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Besteigung einer mallorquinischen Pyramide, Puig de l’Ofre, mit Kind und Kegel

Stausee Cúber auf Mallorca
Wanderung am Stausee Cúber auf Mallorca, Dezember 2016

Von glitzernden Eiskristallen bedeckte Bodengewächse funkeln am Wegesrand im Sonnenlicht. Glöckchengeläut verrät die wolligweichen Schafe ganz in der Nähe von uns im Gebüsch. Zwei Kühe trinken gemächlich aus dem Stausee. Ruhig und glänzend liegt er uns zu Füßen. Der größte Trinkwasser Speichersee Mallorcas. Cúber heißt er. Sein Dasein hat er den umliegenden Bergen des ingsgesamt 90 Kilometer langen Tramuntana Gebirges zu verdanken. Von ihnen herab strömt in regenreichen Zeiten das kostbare Nass herab und sammelt sich im Cúber oder im benachbarten Stausee Gorg Blau.

Die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel 2016 auf 2017 verbrachten wir zum ersten Mal im Nordwesten Mallorcas. Sind dem Regen und dem grauen Himmel Berlins entflogen und haben glücklicherweise das Unwetter verpasst, das kürzlich auf Mallorca wütete. Eine befreundete Familie mit zwei Kindern (6 und 9 Jahre) hatten wir mit im Gepäck. Jede Familie hatte ihre eigene Finca auf einem großzügigen Olivar. So konnten wir uns gegenseitig immer besuchen, wenn uns danach war.

Im Dezember befindet sich die Insel in einem touristischen Winterschlaf. Demnach sind auch kaum Wanderer unterwegs. Alles ist sehr entspannt. Dafür haben aber auch einige Restaurants zu. „Comida? No!“ wird zum Running Gag unseres Urlaubs. Egal wo wir hinkamen, die Restaurants hatten zu bzw. machten erst am Abend auf.

Stausee Cúber auf Mallorca
Wanderroute zum Puig de l’Ofre

Ende Dezember 2016 liegt kein Schnee auf dem 1.455 Meter hohen Puig Major. Nackt und klar, so türmt sich der große Berg gebieterisch vor uns auf. Nur eine Radarstation des Militärs schmückt seine Glatze. Hätte man uns aus dem Flugzeug geworfen und ich wüsste nicht, wo wir uns befinden, ich würde jetzt auf die Schweiz tippen.

Das Thermometer zeigt an diesem Dezembertag um 10.45 Uhr nur neun Grad Celsius als wir auf der Buckelpiste nahe des Stausees, also known as Parkplatz, die Handbremse anziehen um nicht vorwärts auf die Straße der Ma-10 zu rollen. Wir schreiten uns zum schlummernden Cúber. Aufgrund des vorigen Unwetters ist der Speichersee gut gefüllt. In der Sonne ist es auch im Dezember angenehm warm. Die Kinder reißen sich ihre Softshelljacken vom Leib. Wir weniger heißblütigen Erwachsenen bleiben lieber weiterhin zwiebelschichtig bedeckt. Sonnenbrillen sitzen auf unseren winterbleichen Nasen. Jetzt ist solch ein feierlicher Moment, in dem sich jede Pore von uns glücklich schätzt, hier auf dieser Mittelmeerinsel sein zu dürfen.

Refugi am Wasserspeicher Cúber, sind wir in Alpen, in Skandinavien oder wirklich auf Mallorca?

Am Metallgatter rechts vorbei galoppieren unsere beiden Mädels (2 und 6 Jahre) mit den anderen beiden Kids auf dem Wanderroute GR 221 in nördliche Richtung rechts direkt am blankpolierten Cúber vorbei. Eisstückchen aus kleinen Pfützen werden aufgesammelt. Schräg links vor uns wird ein kleines Refugio, eine Schutzhütte, sichtbar. Dahinter baut sich die Pyramide auf, zu der wir heute hinauf möchten. Der Puig de L’Ofre. 1.093 Meter hoch. Aber nur 350 Höhenmeter davon müssen wir aus eigener Kraft erklimmen. Den Rest hat zuvor das fleissige Auto erledigt.

Am Ende des Staudammwegs durchqueren wir ein Gatter. Danach erwartet uns das Bachtal des Torrent de Binimorat. Wir laufen an einem Stall vorbei auf dem ein Zecken-Warnschild neugierige Wanderer fernhält. Danach kommen wir an der Finca Binimorat vorbei. Das Überqueren des Bächleins mit Hilfe der aus dem flachen Wasser herausschauenden Steine wird zum Happening. Wir Eltern drücken die Daumen, dass die Kinderschuhe trocken bitte bitte bleiben mögen. Unsere Gebete werden erhört.

Stausee Cúber auf Mallorca
Bachtal des Torrent de Binimorat

Dem Wanderweg zum Puig folgend ziehen grasende Wildpferde und Esel bald die volle Aufmerksamkeit unserer Kinder auf sich. Eine Diskussion entbrennt, wer welches Pferd warum am schönsten findet und weshalb sie die Vierbeiner nicht reiten können. Unsere zweijährige Tochter darf reiten. Allerdings auf den Schultern ihres Zweibeiner-Papas. In die mitgenommene Kraxe mag Prinzessin nicht. Der Ausblick von Papas Schultern muss wohl beeindruckender sein.

Überquerung des Torrent de Binimorat
Überquerung des Torrent de Binimorat

Ablenkung von beginnenden Nackenschmerzem naht durch eine erneute kurze Bächleinüberquerung. Mein Mann zückt ein Plastikrohr, ein so genanntes Lifestraw, das Fluss- in Trinkwasser umwandeln kann. Er ist damit der Held der Kinder. Natürlich möchte jedes Kind sich diesen Spaß nicht entgehen lassen und saugt emsig das Wasser an um sich damit Erfrischung zu verschaffen. Es geht weiter durch einen Kiefernwald und dann den Fahrweg weiter geradeaus. An einer Gabelung biegen wir links in einen Wirtschaftsweg ab.

Coll de l'Ofre
Coll de l’Ofre

Am Wegekreuz Col de l’Ofre machen um 12.45 Uhr wir das Mittagspicknick und posen mit Kameraselbstauslöser herum. Oben, auf dem Puig de l’Ofre entdecken wir ein paar winzig kleine Wanderer. Ich kann es mir kaum vorstellen, bald auch dort oben mit Kind und Kegel zu stehen und auf die nachfolgenden Wanderer zu blicken.

Gleich um die Ecke wartet das nächste Highlight auf uns. Zwischen Felsen breitet sich eine Wiese aus, die den Blick auf das Orangental von Sóller freigibt. Auch wir Erwachsenen haben uns den Softshelljacken entledigt. Wenn mir jetzt jemand anbieten würde per Paraglider hinab zu gleiten, ich würde darüber nachdenken.

Danach schlängeln wir uns den Weg zum Puig de l’Ofre hinauf. Die Kleinste der Runde läuft zur Abwechslung ein Stück mit und findet einen Wanderstock der gleichzeitig als Besen zum Fliegen taugt. Den hätte ich jetzt wirklich gern dabei. Aber nix da fliegen. Die Kleine wird in die Kraxe verfrachtet. Jetzt wird es ernst. Es geht linkerhand auf einem steilen Steig den Puig de l’Ofre hinauf. Der Schweiss rinnt mir über Brust und Rücken. Der Rucksack mit unserem Proviant wird schwerer und schwerer. Die größeren Kinder klettern frohgemut voran als wenn sie nie etwas anderes getan hätten. Ach, wie schön.

Kuppe des Puig de l'Ofre
Kuppe des Puig de l’Ofre

Der Himmel ist immer noch vollkommen wolkenfrei als wir die Kuppe des Puig de l’Ofre erreichen. Raubvögel kreisen auf Beute lauernd weiter unten durch die Lüfte. Wir sehen den bedenklich weit entfernten Cúber und auf der gegenüberliegenden Seite die Küste. Ein Flugzeug saust scheinbar parallel zu uns über die Insel. Fantastico! Am liebsten würde ich hier noch stundenlang in der Sonnen herumlümmeln. Aber nach dem Aufstieg kommt bekanntermaßen immer der Abstieg und der Rückweg schein weit zu sein, wenn ich meinen Augen trauen darf. Also noch rasch eine Gipfelwindel gewechselt und ab geht er.

Allein der Ausblick über Mallorca vom l’Ofre ist schon Belohnung genug für diese Wanderung

Wir gehen ein Stückchen den selben Weg hinab, den wir auch hinauf gestigen sind. Dann biegen wir an einem markierten Felsen links ab und gehen einen Bergkamm weiter abwärts. Dann verfransen wir uns. Statt den Sattel zu überqueren und durch eine Maueröffnung zu gehen, gehen wir weiter geradeaus. Als wir unseren Fehler bemerken sind wir bereits zu weit. Wir schlagen uns durch das struppige Gewächs hinab ins Tal. Die Kinder maulen. Der Weg ist steil und der geröllige Berg bietet kaum Halt für die bereits müden Wanderfüße. Wir schrecken einige verblüffte Bergschäffchen auf. An den Waden zerstochen treffen wir nach einer gefühlten Ewigkeit endlich auf dem Schotterweg, den wir zurück zum Stausee folgen. Die Wildpferde haben mittlerweile die Talseite gewechselt und sind immer noch am Futtern.

Stausee Cúber mit der Berghütte Cúber
Stausee Cúber mit der Berghütte Cúber

Um circa 15.30 Uhr treffen wir auf die nördliche Spitze des Stausees Cúber und legen dort eine letzte Rast ein. Die Tür und die Fenster der Berghütte de Cúber sind jedoch fest verrammelt. Aber das Tor zum kleinen Grundstück der Hütte ist zu öffnen. Ein spanisches Päarchen hat dort bereits Holzkohle auf den vorhandenen Steingrill gelegt und bereitet sich ein Abendessen zu. Tolle Idee! Daran hätten wir auch denken sollen. Ein Schaf rennt herum und bettelt um zu verspeisende Gaben. Das Fell ist mollig weich als wir mit unseren Fingern vorsichtig darüber gleiten lassen.

Wir laufen auf der östlichen Seite des Speichersees zurück in Richtung südliches Stausee-Ende und genießen die letzten warmen spätnachmittäglichen Sonnenstrahlen. Einige spanische Wanderer – mit Kindern – kommen uns mit sportlicher Geschwindigkeit entgegen. Wir überlegen, ob sie auf den Puig hinauf möchten oder nur den Cúber umrunden möchten. Für die Kinder hoffen wir letzteres. An der Straße empfängt uns ein feierliches Esel-Empfangskommitee. Wir haben es geschafft. Um 16.15 Uhr erreichen wir mit Kind und Kegel den Autoparkplatz.

Wandern auf Mallorca

Adressen und weitere Informationen

Parkplatz: am Stausee Cúber (750 Meter), Straße MA-10 am Kilometer 34, oder mit dem Bus L354 ab Port de Sóller

Höhenunterschied: jeweils 350 Meter im An- und Abstieg

Verpflegung: keine Einkehrmöglichkeit, also ausreichend Wasser und Proviant wie zum Beispiel belegte Brote, Obst, Nüsse mitnehmen. Wenn man Lust auf Grillen und genügend Zeit hat, Grillgut einpacken und im Garten der Berghütte de Cúber Abend- oder Mittagessen zubereiten.

Anforderungen: der Rundweg ist anspruchslos, aber der Anstieg ist zwar kurz aber anstregend

Strecke: 11,5 Kilometer

Dauer: offiziell 3,5 Stunden, wir haben uns aber Zeit gelassen und etwas mehr als 5 Stunden gebraucht (mit Kleinkind auf den Schultern oder in der Kraxe dauert alles länger)

Refugio de Cúber

Die Berghütte “Cúber“ wird laut unseren Informationen vom IBANAT (Govern Balear) verwaltet. Es soll eine nicht bewachte Berghütte, mit 6 Plätzen sein, die für ein Minimum von 3 Personen. Die Schlüssel der Berghütte müssen vorab beim IBANAT angefragt werden. Reservierungen der Berghütte “Cúber“ unter der Nummer: (+34) 971 17 76 52

Weitere Informationen zur Berghütte “Cúber“: www.caib.es/sites/M34/es/cuber-22831

Wander- und Reiseführer
Zu empfehlen ist der Mallorca Wanderführer von Rother. Außerdem gibt es vom Bruckmann Verlag einen wunderbaren allgemeinen Familienreiseführer für Mallorca und einen Wanderführer „Wanderspaß mit Kindern Mallorca: 22 erlebnisreiche Touren“ (Taschenbuch  vom 1. April 2016).

Wasserfilter LifeStraw: http://amzn.to/2hJet3u

Wandern auf Mallorca
Wandern auf Mallorca

Ausflugtipp für das komische Krankenhaus, das kaputt ist: Führung mit Kindern in den Beelitzer Heilstätten

Waschküche des ehemaligen Krankenhauskomplexes
Waschküche des ehemaligen Krankenhauskomplexes

Unsere Freunde aus Italien haben uns einen Besuch in Berlin abgestattet. Tagelang hatten wir Zuhause überlegt, was wir ihnen in unserer Stadt in der Kürze zeigen könnten und Ideen gesammelt. Unsere Freunde, ein Paar mit Kleinkind, er beruflich Programmierer und Musiker und sie Kunstlehrerin und Künstlerin, hatten aber eine bereits eine konkrete Vorstellung im Gepäck: Sie möchten so genannte „lost places“, also verlassene Orte, besuchen. Dufte, von „verbotenen“ bzw. verlassenen Orten und Gebäuden haben wir ja in Berlin und Brandenburg eine Menge. Schnell einigten wir uns auf die Beelitzer Heilstätten im Landkreis Potsdam-Mittelmark für unsere „Urban Exploring Tour“. Schon seit Jahren ist das von der Landesversicherungsanstalt von 1898 bis 1930 errichtete und heute denkmalgeschützte Ensemble ein Besuchermagnet für Touristen sowie Berliner und Brandenburger. Nicht zuletzt durch zweifelhafte Parties, Geisterbeschwörungen sowie auch tödliche Unfälle ist das Areal im Internet weltweit bekannt geworden.

Graffitti in den Beelitzer Heilstätten
Graffitti in den Beelitzer Heilstätten

Beelitzer Heilstätten: geheimnisvolle Ruinenlandschaft im märkischen Kiefernwald

Dennoch hatten wir es bisher versäumt das 200 Hektar große Areal mit den rund 60 Gebäuden zu besichtigen. Unser lieber Besuch aus dem Süden Europas ist also eine prima Anlass an einem schönen Wintertag das ehemalige preußische Vorzeigekrankenhaus für Tuberkulosekranke, das in zwei Weltkriegen als Lazarett und danach als sowjetisches Militärhospital diente, zu besuchen.

Architecture of the future and architecture of the past?, Graffitti im ehemaligen Behandlungsraum

Die Volkskrankheit Tuberkolose

Um 1900 herum war die Tuberkulose eine weit verbreitete Volkskrankheit, die tödlich endete, so sie nicht behandelt wurde. Circa 30 Prozent der männlichen Arbeiter erkrankten zwischen ihrem 20. Und 30. Lebensjahr an der Lungenschwindsucht. Auch bekannte Künstler, wie Chopin, Gorki und Kafka erlagen der Krankheit. Hier in Beelitz war die Luft staubfrei. Es gab genug Licht, Sonne und Luft so dass sich die Menschen seelisch wie körperlich erholen konnten. Da ein Großvater meinerseits ein Facharzt für Lungenkranke war, finde ich die Lungenheilstätten doppelt interessant.

Eingangsportal der alten Chirurgie, Beelitzer Heilstätten
zerstörtes Eingangsportal der alten Chirurgie

Auf dem Weg ins „komische Krankenhaus das kaputt ist“ (Originalton unserer Tochter)

Im Internet finden wir Informationen über verschiedene Führungen, die seit dem 27. Januar 2017 wieder regelmäßig von Go2know stattfinden und entscheiden uns für die alte Chirurgie. Sie sieht auf den Fotos ziemlich gruselig aus. Wir packen alle Bamibini sowie Schneeanzüge, Kameras und Proviant in die Autos und düsen gen Potsdam los.

Der Autoparkplatz ist bereits gut gefüllt als wir um 13.20 Uhr, knappe zehn Minuten vor Führungsbeginn vor den Toren des Areals, ankommen. Auch das Café im sanierten Pförtnerhaus an einer Toreinfahrt ist knüppeldicke voll.

verfallenes Sanatoriumsgebäude, Beelitzer Heilstätten
verfallenes Sanatoriumsgebäude der ehemaligen Arbeiter-Lungenheilstätten

Filmkulisse oder Wirklichkeit?

Auf dem Weg zur Besucherinformationen und Kasse kommen wir uns bereits wie in einer Filmkulisse von Harry Potter vor. Oder doch eher vom Zauberberg? Bäume wachsen aus Schindeldächern und aus zerborstenen Fenstern ranken sich Pflanzen sich um die altehrwürdige Backsteinfassade der verschiedenen Sanatoriumsgebäude. Alle Gebäude sind aus Sicherheitsgründen umzäunt. Ich rate auch jedem nur mit Führung die Gebäude zu betreten. Es besteht Lebensgefahr wegen möglicherweise einstürzendem Dächern oder Treppen. 

Die Beelitzer Heilstätten waren früher unter anderem mit einer eigenen Kirche für Protestanten und Katholiken (die nicht mehr existiert und deren Bauelemente später für ein Kasino in Beelitz herhalten mussten), einem Heizkraftwerk (von einem Förderverein betrieben), einer Fleischerei, einer Post, einem damals sehr beliebten Restaurant mit Gartenbetrieb, einer Bäckerei und einer Gärtnerei (deren Ruinen wurden mittlerweile abgetragen) eine richtige Stadt für sich. Schließlich mussten hier auch um die 1.600 Patienten, Ärzte und Pflegekräfte versorgt werden.

Ausblick in den Gang des Männertrakts der ehemailigen Chirurgie
Ausblick in den Gang des Männertrakts der ehemailigen Chirurgie, Zustand 2017

Über den Bäumen wird der Ausblick wohl grenzenlos sein

Im Quadranten A des Geländes fällt uns der Baumkronenpfad auf, der zwischen den kahlen Winterbäumen hervorlugt. Einige Besucher spazieren locker flockig in circa 20 Meter Höhe auf einem etwa 2,50 Meter breiten Weg umher und genießen von oben den Ausblick auf den Waldpark und die Gebäude mit ihrer wechselvollen Geschichte. Tolle Sache!

Die alte Chirurgie der Beelitzer Heilstätten
Die alte Chirurgie der Beelitzer Heilstätten (Südseite)

Die alte Chirurgie, ein Geisterhaus?

Unser Guide und die Gruppe warten freundlicherweise auf uns Nachzügler. Nachdem wir die Sicherheitsunterweisung unterschrieben, die Tickets kontrolliert und den Ablauf der Führung erläutert bekommen haben (entweder man macht die Führung oder bewegt sich auf eigene Faust durchs Gebäude), geht es endlich los ins Innere der alten Chirurgie.

Leider ist das Eingangsportal auf der Südseite, des für Luftkuren mit Balkonen gesäumten Hauses, der Zerstörungswut zum Opfer gefallen. Große Steinbrocken sind stumme Zeugen. Im Eingangsbereich stecken hingegen noch viele Glühbirnen in den Fassungen der einstigen Deckenbeleuchtung. Fragt sich nur wie lange noch.

Unsere Zweijährige nimmt mein Mann vorsichtshalber auf seine Schultern und unsere Sechsjährige bleibt bei mir an der Hand. Das Kind unserer Freunde ist im Buggy eingeschlafen. Zum Glück sind unsere Kinder so vorsichtig, denn es gibt hier teilweise ungesicherte Bereiche, die gekennzeichnet bzw. mit Palletten und Schildern abgesperrt und nicht betreten werden dürfen. Wer Kinder hat, die keine Angst kennen, sollte sie besser nicht hineinnehmen.

Fahrstuhlschacht der alten Chirurgie der Beelitzer Heilstätten
Fahrstuhlschacht der alten Chirurgie

Das Erdgeschoss

Der Guide erklärt uns auch mit Hilfe von Fotos zuerst die geschichtlichen Hintergründe und gibt einige interessante Details preis. Nach dem ersten Weltkrieg  ärgerte sich Adolf Hitler in den Beelitzer Heilstätten über die nachlassende Kampfeslust der anderen Gefreiten. 1990 flüchtete sich einst Erich Honecker vor der Justiz zu einem dort ansässigen sowjetischen Kommandeur bevor er und Margot Honecker nach Moskau ausgeschleust wurden.

Fenster im Treppenhaus der ehemaligen Chirurgie
Fenster im Treppenhaus

Nach dieser und vielen weiteren interessanten Informationen starten wir mit der eigentlichen Besichtigung des Männertraktes im Erdgeschoss. 1930 eröffnet, bot das 160 Meter lange Haus (zum Vergleich: der Kölner Dom misst 157 Meter Länge) einst Platz für 88 Betten mit Radioanschluss und einer zentralen Rufanlage! Ein ausgeklügeltes Heizungs- und Lüftungssystem gab es ebenfalls. Stündlich wurde die Luft ausgetauscht und mit Feuchtigkeit angereichert. 1930 eingeweiht, gehört die ehemalige Chirurgie zu den Häusern, die funktionaler und weniger Schloss ähnlich errichtet wurden als frühere Sanatoriumsgebäude. Die Baulichkeiten wurden genau auf die Bedürfnisse der Ärzte und Patienten angepasst. Nur mit sehr viel Fantasie kann man sich in diesem tragischen Schutthaufen die damaligen Einzelzimmer, den Vorstellungsraum, die Umkleiden etc. vorstellen. Leider ist durch den enormen Vandalismus nichts mehr vom Inventar übrig geblieben. Im Aufzugsschacht stapeln sich die alten Analysegeräte meterhoch. Vor einigen Jahren soll dort noch ein gusseiserner Fahrstuhl im Schacht gehangen haben. Unfassbar, dass alles bis 1994, als die Chirurgie noch als Militärkrankenhaus von den Sowjets genutzt wurde, intakt gewesen sein muss.

Der Vandalismus sowie Wund und Wetter haben kaum noch etwas von der alten Chirurgie übrig gelassen
Der Vandalismus sowie Wund und Wetter haben kaum noch etwas von der alten Chirurgie übrig gelassen

Das Obergeschoss

Die türkis und rosa farbigen Kacheln der Wände liegen in Scherben auf dem Boden des einstigen Operationssaales auf der Nordseite des Krankenhauses. Kein einziges Fenster ist mehr heil. Die Jalousien wiegen sich im Winterwind. Auf dem vereisten Boden findet unsere Tochter einen Golfball. Ob der einem Chefarzt oder einer Chefärztin aus der Kitteltasche gefallen ist? Eher wahrscheinlich ist, dass den hier jemand mal beim Crossgolf hat liegen lassen.

Einer der drei Operationssäle der alten Chirurgie
Einer der drei einst lichtdurchfluteten Wintergarten-Operationssäle der alten Chirurgie (Nordseite)

Der durch Fotos bekannte mit Moos bewachsene Operationstisch steht schon seit zehn Jahren nicht mehr hier. Aus dem Operationssaal können wir durch die leeren Leuchtkästen in die Nebenräume blicken. Junge Birken- und Kieferbäumchen wachsen im offenen Dach, das nur noch aus Stahlgerippen des einst verglasten Raumes besteht.

Badesaal in der ehemaligen Chirurgie
Badesaal in der ehemaligen Chirurgie

Im immer noch sehr schönen türkis gefliesten ehemaligen Baderaum bittet unsere Zweijährige meinen Mann die Fenster zu schließen, weil es „eisekalt“ sei. Sehr umsichtig, kommentiert unser Guide sichtlich amüsiert. Es gibt zwar Fenster in dem Raum, aber ohne Scheiben. Als er dann den „blauen Heinrich“, so hieß die Spuckflasche der Patienten, zückt, dessen Funktion erklärt und berichtet, dass heutzutage jeder Dritte von uns den Tbc-Virus in sich trage und der Erreger nur aufgrund unseres stärkeren Immunsystem nicht ausbricht, fängt ein Gast passenderweise an zu husten. „Wie immer an dieser Stelle“, schmunzelt der Guide.

Flur in der Chirurgie, Beelitzer Heilstätten
Flur in der Chirurgie

Sind die Beelitzer Heilstätten noch zu retten?

Mir tut es um das Gebäude sehr leid. Es sieht erbärmlich aus und wirkt dennoch noch immer würdevoll und anmutig. Das die alte Chirurgie eines Tages „gerettet“ werden kann, so wie zehn der insgesamt 60 Gebäude der einstigen Heilstätten, denke ich nicht. Der Vandalismus, der nach Abzug der Sowjets 1994 einsetzte, hat einfach zu viel unwiederbringlichen Schaden angerichtet. Der Guide berichtet von Plänen nach denen ausgewählte Gebäude des Areals in ein so genanntes Creative Village für Kreative umgebaut werden sollen. Si, si, genauso wie eines Tages der Flughafen BER fertig werden soll, lacht unser Amico. Ich bin gespannt, ob nicht doch eines Tages hier noch etwas Neues entsteht. Der Baumwipfelpfad, den es seit Herbst 2015 hier gibt, soll ja laut Berichten des Guies zumindest ein Besuchererfolg sein.

Draußen atmen wir erleichtert auf. Draußen ist es um ein paar gefühlte Grad wärmer als es im Inneren der zugigen Klinik. Wir sind zu durchgefroren um noch den Baumwipfelpfad zu erklimmen oder uns auf dem Areal weiter umzugucken und bewegen uns daher zurück zum Café. Leider ist es immer noch oder wieder knackevoll. Wir laufen weiter zum ehemaligen Desinfektionshaus in dem seit 1999 das Hotel Gustav residiert. Im Wintergarten und Speisesaal des Hauses wärmen wir uns an einer leckeren Suppe.

Adressen und weitere Informationen

Anfahrt mit Bus und Bahn:

Beelitz Heilstätten
14547 Beelitz

Im Zentrum der Beelitzer Heilstätten liegt der Bahnhof Beelitz-Heilstätten“, dort hält der RegionalExpress RE 7 (Wünsdorf-Waldstadt – Dessau, mit Halt in Berlin-Schönefeld, Berlin Ostbahnhof, Berlin Hbf., Berlin Zoo und Potsdam-Rehbrücke).

 

Führungen in den Beelitzer Heilstätten:

www.go2know.de/Fototouren/Beelitz-Heilstaetten

Hintergrundinformationen zu den Heilstätten:

www.beelitzer-heilstaetten.de

Baumkronenpfad:

www.baumundzeit.de/baumkronen-und-zeitreisepfad

Gastronomie

Landhotel Gustav

http://www.landhotel-gustav.de/index.htm

Café Zum Pförtnerhaus
Str. nach Fichtenwalde 13, 14547 Beelitz
Telefon:033204 638330

zum-pfoertnerhaus.com/zum-pfoertnerhaus

Beelitzer Heilstätten in den Medien

„Beelitzer Heilstätten sollen Kunstateliers werden“, Der Tagesspiegel, 20.9.2014
www.tagesspiegel.de/berlin/neue-ideen-fuer-alte-klinik-in-brandenburg-erich-honecker-fluechtete-im-april-1990-in-die-beelitzer-heilstaetten-/10729884-2.html

Ruine lockt mit der Schönheit des Verfalls, Potsdamer Neueste Nachrichten, 22.2.2015: www.pnn.de/pm/941056/

„Jeder Dritte trägt den Tuberkulose-Erreger in sich“, Welt, 18.3.2015

www.welt.de/gesundheit/article138533041/Jeder-Dritte-traegt-den-Tuberkulose-Erreger-in-sich.html

Bücher und Filme über die Beelitzer Heilstätten

Beelitz-Heilstätten. Vom Sanatorium zum Ausflugsziel (Geschichts- und Erinnerungsorte) Taschenbuch,  1. August 2016

Geheimnisvolle Orte Vol.3: Die Avus – Beelitz-Heilstätten (DVD)

Verlassene Orte/ Abandoned Berlin Taschenbuch – 26. Februar 2015

Mit dem Wohnmobil durch Nordfrankreich und die Normandie

mit dem wohnmobil durch Nordfrankreich Strand von Dunkerque

Unsere diesjährigen Sommerferien haben meine Familie und ich in Nordfrankreich verbracht. Wir sind mit unserem Wohnmobil dorthin gefahren und hatten eine aufregende und tolle Zeit zusammen.
Von den drei Wochen, die wir gemeinsam in Nordfrankreich unterwegs waren, möchte ich Euch in der nächsten Zeit erzählen. Ich stelle Euch unsere Etappenziele peut à peut so vor, wie wir sie erlebt haben. Heute werde ich Euch zunächst unsere Gesamtroute vorstellen und unsere exorbitante Packliste (am Ende des Beitrages bei Adressen und weitere Informationen) verraten, die vielleicht dem ein oder anderen nützlich sein könnte.

Warum haben wir uns für Nordfrankreich als Ziel für einen Familienurlaub entschieden?

Nordfrankreich ist unter Wohnmobilisten weniger bekannt als beispielsweise Südfrankreich, welches wir letztes Jahr bereits mit unserem Haus aus vier Rädern besuchten. Den meisten ist diese Region sicherlich erst durch den französischen Erfolgsfilm von und mit Dany Boon „Willkommen bei den Sch’tis“ näher gebracht worden.

Was bietet der Norden Frankreichs?

Zunächst einmal ist da das Meer, die Küste, zu nennen. Die nordöstlichste Region Frankreichs, Nord-Pas-de-Calais, bzw. neuerdings Hauts-de-France genannt, wartet mit dem Küstenstreifen des Ärmelkanals Côte d’Opale (Opalküste) auf. Die Großstadt und meist belagerste Stadt Frankreichs, Lille, beeindruckt mit ihrer schönen Altstadt mit vielen kleinen feinen Geschäften und tollen Museen auf. Auch das gebeutelte ehemalige Grubenrevierstädtchen Lens wartet mit einer großen Überraschung, einem Pariser Ableger des Louvre-Museums auf. Und die Universitätsstadt Amiens im Départmenet Somme, das ebenfalls zur Region Hauts-de-France gehört, bezaubert mit dem Quartier Saint Leu und beeindruckt mit der größten Kathedrale Frankreichs sowie dem Jules Verne Museum.

Die sehr bekannte weiter westlich gelegene Region Normandie schmückt sich mit der Côte d’Albâtre (Alabasterküste) und breiten Sandstrände mit teilweise bis zu 100 Meter hohen alabasterfarbenen Steilklippen und romantisch wilden Küstenorten.

In Nordfrankreich gibt es eine Vielzahl an schönen Stellplätzen, tollen Campingplätzen sowie Ausflugszielen für einen Familienurlaub.

Unsere Route mit dem Wohnmobil durch Nordfrankreich

Aber nun ganz von vorne. Unsere Route führte uns zuerst durch Niedersachsen und Hessen. Nach der ersten (recht kühlen) Nacht auf einem familienfreundlichen Campingplatz im märchenhaften Niemetal ging es nach Holland. Nach einem Stadtbummel durch Maastricht durchquerten wir Belgien. Als wir endlich französischen Boden unter den Füßen hatten, lagen bereits zwei anstrengende Fahrtage hinter uns.

In Nord-Pas-de-Calais verbringen wir unsere Nacht mitten auf dem platten Land in Houplines, das bei Lens und Lille liegt. In Lens machen wir wie gesagt den Louvre unsicher und in Lille lassen wir uns durch die Gassen treiben. Danach führt uns der Weg zum Ärmelkanal in die Region Audruicq Oye-Plage. Hier haben wir unseren ersten kleinen Unfall mit dem Wohnmobil. Aber davon ein andern mal. Oye-Plage: Das heißt für uns vor allem Durchatmen und Erholen. Unser Programm besteht aus Fahrradtouren und Drachensteigen am breiten langen Sandstrand. Herrlich! Zwischendurch erinnern immer wieder alte Bunker und zahlreiche Friedhöfe an die dramatischen Ereignisse im 20. Jahrhundert.

Bouogne sur Mer
Nach ein paar entspannten Tagen zieht es uns westwärts in die sehr gegensätzliche Hafenstadt Boulogne-sur-Mer, wo wir auf einer mittelalterlichen Stadtmauer spazieren, während unter uns der Rummel tobt, wir einen Garten der fünf Sinne erforschen und des nächtens auf dem Dach des Wohnmobils Skylaternen bei ihrem Flug über dem Meer beobachten.  Danach genießen wir ein paar Tage den luxuriösen Campingplatz auf dem Terrain eines ehemaligen Schlossparks bei Saint Valery sur Somme. Ab dem bezaubernden Ort Veules-les-Roses sind wir – voilà – in der Normandie! Austern kaufen am Meer und diese mit einem Schuss Zitrone im Wohnmobil verspeisen, während es draußen leicht regnet und sich ein Regenbogen ab Himmel abzeichnet. Was könnte schöner sein? Die Fahrt am nächsten Tag mit der Schrägseilbahn durch die Kalksteinfelsen bis hinunter zum brausenden Meer von Tréport wird uns sicherlich auch noch lange im Gedächtnis bleiben.

Les Falaises in Etretat, Frankreich
Den staksigen Felsnadeln in Etrétat statten wir anschließend natürlich auch einen Besuch ab. Sehr beeindruckende Bucht trotz der vielen Touristen. Kaiserin Sissi wusste schon genau, warum sie einst hier baden wollte. In der Region Calvados nächtigen wir auf dem Grund einer Cidre und Calvados Brennerei, wie es sich gehört. Neben den gepflegtesten Kühen und den hübschesten Apfelbäumen, die wir je gesehen haben, kommen wir nicht umhin, den ein oder anderen guten Tropfen zu genießen.
Mit derartig vielen verschiedenen Eindrücken aufgeladen, erdet uns der berüchtigte Utah Beach vollkommen. Eine sehr karge sichelförmige Bucht empfängt uns unter einem strahlend blauen Himmel. Und es ist endlich richtig warm! Dort, wo am D-Day, den 6. Juni 1944, um kurz nach Mitternacht die ersten amerikanischen Soldaten in Frankreich anlandeten und damit eine der größten Militäroperationen der Geschichte einleiteten, von der damals niemand sicher war, dass sie gelingen würde, ist noch jede Menge Geschichte sichtbar und erlebbar. Gleichzeitig finden wir dort die schönsten Muscheln allerzeiten und verbringen wir einige sehr schöne Tage auf einem idyllischen Campingplatz direkt an diesem Strand.

Etretat in Nordfrankreich

Nach diesem Highlight kehren wir in östliche Richtung um. Honfleur, das alte Fischerstädtchen an der Seine, in dem heute zahlreiche Künstler leben, bezaubert uns (der Campingplatz weniger). Das dortige Erik Satie Museum bietet eine der schrägsten Ausstellungen, die ich seit langem gesehen habe.
Zurück über die Seine-Brücke, an Le Havre vorbei und ab in die Picardie. Ach, Amiens. Schwer diese schöne Stadt in Worte zu fassen. Es ist der heißeste Tag während unseres Urlaubs und wir stapften tapfer über das glühende Straßenpflaster. Gäbe es nicht die riesige gotische Kathedrale, ich glaube, wir wären verglüht. Das Jule Vernes Museum ist ein Kleinod im wahrsten Sinne des Worte. Für Kinder ist vor allem der Dachboden interessant…

Bei Dunkerque, wieder ganz im Nordosten Frankreichs, in Nord-pas-de-Calais, angelangt, überrascht uns der fantastische Strand. Die Kinder toben im warmen Meer in das man schier endlos hinein laufen kann, ohne dass es merklich tiefer wird. Mehr zur Stadt Dunkerque erfahrt ihr später.

In Holland ist es wieder kühler und es nieselt. Wie bereits auf der Hinfahrt. Wie besuchen Verwandte und es wird deshalb doch noch schön. Unsere letzte Nacht im Wohnmobil verbringen wir bei Bremen auf einem super Campingplatz, der mitten in der Woche in der Nachsaison gespenstisch leer ist.

Sommerferien in Frankreich

Übersicht und links zu den Etappen

  1. Etappe: Übernachtung im hessischen Niemetal
  2. Etappe: Übernachtung im niederländischen Limburg
  3. Etappe: Unterwegs in Limburg, Maastricht und Houplines
  4. Etappe: Lille & Lens
  5. Etappe: Erholung im Naturschutzgebiet Platier d’Oye in der Region Hauts-de-France
  6. Etappe: Teil 1: Radtour in der Region Hauts-de-France Teil 2: Zu den Mahnmalen des 2. Weltkriegs und unterwegs in Boulogne-sur-Mer
  7. Etappe: An der Somme-Bucht
  8. Etappe: Normandie wir kommen
  9. Etappe: Les Falaises in Étretat, über die Seine und dann nach Calvados in der Basse Normandie
  10. Etappe: Utah Beach, unser westlichstes Etappenziel
  11. Etappe: Hafenstadt Honfleur in der Normandie
  12. Etappe: Unter bunten Lampenschirmen in Amiens unterwegs
  13. Etappe: Zum Mittelpunkt der Erde in Amiens und dann abtauchen in Dunkerque
  14. Etappe: Kulturradtour mit Kindern durch Dunkerque

 

Weitere Informationen

Packliste

Unsere umfangreiche Packliste für einen mehrwöchigen Wohnmobilurlaub mit Kindern als PDF-Datei zum Download: Packliste fuer eine mehrwoechige Wohnmobiltour

Wohnmobilzubehör

Berger Camping & Freizeit

Reise- und Etappenführer für Wohnmobilreisen

Für Frankreich

„Mit dem Wohnmobil durch die Normandie“ (Womo-Reihe), Taschenbuch

„DuMont direkt Reiseführer Normandie“, Taschenbuch,

„Mit dem Wohnmobil nach Nordfrankreich“ (Womo-Reihe), Taschenbuch,

„Tourenführer Frankreichs Norden mit dem Wohnmobil“,

ADAC Campingführer Südeuropa mit herausnehmbarer Planungskarte

ADAC Stellplatzführer Deutschland/Europa mit zwei herausnehmbaren Planungskarten

Etappenführer France Passion

 

Für Deutschland

ADAC Campingführer Deutschland und Nordeuropa 2016: mit herausnehmbarer Planungskarte Gebundene Ausgabe – 7. Januar 2016

„Cool Camping Deutschland: 75 sensationelle Plätze zum Zelten“, Taschenbuch, 25. März 2015

Landvergnügen Deutschland: Der andere Stellplatzführer

Filme

Sehr lustiger Film, um sich auf Nordfrankreich einzustimmen:

Willkommen bei den Sch’tis

Wohnmobiltour durch Nordfrankreich Teil 1: Übernachtung im Niemetal in Südniedersachsen

mit dem Wohnmobil auf dem Campingplatz Niemetal in Hessen

Rumpel, ratter, schepper. Unser Wohnmobil, ein Karmann auf MB100 aus dem Baujahr 1991, bezwingt das Kopfsteinpflaster unserer kleinen Straße, was uns bis zur Hauptstraße schön durchrüttelt. Der Beginn unserer Reise nach Nordfrankreich ist nicht besonders harmonisch. Ich bin gestresst, weil am Tag unserer Abreise noch viel zu erledigen war und mein Mann ist zurecht verärgert, weil ich alle um mich herum anzicke.

Reisevorbereitungen

Am Frühstückstisch kommt Panik auf. Wo ist der Ersatzschlüssel fürs Wohnmobil bloß? Zum Glück ist er schnell gefunden, es kann weiter gegessen werden. Die Stresshormone regeln sich wieder auf normales Reisevorbereitungsniveau.

Nach der morgendlichen Stärkung geht es zur Sache. Blumentöpfe wollen zu unseren Nachbarn getragen werden damit sie nicht verdursten. Fahrräder werden ans Wohnmobil geschnallt und die Lebensmittel, Kulturbeutel und Spielsachen in den passenden Fächern verstaut. Und dazwischen tummeln sich immer unsere Kinder wovon eins noch eine frische Windel braucht. Und überhaupt, hat schon jemand den Kaffee für die extra große Thermoskanne voll gemacht? Ach ja, die Soundtracks von Bibi und Tina müssen natürlich auch noch mit!

Puh, warum ist noch so viel zu erledigen? Dabei hatte ich doch am Vortag bereits unsere Kleidung, haufenweise Windeln und vieles mehr im Wohnmobil verstaut! Auch mein Mann war ganz fleißig. Die vergangenen Wochenenden hat er dutzende Stunden im Wohnmobil gewerkelt. Er hat neue Lautsprecher und Ablagefächer eingebaut, Haken im Mini-Badezimmer für die großen Handtücher angeschraubt, eine Topbox besorgt und eine Halterung dafür aufs Dach gebaut, einen neuen Zünder für den Gaskühlschrank und eine weitere Ladesteckdose für Handys und einen DVD Player installiert. Und last but not least hat er eine Rückfahr- und Rücksitzkamera angebracht.

mit dem Wohnmobil auf dem Campingplatz Niemetal in Hessen

Es geht los – Baguettes, cigarettes, Frankreich wir kommen

Genau wie im letzten Jahr kommen wir erst um kurz vor zwölf Uhr mittags Zuhause los. Dabei wäre ich gerne bereits um 10 Uhr abgefahren. Aber das bleibt Wunschdenken. Eigentlich hat mein Mann ja recht. Es spielt keine Rolle ob wir eine halbe Stunde oder ganze Stunde früher oder später losfahren. Wir schaffen mit dem Wohnmobil eh nur 300 bis max. 400 Kilometer pro Tag, weil die Kinder ansonsten in einen lautstarken Streik treten, den keine noch so starken Elternnerven aushalten. Das wissen wir aus Erfahrung, denn im letzten Jahr waren wir mit unserem Wohnmobil bereits in Südfrankreich und Nordspanien. Über 6.000 Kilometer auf traumhaften Landstraßen, durch schmale Gassen in kleinen Dörfchen und auf teuren Mautautobahnen rollte unser mobiles Heim über einen Zeitraum von fast vier Wochen ohne Pannen (nur einmal ging uns selbst verschuldet der Sprit aus) mit uns umher.

Diese Sommerferien wollen wir nicht mehr so viele Kilometer runterreißen. Zwar haben wir letztes Mal wahnsinnig viel gesehen und erlebt. Aber die Erholung blieb beim ständigen Auf- und Abgebaue der Wohnmobil Accessoires (Tisch, Stühle, Markise, Wäscheleine und vieles mehr), im wahrsten Sinne des Wortes, irgendwo in Südwesteuropa auf der Strecke. Ich bin gespannt, ob wir uns an unser Gelübde des mäßigen Fahrens halten oder ob uns doch die Reiselust so packt, dass wir am Ende ganz Nordfrankreich durchqueren…

Für die Große machen wir den transportablen DVD Player an. Das Unterhaltungsmedium hat uns bereits 2015 gute Dienste erwiesen. Die große Sammelbox der rot Gezopften, formaly known as Pippi Langstrumpf, ist auch dieses Jahr ein Highlight.

Die Kleine sitzt neben ihrer großen Schwester und schläft schnell ein, weil es Zeit für ihren Mittagsschlaf ist. Wir können unsere Kinder in diesem Urlaub erstmals auf einem Bildschirm beobachten, der am Rückspiegel angebracht ist. Die Kamera ist so eingestellt, dass sie die Rückbank im Visier hat. Somit können wir sehen, ob die Kleine beispielsweise beim Schlafen mit dem Gesicht auf der Ablage ihres Keilkissen liegt, der zu ihrem Autositz gehört. Auf Knopfdruck können wir die Rückfahrkamera aktivieren damit wir beim rückwärts Einparken keine Menschen, Mauern oder Bäume touchieren. Sehr praktisch die Technik und eine schöne Spielerei für meinen Gatten.

mit dem Wohnmobil auf dem Campingplatz Niemetal in Hessen

Pause machen und weiter geht’s

Nach etwa zwei Fahrstunden legen wir an einer Raststätte eine Pinkelpause ein. Die Kinder brauchen Bewegung. Zum Glück gibt es einen Spielplatz auf dem sie sich austoben können. Wir holen in der Raststätte die typischen Pommes und eine Apfelsaftschorle um die allgemeine Moral aufrecht zu halten.

Doch irgendwann endet auch die schönste Pause und wir steigen wieder ein. Weiter geht es mit ca. 90 bis 95 Kilometern pro Stunde auf der rechten Autobahnspur in Richtung Hessen. Irgendwann wird es auf der Rückbank wieder ungemütlich und ich setze mich nach hinten. Die Kleine möchte im den Schlaf gestreichelt werden. Anscheinend war der Mittagsschlaf nicht genug. Die Große hat jetzt keine Lust mehr auf ihre Filme und staunt über die hügelige Landschaft die an uns vorüber zieht. Für Berliner ist ja ein Hügel bereits ein Berg und sie bekommt Lust auf Bergsteigen wie wir das mit ihr auf Mallorca oft getan haben. Überhaupt würde sie jetzt gerne zu der Mittelmeerinsel fahren. Aber die ist jetzt leider zu weit weg.

mit dem Wohnmobil auf dem Campingplatz Niemetal in Hessen

Unsere 1. Station Campingplatz am Niemetal in Niedersachsen

Am frühen Abend erreichen wir unser erstes Etappenziel am hessischen Rand des Mittelgebirges Weserbergland. Den dortigen Campingplatz am Niemetal haben wir vor wenigen Tagen im Campingplatzreiseführer Cool Camping entdeckt und per Email reserviert.

Der idyllische Ort am Fluss Nieme gefällt uns auf Anhieb. Hübsche Fachwerkhäuschen mit bunten Blumenstauden im Garten gleiten an uns vorüber. Wir tauchen ab in den dichten Wald des Naturparks Neumünden. Es sieht aus wie im Märchenwald. Eine ganz andere Welt als Berlin…

Das schmale Tal, in dem der Campingplatz liegt, leuchtet bei unserer Ankunft wie für eine feierliche Begrüßung in der Abendsonne. Wir bekommen einen hübschen Stellplatz parallel zur Spielstraße, der Rezeption und zu den modernen Sanitäreinrichtungen. Eine Hecke dazwischen beschert uns Privatsphäre. Gegenüber unseres Wohnmobils steht ein kleines Trampolin, das unsere Kinder gleich behüpfen. Ein Stück weiter sitzen Eltern und die Kinder um ein gemütliches Lagerfeuer und im Streichelzoo meckern die Ziegen und gackern die Hühner. Der schmale Fluss trennt den Campingplatz in zwei Hälften.

Viele Kinder düsen auf Tretrollern, Mini-Traktoren und Bobbycars umher. Die gleichermaßen lebendige und friedliche Atmosphäre stimmt uns ganz glücklich. Ein malerischer Ort zum Verweilen und Erholen von der ersten Tagesreise! Besser hätten wir es nicht treffen können. Fast alle Wohnmobile und Autos haben orangene Autokennzeichen. Kein Wunder, denn der Campingplatz wird von einem holländischen Pärchen betrieben.

Zum Abendessen bekommen die Kinder Nudeln mit Pesto. Wir Eltern begnügen uns mit einem Fertigsalat aus dem Supermarkt. Die Zähne putzen wir in unserem Mini-Badezimmer, weil wir zu faul sind um raus ins Sanitärgebäude zu gehen (obwohl es hübsch und beheizt ist und auch ein Kinderwaschbecken hat). Im Alkoven lese ich ein Grimmsches Märchen vor, das prima zur märchenhaften Umgebung passt. Die Kinder sind schnell eingeschlafen. Auch sie macht das Reisen offenbar müde.

Frau Holle Pfad in Hessen

Adressen und weitere Informationen

Campingplatz am Niemetal
Mühlenstraße 4
37127 Löwenzahn  (Niemetal)

www.am-niemetal.com
Info@am-niemetal.com

Tel: 05502 99 84 61
Handy: 0160 21 32 579

Anfahrt: A7 Kassel – Hannover, Ausfahrt Göttingen-Dransfeld, am Ende Richtung Dransfeld, in Dransfeld auf der Kreuzung beim Autohändler/ 2. Tankstelle rechts, am Imbiss links Richtung Löwenhagen. In Löwenhagen den Schildern folgen.

Attraktionen in der Umgebung

Frau Holle Pfad
Ab dem Spielplatz in Hemeln 1,5 Kilometer den Hang hoch laufen

www.hann.muenden-tourismus.de

Erlebnispark Ziegenhagen
Ziegenberg 3
37217 Witzenhausen
www.erlebnispark-ziegenhagen.de

Alaris Schmetterlingspark
Zur schwarzen Erde
37170 Uslar
www.alaris-schmetterlingspark.de
Tel: 05571 6734

Öffnungszeiten: Vom 1. April bis 24. Oktober täglich von 9.30 bis 17.30 Uhr geöffnet. Außerhalb der niedersächsischen Schulferien montags teilweise Ruhetag. Bitte anfragen. Im Oktober 10 Uhr bis Dämmerung.

PaderKletterPark
Dubelohstraße 100
33102 Paderborn
www.paderkletterpark.de
Mail@kletterpark-gmbh.de

Tel: 05251 87 19 471

 

Reise- und Etappenführer für Wohnmobilreisen

Landvergnügen Deutschland: Der andere Stellplatzführer

„Cool Camping Deutschland: 75 sensationelle Plätze zum Zelten“, Taschenbuch, 25. März 2015

ADAC Campingführer Deutschland und Nordeuropa mit herausnehmbarer Planungskarte Gebundene Ausgabe

Wohnmobiltour durch Nordfrankreich Teil 2: Übernachtung im niederländischen Limburg

mit dem wohnmobil in limburg, niederlande

Wie lange soll es eigentlich noch regnen, fragt sich mein Mann? Wir fahren über Aachen in Richtung holländische Grenze und es plattert die ganze Zeit. Mir ist das Wetter gerade piepsegal. So lange wir fahren müssen und noch nicht in Frankreich sind. Aber ab Frankreich soll es bitte schön warm und sonnig sein!

Van harte welkom om de Niederlanden

Die Landschaft sowie auch die Ortschaften in den Niederlanden sehen aus wie geleckt. Jeder Baum scheint genau an dem Ort gewachsen zu sein, der vorher für ihn bestimmt war. In den großen Erdgeschossfenstern der Klinkerreihenhäuser stehen große Vasen, Stehleuchten oder Kerzenständer. Sie erinnern mich an Schaufensterdekoration von schicken Einrichtungsgeschäften. Die kleinen stylisch bepflanzten Vorgärten streben nach Perfektion. Nirgendwo steht ein Kindertrampolin oder eine Schaukel im Garten. Aber dafür wäre auch gar kein Platz. Vielleicht leben hier nur ältere Paare dessen Kinder bereits lange ausgezogen sind, überlege ich, während wir durch die regennassen Straßen gondeln.

mit dem wohnmobil in limburg, niederlande

Holländisch-orientalisches Campen in Limburg

Nach 423 Kilometern und einigen Hektolitern Regen erreichen wir ohne Stau um 19 Uhr den Campingplatz Oriental bei Limburg in Holland. Was an dem Campingplatz so orientalisch sein soll, erschließt sich uns nicht. Tausend und eine Nacht haben wir anders in Erinnerung. Aber sei es drum. Hauptsache wir bekommen noch einen Stellplatz, ohne dass wir reserviert haben. Viel frei war nicht mehr. Wir sind froh eine Nacht zum Bleiben bekommen zu haben. Nach einigen Stunden Fahrerei ist es schön irgendwo anzukommen und sich entspannen zu können. Allerdings kostet uns der Platz inklusive Kurtaxe und Umweltsteuer 40,55 Euro.

Kaum Motor abgestellt, Strom angeschlossen, Wasser aufgetankt und Gas aufgedreht, packen wir auch schon unsere Badetasche. Wie jetzt? Bei dem Regen schwimmen gehen? Ja genau. Es regnet Katzen und Hunde, aber wir gehen baden. Immer noch besser als Fernsehen zu sehen wie die Leute im Vorzelt gegenüber.

Der relativ sterile und uncharmante, weil geradlinig angelegte, Campingplatz nennt nämlich ein Schwimmbad mit 29 Grad Celsius Wassertemperatur mit auf- und zuklappbaren Dach sein eigen. Zum Glück ist das Dach heute geschlossen. Unsere Kinder lechzen nach Bewegung. Schließlich waren sie lange genug in ihren Autositzen angekettet. Die Kleine rutscht unter Papas wachsamen Auge eine Runde nach der anderen auf der Babyrutsche im Kleinkindbecken und die Große und ich versuchen uns einen Weg durch die tobenden und kreischende bebadehoste Menschenmenge zu erschwimmen, ohne dass uns ein Holländer auf den Kopf springt. Mir fallen fast die Ohren ab, so laut ist es in der Halle.

Wir sind die immer noch in der Umkleidekabine als die Reinigungskräfte im Schwimmbad schon längst am Aufräumen sind. Die Kinder sind nach dem Badespaß guter Dinge und spielen friedlich im Wohnmobil während das Abendessen sich nahezu selbst vorbereitet. Der Gasgrill brutzelt unsere Bratwürste während die Kartoffeln auf dem Gasherd gar werden. Warum kompliziert machen, wenn es auch mal einfach geht?

Adressen und weitere Informationen

Camping Oriental
Rijksweg 6
6325 PETER Berg en Terblijt
Holland
www.campingoriental.nl
Info@campingoriental.nl

GPS: 50°51’36“ N 5°46’26″E

Reise- und Etappenführer für Wohnmobilreisen

„Mit dem Wohnmobil durch die Normandie“ (Womo-Reihe), Taschenbuch

„DuMont direkt Reiseführer Normandie“, Taschenbuch,

„Mit dem Wohnmobil nach Nordfrankreich“ (Womo-Reihe), Taschenbuch,

„Tourenführer Frankreichs Norden mit dem Wohnmobil“,

ADAC Campingführer Südeuropa mit herausnehmbarer Planungskarte

ADAC Stellplatzführer Deutschland/Europa mit zwei herausnehmbaren Planungskarten

Etappenführer France Passion

 

Wohnmobiltour durch Nordfrankreich Teil 3: Unterwegs in Limburg, Maastricht und Houplines

Ankommen mit dem Wohnmobil in Nordfrankreich

Luxus-Frühstück im Wohnmobil

Campen und Wohnmobilfahren macht bekanntermaßen hungrig. Das trifft auch auf uns zu, die gerade auf einem holländischen Campingplatz erwachen und schon voller Vorfreude an Nordfrankreich denken.

Zum Frühstück etwas ganz leichtes gefällig? Die noch in Berlin gekauften Pfifferlinge müssen verbraucht werden. Also bereite ich in der kleinen Wohnmobilküche ein Omelette mit Pfifferlinge und Zwiebeln zu. Das ist natürlich kein leichtes Frühtück, die Ironie meiner Überschrift habt Ihr sicherlich durchschaut. Mmmh, wie das Omelette duftet! Obwohl mein Mann Bauchschmerzen hat und deshalb sogar nachts lange wach lag, kann er einem Brötchen mit dem Spezial Omelette nicht widerstehen. Auch ich habe nicht so gut geruht. Die Kinder sind des nächtens zu mir auf die ausgeklappte Sitzecke herunter getragen worden bzw. selbst runter geklettert während mein Mann in den Alkoven flüchtete. Also habe ich die Nacht zum einen damit zugebracht unsere Große vor dem Runterfallen aus dem, wenn auch nur circa 40 Zentimeter hohen, Bett zu bewahren und zum anderen, die Kleine aus der Ritze zwischen Wohnmobilwand und verrutschen Matratzentopper zu ziehen. So unentspannt kann dieses Campen auch mal sein. Ich gebe es ja gerne zu. Aber das gleiche passiert sicherlich nachts vielen Eltern in ihrem richtigen Bett auch, oder? Gebt es doch ruhig zu. Aber die andauernden Bauchschmerzen meines Mannes machen mir nun auch noch Sorgen. Ansonsten hat er nie Magenprobleme. Außerdem hat er stets das gleiche gegessen wie ich.

Obwohl es schon längst nicht mehr regnet wie am Vortag, sieht der Campingplatz Oriental bei Limburg mit seinen in Reih und Glied stehenden Wohnmobile und Zelten immer noch nicht orientalisch aus. Der Abschied fällt uns entsprechend kaum schwer. Wir wollen endlich ins Land der Croissants, Baguettes und des guten Weins! Hoffentlich brauchen wir nicht mehr so lange nach Frankreich.

Bummeln und Eisessen in Maastricht

Zwischenstopp mit Eisessen und Shopping in Maastricht

Doch bevor wir die Grande Nation besuchen, machen wir noch einen Abstecher ins nahe bei Limburg gelegene Maastricht. Die bekannte Universitätstadt ist eine der ältesten Hollands und soll eine lebendige Kulturszene haben. In einer Seitenstraße nahe des kompakten Stadtzentrums finden wir einen Parkplatz mit Parkuhr, wo wir unser großes Gefährt abstellen können. Die Altstadt ist hübsch und es herrscht wenig Autoverkehr, so dass wir mit den Kindern in Ruhe durch die Gassen und zur gotischen Kirche Sint Janskerk schlendern können. Drinnen duftet es herrlich nach Weihrauch und Kerzen leuchten. Unsere Kleinste fragt bei dem Anblick neugierig „Geburtstag?“. Bevor sie die Kerzen runterreißt, weil es keinen Geburtstagskuchen gibt, nehmen wir lieber reisaus.

Mein Mann schleppt sich mühsam voran bis er sich am Hauptplatz in einem der alle um die Mittagszeit gut gefüllten Cafés einen Kräutertee bestellen kann. Derweil bummeln meine beiden kleinen Grazien und ich durch die Einkaufsstraße und bestellen danach in der Eisladenkette namens Pinky (der Name ist auch das optische Programm) eine Kugel Pokemoneis für die Große und Zitrone für die Kleine. Auf dem zentralen Marktplatz setzen wir uns auf die Stufen der Pergola und genießen den Ausblick auf die rundum gelegenen herrschaftlichen Häuser.

Altstadt von Maastricht

Einmal quer durch Belgien bitte

Meinem Mann geht es leider immer noch miserabel, weshalb wir zurück zum Wohnmobil gehen. In unserer Wohnmobilküche bereite ich ihm einen Kräutertee zu und schwinge mich anschließend hinters Steuer. Ich fahre das erste Mal seit längerer Zeit mit unserem Vehikel und das Schalten fällt mir schwer. Mein Mann heult neben mir fast lauter auf als der Motor. Das macht mich noch unsicherer. Als ich uns endlich auf die Autobahn bugsiert habe, ist es einfacher. Das Wohnmobil ist nach ein paar Tagen Fahrt endlich warm gefahren und schafft nun auch satte 120 Kilometer pro Stunde. Es ist der Wahnsinn! Ich bin ganz stolz als ich den ersten Lastwagen überholen und fange auch gleich an zu schimpfen sobald einer komisch fährt, wie mein Gatte es ansonsten zu tun pflegt. Wenn es leicht bergauf geht, verlangsamt sich das Wohnmobil und die Tachonadel fällt auf 70 Kilometer pro Stunde ab. Jammer. Unser Motor ist einfach nicht stark genug für das Gesamtgewicht. Sofort will ich wissen, ob und wie wir unser Gefährt pimpen könnten. Aber das scheint nicht zu funktionieren. Denn dies würde sich auf alle anderen Bereiche auswirken und einen riesigen Aufwand mitsamt Abnahme bedeuten, sagt der Experte neben mir. Zudem wirkt sich eine geringere Leistungsfähigkeit des Motors auf seine Lebensdauer positiv aus, ergänzt der Kenner. Unser Wohnmobil ist also nachhaltig, weil es so niedrig motorisiert länger durchhält. Das ist doch mal was!

Die Fahrt durch Belgien dauert eine gefühlte Ewigkeit. Die Strecke besticht leider nicht durch Abwechslung. Mein Beifahrer schlummert. Hinten ist es auch ruhig. Ich drehe das Radio auf damit ich wach bleibe und verputze eine Tüte Studentenfutter.
Die Autobahnen und Brücken haben hier auch schon mal bessere Zeiten gesehen, fällt mir auf. Wann sind wir endlich daaahaaa, frage ich mich im stillen.

Camping in Houplines

Hoppla, wir sind ja schon in Frankreich

Still und leise erreichen wir endlich Frankreich. Wir steuern Lille an und fahren an riesigen verlassenen Gebäuden vorbei. Allerdings wollen wir heute noch nicht in die Stadt, sondern zuerst auf den Campingplatz „Les Alouttes et L’images“ in Houplines. Der keine 8.000 Einwohner zählende Ort liegt im Département Nord in der Region Hauts-de-France. Es gibt nur diesen einen Campingplatz hier, der allerdings aus zweien zu bestehen scheint. Hotels kann ich auch keine sehen. Auf Tourismus ist man in der Gegend nicht sonderlich ausgerichtet, scheint es.

Unser Navigationsgerät hat echte Probleme den Campingplatz zu finden. Google will uns auf einen Feldweg schicken. Aber darauf fallen wir nicht rein. Pah! Wir drehen so lange die Runden bis wir den Platz für unser Gefährt gefunden haben. Die Landschaft breit sich flach wie ein Crêpes vor uns aus. Ein paar Kühe grasen. Einige Pferde stehen auf der Weide. Ansonsten gibt es nichts zu sehen. Aber wenigstens sind wir endlich in dem Land angekommen, das wir angepeilt haben.

Entspannen auf dem Campingplatz „Les Alouttes et L’images“

Der Campingplatz nimmt uns mit offenen Armen auf, als wir ihn nach etlichen Fahrminuten endlich zwischen den Kühen und Pferden entdeckt haben. Na geht doch. Zehn Minuten Autofahrt entfernt soll sich eine Metrostation von der man Lille befinden, wird mir an der Rezeption erklärt. Wir zahlen um die 40 Euro alles in allem für die eine Nacht, was ich für die Gegend und die Ausstattung des Campingplatzes recht ehrgeizig finde. Es gibt weder Swimmingpool noch eine Einkaufsmöglichkeit.

Zum Ausgleich bekommen wir einen Stellplatz fast für uns ganz allein auf einer riesigen grünen Wiese. Neben uns liegen ein verwaister Tennis- sowie ein Cardiotrainingplatz. Ein Stückchen weiter befindet sich ein künstlicher Fischteich an dem einige Angler ihr Glück versuchen. Hinter uns führt ein Weg an einem winzigen einfachen Spielplatz vorbei zur Sanitärereinrichtung. Ein Plakat dort verrät, dass es während der Tour de France Zeit hier noch teurer ist zu nächtigen. Oh là, là, sage ich da nur. Zum Glück ist die jetzt vorbei.

Das Wetter ist traumhaft und wir flitzen mit unseren Strandspielen draußen herum. Es ist absolut ruhig hier. Die meisten Stellplätze gehören französischen Dauercampern die gerade nicht anwesend sind. Einige mobile Häuser dämmern in der Sonne. Die einzigen die lebhaft sind, sind einige Kaninchen die zur Freude unserer Kinder im Schatten mümmeln bis von selbigen aufgeschreckt werden. Aha, daher überall die kleinen braunen Murmeln auf der ansonsten gepflegten Wiese. Ich erkunde mit den Kindern den Campingplatz während sich mein Mann von seinen Bauchschmerzen zu erholen versucht.

Eine Horde französischer Kinder cruist auf Fahrrädern umher und ältere Madames und Monsieurs gehen mit ihren Fiffis Gassi. Ansonsten ist niemand zu sehen. Wir genießen es an solch entspannten Ort zu sein. Es muss ja nicht immer spektakulär sein. Viel wichtiger ist ja, dass das Wetter schön ist und wir viel Platz haben. Morgen machen wir uns auf nach Lille. Das ist doch ein schöner Plan!

Adressen und weitere Informationen

Camping Les Alouttes et L’images
140 rue Brune – 59116 HOUPLINES

Telefon: +33(0)3.20.35.69.42
Mobil: +33(0)6.81.16.56.82
Mail: campimage@wanadoo.fr
www.campinglille.fr

 

Reise- und Etappenführer für Wohnmobilreisen

Mit dem Wohnmobil in die Niederlande (Womo-Reihe)

Niederlande mit dem Wohnmobil Broschiert

111 Orte in Maastrich, die man gesehen haben muss Taschenbuch

Maastricht: Unterwegs in Europas kleinster Metropole Taschenbuch

„Mit dem Wohnmobil durch die Normandie“ (Womo-Reihe), Taschenbuch

„DuMont direkt Reiseführer Normandie“, Taschenbuch,

„Mit dem Wohnmobil nach Nordfrankreich“ (Womo-Reihe), Taschenbuch,

„Tourenführer Frankreichs Norden mit dem Wohnmobil“,

ADAC Campingführer Südeuropa mit herausnehmbarer Planungskarte

ADAC Stellplatzführer Deutschland/Europa mit zwei herausnehmbaren Planungskarten

Etappenführer France Passion