Wanderei rund um den Dreetzsee im Naturpark Uckermärkische Seen

Wir sind Grenzgänger. Allerdings nicht zwischen Leben und Tod und auch nicht zwischen unterschiedlichen Welten. Aber immerhin zwischen zwei Bundesländern hüpfen unsere Töchter hin und her. In der einen Sekunden stehen sie noch in Brandenburg und in der nächsten bereits in Mecklenburg-Vorpommern. Wenn sie ihre Beine breit auseinander stellen, sind sie zeitgleich in beiden Bundesländern.

Wo das möglich ist? Zwischen dem brandenburgischen Carwitzer See und dem mecklenburgischen Dreetz gibt es eine Verbindung und darüber führt uns eine unscheinbare schmale Brücke. Zwischen 1442 und 1952 und seit 1991 markiert diese Stelle die Landesgrenze der beiden deutschen Bundesländer, können wir auf einer kleinen Informationstafel nachlesen.

Der Mai beschert uns reichlich Feiertage und damit lange Wochenenden, die für einen Ausflug aufs Land wie gemacht sind. Aufgrund des Lockdowns haben wir unsere Heimatstadt Berlin seit mehreren Monaten nicht mehr verlassen. Nun dürfen wir wieder und nutzen das gerne für einen Ausflug in die Uckermark, eine der schönsten Ecken Deutschlands, wie wir finden.

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Schappwasch und eine amputierte Mühle

Die Landschaft des 897 Quadratmeter großen Naturparks Uckermärkische Seen kennen und schätzen wir bereits noch von einem unserer früheren Wohnmobiltrips. In der Nähe des Campingplatz am Dreetsee in Tomsdorf steigen wir aus unserem Auto. Danach folgen wir in nördliche Richtung ein Stück weit der Straße, wo wir eine große Infotafel mit einer Übersichtskarte finden. Rechts hinter dem Campingplatz laufen wir hinunter zum Westufer des Dreetz. An einigen Bäumen sind blaue Wanderwegkreuze auf weißem Grund zur Orientierung gemalt.
Unsere beiden Mädchen hüpfen voraus. Sie waren in den letzten Wochen zwar viel draußen im Wald und an Berliner Gewässern mit uns unterwegs. Doch hier in der Uckermark ist die Landschaft doch etwas wilder und ursprünglicher als sie aus der Großstadt gewohnt sind. Hopfen schlingt sich eng um Sträucher, feingliedrige Blümchen blinzeln zwischen umgestürzten und geborstenen Baumriesen.

Kurze Zeit später passieren wir die „Schapwasch“, eine Schafswasche auf einer kleinen Wiese direkt an einer Bucht des Dreetz, wie es uns die oberschlaue Infotafel erklärt. Wie der Name schon erahnen lässt, wurden hier eins die Schafe des benachbarten Ausbaus des Rosenhofs vor dem Scheren gewaschen. Ein paar Einfamilienhäuser drängeln sich am Hang zum See. Direkt dahinter begrüßt uns eine amputierte flügellose Mühle bevor wir ins Dorf Carwitz einbiegen.

Fallada was nun?

Unter den pinken Leuchten und vor lauter Hummeln summenden Kastanien spazieren wir durch das beschauliche Dörfchen bis zum alten Friedhof von Carwitz, wo wir das Grab des Schriftstellers Rudolf Wilhelm Friedrich Ditzen aka Hans Fallada besuchen. Eine Tafel am Friedhofseingang weist uns auf diese Gelegenheit hin. Der Autor der Werke wie Kleiner Mann – was nun? oder Jeder stirbt für sich allein starb an seiner Morphiumsucht. Bis 1981 war Fallada auf dem Friedhof Pankow III in einem Ehrengrab beigesetzt. Auf Betreiben seiner ersten Ehefrau, Anna Ditzen, erfolgte die Umbettung auf den alten Friedhof von Carwitz. Der Friedhof ist zwar friedlich-hünsch, aber seine „neue“ eine Grabstelle erscheint nicht sonderlich gepflegt. Vielleicht hätte man Fallada besser in Pankow belassen? Wenigstens ist der Ausblick vom Friedhof auf den darunter liegenden See, den schmalen Luzien, wunderschön. Vor 1,5 Jahren haben wir ganz in der Nähe auf einem Hof in Hollerbusch, ein wunderschönes Wochenende mit dem Wohnmobil zugebracht.

Eispause

Der staatliche Erholungsort hat neben hübschen Häusern auch ein paar Cafés mit Sommergärten zu bieten. In der Carwitzer Straße sind gleich mehere, die erfreulicherweise wieder geöffnet haben. Wir entscheiden uns fürs Juhl’s, wo es leckeres selbst gemachtes Erdbeer- und Schokoladeneis im Garten gibt.

Grenzland

Dermaßen gestärkt spaziert es sich noch besser! Rechts vor dem Campingplatz am Carwitzer See biegen wir hinunter zum See ab. Am Gewässer angekommen passieren wir die eingangs beschriebene Grenze ganz ohne Passkontrolle oder Quarantäne. Rechts neben der Brücke liegt nun Mecklenburg-Vorpommern und links Brandenburg. Wir entscheiden uns für den Rückweg durch Brandenburg. Wir laufen an der schönen wilden östlichen Uferseite des Dreetzsee Richtung Süden zurück. Hier stoßen wir auf ein großes Feld. Weizen so weit des Auge reicht. Nur eine Single Mohnblume strotzt rot warnend der Monokultur.

Auf einer Sandbank am Ufer ruhen sich zwei Wasserwanderer aus. Ein Stück weiter picknicken wir mit Blick auf den See und ein Tipi von Indianern, die ihr Habitat anscheinend für einen Ausflug (nach Berlin?) verlassen haben. Dass der Dreetz schon ziemlich Wasser gelassen hat, erkennen wir an der braunen Spur auf der Sandbank. Unsere Kinder laufen weit in den flachen See hinein.

Sport & Aktion rund um den Dreetz

Das letzte Wegstück Richtung Campingplatz am Dreetsee ist recht sportlich. Aber nicht was eine Steigung angeht, sondern vielmehr aufgrund des extra angelegten Sportparcours entlang des Weges für solche, für die eine Wanderung allein nicht ausreicht. Aber weitere natürliche Sportparcoure rangeln um unsere Aufmerksamkeit. Ein großer umgestürzter Baum der mit seiner Krone in den See ragt, will bestiegen werden. Nach knapp 9 Kilometern Strecke und reichlich Kletterei sind unsere Lebensmittelvorräte aufgebraucht. Unsere Jüngste ist froh wieder am Auto angekommen zu sein. Wir zuckeln gemütlich zurück gen Berlin.

Das Highlight auf unserem Heimweg: eine Ruine mir Harry Potter Potenzial

Eine Ruine, die aus einem Harry Potter Film entsprungen zu sein scheint, zieht mich beim Vorbeifahren in ihren Bann. Wir halten spontan an. Das im 13. Jahrhundert gegründete Kloster Zehdenick scheint wirklich Zauberkraft zu haben. Schließlich hat ihr Hostienwunder Zehdenick rasch zu einem Wallfahrtsort und zu einem geistig-kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum der Gegend verholfen. Nachdem hier später unverheiratete Töchter des Adels lebten, wurde es im Dreißigjährigen Krieg leider stark zerstört. Obendrauf kam dann 1801 noch Stadtbrand, der nahezu alle schriftlichen Unterlagen des Klosters vernichtete. Die Klosterkirche brannte nieder und wurde nicht wieder aufgebaut. Trotz des Verfalls ist dies ein wunderschöner Ort, an dem wir gerne zwischen den Efeu umrankten alten Mauern verweilen und die bunten Kräuter und Blumen des Klostergartens bewundern.

Highlights in der Uckermark

Inmitten der Uckermark kann man das Stadtleben weit hinter sich lassen – wenn man sich für ein paar Tage auf einen ganz anderen Rhythmus einlassen möchte. Wer mehr Aktion sucht, hat hier auch einiges an Auswahl. Jenachdem wie die Lockerungen individuell umgesetzt werden, ist vieles möglich. Wir haben einige schon selbst ausprobiert. Hier kommen unsere Empfehlungen.

Schiffshebewerk Niederfinow

Ein beeindruckendes technisches Bauwerk lässt sich am Finowkanal besichtigen – das Schiffshebewerk Niederfinow ist Europas größter Schiff-Fahrstuhl, der 36 Meter Höhenunterschied überwindet. Wir waren 2016 zuletzt dort. Hier kannst Du mehr über unseren Ausflug lesen.

Erlebniszentrum Blumberger Mühle

Die Blumberger Mühle ist das multimediale Erlebniszentrum im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin und mit Kindern ein lohnenswertes Ausflugsziel. Das Informationszentrum ist einem hohlen Baumstumpf nachempfunden. Auf dem Außengelände mit Teichen, Wiesen und Schilfwald führen schwankende Pfade durchs Moor. Im letzten Jahr haben wir dort einen wunderbaren Nachmittag verbracht. Seltene Vögel wie Schrei- und Fischadler, Schwarzstorch und Kranich können aus gut getarnten Aussichtstürmen beobachtet werden. Besonders spannend für Kinder ist die große Spiellandschaft mit Wasserquelle und Irrgarten.

Westernstadt Eldorado

Nicht weniger spannend für Kinder ist die Westernstadt El Dorado Templin –mit Westernstuntshows, Postkutschen-Fahrten, Goldsuche, Bogenschießen, Hufeisenwerfen und Schlemmen im Saloon. Unsere Kinder hatten dort ihren Spaß. was wir dort erlebt haben, erfährst Du hier.

Naturtherme Templin

Der Westernpark bietet auch Übernachtungen im Hotel, Fort oder Tipi an und so kann man am nächsten Tag die weitere Umgebung erkunden und beispielsweise einen Abstecher in die Naturtherme Templin machen, die nicht nur einen wunderbaren Wellnessbereich, sondern von Kleinkindbereich über Wellenbecken bis zu zwei großen Erlebnisrutschen auch alles bietet, was sich der Nachwuchs wünscht. Auf dass alle tiefenentspannt wieder in die Großstadt zurückkehren. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Therme wunderbar zum Entspannen ist. Mehr Infos über unseren Thermenausflug findest Du in diesem Blogbeitrag.

Weitere Infos über die Uckermark

Ausflugtipps im Buchformat: 52 kleine & große Eskapaden im Barnim und der Uckermark: Ab nach draußen!

StadtWaldKind

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