Wer dachte, dass Beelitzer Pünktchen wären eine lokale Käferart oder der Name einer Kindertagesstätte im Ort Beelitz, outet sich als jemand, der noch nicht die Landesgartenschau in Beelitz besucht hat. Den originellen Namen trägt niemand weniger als eine Himmelsblume oder Thunbergie, die üppig Pink leuchtet, in der Mitte einen schwarzen Punkt trägt und die nach einer Online Abstimmung unter 13.000 Menschen Ende April auf diesen Namen getauft wurde.
Wer ein Faible für außergewöhnlich klingende Pflanzennamen und für deren farbenfrohes Erscheinungsbild hat und es genießt, wenn süßer Blütenduft die Nase kitzelt, für den ist eine Gartenschau ein Fest. Weil ich Blumen, Pfanzen und Parkanlagen sehr schätze und wir als Familie deshalb bereits die Internationale Gartenausstellung in Berlin 2017 sowie davor die Bundesgartenschau in der Havelregion besucht haben, ist die aktuelle Landesgartenschau quasi vor unserer Haustür ein MUSS.
Was mir persönlich an der südwestlich vor den Toren Berlins gelegenen Landesgartenschau in Beelitz besonders gut gefallen hat, sind die vielen essbaren Pflanzen, die hier vorgestellt werden. Regelmäßig finden Vorträge dazu statt. Gänseblümchen, die gelb-orangenen Blütenblätter des Löwenzahns, die Blüten des Waldmeisters und der Stiefmütterchen eignen sich beispielweise hervorragend für Salate und auch Suppen. Am Wegrand gibt es ab und zu Rezepte zum Mitnehmen. Wer weitere Inspirationen sucht, wird im Shop der Gartenschau hinter dem Eingangsbereich, wo sich der Autoparkplatz befindet, fündig. Ich freue mich schon das ein oder andere Abendessen damit aufzupeppen! Als Bienenfan finde ich es außerdem super, dass die Gartenschau mit dem Imkerverein Beelitz und der Deutschen Wildtier Stiftung aus Berlin zusammenarbeitet. In einem von Obstbäumen und Wildkräuter- sowie Heilkräuerhochbeeten umgebenen Pavillon kann man sich informieren, wie die Bienen leben und wie man ihnen die besten Bedingungen bieten kann.
Auch für weniger an Blumen Interessierte findet sich auf der 15 Hektar großen Schau (das entspricht 21 Fußballfeldern wohlgemerkt!) das ein oder andere Highlight. Auf dem großen und langen Gelände verstecken sich viele Überraschungen, die man auf geführten 90 minütigen Touren (4 Euro zzgl. zum Eintrittspreis) oder auf eigene Faust entdecken kann. Für Kinder, die übrigens bis zum Alter von bis zu 15 Jahren keinen Eintritt zahlen, ist auch jede Menge Spaß dabei: Von in einem Slawendorf errichteten Grünen Klassenzimmer, über Spielplätze, Gewinnspiel-Rallye, Märchenpfade, bishin zu bunten Kissenbergern, in denen man chillen oder toben kann, ist so ziemlich alles dabei. Nachhaltig an der Gesamtinvestition von 22 Milliionen Euro von Land und Stadt ist, dass nach der Schau vieles dem erhalten bleibt und die Infrastruktur der Stadt Beelitz für die Anwohnerschaft und Tourist:innen gestärkt wird. Bevor hier ein Blumenmeer und ein Veranstaltungsort entstand, befand sich hier ein Klärwerk, das in den 1930er Jahren errichtet wurde. Teile davon sind heute noch, in etwas verschönerter Form, zu besichtigen. Statt Schlamm gedeihen im Klärbecken des massiven Betonbaus nun Sumpfschwertlilien, Blutweiderich, Wasserminze und Seerosen. Hört sich doch viel besser an als Schlamm, oder?
Insider-Tipp zum Thema Tickets
Das einzige, was uns an der Landesgartenschau nicht erfreut hat, war der Ticketkauf. Wir haben zugegebenermaßen selbst vorher nicht richtig nachgelesen, sind also mit schuld. Damit Euch nicht das gleiche passiert, schreibe ich es auf: Kauft die Tickets nur vor Ort und nicht online! Die Warteschlangen sind kurz. Unsere Eintrittstickets für 17 Euro pro Erwachsenen haben wir auf dem Weg im Auto online gekauft bevor wir lasen, dass wir die Tickets ausgedruckt mitbringen sollen. Da das heutzutage etwas ungewöhnlich ist, hatten wir damit nicht gerechnet und mussten auf dem Weg kurz halten, um sie auszudrucken. Das war aber leider noch nicht das Ende der Fahnenstange: Das Online-Ticket auszudrucken, hätten wir uns aber sparen können, wenn wir gewusst hätten, dass man für die Kinder, die kostenfreien Eintritt genießen, auch ein Ticket braucht. Diese gibt es aber gar nicht online, sondern nur vor Ort am Ticketschalter… Also Augen auf beim Ticketkauf und macht’s einfach auf die old school Variante.
Beelitz
Die Lage der Gartenschau im Landkreis Potsdam-Mittelmark, eingebettet zwischen Altstadt und Nieplitzufer, eignet sich super, um den Besuch noch um einen Spaziergang durch die schmucken Beelitzer Altstadt zu verlängern, eine Führung durch die Beelitzer Heilstätten zu machen oder auf dem Baumwipfelpfad den Blick in die Ferne schweifen zu lassen. Den meisten ist die 13.000 Einwohner:innen Stadt Beelitz bekannt, weil im märkischen Sand der berühmte leckere Spargel hervorrgand gedeiht. Wer hier, also am Geburtsort des Spargels schlechthin, die langen Stangen probieren möchte, findet reichlich Gelegenheit dazu. Doch Beelitz als eine der ältesten Städte der Mark bietet noch viel mehr leckeres Regionales sowie viele schöne Hofläden. Drum herum liegen weitläufige Wiesen, tiefe Wälder, die zu Radtouren und Spaziergängen einladen. Dabei kann man ab Ende März bis in den August hinein, den ein oder anderen Storch entdecken, die hier ihre Sommerquartiere haben.
Cocktailschiff BEEThoven
Einer der Überraschungen, die die Gartenschau für uns bereit hält, ist ein Schiff, das auf dem Trockenen steht. Da sich die Gartenschau an den Fluss Nieplitz schmiegt, passt ein Cocktailschiff sehr gut in das maritime Flair der Gartenschau, finden wir. Der alte Loreleydampfer „Ludwig van Beethoven“ wurde für die Beelitzer Landesgartenschau zum Cocktailschiff „BEEThoven“ umgebaut. Das mittlerweile nicht mehr schwimmtaugliche Cocktailschiff zeigte einst von Bonn aus tausenden Touristen den berühmten Loreleyfelsen. Passend dazu sind 20 rot-weiße Rettungsringe mit entsprechender Schiffsbeschriftung sind am Ufer der Nieplitz in direkter Nähe zum Ankerplatz des Cocktailschiffes an Schiffstauen entlang der Nieplitz befestigt. Die Cocktails lassen sich an Deck und auch außerhalb des Schiffs, neben Weinreben, genießen.
Beelitzer Mühlenteich und Mühlenfließ
Wem es zwischendruch mal etwas zu warm wird, dem hilft das kühle Nass im Beelitzer Mühlenteich in der Nähe des Südeingangs zum Gelände der Gartenschau. Wie ein kleines Naturparadies gegenüber der historischen Wassermühle mutet es hier an. Auch wir haben unsere Füße in den künstlich angelegten Teich gesteckt und das ein oder andere Kind beobachtet, wie es vom kleinen Sandstrand aus Radschlag bis ins Wasser gemacht hat. Neben dem Schilfufer erholen sich die Eltern derweil auf bequemen Liegen im Schatten riesiger Sonnenschirme. In der Mitte des Teichs schießt das Wasser aus der Fontäne im Dauerbetrieb an die sechs Meter hoch, um den Mühlenteich zu belüften, also mehr Sauerstoff im Wasser zu binden, was gut für die Tier- und Pflanzewelt ist und das Wasser klar behält. Da das Wasser ohne Chemie über eine selbstreinigendes System mit groben Kieselkörnern gefiltert wird, hat der Mühlenteich auf jeden Fall Badequalität. Damit sich die Natur ungehindert entfalten kann, ist das Baden im bis zu 2,50 Meter tiefen Mühlenteich allerdings nicht erlaubt. Die Füße reinhalten allerdings schon. Vor einigen Jahrzehnten gab es an dieser Stelle übrigens schon mal einen Mühlenteich, der leider in den 1970er Jahren zugeschüttet wurde. Hier wurde nämlich das Wasser für das Mühlenfließ aufgestaut, das dann die benachbarte Wassermühle und ein Sägewerk angetrieb. Ein kleines Stück weiter wurde auch das Mühlenfließ auf einem etwa 200 Meter langen Abschnitt hinter der Wassermühle in Form eines Bächleins wiedehergestellt. Auch wir haben unsere Füße in dem Bachbecken abgekühlt, bevor wir zum Mühlenteich gelangten. Ein paar süße Badende aus Keramik sind am Ende des Beckens zu entdecken.
Märchenwaldpfad
Direkt neben der Spiel- und Abenteuerlandschaft, auf den ich gleich zu sprechen komme, entführt uns ein Bohlenweg durch ein verträumtes Wäldchen, vorbei an einem klenen Moor und einem Brunnen. Während wir links und rechts Märchenfiguren entdecken, lauschen wir dem Hörspiel vom Froschkönig, der auf die Prinzessin wartet, die ihn vom Fluch der bösen Hexe erlösen soll, während gleichzeitig die Vögel zwitschern. Hier hat sich übrigens eines der Nieplitz Pferde versteckt! Diese gilt es zu finden um auf dem Rallye-Plan an entsprechender Position ein Kreuzchen zu machen, um am Ende einen Preis von den hübschen Damen zu ergattern, die auf dem ersten Foto meines Beitrags so schön lächeln. Wer allerdings „normale“ Pferde erwartet, wird überrascht sein…
Spielplatz
Der barrierfreie Hauptspielplatz und mit 6.000 Quadratmetern gleichzeitig einer der größten Spielplätze Brandenburgs ist wirklich nicht zu übersehen. Das liegt vor allem an dem zehn Meter hohen Spargelturm, von dessen Spitze aus sich vier Rutschen in alle Richtungen hinab schlängeln. Im daneben liegenden Erntekorb kann geklettert werden. Natürlich darf wegen dem Nachbarfluss Nieplitz ein Schiff zum Entern nicht fehlen. Passend zur früheren Besiedlungsgeschichte gibt es ein Spieldorf, das an eine slawische Siedlung erinnert. Außerdem gibt es jede Menge Schaukeln, Wippen und andere Geräte. Auch hier ist dank einer Matschanlage mit Wasserspielen für Abkühlung im Sommer gesorgt. Wer es sportlicher mag, ist auf dem Boltzplatz und der Boulderwand gut aufgehoben. Auch für Speis und Trank nach der ganzen Spielerei ist vor Ort gesorgt.
Nieplitz Pferde
Wir haben etwas dazu gelernt! Flusspferde gibt es nicht nur in Afrika, sondern auch in Beelitz. Natürlich heißen sie hier Nieplitz Pferde. Und sie sind überall auf dem Gelände der Gartenschau versteckt. Durch ihr buntes Äußeres sind die Hippos gut zu entdecken, wobei sich einige Exemplare schon recht gut verstecken. Jedes Tierchen sieht übrigens anders aus. Am Eingang erhalten Kinder einen Geländeplan in dem sie ihre Kreuze machen können, wo sie ein Nieplitz Pferd gesehen haben. Wer fünf von ihnen richtig verortet hat, darf sich am unter dem Zeltdach am WiesenCafé eine Belohnung abholen.
Informationen zur Landesgartenschau Beelitz
Öffnungszeiten: https://laga-beelitz.de/ihr-besuch/
Tickets und Eintrittspreise: https://laga-beelitz.de/tickets-preise/
Parkplan: https://laga-beelitz.de/der-park/