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Spielideen für Kindergeburtstage im Freien

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Nach dem Kindergeburtstag ist vor dem Kindergeburtstag. Unsere Tochter plant und verwirft 12 Monate lang ihren großen Tag.

Verstecken spielen hinter Bäumen, Spuren suchen am Waldboden und zur Stärkung ein selbst gemachtes Stockbrot und Marshmallows über dem Lagerfeuer. Ein Kindergeburtstag im Wald, Park, am See oder im Garten ist spannender als jede Mottoparty!

Unsere beiden Töchter kamen jeweils im Spätfrühling und im Sommer zur Welt. Das ist für uns als Eltern ganz prima, weil wir somit das ganze Tohuwabohu nicht im Haus haben müssen. Deshalb feiern unsere Töchter immer draußen im Garten, im Wald oder im Park ihre Geburtstage. Natürlich spielen sie dann einfach gerne mit ihren Freunden draußen herum und machen das worauf sie gerade Lust haben. Doch zur Sicherheit habe ich letztes Jahr ein paar Spielideen vorbereitet und sie sind gut angekommen und wurden gerne gespielt. Ein paar der Ideen brauchen etwas Vorlaufzeit um die Materialien zu sammeln oder zu basteln. Das Gute an allen Outdoor-Spielideen ist, dass die Spiele fast kein Geld kosten und man viele der benötigten Materialien Zuhause hat. Die Spiele, wie Schatzsuche (einfach Schnitzeljagd und Mäusespeckknabbern) haben wir an einem 4. Geburtstag gespielt. Die anderen Spiele an einem 5., 6. und 7. Geburtstag.

Doch vor den Spielideen sind zuerst die Einladungen zum Geburtstag dran. Karten waren uns zu langweilig, weil das immer das gleiche ist. Wir wollten mehr Spannung reinbringen und haben passend zur folgenden Schnitzeljagdidee die Einladungen auch wie Schätze verpackt.

Einladung zum Kindergeburtstag im Glas
Einladung zum Kindergeburtstag im Glas

Einladungen im Glas

Materialien

  • kleine Gläser
  • mit Deckel (Einmachgläser oder alte Marmeladen- und Senfgläser)
  • Glasmalstifte
  • Alleskleber
  • Glitzersteine
  • Ostergras oder Papierkonfetti
  • kleine Muscheln oder Steine
  • Papier und Stift

Zuerst bemalt meine Tochter de Gläser mit Glasmalstiften von aussen und schreibt den Namen des Gastkindes darauf. Anschließend beklebt sie die Gläser mit Glitzer- bzw. Schmucksteinen. Danach gefüllt sie die Gläser mit kleinen Schätzen wie zum Beispiel gesammelte Muscheln, Steine sowie mit Ostergras und Papierkonfetti. Last but not least schreibt sie anhand einer Vorlage die Einladungen auf kleine bunte Notizzettel, rollt sie und bindet sie mit einem Geschenkband zusammen. Nun kommt nur noch der Deckel rauf und fertig.

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ganz kostenloses Spiel: Waldmemory

Waldmemory

Auf einer Picknickdecke werden Gegenstände ausgelegt, die aus der Natur stammen. Das können zum Beispiel Fichtenapfen, Äste, Blätter unterschiedlicher Bäume, Buckeckern, Eicheln und Steine sein. Nachdem alle Gegenstände mit den Kindern namentlich bestimmt sind und die Kinder sie sich eingeprägt haben, gehen die Kinder für eine verabredete Zeit auf die Suche um möglichst viele dieser Gegenstände zu sammeln. Wieder an der Picknickdecke versammelt, präsentieren sie ihre Funde auf der Decke. Wer am meisten passende Elemente gefunden hat, hat gewonnen.

Materialien

  • Picknickdecke
  • alles was die natur an Schätzen hergibt: Steine, Äste, Blätter…
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Es geht nichts über eine Schnitzeljagd im Park oder im Wald

Abwechslungsreiche Schnitzeljagd mit Pinata

Während mein Mann die Kinder ablenkt, verteile ich pro Kind eine Rätselaufgabe rund um einen kleinen See des Parks in dem wir feiern. Die Zettel stecke ich in Astlöchern etc. Die Fragen und Aufgaben habe ich vorab am Computer geschrieben (weil ich so eine Sauklaue habe, die kein Kind lesen kann) und sind so gehalten, dass jedes Kind in der Lage ist sie zu lesen und zu verstehen, ansonsten entsteht nur Frust. Sie müssen zum Beispiel erraten, welche Bäume in der Grünanlage wachsen und Worte auf Buchstabenmagneten bilden. Um sich geografisch zu orientieren habe ich mit Kreidestiften die Richtung auf Baumstämme und Steine am Wegrand gemalt. Natürlich leiten diese die Kinder auch mal etwas in die Irre, aber nicht zu sehr.
Sobald die Kinder die Antwort wissen oder die Aufgabe gelöst haben, dürfen sie weiter machen. Jedes Kind darf einen Zettel vorlesen. Bei uns geht es nicht ganz auf, weil sich noch ein Kind, das zufällig auch in dem Park spielt, dazu gesellt und mitmachen darf (als Gegenleistung dürfen alle Kinder bei ihr Zuhause auf die Toilette, weil sie genau am Park wohnt).
Um etwas Abwechslung ins Spiel zu bekommen, beziehe ich ein paar Teenagerjungs ein, die auf der Parkbank sitzen und die den Kindern einen Hinweis geben dürfen in welcher Richtung es weiter geht. Das habe ich aber nur gemacht, weil sie freundlich und vertrauenswürdig aussehen. Hätten die Jungs nicht so freundlich geguckt, wäre ich kein Risiko eingegangen und hätte es sein lassen. Für die Kinder ist es eine Herausforderung große Jungs anzusprechen, aber gemeinsam trauen sie es sich.
Auf einem der nächsten Zettel steht eine Telefonnummer der Großeltern unserer Tochter. Die Kinder dürfen sie anrufen, um sich einen Tipp für die bevorstehende Richtung zu holen (obwohl es bei einer Schnitzeljagd am See eigentlich klar ist, wo es lang geht, fand ich das lustig und habe mit ihnen kurz vorher abgesprochen, was sie sagen sollen). Am Ende findet eines der Gastkinder die mit Süßigkeiten gefüllte Pinata im Form einer großen Ananas in einer Astgabel am See.

Die Idee für diese Pinata habe ich von Pinterest. Gemeinsam mit den Kindern haben wir eine Woche vor dem Geburtstag angefangen die Pinata zu basteln, weil das ganze Projekt schon etwas Zeit erfordert. Das Trocknen der klebrig nassen Papierschnipsel dauert recht lang. Nach der erfolgreichen Schnitzeljagd hängen wir die Penata an einem Baum und lassen zuerst das Geburtstagskind und dann die Gäste abwechselnd mit einem Holzschwert und mit verbundenen Augen auf sie einprügeln bis die Kids endlich erlöst sind und die Süßigkeiten auf den Rasen prasseln! Wem das mit der Augenbinde zu viel ist, lässt sie einfach weg. Das Zerkloppen der Penata dauert schon lang genug. Klar, dass die Freude groß ist, als sie sich endlich öffnet und sich alles auf die Bonbons stützen darf!

Materialien

  • Papier, Stift oder Computer und Drucker
  • Kreidemalstifte als Wegweiser
  • ggf. freundliche Helfer und ein Handy
  • Ideen für die Fragen und gute Verstecke
  • Schatz

 

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Ananas Pinata mit Süßigkeiten

Materialien

  • Luftballon
  • Tapetenkleister
  • Zeitungspapier
  • Kleber
  • Schere
  • buntes Geschenkpapier oder Krepppapier
  • Süßigkeiten zum Befüllen
  • Zeit zum Basteln und Trocknen lassen

Anleitung für Ananas Pinata: http://www.familie.de/diy/pinata-selber-machen-896801.html

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Schepper, deng, Treffer!

Dosenwerfen

Dosenwerfen kennt jedes Kind vermutlich auch vom Rummel. Unsere Kinder machen das auf jeden Fall immer gerne, wenn wir uns mal auf einem Rummel blicken lassen. Ein paar Wochen vor dem Geburtstag haben wir begonnen ein gutes Dutzend Konservendosen von Kokosmilch und Tomaten aufzuheben und sie einmal durch die Spülmaschine zu jagen. Danach haben wir sie mit buntem Klebeband in einen ansehnlichen Zustand gebracht. Die Blechdosen stapeln wir auf dem Kindergeburtstag mit den Kids gemeinsam auf einem Tisch zu einer Pyramide. Mit einem mit Sand gefüllten Luftballon geht es los. Jeder hat drei Würfe und gewinnt zum Schluss eine Kleinigkeit.

Materialien

  • leere Konservendosenbunte Klebebänder
  • kleiner Luftballon und Sand oder ein kleiner Ball der nicht gut hüpft oder ein kleines Kuscheltier (bei uns ein roter Krebs, siehe Foto)
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Ladies and Gentlemen, please fasten your belts, we are ready to take off!

Papierflieger durch Zielscheibe fliegen lassen

Auch ein schönes Spiel für Draußen ist Papierflieger fliegen zu lassen mit der besonderen Herausforderung, sie durch Löcher eines aussortierten Stoffs fliegen zu lassen.

Hierfür haben wir ein par Tage vor dem Geburtstag in eine alte weiße Gardine große Löcher hinein geschnitten und den Stoff mit Stoffmalstiften verziert. Das muss man nicht unbedingt machen, es funktioniert auch ohne Bemalung. Aber wir finden es bunt schöner und wir schreiben auch den Anlass der Feier auf den Stoff.

Den Stoff befestigen wir mit Wäscheklammern an einer Schnur, die wir zwischen zwei Bäumen aufhängen. Danach sucht sich jedes Kind einen Papierflieger aus einem Buch aus. Logisch, dass man dafür auch normales Papier nehmen kann und daraus einen Flieger basteln kann. Wir haben uns dennoch für ein Buch mit vier verschiedenen Modellen entschieden und wunderschönen Mustern entschieden, weil wir selbst nur ein Modell basteln können. Anhand der Vorlagen können die Kinder viel schönere und abwechslungsreiche Papierflieger falten. Auf den Vorlagen sind Hilfslinien zum Falten und im Buch ist je eine Anleitung pro Modell enthalten. Für das Falten ist etwas Konzentration geboten, aber somit kommen alle Kids mal für einen Moment zur Ruhe. Kinder ab vier Jahren schaffen das auch ganz gut und zur Not unterstützen wir sie an kniffligen Stellen.

Nachdem jeder seinen eigenen Papierflieger in der Hand hält, geht es auch schon los mit dem Zielen durch die großen Löcher des Lakens! Wir legen ein Springseil auf das Gras über das keine Treten darf und schon segeln die ersten Flieger durch die Lüfte.

Materialien

  • großes Stück Stoff (z.B. altes Bettlaken, Tischdecke oder Gardine)
  • ggf. bunte Stoffmalstifte
  • Schere
  • Papier oder Papierfliegermodellbuch
Stopptanz Kindergeburtstag Spielideen für draußen Sommer spielen
Turn the music on!

Stopptanz

Wir machen die Musik auf dem Handy an und die Kinder tanzen dazu. Sobald wir die Musik stoppen, dürfen sie sich nicht mehr bewegen. Wer wackelt, ist raus und wer zuletzt übrig bleibt, hat gewonnen. Janz eenfach…

Material: Smartphone mit Musik oder kleinen Rekorder

 

EinladKindergeburtstag draußen feiern

Eierlaufen

Diesen Klassiker haben wir zum sechsten Geburtstag unserer Tochter im Naturschutzgebiet in den Sandbergen (Berlin-Reinickendorf, zwischen Heiligensee und Konradshöhe) gespielt und den Kids hatte es richtig Spaß gemacht. Ein langer Ast liegt als Startlinie auf dem Rasen. Die Route führt um einen Baum herum und einen Sandberg hinauf. Die Kinder rennen immer jeweils zu zweit eine Runde. jeder hält einen Esslöffel in der Hand und darauf balancieren sie ein hart gekochtes bunt eingefärbtes Ei. Wer sein Ei auf dem Löffel als erstes zur Ziellinie gebracht hat, hat gewonnen.

Materialien

  • Ast als Start- und Ziellinie
  • Esslöffel
  • hartgekochte Eier oder kleine Bälle
Stopptanz Kindergeburtstag Spielideen für draußen Sommer spielen
Kleine Erfrischung gefällig?

Wasserballon zerschlagen

Dieses Spiel ist für einen heissen Sommertag ideal, weil sich so alle ein wenig erfrischen können. Es ist ein wenig so wie eine Penata zu zerschlagen, nur dass statt der Süßigkeiten hierbei Wasser heraus spritzt. Wegen des Wasserbedarfs lässt sich dieses Outdoor-Spiel am besten im eigenen Garten realisieren. Pro Kind wird ein wassergefüllter Luftballon an einer gespannten Schnur befestigt. Der Luftballon darf nicht zu schwer werden, ansonsten hält er nicht bzw. nicht lange an der Schnur. Am besten verwendet man Wasserbomben-Luftballons. Jedes Kind darf seinen Ballon mit einem Stock zerschlagen.

Materialien

  • Luftballons
  • Wasser
  • Schnur
  • Stock
  • Halterung zum Spannen
  • evtl. trockene T-Shirts oder Handtücher 😉
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Ran an den Speck!

Speckmäuse abknabbern

Zwischen zwei Bäumen, einer Schaukel oder ähnlichem wird ein Faden so hoch gespannt, dass die Kinder sich strecken müssen um an die Speckmäuse zu kommen, die an die Schnur geknotet sind, und diese abknabbern. Alternativ tut es natürlich auch ein Hanfseil o.ä. sowie Wäschklammern, die die Mäuse halten. Wenn gar nichts zum Befestigen vorhanden ist können auch zwei Erwachsene das Seil an den Enden festhalten. Wer es lieber salzig mag, kann zum Beispiel auch kleine Salzbrezeln auf die Schnur fädeln.

Materialien

  • Schnur, Seil oder Faden
  • Speckmäuse, Salzbrezeln o.ä. je nach Geschmack
  • Halterung zum Spannen
In Deckung, Schokokuss im Anflug!

Schokokuss-Wurfmaschine

Okay, diesen genialen Katapult haben wir uns noch nicht zugelegt, spielen aber mit dem Gedanken. Ich kenne es selbst noch aus meiner eigenen Hortzeit. Ein handwerklich begabter Erzieher hatte die Schokokuss-Wurfmaschine damals selbst gebaut und sie war der Knaller auf jedem Kitafest. Im Internet gibt es Anleitungen zum Nachbauen, wenn man sie nicht leihen oder kaufen mag. Die kleine Schokokuss-Wurfmaschine, die es bei Amazon zu bestellen gibt, scheint laut der Bewertungen, leider nicht viel zu taugen.

Materialien

  • Schokokusswurfmaschine
  • Schokoküsse
  • kleiner Ball
  • Startlinie

Mieten einer Schokokuss-Wurfmaschine: www.hannogam.de/aktionsspiele/geschicklichkeit/schokokuss-wurfmaschine

Anleitung zum Selberbauen der Schokokuss-Wurfmaschine: www.heimwerker.de/holzwerken/holzspielzeug-bauen/wurfmaschine-bauen.html

Was sollte man dabei haben, wenn man draußen im Park oder im Wald feiert

  • Dekorationsmaterial wie eine Wimpelkette, Luftballons
  • Picknickdecke
  • Wechselwäsche
  • Teller, Besteck, Tassen oder Gläser (keine zum Wegwerfen, sondern am besten aus Palmblättern oder wiederverwendbarem spülmaschinenfesten Plastik)
  • Mülltüte, Haushaltspapier
  • Taschentücher
  • Erste-Hilfe-Set
  • ausreichend Getränke (z.B. in einer Kühlbox) und Speisen

Anregungen für Kindergeburtstagsfeiern und Spiele

 

Wie lernen Kinder den Umgang mit Geld? Wie viel Taschengeld ist für ein Kind angemessen?

Taschengeld Kinder Umgang mit Geld lernen
Money, money, money…

Mäuse, Zaster, Moneten, Zeche, Knete, Pinkepinke, Kröten, Bimbes, Asche, Kohle, Pipen, Schotter, Taler, Groschen, Euronen, Taler, ohne Moos nix los und Geld regiert die Welt!?

Das Wort Geld hat auch für Kinder einen magischen Klang. Schon in den Kinderbüchern z. B. von Astrid Lindgren taucht das Thema Geld auf. Denn Pippi Langstrumpf ist bekanntlich nicht nur unheimlich stark, sondern auch unglaublich reich! Das Suchen nach Schätzen, Gold, Truhen voller Geld und Geschmeide, das Vergraben von Münzen ist ein beliebtes Thema in Kinderfilmen und -büchern. Geld ist schließlich nicht nur ein Tauschmittel und Wertmaß, sondern genießt immer auch eine symbolische und mythische Bedeutung.

Kinder bekommen schon früh mit, welche Rolle Geld für uns Erwachsene spielt. Jeder von uns braucht es – und unser tägliches Leben wäre ohne Geld kaum denkbar. Doch ist es für Kinder manches Mal schwer nachvollziehbar, warum ein ferngesteuertes Spielzeugauto für 29,95 Euro zu teuer ist, wenn die Eltern ohne mit der Wimper zu zucken im Lebensmittelgeschäft eine ähnliche Summe ausgeben oder die Klavier- oder Reitlehrerin mit ein paar bunten Scheinen bezahlen. Hinzu kommt, dass überall Verlockungen lauern. Spielzeug gibt es mittlerweile in fast jedem größerem Supermarkt und – wer kennt das nicht „Mama/Papa, kaufst mir das?“ – die Süßigkeiten im Kassenbereich sprechen besonders die Kinder an. Seitdem es in den Supermärkten diese kleinen bunten Einkaufswagen gibt, wird es noch aufreibender für uns Eltern mit ihnen einzukaufen. Ein Erziehungsratgeber, den ich einmal las, empfahl deshalb, Kinder generell nicht mit zum Einkaufen zu nehmen und sie aus allen Bereichen, in denen Geld eine Rolle spielt, rauszuhalten. Das kann nun aber auch nicht die Lösung sein. Wie sollen sie denn ansonsten lernen mit Geld umzugehen?

Kinder sind ja nicht per se habgierig und konsumsüchtig (zumindest kommen sie so nicht auf die Welt). Sie sind vielmehr wissbegierig und wollen die Welt und auch das liebe Geld verstehen. Kinder können oftmals den Preis einer Ware und deren Gegenwert noch gar nicht richtig einschätzen. Der Umgang mit Geld will deshalb gelernt sein und dieses Wissen unseren Kindern zu vermitteln ist eine sehr wichtige Aufgabe. Erklärung für die Kleinen über die Notwendigkeit von bestimmten Ausgaben und das Verhältnis von Leistung und Gegenleistung tut also not. Wir müssen es nur kindgerecht ausdrücken.

Über Geld spricht man nicht?

Geld ist kein Tabuthema! Alles andere ist meines Erachtens lebensfern und führt nur zum falschen Verständnis von Geld. In vielen Familien wird nicht über Geld gesprochen. Das halte ich für eine falsche Auffassung von Understatement oder Vorsicht. Natürlich sollte man nicht vor den Kindern über Geld streiten oder sie erst dann in das Thema einweihen, wenn die Familie in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Je nach Alter sollten sie Schritt für Schritt einbeziehen und ihnen bspw. erklären, warum ein bestimmtes Produkt einen bestimmten Wert hat oder  wo auch finanzielle Grenzen liegen. Wenn unsere Kinder zu Jugendlichen heran gewachsen sind, werden wir sie in unsere monatlichen Einnahmen und Ausgaben einweihen.

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Wie führt man Kinder an das Thema Geld heran?

Das hängt vom Kind ab. Ich bin der Meinung, dass Eltern zunächst einmal schauen sollten, wie weit ihr Kind entwickelt ist und dann mit dem Nachwuchs zunächst einmal über das Thema Geld sprechen sollten bevor das erste Taschengeld ausgezahlt wird. Kinder, die noch nicht in der Vorschule sind, haben meist keine Ahnung, ob ein 50 Cent Stück mehr Wert ist als ein Euro Münze. Ihnen hilft es, wenn man mit ihnen mit vielen kleinen Cent Münzen ein Geldtürmchen baut und ihnen dann zeigt, dass dieser Turm genauso viel wert ist wie ein 20 oder 50 Cent Stück. Gebt Eurem Kind 20 oder 50 Cent und lasst sie versuchen, dafür in einem Geschäft etwas zu finden, dass sie sich dafür kaufen können. Reicht das Geld für ein Croissant oder für einen Lolli? Probiert es gemeinsam aus!

Auch bei Vorschul- oder Schulkindern baut man das liebe Thema Geld ganz einfach spielerisch in den Alltag ein. Zum Beispiel beim Einkaufen im Lebensmittelgeschäft oder in der Freizeit. Geht mit ihnen zusammen einkaufen und sprecht darüber: Was kostet ein Liter Milch, was ein Laib Brot oder eine Schokoladentafel? Vergleicht gemeinsam die Preise. Wie viel bekommt man für 10 Euro in einem Lebensmittelgeschäft? Auch in der Freizeitgestaltung könnt ihr das Thema einfließen lassen. Wie viel müssen wir für eine Kinokarte oder für den Eintritt ins Schwimmbad bezahlen?
Bezahlt nicht mir der EC- oder Kreditkarte, sondern zahlt bar damit Euer Nachwuchs den Bezahlvorgang nachvollziehen kann. Lasst Euch den Bong geben und geht ihn zusammen durch.

Für das Schulzeugnis gibt es bei uns kein Geschenk, sondern einen schönen gemeinsamen Ausflug. Unsere Tochter darf sich dann aussuchen, was wir unternehmen. Wir möchten nicht, dass sie für gute Noten nur lernt, weil sie dafür Geld erhält.
In der Schule unserer Tochter wurde das Thema Geld in der 2. Klasse ein Thema. Die Klassenlehrerin besuchte mit den Kindern eine Markthalle und dort sollten die Kinder erfragen, was wie viel kostet. Im Matheunterricht rechnen sie auch Geldbeträge zusammen. Wir finden es prima, dass in der Schule das Thema Geld behandelt wird. Allerdings verlassen wir uns nicht darauf, dass das ausreichend ist.

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Wie viel Taschengeld fürs Kind?

Welche Vorbildfunktion haben wir Eltern beim Umgang mit Geld?

Ich bin in meiner Kindheit nicht besonders gut auf das Thema Geld vorbereitet worden. Daher habe ich erst richtig angefangen mein Konsumverhalten zu reflektieren als es ein Thema mit unserer Tochter wurde. Ich frage mich: Inwiefern bin ich beim Einkauf ein gutes Vorbild für unsere Kinder oder wie kann ich ein besseres Vorbild werden?

Preisbewusstsein und Sparverhalten

Vergleiche ich Preise? Tätige ich unnötige Impulskäufe im Geschäft oder im Internet oder vermeide ich sie? Warum möchte ich etwas haben? Brauche ich es wirklich? Kaufe ich sofort etwas neu, wenn etwas kaputt ist oder versuche ich es zu reparieren? Kaufe ich auch Sachen gebraucht? Lege ich monatlich etwas Geld zurück oder gebe ich alles aus?

Nachhaltigkeit

Wenn die Kinder älter sind, kann man ihnen auch erklären, was die Art des Konsums bewirkt. Also wo kaufe ich etwas (z.B.kleiner Tante-Emma-Laden oder Discounter)? Welche Bedutung hat Nachhaltigkeit beim Familieneinkauf (z. B. Bio-Produkte, Fair-Trade)? Natürlich sind wir als Eltern nicht perfekt in unserem Kosumverhalten, das geht auch gar nicht. Aber es so weit wie möglich zu versuchen, ist schon ein wichtiger Schritt.

Wer sich darüber bewusst werden möchte, für was das Geld jeden Monat ausgegeben wird, kann ein Haushaltsbuch (Papierform oder auf dem Smartphone oder dem Computer) führen. Das macht natürlich etwas Arbeit, aber wenn man es immer gleich eingibt oder notiert, wird es nach ein paar Wochen zur Routine.

Für Menschen, die wie ich zur Kategorie Spontankäuferin gehören und dagegen etwas tun wollen, hilft zum Beispiel eine Liste über die Dinge zu führen, die man im Geschäft oder in einem Online-Shop gerade gerne spontan gekauft hätte. Diese Wunschliste kann man z. B. bequem auf dem Smartphone führen und lässt sie einen Monat liegen. Nach Ablauf der Zeit prüft man nach, was man immer noch haben möchte. Meist fällt dann vieles weg. Oder man legt fest, dass von jedem Betrag einer nicht so wichtigen Anschaffung oder eines Spontankaufs ein Teil der Summe auf einem extra Konto gespart wird. Wer partout jeden Cent ausgibt, der auf dem Konto landet, kann z. B. eine fixe monatliche Summe auf ein Sparkonto automatisch abbuchen lassen.

Durchs Spenden für gemeinnützige Zwecke ein gutes Vorbild sein
Durchs Spenden für gemeinnützige Zwecke ein gutes Vorbild für die Kinder sein

Spenden

Gebe ich etwas von meinem Geld anderen Menschen ab? Spende ich Geld, Kleidung oder Lebensmittel an wohltätige Organisationen? Einige Organisationen bieten Patenschaften für ganz unterschiedliche Zwecke an. Überlegt mit dem Kind gemeinsam, für wen oder was Ihr spenden möchtet. Viele Organisationen berichten Euch mit Briefen oder E-Mails regelmäßig darüber, was mit Eurem Geld gemacht wird. Lest diese Briefe gemeinsam und hängt Fotos davon vor, wenn ihr welche bekommt. Wenn Ihr eine Patenschaft für ein Kind eingeht, könnt Ihr ihm Briefe, selbst gemalte Bilder der Kinder oder Familienfotos schicken. Zeigt Eurem nachwuchs im Atlas oder auf dem Globus, wo das Patenkind lebt. So kann Euer Kind an der Beziehung teilhaben.
Spende ich auf der Straße oder in den öffentlichen Verkehrsmitteln spontan? Erklärt dem Kind, warum Ihr das tut und warum manche Menschen um Geld bitten.

Sollten Kinder ihr eigenes Geld verdienen dürfen?

Ja, aber es kommt darauf an, womit sie es sich verdienen.
Seit ihrem 6. Lebensjahr interessiert sich unsere Tochter für das Thema Geld. Die Beziehung zwischen den Euros und unserem Kind begann mit einem großen Tuch, dass sie vor dem Supermarkt ausbreitete, um dort ihre aussortiertes Spielzeug zu verkaufen. Sie verlangte hohe Preise für ihre alten Bücher, CDs und Puppen. Ich saß neben ihr und es war mir etwas unangenehm, welche Preise sie den Passanten nannte, weil ich sie als zu hoch empfand. Doch aus der Sicht unserer Tochter waren die Preise angemessen, weil die Spielsachen ihr einmal viel bedeutet haben. Das konnte ich nachvollziehen und freute mich über ihre Wertschätzung der abgelegten Dinge. Erstaunlicherweise bezahlten ihre Käufer, was sie verlangte (vielleicht wollten die Damen und Herren auch nicht mit einem kleinen Kind feilschen) und so verdiente sie viel mehr Geld als ich es wahrscheinlich getan hätte. Ihr eingenommenes Geld durfte sie natürlich behalten und in einer Spardose aufbewahren. Wir erklärten ihr, dass sie sich etwas Großes kaufen könne, wenn sie noch etwas weiter sparen würde. Also kaufte sie sich nur etwas Kleineres und den Rest sparte sie. Für Unterstützung im Haushalt würden wir sie nicht mit Geld belohnen. Wir sind der Auffassung, das mitzuhelfen ganz normal sein sollte.

Sollten Kinder von ihren Eltern Taschengeld bekommen und wenn ja wie viel?

Generell ist Taschengeld für Kinder ein wichtiges Hilfsmittel um den Umgang mit Finanzen zu erlernen. Manche Kinder interessieren sich für Geld, andere nicht und dann sollte man noch abwarten.
Die Frage nach der Höhe des Taschengelds ist eine Sache, die unsere Tochter gerne mit uns diskutiert. Jede Familie entscheidet natürlich für sich, welcher Betrag angemessen ist. Es hilft natürlich, sich vorab im Umfeld zu erkundigen, ob und wie viel Taschengeld andere Kinder bekommen. Darüber hinaus ist die Höhe des Taschengelds vom Alter des Kindes und der finanziellen Situation der Familie abhängig. Kinder unter 10 Jahren können selten ihr Taschengeld über einen Monat hinweg einteilen. Deshalb ist eine wöchentliche Auszahlung besser.

Seit unsere erstgeborene Tochter in der Schule ist, bekommt sie Taschengeld. Jeder Sonntag ist bei uns Zahltag. Die Bedingung ist, dass sie nur dann Taschengeld erhält, wenn sie von alleine daran denkt und uns fragt. Manches mal hat sie es schon vergessen. Die Kulanz gilt bis Montag, aber ab Dienstag ist es dann vorbei. Wenn es ihr zu spät einfällt, tut es mir leid, aber wir wollen, dass sie selbst daran denkt. In der ersten Klasse gab es einen und seit der zweiten Klasse gibt es 1,50 Euro. Sie hätte gerne etwas mehr, aber da bleiben wir konsequent. Wir geben ihr auch keinen Kredit, das heißt, wir leihen ihr kein Geld.

Was dürfen die Kinder mit dem ersparten Taschengeld machen?

Grundsätzlich ist das Taschengeld das Eigentum der Kinder und sie können darüber bestimmen, finde ich. Mittlerweile hat unser Kind ein schönes Sümmchen zusammen gespart. Das Problem ist, dass sie davon nichts ausgeben mag und gleichzeitig von uns Eltern möchte, dass wir ihr weiterhin Spielzeug, Kinderzeitschriften und Süßigkeiten kaufen. Doch dafür hat sie ja ihr eigenes Geld. Immer dann, wenn sie nun im Supermarkt oder Spielwarenladen etwas haben möchte, erinnern wir sie an ihr Taschengeld. Ganz schnell ist nach dieser Diskussion die Packung Gummibärchen oder die Puppe für sie nicht mehr so bedeutend und erstrebenswert. Ihr Erspartes ist ihr zu heilig dafür. „Ein Auto oder ein Haus“, so lautet ihre Antwort auf unsere Frage, was sie sich eines Tages für ihr Geld kaufen möchte. Tja, das sind ganz schön langfristige Pläne. Aber wir reden ihr nicht rein, was sie sich kaufen kann oder soll. Es ist ihr Eigentum.

Warum ist Taschengeld wichtig?
Warum ist Taschengeld wichtig?

Gibt es offizielle Richtlinien für altersgerechtes Taschengeld?

Die gibt es. Die Jugendämter in Deutschland helfen mit der Taschengeldtabelle weiter, wenn man sich nicht an anderen Familien orientieren mag. Auch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend veröffentlicht empfohlene Staffelungen für das Taschengeld.

Taschengeldtabelle

Alter/Jahre Betrag in €
Unter 6 Jahre 0,50-1,00 Euro/Woche
6 Jahre 1,00-1,50 Euro/Woche
7 Jahre 1,50-2,00 Euro/Woche
8 Jahre 2,00-2,50 Euro/Woche
9 Jahre 2,50-3,00 Euro/Woche
10 Jahre 15,00-17,50 Euro/Monat
11 Jahre 17,50-20,00 Euro/Monat
12 Jahre 20,00-22,50 Euro/Monat
13 Jahre 22,50-25,00 Euro/Monat
14 Jahre 25,00-30,00 Euro/Monat
15 Jahre 30,00-37,50 Euro/Monat
16 Jahre 37,50-45,00 Euro/Monat
17 Jahre 45,00-60,00 Euro/Monat
ab 18 Jahre 60,00-75,00 Euro/Monat

www.familien-wegweiser.de

Wie geht man mit größeren Wünschen der Kinder um?

Wünsche zu haben ist ganz normal und auch etwas schönes, so lange sie nicht ausufern. Wenn unsere Tochter zum Beispiel große Wünsche äußert, erklären wir ihr, dass wir für unser Geld arbeiten müssen bevor wir es ausgeben können. Um mehr Geld zu verdienen, müssten wir also auch mehr arbeiten und hätten weniger Zeit für sie. Das versteht auch schon ein Kind im Vorschulalter, meine ich. Wichtig dabei ist, die Balance zu halten, damit das Kind nicht denkt, dass man bedürftig ist und es dadurch Ängste entwickelt. Viel besser als die „das ist Quatsch/ das ist zu teuer“-Reaktion ist, Verständnis für den Wunsch beziehungsweise die Enttäuschung zu äußern und gleichzeitig zu betonen, dass man trotzdem beim Nein bleibt.

Will unsere Tochter unbedingt etwas haben, möchte  oder kann es aber nicht selbst von ihrem Geld kaufen, dann beobachten wir das einige Zeit. Meist ist der Wunsch bald vergessen. Taucht er aber immer wieder auf, dann schlagen wir ihr vor, dass sie ihren Wunsch auf die Wunschliste für Weihnachten oder den Geburtstag malt oder schreibt. Es ist natürlich nicht immer leicht den Wünschen zu widerstehen, weil man vielleicht als Kind selbst auch ein bestimmtes Spielzeug unbedingt haben wollte oder weil das Quengeln an den eigenen Nerven zerrt. Aber die Hartnäckigkeit von Elternseite zahlt sich aus, weil dadurch Geduld auf der Kinderseite geübt wird.

Wohin mit dem Taschengeld?

Braucht mein Kind ein Taschengeldkonto etwas ?

Wenn Kinder gerade ihr ersten Taschengeld bekommen, also Taschengeldeinsteiger sind, nicht. Aber wenn das Schulkind älter wird und gerne spart, dann kann man mit dem dem Kind darüber sprechen, dass ein kostenfreies Taschengeld- bzw. ein Sparkonto bei einer Bank eine sinnvolle Art ist, um das Geld anzulegen. Dadurch lernt es sein Geld einzuteilen, keine Spontankäufe zu tätigen und auch, dass sich sein Geld vermehrt. Bis zum 12. Lebensjahr erhalten Kinder stolze 3 Prozent Zinsen auf ihr Guthaben bis zu einer Höhe von 1.000,- Euro. Guthaben über 1.000,- Euro erhalten dann weniger Zinsen. Es gibt keinen Kredit. Für die Einrichtung solch eines Kontos müssen die Eltern einige Unterlagen unterzeichnen und neben den eigenen Personalausweisen die Geburtsurkunde des Kinds vorweisen.

Was tun, wenn Großeltern den Enkeln Geld zustecken?

Geldgeschenke von Oma und Opa sind natürlich gut gemeint. Aber wenn Euer Nachwuchs weit mehr als die üblichen Geldgeschenke zu den Feiertagen wie zum Geburtstag oder zum Schulanfang von seinen Großeltern erhält, verliert dieses Geld schnell an Wert für das Kind und das Erlernen von Umgang mit Geld wird so schwieriger. Sucht am besten das Gespräch mit den Großeltern und erklärt ihnen, was ihr Eurem Kind in Sachen Geld vermitteln möchtet und wofür das eines Tages gut ist. Wenn Opa und Oma dennoch weiterhin gerne Geld schenken möchten, dann legt doch gemeinsam mit ihnen ein extra Sparkonto für das Kind an. Mit diesem Geld kann dann eines Tages vielleicht das heiß ersehnte Fahrrad, der Schulranzen oder sonst eine kostenintensive Anschaffung getätigt oder ein Teil dazu gegeben werden. Auch  unverhältnismäßig große oder teure Weihnachts- und Geburtstagsgeschenke können mit einem Großeltern-Sparkonto vermieden werden. Alternativ zu Geldgeschenken können Opa und Oma auch tolle Ausfüge mit ihrem Enkelkind unternehmen. Gemeinsame Erlebnisse sind für eine innige Großeltern-Enkelkinder-Beziehung viel schöner als ein Geldschein oder ein Berg von Geschenken.

Die wichtigsten Taschengeldregeln auf einen Blick

  • Das Taschengeld gehört dem Kind. Wir Eltern sollten deshalb nicht die Ausgaben kontrollieren und uns mit unserer Meinung zurückhalten.
  • Das Taschengeld wird regelmäßig und in fester Höhe ausgezahlt, damit sich das Kind darauf verlassen kann.
  • Taschengeld ist kein Erziehungsmittel und sollte nicht zur Belohnung oder Bestrafung von Verhalten oder Leistungen eingesetzt werden.
  • Ständiges Geldleihen oder Vorauszahlungen des Taschengeld sind keine Lösung. Besser ist es, Ihr unterstützt Euer Kind dabei, sich sein Geld besser einzuteilen.
  • Sinnvoll ist es, das Taschengeld unter Berücksichtigung Eurer finanziellen Situation zu verhandeln. Ist das Geld knapp, reichen auch kleinere, aber regelmäßige Zahlungen.
  • Für getrennt lebende Eltern gilt es, sich über die Höhe des Taschengelds zu einigen und keine extra Zahlungen zu tätigen.
  • Regelmäßige Mithilfe im Haushalt gehört zu einem funktionierenden Familienleben und sollte nicht bezahlt werden. Kleine „Extra-Jobs“ können jedoch belohnt werden, wenn sie etwas außergewöhnliches darstellen.
  • Erhalten Teenager neben dem Taschengeld größere Geldgeschenke z. B. von Verwandten, solltet Ihr gemeinsam mit ihnen sinnvolle Sparziele festlegen. Damit könnte z. B. der Führerschein oder eine Reise nach dem Schulabschluss mitfinanziert werden.

Mit Kindern gemeinsam die Woche planen – unser Wochenplan

Wochenplan, Familie, Zeitmanagement mit Kindern
Wie plane ich die Woche mit Kindern?

Unsere Herausforderung: „Papa/Mama, was gibt es zu essen? Was machen wir heute?“ Unsere Kinder möchten immer genau wissen, was los ist und mitbestimmen, was wir unternehmen und essen. Vor allem unsere Erstgeborene, die im Sommer acht Jahre alt wird, braucht immer einen Plan für sich, was wann ansteht. Wenn ich ihr dann antworte, passt ihr meine Antwort oftmals nicht in den Kram. Gerade dann, hat sie keinen Apettit auf Stulle mit Brot, sondern möchte garantiert etwas anderes essen. Dieses hin und her ist für uns beide weder produktiv noch stimmungshebend. Leider vergisst unsere liebe Tochter aber auch manchmal, mit wem sie sich als nächstes verabreden wollte und für welches Mittag- oder Abendessen wir uns entschieden haben. Deshalb gibt es dann leider ab und zu Verabredungschaos oder Reibereien was das Essen betrifft.

Unsere Lösung: Da unsere Erstgeborene bereits des Lesens und Schreibens mächtig ist, habe ich mich für einen Wochenplan entschieden. Das habe ich mir nicht selbst ausgedacht, sondern ich habe mich von einem Erziehungsberaterbuch inspirieren lassen. Das Buch von Sabine Bohlmann „Ein Löffelchen voll Zucker… und was bitter ist, wird süß! Das Mary-Poppins-Prinzip“ hält einige praktisch Tipps ohne viel theoretisches Geplänkel bereit. Anhand einer ihrer inspirierenden Beiträge habe ich eine Wochenplanung für die Familie am Rechner gebastelt und finde das nach einigen hinter uns liegenden Testwochen sehr praktisch.

Unser DIN A4 Blatt haben wir aufgeteilt in eine Zeile für Essen uns eine für Aktivitäten. Außerdem kann man je nach Bedarf noch weitere Zeilen hinzufügen. Zum Beispiel zum Thema Aufgaben, die erledingt werden müssen oder wann Schlafenszeit ist, falls das wegen unterschiedlicher Schulbeginnzeiten variieren dürfen. Alternativ zum Papier kannst Du für die Planung auch Whiteboardfolie, eine Kreidetafel oder eine Pinnwand nehmen. Vielleicht gibt es ja noch weitere Möglichkeiten, die mir jetzt nicht einfallen.

Die Tabelle füllen wir mit unserer Tochter immer am Wochenende für die Folgewoche gemeinsam aus. Somit bekommt unsere Tochter das Gefühl mitentscheiden zu können und hat einen Überblick, was wir wann unternehmen bzw. mit wem sie verabredet ist oder wann sie Zeit für sich hat. Die Kleine darf natürlich auch mal bestimmen und malt das Essen in den Plan, weil sie noch nicht schreiben kann. Wer möchte, kann auch eigene Aktivitäten eintragen, die die Kinder betreffen, weil dann der Babysitter kommt oder ob Mama oder Papa das Kind von der Schule oder aus der Kita abholen kommt.
Diesen bunten Plan hängen wir für alle gut sichtbar an den Kühlschrank. So habe ich meine Ruhe, alle können besser planen und wir Eltern im voraus einkaufen.
Ich habe gleich mehrere Kopien von diesem Blanko Plan gemacht so dass wir wirklich nur noch einzutragen brauchen.

Hier ist unsere Vorlage zum Download und zum Anpassen an die individuellen Familienbedürfnisse: Wochenplan für die Familie

Viele praktische Ideen für den alltäglichen Umgang mit Kindern von Zähneputzen über Taschengeld bishin zu Spielideen für drinnen und draußen habe ich in diesem schmalen und bunten Büchlein gefunden:

„Ein Löffelchen voll Zucker… und was bitter ist, wird süß! Das Mary Poppins-Prinzip“, Sabine Bohlemann

Kinder, ich bin dann mal weg. Mama ist auf Dienstreise im Ausland

Mama ist auf Dienstreise
Mama ganz weit weg, aber doch immer da?

Das Flugzeug setzt zur Landung in Nizza an. Kurze Zeit später steigen meine vier Kolleginnnen, mein Chef und ich aus dem Flieger und heben unsere schweren rollenden Koffer vom Band. Der freundliche Chauffeur Yve erwartet uns bereits und es geht weiter zu unserem Hotel in der Nähe der Croisette in Cannes. Im Zimmer angekommen, packe ich meine Business Kostüme aus und hänge die selbst gemalten Bilder meiner Tochter auf. Bevor wir gleich gemeinsam zum Abendessen verabredet sind, schalte ich mich via Skye nach Hause in Berlin, um meinen Mann und unsere Töchter zu sehen und zu sprechen.

Zwei Herzen schlagen in meiner Brust

Ich bin eine Frau mit zwei Kindern und einem Teilzeitjob von 25 bis 30 Stunden. Ich liebe unsere Töchter und freue mich immer sehr darauf, sie nach der Arbeit von der Waldkita und der Schule abzuholen. Das Wiedersehen nach ihrer und meiner Arbeit ist täglich ein Fest für mich und ich herze beide so, als wenn ich sie eine Woche nicht gesehen hätte.

Ich bin glücklich, dass ich eine Arbeit habe, die mich erfüllt und mir viel Freude macht. Ich liebe Herausforderungen, Abwechslung und Reisen. Außerdem male ich gerne mit meinen Kindern, backe gerne Kuchen mit ihnen und lese liebend gerne vor.

Mama geht auf Dienstreise

Zwei Mal im Jahr fliege auf eine fünf- beziehungsweise sieben bis achttägige Dienstreise. Einmal nach München und einmal nach Cannes. Ich finde nicht, dass das besonders häufig ist. Aber wenn die Kinder zwei und sechs Jahre alt sind und der Vater einen fordernden Vollzeitjob hat, ist das auch keine ganz so einfache Chose.

Eine solche Dienstreise anzutreten bedeutet für mich einerseits, dass ich im Job alle Aufgaben und Deadlines vor der Dienstreise abarbeiten muss damit nichts liegen bleibt. Also arbeite ich bereits ein paar Wochen vor der Dienstreise länger damit alles geregelt ist. Viel Zeit bleibt in dieser Zeit nicht für die süßen Mäuse.

Andererseits muss ich auch die Logistik für die Zeit meiner Abwesenheit Zuhause regeln: Wer holt die Kinder ab und betreut sie Zuhause bis mein Mann kommt? Das kann natürlich nicht jeden Tag die Oma oder der Opa übernehmen. Die Großeltern leben zwar in Berlin, aber jeden Tag zu uns zu fahren und die Kinder zu bespaßen, ist körperlich für sie nicht mehr ganz so einfach.

Ein ausgeklügelter Plan muss also her. Montags kommt die Babysitterin, zwei Nachmittage übernehmen Oma und Opa, einmal kommt der Papa früher nach Hause und am Freitag kommt die Patentante. Am Wochenende hat mein Mann zum Glück frei. Also alles paletti.

Plan oder nicht Plan

Ich habe mit mir gerungen. Soll ich oder soll ich nicht? Nein, ich meine nicht die Dienstreise als solche. Ich meine einen Plan. Letztendlich habe ich es doch getan und einen Wochenplan für meinen Mann geschrieben, was er an welchen Tagen beachten soll. Natürlich steht auch in unserem gemeinsamen Handykalender, wer an welchem Tag unsere Kinder abholen wird. Doch ich möchte auf Nummer sicher gehen, dass er an den Buggy für die Babysitterin denkt etc. Der Kontrollfreak in mir kommt da raus, ich gebe es zu. Und ja, ich habe auch vor der Dienstreise fast die gesamte Wäsche gewaschen. Obwohl mein Mann natürlich genau weiß, wie unsere Waschmaschine funktioniert und diese auch regelmäßig bedient. Aber ich habe immerhin weder vorher Lebensmittel für die Woche meiner Abwesenheit für die Familie gebunkert, noch habe ich für sie vorgekocht! Das möchte ich hier deutlich betonen. Was zu weit geht, geht zu weit. Ich halte mich nicht für die unentbehrliche Herrin des Hauses. Mein Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl fußt auf anderen Fundamenten. Einkaufen und Speisen zubereiten kann mein Mann alleine genauso gut wie ich.

Tausche Badge gegen Schnullerkette

Am Abend vor der Dienstreise bekomme ich immer das große mentale Heulen. Ich mag nicht so lange weg von Euch sein, gestehe ich meinem Mann! Aber ich weiß, dass es gut ist. Gut für die Kinder und gut für mich. Die eine Woche ohne Mama ist wie ein kleines Bootcamp für sie. Denn die Kleine ist ganz schön auf mich fokussiert. Woher das kommt? Vielleicht, weil mein Mann bei ihr keine Elternzeit nehmen konnte. Vielleicht weil ich mich auch sehr auf sie konzentriere, wenn wir zusammen sind, weil sie das letzte Kind ist, dass ich bekommen habe, ziemlich sicher kein weiteres folgen und mit ihr somit alles das letzte Mal sein wird. Vielleicht auch, weil sie die Geburt fast nicht überlebt hätte und ich für einige Momente nicht wusste, ob ich sie verlieren würde, bevor ich sie überhaupt kennen lernen durfte. Wer weiß. Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus alldem und noch mehr, was mir nicht bewusst ist.

Rabenmutter oder Vorbild für die Töchter?

Ich bin dann mal weg.

Mein Mann und ich verabreden uns zum allmorgendlichen Skypen. An die Haustür klebe ich einen selbst gemalten Wochenkalender auf dem die Mädchen jeden Tag ein Kreuz machen können bis ich wieder da bin. Und natürlich ringt mir die Große das Versprechen ab, ihr einen dieser grässlichen Glupschis mitzubringen, von denen sie mir schon seit Wochen in den Ohren liegt.

Die Kinder und mein Mann bringen mich zum Flughafen. Die Kleine will unbedingt auch mitkommen. Die Große ist ganz gelassen. Es gibt kein Drama und alles ist gut. Ich weiß, dass ich mich auf meinen Mann und Vater der Kinder 100% verlassen kann. Er hat sie im Griff. Die Kinder lieben ihn und er liebt sie sowieso. Die Patentante, die Großeltern und die Babysitterin sind jeder für sich ein Traum und unsere Mädchen verehren sie. Außerdem können sie bei ihnen Sachen machen, die sie bei mir vielleicht nicht dürfen. Obendrein kocht Opa viel besser als ich und mit Oma spielt die Große viel lieber „Mensch ärgere Dich nicht“ als mit mir. Ich weiß, dass ich nicht alles kann und alles können muss. Auch wenn ich das gerne möchte und mich abends im Bett oft gräme, weil ich etwas nicht geschafft habe oder genervt war und meine Kinder angeschnauzt habe.

Ist es nicht entspannend sich bewusst zu machen, dass wir Mütter für einen gewissen Zeitraum ersetzbar und entbehrlich sind? Väter gehen schließlich auch auf Dienstreisen und machen sich überhaupt keine Platte. Auch für mich ist es schön, während einer Dienstreise für einige Tage und Nächste nur für mich und meinen Job verantwortlich zu sein und nicht für die Kinder sorgen zu müssen. Dennoch freue ich mich wieder auf sie.

Arbeiten und Kinderziehung
Laptop und Still-BH

Wie war das eigentlich mit Kindern und Job direkt nach meiner Elternzeit?

Nach der ersten Elternzeit bin ich nach zwölf Monaten wieder in meinen Job zurückgekehrt. Beim ersten Kind nahm mein Mann nach meiner Elternzeit zwei Monate Elternzeit und regelte die Eingewöhnung in der Kita. Ich erinnere mich bis heute an den Tag vor fast sechs Jahren als ich den ersten Arbeitstag nach einem Jahr Pause antrat und mich von Mann und Tochter vor der Haustür verabschiedete. Ein Kloß saß in meinem Hals. Von Tag für Tag wurde es leichter und ich genoss es, unsere Kleine nach der Arbeit in der Kita abzuholen als die Eingewöhnung vorbei war. In der Zwischenzeit rückten Vater und Tochter enger zusammen, was wirklich rührend und wunderbar zu beobachten war. Unsere Erstgeborene war bereits als Baby offen und pflegeleicht. Vielleicht, weil wir sie von Anfang in die Arme von ihren liebevollen Omas, Opas, Tanten und Onkeln legten, während wir nach dem Umzug aus der Berliner Innenstadt unser Haus am Stadtrand herrichteten.

Arbeiten und stillen…

Wenn ich nach der Arbeit mit unserer erstgeborenen Tochter Zuhause war, stillte ich sie. Ich hatte das Gefühl, dass sie das Gestillt werden sehr genoss und es deshalb in die Länge zog, weil sie diese Art der Nähe zu mir noch brauchte. Am Anfang fand ich es auch noch ganz schön. Doch nach zwei Monaten Vollzeitjob und Stillerei war ich körperlich so erschöpft, dass ich abstillen musste. Das war ein ziemliches Drama. Mein Mann übernahm sie in den Momenten und schlief nachts mit ihr im Kinderzimmer. Nach vier Tagen war es vorbei und sie hatte es akzeptiert.

Bei unserer zweiten Tochter nahm sich mein Mann mach meinem Jahr Elternzeit keine Elternzeit mehr. Er war so stark eingebunden, dass es leider nicht mehr möglich war. Dafür hatte ich die Chance nach der Elternzeit vorerst von Zuhause aus zu arbeiten. Ihre Eingewöhnung in die Kita war nach zwei Vormittagen abgeschlossen, da sie die Waldkita bereits durch ihre große Schwester kannte und sich pudelwohl fühlte. Um auf eine Dienstreise fahren zu können, stillte ich unsere Zweitgeborene nach 16 Monaten peut à peut ab. Ohne Theater. Nach einem halben Jahr Homeoffice fuhr ich in die Berliner City ins Büro. Und das finde ich bis heute schön so. Jeden Tag im Haus am Schreibtisch zu hocken und niemanden zum fachlichen oder zwischenmenschlichen Austausch zu haben ist auf längere Sicht nicht mein Fall. Natürlich ist die Fahrerei mit den öffentlichen Verkehrsmitteln manchmal aufreibend. Aber mit einem guten Buch ist alles nur noch halb so wild.

Natürlich läuft es nicht immer rund. Oftmals bin ich abends total k.O. Die Kinder sind noch relativ klein und betreuungsintensiv. Manchmal, wenn ich auf der Arbeit viel zu tun habe, gleichzeitig ein Kind krank wird und mein Mann auch Stress hat, ist es echt hart. Aber ich weiß ja, dass es nicht für immer so bleiben wird. Die vielen entzückenden und witzigen Momente mit den Kindern entschädigen für so vieles. Ähnlich wie es auch meine Arbeit tut, wenn etwas funktioniert, ein Plan aufgeht und der Kunde zufrieden ist. Ich will weder meinen Job noch natürlich meine Kinder missen. Ich will beides. Ich muss dafür kämpfen. Es ist intensiv. Es kostet Kraft. Es ist zum Heulen. Es ist zum Lachen. Es lohnt sich.

Wie mache ich mein Kind fit für die Grundschule?

wie mache ich mein Kind fit für die Grundschule?

Kita ade, scheiden tut weh. Unsere Erstgeborene ist nun kein Waldkitakind mehr, sondern steckt in der Metarmorphose zur ABC-Schützin. Ein seltsames Zwischenstadion. Sie ist in Warteposition und zählt die Tage bis zur Schule.
Ich betrachte den Abschied unserer Großen aus der Waldkita mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ich finde es zum einem toll, wie groß unsere Tochter geworden ist und was sie schon alles gelernt hat. Sie ist absolut reif für die Schule. Auf der anderen Seite ist nun dieses sehr behütete Kapitel ihres Lebens abgeschlossen und ich weiß selbst noch nicht, was ihr in der Schule alles blühen wird. Konzentriertes Zuhören, ruhiges Sitzen sowie geduldig schreiben, lesen und rechen üben… Wird ihr das eher leicht oder schwer fallen? Ich weiß es noch nicht. Wir werden es auf uns zukommen lassen.

Ferien auf dem Straußenhof Berkenlatten

Abschied aus der Waldkita

Doch so einfach hat die Waldkita unsere Tochter nicht ziehen lassen. Am letzten Waldkitatag durchlief unsere Tochter, so wie die anderen sieben Kinder ihrer Altersgruppe, dem berüchtigten Waldkita-Abschiedritual. Sie trank Havelwasser und aß Algen und musste Neptun höchst persönlich Fragen beantworten. Hoffentlich war ersteres nur Trinkwasser und die Algen bestanden aus grünen gezuckerten Schnüren…

Zum Abschied wurde das Neptunfest in der Kita feierlich mit allen Eltern, Kindern und Erziehern mit Gesang sowie Kaffee und Kuchen zelebriert. Jedem Kind wurde auf einen passenden Namen getauft, wie z.B. das fleißige Seepferdchen, die plappernde Plötze und so weiter. Die jüngeren Kinder überreichten den Großen eine kleine selbst gebastelte mit Aufmerksamkeiten gefüllte Schultüte. Natürlich gab es für alle Großen auch eine Neptunurkunde sowie ein Gruppenabschiedsfoto. Wir Eltern spendierten als Abschiedsgeschenk eine Ladung großes Sandkastenspielzeug und ein großes gerahmtes Abschiedsfoto der Gruppe, welches die „Ahnengalerie“ der Waldkita ziert. Die Erzieher bekommen noch ein Blumensträußchen.

Die Schule naht

Im September wird es dann endlich so weit sein und unsere Erstgeborene wird mit allem Tamtam in Anwesenheit unserer Mischpoke eingeschult.
An unserem Kühlschrank hängt seit einigen Wochen DIE berühmte Liste der Arbeitshefte und -materialien, die unsere Tochter demnächst für die Schule braucht. Jeder Buntstift und Blatt Papier ist von der zukünftigen Klassenlehrerin detailliert beschrieben und will besorgt werden. Ein befriedigendes Gefühl beschleicht mich, sobald ich ein Häckchen hinter einen Einkaufslistenpunkt setze. Aber es irgendetwas fehlt noch immer, habe ich den Eindruck. Never ending Story. Schreiblernstifte, Hefter, Lineal, extra weicher Radiergummi, Tuschkasten, Pinsel, Ton- und Zeichenpapier, Sportbeutel, und noch vieles mehr haben wir bereits besorgt

Bei der Infoveranstaltung im letzten Spätherbst haben die Lehrerinnen der Grundschule, an der unsere Tochter nun angemeldet ist, einige Tipps gegeben, wie wir Eltern unsere Kinder fit für die Grundschule machen können. Die Vorbereitung auf diesen neuen Lebensabschnitt besteht natürlich nicht daraus, dass der eigene Nachwuchs bereits lesen, schreiben und rechnen können soll, bevor sich die Klassentür das erste Mal öffnet, so eine der Lehrerinnen. Aha, denke ich. Toll, schon mal alles falsch gemacht.
Wissbegierig, wie unsere Tochter von sich aus ist, beherrscht sie zwar schon das Alphabet, schreibt, zählt und rechnet sehr gerne. Aber Geduld sich selbst gegenüber und selbständiges Verhalten, was die Lehrerschaft am Infoabend wünscht? Ich finde, diese Eigenschaften sind noch ausbaufähig.

Buchstaben aus Knete

Wie können Eltern ihre Kinder auf die Schule vorbereiten?

Für ein Kind ist die Einschulung ein großer Schritt. Meist ist fast das gesamte Umfeld neu. Das Gebäude, ein anderer Weg, die vielen fremden Kinder, die Lehrer, die Regeln, alles ist zu Beginn fremd.

Im Vorfeld könnt ihr eurem kleinen Schatz trotzdem einiges vermitteln, was ihm Sicherheit gibt und den Einstieg in den neuen Schulalltag erleichtert. Jedes Kind tickt unterschiedlich, manche kommen mit Veränderungen schneller zurecht als andere. Die Selbständigkeit voran zu bringen und das Vermögen eine Weile still zu sitzen und zuhören zu können sind viel wichtiger als mit dem Kind vor der Einschulung Schreiben und Rechnen bis zur Perfektion zu üben. Meist hat die Lehrerschaft ihre ganz eigenen Methoden, wie sie den Kindern etwas beibringen. Manche fangen im Deutschunterricht beispielsweise mit Druckbuchstaben, andere gleich mit Schreibschrift an.

Hört sich alles gut und schön an, aber wie schreite ich konkret zur Tat?

Spielend lernen

Spielt mit dem Kind Schule. Mal darf das Kind Lehrer sein und mal das Elternteil. Rollenspiele machen Kindern viel Spaß und helfen ihnen sich in ihre neue Rolle als Schüler einzufinden und auch das Gegenüber besser zu verstehen. Schule spielen kann dem Kind die Angst davor nehmen, sich zu melden und entspannt die Lehrnatmosphäre. Achtet darauf, keine Zeigefingerpädagogik einzusetzen. Das Motto lautet konstruktiv zu bleiben und keinen Zwang auszuüben. Wenn euer Kind einfach keine Lust darauf hat Schule zu spielen, wartet einen besseren Moment ab und probiert es noch einmal.

Bastelt mit dem Kind Buchstaben oder Zahlen aus Knete, Salz- oder Keksteig.

Zockt mit eurem Primaner! Spielt Würfelspiele mit dem Kind, damit es lernt nicht immer die Augen zählen zu müssen. Kramt das gute alte „Mensch ärger Dich nicht“ aus dem Schrank.

Ja, ihr dürft ruhig auch Lesen und Schreiben üben. Aber lieber nicht auf linierten Papier, sondern mit dem Finger oder Stock im Sand oder mit einem Pinsel oder Fingermalfarbe oder legt Perlenketten zu Buchstaben. Lasst das Kind Kreise, Schlaufen oder Ornamente malen. Übt mit ihm das Schreiben des eigenen Namens und wie man bis zehn vorwärts und rückwärts zählt.

Den Schulweg und das Schulgebäude kennen lernen

Dem Kind ist viel geholfen, wenn die Eltern mit ihm den Schulweg gemeinsam ein paar Male vor der Einschulung ablaufen oder abfahren, damit der Weg vertraut wird. Welche Strecke ist für das Kind am sichersten? Muss es mit dem Auto gebracht werden oder kann man auch gemeinsam mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren? Wo fahren die Autos weniger schnell? Wo sind Ampeln und Zebrastreifen? Schaut mein Kind, ohne daran erinnert zu werden, nach links-rechts-links, bevor es eine Straße überquert? Braucht mein Kind eine Warnweste? Vielleicht gibt es andere Kinder in der Straße, mit denen euer Kind den Schulweg teilt? Könnt ihr euch mit anderen Eltern beim Bringen und Abholen abwechseln?

Um dem Kind das neue Gebäude vertraut zu machen, besucht mit ihm zusammen das Schulgebäude. Wo ist der Klassenraum, wo sind die Toiletten, wo ist der Spielplatz? In welchem Raum befindet sich das Sekretariat?

Schulmaterialien dem Kind vertraut machen

Tagesablauf planen und Hektik vermeiden

Damit es Zuhause morgens weniger Hektik gibt, sollte am Vorabend mit dem Kind gemeinsam die Kleidung ausgesucht und rausgelegt werden. Somit kann sich das Kind besser daran erinnern, was es an hatte, falls am nächsten Tag Sport und somit auch das Umziehen auf dem Programm steht. Auch Sportbekleidung sollte am Vorabend gemeinsam ausgesucht werden. Und ganz wichtig: Packt mit eurem Kind gemeinsam die Schultasche oder den -ranzen. Was hat das Kind am nächsten Tag für Unterrichtsfächer? Sind alle nötigen Hefte gepackt?

A pros pros Kleidung: Es ist hilfreich mit dem Kind das Umkrempeln von Kleidung zu üben. Dann geht das Anziehen nach dem Sportunterricht schneller von der Hand. Kein Kind findet es toll, immer als letztes die Umkleiden zu verlassen.

Hilfreich ist es mit dem Kind den neuen Tagesablauf, vor allem das, was morgens früh bis zum Schulbeginn passiert, in Ruhe zu besprechen. Was wird in welcher Reihenfolge erledigt? Erst frühstücken und dann anziehen oder besser umgekehrt? Überlegt selbst, was für euren Rhythmus am besten passt. Im Zweifel steht zehn Minuten früher auf als sonst, damit das Kind in Ruhe frühstücken kann. Es ist ungemein wichtig, dass euer Kind etwas im Magen hat, damit es sich im Unterricht gut konzentrieren kann. Vielleicht bereitet ihr bereits am Vorabend das Pausenbrot zu und deckt den Frühstückstisch? Damit spart ihr morgend wertvolle Zeit.

Selbständigkeit kann man üben

Kann sich das Kind alleine an- und ausziehen und sich nach der Toilette sauber machen? Sagt das Kind Bescheid, wenn es auf die Toilette muss? Nein? Dann ist jetzt höchste Zeit ihm diese grundlegenden Fertigkeiten beizubringen.

Kann das Kind noch keine Schleife binden? Dann sind Turnschuhe mit Klettverschluss für den Sportunterricht praktischer. Oder besser: ihr übt mit dem Kind das Schleifebinden.

Bringt dem Kind spielerisch bei, sein Kinderzimmer selbständig aufzuräumen (ich weiß, das ist leichter geschrieben, als getan). Macht ein Wettbewerb draus: Wer am meisten Legoteile oder Puppenkleider sammelt, hat gewonnen. Im Klassenzimmer müssen die Kinder ebenfalls aufräumen und ihre sieben Sachen beisammen halten.

Bücher über den Schulanfang helfen eurem Schulanwärter ebenfalls sich auf das Thema einzustellen. Vielleicht fallen eurem Kind beim Vorlesen dringende Fragen ein, auf die es ansonsten im Vorfeld nicht gekommen wäre? Es gibt etliche schöne Vorlesegeschichten und Bilderbücher zum Thema Einschulung, die man abends gemütlich zusammen schmökern kann.

Die Einschulung gemeinsam planen

Die Vorfreude auf die Schule könnt ihr damit steigern, indem ihr gemeinsam mit eurem Schatz den Tag der Einschulung besprecht und plant. Wie läuft die Einschulung in der Schule ab? Meist gibt es eine Aufführung der älteren Kinder zur Begrüßung in der Aula. Danach ruft die Klassenlehrerin die Schüler einzelnd auf und überreicht ihnen eine Blume. Anschließend geht die frisch gebackene Schulklasse gemeinsam in den Klassenraum. Dort suchen sich die Kinder einen Sitzplatz aus. Mit wem möchte ihr Kind gerne in der Schule zusammen sitzen? Besprecht das vorher mit eurem Kind. In der Zeit, in der die Kinder ihren Klassenraum und ihre Lehrerin kennen lernen, werden die Eltern und Verwandten meist mit Kaffee und Kuchen vom Förderverein der Schule oder anderen lieben Eltern verköstigt. Wenn die Kinder zurück zu euch kommen, ist Zeit für Fotos vor dem Schulgebäude. Vergesst also nicht eure Kamera einzupacken und den Akku aufzuladen.

Was macht ihr nach der Einschulung, wenn die Schultüte endlich ausgepackt werden darf? Würde sich euer Kind über Besuch von Verwandten und/ oder Freunden freuen? Vielleicht gestaltet ihr gemeinsam eine Einladung für die Gäste und verschickt sie? Das macht einen besonders feierlichen Eindruck. Was wünscht es sich zu essen? Es ist ein ganz besonderer Tag für euer Kind und es darf mitbestimmen. Wenn ihr Zuhause feiert, könnt ihr zusammen am Vortag die Wohnung oder das Haus für die Einschulungsfeier dekorieren.

 

Namensetiketten

Meins oder deins oder wo sind all die Buntstifte nur hin?

Im Vorfeld könnt ihr eurem Kind seine Schulmaterialien, wie z.B. die Federtasche mit all seinen Inhalten zeigen und erklären, damit es nicht so viel neues für das Kind auf einmal zu bewältigen gibt. Zum Thema sieben Sachen fällt mir noch etwas ein. Leider verschwinden in der Schule auf mysteriöse Weise liebend gerne Kleinteile wie Stifte, Hefte, Anspitzer aber auch kostenintensivere Geräte wie Schulhefte, Tuschkasten, Turnbeutel oder komplette Federmappen. Egal, wie häufig ihr mit dem Kind darüber redet, dass es auf seine Sachen achten soll, das Risiko des Schwundes bleibt. Viele Kinder haben die gleichen Stifte unf können sie nicht von denen ihrer Tischnachbarn unterscheiden.

Ihr müsst dem andauernden Nachkaufen und Ersetzen dennoch nicht sehenden Auges entgegen gehen. Es gibt ganz praktische, weil individualisierbare und zugleich farbenfrohe Etiketten, die ihr im Vorfeld gemeinsam mit eurem Kind auf die schönen neuen Schulsachen kleben könnt. Das macht Spaß und vermittelt eurem Kind die Wertigkeit der Anschaffungen. Hat die Schulklasse ein bestimmtes Tiersymbol wie Delphin oder Biene? Super, dann kommt das neben dem Namen auch aufs Etikett! Euer Kind hat eine Lieblingsfarbe? Super, dann nehmt diese als Hintergrundfarbe und wählt eine Schriftfarbe und einen Schriftform, die sich gut leserlich vom Hintergrund abheben.

Namensetiketten für Schulmaterial

Informationen

Namensetiketten

Hübsche, farblich und mit allerlei Symbolen individualisierbare Namensetiketten in verschiedenden Größen für Stifte, Hefte etc. gibt es zum Beispiel online bei Stickerkid: www.stickerkid.de

Zum Vorlesen und Anschauen mit eurem zukünftigen Schulkind

„Ich komme in die Schule“ aus der Reihe „Wieso? Weshalb? Warum?

Die schönsten Geschichten zum Schulanfang: von Corinna Gieseler, Peter Härtling, Astrid Lindgren, Mirjam Pressler Gebundene Ausgabe – 1. Januar 2010

Die Schule geht los!: Spielend in die erste Klasse Gebundene Ausgabe – 1. Juli 2016

Für Eltern zum Lesen

„Schülerjahre, wie Kinder besser lernen“, Remo H. Llargo, 2010

Wie können Eltern ihr erstgeborenes Kind in der Geschwisterbeziehung stärken?

Geschwisterbeziehung

Kürzlich hat mich ein Buch dazu veranlasst über die Rolle von erstgeborenen Geschwistern intensiver nachzudenken. Meine Freundin, die mir dieses Buch schenkte, und ich sind selbst große Schwestern und tauschen uns schon seit 30 Jahren über unser Freud und Leid mit unseren jüngeren Geschwistern aus. Meine Freundin hat selbst mehrere Brüder und Schwestern und ich einen vier Jahre jüngeren Bruder. Statt unsere Geschwister spielen nun unsere Töchter eine größere Rolle in unseren Gesprächen. Dennoch haben uns beide unsere Rollen als Erstgeborene sicherlich unterschiedlich, aber nicht minder geprägt.

Da ich denke, dass das Thema Geschwisterbeziehung auch viele andere Eltern beschäftigt und sich unsere Probleme und Sorgen mit denen von anderen Familien ähneln, möchte ich Euch heute davon berichten, wie es mir selbst als große Schwester und unserer Erstgeborenen sowie meinem Mann und mir als Eltern nach der Geburt der Zweitgeborenen erging und wie sich die Lage jetzt, eineinhalb Jahre später, darstellt.

Was ist das besondere an der Rolle der Erstgeborenen, welche Bedeutungen haben das Geschlecht und der Altersabstand zwischen Geschwistern?

Große Schwester und kleiner BruderDa ich selbst nun mit meinem Mann zwei Töchter im Alter von fünfeinhalb und eineinhalb Jahren habe, ist das Thema der Geschwisterbeziehung für uns als Eltern in Bezug auf unsere beiden Kinder wichtig. In dem Buch „Erstgeborene“, das ich von meiner besagten Freundin geschenkt bekam, bschreibt die Autorin Jirina Prekop die Situation der erstgeborenen Geschwister und ihre besondere Rolle innerhalb der Familie sowie ihre Beziehungen zu den Eltern.
Die Lektüre des Buchs hat mich nachhaltig beeindruckt und beschäftigt. Während und seitdem ich es gelesen habe, denke ich viel über die Position, das Empfinden und Verhalten unserer Erstgeborenen nach. Und ich frage mich, ob ich meine größere Tochter gerecht behandle und sie manchmal sogar überfordere.

Ich bin der Auffassung, dass Eltern ihre Kinder nicht gleich behandeln, auch dann nicht, wenn sie das gleiche Geschlecht haben. Es spielt mehr da hinein, als uns klar ist und wir es wollen. Vieles läuft unterbewusst ab. Das ist menschlich, aber dennoch nicht minder heikel. Es ist wichtig, wenn man sich mal ganz ehrlich fragt, ob man nicht doch Unterschiede in der Erziehung der eigenen Kinder macht und was davon mehr oder weniger zuträglich für das Wohl der Kinder ist.

Seitdem ich das Buch ausgelesen habe, bin ich über meine Rolle als ältere Schwester in meiner Kindheit und mein immer noch währendes fürsorgliches Verhalten meinem Bruder gegenüber (was ihn vielleicht auch nervt) ins Grübeln gekommen. Warum sind mein Bruder und ich so unterschiedlich? Weshalb habe ich einen ganz anderen Lebensweg eingeschlagen als er? Wie kommt es, dass unser heutiges Verhältnis viel besser ist als früher? Aber weche Rollen spielen wir weiterhin?

GeschwisterrollenSicherlich ist eine Bruder-Schwester Beziehung tendeziell weniger problematisch als gleichgeschlechtliche Geschwisterbeziehung, da es weniger Konkurrenz untereinander gibt, das meint auch Prekop. Dafür ist die Beziehung zwischen Bruder und Schwester nicht so eng wie zwischen zwei Jungs oder zwei Mädchen.

Im Gegensatz zu Einzelkindern müssen Bruder und Schwester das kostbarste Gut, die Liebe und Aufmerksamkeit ihrer Eltern teilen. Das prägt. Einzelkinder lernen nur außerhalb ihres Elternhauses, was es heißt zu teilen und das erst etwas später. Wenn sie wieder daheim sind, gehört wieder alles ihnen allein. Ich sehe hier Geschwisterkinder klar im Vorteil gegenüber Einzelkindern. Für meinen Mann (der ürbigens ein jüngerer Bruder ist) und mich war immer klar, dass wir zwei Kinder haben möchten.

Ich war immer froh einen Bruder zu haben und das besonders jetzt, wo wir beide selbst eine Familie haben. Zwar hatten wir immer sehr unterschiedliche Interessen, aber wenn es hart auf hart ging, haben wir zusammen gehalten. Ohne meinen Bruder hätte ich mich oft im Urlaub gelangweilt und heute hätte ich niemanden mit dem ich mich so gut über die Eltern beölen könnte.
Ich freue mich für sein Lebensglück und er sich für das meine. Neid ist kein Thema, was mich betrifft. War es zum Glück noch nie oder ich kann es gut kontrollieren, wer weiß. Vielleicht haben unsere Eltern bei meinem Bruder und mir in dieser Hinsicht etwas grundsätzlich richtig gemacht? Aber vielleicht sieht mein Bruderherz das ja ganz anders. Ich werde das herausfinden.

GeschwisterliebeNatürlich flog auch mal das ein oder andere Küchenutensil durch die Gegend oder es ging mal eine Tür zu Bruch. Und heute nervt mich auch noch so manches Verhalten von ihm. Bestimmt findet er auch so mache meiner Eigenheiten blöd. Aber bitte mal ehrlich, bei wo kommen heftige Konflikte zwischen Geschwistern nicht vor? Heute lachen wir darüber und erzählen die Geschichte gerne wieder und immer wieder. Damals war es uns aber bitter ernst. Dennoch: Einen Bruder bzw. überhaupt ein Geschwister zu haben, ist eines der größten Geschenke überhaupt.

Darüber hinaus war der Altersabstand zwischen meinem Bruder und mir sowie zwischen meinem Mann und seiner Schwester nahezu der gleiche wie zwischen unseren eigenen Kindern. Nämlich vier bis fünf Jahre. Das war von meinem Mann und mir, was unsere Kinder betrifft, gewollt. Es war uns wichtig, dass unsere Tochter ein gewisses Maß an Selbständigkeit besitzt, wenn ein hilfloses Baby zu uns stößt. Aber wollte unsere große Tochter überhaupt schon so groß sein? Inwiefern soll das für sie von Vorteil sein? Vielleicht war sie zur Geburt ihrer Schwester noch gar nicht bereit dafür, obwohl damals vier Jahre alt? Ich meine, dass sie kognitiv reif dafür war, aber es birgt auch Risiken, auf die ich später noch zu sprechen komme.

Wie war die Situation direkt nach der Geburt unserer Zweitgeborenen?

AGeschwister gehen durch dick und dünnls unsere zweite Tochter zur Welt kam, war unsere erstgeborene und innig von uns geliebte Tochter schon in der Lage sich durch ihr ausgeprägtes Sprachvermögen Ausdruck zu verschaffen und ihre Bedürfnisse klar zu formulieren. Außerdem hatte sie mit ihren damals vier Jahren schon so viele weitere Fähigkeiten erworben, dass sie ihrer kleinen Schwester auch dadurch sehr viel voraus hatte.
Unsere Erstgeborene freute sich sehr auf ihr Geschwisterchen. Wir hofften während der Schwangerschaft, dass sie dadurch gut für die Umstellung gewappnet war und sich die Eifersucht auf die kleine Schwester in Grenzen halten würde.

Wie haben wir uns als Eltern und wie hat sich unsere Erstgeborene in den ersten Wochen nach der Geburt verhalten?

Als ihre kleine Schwester im Sommer 2014 zur Welt kam, war die Freude bei uns allen natürlich sehr groß, auch bei unser Erstgeborenen. Sie begrüßte ihre kleine Schwester sehr zärtlich. Wir hatten ein Geschenk für unsere große Tochter mit ins Krankenhaus genommen, was wir ihr überreichten damit sie nicht eifersüchtig auf ihre kleine Schwester wurde, die von allen etwas mitgebracht bekam.

große Schwester und kleine BruderDennoch drehte unsere Erstgeborene sehr auf und sprang in den ersten Wochen danach wie ein „Hüpfkäse“ durch die Gegend (Originalton meiner Hebamme, was von ihr nicht abwertend gemeint war, sondern von ihr beobachtet wurde). Mein Mann versuchte sie mir und der Kleinen etwas vom Laib zu halten und beschäftigte sich mit ihr, sobald sie so wild wurde und er Zuhause war.

Ich war offen gesagt ganz schön überfordert von diesem plötzlich auf mich so riesig wirkenden Kind. Nach der turbulenten Geburt mit ihrer neugeborenen Schwester brauchte ich physisch wie psychisch so viel Ruhe wie möglich. Oft war ich harsch zu unserer Großen, weil ich nicht mehr die Kraft hatte ihren Forderungen gerecht zu werden.

Da mein Mann bald nach der Geburt arbeitete und die Waldkita in den Sommerferien schloss, hatte ich beide Kinder drei Wochen allein Zuhause zu versorgen und zu bespaßen. Abends war ich oft sehr betrübt und machte mir Vorwürfe, weil ich mein Verhalten zwar reflektierte und es als ungerecht gegenüber unserer Erstgeborenen empfand, aber nicht wusste, wie ich mein Verhalten ihr gegenüber ändern konnte. Ich hatte nicht die Kraft, stets geduldig und liebevoll auf ihre gerechtfertigten Bedürfnisse einzugehen. Meine Liebe und Fürsorge wurde vom dem kleinen zarten Baby zeitweise vollkommen in Anspruch genommen. Da war wenig übrig für die große Tochter, die damals (und auch heute) mit ihren vier Jahren auch noch sehr abhängig von meiner Liebe und Unterstützung war. Ich war ziemlich verzweifelt, wie ich beiden gerecht werden sollte.
Gleichzeitig tat mir meine große Tochter, die vor der Geburt der Zweitgeborenen unheimlich leid. Ich fühlte mit ihr den Schmerz, nun das wichtigste der Welt mit ihrer kleinen Schwester teilen zu müssen. Ich war ja selbst einmal in der selben Situation wie sie, auch wenn ich mich nicht mehr daran erinnern kann, wie ich mich damals fühlte.

Wie hat sich die Geburt des Geschwisterchens auf unsere Erstgeborene in den Folgemonaten weiter ausgewirkt?

große Schwester und kleine Bruder oder manchmal umgekehrt?Als die Ferien vorbei waren und die Waldkita wieder losging hatte ich am Vormittag und Mittag Ruhe und Zeit nur für das Baby und mich. Entsprechend wurde es langsam besser und die Situation entschärfte sich. Es kam auch kein direktes Anzeichen für Eifersucht bei unserer Erstgeborenen gegenüber ihrer kleinen Schwester auf. Aber es gab Signale die zeigten, dass sich schon durch das Geschwisterchen bei unserer Erstgeborenen etwas verändert hatte. Und wenn ich damals das Buch von Jirina Prekop gehabt hätte, dann hätte ich diese Zeichen besser einordnen und mich entsprechend verhalten können. Sie fing zum Beispiel an wie ein Baby zu reden. Sie wollte, dass ich ihr beim Anziehen half, obwohl sie das schon selbst konnte. Sie bekam Trotz- und Wutanfälle. Da mein Mann und ich diese Zeichen nicht erkannten, zeigten wir damals wenig Verständnis für ihr damaliges Verhalten. Wir forderten sie schlicht auf, sich altersgemäß zu verhalten und rollten bei ihren Anfällen genervt mit den Augen. Das half ihr in keiner Weise weiter, was ich nach der Lektüre des Buchs nun erfahren habe und was natürlich auch so auf der Hand lag, ich aber damals nicht einsah.

Hass und Liebe zwischen GeschwisternWas mich damals stärker besorgte, waren die sich wiederholenden Fragen unserer großen Tochter, ob ich sie genauso lieb hätte, wie ihre Schwester. Natürlich bestätigte ich ihr, dass ich sie genauso liebte, aber das schien sie nicht zu überzeugen. Das stimmte mich sehr traurig und nachdenklich. Vielleicht hatte sie ja recht und ich liebte sie nicht so sehr wie die Kleine? War das möglich?
Wollte ich die Kleine vielleicht vor der Großen beschützen, weil ich selbst eine große Schwester bin, von der behauptet wurde, dass ich meinen jüngeren Bruder in der Kindheit und Jugend oftmals unterdrückte? Seit dem Lesen des Buchs von Prekop wage ich das allerdings anzuzweifeln. Vielleicht war es damals auch nicht so einfach für mich, die Liebe und Zeit meiner Eltern mit meinen Baby-Bruder zu teilen, der doch in meinen Augen blöd war, weil er doch noch gar nichts konnte.

Wie stellt sich die Situation unserer Erstgeborenen nach eineinhalb Jahren dar?

Mittlerweile hat sich der Rückfall ins Babyverhalten unserer Erstgeborenen wieder gegeben. Sie spricht nicht mehr wie ein Baby und die ständige verbale Bestätigung meiner Liebe zu ihr, fordert sie kaum noch ein.

Geschwister - das größte Geschenk fürs Lebensglück?Unsere Zweitgeborene ist seit einem halben Jahr in der Waldkita. Dies trägt sicherlich auch dazu bei, dass sich die Situation Zuhause erheblich gebessert hat. Denn es störte unsere große Tochter, dass sie in die Kita musste, wohingegen ihre Schwester bei mir Zuhause bleiben durfte. Direkter äußert sich nun auch ihre Eifersucht. Sie sagt ganz klar, wenn sie etwas ungerecht findet. Damit können wir als Eltern besser umgehen. Ich habe vor einer ganzen Weile damit angefangen, halbwegs regelmäßig einen Mutter-Große-Tochter-Tag einzuführen. An diesem Tag bzw. Nachmittag mache ich schöne Ausflüge mit meiner Erstgeborenen. Meine liebvolle Beziehung zu meiner Erstgeborenen hat sich schon vor einer ganzen Weile wieder eingestellt, was mich glücklich macht. Ich knuddel und küsse sie wieder häufig und verbringe mehr Zeit mit ihr. Abends bringe ich zum Beispiel erst die Kleine ins Bett und danach lese ich der Großen lange und eng umschlungen Geschichten im Bett vor und singe für sie.
Wenn mein Mann am Wochenende mal nicht da ist, machen wir uns beide Zuhause einen gemütlichen Abend mit Snacks und einem Film, den sie aussuchen darf.

Das alles habe ich auch bereits vor der Lektüre des Buchs „Erstgeborene“ getan. Dennoch habe ich nun ein anderes Verständnis für unsere große Tochter entwickelt und weiß nun, welches Verhalten wir als Eltern vermeiden werden. Wir beschwichtigen sie bei Eifersuchtsattacken zum Beispiel nicht mehr damit, dass sie doch Verständnis für ihre kleine und hilflosere Schwester haben und Rücksicht nehmen solle, sie doch schon so groß wäre und so viele tolle Sachen schon alleine könne. Wir vergleichen nicht mehr und wir fokussieren uns nicht mehr so auf ihre Leistungen (damit sie nicht den Eindruck bekommt, dass wir sie nur für ihre Erfolge lieben).

Bei Wutanfällen rollen wir (meistens) nicht mehr genervt mit den Augen, sondern nehmen sie einfach fest in den Arm und sagen ihr, wie lieb wir sie haben und dass sie unsere Erste ist. Das hilft oft Wunder, sie beruhigt sich rasch. Manchmal war die Ursache ihres Zorns vielleicht eine ganz andere, tiefer liegende Geschichte, die wir gar nicht bemerkten und der Auslöser – der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat, ihres Wutanfalls nur eine Lappalie?

Dennoch tun wir jetzt und auch in Zukunft bestimmt noch einiges, was nicht dazu unbedingt beiträgt, dass unsere große Tochter ihre Rolle als Erstgeborene ständig als privilegiert zu empfinden. Das geht auch nicht, wir sind ja auch nur Menschen, die nicht ständig alles und jedes reflektieren können. Es ist schwierig, die Geschwisterposition für sie immer als Chance zu vermitteln. Aber wir arbeiten daran.

Momentan ist unsere Erstgeborene sehr fürsorglich ihrer kleinen Schwester gegenüber. Ich erfahre das zum Beispiel aus den Berichten von Eltern aus der Kita, die beobachten, dass unsere Große ihre kleine Schwester tröstet, wenn sie früher die Kita verlässt, weil sie zu einer Freundin mit nach Hause geht und eher abgeholt wird.
Gleichzeitig zeigt sie ihr auch die Grenzen auf, zum Beispiel, wenn sie etwas spielen möchte und sich von der kleinen Rabauken-Schwester gestört fühlt. Das finde ich auch völlig richtig. Hier sind dann wir als Eltern gefragt und müssen unserer Großen einen geschützten Raum zum Spielen oder Basteln schaffen.

Lektüre

Erstgeborene von Jirina Prekop

Infos über die Autorin

https://de.wikipedia.org/wiki/Jirina_Prekop

Geschwisterliebe – Geschwisterhaß: Die prägendste Beziehung unserer Kindheit von Marcel Rufo

 

Geschwister - das größte Geschenk fürs Lebensglück?