Festung Methoni

Die venezianische Festung erreichen wir über eine Brücke. Nach dem ersten Tor zahlen wir pro Erwachsenen 2 Euro Eintritt und erfassen mit jedem zurück gelegten Meter den Umfang der riesigen Festung. Es gibt eine antike Granitsäule, türkische Bäder, eine Zisterne (auf der nur ein morsches Holzgitter liegt und auf das man besser nicht treten sollte, wenn man nicht in die Tiefe stürzen mag) und ein Pulvermagazin. Seitliche Mauern und messerscharfe Klippen schützen die Wehranlage. Am südlichen Ende erwartet uns der schöne Boúrtzi-Turm auf der Felseninsel. Unter einem Torbogen hindurch und dann über eine kleine Brücke führt uns der Weg zu dem von den Türken im 16. Jahrhundert erbauten malerisch schönen Turm. Wir gehen in den Turm, der einst als Leuchtturm und als Gefängnis genutzt wurde. Drinnen weist leider nichts mehr auf seine früheren Funktionen hin.

Damit wir nicht in der totalen Finsternis heimfahren müssen, kehren wir viel zu früh um. Doch wir bevor die 10 Kilometer zurückfahren, stärken wir uns in einem Café mit Sandwiches, Eis sowie zahlreichen Getränken. Der Rückweg fällt uns allen leichter, da die Sonne tiefer steht und es nicht mehr so heiss ist. Während einer Pause betrachten wir den Sonnenuntergang bevor es weiter zum Supermarkt und dann zum Campingplatz geht. Das arme Pferd steht immer noch neben der Straße und ist fast am durchdrehen als wir neben ihm halten.

Leider lesen wir erst nach diesem Ausflug, dass man von Methoni aus per Fischerboot zum Schnorcheln nach Sapiéntsa hätte fahren können. Vor der Inselküste liegt in acht Metern Tiefe antikes Frachtgut. Ein guter Grund für uns noch einmal auf die Peloponnes zu fahren.

Mit dem Wohnmobil unterwegs auf den Peleponnes
Wieder on the Road auf den Peloponnes

Lakonien

Wir wechseln den Finger des Peloponnes und fahren vom messenischen weiter östlich zum lakonischen Golf. Abwechselnd nehmen wir Maut- und Landstraßen. Die Stadt Sparta, die durch den Mythos der tugendhaften, mutigen und harten Spartaner bekannt wurde, bietet heute leider nur eine spartanische Ansicht, wie wir beim Durchfahren bemerken.

Unser Ziel ist der mittlere Finger des Peloponnes, Máni. In der Nähe des hübschen alten Hafenorts Gýthio/ Gýthion, finden wir einen netten Campingplatz direkt am Meer.

Mit dem Wohnmobil nach Gythion, Campingplatz Gythion Bay, Peleponnes
Campingplatz Gythion Bay, Peloponnes

Camping Gythion Bay

Der Platz ist schon gut belegt, aber wir bekommen noch etwas auf dem mittleren unparzellierten Rasenstreifen. Es gibt nicht viel Schatten, aber wir finden wenigstens einen hohen Walnussbaum, der uns für ein paar Stunden am Tag ein wenig vor der sengenden Sonne schützt. Die seitlichen Stellplätze sind hingegen durch geschickte Bepflanzung mit Orangen- und Granatapfelbäumen sowie Wein und durch Sonnenschutznetze angenehm schattig. Deshalb sind sie auch bereits alle vergeben. Deutsche, italienische, französische, niederländische, polnische, russische und allen voran griechische Auto- und Wohnmobilkennzeichen wechseln sich ab. Neben uns macht eine Familie aus Athen Urlaub. Durch ihre 19 Monate alte süße Tochter kommen wir miteinander ins Gespräch. Unsere Kleinen verständigen sich durch das gegenseitige Reichen vom Spielsachen und Süßigkeiten. Später malen sie gemeinsam bei uns am Tisch. Die Mutter erzählt mir einiges über die hohen laufenden Kosten, die sie für die Ausbildung und Betreuung ihrer beiden Kinder aufbringt und wie froh sie sich schätzt, dass sie und ihr Mann beide eine Arbeit haben. Wir treffen in unseren Urlaub nicht unbedingt den durchschnittlichen griechischen Bürger. Dieser hat wahrscheinlich keinen Wohnwagen und kann sich einen Urlaub gar nicht leisten.

Unsere aufgeheizten Körper verlangen nach Abkühlung. Also suchen wir gleich das Wasser auf. Vorne am Meer stoßen wir auf einen großen schönen Swimmingpool (für Erwachsene zum Stehen) mit einem extra Kleinkindbecken. Sonnenschirme mit Liegen sowie zwei große offene und dennoch schattige Lounges mit Matten und Kissen stehen bereit. Als surplus befinden sich an den Schirmen und in den Lounges Klingelknöpfe, um bei den Kellnern eine Bestellung aufzugeben. Na, wenn das kein Luxus ist! Zwischen Bananenbäumen bieten Duschen Abkühlung. Im Minimarkt gibt es neben Früchten und Gemüse sogar einzelne Baby Schwimmwindeln.

Neben dem Restaurant ist zur Freude unserer Jüngsten ein kleiner einfacher Kinderspielplatz. Der wird natürlich nach dem leckeren Essen gerne in Anspruch genommen. Auch ich setze mich mal neben meine große Tochter in eine der Schaukeln und segle mit ihr synchron in den Sternenhimmel. Schaukeln ist so etwas, was ich immer noch genießen kann.

Der Sandstrand ist sauber, allerdings ohne Schatten. Morgens zeigt sich das Meer glasklar und ruhig. Das morgendliche Schwimmen im lakonischen Golf wird zu meinem Morgenritual. Danach fühle ich mich erfrischt genug für eine Runde Squats am Strand. Nachmittags wird es auch hier wieder windiger, so dass das Meer am Abend zwar ruhiger, aber ganz trüb vor Sand ist. Das hält mich nicht davon ab, noch einmal hinein zu gehen und die Kinder durch das salzige Wasser zu jagen.

Mit dem Wohnmobil nach Gythion, Campingplatz Gythion Bay, Peleponnes
Abendstimmung am Pool, Campingplatz Gythion Bay, Peloponnes

Ab 21 Uhr wird für die Kinder im Spieleraum ein Kinoprogramm (etwas hochtrabend, es ist nur ein größerer Flatscreen) mit Pixar und Disney Highlights geboten damit die Erwachsenen draußen mal in Ruhe essen oder einen Cocktail trinken können. Das nutzen wir den ein oder anderen Abend auch gerne mal und erleben am türkis schimmernden Pool eine Art von zweiten Honeymoon. An einem Freitagabend besuchen wir auf dem Campingplatz ein kleines Live Konzert und tanzen mit unseren Töchtern bis spät in die Nacht um die Palmen. Es hat schon etwas von Cluburlaub, aber etwas Abwechslung im Programm ist ja auch mal schön.

Eine weniger angenehme Abwechslung erfahre ich an einem anderen Abend. Unsere siebenjährige Tochter hat die Dartscheibe auf dem Campingplatz entdeckt und deshalb leihe ich mir die Pfeile aus. Irgendwie bekommt die Dreijährige einen solchen in ihre kleinen Hände und wirft ihn unkoordiniert in die Luft. Ich stehe ein paar Meter seitlich neben ihr und bekomme den Pfeil punktgenau an die Stirn. Es zeckt ganz schön, aber ich kann von Glück reden, dass ich ihn nicht ins Auge bekommen habe oder dass ein Kind den Pfeil abgekommen hat. Auf dem Weg zurück zum Wohnmobil entschuldigt sich mein Schutzengel mit einer so wunderschönen Sternschnuppe bei mir, wie ich sie meinen Lebtag noch nicht gesehen habe.

Mit dem Fahrrad zur Hafenstadt Gythion und zur Halbinsel Marathonissi
Mit dem Fahrrad zur Hafenstadt Gythion und zur Halbinsel Marathonissi

Radtour nach Gythion und zur Halbinsel Marathonissi

Mit dem Fahrrad wagen wir die zweite körperliche Expedition in diesem Urlaub. Wir möchten auch erkunden, wo die nächste Einkaufsmöglichkeit ist. Die ersten 15 Minuten geht es die flache Küstenstraße entlang und der erste Supermarkt ist schnell gefunden. Nach einem kurzen Check geht es weiter. Vielleicht schaffen wir es ja nach Gythion? Nach kurzer Zeit sehen wir, dass sich die Hauptstraße einen Berg hoch schlängelt. Da wir nicht wissen, wie hoch der Berg ist, entschließen wir uns Richtung Meer abzubiegen. Das kleine Sträßchen führt uns durch das Örtchen Mavrovouni. Wir halten uns an der Küste und radeln doch noch den Berg hinauf. Nun sehen wir die schöne Hafenstadt Gythion und die Halbinsel Marathonissi mit dem Leuchtturm. Der Ehrgeiz hat uns vollends gepackt und zum Umkehren ist es jetzt auch zu spät. Wir fahren die recht steile Küstenstraße ein paar Hundert Meter hinab zur Halbinsel. Hier sollen die schöne und treulose Helena und Paris ihre erste Liebesnacht auf ihrer Flucht von Sparta nach Troja verbracht haben… oh la la. Wir gondeln über den schmalen Damm zum antiken Liebesnest.

Zuerst fällt uns ein geschlossenes aber noch neu und schön aussehendes Restaurant auf. Schade, die Lage wäre jetzt ideal für ein kühles Getränk. Gegenüber baden und schnorcheln ein paar Familien. Aufgegebene Fischerboote rotten an Land vor sich hin. Es stinkt nach Müll. Ob das zu Helenas und Paris Zeiten auch schon so war? Wahrscheinlich nicht. Ansonsten wäre der Einstieg eher unromantisch ausgefallen.

Wir radeln auf der Insel weiter zum Tzannetakis Tower, der leider geschlossen ist. Darin müsste sich ein Ethnologisches Museum befinden, wenn wir das richtig verstehen. Laut unserem Reisebegleiter Google ist der Turm nur am Wochenende von 8 bis 16 Uhr geöffnet. Wir finden kein Schild mit Öffnungszeiten, dafür aber einen Grashüpfer, der sich mit einer schönen roten Blüte vergnügt. Sie diese beiden vielleicht die Reinkarnation von Helena und Paris?

Der bewohnte Leuchtturm ist für Besucher nicht zugänglich. Wir radeln die Küstenpromenade bis zum Hafen, wo es für die Kinder allerlei Baustellenschiffe und für uns frisch gefangene Tintenfische zu bestaunen gibt. Zahlreiche Lokale mit draußen stehenden Tischen und Stühlen reihen sich am Hafen auf. Wir versorgen uns mit frischem Bargeld und decken uns auf dem Rückweg mit Leckereien ein.

Biohof und Schiffswrack

Im Landesinneren, in der Nähe von Gythíon, soll es den Biohof Karababas mit 1.300 Olivenbäumen geben. Allerdings ist dieser nach Hexenküche anmutende Hof nicht mit dem Wohnmobil erreichbar, weil die Straße es nicht zulässt. Eine weitere Radtour möchten wir unserer siebenjährigen Fahrerin nicht zumuten.

Ein legendäres verrostetes Schiffswrack am nahe gelegenen Glyfáda-Strand lassen wir ebenfalls aus. Ein entspannter Tag am Strand und am Pool ist uns bei der Hitze wichtiger. Außerdem haben wir dann noch weitere Gründe, um die Halbinsel Peloponnes noch einmal zu bereisen…

Biohof Karababas
www.biohof-karababas.com

Mit dem Wohnmobil nach Kyllíni, Campingplatz Fournia Beach
Mit dem Wohnmobil nach Kyllíni, Campingplatz Fournia Beach

Élis

Unsere letzte Etappe vor unserer Rückreise haben wir uns strategisch in die Nähe von Pátras gelegt. Es ist ein mehrstündiger Ritt einmal von der Region Lakonien zurück in die Élis-Region. Aber somit haben wir dann an dem Tag an dem wir die Fähre nehmen müssen, keinen Stress.

Sonnenuntergang bei Kyllini
spektakulärer Sonnenuntergang bei Kyllini

Campingplatz Fournia Beach

Der Campingplatz Fournia Beach bei Kyllíni hat eine spektakuläre Lage hoch über den Meer. Er ist gut besucht, aber nicht restlos ausgebucht. Wir bekommen einen der allesamt parzellierten und schattigen Plätze für unser Gefährt. Es gibt auch eine Reihe von modernen Ferienwohnungen und -häusern auf dem Gelände. Außerdem sorgen ein Lokal mit Blick aufs Meer, zwei Bars und ein Minimarkt für das leibliche Wohl. Mit dem Spielplatz sind auch die Bedürfnisse der kleineren Kinder abgedeckt.

Auf Wunsch der Kinder springen wir zuerst in den Pool. Die Kleine klettert ins Kleinkindbecken. Beide sind ziemlich warm, aber wir sind für jede Erfrischung dankbar. Danach essen wir ganz pragmatisch im preiswerten Lokal des Campingplatzes, weil uns nach der Fahrerei weder nach Kochen noch nach einer weiteren Fahrt zum Restaurant ist. Das Essen ist okay, der Ausblick besser. So schlendern wir zum terrassierten Hang hinunter und genießen einen wundervoll-kitschigen Sonnenuntergang zwischen den uns gegenüberliegenden Inseln Zakinthos und Kefalonia. Im Meer schwimmen immer noch junge Leute im Grüppchen, obwohl es recht wellig ist. Überhaupt scheint der Campingplatz bei Jugendreisegruppen beliebt zu sein. Nachts hören wir von ihnen allerdings keinen Mucks. Dafür ist es immer noch so warm und schwül, so dass es im Wohnmobil kaum abkühlt. Unserer Großen geht es deshalb morgens so schlecht, dass sie sich übergeben muss.

Den letzten Tag auf den Peloponnes verbringen wir am Meer. Das Wasser ist so flach, dass auch unsere Jüngste voll auf ihre Kosten kommt. Ein bisschen kommen wir auch zum Schnorcheln. Wir sagen den Seeigeln und ein paar Fischen guten Tag:

Mittags gehen wir wieder nach oben zum Wohnmobil, weil unsere Tochter sich nach ihrem Kreislaufproblem nicht so viel in der Hitze aufhalten soll. Viel trinken und ausruhen ist angesagt. Nachmittags ist sie prompt wieder fit und wir erlauben ihr noch einmal in den Pool zu springen.

Fournia Beach Camping & Village

Mit dem Wohnmobil nach Kástro, Kyllini auf den Peleponnes

Kástro

Abends zieht es uns zur Frankenfestung Chlemutsi im Ort Kastro. Diese ist leider genau an einem Tag in der Woche geschlossen und diesen Tag haben wir perfekt erwischt. Das steht allerdings nicht auf einer Infotafel an der Burg. Das verrät uns nur Google. Unser Reiseführer ist nicht mehr up to Date und das Internet auf dem Campingplatz war quasi nicht existent. Schade, denn die große Burg hat einiges zu bieten, wie der Infopavillon verrät. Mit einem äußeren hohen Mauerring schützt sie ihre innere sechseckige Anlage und ihre riesigen Gewölbe. Von oben soll man einen tollen Blick zu den Ionischen Inseln und über die Halbinsel Peloponnes haben.

Da wir so früh im Ort sind, ergattern wir einen der letzten freien Tische in der Taverna Castello. Hier lassen wir es uns und schönem Ambiente sehr gut schmecken!

Chlemoutsi
Kastro 270 50, Ilia, Griechenland

Taverna Castello

Heilquellen von Loutra-Kyllini
Heilquellen von Loutra-Kyllini

FKK in den Heilquellen von Loutrá Kyllíni

Asthma? Bronchitis? Irgendeine Hautkrankheit oder Rheuma? Die Heilquellen von Loutrá Kyllíni sollen gegen diese Krankheiten helfen. In der Nähe der Badeanlage öffnen wir das Türchen zur Anlage des ehemaligen römischen Badehauses. Ein kleines Amphitheater rottet hinter Absperrgittern vor sich hin. Die letzten Spaziergänger verlassen gerade das Gelände. Eine einsame schwarze Herrenbadehose und ein Tuch hängen über dem Zaun, der die traurigen Reste des römischen Badehauses vor neugierigen Kletterern schützt. Ein Zikadenorchester ertönt aus den riesigen Bäumen ringsumher.

Der Geruch nach faulen Eiern hält sich noch in Grenzen, obwohl hier das heilende Wasser aus mehreren Röhren in Auffangbecken laufen und ein milchig leuchtendes Türkis annehmen. „Mama, was machst Du?“, fragt mich meine Tochter mit erstaunten Augen, als ich mich spontan nackt ausziehe und mich in eines dieser Becken stelle und mich dem heilenden Wasserstrahl hingebe. Unsere Dreijährige bekommt bei dem Anblick auch Laune es mir nachzutun. Gemeinsam lassen wir uns von dem leicht schwefligen Wasser nass spritzen. Im Sonnentergang fahren wir, den Bibi & Tina Song „Der beste Sommer“ laut schmetternd zurück zu unserem Campingplatznest. Die letzte Nacht auf der Insel des Pelops bricht viel zu schnell herein. Morgen Vormittag müssen wir schon zur Hafen von Pátras aufbrechen.

Mit dem Wohnmobil von Pátras zurück nach Ancona
Mit dem Wohnmobil von Pátras zurück nach Ancona

Fährfahrt von Pátras nach Ancona

Ausgeruht uns gesund startet unser großer Liebling in den Tag. Ihre jüngere Schwester ist auch fit. Also steht unserer Abfahrt nichts mehr in Weg. Am Hafen von Pátras wird unser Wohnmobil auf blinde Passagiere genau kontrolliert. Wir müssen sogar unser Bettzeug aus dem Alkoven hinunter nehmen. Danach geht es direkt zum Terminal und wir beobachten eine feuerwehrrote 200 Meter lange Fähre von Superfast Ferries und im Anschluss unsere Fähre beim Einlaufen in den Hafen. Es liegt eine ganz eigene Ästhetik in diesen großen Tankern, den Tauen und Pollern, finde ich. Vor uns steht ein Mercedes Bus 711 mit einem BMW 650er Motorrad hinten dran und einem Stahlboot oben auf dem Dach, seitlich sind die Surfbretter angeschnallt. Die Leute haben manchmal die abenteuerlustigsten Dinge dabei, stellen wir staunend fest. Und wir dachten schon, dass wir viel Zeug dabei hätten!

Nachdem unsere Fähre vollgetankt ist, nehmen wir um 15.30 Uhr Abschied von den wunderbaren Peloponnes und stechen mit der Hellenic Spirit in See. Dieses Mal stehen wir direkt an der Außenwand der Fähre, so dass wir vom Wohnmobil seitlich aufs Meer blicken und uns selbst fast wie eine kleine Fähre fühlen dürfen. In Pátras gehen nur wenige Passagiere an Bord, so dass unser Deck bis zum nächsten Hafen nur zu einem Fünftel gefüllt ist. Wir lernen ein deutsches Pärchen mit Baby kennen, dass gerade fünf Wochen auf den Peloponnes und in Delphi unterwegs war. Wir haben den Eindruck, dass einige ihre Elternzeit gerne für solch eine Reise nutzen.

Mit dem Wohnmobil von Pátras zurück nach Ancona
Abschied am Deck der Hellenic Spirit von den Peloponnes

Diese Leere auf dem Schiff nutzen wir für eine Dusche und Spaziergänge an Deck, wo es trotz des Windes unheimlich heiss ist. Schlafende Drachen in Form von kargen Inseln liegen im Meer. Zahlreiche Segelboote umschwirren sie wie Fliegen.

Manchen Passagieren macht die Hitze offenbar wenig aus. Sie setzen sich mit einem Buch knallhart in die Sonne. Um 19 Uhr öffnen das Bordrestaurant und das Selbstbedienungslokal, wo wir endlich unseren Hunger stillen können. Unseren mitteleuropäischen Rhythmus, was die Speiseaufnahme betrifft, haben wir immer noch nicht abgelegt.

Mit dem Wohnmobil von Pátras zurück nach Ancona
Sonnenuntergang zwischen Korfu und

Danach beobachten wir bugseitig den leuchtenden Sonnenuntergang und heckseitig das Einlaufen im Hafen der Insel Korfu. Im Hafen warten ein Dutzend Wohnmobile, zahlreiche Pkw und Lkw auf die Hellenic Spirit. Es wird voller auf der Fähre. Trotzdem bekommen wir noch einen Platz ganz vorne im Bug des Cafés. Der Ausblick auf die in der Dunkelheit rot und grün blinkenden Lichter, die den Kapitän aus der schmalen Bucht lotsen sollen, ist bei einem Mythos Bier schon sehr hübsch anzusehen.

Erst spät machen wir im Wohnmobil das Licht aus. Den oberen Teil der Tür lassen wir angekettet offen, so dass immer eine frische Meeresbrise hinein wehen kann. Alle Fenster stehen auf Kipp und unsere drei Ventilatoren surren im Turbogang, weil es immer noch so warm ist.

Mit dem Wohnmobil nach Coriano, Italien
Mittagessen in der Pizzeraia Sp.accop in Coriano

Mittagessen in der Pizzeria Sp.accio in Italien, Coriano

Nach der Ankunft in Ancona sind wir zum Mittagessen mit unseren italienischen Freunden in der Pizzeria Sp.accio verabredet. Im kühl temperierten weiss gestrichenen Untergeschoss genießen wir frisch zubereitete Speisen mit Zutaten aus der Region. Danach toben sich die Kinder zwischen den Tischen aus bis sich unsere Kleine die Nase blutig schlägt und wir sie mit dem Spielplatz draußen trösten. Wäre es nicht so heiss gewesen, hätten wir auch unter den Sonnenschirmen essen und den Blick bis zum Meer genießen können.

Im zur Pizzeria gehörenden Geschäft nehme ich als Souvenir für uns Zuhause leckeren Hartkäse und Kekse mit. Auch die Produkte im Geschäft stammen alle aus der Comunità San Patrignano in der Gemeinde Coriano. Die Menschen, die in der Pizzeria arbeiten und die diese Produkte herstellen, nehmen an einem Drogen-Rehabilitationsprogramm teil. Die junge Verkäuferin, die mich beim Kauf berät, erzählt mir, dass sie demnächst zusammen mit 18 anderen Frauen nach vier Jahren das Projekt verlässt. Die Frauen seien ihr durch die gemeinsame Vergangenheit näher als Schwestern geworden, erzählt sie weiter. Ich finde Rehabilitationsprojekte generell sehr sinnvoll, stehe dem Programm aber skeptisch gegenüber, weil die Menschen unentgeltlich für dieses Unternehmen arbeiten, das neben Restaurants, Shops und eine Webagentur betreibt, wie mir unser italienischer Freund berichtet. Das hat schon einen ausbeuterischen Charakter.

Pizzeria Sp.accio
Via S. Patrignano, 66, 47853 Coriano RN, Italien
http://spaccio.sanpatrignano.org/it/pizzeria

Mit dem Wohnmobil nach Venedig, Camping Fusina
Sonnenaufgang über Venedig, abendliches Lichtermeer über der Lagunenstadt, Tanker vor dem Campingplatz Fusina

Campingplatz Fusina

In der Lagune von Venedig, an der Mündung des Brenta-Kanals, liegt unser neues Nest für diese Nacht. Wir stehen parallel zum Wasser auf dem Campingplatz Fusina mit Blick auf das durchlauchte Venedig, la Serenissima. Riesige Kreuzfahrtschiffe leuchten wie Weihnachtsbäume vor der Lagunenstadt. Die Kolosse überragen die dahinterliegenden Türme bei weitem.

Obwohl die Umgebung recht industriell ist, liegt der Campingplatz Fusina ruhig. Zudem ist der Platz recht groß, die Rezeption sehr freundlich. Einzig die dort nächtigenden Jugendlichen haben unsere Nachruhe etwas gestört. Es gibt einen Biergarten, ein Restaurant, sogar ein Fitnesscenter (nichts davon haben wir getestet) und einen kleinen und etwas überteuerten Minimarkt. Es macht daher Sinn, sich vor dem Einchecken mit dem Nötigsten einzudecken. In Venedig sind Lebensmittelhändler rar. Der Campingplatz bezeichnet sich selbst als Designcampingplatz und hebt besonders die sanitären Außenanlagen hervor. Das ist sicherlich Geschmackssache. Wir haben 41,50 Euro pro Nacht für uns bezahlt und im Internet vorher gebucht. In Anbetracht der Lage ist der Preis in Ordnung.

Camping Fusina
Via Moranzani, 93 30176 Fusina – Venezia

http://www.campingfusina.it/de/camping.aspx

Mit dem Wohnmobil nach Venedig, mit den Kindern unterwegs in der Lagunenstadt
Mit dem Wohnmobil nach Venedig, mit den Kindern unterwegs in der Lagunenstadt

Venedig

Das tolle an dem Campingplatzes ist, dass es nur zwei Minuten per pedes bis zur Fähranlegestelle ist. Innerhalb von 20 bis 25 Minuten fahren wir an einigen unbewohnten ehemaligen Klosterinseln vorbei und legen an der Station Zettare neben der Kirche Chiesa du Santa Maria del Rosario an. Bevor das Gequengel überhaupt losgehen kann, kaufen wir in der erstbesten Eisladen den Kindern gleich eine Kugel Eis, das sie zufrieden vor sich hin schlecken, während wir gemeinsam gen Zentrum laufen.

Palazzo Grassi

Wir spazieren über die Ponte dell’Academia über den Grand Canal hinüber zum Palazzo Grassi. In dem Palast zeigt der französische Unternehmer und Kunstsammler François Pinault aktuell die Arbeit seines bekannten Künstlerfreundes Damien Hirst. Unsere Jüngste findet den dicken Penis des 18 Meter hohen kopflosen „Damon with Bowl“ der wohl derzeit größten Eulenspiegelei Ausstellung „Treasures from the WRECK of the Unbelievable.“ im Artium des Palasts beeindruckend. Beeindruckend ist auch der Eintrittspreis von 18 Euro pro Erwachsenen für eine Ausstellung deren Ausstellungsstücke in dreifacher Ausfertigung für potentielle Käufer vorhanden sein sollen.

San Marco

Danach schlendern wir weiter durch die schmalen Gassen des San Marco zum Markusplatz. Je näher wir dem berühmten Platz kommen, desto voller wird es auf den Gehwegen und desto kürzer werden die Abstände zwischen den Geschäften, die allerlei Muranoglas und venezianische Masken feil bieten.

In den Kanälen kreuzen die Gondolieri mit ihrer Touristenfracht. Die Umläufe der am Markusplatz liegenden Gebäude mit ihren Cafés und Edelboutiquen sind mit hellen Vorgängen verhangen um die Hitze fern zu halten. Die bodenlangen Vorhänge ziehen meinen Blick nach oben. Die maroden Deckengewölbe sind mit Netzen bespannt damit der Putz nicht auf unsere Köpfe hagelt. Das Café Florian, in dem ich vor circa 20 Jahren die wahrscheinlich teuerste Cola getrunken habe, zeigt sich erstaunlich leer.

Unsere Kinder sind nicht gut drauf. Unsere Ältere hat eine Eifersuchtsattacke und ihre kleine Schwester will sich nur noch auf den Schultern thronend durch die Stadt bewegen. Meinem Mann und mir ist tierisch heiss. Unsere Urlaubsstimmung war schon mal besser. Erschöpft lassen wir uns auf die Stufen der Basilica de San Marco nieder und beobachten die Besucherschlange mit Selfies schießenden Duck Faces. Dazwischen wuselt ein kleines Männlein mit goldenem Gürtel und roten Kopfhörern und sucht in den Mülleimern nach verwertbaren Hinterlassenschaften. Ein auf die überall ihren Müll herumliegen lassenden Touristen schimpfender Italiener kickt eine Plastikflasche haarscharf an uns vorbei. Ich kann seinen Frust nachvollziehen. Ein paar kaum merkliche Regentropfen fallen aber ein (Stimmung) reinigendes Gewitter bleibt noch aus. Die Lage bleibt angespannt.

Biennale Arte 2017 im Arsenale von Venedig
Biennale Arte 2017 im Arsenale von Venedig

Biennale Arte 2017

An der Uferpromenade hebt der Kauf einer blau-weiss gestreiften Kapitänsmütze die Laune unserer großen Tochter und hier treffen wir auch unsere italienischen Freunde wieder, die mit dem Zug angereist sind. Gemeinsam laufen wir am Ufer entlang zum Stadtteil Castello. Die Touristenmassen schieben uns vorwärts. Auf einer Brücke streiten sich ein paar Männer lautstark. Das Wetter scheint sich in einer so vollen Stadt direkt auf die Gemütslage der Menschen auszuwirken. Je näher wir unserem Ziel, dem Arsenal, kommen, desto weniger werden die Menschen und desto entspannter wird es auch.

In einer ehemaligen Werft und Waffenlager, dem Arsenal, besuchen wir die älteste Biennale der Welt, die Biennale di Venezia. Hier sind glücklicherweise keine Touristenscharen mehr. Wir laufen durch die Themenausstellung. Die Pavillons widmen sich unterschiedlich Sujets wie z.B. Erde, Traditionen, Schamanen, Farben, Zeit und der Unendlichkeit. Die Kinder sind von den riesigen Kunstobjekten genauso fasziniert wie wir. Manche Videokunst, wie zum Beispiel eine Geige, die auf einem Karussell angebracht ist und im vorbei drehen den Bogen streift und dadurch einen Klang erzeugt, spricht auch ihrem Alltag an. Aber auch die bunten an einer Schnur befestigten Luftballons, die sich direkt auf der Wasseroberfläche bewegen, finden sie toll. Manche Kunstwerke dürfen wir auch begehen. Im Pavillon der Schamanen lassen uns in einer raumgreifenden Skulptur des brasilianischen Künstlers Ernesto Neto in Form eines Zelts aus einem grob hoch gespannten Netz nieder. Auf dem Boden ist Baumrinde gestreut und Kissen liegen herum. Ein paar Mädchen mit gutem Rhythmusgefühl nutzen die bereit stehenden Trommeln. Beeindruckend sind auch die riesigen Fleisch fressenden Blumen sowie die bunten Wollknäuel im Pavillon der Farben, die scheinbar die Hallenwand hinauf klettern. Es gibt noch vieles mehr, was ich hier erwähnen möchte, aber das würde den Rahmen sprengen.

Draußen am Hafenbecken liegen große verschieden farbige Steinkugeln, die an Planeten erinnern. Am liebsten würden unsere Kids sie besteigen. Gegenüber steht ein altes U-Boot auf dem Trockenen, das sicherlich Teil eines dort ansässigen Museums ist.

Mit dem Wohnmobil nach Venedig
der Himmel über der Lagunenstadt wird immer bedrohlicher

Ein Tornado fegt über Venedig

Den mit dem goldenen Löwen ausgezeichneten deutschen Länderpavillon schaffen wir nicht, weil über Norditalien ein Tornado hinweg fegt und nun ein Dutzend Blitze über unseren Köpfen hinweg einen grellen Tanz vollführen. Der Donner antwortet dicht darauf. Wir flüchten uns in den schönen chinesischen Pavillon und ruhen uns auf den Treppenstufen aus bis das Gewitter vorüber ist.

Im warmen Sommerregen laufen wir zur nächsten Bootsanlegestelle. Ich habe leider zu wenig Wasser getrunken und bekomme Kopfschmerzen. Diese werden auf dem schaukelnden Boot des aufgewühlten Gewässers immer schmerzhafter. Der Schaffner fängt an der nächsten Station an, einen farbigen Fahrgast, der sich wie wir zuvor falsch angestellt hat, rassistisch zu beschimpfen. Gegen ihn sind die Berliner Busfahrer Unschuldslämmer.

Im Wohnmobil angekommen, pfeife ich mir zwei Kopfschmerztabletten ein und lege mich mit einem nasskalten Lappen auf der Stirn hin. Unsere Kleine ist hingegen fit. Der Powernap auf der Fähre hat ihr gereicht um mit ihrem Laufrad munter an der Uferpromenade entlang zu rollen. Bald geht es auch mir wieder besser und wir öffnen noch einmal den Spielzeugschrank für ein paar Runden „Reise-Obstkorb“. Um 21.30 Uhr eingeschlafen, wache ich vom Gegröle angetrunkener Jugendlicher auf, die gegenüber unseres Wohnmobils an der Promenade feiern.

La Biennale di Venezia – Arsenale
Campiello Tana, 2169/F, 30122 Venezia VE, Italien
http://www.labiennale.org/en/art/2017

Mit dem Wohnmobil auf dem Rückweg nach Berlin
Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!

Back in Germany, Stellplatz in Zirndorf

Um 8.30 Uhr verlassen wir den Campingplatz Fusina und düsen gen Heimat. Die Museen von Reinhold Messner heben wir uns für einen späteren Südtiroltrip auf. In Österreich schleppen wir uns von Stau zu Stau und fluchen, weil wir für die zweispurige Mautautobahn auch noch Geld berappen müssen. Unser Ziel, um 18 Uhr noch kurz kostenfrei im den Playmobil Funpark zu gehen, können wir an die Navihalterung hängen.

Um 20.30 Uhr erreichen wir endlich Zirndorf und lassen es uns nach diesem Marathon zur Belohnung im gemütlichen Gasthof Bub gut gehen. Auf dem Stellplatz beim Funpark finden wir noch einen Stellplatz für unsere letzte Nacht bevor wir weiter nach Berlin fahren.

Gasthof Bub
Fürther Str. 5, 90513 Zirndorf

Mit dem Wohnmobil von Italien nach Griechenland
Abenteuer Fährfahrt auf dem adriatischen Meer

Literatur und Reiseführer

Peloponnes: Reiseführer mit vielen praktischen Tipps. Taschenbuch – 2. Juni 2015

Mit dem Wohnmobil auf die Peloponnes (Womo-Reihe) Taschenbuch – 19. Januar 2014

Zum Vorlesen oder zum selber Lesen für Kinder

Die schönsten griechischen Sagen Gebundene Ausgabe – 1. August 2005

Die spannendsten griechischen Sagen (Grosse Vorlesebücher) Gebundene Ausgabe – 1. Februar 2007

Camping-Kurzurlaub an der Ostsee, Wohlenberger Wiek

riesige aufblasbare Einhorn Luftmatratze
riesige aufblasbare Einhorn Luftmatratze

Ich sehe die Schlagzeile in Lokalpresse bereits vor mir: „Einhorn auf der Ostsee gesichtet“. Zum dritten Geburtstag unserer Tochter habe ich mir ein Kindheitstraum erfüllt und ein aufblasbares Badetier in Form eines riesigen Einhorns bestellt. Offiziell ist das weiße schwimmende Gummitier mit dem Regenbogenmähne und dem -schweif natürlich ihr Geburtstagsgeschenk. Leider haben wir unsere super Handpumpe Zuhause vergessen. Aber mit dem guten alten Blasebalg und eigener Atemluft verwandelt sich die flache weiße Gummimatte auch ratzfatz in ein wunderschönes Pferd mit goldenem Horn.

Es ist mit 275 x 140 x 120 cm und einer Tragfähigkeit von bis zu 200 Kilogramm groß und kräftig genug, dass sowohl meine beiden Töchter als auch ich locker darauf Platz nehmen können und mit dem phthalatfreien Gefährt am Naturstrand der Wohlenberger Wiek entlang schippern. Der Wind ist ablandig und daher werden wir ständig weiter hinaus hinaus in die Bucht getrieben. Durch die Ebbe ist es jedoch so flach, dass unsere fast sieben jährige Tochter auch nach circa 100 Meter Entfernung zum Strand noch im Wasser stehen kann. Sie nimmt am liebsten die Aufgabe als Rosseführerin ein. Dadurch kann ich mich fast liegend herrlich sonnen während meine dreijährige Tochter zwischen meinen Beinen sitzt und sich an den beiden Haltegriffen am Hals des Einhorns festhält und ihre Schwester anfeuert. Mit diesem auffälligen Badespielzeug fallen wir natürlich schon von weitem auf. Es wollen auch mal andere Passagiere aufsteigen und dann räume ich meinen Platz für sie.

Während unsere große Tochter mit ihrer neuen Freundin, die hier ihre Oma in ihrer Dauercamperlaube besucht, für meinen Geschmack viel zu weit draußen im Wasser spielt, vergleicht sich unsere Dreijährige ihre  Bikinifigur mit der einer anderen Dame, die neben uns am Strand liegt: „Papa, warum hat die Frau so einen dicken Bauch? Ich hab auch einen dicken Bauch“.

Unser Stellplatz auf dem Calingplatz Liebeslaube an der Ostsee, Wohlenberger Wiek
Unser Stellplatz auf dem Campingplatz Liebeslaube

Der Campingplatz „Liebeslaube“

Über das verlängerte sonnigwarme Himmelfahrtswochenende haben wir uns vor ein paar Wochen auf dem Campingplatz „Liebeslaube“ einen Stellplatz reserviert. Nein, das ist wirklich kein Swinger Club, sondern ein ganz ruhiger Platz für bis zu 90 Touristen-Caravan und -Wohnmobile auf der grünen Wiese sowie für 350 Dauercamper, die direkt am Strand stehen dürfen. An Feiertagen sind die Stellplätze schnell ausgebucht. Eine Reservierung ist deshalb wirklich zu empfehlen.

Die Lage

Die Liebeslaube befindet sich in der Wohlenberger Wiek, dem Südwestteil der Wismarbucht an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns. Die nächst gelegene größere Stadt ist die Hansestadt Wismar. Das ist für Radtouren uns sonstige Ausflüge sehr praktisch. Von Nordwest-Berlin sind es circa 182 Kilometer bis zur Wohlenberger Wiek.

Ostsee Bucht der Wohlenberger Wiek
Bucht der Wohlenberger Wiek

Der Strand

Für die Wahl des Campingplatzes war für uns ausschlaggebend, dass der Strand nur 150 Meter entfernt und damit kinderfußläufig ist. Wir haben wenig Lust das ganze Strandgedöns hunderte Meter zu schleppen.

Die sichelförmige Bucht zeigte sich während unseres Aufenthalts windgeschützt. Durch die Heckenrosen und Bäume am Rand zum Campingplatz gibt es auch etwas Schatten, wobei ein Schirm oder eine Strandmuschel dennoch empfehlenswert sind. Sobald nachmittags die Sonne frontal auf uns niederzubrennen drohte, waren wir für unsere gute Strandausstattung dankbar.

Dadurch das sich der Strand Naturstrand nennt, werden die am Strand trocknenden Algen nicht weg geräumt. Demzufolge entsteht an mancher Strandstelle, sagen wir mal, ein spezieller Geruch. Aber nun gut. Es ist halt Natur. Es gibt genug Plätze an denen es nicht nach alten Sushi duftet. Nichtsdestotrotz staksen wir im Storchengang über glipschige Steine, Algen in verschiedenen Verwesungsstadien und Schlick bis wir von unserer Strandbase klares Wasser erreichen. Danach überkommt mich beinahe ein Florida-Feeling (die Palmen und Flamingos muss man sich dazu denken, aber ich war noch nie in Florida ). Der Uferbereich ist, wie bereits erwähnt, bei Ebbe äusserst flach und dadurch für kleinere Kinder ideal zum Planschen. Für Surfanfänger oder Stand up Paddler ebenfalls. Für geübte Schwimmer dafür weniger.

Weiter östlich lockt ein Abschnitt mit Steilküste zu dem ich morgens laufe. Schwalben haben sich Dutzende von Nester darin gebaut und fleissige Künstler haben Steinmännchen Kunstwerke am Strand hinterlassen. Östlich gibt es ausserdem einen weiteren Campingplatz.

Campingplatz Liebeslaube
Campingplatz Liebeslaube

Die Ausstattung

Die liebevolle Bepflanzung fällt mir als erstes auf, als wir unseren Stellplatz beziehen. Es ist alles sehr gut gepflegt und sauber.

Das großzügig geschnittene Sanitärgebäude ist ganz neu und hat zwei Familienbäder (muss man vorher buchen) ein barrierefreies Bad, eine Hundedusche und ein super schönes Kinderbad mit eine Dusche in Form eines Leuchtturms. Männer- und Frauenbäder gibt es natürlich auch.

Wer keine Lust hat selbst zu kochen, kann in der Gaststätte „Ristorante Rimini“ mit Blick auf die Ostsee essen gehen oder sich ein Eis (1 Euro pro Kugel) für den Strand holen. Im kleinen Supermarkt mit Café gibt es mehr als das Nötigste sowie morgens ab 8 Uhr frische Brötchen und Tageszeitungen.

Neben einer Surfschule gibt es einen Fahrradverleih und Radwanderkarten, Tischtennisplatten auf der Zeltwiese, Beach-Volleyball am Strand, einen Kinderspielplatz direkt am Supermarkt beziehungsweise Sanitärgebäude. Für Hunde gibt es einen eigenen Strandbereich und sogar einen Spielplatz. Durch diese Hundeextras gibt es auf diesem Campingplatz etwas mehr Vierbeiner als normalerweise.

In der Hauptsaison wird eine Puppenbühne bespielt und ein Kinderprogramm geboten. Gegen eine Nutzungsgebühr von pauschal 5 Euro pro Tag beziehungsweise 10 Euro pro Woche steht WLAN zur Verfügung. Aber wir machen uns ohne den ganzen Chichi hier eine schöne Zeit.

Wer kein Zelt oder Wohnwagen hat, kann sich auf dem Campingplatz eine von insgesamt 17 Ferienwohnungen, ein Campingfass aus Holz (Tönnis) oder eine Strandlaube mieten. Ein Stellplatz für ein Wohnmobil kostet in der Hochsaison je Nacht 28 Euro inklusive zwei Erwachsene. Kinder sowie die Chipkarten zum Duschen (Kinder duschen kostenfrei) sowie Wäschewaschen und -trocknen kosten wie überall extra.

Weizen- und Ratsfelder entlang des Ostseeküstenradwegs auf dem Weg nach Wismar
Weizen- und Ratsfelder entlang des Ostseeküstenradwegs auf dem Weg nach Wismar

Radtour nach Wismar

Bereits nach wenigen Hundert Metern, im Ort Beckerwitz, gibt es den ersten kleinen Radunfall in der Familie. Er ist zum Glück harmlos und die Pflaster dürfen im Rucksack bleiben. Durch den unfreiwilligen Stopp, kommen wir in den Genuss, die schöne reetgedeckte Jugendherberge und das dazugehörige Dorf aus Baumhäusern zu begutachten. Die Baumhäuser bestehen aus übereinander liegenden Holzwaben und sehen sehr modern aus.

Der Rest der Radtour auf dem Ostseeküstenradweg nach Wismar verläuft zwar mit etwas Gemecker seitens unserer fast sieben jährigen Tochter, aber bei einer circa zwölf Kilometer langen Strecke ist das mehr als verständlich. Ab und an geht es auch bergauf, so dass entsprechend gestrampelt werden muss. Leider handelt es sich bei dem Radweg nicht um einen reinen Weg für Fahrräder, sondern es fahren dort auch Autos. Für unsere am liebsten in der Straßenmitte fahrende Tochter ist das ein gutes Training.

Der schöne Ausblick über die Weizen- und Rapsfelder entschädigt zumindest uns Eltern für die ständigen Rufe „rechts fahren, es kommt ein Auto!“ und Herzrasen bei jedem nahenden Automobil. Die fast Dreijährige singt sich derweil eins auf dem Fahrradsitz.

Fährhaus in der Hansestadt Wismar
Fährhaus in der Hansestadt Wismar

Wunderschöne Altstadt in der Hansestadt Wismar

In Wismar bekommen unsere Mädels erstmal eine prall gefüllte Tüte Naschereien aus dem so genannten Bärenland-Geschäft. Dermaßen belohnt können wir einen Spaziergang durch die Altstadt mit der allgegenwärtigen Backsteingotik unternehmen. Am genau 100 x 100 Meter messenden Marktplatz sind alle Cafés gut besucht. Zahlreiche Touristen entspannen unter den Sonnenschirmen.
Ein gendermäßig betrachtet absolut moderner kleiner Brunnen mit einer Meerjungmannn und einer -frau (leider kein Trinkwasser) am Wasserkunstwerk von 1602 ziert diesen großen Platz. Früher diente das Wahrzeichen der Stadt der Trinkwasserversorgung und erzählt noch heute in deutscher und lateinischer Schrift davon.

Wir bummeln durch kleine hübsche Gassen zum Wahrzeichen der Stadt. Dieses besteht aus einem 80 Meter hohen Turm der Marienkirche. Davor kann man eine moderne Skulptur in Form von einem Tauziehwettbewerb betrachten. Hier zieht eine Gruppe an einem Tauende während auf der gegenüberliegenden Seite nur eine Person zieht. Wer wird wohl am Ende gewinnen? Kann man es alleine gegen mehrere schaffen? Hier lässt es sich mit Kindern wunderbar philosophieren.
Andeutungen in Form von Sitzbank hohen Außenmauern zeigen wie groß die Kirche vor ihrer Sprengung 1960 einmal gewesen sein muss. Solch eine tolle Idee hatten dieselben oder andere Leute zehn Jahre früher bereits in Berlin mit dem Schloss auch in die Tat umgesetzt. Aber bald bekommen wir Berliner ja ein neues Schloss in Mitte.

Direkt an der Marienkirche steht das ehemalige Verwaltungshaus der Kirche, das Archidiakonat. Durch den mit Windlöchern verzierten Staffelgiebel des Backsteingotikhauses scheint die Sonne von Süd nach Nord hindurch.

Insgesamt gibt es in in der circa 42.000 Einwohner zählenden Hansestadt so viele herrschaftliche sanierte Bürgerhäuser, die Zeugnis der einst so mächtigen Hansebundes mit Hamburg, Lübeck, Rostock und Stralsund ablegen, dass die Altstadt verdientermaßen seit 2002 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Besonders hübsch finde ich das alte rote Fährhaus, weil es so schön schief über einem Hafenkanal schwankt.

Alte Hafen in Wismar
Alte Hafen in Wismar

Der alte Hafen

Bei den sommerlichen Temperaturen zieht es uns zum Alten Hafen von Wismar. Hier starten übrigens mehrmals täglich Hafen- und Seerundfahrten in die Wismarbucht Richtung Poel. Wir verputzen an einem der Kutter ein Fischbrötchen bevor wir am historischen Wassertor vorbei weiter zum Hafen laufen.

Wir bleiben an Land und gönnen den Kindern ein paar Runden auf dem Hafenrummel während wir einen riesigen Katamaran aus blankem Stahl beim Anlegen beobachten. Das bunte Halligalli-Geblinke des Rummels bildet einen ordentlichen Kontrast zu den alten Speichergebäuden aus Backstein, die gerade nach und nach saniert und ausgebaut werden.

Den sicherlich sehr schönen 17 Hektar großen Tierpark südwestlich von der Wismarer Altstadt heben wir uns für ein anderen Besuch auf. Die Stadt gefällt und so gut, dass wir auf jeden Fall wieder kommen. Vielleicht ziehen wir dann in eines der luftigen Bienenwabenbaumhäuser…

Frische Milch von der Milchtankstelle
Frische Milch von der Milchtankstelle

Einmal Milch volltanken, bitte!

Statt an einer Tankstelle für Pkw kommen wir auf der Rückfahrt bei der täglich geöffneten Milchtankstelle Zierow vorbei. An einem Automaten zapfen wir eine Flasche mit frischer Rohmilch direkt vom Melkstand für einen Euro plus 50 Cent Flaschenpfand. Hoffentlich wird die nicht sauer bis wir sie in den Kühlschrank unseres Wohnmobils legen können!

mit den Kindern im Archäologisches Freiluftmuseum Groß Raden
Archäologisches Freiluftmuseum Groß Raden

Slawischer Burgwall

Damit die Rückfahrt nach Berlin etwas unterhaltsamer verläuft, halten wir in Groß Raden um das Archäologische Freilichtmuseum zu besuchen. Gegenüber vom Oldtimer Museum ist der offizielle kostenpflichtige Parkplatz (2 Euro) des Orts. Wir spazieren beziehungsweise laufradeln die 1,3 Kilometer durch das niedliche Dorf, an einer Pferdekoppel vorbei, zwischen Ausstellungshaus, Spielplatz und Badesee hindurch und ein Stück durch einen Wald mit riesenhaften Buchen bis zum Freilichtmuseum. Für 7 Euro bekommen wir eine Familieneintrittskarte.

Ähnlich wie in Raddatz (im Spreewald) haben hier die Slawen vor etwas mehr als 1.000 Jahren eine Burgwall gebaut. Hier allerdings auf einer Insel am Rande eines Sees. Unsere Tochter ist leider nicht zu bewegen an einer der urigen Werkstätten einen Holzkrug zu bauen. Wer Lust darauf hat, kann sich auch mit Pfeil und Bogen sowie Kräutern mit solch gesund klingenden Namen wie Pestwurz ausstatten.

Slawisches Dorf auf dem Geländes des Archäologischen Freiluftmuseums in Groß Raden
Slawisches Dorf auf dem Geländes des Archäologischen Freiluftmuseums in Groß Raden

Wir haben es eher auf den harmloseren Honigstand in einem der Lehmhäuser abgesehen und decken uns mit allerlei Honiggedöns ein. Süße Honigbonbons hier, eine handgemachte Honigseife und -handcreme da.
Einige eingerichtete Lehmhütten sind außerdem zu besichtigen. Dabei muss unsere dreijährige Tochter gut auf ihr Holzlaufrad aufpassen. Ein einjähriger halbnackter Stepke verfolgt sie flinken Fußes. Beeindruckend wie gut er schon laufen kann, findet seine stolze Mutter: „Er ist erst ein Jahr und 27 Tage alt und ist ja so interessiert an allem!“. Noch beeindruckender ist es für mich zu sehen, wie schnell unser Kind vor ihm davon radelt.

Wir überqueren den Holzsteg hinüber zum Burgwall. Von hier aus mussten die Slawen einen guten Überblick gehabt und heran nahende Feinde rasch entdeckt haben. Wir werden genau hier auf dem Burgwall auch gewarnt. Eine Sirene ertönt und warnt uns vor einem Wärmegewitter. Oder ist das vielleicht nur ein Testalarm, wie er auf dem Lande durchgeführt wird? Schwül genug für ein Gewitter ist es allemal. Deshalb machen wir uns nun auf den Weg zurück zum Wohnmobil. Natürlich nicht ohne vorher noch ein Wassereis zu holen, das bis zum Parkplatz aufgegessen ist.

mit dem Wohnmobil von der Ostsee auf dem Weg nach Berlin
mit dem Wohnmobil von der Ostsee auf dem Weg nach Berlin

Im Zickzack durch Brandenburg zurück nach Berlin

Auf dem Rückweg nach Berlin geraten wir auf Autobahn in einen Stau. Es ist so heiss, dass sich ein Teil der Seitenverkleidung löst. Unsere Liste an Reparaturarbeiten (Küchenwasserhahn, Küchenlampe, Ventilator, Dachsolarzelle) erweitert sich damit um einen weiteren Punkt. Juhu!

Mein Mann baut das lose Teil am nächsten Parkplatz ab und wir wechseln auf die Landstrasse. In Wittstock geraten wir wegen einer Ampel in den nächsten sechs Kilometer langen Stau. Wenigstens weht hier noch ein Wind frische Luft aus dem Wald herein anstatt die Abgase des vorderen Autos.

Wir gondeln nun von Dörfchen zu Dörfchen. Im Dorf Nackeln sagen sich wohl nicht Fuchs und Hase, sondern die Dackel gute Nacht. So langsam setzt uns die Hitze zu, ich merke das. Eine Klimaanlage haben wir nicht im Wohnmobil.

Es geht unter Baumalleen an Weizenfeldern vorbei. Störche auf den Wiesen.
Viele schöne alte halb verfallende Häuser regen unsere Fantasie an. Was könnte man aus diesem Gutshaus oder jener alten Mühle tolles machen! Von uns aus könnten wir immer Landstraße fahren. Wir sind on the Road und die Welt ist groß. Wir haben einen Plan und fahren los. Es ist alles nur eine Frage der zur Verfügung stehenden Zeit und der Nerven der Kinder, versteht sich.

Adressen und Informationen

Ostsee-Campingplatz „Liebeslaube“
An der Wohlenberger Wiek 1
23968 Hohenkirchen
www.campingplatz-liebeslaube.de

Ostseeküstenradweg: www.adfc-tourenportal.de/viewtrackobject.php?trackObjectID=9230

www.wismar.de/Tourismus-Welterbe/Wismar-erleben


Hansestadt Wismar

http://www.wismar.de/Tourismus-Welterbe

Zierower Milchtankstelle
Betriebsgemeinschaft Zierow
Am Grundbarg 1
23968 Zierow
Deutschland
http://www.milchtankstellen.com


Archäologisches Freilichtmuseum Groß Raden

Kastanienallee 49
19406 Groß Raden
http://www.freilichtmuseum-gross-raden.de

Einhorn Luftmatratze – Riesiges Aufblasbares Einhorn Pool Unicorn Float – Einhorn Schwimmtier Mit Schnellen Ventilen Schweben (275 ×140 ×120 cm, Einhorn): http://amzn.to/2riIkD5

Roadtrip: Mit dem Wohnmobil durch Südschweden

Mittelmeerfeeling am Strand von Südschweden, bei Åhus
Mittelmeerfeeling am Strand von Südschweden, bei Åhus

Es hat etwas länger gedauert, aber nun ist er endlich fertig. Unser Bericht über unseren 1.900 Kilometer langen Roadtrip durch Südschweden mit dem Wohnmobil, Kind und Kegel, den wir in den letzten Osterferien unternommen haben. Doch genau genommen ist Südschweden zu kurz gegriffen. Wir sind auch in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen sowie in Roskilde gewesen. Wir hatten im April ein sehr durchmischtes Wetter in Skandinavien, so dass vom Sonnenschein-T-Shirt-Wetter bis hin zum Schneeregen alles dabei war. Es war in Schweden auch noch nicht alles geöffnet, was den geneigten Touristen interessiert. Dennoch würden wir diese Reise durch Schonen, Småland und Dänemark immer wieder so unternehmen. Auch die Überfahrt mit der Scandlines Hybridfähre von Rostock nach Gedser war ein entspanntes Reiseerlebnis. Wir haben so viele Eindrücke insbesondere von der Landschaft gesammelt, so dass wir sie immer noch in unseren Köpfen und Herzen tragen.

Unsere Etappen- und Ausflugsziele in Südschweden und Dänemark

Aber zunächst immer der Reihe nach. Bevor Ihr Euch den ausführlichen chronologischen Reisebericht durchlest oder Euch nur die Kapitel rauspickt, die für Euch interessant sind, kommt hier ein Überblick der Etappen- und Ausflugsziele unserer elftägigen Reise:

– Start: Berlin
– Rostock, Fährhafen in Deutschland
– Gedser, Fährhafen in Dänemark
– über die Öresundbrücke nach Schweden
– Malmö (Schonen/ Skåne), Schweden
– Lund (Schonen/ Skåne), Schweden
– Åhus (Schonen/ Skåne), Schweden
– Öland (Insel), Schweden
– Kalmar (Småland), Schweden
– Fagersand (Småland), Schweden
– Västervik (Småland), Schweden
– Vimmerby (Småland), Schweden
– Vättersee (Småland), Schweden
– Habo (Småland), Schweden
– Tingsryd (Småland), Schweden
– Kopenhagen, Dänemark
– Rostock, Fährhafen in Deutschland
– Rückfahrtsziel: Berlin

 

Fahrt mit der Scandlines Hybridfähre von Rostock nach Gedser
Fahrt mit der Scandlines Hybridfähre von Rostock nach Gedser

Tag 1: Von Berlin über Dänemark nach Schweden (423 gefahrene Kilometer)

Standort morgens: Berlin
Kilometerstand morgens: 86.155
Standort abends: bei Malmö, Schweden
Kilometerstand abends: 86.578

Alle angeschnallt? We are ready to take off! Die Kinder, mein Mann und ich sitzen im Wohnmobil. Es ist Osterferienbeginn und wir fahren auf unsere erste Wohnmobilreise in diesem Jahr. Alle Fächer sind gefüllt mit Kleidung, Lebensmitteln, Getränken, Reiseführern, Malutensilien, Spielsachen und vielen anderen mehr oder weniger nützlichen Krimskrams. Juhu, unser Roadtrip nach Südschweden kann nun, nach allen Vorbereitungen und Recherchen, endlich beginnen. Alles ist bestens, wir starten sogar nur mit 15 Minuten Verspätung vor unserer Haustür. Doch noch in unserer Stadtstraße bekommen wir beim Blick in den Reisepass eines unserer Kinder bekommen wir einen Schreck. Der Reisepass ist seit zwei Monaten abgelaufen. Oh weia, hoffentlich lassen uns die Schweden rein. Noch während der Fahrt vereinbare ich mit meinem Smartphone einen Termin beim Einwohnermeldeamt damit wir für die nächste Reise besser vorbereitet sind.

Eine Tüte Süssigkeiten als Reiseproviant auf der Hybridfähre muss einfach sein
Eine Tüte Süssigkeiten als Reiseproviant auf der Hybridfähre muss einfach sein

Die Fährfahrt mit der Scandlines-Hybridfähre von Rostock nach Gedser

Unser erstes Etappenziel für heute ist der Fährhafen in Rostock. Ohne jeglichen Stau, aber mit einem abgefallenen und notdürftig mit einem Tapeband an der Decke festgeklebten Rückspiegel, kommen wir vormittags um 11.30 Uhr in Rockstock an. Um 13 Uhr legt die Fähre erst ab. Der Check-in ist bis zu 15 Minuten vor Abfahrt für gebuchte Fahrzeuge möglich. Es bleibt uns also genug Zeit, um den Rückspiegel wieder richtig zu befestigen. Unsere Fährtickets haben wir bereits circa  drei Wochen vorher online gebucht. Die Buchungsbestätigung zeigen wir beim Check-In im Hafen vor. Um 12:30 Uhr rollen wir auf unsere zugewiesene Spur für Wohnmobile. Die Autoschlange ist weitaus länger als die für Wohnmobile. Glück gehabt. Wir steigen mit Kind und Kegel aus, um uns am Hafen etwas umzusehen und einen Blick auf die anlegende Hybridfähre zu werfen. Nun geht alles ganz schnell. Wir steigen wieder ein und die Scandlines Fähre nimmt unser Wohnmobil in ihrem 460 Pkw fassenden Bauch auf. Wir packen die nötigsten Dinge und gehen sofort an Deck, um dort die Abfahrt aus dem Hafen von Rostock zu erleben. Es ist ganz schön windig hier oben. Es ist eine Hybridfähre, also eine Fähre, die traditionellen Dieselantrieb mit Batteriebetrieb verbindet. Das ist umweltfreundlicher und sauberer.

Nachdem wir den Menschen am Strand von Rostock zum Abschied gewunken haben, gehen wir unter Deck und suchen uns einen freien Tisch mit Blick auf die Ostsee. Die Fähre schnurrt ganz leise über die Ostsee, so dass wir kaum spüren, dass sie sich vorwärts bewegt. Nur ganz selten schwankt das Schiff ein ganz klein wenig. Unsere Kinder dürfen sich eine Süßigkeitentüte mit riesigen bunten Bonbons füllen und amüsieren sich in der Kinderspiel- und tobeecke. Dort läuft zudem die Dschungelbuch-Serie, was unsere Kinder natürlich freut. Bei Bedarf steht sogar eine kostenfrei nutzbare Mikrowelle bereit, um Babybrei aufzuwärmen. Auch im Spielbereich ist alles sehr sauber, friedlich und entspannt. Es gibt WCs mit Wickeltischen, was für unsere Kleine natürlich absolut wichtig ist. Die Süßigkeiten sind kaum aufgefuttert, ertönt bereits der Gong und wir kehren zu unserem Wohnmobil zurück. Die Fährfahrt von 1 Stunde und 45 Minuten ist auch schon vorbei. Ich finde es schade, dass wir schon da sind. Denn ich mag diese Art zu reisen sehr gerne. Beim der Fortbewegung aufs Meer blicken zu können, entspannt und entschleunigt mich so ungemein.

Mit dem Wohnmobil zum Öresund
Mit dem Wohnmobil zum Öresundkanal

Über die Öresundbrücke von Dänemark nach Schweden

Velkommen til Dammark! Kurze Zeit später rollen wir im Hafen von Gedser von Deck und berühren mit den Wohnmobilreifen das erste Mal dänischen Boden. Unsere Pässe werden nicht stichprobenhaft kontrolliert, was uns erleichtert. Am späten Nachmittag fahren wir am Flughafen von Kopenhagen vorbei, durchfahren einen drei Kilometer langen Unterwassertunnel und überqueren anschließend die Öresundbrücke nach Schweden. Es ist schon ein erhebendes Gefühl diese wirklich spektakuläre Brücke zu überqueren. Sie erinnert mich an unsere Nordfrankreichtour im Sommer 2016 als wir die Brücke von Le Havre überquerten. Die im Jahr 2000 eröffnete 7,8 Kilometer lange Öresundbrücke ist nämlich die längste Auto- und Eisenbahnbrücke mit einer Schrägseilkonstruktion der Welt, wie ich im Netz herausfinde. Die Maut beträgt für die einfache Fahrt 50 Euro. Unser Wohnmobil fällt zum Glück noch in die Preiskategorie Pkw bis zu sechs Meter. Pkw von sechs bis neun Meter Länge oder Pkw mit Anhänger bzw. Wohnwagen zahlen 100 Euro pro Strecke.

Ausblick auf die Öresundbrücke bei Malmö
Ausblick auf die Öresundbrücke bei Malmö

Unser Campingplatz bei Malmö

Välkommen till Sverige! Kaum durch Dänemark gefahren und schon berühren unsere Wohnmobilreifen das erste Mal schwedischen Boden. So viele Premieren an einem Tag, ob unser Gefährt so viel Aufregung wohl aushält? Viel Zeit um mir darüber Gedanken zu machen, wie das Gefühlsleben unseres Wohnmobils aussehen könnte, habe ich nicht. Denn erinnern wir uns? Na, wer hat am Anfang des Beitrags aufgepasst? Genau, wir Rabeneltern haben es nicht gecheckt, dass unser Kind mit einem ungültigen Kinderreisepass unterwegs ist.  Das Glück ist aber mit den Dummen. Unsere Pässe möchte hier auch niemand sehen. Wir werden lediglich gefragt, wo das Ziel unserer Reise ist und dürfen passieren. Kurze Zeit und einige mich an Spanien erinnernde Kreisverkehre (anscheinend haben beide Länder eine Vorliebe für Kreisverkehre, die mich völlig Kirre machen) später, halten wir auf einem Campingplatz in der Nähe von Malmö in der Provinz Skane (Schonen). Bis 1658 gehörte die Provinz Schonen noch zu Dänemark, falls es irgendjemanden im World Wide Web noch interessieren sollte.

Auf dem Campingplatz der Kette First Camp ist nicht viel los. Die Rezeption ist unbesetzt. An der Tür klebt ein Zettel mit dem Hinweis auf eine Telefonnummer, die wir doch bitte anrufen mögen. Super, das erinnert mich an eine Schnitzeljagd oder an einen Escaperoom. Diese Escaperoom-Spiele mache ich mit den anderen Waldkita-Mamas ab und an ganz gerne. In diesem Fall verhält es sich allerdings genau umgekehrt. Wir möchten ja rein und nicht raus. Egal, ist ja mal ein neuer spielerischer Ansatz. Vielleicht eine neue Geschäftsidee für einen Inscape Room? Und es wird sogar noch spannender! Über die angerufene Securitydienstnummer erhalten wir einen Code für einen ChipkartenSafe. Code eingegeben und schon springt ein Schließfach auf und eine Chipkarte liegt für uns bereit. Damit können wir die Schranke an der Einfahrt zum Campingplatz öffnen und die Sanitärbereiche ebenso. Geschafft, es funktioniert.

Zur Belohnung bekommen wir einen Stellplatz direkt am Spielplatz. Noch zwei andere Kinder aus Potsdam hangeln sich von Stange zu Stange. Nachdem sich unsere Kinder auf diesem riesigen Spielgerät, das an ein Schiff erinnert, ausgetobt haben, laufen wir über eine breite Grünfläche zum Meer. Es ist nämlich etwas trostlos hier unter diesem weiten windigen grauen Himmel und den kargen Bäumen. Leider sind hier viele Tretminen in Form von Hundekot auf der Wiese versteckt und wir sind die ganze Zeit damit beschäftigt aufzupassen nicht hineinzutreten. Das Prinzip kennen wir aus Berlin bereits gut. Am Meer angekommen, blicken wir vermutlich von einem alten Bunkerdach über die dunkelgraue Ostsee bis hin zur geschwungenen Öresundbrücke. Wow, sind wir heute weit gekommen!

Die Schlossenten (oder -gänse?) am Malmöhus Slott
Die Schlossenten (oder -gänse?) am Malmöhus Slott

Tag 2: Unterwegs in Schonen (129 gefahrene Kilometer)

Standort morgens: bei Malmö, Schweden
Kilometerstand morgens: 86.578
Standort abends: Åhus, Schweden
Kilometerstand abends: 86.707

Malmö

Da unsere Campingplatz-Chipkarten offenbar nicht aufgeladen oder wie einfach zu blöd sind und wir an der erst ab 10 Uhr morgens besetzten Rezeption niemanden fragen können, müssen wir kalt duschen. Das ist echt hart, weil es draußen auch schon ziemlich kühl ist. Die Sanitärbereiche sind auch nicht umbedingt im besten Zustand. Hoffentlich bekommen die Betreiber das bis zum Start der Hauptsaison noch besser hin.

Nach dem Frühstück checken wir an der nun besetzen Rezeption aus (die Rezeptionsdame fragt uns, ob wir nun die Karte fürs warme Duschen aufladen möchten, hahahah) und fahren mit dem Wohnmobil nach Malmö.

Da wir mit dem Wohnmobil nicht direkt ins Stadtzentrum von Malmö reinfahren möchten, finden wir am Öresund, in der Nähe eines Parks, einen kostenfreien großen Parkplatz. Bis zum Stadtzentrum ist es von hier aus zwei Kilometer. Doch der Weg entlang der Küste ist wie ein schöner Spaziergang. Finden wir Eltern. Unsere Kinder leider nicht. Zum Glück wird das Wetter immer besser, je näher wir dem Stadtzentrum rücken. Wir kommen nicht nur der Sonne, sondern auch Schwedens höchstem Gebäude, dem 190 Meter hohen Turning Torso immer näher. Doch wir gehen nicht in den Stadtteil Västra Hamnen, in dem das Hochhaus steht, sondern biegen südlich davon ab Richtung Zentrum. Unser Ziel ist das Malmöhus Slott, das über einen Brücke erreichbar ist. Um dieses Schloss herum schnattern viele Entchen im breiten Festungsgraben, die aber auch gerne mal einen Ausflug auf den Bürgersteig machen und ganz anders aussehen als bei uns in Berlin. Das Schloss, ein Ensemble aus verschiedenen Backsteingebäuden, war einst eine Trutzburg, in der Hexenprozesse stattfanden und die 1870 einen verheerenden Brand geradeso überstand. Heute beherbergt die Festung das Moderna Museet Malmö. Sehr hübsch und sehenswert!

Stadtspaziergang durch Malmö, der Villa Torg Platz
Stadtspaziergang durch Malmö, der Villa Torg Platz

Wir spazieren zunächst übergehen kopfsteingepflasterten Lilla Torg Platz um den sich viele alte liebliche Fachwerkhäuser mit Cafés und Restaurants schmiegen. Dann geht es weiter über den Stortorget, dem weiten Hauptplatz. Auf diesem Platz begrüßt uns hoch zu Ross niemand weniger als Karl X. Gustav, ein schwedischer Held, der Schonen von den Dänen zurückgewann. An diesem repräsentativen Ort befinden sich auch das Rathaus, das älteste Bürgerhaus der Stadt, das Kockska Huster sowie der Sitz des Regierungspräsidenten.

In der 300.000 Einwohner zählenden und damit drittgrößten Stadt Schwedens begegnen uns viele englisch und deutsch sprechende Passanten. Einige machen auf uns eher den Eindruck, dass sie hier leben als nur Urlaub zu machen. Obwohl heute Sonntag ist, öffnen die meisten Geschäfte um 12:00 Uhr. Praktisch, denn wir haben die Socken für unsere Tochter zu Hause vergessen. Meine Tochter und ich stürzen ins in die Einkaufsstraße Södergatan. Die Shopping Alarmsirene meines Mannes springt an. Er begleitet uns lieber, um das Ausmaß der Einkäufe besser kontrollieren zu können.

Blick von einer Brücke im Kungsparken in Malmö auf den Rörsjökanalen
Blick von einer Brücke im Kungsparken in Malmö auf den Rörsjökanalen

Auf dem Weg zurück (wir haben neben den Socken wirklich nur noch eine Leggings und ein T-Shirt erstanden) zum Wohnmobil überqueren wir die zentrale Bushaltestelle der Stadt und betreten den dicht bewachsenen alten Friedhof von Malmö. Tausende von blau-lila Blümchen wecken hier meine Frühlingsgefühle. Der Friedhof erinnert mehr an einen schönen Park und ist gut besucht.

Westlich vom Friedhof liegt übrigens der bekannte Platz Gustav Adolfs Torg, den wir allerdings leider nicht besuchen. Noch weiter westlich grenzt der Friedhof an den Kanal und den weitläufigen und idyllischen Kungsparken sowie den Slottsparken, die wir beide durchqueren und an dessen Nordseite wieder das Schloss Malmöhus steht. Es liegt also alles ganz dicht beieinander hier in Malmö.

 

Mit dem Wohnmobil nach Lund, Schweden
In Lund lohnen der Besuch des Doms, der Kunsthalle und des Universitätsgeländes

Studentenstadt Lund

Gleich neben nebenan von Malmö, also 30 bis 40 Kilometer entfernt, wartet Lund auf uns. Diese Stadt mit ihrem berühmten Dom, dem Dom zu Lund, wurde mir empfohlen. Also möchte ich mir das mal ansehen, dieses Lund, das einst zu Dänemark gehörte und dessen wichtigste Stadt war. Die Kinder haben keine Lust drauf. Die Kleine schläft sogar. Mein liebster Mann ist ein Schatz und lässt mich alleine einmal durch das Stadtzentrum ziehen und wartet mit den Kindern im Wohnmobil, auf dem Martenstorget Platz mitten in der City.

Die Sonne knallt mittlerweile richtig, das Licht blendet mich so, dass ich eine Sonnenbrille brauche. Es ist sehr befreiend so ohne Kinder durch die gemütliche Universitätsstadt zu laufen. Das Tempo selbst zu bestimmen. Die Studenten sitzen mit hochgerollten T-Shirtärmeln draußen vor den Cafés. Es gibt ein paar hübsche Läden, doch bei dem Wetter möchte ich lieber draußen bleiben. In einem Baum baumeln dutzende bunte große Blumentöpfe und Gießkannen. Wie haben sie die da nur hinauf bekommen? Schnell habe ich den imposanten romanischen Dom (1145 fertig gestellt) gefunden, an dessen Außenmauern sich die Leute sonnen und unterhalten. Ich schleiche mich in den Dom. Drinnen ist es viel heller und freundlicher als ich von außen vermutete. Gleich rechts neben dem Haupteingang befindet sich eine sehenswerte astronomische Uhr. Auf dem Rückweg schaue ich noch kurz in der Kunsthalle, der Kunsthall, vorbei. Der Eintritt ist kostenfrei und drinnen überrascht mich eine tolle Ausstellung namens „We have a dream“ (läuft noch bis zum 7.4.17) in der schwarz-weiss Fotografien über Menschen zu sehen sind, die sich für bestimmte Themen stark machen. Danach werfe ich noch einen Blick in das kleinen schräg gegenüber der Kunsthalle stehenden schmalen Backsteinhäuschen namens Krognoshuset in dem sich auf mehreren niedrigen Etagen Galerieräume befinden.

Am Strand bei Ahus
Am Strand bei Ahus, Schweden

Åhus und der Nachmittag am Meer

Wir verlassen die transnationale Öresundregion und fahren circa 84 Kilometer quer durch Schweden, um nach Åhus an der Ostküste zu kommen. Bei Åhus biegen wir mitten im Kiefernwald in einen Campingplatz ein. Wir hätten es uns heute früh in Malmö eigentlich sparen können für diesen Ort telefonisch sowie per Onlineüberweisung einen Stellplatz zu reservieren, denn auch hier ist so gut wie gar nichts los. Die Rezeption ist auch hier unbesetzt. Um uns herum stehen fast ausschließlich Dauercamper-Wohnwagen, die derzeit unbewohnt sind. Doch der Platz ist idyllisch.

Wir wollen zum Meer und schnallen unsere Räder ab. Ein kurzes Stück die Straße entlang geradelt und schon sind wir am weißen Sandstrand. Erfreulicherweise hat hier, neben einem noch geschlossenen Strandhotel bereits ein einsamer Eisladen geöffnet. Der Kontrast zum gestrigen Spaziergang zum Öresund könnte kaum größer ausfallen: Eis in der Waffel, kaum hörbares Meeresrauschen, weißer Sandstrand, Sonnenschein, kein Windhauch, Kinder, die in Unterhosen durchs Wasser springen, eine Feuerstelle an der Rauch aufsteigt. Es ist ein Traum. Wir schlendern ganz gemütlich an den kleinen bunten Fischerhütten entlang. Hinter dem Strand sehen wir einen Kletterpark, der momentan noch nicht geöffnet zu sein scheint.

Wieder zurück bei unserem Wohnmobil. Das frühabendliche Sonnenlicht bricht durch die Kiefern. Wir breiten draußen auf der Wiese unsere Picknickdecke aus, stellen den Gasgrill raus und machen uns ein leckeres Abendessen. Meine Güte, haben wir heute viel schönes gesehen und es ist doch erst der erste richtige Urlaubstag in Schweden.

Campingplatz Kapelludden in Borgholm auf Öland
Campingplatz Kapelludden in Borgholm auf Öland

Tag 3: Öland (273 gefahrene Kilometer)

Standort morgens: Åhus, Schweden
Kilometerstand morgens: 86.707
Standort abends: Borgholm, Insel Öland, Schweden
Kilometerstand abends: 86.980

Die Landschaft wird endlich hügeliger entlang der E22 nördlich in Richtung Kalmar. Moosbewachsene Felsbrocken liegen übereinander gepurzelt. Es gibt hier auf dem Land keine Windräder wie wir es in Deutschland gewohnt sind, denn die Schweden erzeugen offenbar ausreichend Energie durch Wasserkraft. Beim Durchfahren der Ortschaften müssen wir gut aufpassen, denn in jedem Ort wartet ein Blitzer auf fotogene Karossen. Der Liter Diesel kostet übrigens derzeit 14 schwedische Kronen, also umgerechnete 1,45 Euro, an den stellenweise nur wenigen Tankstellen.

Nach weiteren 230 gefahrenen Kilometern, von denen wir nach Kalmar sechs Kilometer auf der stellenweise 40 Meter über dem Kalmarsund liegenden Ölandbrücke zurückgelegt haben, kommen wir in Borgholm, der so genannten Inselhauptstadt von Öland, an. Das 130 Kilometer lange und nur 16 Kilometer lange Öland liegt südlich von Gotland und darf sich Schwedens zweitgrößte Insel nennen. Jetzt im April präsentiert sich uns die Ostseeinsel, bis auf die circa 25.000 Einwohner, fast menschenleer. Ebenso wie Gotland soll Öland im Sommer knackevoll sein, verrät uns der Reiseführer.

Campingplatz „Kapelludden“ auf Öland

Borgholm wiederum liegt ungefähr in der Inselmitte an der Westseite, wo milderes Klima als an der Ostseite herrscht. In Borgholm-Town füllen wir im ICA Supermarkt unsere Vorräte auf. Der Campingplatz mit dem lustigen Namen „Kapelludden“ gehört ausnahmsweise mal nicht zur First Camp Gruppe. Und hier sind wir wirklich die aller aller einzigsten und aller aller ersten Campinggäste! Dabei ist der Campingplatz wirklich der Knaller und die junge Mitarbeiterin ausgesprochen freundlich und hilfsbereit. Wir bekommen einen Stellplatz mit Panoramablick auf den Kalmarsund. Es gibt ein Spaß- und Schwimmbad mit Sauna und Fitnessclub sowie ein nagelnagelneues schickes Sanitärgebäude mit vier Küchen und einem zur See hin verglasten Speiseraum.

Mit dem Wohnmobil nach Öland, Schweden
Mit dem Wohnmobil nach Öland, Schweden

Burg Borgholm

Die Sonne scheint noch immer und wir wollen uns bewegen. Also radeln wir an den schmucken Strandvillen von Borgholm vorbei bis zur nahe gelegenen Burg von Borgholm und schließen unten am Berg unsere Räder an. Die barocke Burg diente einst als Befestigungsanlage und im 14. Jahrhundert kurz als Wohnsitz der Herzöge von Öland bis 1361 der Dänenkönig Waldemar Atterdag sie eroberte. Oben angekommen, erinnert mich die Ruine eher an einen megagroßen Bunker. Kaum vorstellbar, dass hier im Sommer Stars und Sternchen Konzerte veranstalten. Leider sind wir um 15 Uhr für eine Besichtigung der Sehenswürdigkeit zu spät dran. Die Burg schließt zwar erst um 16 Uhr, aber eine Stunde vorher ist kein Einlass mehr möglich. Tja, schade (für die Kasse, in der bestimmt heute nur sehr wenig Kronen gelandet sind).

Wir waren ausnahmsweise so schlau und haben eine große Fleecedecke mitgenommen und genau auf diese legen wir uns am Fuße der Burg. Und dort halten wir nach einem leckeren Picknick einen wohl verdienten Nachmittagsschlaf bis die Mitarbeiterin im ansonsten menschenleeren Besucherzentrum ihre Stunde rum gebracht hat und nach Hause fährt. Frisch und erholt radeln wir weiter durch den hübschen kleinen Wald bis zum Sollidenslott (Schloss Soliden), der schönen Sommerresidenz der schwedischen Königsfamilie. Leider können wir den sehenswerten Schlosspark heute auch nicht besichtigen und das Café Kaffetorpet ist leider auch geschlossen. Aber dafür gibt es vor dem Schlosstor einen netten kleinen öffentlichen Spielplatz für unsere Kinder. Zwei andere schwedische Familien sind auch hier und laden uns spontan auf eine Runde Eis ein, dass sie in einer Familienpackung mit dabei haben.

Abends genießen wir den luxuriösen Platz im Campingplatzkochstudio und nutzen den Backofen um die Tiefkühlpizza für die Kinder zu erwärmen. Mal abgesehen davon, dass man dort nur schwerlich eine Pizza machen kann, ist dort einfach bequemer als in der kleinen Wohnmobilküche alles zuzubereiten. Außerdem waschen und trocknen wir unsere Kleidung. Wir wissen ja nicht, wann wir dazu wieder die Gelegenheit haben werden.

Schiffswrack Swick auf Öland, im schwedischen Zauberwald Trollskogen
Schiffswrack Swick auf Öland, im schwedischen Zauberwald Trollskogen

Tag 4: Inselleben auf Öland

Standort morgens: Borgholm, Insel Öland, Schweden
Kilometerstand morgens: 86.980
Standort abends: Borgholm, Insel Öland, Schweden
Kilometerstand abends: 87.100 (wegen Hin- und Rückfahrt nach Trollskogen)

Der Zauberwald Trollskogen an der Nordspitze von Ölend

65 Kilometer nördlich von von Borgholm, an der nördlichsten Spitze von Öland befindet sich das märchenhafte Naturschutzgebiet Trollskogen, was auf deutsch Zauberwald bedeutet. Zwischen den bizarr geformten Bäumen und Rieseneichen sollen Trolle leben… Wie niedlich ist das denn, bitte sehr? Klar wie Kloßbrühe, dass wir dort mit dem Wohnmobil hinfahren. Ohne auf dem Campingplatz auszuchecken, versteht sich, denn es gefällt uns hier einfach zu gut. Außerdem liegt am Strand  des Naturschutzgebiets ein Schiffswrack! Dieses Schiff namens Swiks war in seinem früheren Leben ein stolzer Schoner, ein Dreimaster, der vor 91 Jahren vor Öland kenterte und an Land gespült wurde und sich seitdem hier ausruht. Aber zunächst der Ruhe nach:

Startpunkt der Wanderung

Startpunkt unserer Wanderung durch den Zauberwald ist ein Parkplatz. Dort gibt es ein altes Wartehäuschen sowie Eisenbahnschienen, von denen ich mir kaum vorstellen kann, dass sie noch in Betrieb sind sowie ein sehr sauberes WC damit auch ja niemand den Trollen aus Versehen auf den Kopf pinkelt. Gegenüber stehen ein gutes Dutzend kleine rote Holzhütten, die über die Flora und Fauna des Naturschutzgebiets informieren. Es gibt auch deutschsprachige Flyer zum mitnehmen. Kurz vor diesen niedlichen Hütten befindet sich auch das Eingangsgatter für insgesamt drei verschiedene ausgeschilderte Routen durch das Naturschutzgebiet. Für Familien mit Kinderwagen sowie an Rollstuhlfahrer ist auch gedacht, denn für sie gibt es einen ein Kilometer kurzen Weg, der durchgängig gut befestigt und breiter angelegt ist. Die zweite Route ist zwei Kilometer lang und bietet einen Einblick in die Flora des Waldes. Wir sind kinderwagenlos und bewegungsfreudig und entscheiden uns für den 4,5 Kilometer langen anfangs geteerten Rundwanderweg, der uns vorbei an uralten Eichen durch den Wald bis zur Küste führt wird.

Eine Installation von im Wald gesammelten Müll (von Schuhen bis zum Fernsehgerät ist alles dabei) kurz nach dem Eingangsbereich erinnert jeden Besucher daran, hier nichts zurückzulassen. Wirklich schockierend, was die Menschen so alles achtlos in den Wald werfen. Das schmutzige Ergebnis erinnert mich an die leider erfolgreiche Müllsammelaktion der Waldkitakinder bei uns im Tegeler Forst.

„Har du sett Bett troll?“ Hast Du einen Troll gesehen? Gleich am Anfang stimmt uns ein Informationsschild über das Aussehen und die Eigenheiten von Trollen auf. Also aufgepasst, vielleicht sehen wir ja einen? Unsere Tochter ist nach wenigen Metern bereits der Überzeugung, einen Troll entdeckt zu haben. Leider sind meine Augen nicht mehr gut genug um ihn zu sehen.

Schiffswrack Swick auf Öland, im schwedischen Zauberwald Trollskogen
Schiffswrack Swick auf Öland, im schwedischen Zauberwald Trollskogen

Das Schiffswrack

Die Wegkreuzungen sind beschildert, so dass wir uns nicht verlaufen können. Als wir die alte Swiss, das „Vraket“ Schiffswrack am Strand erreichen, kuscheln wir uns an ihren warmen holzigen Bauch und machen ein Picknick. Die Sonne scheint, scheint, scheint! Das Meer funkelt und plötzlich komme ich mir vor, als wenn wir irgendwo in Südeuropa Urlaub machen würden. Unsere Kleine fröhnt ihrer Lieblingsbeschäftigung, nämlich Kieselsteine ins Wasser zu werfen. Natürlich müssen unsere Kinder einen großen Stein als Andenken an diesen Ort mitnehmen, der wie der Kopf einer Schildkröte aussieht. Tragen muss ich ihn aber. Wozu haben die Kinder mich denn sonst mit in den Urlaub genommen?

Jagdmauern, Tirolleiche, Teergrube, Långer Erik

Wir kehren wieder zurück auf den schmalen Wanderpfad im Wald. Je weiter nördlich wir kommen, desto yogamäßiger sehen die Bäume aus. Einer verdrehter als der nächste. Zwischendurch tauchen „Jaktmuren“ zu deutsche Jagdmauern auf. Das sind Reste alter Steinmauern, die einst quer über die schmalste Stelle der nördlichen Landzunge Ödlands verliefen und wahrscheinlich der königlichen Treibjagd auf Hirsche und Wildschweine gedient haben. Heute gehören sie zum gesetzliche geschützten Kulturerbe der Insel, wie uns das Informationsschild verrät. Von solchen Schildern kommen bald noch mehr auf uns zu. Also wenn ich im folgenden mit Fachwissen glänze, dann gebe ich nur das wieder, was auf diesen spannenden Tafeln auch auf deutsch geschrieben steht.

Wir sehen zwar keine Trolle mehr, dafür stoßen wir auf eine beeindruckende rund 900 Jahre alte Trolleiche, die früher als Orientierungspunkt für die Seeleute diente und auf keinen Fall beklettert werden möchte. Macht nix, die Yogabäume am Wegesrand bieten ausreichend Gelegenheit zum Klettern.

Ganz im Norden erreichen wir eine Lichtung mit ein paar roten Holzhäusern am Ende, die von eine flache, aber dafür wild umwucherte Hecke und ein Holztor umgeben sind. es sieht sehr sehr schön aus. Aber es scheint niemand da zu sein. Links am Zugang der Lichtung ist eine alte Teergrube ausgeschildert, die früher zum Herstellen von Teer zwecks Imprägnierung der Holzschiffe gebraucht wurde. Schräg dahinter befindet sich ein altes halb verfallener Schuppen in dem ein altes Fahrrad vor sich hin rostet. Wir gehen links an dem ummauerten Grundstück vorbei bis wir wieder am Meer sind. Dort steht ein roter Holzschuppen. Von hier aus genießen wir den Blick auf den nördlichsten Leuchtturm der Insel, den 32 Meter hohen Lången Erik. Er ist der kleine Bruder des an der Südspitze stehenden Lången Jans. Erik wurde im Jahre 1845 aus Kalkstein erbaut und war wie sein großer Bruder ständig in Gebrauch. Heute soll dort nur noch ein kleines Licht am Balkon, anstelle des charakteristischen Lichts im Turm, hängen.

Mit den Kindern auf Öland, im schwedischen Zauberwald Trollskogen
Öland, schwedischer Zauberwald Trollskogen

Wehrgänge, Steingräber, mythische Brunnen, Waffenlager

Von der Inselspitze aus beginnt unser Rückweg an der Westseite. Hier entdecken wir bald Reste alter Wehrgänge aus dem Mittelalter als sich in der Bucht ein wichtiger Flottenstützpunkt befand. Große, archäologisch noch nicht untersuchte Steingräber vermutlich aus der jüngeren Eisenzeit, sorgen für ein wenig Thrill auf unserer Wanderung. Doch so richtig märchenhaft wird es, als wir die alte Sage auf einem Informationsschild lesen, die besagt, dass an einer noch immer gut sichtbaren Vertiefung im Wald einst die letzte Ruhestätte eines gestrandeten Schiffs gewesen sei. Auf dem Grund der Senke befindet sich ein Brunnen, dessen Wasser übermenschliche Kräfte haben soll. Kurze Zeit später kommen wir an einem militärisch aussehenden (Waffen?)Lagerhaus vorbei.

Danach folgende von Kühen (die sich genau wie Trolle anscheinend hier gut tarnen) beweidete Meeresstrandwiesen mit Picknicktischen und Meerblick. Im Sommer ist hier bestimmt kein Plätzchen mehr frei. Wir hingegen haben seit dem Schiffswrack keine Menschenseele mehr getroffen.

Unsere Kinder haben definitiv keinen Schluck aus dem Märchenbrunnen genommen, denn sie werden langsam schlapp und müssen mit Fruchtgummis am Leben gehalten werden. Kurz vor Ende der Rundtour stoßen wir auf einen Holzweg mit Geländer, der vermutlich der Kinderwagen- und Rollstuhlfahrerweg ist. Nachdem wir wieder bequem in unserem Wohnmobil sitzen, merken auch wir, dass wir etwas erschöpft sind und freuen uns, dass unser am morgen in die Thermoskanne gefüllter Kaffee noch immer warm genug zum Trinken ist.

größte Windmühle Nordeuropas auf der Insel Öland
größte Windmühle Nordeuropas auf der Insel Öland

Größte Windmühle Nordeuropas

Auf dem Weg zurück nach Borgholm machen wir einen kurzen Abstecher nach Sandvik, zur größten Windmühle Nordeuropas. Öland war früher übersät mit Holzwindmühlen. Heute stehen von ihnen noch 400 auf der Insel, einige liebevoll restauriert. Wenn wir im Sommer hergekommen wären, dann hätten wir uns auf Öland so manche Attraktion, wie zum Beispiel die archäologische Stätte Eketorp angeschaut. Aber das meiste hat jetzt in der Vorsaison noch zu.

Badehus

Statt Sightseeing machen wir das, was sich unsere Kinder schon lange wünschen. Wir gehen ins Badehus, ins Schwimmbad unseres Campingplatzes Kapelludden. Die Kinder planschen im Nichtschwimmerbecken. Beziehungsweise die Kleine plumpst, unabsichtlich am Beckenrand sitzend beim beabsichtigten Versuch ihre große Schwester mit einem kleinen Eimer nass zu spritzen, ins Schwimmbecken. Das hat zur Folge, dass sie von nun an nur noch auf einer großen roten Gummimatte sitzend über die Wasseroberfläche geschoben werden möchte. Das Babybecken, dem unser Kleinkind mit seinen fast drei Jahren eigentlich schon entwachsen sein sollte, hat heute leider geschlossen. Keine Ahnung, ob das an der Vorsaison liegen mag. Wir Eltern bibbern im kniehohen Wasser des Nichtschwimmerbeckens und wechseln uns bei der Kinderbetreuung ab, so dass jeder mal in den Genuss der kostenfreien Sauna kommen kann.

Abends zieht der Geruch von unserem frisch gebratenen Fisch durch die vier menschenleeren Campingplatzküchen und durch das moderne Esszimmer mit Blick auf die Meereswiese und den Öresund. Mittlerweile sind noch noch fünf andere Wohnmobile auf dem Campingplatz angekommen. Aber die Insassen sind entweder bereits satt oder essen gegangen. Wir sehen sie nicht.

Schloss Kalmar
Schloss Kalmar

Tag 5: Unterwegs im nordöstlichen Teil von Småland (240 gefahrene Kilometer)

Standort morgens: Borgholm, Insel Öland, Schweden
Kilometerstand morgens: 87.100
Standort abends: Fagersand, Schweden
Kilometerstand abends: 87.340

Nach dem gestrigen so wunderbar sonnigen Tag fing es bereits in der Nacht an zu schauern, so dass wir die draußen aufgehängten Badesachen wieder einräumen mussten. Das war wirklich sehr erfrischend im Schlafanzug. Beim Auschecken bezahlen wir circa 50 Euro für die zwei Nächte, Strom und Schwimmbad. Die Waschmaschine und den Trockner brauchen wir freundlicherweise nicht zu bezahlen. Tack så mycket, vielen Dank!

Besichtigungstour durch Schloss Kalmar
Besichtigungstour durch Schloss Kalmar

Schloss Kalmar

Auf Öland wird der kleine Wohnmobilkühlschrank und der große Tank wieder aufgefüllt und los geht es zurück zur Öresundbrücke in die Provinz der 5.000 Seen, Småland. Direkt am Fuße der Brücke erwartet und Kalmar (bedeutet auf deutsch Steingrund). Hier wollen wir uns eines der spektakulärsten Schlösser Schwedens ansehen.

Gleich um die Ecke vom Slott finden wir auch eine Parkplatz. bereits von außen beeindruckt die robuste Befestigungsanlage und die Kanonengeschütze jeden Eindringling. Wir trauen uns trotzdem und überqueren wagemutig die rekonstruierte Holzbrücke und gelangen über den Schlosshof zum Eingang und dem Museumsshop.
Dort wo vor circa sechs Jahrhunderten der schwedische König Erik von Pommern schlief, aß, regierte, betete und bestimmt illustre Feste feierte, unternehmen wir jetzt einen Rundgang auf eigene Faust. Wie der König selbst haben seine Möbel schon lange das Zeitliche gesegnet. In den vergangenen Jahrhunderten wurde das Schloss nämlich für solch praktischen Dinge wie als Warenlager, Getreidespeicher und sogar als Gefängnis und als Schnapsbrennerei genutzt. Heute strahlt aber fast alles wieder im alten Glanz. Besonders das Königsgemach mit den bunten Holztäfelungen an den Decken und Wänden beeindruckt mich. Die Kinder finden den Grauen Saal spannender, denn hier steht eine laaaaange Tafel, vollbeladen mit Tellern, Gläsern und Speisen (aus Plastik) sowie ein Schwan und anderes Getier. Gruselig wird es im Frauengefängnis.

Im Sommer (wie sollte es in Schweden auch anders sein) werden im Schloss übrigens Kinderaktivitäten angeboten, bei denen sie sich in Prinzessinnen und als Ritter verwandeln können. Aber im April ist davon leider nichts zu sehen. Aber immerhin lustwandeln die Mitarbeiterinnen des Schlosses in vornehmer Robe durch die Gemächer.

Campingplatz Långsjön in Fagersand
Campingplatz Långsjön in Fagersand

Campingplatz Långsjön in Småland

Den gleich am Schloss gelegenen Stadtpark klemmen wir uns, da es nieselt und wir wieder on the Road möchten. Nach Kalmar fahren wir weiter nordwestlich nach Småland zum Campingplatz Långsjön. Eine freundliche Schweizerin, nein wirklich eine Schweizerin und keine Schwedin, empfängt uns an der Rezeption. Hier werden wir zum ersten Mal auf die Karte „Camping Key Europe“ angesprochen, die man für manchen Campingplatz braucht und die umgerechnet circa 16 Euro kostet. Sie ist auch online bestellbar, wenn man sie nicht von dort kaufen möchte.

Karin und ihre zwei Kollegen hat es vor ein paar Jahren ins schöne Småland verschlagen. Der familiäre und schön angelegte Campingplatz mit 42 Stellplätzen mit Stromanschlüssen, einem Zeltplatz und acht Holzhütten (auf schwedisch Saugas), einem neuen Sanitärhaus, Bootsanlegesteg, Kanu- und Angelverleih sowie Restaurant liegt an einer Schnellstraße und ist daher gut erreichbar und nicht zu übersehen. Der Nachteil ist leider, dass auf der Straße die Volvos recht fix unterwegs sind. Dafür hat man einen tollen Blick auf den direkt dahinter liegenden See Langsjön nachdem der Platz benannt ist.

Ausflugsziele rund um Fagersand

Hinter unserem Stellplatz beginnt ein felsiger Wald in dem zahlreiche Elche leben sollen. Doch leider ist es sehr unwahrscheinlich, dass wir einen von ihnen zu Gesicht bekommen. Neben der Campingplatzeinfahrt befindet sich die Eisenbahnstation Fasersand, die momentan, wie sollte es in der Vorsaison anders sein, nicht angefahren wird. Im Sommer fährt hier die nostalgische Schmalspurbahn „Smalsparet“ zwischen Hultsfred und Västervik (71 Kilometer Entfernung) vorbei. Der nahe gelegene Elchpark hat diesen Monat leider auch noch zu. Also unternehmen wir einen kleinen Waldspaziergang, der größtenteils auf einer Schotterstraße stattfindet. Es wurde anscheinend gerade frisch gerodet, so dass es etwas karg aussieht, aber dafür schön harzig duftet. Mitten im Wald entdecken wir auf einer Anhöhe zwei Holzbänke, deren Tisch vermodert auf dem Boden liegt. Wir stapfen über das weiche Moos hinüber und machen eine Rast. Es geht auch gut ohne Tisch. Die zwei Feenpuppen, die sich unsere große Tochter an der Rezeption unter allerlei Spielzeug ausleihen durfte, haben hier das perfekte Setting gefunden und fliegen nun über den hellgrünen Moosteppich.

Unser Abendessen können wir auch auf diesem Campingplatz in einem neuen gemütlichen Servicehäuschen zubereiten. Es gibt neben einem Induktionsherd auch einen Kühlschrank, eine Kaffeemaschine sowie Töpfe, Pfannen, Geschirr, Besteck und Gläser. Super, somit brauchen wir nicht alles aus dem Wohnmobil mit rüber nehmen. Eine andere schwedische Familie ist mittlerweile auf dem Campingplatz eingetroffen, bleibt aber den Abend über ihm Wohnwagen.

Abendspaziergang zum Langsjön-See

Weil wir leider die Hälfte unserer getragenen Wäsche auf Öland vergessen hatten zu waschen, holen wir das hier nach. In der Zeit in der sich die Wäschetrommel dreht, machen wir einen Abendspaziergang zum Langsjön-See. Hier schlummert ein Restaurant mit Veranda seinen Vorsaisonschlaf. Außerdem gibt es einen Bootssteg und eine Badebucht. Still liegt der 17 Kilometer lange See vor uns. Im Sommer ist es hier bestimmt toll zum Baden und Fischen. Eine Insel mitten im See schaut verheißungsvoll zu uns hinüber. Sie erinnert an Lommetuva, die Insel auf der Pippi, Thomas und Annika Schiffbruch erleiden und mehrere Tage ohne Schnupftabak schmachten. Doch leider ist es viel zu kalt, um an Baden zu denken. Ich hätte große Lust vom Angebot des Campingplatzes Gebrauch zu machen, uns mit Proviant aus dem Campingplatzshop einzudecken, ein Kanu und Angelzubehör für die im See lebenden Hechte und Barsche auszuleihen und mit der Familie ein Abenteuer wie Pippi & Co zu erleben. Aber es wird nun dunkel und unsere Kleine hat sich an den Felsen müde geklettert.

Unser Wetterglück scheint uns endgültig nicht mehr hold zu sein. Abends prasselt der schwedische Regen erneut aufs Wohnmobildach. Drinnen ist es umso gemütlicher. Oben im Alkoven unter der warmen Bettdecke liegend, lese ich den Kindern die schönsten Geschichten von „Bullerbü bis Lönneberga“ vor. Was soll man auch anderes in Småland, der Heimat von Astrid Lindgren, vorlesen? Und zwar nicht nur von dem starken rothaarigen Mädchen, sondern auch von Ronja Räubertochter, Carlson vom Dach, Kalle Blomquist und wie die Helden alle heißen… Ich bestelle bereits in Gedanken alle Bücher in unserem Bücherladen von denen ich hier nur abschnittsweise Kapitel in die Ohren meiner Kinder träufele.

Båtmansgatan, eine malerische Straße in Västervik
Båtmansgatan, eine malerische Straße in Västervik

Tag 6: Südliches Småland (197 gefahrene Kilometer)

Standort morgens: Fagersand, Schweden
Kilometerstand morgens: 87.340
Standort abends: Habo, Schweden
Kilometerstand abends: 87.537

Västervik

Unsere am Abend zuvor gewaschene und draußen aufgehangene Wäsche ist aufgrund des nächtlichen Regens klitschnass. Also Chipkarte an der Rezeption aufladen und ab mit den T-Shirts und Schlüppern in den Campingplatztrockner. Bis die Wäsche fertig ist, machen wir eine Spritztour in die nahe gelegene Schärenstadt Västervik. Die Stadt an der Smålandküste wurde im 17. Jahrhundert von den Dänen völlig zerstört. Mann, Mann, Mann, diese Schweden und Dänen haben sich aber wirklich lange gebraucht um ein freundschaftliches Verhältnis aufzubauen. Wir parken am Hafen und laufen die kurze Straße Båtmansgatan hinauf. Pittoreske Seemannshäuser, eines hübscher als das andere. Wir laufen weiter an einer urigen Bäckerei vorbei in eine Einkaufsstraße und bummeln durch die hübschen Einrichtungsgeschäfte der Stadt bis es wieder zurück zum Wohnmobil geht.

Zurück am Campingplatz Långsjön packen wir die feucht warme Wäsche ein und checken aus. Zum Abschied schenkt uns Karin vom Campingplatz eine Tüte Zimtbrötchen für die Kinder. Sehr lieb!

Der Pfarrhof in Astrid Lindgrens Näs, in Vimmerby
Der Pfarrhof in Astrid Lindgrens Näs, in Vimmerby

Hey Astrid Lindgren, hollihollahohollahopsasa!

Wir rollen in Vimmerby ein, das in der Nebensaison beinahe so beschaulich wirkt, wie zu Astrid Anna Emilia Lindgrens Zeiten. Im Geburtsort der weltberühmten Schriftstellerin, die hier als zweites von insgesamt vier Kindern des Pfarrhofpächters Samuel August Und Hanna Ericsson am 14.11.1907 das schwedische Licht der Welt erblickte, befinden sich eine der Lieblingsattraktionen Schwedens: der Freizeitpark Astrid Lindgrens Värld beziehungsweise Welt, der ab Mai seine Tore öffnet.

Für uns ist im April das Museum Astrid Lindgrens Näs geöffnet. Das Kulturzentrum wurde 2007 von niemand geringerem als der Kronprinzessin Victoria eingeweiht und befindet sich auf dem Bauernhof auf dem Astrid Lindgren aufwuchs, fleissig mithalf und in Limonadenbaum herumkletterte. Die eine Hälfte meiner Familie hält auf dem Parkplatz einen Mittagsschlaf während meine große Tochter und ich jeweils von einem Audioguide für Erwachsene und einem für Kinder durch die Dauerausstellung begleitet werden. Kinder unter 16 Jahren zahlen übrigens keine Krone für den Eintritt. Erwachsene werden mit 170 Kronen zur Kasse gebeten.

Gleich am Eingang führt ein Film ins Thema ein. Anschließend lädt eine überdimensionale Küchenbank, auf der man sich wie Klein-Astrid beim Märchenlauschen fühlen darf, zum Verweilen ein. Das allerheiligste bekommen wir unter Glas zu sehen: Das Originalmanuskript von Pippi Langstrumpf!

Das Leben der Ausnahmeschriftstellerin wird insgesamt sehr liebevoll, aber dennoch nicht unbedingt selbsterklärend anschaulich gemacht. Manche Installationen bleiben etwas rätselhaft. Meine Tochter ist nicht wirklich begeistert und möchte lieber in den umgebenden Themengarten spielen. Am Ausgang zum Garten liegen Schaffelle und Picknickdecken zum Ausleihen bereit. Doch leider ist es fürs Picknicken heute zu frisch. Dafür gibt es draußen einige Kunsterlebnisse, wie zum Beispiel die sieben begehbaren Wunschkrüge in denen wir Wunsch um Wunsch von Kindern aus aller Welt entziffern und einen Spielgarten mit einem großen Eichhörnchennest aus Robinienästen in das wir sofort hinein klettern.

Astrid Lindgrens Elternhaus, das sie in den 1960 Jahren selbst restaurierte und in dem sie später wohnte, wenn sie aus Stockholm zurück kam, können wir uns heute nur von außen ansehen. Es war wirklich eine sehr gute Idee von ihr, auch das Land drum herum aufzukaufen damit die Stadt nicht die gesamte Natur auffrisst. Ansonsten könnten wir uns heute kaum vorstellen, wie sie einst in diesen traumhaft wilden Wiesen mit ihren Geschwistern und Freunden gespielt hat.

Im weißen repräsentativen Pfarrhof von 1830 gibt es wechselnde Ausstellungen und Kulturveranstaltungen sowie im Obergeschoss eine Forschungsbibliothek. Doch leider bleibt auch diese Tür für uns heute geschlossen. Davor knarzt die aprilhaftkahle, alte, hohle Ulme, die Inspiration für Pippis Limonadenbaum.

Im gelben Haus von 1920 hat Astrid Lindgren bis zu ihrem Umzug nach Stockholm 1926 gelebt. In jungen Jahren unverheiratet schwanger geworden, verließ sie ihr Heimatdorf, um ihrer Familie den Ärger zu ersparen. Die Veranda und die Küche des Hauses sollen stark an die Villa Kunterbunt erinnern. Heute ist das Haus im Besitz der Nachkommen von Astrid Lindgren. Wir streunern weiter über die hübschen Lichtungen und Rasenflächen des Gartens. Ach wie schade, dass es noch so früh im Jahr ist! Ansonsten hätten die Kinder mit uns hier Beeren pflücken uns im Bach planschen dürfen. Hätte, hätte, Fahrradkette, wie meine Cousine in solchen Situationen zu sagen pflegt.

Zum Trost kaufen wir im Shop des Kulturzentrums ein paar schöne Spielsachen für die Mädels ein. Das Besuchercafé nebenan lassen wir lieber sein, da unsere andere Familienhälfte mittlerweile bestimmt bereits aufgewacht ist.

In der Umgebung von Vimmerby kann man übrigens die Dörfer besuchen, die Astrid Lindgren einst für die Orte in ihren Geschichten inspiriert haben sollen. Die Vimmerby-Straße RV 40 in Richtung Jönköping/ Mariannelund fahren, bei Pelarne Links abbiegen und schon ist man in Sevedstorp/ Bullerbyn (Bullerbü). Wer lieber nach Katthult möchte, fährt Richtung Mariannelund und kurz vor dem Ort nach rechts auf die Landstraße Richtung Ydreforts bei Rumskulla ist die Abzweigung.

Spaziergang am Vättersee
Spaziergang am Vättersee

Am Vättersee

Wir machen keine Lindgren-Hopping mehr, sondern fahren nach Jönköping. Kurze Klugscheisserinfo am Rande: die japanisch klingende Hauptstadt von Småland war früher die Hochburg der Sicherheitsstreichhölzer. Ha, vielleicht kommt die Frage ja mal bei „Wer wird Millionär“.

Glitzernde Seen und tiefe Wälder ziehen links wie rechts an uns vorbei. In den Wäldern von Småland sollen sich an die 30.000 Elche verstecken. Wenigstens ein einziger von ihnen könnte uns doch mal über den Weg laufen, oder?

Auf die Stadt zufahrend breitet sich meerartig der südliche Zipfel des Vättersees vor uns aus. Nach dem Vänern ist der Vättern der zweitgrößte See Schwedens. Aufgrund seiner Tiefe von bis zu 100 Metern und der Speisung aus unterirdischen Quellen ist der See Geheimnis umworben…

An diesem Gigantensee erleben wir uns unseren ersten Campingplatz-Reinfall. Den zuerst von uns angesteuerte Campingplatz „Villa Bjorkhagen SweCamp“ verlassen wir noch bevor wir überhaupt einchecken. Er ist knallvoll, hinter unserem Wohnmobil wummert der Bass einer Autostereoanlage und die Sanitärgebäude befinden sich in uralten Containern. Alter Schwede, ohne uns und tschüss.

Campingplatz „Camping & Stugby Habo“

Wir fahren lieber noch weitere 15 Kilometer nordwestlich zum Campingplatz „Camping & Stugby Habo“, der oberhalb des Vätter liegt. Auf seinen sieben überschaubaren Hektar geht es sehr ruhig zu. Er ist zwar recht unspektakulär angelegt, aber er punktet bei unseren Kindern mit einem großen in den Boden eingelassenen Trampolin, zwei Mini-Spielplätzen und mehreren Campingplatzkatzen, die um das Sanitärgebäude herumtigern.

Nachdem wir unseren Stellplatz gewählt und das Trampolin ausreichend getestet wurde, spazieren wir zum Vätter hinab. Die granitgrauen Wellen unter dem wolkenschweren Himmel rollen uns entgegen. Der Sand in der Badebucht ist vom Regen gesprenkelt. Im dahinter liegenden Hafen warten Hunderte von Motor-und Segelbooten auf ihre Wiederbelebung im Sommer. Ach, ja.

Die Campingplatzküche lassen wir heute sein und Kochen Huhn in Fetig-Satésauce mit Süßkartoffeln in unseren vier Wohnmobilwänden. Die Kinder spielen mit uns selbst ausgedachte Kartenspiele, die stets zugunsten der Jüngsten ausgehe und zocken mit uns Mensch-ärgere-Dich-nicht. Danach dekorieren sie das Wohnmobil in ein Spielzeuggeschäft um. Gegen Barzahlung mit Goldmünzen aus dem Astrid Lindgren Näs kann ich zwischen diversen Puppen, Plüschpferden und entzückenden Glupschis wählen. Ich bekomme sogar eine Quittung. Alles sehr professionell organisiert hier.

Resort Tingsryd am See Tiken
Resort Tingsryd am See Tiken

Tag 7: Relaxen am See Tiken in Tingsryd (198 gefahrene Kilometer)

Standort morgens: Habo, Schweden
Kilometerstand: 87.537
Standort abends: Tingsryd, Schweden
Kilometerstand abends: 87.735

In der Nacht zu Karfreitag hat es geregnet. Als wir morgens auf dem Camping Stugby & Habo losfahren wollen, wiehert unser Wohnmobil wie ein altes stures Pferd. Der Gaul mag einfach nicht anspringen. Die Zündanlage ist aufgrund des nasskühlen Wetters zu feucht geworden. Unser Zaubermittel der Stunde heißt WD-40 und ist ein amerikanisches Kriechspray mit dem man fast jedes Problem lösen kann, vom Fliesenreinigen bis zum Lösen von festgefressenen Schrauben. Also Hokuspokus Fidibus, einmal gesprüht und los geht’s. Yiha, unser Roadtrip durch Südschweden geht in die nächste Etappe. Wir machen einen kurzen Abstecher in Habo, um die Habo Kyrka. Eine stolze rote Holzkathedrale, Jahrgang 1723. Weiter nichts dabei, mag man von außen denken. Wer sich hinein traut, ist klar im Vorteil, denn die Decken und Wände sind super schön gestaltet und erzählen sogar von einem handfesten Disput des Malers mit dem eitlen Teufel, der sich von ihm als zu unattraktiv gezeichnet sah und ihn daraufhin verprügelte. Also richtig Action in der Kirche. Die moosbewachsene alte Steinmauer umfasst nicht nur die Basilika , sondern auch einen separaten Glockenturm und einen Friedhof mit vielen Johnssons und Svenssons Gräbern.

Ohne weitere Zicken seitens unseres Gefährts fahren wir unter dem Sonne und Wolke verwehren Himmel Schwedens in südliche Richtung von Jönköping auf die E4, weiter in Richtung Värnamo und dann die Landstraße 27 Richtung Växjö. Wir gleiten an zuckersüßen Schwedenhäusschen vorbei während die Kinder Hörspiele hören bis wir nach fast 200 Kilometern den Ort Tingsryd erreichen. Hier gibt es Infrastruktur wie Supermarkt, Apotheke, Einkaufsstraße, Tankstelle und, Familien mit Kindern jetzt aufgepasst, ein Spaßbad. Das Schwimmbad ist der USP (für Leute ohne BWL- oder Marketingkenntnisse: das heißt Unique Selling Proposition, zu deutsch einzigartige Verkaufsversprechen), weshalb wir dieses Resort auf dem Rückweg nach Dänemark ausgewählt haben.

Campingplatz Resort Tingsryd am See Tiken
Campingplatz Resort Tingsryd am See Tiken

Wir biegen ins hübsch gelegene Resort Tingsryd ein. So viele Wohnmobile und -wagen wie hier stehen, haben wir den gesamten Urlaub nicht gesehen. Wir ergattern einen der letzten Plätze genau mittig zwischen dem See Tiken und den Sanitärgebäude. Ostern scheinen die Schweden sich dann doch rauszutrauen. Deutsche Urlauber können wir hingegen nicht entdecken.

Nach der Fahrt freuen sich unsere Beine auf Bewegung. Neben dem Wiesengelände des Resorts grasen Pferde auf einer Wiese. Natürlich wollen unsere Kinder dorthin. Da sie sich nicht trauen, die hübschen Tiere zu streicheln, laufen wir dahin, wo wir Eltern es am besten finden. Zum Seeufer und zur Badestelle mit den im Sonnenlicht grell strahlenden Aluminiumbooten. Von hier aus führt eine schmale künstlich erscheinende Landzunge in den See hinein. Weiter am See entlang laufend, kommen wir zum Spielplatz des Campingplatz. Wenn wir bereit wären 90 Euro zu bezahlen, könnten wir an der Rezeption übrigens einen Jacuzzi für uns als Familie privat mieten und dabei den Ausblick auf den See genießen. Aber wir müssen nicht jeden Luxus mitmachen. Stattdessen schaukelt die Kleine dann Papas Hilfe völlig kostenfrei hoch in den blauem Schwedenhimmel während ich mit unserer Großen weiter am See entlang spaziere und ein altes halb versunkenes Ruderboot und einen lädierten Kanadier im Schilf aufstöbere. Buschwindrösschen am Wegesrand. Ein Greifvogel flieht vor uns in einen höher gelegenen Baumwipfel. Der See flirrt silbrig, so dass ich die Augen zusammen kneifen muss. Schade nur, dass uns bald die Straße stört und wir zurückkehren müssen. Unser Fortbewegungsdrang ist noch nicht ausgeschöpft.

Wir schauen uns also bei unseren Wohnmobilnachbarn um, von denen einige Dauercamper zu sein scheinen, wenn wir die richtigen Schlüsse aus Gartenzäunchen mit Schnörkelschrift-schwedische-Sinnspruch-Schildchen schließen. Ist also alles genau wie in Deutschland, so scheint es. Aber etwas ist anders. Die Atmosphäre erinnert hier eher an Halloween als an Ostern. Woran das liegt? An den Hexenpuppen, die draußen an den Zähnen hängen. Das möchte ich gerne genauer wissen und lese folgendes nach: In Schweden ist es ein Osterbrauch, dass sich die Kinder als Hexen verkleiden und von Haustür zu Haustür ziehen, um nach Süßigkeiten zu fragen. Lustig, ein Osterween! Doch Ostersonntag werden wir bereits nach Dänemark fahren und somit müssen wir unsere Süßigkeitenvorrat nicht verteilen.

Tag 8: Spaßbad und Autofriedhof bei Tingsryd

Standort morgens: Tingsryd Resort, Tingsryd, Schweden
Kilometerstand morgens: 87.735
Standort abends: Tingsryd Resort, Tingsryd, Schweden
Kilometerstand abends: 87.735

Unser große Kind hustet seit zwei Tagen und nun beginnt auch mein Rachen zu brennen. Obwohl wir jede Nacht um die neun bis zehn Stunden schlafen, liegen meine Glieder heute morgen bleischwer auf der Matratze. Die Sonne hat sich heute obendrein frei genommen und sich in einen hellgraue Decke eingemummelt. Dasselbe tue ich auch mit meiner Bettdecke. Doch mit dem ersten Augenlidaufschlag unserer Kinder erwacht sofort ihr Gedächtnis und somit ist unser Plan das örtliche Spaßbad zu besuchen nur noch eine Frage von wenigen Stunden. Doch ich sehe es von der positiven Seite: im Schwimmbad ist es sicherlich warm und obendrein müssen wir uns abends nicht mehr im Sanitärhaus für die wenigen Duschen anstellen.

Nach nur zwei Kilometern Fahrtweg und ein paar Kronen für Eintritt (60 Kronen für Erwachsene, Kinder 45 Kronen, Kleinkinder frei) und zwei Garderobenschrankvorhängeschlösser für je 50 Kronen (wer so etwas zufällig auf Reisen mit dabei hat, spart sich die Ausgabe) weniger im Portemonnaie, stehen wir mit lauter schwedischen Familien im Spaßbad.  Das Schwimmbad ist insgesamt etwas schäbig. Doch das stört unsere beiden Wassergeistinnen nicht. Und überhaupt, ich hör mal auf zu meckern. In Berlin ist es ja auch nicht viel sauberer.

Als erstes hüpfen wir in den sprudelnd heißen Jacuzzi. Herrlich! Dass das trotzdem ein Fehler war, merken wir als wir ins normale Schwimmbecken mit Strömungskanal und Wassergrotte hüpfen. Brrr, das Wasser hier ist dagegen nämlich frisch. Lange bleiben wir nicht und retten uns in warme Babybecken im einem separaten Raum. Danach sausen wir die Wasserrutsche hinunter bis mir schwindlig wird. Für die Sauna, die es auch hier, jeweils eine neben der Damen- und Herrensauna, gibt, bleibt für uns keine Zeit. Der Jacuzzi ruft wieder.

Autofriedhof Bilkyrkogården Kyrkö Mosse
Autofriedhof Bilkyrkogården Kyrkö Mosse

Autofriedhof Bilkyrkogården Kyrkö Mosse

Nach dem Schwimmbad schläft die Kleine bereits nach 500 Metern ein. Da sie beim Ankommen leider aufzuwachen pflegt, machen wir dass wir weiter kommen und fahren statt ins Resort zu einer der skurrilsten Orte, die wir je besucht haben. In Ryd, nur 23 Kilometer vom Ort Tingsryd entfernt, erwartet uns eine außergewöhnliche Mülldeponie mitten in einem waldigen Sumpfgebiet. Warum wir uns solch eine Umweltsauerei freiwillig anschauen, geneigte/r Leser/-in? Es handelt sich hier um eine unter dem Namen „Bilkyrkogården Kyrkö Mosse“ bekannte Schrottsammlung von alten Autos. Ein Autofriedhof sozusagen. Neben einem kleinen Parkplatz mit einem selbst gebastelten Hinweisschild führen Autoreifen einen kleinen Weg in den Wald hinein. Wir brauchen nicht weit zu gehen und schon treffen wir die ersten rostigen Karossen, die Mitte des 20. Jahrhunderts noch elegant über Schwedens Straßen gerollt sein müssen. Dazwischen liegt auch mal ein rostiges Fahrrad oder ein altes Fass. In den kleinen Bächen muss sich allerhand giftiges Zeug sammeln.

Der ehemalige Torfstecher Åke Danielsson beziehungsweise ‚Åke på Myren‘ sammelte Limousinen, Kombis, Busse und Transporter, um sie zu recyclen und ihre Einzelteile zu verkaufen. Mitten im Wald baute er sich eine Werkstatt und ein Wohnhäußchen, die beide noch stehen (mehr schlecht als recht). Bald war er für seine Autoteile bekannt.
Nachdem er alt und krank wurde, wollte die Gemeinde die Autowracks aus dem Wald entfernen lassen. Doch ein paar Fans von Åke und der Museumsleiter aus Växjö erkannten die Anziehungskraft dieser Sammlung und schafften es den Autofriedhof gegen viel Widerstand unter Schutz zu stellen. Heute können wir die auseinander fallenden Autos kostenfrei und auf eigene Gefahr besichtigen. Die Schweden halten noch weitere Überraschungen für uns bereit. Auf dem Rückweg entdecken wir auf einem See einen riesigen Hai. Aber keine Angst, in Schweden gibt es keine Haie im freien Gewässer. Es handelt sich natürlich nur um einen grauen Felsen auf dem ein Haigesicht mit einem riesigen aufgerissen Maul und vielen spitzen Zähnen.

Spieleabend im Wohnmobil

Schwere nasse Flocken schweben über dem Resort. Deshalb machen wir es uns nach dem Autofriedhofbesuch im Wohnmobil mit der Gasheizung und dem Standlüfter gemütlich. Endlich können wir mit unserer Großen alle Spiele durchspielen, die unser Spielefach bereit hält. Der Schwarze Peter solange weitergereicht bis wir die Wutanfälle unserer Tochter nicht mehr aushalten, wenn sie den Schornsteinfeger als Letzte in der Hand hält. Gemeinsames Puzzeln sorgt wieder für Harmonie. Derweil ziehen lustig bunt angezogene Schweden an unserem Wohnmobil zur 70er Jahre Party mit Pizzabuffet des Resorts vorbei. Trotz des beginnenden Schneefalls sind einige empfindlich dünn angezogen. Die schwedischen Familienväter zeigen sich vom Wetter ebenso unbeeindruckt und feuern ihre Kugelgrillgeräte draußen an. Brrrr, wir bleiben lieber drinnen und beobachten das bunte Treiben. Morgen früh wollen wir zurück nach Dänemark fahren. Einen super Campingplatz haben wir dort schon vorgestern für uns reserviert. Wir freuen uns schon darauf, auch wenn es schade ist, dass unser Aufenthalt in Schweden dann vorbei sein wird.

Schnee an Ostern in Südschweden
Schnee an Ostern in Südschweden

Tag 9: Ab nach Kopenhagen-Dänemark (470 gefahrene Kilometer)

Standort morgens: Tingsryd Resort, Tingsryd, Schweden
Kilometerstand morgens: 87.582
Standort abends: Charlottenlund, bei Kopenhagen, Dänemark
Kilometerstand abends: 88.052

Unsere Goldkinder wecken uns um 7.30 Uhr mit den ersten Ostergrüßen von ihrem Alkovenbalkon. Schnapp, das Fensterrollo neben unserem Bett geht hoch und ich schaue hinaus. Aus dem feierlichen Anlass, dass wir heute Ostersonntag haben, hat Småland eine dünne weiße Tischdecke über die Landschaft ausgebreitet. Dicke Schneetropfen klatschen vom dem Birkenzweigen auf dem Boden. Der schwedische April macht wirklich was er will! Der Heizlüfter pustet warme Luft ins Wohnmobil und mein Mann setzt den Teekessel auf. Tack sa mycket mi älskling (vielen Dank mein Schatz!). Zur Feier des Tages bringt mein Mann auch noch frische Brötchen aus dem Ressortshop mit. Das kann ja nur ein leckeres Osterfrühstück werden (sobald unser Bett verschwunden und damit Platz für den Esstisch ist).

Doch bevor wir die Umbauten starten, dürfen wir Eltern die von unseren Kindern in der Waldkita beziehungsweise im Hort gebastelten und nun im Alkoven versteckten Osternester suchen. Der Osterhase unserer Kinder ist mit uns in Dänemark verabredet und deshalb starten wir unseren Wohnmobilschlitten.

Die Fahrt durch die leicht verschneite Landschaft unter einem hellblauen Himmel mit Zuckerwattewolken ist so kitschig wie schön! Ich hätte vorher nicht gedacht, dass ich mich über einen Wintereinbruch zu Ostern nochmal freuen würde. Ich am allerwenigsten, denn ansonsten hätte ich unsere Wintermäntel und -schuhe anstelle der Softshelljacke und Gummistiefel mitgenommen.

Zur Besuch bei der kleinen Meerjungfrau in Kopenhagen
Zur Besuch bei der kleinen Meerjungfrau in Kopenhagen: link außen die Pilgerschar, mittig die Lille Havrue rechts außen die Engelsstatue Huitfeldt-Spalte

Die Kleine Meerjungfrau

In Kopenhagen angekommen, besuche ich mit unserer Großen eine weltberühmte 125 Zentimeter kleine Frau, die bereits seit 95 Jahren an der Uferpromenade in der Nähe der Hafenanlage auf einem Felsen sitzt. Die Lille Havrue (dänischer Name der kleinen Meerjungfrau) zieht zahlreiche Touristen an, so dass ich warten muss, bis ich ein Foto von ihr ganz allein machen kann. Gemäß des heutigen Ostersonntags hat ihr jemand ein Osterei ganz frech in den bronzenem Schoß gelegt. Der Osterhase vergisst auch wirklich niemanden!

Die Kleine Meerjungfrau tut mir schon ein wenig leid. Hat sie doch schon im bekannten gleichnamigen Märchen des dänischen Schriftstellers Hans Christian Andersen mit einer nicht erwiderten Liebe zu einem Menschen ein schweres Los gezogen. Und nun wurde sie als Statue bereits noch geköpft, beschmiert und ins Hafenbecken gestürzt. Und als ob das nicht ausreichen würde, wird sie heute von allen Seiten begafft. Doch viel Zeit um sie weiter zu bemitleiden bleibt mir nicht. Parken ist in der Umgebung kaum möglich, so dass mein Mann mit der Kleinen im Wohnmobil halb legal auf einem Platz steht und auf uns wartet. Auf dem Weg zum Wohnmobil spazieren wir im Stechschritt zur nächsten schönen Frau im Form einer Engelsstatue, der Huitfeldt-Spalte. Sie ist umgebenen von im schönsten zartrosa blühenden Bäumen. Drum herum wird auf der Wiese gepicknickt. Vom Park aus kann man mit etwas mehr Zeit ausgestattet weiter zum nahegelegenen Kastell spazieren.

Statt mehr Sightseeing zu betreiben, widmen wir uns den praktischen Dingen des Lebens. Auf dem weiteren Weg zum Campingplatz ziehen wir uns am Bankautomaten dänische Kronen und spüren beim Einkauf (der nur dazu dient Kleingeld für das Busticket zu bekommen) in einem 7/11 Shop gleich den preislichen Unterschied zu Deutschland. Für eine Flasche Wasser und einen Energydrink bezahlen wir umgerechnet 8 Euro!

Campingplatz Charlottenlund Fort
wunderschön gelegen, der Campingplatz Charlottenlund Fort

Der Campingplatz Charlottenlund Fort

Wenn wir vor etwa 200 Jahren auf dem Fort von Charlottenlund, sieben bis acht Kilometer nördlich vom Kopenhagener Stadtzentrum, einen Platz für unser mobiles Heim ausgewählt hätten, wären uns vermutlich Kanonenkugeln um die Ohren und Reifen geflogen. Zum Glück haben wir den Vorteil im 21. Jahrhundert zu leben, so dass zwischen den Dänen und Schweden keine kriegerischen Auseinandersetzungen um die Vorherrschaft im Ostseeraum mehr toben.

Campingplatz Charlottenlund in Dänemark, Kopenhagen

Beeindruckend ist das Fort, auf dem sich der Campingplatz befindet, allemal immer noch. Direkt am Strand gelegen und durch einen breiten Wassergraben vom übrigen begrünten Schutzwall, unter dem sich heute die Duschen, eine große Küche sowie ein Fernsehraum befinden, getrennt. Nur zwei Zugänge führen über das Wasser zum Campingplatz. Seitlich des Schutzwalls sind noch immer Kanonengeschütze auf die Ostsee gerichtet. Keine sehr pazifistische Umgebung um ein Osterfest zu feiern, aber in dieser friedlichen Atmosphäre fallen die paar Kanönchen nicht weiter ins Gewicht. Wir verstecken trotzdem die Osternester und kleine Geschenke, die ich noch in Vimmerby erstanden hatte. An Lottas Teddy, der eigentlich ein Schwein ist und an Herrn Nielson, den süßen Affen von Pippi Langstrumpf kam ich einfach nicht vorbei. Sie wollten unbedingt mit auf unseren Roadtrip und nach Berlin. Wie könnte ich da nein sagen?

Freistaat Christiania in Kopenhagen
Freistaat Christiania in Kopenhagen

Spaziergang durch die Kopenhagener Stadtteile Christianshavn und den Freistaat Christiania

Mit dem Bus 1A, der direkt an der Straße Strand Vejen am Campingplatz hält, fahren wir ins Kopenhagener Stadtzentrum. Das Wetter ist uns wieder wohl gesonnen und wir würdigen dies mit einem Spaziergang zum Schloss Christiansborg. Das Schloss ist in seiner Form einmalig, weil sich in diesem Gebäude die Vierfaltigkeit aus Exekutive (Ministerpräsident), Legislative (Parlament), Judikative (Oberstes Gericht) und König (königliche Empfangsräume) befindet.

Es geht weiter über den Schlossplatz an der alten Börse vorbei. Die alte Börse ist nicht ganz ohne, denn auf einem Turm des 127 Meter langen Gebäudes thront ein 56 Meter hoher mit vier ineinander verschlungene Drachenschwänzen ausgestatteter Drachenreiter. Doch als Touristen, die bereits einen schwedischen Trollwald durchschritten haben, lassen wir uns von diesem Anblick nicht vergraulen und spazieren weiter über eine große Seilzugbrücke zur Vor-Frelsas Kirche. Leider sind wir knapp zu spät vor Ort um sie zu besteigen. Also schlendern wir durchs hippe Christianshavn zum Freistadt Christiania. Das seit 1971 besetzte Gebiet einer ehemaligen Armeekaserne wird von den Behörden als autonome Gemeinde nur geduldet und ist bekannt dafür, dass es keine richtigen Gesetze hat (es darf allerdings nicht fotografiert werden), in Eigenregie geregelt wird und Cannabis sowie Haschisch hier verkauft werden. In der 34 Hektar großen alternativen Siedlung gibt es mit dem Nemoland eine eigene Brauerei, eine Müllabfuhr (das schönste Müllauto überhaupt), eine Art Baumarkt, Imbiss- und Ethno-Nippesstände und sogar einen Aktienhandel, bei dem mit der Volksaktie nur eine Aktie gehandelt wird. Es soll hier auch einen Reiterhof geben, den wir leider nicht ausmachen können. Vielleicht ist es zu kalt für die Vierbeiner.

Uns begegnen in Christiania vor allem viele junge Männer mit kleinen roten Augen, die sich um die ebenso roten Ölfässer tummeln an denen das duftende Kraut verkauft wird. Um die Verkaufsstände etwas aufzuhübschen wurden Blumentöpfe mit Narzissen per Klebeband an den Fässern befestigt. Eine merkwürdige Gestalt mit umangeleinten Kampfhund steht mitten auf einer Wegkreuzung und beobachtet das Geschehen. Wir machen mit den Kindern auf den Schultern die Biege zurück in den beschaulichen Villenort Charlottenlund.

Spaziergang durch Kopenhagen
Spaziergang durch Kopenhagens schöne Altstadt

Tag 10 Unterwegs in Kopenhagen (0 gefahrene Kilometer per Wohnmobil)

Standort morgens: Charlottenlund, bei Kopenhagen, Dänemark
Kilometerstand morgens: 87.735
Standort abends: Charlottenlund, bei Kopenhagen, Dänemark
Kilometerstand abends: 87.735

Durchwachsenes Wetter erwartet uns in Kopenhagen an diesem Ostermontagmorgen. Wir ziehen entsprechend viele Kleidungsstücke übereinander und packen Proviant ein. Zuerst geht es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Vor Frelsers Kirche mit ihrem 36 Meter hohen schwarz-goldenen Korkenzieherturm. Nach dem Eintrittsticketkauf für 35 dänische Kronen pro Person laufen wir im Uhrzeigersinn 250, von mir nicht gezählten sondern nachgelesenen, inneren Treppenstufen hinauf. Der Aufstieg gleicht einem Entenmarsch, da wir beileibe nicht die einzigen sind, die sich das antun. Der Kirchturm ist berühmt für seine aberwitzige Außentreppe zu der wir gleich kommen. Doch zuerst müssen wir uns im Inneren an die Holzverkleidung drücken damit der Gegenverkehr hinab steigen kann. Diese Expedition ist nichts für Menschen mit Platzangst, so viel steht fest. Beim weiteren Aufstieg im Turm müssen sich große Personen ducken damit sie sich den Kopf nicht an einem der Holzbalken anschlagen. Die Warnsignallampe für die Kirchturmglocke bleibt glücklicherweise dunkel. Im Kirchturm wohnt übrigens ein Engel. In einer der Zwischenetagen sehen wir sein ungemachtes Bett und seine Engelflügel. Wo mag der Engel ohne Flügel nur sein? Vielleicht ist er kurz rüber in den Freistaat Christiania gelaufen um sich Grad zu besorgen.

Endlich betreten wir die Außenplattform des Kirchturms. Leider ist sie etwas abschüssig und es ist ganz schön frisch und windig, so dass wir uns etwas unwohl dort oben fühlen und lieber machen, dass wir die Außentreppe hochgehen. Aufgeben ist nicht, der Aufstieg muss sich doch gelohnt haben. Nach circa 150 weiteren Treppenstufen an der frischen Luft mit einem grandiosen Ausblick auf Kopenhagen bis zum Hafen gelangen wir zur Turmspitze. Und jetzt kommt die Überraschung und das, was die Barockkirche zu einer der Top-Sehenswürdigkeiten Kopenhagens macht: die Außentreppe mit ihrem hübschen vergoldeten Eisengeländer verjüngt sich nach oben hin immer mehr. Das heißt, sie schmiegt sich in immer enger werdenden Zirkeln an die Kirchturmspitze, bis man nicht mehr hindurch passt und sie ganz oben, knapp unterhalb der Figur, einfach aufhört. Der Wind zerrt dort oben an unseren Kapuzen und die Kinder wollen verständlicherweise runter. Die Mühe hat sich aufgrund des Ausblicks über die Kaufmannsstadt meiner Meinung nach gelohnt!

Am Boden der Tatsachen angekommen, wollen wir uns auch mal das Innere der Kirche anschauen. Weil gerade kein Gottesdienst stattfindet dürfen wir hinein.
Das hier am Eingang ein Zoo in Form von zwei holzgeschnitzten Elefanten auf uns warten würde, überrascht uns. Die beiden Dickhäuter haben schwer zu tragen. Eine dreistöckige Orgel mit circa 4.000 Pfeifen steht auf ihrem Rücken. Gegenüber ist der Altar über dem sich ein trauriger Jesus von zwei Engeln trösten lässt.

sehr empfehlenswert: eine Motorbootfahrt durch Kopenhagens Kanäle
sehr empfehlenswert: eine Motorbootfahrt durch Kopenhagens Kanäle

Eine Seefahrt, die ist lustig

Unser nächstes Abenteuer beginnt auf der Insel Islands Brygge (Kopenhagen besteht aus mehreren Inseln), direkt neben der Brücke Langebro am Harbour Bath. Im Internet hatten wir gestern Abend bei Go Boat ein kleines Motorboot reserviert. Hier am Harbour Bath ist die Abholstation unseres kleinen blauen Bötchens. Die 10 Minuten, die uns noch vor der vereinbarten Zeit noch bleiben, durchstöbere ich im Turbogang ein paar Flohmarktstände nach Handschuhen und bin erfolgreich. Neben dem Flohmarkt sind mobile Saunen aufgestellt in der jemand schwitzend aufs Wasser guckt. Doch fürs Saunieren bleibt nun leider wirklich keine Zeit mehr.

Wir sind heute die bisher einzigen Kunden von Go Boat, wie uns die beiden netten jungen Burschen an der Rezeption erzählen. Wir können also so viele graue Filzdecken und Rettungswesten an Board nehmen wie wir möchten. Einen Boots- oder Autoführerschein sind nicht notwendig um sich ein Motorboot auszuleihen. Für 399 dänische Kronen gehört das mit 500 Watt ausgestattete Elektromotorboot nun für 60 Minuten uns allein.

Wir sind alle vier ganz aufgeregt als die Tour beginnt. Der Wind fegt erstmal unsere Wasserkarte ins Wasser. Aber wir schaffen es sie zu bergen, ohne selbst über Bord zu gehen. Bei einer Geschwindigkeit von fünf bis sechs Kilometer pro Stunde fahren wir ganz gemütlich die Kanäle ab. Für die Kinder gibt es eine Schatzkarte auf der sie die Aufkleber mit den Sehenswürdigkeiten und den Brücken auf die dafür passenden Positionen kleben können. Leider bleibt diese Aufgabe an mir hängen, weil die Kinder mehr Augen für ihre Umwelt haben als für diese Schatzkarte. Das Wasser ist so klar, dass wir an manchen Stellen den Grund sehen können. Manchmal kommen ein paar Kanus oder kleine private Motorboote an uns vorbei geschippert.

Nach circa 40 Minuten sind wir an vielen Attraktionen der Stadt wie dem Schloss Christiansborg, der an einen schwarzen Diamanten erinnernden Nationalbibliothek, der originellen Kajak-Bar mit Tonnensauna, der vom Drachenreiter besetzten alten Börse, dem schicken Restaurant The Standard, den alten Papierhallen in denen jetzt ein Streetfood Markt beheimatet ist (erkennbar aus den großen schwarzen Holzrobben vorne an der Ecke zum Wasser hin) und vielen mehr vorbei gegondelt. Danach geht es mit uns weiter durch die Kanäle von Christianshavn mit vielen schnuckligen Hausbooten, in deren Bullaugen wir nun bequem hineinblicken können. Die Brücken sind bis auf ein paar wenige Ausnahmen sehr niedrig und wir imitieren stimmlich eine Schiffshupe. Zum Schluss gesellt sich noch ein Schwan zu uns, der unsere letzten Brot- und Kekskrümmer verputzt. Wir dümpeln noch ein wenig versonnen umher, bis wir das Boot nach fast einer Stunde Fahrzeit wohlbehalten und mit trockener Kleidung zurück zum Anleger fahren.

tolles Highlight für die Kinder: das Nationalaquarium von Dänemark
tolles Highlight für die Kinder: das National Aquarium von Dänemark

National Aquarium Dänemark, der blaue Planet

Trotz der vielen Filzdecken sind wir ganz schön durchgefroren und überlegen, welche Optionen zum Aufwärmen uns zur Verfügung stehen. Wir sind vom Picknick an Bord noch satt, deshalb fällt der Restaurantbesuch aus. Die Geschäfte und auch die meisten Museen haben heute am Ostermontag geschlossen. Doch das noch ziemlich neue Aquarium „Der blaue Planet“ von Kopenhagen hat heute geöffnet! Das passt ja auch ganz gut zu unserem vorherigen Motorboottrip, finden wir. Wir bleiben also im Element Wasser. Also nix wie hin zur nächsten Busshuttle-Station am Kopenhagener Hauptbahnhof. Dabei kommen wir am berühmten Tivoli Vergnügungspark vorbei, der heute ebenfalls offen steht. Aber das ist ja nun mal wieder eine Outdoorgeschichte. Im Hop-on-hop-off-Bus kaufen wir die Eintrittstickets fürs Aquarium und zuckeln einmal quer durch die Stadt. Wir ruckeln am Rathaus, der spacigen königlichen Nationaloper (vom bekannten skandinavischen Architekten Henning Larsen entworfen) auf der Insel Holmen und einem Neubaugebiet vorbei, bis wir endlich am Öresund, der schmalen Meeresstraße zwischen Schweden und Dänemark ankommen. Der Bus entlässt uns direkt vor dem Aquarium, das wie ein großer grau-silbriger Walfisch aussieht. Aus der Vogelperspektive (das können also nur die Flugzeugpassagiere über unseren Köpfen beurteilen) soll es an eine gigantische Meeresströmung erinnern.

Wir machen das wir ins warme kommen. Das 2013 eröffnete Aquarium namens „Blauer Planet“ gilt als das größte Nordeuropas. Wir dürfen also gespannt sein. Wahrhaftig haben die als Außenverkleidung dienenden 1, 2 Millimeter dicken Aluminiumplatten in Punkto Wärmedämmung ganze Arbeit geleistet, so dass uns beim Betreten des Aquariums schlagartig warm wird. Unsere Softshelljacken und Taschen lassen wir in einem Schließfach verschwinden. Herrlich, wie frei wir uns so dünn bekleidet nun bewegen können. Die Kinder sind schon ganz hibbelig und wollen auf Entdeckungstour gehen.

Nordatlantische Meereswelt

Wir starten im kreisrunden Foyer in die erste der drei Abteilungen. Hier wird die nordatlantische Meereswelt gezeigt. Besonders schön ist das Fühlbecken mit Seesternen und Krebsen. Ganz behutsam streichen wir über einen lilafarbenen Seestern, der so knallig aussieht, als wäre er unecht. Weiter geht’s zum großen Becken vor dem wir die Unter- und Oberwasserwelt der Faröer Inseln begutachten.

Amazonien

Ohne extra dafür stundenlange Flugreise unternehmen zu müssen, biegen wir in denn nächsten Strudelarm des Aquariums ein und stehen mitten in der Tier- und Pflanzenwelt Amazoniens. Große Schmetterlinge und bunte Vögel fliegen durch den feucht wabernden Nebel über unseren Köpfen hinweg. In dieser Regenwaldhalle plätschert ein Wasserfall in das WG-Becken, das von einem Schwarm gut gefütterter friedvoller Piranhas und zweier Anakondapärchen bewohnt wird.

beeindruckende Lebewesen in ihrer vollen Pracht
beeindruckende Lebewesen in ihrer vollen Pracht

Tunnel

Anschließend entspannen wir uns auf einer Bank sitzend im 16 Meter langen Tunnelgang während Hammerhaie und Rochen elegant über unsere erschöpften Häupter gleiten. Dadurch dass auch der Boden teilweise verglast ist und akustische Effekte zum Einsatz kommen, fühlen wir uns als wenn wir mitten im Fischgetümmel stecken. Das einzig störende sind die Touristen, die mit ihren Smartphones mit ihren Verwandten per Videokonferenz skypend umher laufen.

Ozeanbecken

Das größte Aquarium des Hauses, das Ozeanbecken, ist mit dem Tunnelbecken verbunden, so dass die Haie, Muränen und Rochen bequem um die Korallenecke biegen können um uns Menschenwesen zu betrachten. Wir Eltern könnten auf den Treppenstufen in diesem in dunkelblauen Licht getauchten Saal sofort wegdösen, so schön beruhigend ist es den Unterwasserlebewesen bei ihren niemals endenden Runden hinter der 70 Tonnen schweren Glaswand zu zu sehen. Unsere Mädels laufen derweil begeistert vor dieser 16 Meter breiten und acht Meter hohen Glaswand umher, als wenn sie einen Wettlauf mit den Rochen veranstalten möchten.

Leider verpassen wir bei all dem Gigantismus den teuersten Fisch des Aquariums, den Fetzenfisch also known as Seedrachen. Dieser kleine an ein Seepferdchen erinnernde australische Fisch kostet 4.000 Euro.

Selbst U-Bahnfahren ist in Kopenhagen ein Erlebnis
Selbst U-Bahnfahren ist in Kopenhagen ein Erlebnis

U-Achterbahn

Um nach diesem ereignisreichen Tag wieder fit zu werden, tanken wir im Restaurant des Hauses „Eatery Øst“ mit Kaffee auf bevor wir uns auf den Weg zur U-Bahnstation der Linie M2 machen. Der 600 Meter lange Weg zur Kastrup Station wird uns nicht langweilig. Am Wegesrand überraschen lustige blaue Aluminiumparkbänke des Künstlers Jeppe Heim, die unseren Kindern als Rutschen dienen.

Im vier bis sechs Minutentakt rollt eine fahrerlose U-Bahn im Bahnhof ein. Anders als bei uns in Deutschland trennen Glaswände den Bahnsteig von der Bahngleisen, die sich an den passenden Stellen öffnen, damit wir die U-Bahn betreten können. Das ist wirklich sehr kinderfreundlich. Natürlich steigen wir ganz vorne ein damit wir ein optimales Achterbahngefühl aus dem Frontfenster haben.

Als wir am Abend mit den Kindern unsere Tageserlebnisse durchgehen und das Thema eigenes Motorboot aufkommt, teilt unsere große Tochter mit, dass sie lieber Ei Hausboot hätte. Die fast Dreijährige möchte hingeben ein Motorboot, aber nur dann, wenn sie es steuert darf. Alles klar.

Wikingerschiffsmuseum in Roskilde
Sehenswert, das Wikingerschiffsmuseum in Roskilde

Tag 11: Die Heimreise nach Berlin (731 gefahrene Kilometer ohne Seeweg)

Standort morgens: Charlottenlund, bei Kopenhagen, Dänemark
Kilometerstand morgens: 87.735
Standort abends: Berlin
Kilometerstand abends: 88.129

Wikingerschiffsmuseum in Roskilde

Heute geht es nach Hause und wir nehmen alle gewohnte Abreisemaßnahmen vor. Unsere Fähre in Gedser legt erst um 15 Uhr ab, so dass wir auf dem Weg zum Hafen noch einen spontanen Schlenker uns circa 30 Kilometer von Kopenhagen entfernte Roskilde unternehmen. Nein, wir gehen hier nicht zu einem Musikfestival, sondern zu einem Wikingerschiffsmuseum. Wie unhöflich wäre eine Reise nach Skandinavien ohne den Wikingern einen Gastbesuch abzustatten? Außerdem strahlt die Sonne heute wieder und wir haben noch gar keine Lust heimzufahren.

Neben aufgebockten Segel- und Motorbooten parken wir unser Wohnmobil auf dem beschaulichen Hafenparkplatz direkt vor dem Museumseingang. Wer nun eine Ausstellung der Fundstücke und nichts weiter erwartet hat, der wird positiv von der Lebendigkeit des Museums überrascht sein.

Das Museumsareal besteht aus Werkstätten in einfachen Holzhäusern, einer Bootswerft, einer modernen Ausstellungshalle und mehren Schonern im Museumshafen, mit denen man täglich ab 1. Mai bis 30. September hinaus auf den Roskilde Fjord segeln kann (Kinder ab vier Jahren).

Über eine Hängeseilbrücke erreichen wir den Betonausstellungsbau, der zur See hin komplett verglast ist. Vor diesem maritimen Hintergrund kommen darin die fünf originalen Wikingerschiffe sehr gut zur Geltung. Während auf der linken Hallenseite ein Film (auch in deutscher Sprache) über die Wikinger und die Bauweise der Schiffe gezeigt wird, gibt es auf der rechten Seite eine Werkstatt in der Kinder Wikingerschiffe malen und sich mit Wikingerfashion verkleiden und sich damit auf Booten fotografieren lassen (alles kostenfrei) können. Keine Frage, dass unsere Mädels das ausprobieren.

Fahrt mit der Scandlines Hybridfähre von Gedser nach Rostock
Fahrt mit der Scandlines Hybridfähre von Gedser nach Rostock

Fährfahrt mit Scandlines von Gedser nach Rostock

Zur Sicherheit rollen wir eine Stunde vor der Abfahrt am Hafenterminal von Gedser ein. Der freundliche Herr am Terminal weist uns die Spur 10 zu, wo wir an zweiter Position stehen können. Die Wartezeit vertreiben wir uns mit den Kindern an der frischen Luft und halten nach der Fähre Ausschau. Am Hafen können wir, dem dortigen WiFi sei dank, noch ein paar Urlaubsfotos verschicken. Nach kurzer Zeit geht es in den Fährenbauch und dann hoch aufs Deck zwei, wo wir es uns am Fenster auf Loungesesseln bequem machen. Während die Kinder sich im Spielbereich austoben, wechseln mein Mann und ich uns mit dem Außendeckbesuch ab. Draußen herrscht Sonnenschein, so dass wir uns auf den lustigen orangenen, weißen oder grauen Sesseln sonnen und so entspannt den Resturlaub an Bord ausklingen lassen können.

Nach etwas weniger als 90 Minuten genieße ich draußen die Einfahrt in den Rostocker Hafen während mein Mann und die Kinder schon zum Wohnmobil vorgegangen sind.

Südschweden, ein schönes Reiseziel für Familien mit Kindern
Südschweden, ein schönes Reiseziel für Familien mit Kindern

Adressen und Reiseinformationen

Tag 1

Überfahrt

Scandlines Hybridfähre Rostock-Gesder: https://www.scandlines.de/uber-scandlines/neuefahre.aspx
Öresundbrücke: https://www.oresundsbron.com/de/preise

Camping in Schweden

Camping Key Europe und andere Informationen zum Campen in Schweden: http://www.camping.se/sv

Campingplatz First Camp bei Malmö
Strandgatan 101, 216 11 Limhamn, Schweden
http://de.firstcamp.se/

Tag 2

Malmö

Tourismusinformation der Stadt Malmö: https://visitsweden.de/malmo
Malmöhus Schloss: http://malmo.se/Kultur–fritid/Kultur–noje/Museer–utstallningar/Malmo-Museer/Sprak/In-English/Malmohus-Castle.html
Parks: http://malmo.com/placesofinterest/parks

Lund

Tourismusinformation der Stadt Lund: http://www.visitlund.se/de
Dom zu Lund: http://lundsdomkyrka.se/lunds-domkyrka-2
Kunsthalle: http://www.lundskonsthall.se
Galerie Krognoshuset: http://www.krognoshuset.se/

Åhus

Campingplatz First Camp Åhus
Kolonivägen 59, 296 33 Åhus, Schweden
http://de.firstcamp.se/

Tag 3

Insel Öland

Tourismusinformation der Insel Öland: https://visitoland.com/de/gora-pa-oland/trollskogen-zauberwald/

Campingplatz Kappeludden
Sandgatan 27, 387 31 Borgholm, Schweden
http://www.kapelludden.se

Schloss Borgholm
387 22 Borgholm, Schweden
http://www.borgholmsslott.se/

Sollidens Slott AB
Sollidens Slott, 387 92 Borgholm, Schweden
http://sollidensslott.se/deutsch/

Trollskogen (Zauberwald)
Trollskogsvägen 20, 380 75 Byxelkrok, Schweden
Lage: Nördliches Öland
GPS-Koordinaten zu dem Parkplatz: WGS 84 decimal (lat, long): 57.34280 , 17.11920

Tag 4

Tourismusinformation von Småland: https://www.visitsmaland.se/de

Campingplatz Långsjön in Småland
Långsjön Stugor & Camping AB
Fagersand, SE-593 71 Ankarsrum
http://langsjon.se/?lang=de

Schmalspurbahn zwischen Hultsfred und Västervik: http://www.hwj.nu/index.php/deutsch

Elchparks in Småland: https://www.visitsmaland.se/de/gegendstand/735/glasriket/elche-gucken-in-smaland

Tag 5

Schloss Kalmar
Kungsgatan 1, 392 33 Kalmar, Schweden
http://kalmarslott.se/deutsch

Tag 6

Västervik: https://www.vastervik.com/de

Astrid Lindgrens Näs
Prästgårdsgatan 24
S-598 36 Vimmerby, Schweden
http://www.astridlindgrensnas.se/de/willkommen

Website zum Thema Drehorte von schwedischen Kinderfilmen: www.barnfilmbyn.se

Habo Camping & Study (am Vättersee)
Domsandsliden 2, 566 35 Habo, Schweden
http://habocamping.com/de/

Tag 6

Habo Kirche/ Habo Kyrka
566 91 Habo Kyrkby, Schweden
https://www.visitsmaland.se/de/gegendstand/686/jonkoping-habo-mullsjo/die-holzkathedrale-von-habo

Tingsryd Resort
362 91 Tingsryd, Schweden
http://www.tingsrydresort.se/de/

Tag 8

Schwimmbad
Medley Vattenpalatset Kaskad
Södra Storgatan 90B, 362 30 Tingsryd, Schweden

Autofriedhof Bilkyrkogården Kyrkö Mosse: https://www.visittingsryd.se/de/autofriedhof-kyrkoe-mosse

Tag 9 und 10

Tourismusinformation von Dänemark und Kopenhagen: http://www.visitdenmark.de/de/kopenhagen/attraktionen/danemarks-hauptstadt-kopenhagen

Charlottenlund Fort Camping
Strandvejen 144, 2920 Charlottenlund, Dänemark
http://campingcopenhagen.dk/de

Vor Frelsers Kirche
Sankt Annæ Gade 29, 1416 København, Dänemark
http://www.vorfrelserskirke.dk/deutsch

Stadtteil Freistaat Christiania, 1407 Kopenhagen

Motorboot mieten bei Go Boat: http://goboat.dk

National Aquarium Dänemark, Den Blå Planet
Jacob Fortlingsvej 1, 2770 Kastrup, Dänemark
https://denblaaplanet.dk

Tag 11

Roskilde, Wikingerschiffsmuseum
Vindeboder 12, 4000 Roskilde, Dänemark
http://www.vikingeskibsmuseet.dk/de

Rückreise mit der Scandlines Hybridfähre Gesder-Rostock: https://www.scandlines.de/uber-scandlines/neuefahre.aspx

Frühlingsblümchen in Südschweden
Frühlingsblümchen in Südschweden

Reise- und Wohnmobilführer zum Thema Schweden und Dänemark

DuMont Reisetaschenbuch, Schweden der Süden

Reise Know-How Wohnmobil-Tourguide Südschweden: Die schönsten Routen

Lonely Planet Reiseführer Schweden

Schweden Mobile Touring Highlights, mobil Reisen mit Inseln Ölend und Gotland

Reise Know-How Wohnmobil-Tourguide Dänemark, die schönsten Routen

Literatur rund um Astrid Lindgren

Steine auf dem Küchenbord: Gedanken, Erinnerungen, Einfälle

Reise Know-HowAstrid Lindgrens Schweden, von Bullerbü zur Villa Kunterbunt, Reiseführer für individuelles Reisen

Vorlesebuch, Vo Bullerbü bis Lönneberga, die schönsten Geschichten von Astrid Lindgren

Mit dem Wohnmobil durch Dänemark und Südschweden